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{"created":"2022-01-31T15:23:29.116918+00:00","id":"lit18754","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Dam, W. van","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 58: 295-330","fulltext":[{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntnis der Labgerinnung.\nVon\nDr. W. van Dam.\nMit drei Abbildungen.\n(Der Redaktion zugegangen am 18. Dezember 1908.)\nEs kommt hier und da vor, da\u00df die Milch mancher K\u00fche regelm\u00e4\u00dfig oder von Zeit zu Zeit nicht oder nur schlecht nach Zusatz von Lab gerinnt. Um die Ursache dieser Erscheinung zu finden, wurden die nachstehenden Untersuchungen ausgef\u00fchrt.\nEs ist eine schon lange bekannte Tatsache, da\u00df durch Zusatz l\u00f6slicher Calciumsalze zu Milch deren Gerinnungsdauer bedeutend verk\u00fcrzt wird. Setzt man nun diese Verbindungen nicht gerinnender Milch zu, dann kann man in der Regel wieder eine normal koagulierende Fl\u00fcssigkeit bekommen. Daraus folgt also, da\u00df die Ursache der Erscheinung sehr wahrscheinlich nicht auf Abweichungen in der Zusammensetzung der Milch in bezug auf Eiwei\u00df, besonders Casein, zur\u00fcckzuf\u00fchren ist. Es lag nahe, ein Fehlen l\u00f6slicher Kalksalze in dieser Milch anzunehmen, aber die fr\u00fcher von Ott de Vries und Boekhout1) ausgef\u00fchrten Analysen sprechen nicht daf\u00fcr, denn der Unterschied von den Zahlen, die f\u00fcr die normale Milch gelten, war so gering, da\u00df die Abweichung diesem schwerlich zugeschrieben werden konnte.\nWelche Ver\u00e4nderung vollzieht sich nun in der Milch nach Zusatz von Kalksalzen? Erstens wird, wie bekannt, aber nach meiner Ansicht noch nicht gen\u00fcgend erkl\u00e4rt ist,2) der S\u00e4ure-\n4) Landwirtsch. Versuchsstat., Bd. LY, S. 221 (1901).\n2) Die Erkl\u00e4rung von de Jager, Tydschr. v. Gen. 1897, S. 253, halte ich f\u00fcr nicht gen\u00fcgend, so lange die Gleichgewichte der von ihm angegebenen Reaktionen nicht genau untersucht sind.","page":295},{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"296\nW. van Dam,\ngrad, d. h. die Anzahl Kubikzentimeter Lauge von bestimmter St\u00e4rke, die n\u00f6tig ist, um 100 ccm Milch gegen\u00fcber Phenolphthalein zu neutralisieren, vermehrt. Zweitens wird ein Teil der Kalksalze in eine durch ein Chamberlandfilter nicht filtrierbare Form \u00fcbergef\u00fchrt.1) Nach der allgemeinen Auffassung \u00fcber den Gerinnungsproze\u00df kann dieser Teil aber nicht von Einflu\u00df auf den Proze\u00df sein.\nMeine Untersuchung ist nun in ihrem ersten Teil haupts\u00e4chlich eine Studie \u00fcber den S\u00e4uregrad der Milch und den Zusammenhang, der zwischen ihm und der Gerinnungszeit besteht.\nIn der Milchchemie zog man bis jeM nur den potenziellen S\u00e4uregrad in Betracht, d. h. die Menge Lauge, die f\u00fcr die Neutralisation eines bestimmten Volumens Milch n\u00f6tig ist. Die Versuche, zwischen diesem und der Gerinnungszeit einen Zusammenhang zu finden, haben kein Resultat gezeitigt. Das ist nicht besonders auff\u00e4llig, wenn man bedenkt, da\u00df bei gleichem potenziellem S\u00e4uregrad zweier Fl\u00fcssigkeiten der Gehalt an Wasserstoffionen, der aktuelle S\u00e4uregrad also, keinesfalls derselbe zu sein braucht. Nach den neueren Ansichten kann aber angenommen werden, da\u00df, wenn die Acidit\u00e4t auf die Gerinnungszeit von Einflu\u00df ist, es die Wasserstoffionen sind, die diesen Einflu\u00df aus\u00fcben. Um bei der Suche nach einem Zusammenhang zwischen S\u00e4uregrad und Gerinnungszeit Aussicht auf Erfolg zu haben, mu\u00dfte also der aktuelle S\u00e4uregrad bestimmt werden.\nVon den verschiedenen Methoden, die man zur Bestimmung des H-Ionengehaltes einer Fl\u00fcssigkeit anwenden kann, konnte in diesem Falle nur jene in Betracht kommen, bei der dieser Gehalt durch die Bestimmung der elektromotorischen Kraft einer Konzentrationskette gefunden wird; denn das ist die einzige, bei der die Milch v\u00f6llig intakt bleibt. Zusatz von Chemikalien mu\u00dfte vermieden werden. Die wenig g\u00fcnstigen Ergebnisse, die Hob er2) bei Anwendung dieser Methode zur Bestimmung der Hydroxylionen im Blut erzielte, schreckten mich anf\u00e4nglich davon ab. Auch lieferte das Verfahren von\n4) Ott de Vries und Boekhout, loc. cit.\n2) Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. LXXXI, S. 522 (1900).","page":296},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntnis der Labgerinnung.\n297\nFraenkel1) mit Palladiumelektroden sehr unzul\u00e4ngliche Re^ sultate, jedoch gl\u00fcckte es mir, nach einigem Experimentieren mit \u00e4u\u00dferst d\u00fcnn platinierten Goldelektroden gute Resultate zu erzielen, und zwar in so kurzer Zeit, wie es f\u00fcr die geplante Untersuchung n\u00f6tig war.\nIch gebrauchte die bekannte Kompensationsmethode Poggendorffs, wobei ein Dekadenrheostat und ein Leclansch\u00e9-element verwandt wurden, w\u00e4hrend ein vertikales Kapillarelektrometer als Nullinstrument diente. Standardelement war ein vor drei Jahren angefertigtes Westonelement. Da ich kein kontrolliertes Normalelement zur Verf\u00fcgung hatte, machte ich mit Chemikalien einer anderen Fabrik ein zweites Weston, das von dem andern um 0,3 M. V. verschieden war. Die folgende\nKette wurde gemessen:\nH | 0,005 HCl | NaCl 1 Milch | H.\nUm die Fl\u00fcssigkeitspotenziale soviel wie m\u00f6glich zu vermeiden, wurde der Salzs\u00e4ure ein \u00dcberschu\u00df an Kochsalz zugesetzt, 2) dessen Konzentration durch ann\u00e4hernde Berechnung der Ionenkonzentration aus der Leitf\u00e4higkeit des Milchserums bestimmt wurde.3) F\u00fcr Milch ohne Zusatz von Chemikalien wie Salzs\u00e4ure oder Lauge wurden 0,29 \u00b0/o NaCl gebraucht. Dadurch konnte die Ionenkonzentration aus der gefundenen elektromotorischen Kraft mit folgender vereinfachter Gleichung\nC\nE = R T. log p1 berechnet werden.\nC2\nUm den Gehalt der Milch an Wasserstoff-Ionen zu \u00e4ndern, wurde Salzs\u00e4ure oder Lauge zugesetzt und in \u00dcbereinstimmung damit die Elektrolytkonzentration ge\u00e4ndert.4) Durch wiederholte Messungen an ein- und derselben Probe \u00fcberzeugte ich\n0 Pfl\u00fcgers Arphiv, Bd. XCVI, S. 601 (1905).\n2)\tNernst, Theoretische Chemie, 4. Aufh, S. 700.\n3)\tEigentlich h\u00e4tte eine Mischung von Kaliumchlorid und Natriuim-chlorid gebraucht werden m\u00fcssen, um eine Fl\u00fcssigkeit zu bekommen, die soviel wie m\u00f6glich mit dem Serum in osmotischem Gleichgewicht ist. Vergleichende Messungen zeigten mir jedoch, da\u00df ohne Schwierigkeit Natriumchloridl\u00f6sungen genommen werden konnten.\n4)\tBei Zusatz von Chlorcalcium oder Salzs\u00e4ure zu der M\u00fcch wurde der Kochsalzl\u00f6sung auch CaCl2 zugesetzt.","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"298\nW. van Dam,\nmich nat\u00fcrlich von der vollst\u00e4ndigen \u00dcbereinstimmung der Resultate untereinander, w\u00e4hrend obendrein von Zeit zu Zeit eine Bestimmung mit Salzs\u00e4ure zur Kontrolle des ganzen Instrumentariums vorgenommen wurde.\nZur Feststellung, ob sich bei der nicht gerinnenden Milch eine Abweichung im Gehalt von H-Ionen zeigen w\u00fcrde, untersuchte ich Proben von verschiedenen K\u00fchen der mit der hiesigen Versuchsstation verbundenen Versuchs Wirtschaft, um zu sehen, zwischen welchen Grenzen sich die Konzentrationen bewegen.\nBei 12 Proben wurden die folgenden Werte gefunden:\nTabelle I.\nH-Ionengelialt gut gerinnender Milch. 0,16 X 10 \u2014 6 norm. 0,15 X 10\u20146 norm.\n0,15\n0,16\n0,19\n0,14\n0,32\n0,21\n0,23\n0,14\n0,23\n0,22\nDiese Werte bewegen sich also zwischen 0,14 und 0,32 X IO-6 Normals\u00e4ure; bei zwei Proben nicht gerinnender Milch wurden gefunden: 0,16 und 0,22 X IO\u201c6, woraus folgt, da\u00df Mangel an H-Ionen nicht als die Ursache der abweichend en Eigenschaften dieser Proben angesehen werden kann.\nWas die Gr\u00f6\u00dfe selbst betrifft, so sieht man, da\u00df sie sich dem Wasserstoff-Ionengehalt reinen Wassers, der bei 18\u00b0 C. 0,08 X 10~6 norm, betr\u00e4gt, n\u00e4hert. Der aktuelle S\u00e4uregrad der Milch ist demnach ungef\u00e4hr 100000 mal kleiner als der potenzielle.\nMacht man sich nun eine L\u00f6sung von ungef\u00e4hr gleichen Teilen Vio-norm. Mono- und Binatriumphosphat, dann findet man in dieser Fl\u00fcssigkeit ungef\u00e4hr dieselbe Anzahl H-Ionen, die bei der Milch gefunden wurden. Daraus kann man aber keinen Schlu\u00df auf die Zusammensetzung des Serums ziehen, denn au\u00dfer den Phosphaten sind noch andere Wasserstoffverbindungen teilweise dissoziiert, z. B. das Eiwei\u00df.\nNach diesem Resultat lag es nahe, die Rolle, die die","page":298},{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntnis der Labgerinnung.\n299\nKalksalze bei dem Gerinnen spielen, n\u00e4her za untersuchen; durch Zusatz von Chlorcalcium konnte nicht gerinnende Milch beinahe immer normal koagulierend gemacht werden. Die allgemeine Ansicht hier\u00fcber ist die, da\u00df die Gerinnungszeit zun\u00e4chst von der Menge der in der Milch aufgel\u00f6sten Kalksalze abh\u00e4ngt. Reichel und Spiro1) kamen zu dem Schlu\u00df, da\u00df nicht die Kalksalze als solche, sondern die Anzahl der Calcium-Ionen f\u00fcr die Zeit des Gerinnens ma\u00dfgebend w\u00e4re (bei \u00fcbrigens gleichen Verh\u00e4ltnissen nat\u00fcrlich). Das schnellere Gerinnen bei Zusatz von etwas S\u00e4ure zu der Milch wurde daher auch den sich l\u00f6senden Kalksalzen zugeschrieben.2) Ott de Vries und Boekhout3) haben aber darauf hingewiesen, da\u00df auch der S\u00e4uregrad als solcher eine Rolle spielt. Sie fanden n\u00e4mlich, da\u00df gekochte Milch, die einige Zeit mit Kohlens\u00e4uregas behandelt war, gut gerann, w\u00e4hrend nach dem Auspumpen des C02 kein Gerinnen mehr eintrat. Der Gehalt an l\u00f6slichen Kalksalzen war bei dem Auspumpen nicht nennenswert gefallen.\nVom physikalisch-chemischen Standpunkt aus scheint also aus diesem Experiment hervorzugehen, da\u00df die H-Ionen die Labwirkung beeinflussen ; dies ist eine auch bei andern Enzymen wahrgenommene Erscheinung. Bekannt ist z. B., da\u00df die Schnelligkeit der Pepsinverdauung von Eiwei\u00df von der Menge der H-Ionen abh\u00e4ngt.\nUm also die Wirkung der Kalksalze bei dem Gerinnen n\u00e4her kennen zu lernen, war es zun\u00e4chst n\u00f6tig, den Zusammenhang zwischen dem Gehalt an H-Ionen und Gerinnungszeit zu untersuchen. Hierbei ergibt sich aber die Schwierigkeit, da\u00df man den Gehalt der Milch an H-Ionen nicht \u00e4ndern kann,\nohne gleichzeitig auch die Ca-Ionen in der Fl\u00fcssigkeit zu \u00e4ndern.\n\u2666 \u2022\nDurch einen Kunstgriff gl\u00fcckte es mir, den durch die \u00c4nderung in der Menge der Ca-Ionen ge\u00fcbten Einflu\u00df beinahe ganz au&-zuschalten. Schon im Jahre 1877 hat Hammarsten4) darauf\n*) Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. VII, S. 478 (1905).\n2)\tS\u00f6ldner, Landw. Versuchsstat., Bd. XXXV, S. 352 (1888).\n3)\tEbenda.\n4)\tZur Kenntnis des Caseins und der Wirkung des Labfermentes.","page":299},{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"300\nW. van Dam,\nhingewiesen, da\u00df man bei dem Gerinnungsproze\u00df mit zwei wohl voneinander zu unterscheidenden Faktoren zu tun hat, n\u00e4mlich der Umsetzung des Caseins in Paracasein und danach mit der Pr\u00e4zipitation des Paracaseinkalks, der Gerinnungserscheinung also, die wahrgenommen wird. Das letztere findet auch nach den Versuchen von Hammarsten nur statt, wenn Kalkverbindungen vorhanden sind; der erstere Umsetzungsproze\u00df kann dagegen eintreten, auch wenn die Kalksalze v\u00f6llig fehlen. Aus der Tatsache, da\u00df das Gerinnen um so eher eintritt, je mehr Kalksalze vorhanden sind, zieht Hammarsten also den Schlu\u00df, da\u00df die Kalksalze auch auf. den fermentativen Proze\u00df Einflu\u00df haben. Das braucht, glaube ich, keineswegs der Fall zu sein. Meiner Ansicht nach sagt L\u00f6rcher auf Grund seiner Untersuchungen1) ganz richtig:\n\u00abDa\u00df die Kalksalze nur durch Ausf\u00fcllung des Paracaseins beschleunigend wirken, ist durch diese Versuche nicht widerlegt ; da\u00df die Kalksalze den Proze\u00df der Umformung des Caseins durch Lab beschleunigen, nicht bewiesen. Da wir also nur bestimmt wissen, einmal, da\u00df die Kalksalze (innerhalb gewisser Grenzen) die Labgerinnung beschleunigen, zum andern, da\u00df sie bei der Ausf\u00e4llung des Paracaseins beteiligt sind, weiter aber nichts, so hat die Hypothese, da\u00df die Kalksalze durch ihre ausf\u00e4llende Wirkung gerinnungsbeschleunigend wirken, am meisten f\u00fcr sich.\u00bb\nIch bin nun folgenderma\u00dfen zu Werke gegangen:\nVon einer Probe gemengter Milch wurden einige Portionen durch Zusatz von Salzs\u00e4ure und von Kaliumhydroxyd auf verschiedenen Gehalt an H-Ionen gebracht, und dabei achtete ich nat\u00fcrlich darauf, da\u00df das Volumen bei allen dasselbe war; der Gehalt an l\u00f6slichen Kalksalzen war dann also bei den verschiedenen Portionen nicht derselbe. Zun\u00e4chst wurde nun so schnell wie m\u00f6glich der Gehalt an H-Ionen in den verschiedenen Fl\u00fcssigkeiten bestimmt. Da ich 5\u20146 Bestimmungen t\u00e4glich machen konnte, war dies m\u00f6glich, ohne f\u00fcrchten zu m\u00fcssen, da\u00df eine Vermehrung der H-Ionen durch Bildung von Milchs\u00e4ure eintreten w\u00fcrde. Um aber ganz sicher zu\n*) Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. LXIX, S. 141.","page":300},{"file":"p0301.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntnis der Labgerinnung.\n301\ngehen, wurde die zuerst untersuchte Fl\u00fcssigkeit gegen Abend noch einmal behandelt, wobei nicht die geringste Vermehrung zu konstatieren war. Gleichzeitig wurden nun die Gerinnungszeiten bestimmt, aber nicht, wie es gew\u00f6hnlich geschieht, denn dann w\u00e4re es wegen des ge\u00e4nderten Gehaltes l\u00f6slicher Kalksalze unm\u00f6glich gewesen, einen Schlu\u00df auf den Einflu\u00df der H-Ionen zu ziehen. Um diese Schwierigkeiten zu vermeiden \u2014 schon oben wurde darauf hingedeutet \u2014, wurde die Gerinnungszeit bestimmt bei einem gro\u00dfen \u00dcberschu\u00df an l\u00f6slichen Kalksalzen und zwar einem so gro\u00dfen, da\u00df im Vergleich damit bei den durch Zusatz von HCl und KOH zubereiteten Proben der Gehalt an Kalksalzen sehr klein war. Das Lab wirkte aber auf die Portionen, denen noch kein \u00dcberschu\u00df an Kalksalzen zugesetzt war. Nachdem die Wirkung einige Zeit gedauert hatte, war ein bestimmter Moment festzustellen,, bei dem eine bestimmte Menge Chlorcalcium unmittelbar Pr\u00e4zipitation ergab, w\u00e4hrend dies ein paar Sekunden vorher nicht der Fall war.\nEin Beispiel mit den gefundenen Zahlen soll dies anschaulich machen.\nEine der Portionen, z. B. die, der so viel Salzs\u00e4ure zugesetzt war, wie 10 ccm Vio norm, per 100 ccm Milch entsprach (die Konzentrationen der S\u00e4ure und der Lauge wurden so gew\u00e4hlt, da\u00df 1 ccm per 25 ccm zugesetzt wurde, um zu starker Verd\u00fcnnung vorzubeugen), wurde auf 6 bis 7 weite B\u00f6hren verteilt, die in einen Thermostaten von Ostwald gestellt wurden. In jede Bohre wurden 25 ccm pipettiert. Sechs andere Reagierr\u00f6hren, in jeder 1 ccm Labl\u00f6sung, wurden ebenso in das Bad getan und nach einigen Minuten wurden die ersten 25 ccm auf einmal in eine R\u00f6hre mit Lab gegossen (nicht umgekehrt!). F\u00fcr die Wirkung wurden einige Sekunden \u2014 genau nach einem Chronometer 'berechnet \u2014 Zeit gelassen, dann der oben erw\u00e4hnte \u00dcberschu\u00df CaCl2 (in 1 ccm aufgel\u00f6st) hineingeblasen und schlie\u00dflich die Zeit bestimmt, welche von diesem Moment an bis zum Eintreten der Gerinnung verstrich. Dasselbe wurde nun mit der zweiten R\u00f6hre getan, wobei aber bis zum Zusetzen von CaCl2 etwas l\u00e4nger gewartet wurde, soda\u00df jetzt nach k\u00fcrzerer Zeit die Gerinnung eintrat. Indem ich so fortfuhr, konnte","page":301},{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"302\nW. van Dam,\nschlie\u00dflich der Zeitpunkt bestimmt werden, bei dem nach Zusatz des Chlorcalciums unmittelbar die Gerinnung sich zeigte.\n1.\tNach 20\" Labeinwirkung CaCl2 zugesetzt, Gerinnung nach\t25\"\n2.\t\u00bb\t40\"\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t1211\n3.\t\u00bb\t60\"\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t3\"\n4.\t\u00bb\t70\"\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0\"\n5.\t\u00bb\t65 \"\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t111\nNach 65\u201470\u201c war also unter dem Einflu\u00df des Labs der Zustand eingetreten, da\u00df eine bestimmte CaCl2-L\u00f6sung das Paracasein unmittelbar f\u00e4llte.\nGenau so wurde nun bei den \u00fcbrigen Portionen mit anderem H-Ionengehalt verfahren und dadurch wurde also der Einflu\u00df der Kalksalze ausgeschaltet.\nDie untenstehende Tabelle (II) gibt das Resultat an.\nTabelle II.\nZusatz pro 100 ccm Milch\tC-H X 106\tT (in Sekunden)\n7,5 ccm Vto-n-HCl\t0,48\t40\u2014 44\n2,5 \u00bb\t0,24\t72\u2014 75\n2,5 \u00bb Vio-n-KOH\t0.12\t145\u2014150\n10 \u00bb \u00bb\t0,034\t400-410\nStellen wir dieses Resultat graphisch dar, dann bekommen wir:\nWir finden also folgenden einfachen Zusammenhang : Die Gerinnungsgeschwindigkeit ist dem Gehalte an Wasserstoff-Ionen, proportional, oder anders ausgedr\u00fcckt: Die Gerinnungszeit ist umgekehrt proportional mit dem Gehalt an Wasserstoff-Ionen.","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntnis der Labgerinnung.\n303\nDiese Versuche wurden dreimal wiederholt, stets mit demselben Resultat. Es wurde jedoch \u2014 darauf sei hier noch einmal hingewiesen \u2014 von der Annahme ausgegangen, da\u00df die geringe Menge gel\u00f6ster Kalksalze in der Milch auf den Umsetzungsproze\u00df des Caseins von keinem Einflu\u00df ist. Hierf\u00fcr spricht noch das folgende. Wenn man die nach dem oben\nbeschriebenen Verfahren bestimmten Gerinnungszeiten mit denen\n\u2022 \u00bb\nvergleicht, welche man bekommt, wenn direkt der Uberschu\u00df an CaCl2 zugesetzt wird, also vor der Vermischung mit Lab, dann ist ersichtlich, da\u00df f\u00fcr die Milch mit h\u00f6herem H-Ionen-gehalt der Unterschied in der Gerinnungszeit ungef\u00e4hr Null ist; f\u00fcr geringe Konzentrationen ist dieser sehr gro\u00df, z. B.:\nTabelle III.\nPer 100 ccm Milch zugesetzt\tT. Direkt CaCl2 (4\u00b0/oo)\tFr\u00fcher gefunden\n1.\t7,5 ccm Yio-n-HCl\t44\"\t40\u2014 44\n2.\t2,5 \u00bb\t>\t50\"\t72\u2014 75\n3.\t2,5\t\u00bb Yio-n-KOH\t56\"\t145\u2014150\n4. 10\t\u00bb\t\u00bb\t68\"\t400\u2014410\nEs geht also daraus hervor, da\u00df bei 1 kein nennenswerter Unterschied in der Gerinnungszeit wahrgenommen wurde ; gleichg\u00fcltig ist hier, ob man das Chlorcalcium vor der Labeinwirkung zusetzt oder sp\u00e4ter. Bei 2, 3 und 4 sieht man stets gr\u00f6\u00dfere Unterschiede eintreten. Diese Erscheinung findet nun eine sehr einfache Erkl\u00e4rung dadurch, da\u00df der Zusatz von CaCl2 den Gehalt an H-Ionen \u00e4ndert, wie Tabelle IV zeigt.\nTabelle IV.\nZugesetzt CaCl2 \u00b0/oo\tC-HX106\n0\t0,17\n0,1\t0,18\n0,5\t0,28\n1\t0,34\n2\t0,58\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. LVIII.\t21","page":303},{"file":"p0304.txt","language":"de","ocr_de":"304\nW. van Dam,\nBei Zusatz von 2 \u00b0/oo CaCl2 sehen wir also, da\u00df der Gehalt an H-Ionen drei bis viermal gr\u00f6\u00dfer wird. Dies ist jedoch nicht mehr der Fall, wenn vorher etwas HCl der Milch zuge-setzt wird, wie die folgende Messung zeigt:\nTabelle V.\nZugesetzt ^io-n-HCl per 100 ccm Milch\tr Direkt CaCl2 2 \u00b0/oo\tr. Sp\u00e4ter CaCl2 2 \u00b0/oo\tC.hX106 ohne CaCl2\tc-HXi\u00b0\u00ab mit CaCl.,\n0\t36\"\t73\"\t0,16 $\t0,51\n0\t38\"\t;\t45\"\t\t\u2014\n15\t24\" i t\t26\"\t1,13\t1,63\nDurch Zusatz des CaCl2 sehen wir also bei der nicht anges\u00e4uerten Milch den Gehalt an H-Ionen wieder drei- bis viermal gr\u00f6\u00dfer werden, bei der anges\u00e4uerten Milch dagegen nur von 1,13 bis 1,63 steigen. Bei der Milch ohne HCl wirkt also das Lab in dem einen Falle in einem Medium mit drei-bis viermal mehr H-Ionen als in dem andern ; das erkl\u00e4rt den gro\u00dfen Unterschied in der Gerinnungszeit. Wenn HCl vorher zugesetzt ist, dann ist die relative Zunahme der H-Ionen durch Zusatz von CaCl2 klein, und wir sehen sich die Gerinnungszeiten einander n\u00e4hern. Da\u00df hier f\u00fcr Gerinnungszeit und H-Ionen keine umgekehrte Proportion gefunden wird, ist auch erkl\u00e4rlich.\nWie n\u00e4mlich Zusatz von Kochsalz, Kaliumchlorid und anderen Salzen der Labwirkung entgegenwirkt, so kann man dasselbe von dem Chlorcalcium erwarten. So fand ich bei Milch, der 15 ccm Mio-n-HCl per 100 ccm zugesetzt war:\nDirekt CaCl2 (4\u00b0/oo) :\tSp\u00e4ter:\n24 Sekunden.\t20 Sekunden.\nHier \u2014 wo das Lab bei Vorhandensein von viel CaCl2 einwirkte, also bei h\u00f6herem H-Ionengehalt \u2014 war die Gerinnungszeit deutlich l\u00e4nger als ohne jenen Zusatz. Der hemmende\nEinflu\u00df des CaCI2 war hier st\u00e4rker als der beschleunigende der H-Ionen.\nEs ist unn\u00f6tig, noch besonders zu besprechen, wie die bei","page":304},{"file":"p0305.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntnis der Labgerinnung.\n305\nanderen Untersuchungen1) erzielten Resultate sehr einfach durch obige Darlegung erkl\u00e4rt werden k\u00f6nnen. Nachdem einmal die Abh\u00e4ngigkeit des Gerinnungsprozesses von dem Gehalt an H-Ionen gefunden war, konnte n\u00e4her untersucht werden, welche\nRolle die l\u00f6slichen Kalksalze spielen.\nEin paar vorl\u00e4ufige Proben ergaben mit Wahrscheinlichkeit, da\u00df bei Zusatz von S\u00e4ure zu der Milch die Beschleunigung des Gerinnens ausschlie\u00dflich oder beinahe ausschlie\u00dflich eine Folge der Ver\u00e4nderung der H-Ionen ist und also nicht oder so gut wie nicht von der Zunahme der l\u00f6slichen Kalksalze herr\u00fchrt. Es wurden folgende Versuche gemacht:\nEine Quantit\u00e4t Milch wurde in 5 gleiche Teile geteilt ; jeder Portion wurde wieder eine bestimmte Menge HCl zugesetzt und der aktuelle S\u00e4uregrad zugleich mit der Gerinnungszeit bestimmt. Au\u00dferdem wurde noch von jeder Portion der l\u00f6sliche Kalk- und Phosphors\u00e4uregehalfe festgestellt. (Warum das letztere getan wurde, ist weiter unten zu ersehen.) Zu diesem Zwecke wurde die Milch durch ein Chamberlandfilter unter einem Druck von 6 Atmosph\u00e4ren filtriert. Um 50 ccm Filtrat zu bekommen, mu\u00dfte drei Stunden lang filtriert werden, soda\u00df es n\u00f6tig war, die verschiedenen Fl\u00e4schchen in Eis auf-zubewahren. 36 Stunden nach dem Melken war die letzte Menge filtriert. Von wahrnehmbarer S\u00e4urebildung war bei den getroffenen Vorsichtsma\u00dfregeln nach jener Zeit noch nichts zu sp\u00fcren. In Tabelle VI sind die Resultate zusammengestellt.\nIn der 4. Kolumne sind die Gerinnungszeiten angegeben und zwar berechnet aus den gefundenen Konzentrationen der H-Ionen unter der Annahme, da\u00df die l\u00f6slichen Kalksalze keinen Einflu\u00df aus\u00fcben. Abgesehen von der h\u00f6chsten Konzentration ist die \u00dcbereinstimmung ausgezeichnet.\nDies Resultat k\u00f6nnte also zu der Folgerung berechtigen, da\u00df der Gehalt an l\u00f6slichen Kalksalzen keinen Einflu\u00df auf die Gerinnung aus\u00fcbt; eine Auffassung also, die vollkommen der\n1> Z. B. Arthus et Pag\u00e8s, Arch, de Physiologie, Bd. XXII, S. 531 und 540. \u2014 L\u00f6rcher, Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. LXIX, S. 141.\n21*","page":305},{"file":"p0306.txt","language":"de","ocr_de":"306\nW. van Dam,\nAnsicht widerspricht, die man \u00fcber die Rolle dieser Salze allgemein hat. ^\nTabelle VI.\nVio-n-HCl per 100 ccm Milch\tC-HX i\u00df6\tT. (in Sekunden)\t\tmg CaO per 100 ccm Serum\tmg PA per 100 ccm Serum\tAtome Ca aufgel\u00f6st\n\t\t\t\t\t\tMolek\u00fcl PA aufgel\u00f6st\n\t\tGef.\tBer.\t\t\t\n0\t0,16\t145\t\t\t\t48\t88,6\t\no\t0,40\t56\t58\t61,4\t107 M\t1,8 : 1\n10\t0,67\t33\t35\t-* 2)\t-2)\t-2)\n15\t1\t23\t23\t83,8\t123\t2,7:1\n20\t1,73\t22\t13\t101,1\t131\t3,2: 1\nDie hier mitgeteilten Resultate bilden aber meiner Meinung nach ein so starkes Argument gegen diese Auffassung, da\u00df ich mich gen\u00f6tigt sah, die Gr\u00fcnde, welche daf\u00fcr angef\u00fchrt werden, einen nach dem andern n\u00e4her zu untersuchen.\n1. Zusatz von Chlorcalcium zu Milch verk\u00fcrzt betr\u00e4chtlich die Gerinnungszeit.\nDurch diese Tatsache schon allein ist man dazu gekommen, in den l\u00f6slichen Kalksalzen die Ursache davon zu sehen. So sind, wie schon gesagt wurde, Reichel und Spiro3) auf Grund einer ausf\u00fchrlichen Untersuchung zu dem Schlu\u00df gekommen, da\u00df die Gerinnungszeit eine Funktion des Gehaltes an Calciumionen ist. Sie gingen auf folgende Weise zu Werke.\nEinem bestimmten Volumen Milch wurde 1 ccm CaCl2 L\u00f6s. von verschiedenen Konzentrationen zugesetzt und die Gerinnungszeit bestimmt, wobei die in Tabelle VII angegebenen Werte gefunden wurden.\nIn der dritten Kolumne sind die Werte des Produktes (p + 0,6) T., worin p = CaCl2-Gehalt und T. die Gerinnungszeit ist, angegeben. Wie man sieht, ist dies Produkt f\u00fcr nicht\n*) Eine ausgezeichnete \u00dcbersicht \u00fcber den Gegenstand gibt Fuld, Ergebnisse der Physiologie, Bd. I (1902), S. 468.\n2)\tAnalyse mi\u00dflungen.\n3)\tEbenda, vgl. auch Arrhenius, Immuno-chemie, S. 48.","page":306},{"file":"p0307.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntnis der Labgerinnung.\n307\nzu hohe Konzentrationen ungef\u00e4hr konstant. Die Zahl 0,6, die p hinzugef\u00fcgt werden mu\u00df, um die konstanten Werte zu bekommen, mu\u00df dann nach den genannten Untersuchungen aufgefa\u00dft werden als die Menge Calcium-Ionen (als CaCl2 berechnet), die in der Milch, ohne Zusatz vonCaCl2, vorhanden sind.\nTabelle VII.\nI CaCl2 o/oo l\tT. (in Sekunden)\t(P + 0,6) T.\n1 o\t;\t48\t28,8\n0,05\t45,6\t29,6\n0,1 1\t41,6\t29.1 /\n0,2\t36\t28.8\n0.5\t26,4\t29,0\n1\t18,2\t29,1\n2\t11\t28,6\n5\t7,4\t41,4\n10\t9.2 \u2713\t97,5\n20\t15\t309 \u00ee\nBei der Annahme eines l\u00f6slichen CaO-Gehaltes von 0,08 \u00b0/o (nach S\u00f6ldner) w\u00e4ren 37\u00b0/o der Kalksalze dissoziiert.1) Nimmt man die von Reichel und Spiro selbst angegebene Zahl, n\u00e4mlich 0,05 \u00b0/o,2) dann werden 60\u00b0/o gefunden.\nStellt man ihr Resultat graphisch dar, dann bekommt man folgende Linie (s. Fig. auf S. 308).\nReichel und Spiro schlie\u00dfen daraus also:\nDie Gerinnungszeit ist umgekehrt proportional dem Gehalt an Calcium-Ionen.\n1)\tReichel und Spiro geben 60\u00b0/u an. Das mu\u00df auf einem Irrtum beruhen, denn in der Abhandlung von S\u00f6ldner, Versuchsstation 35 (seine Dissertation war mir nicht zur Verf\u00fcgung) fand ich die oben angegebene Zahl 0,08 \u00b0/o CaO.\n2)\tDie Zahl von S\u00f6ldner ist die h\u00f6chste, die in der Literatur vorkommt. Duclaux, Ott de Vries und Boekhout geben \u00fcbereinstimmend 0,05 \u00b0/o. Diese Zahl habe ich selbst wiederholt gefunden.","page":307},{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"308\nW. van Dam.\nHierbei wird aber nicht mit der Tatsache gerechnet, da\u00df von dem der Milch zugesetzten Chlorcalcium ein Teil in unl\u00f6slichen Zustand \u00fcbergeht; bei diesem Teil kann also nicht mehr von Ionen gesprochen werden.\nZweitens \u00e4ndert sich der H-Ionengehalt in der Fl\u00fcssigkeit : auch das m\u00fc\u00dfte in Betracht gezogen werden.\nDer Schlu\u00df, den diese Forscher ziehen, ist also nicht gerechtfertigt. Der regelm\u00e4\u00dfige Verlauf der von ihnen gefundenen Linie ist aber kaum einem Zufall zuzuschreiben. Um \u00fcber ihr Resultat mir Klarheit zu verschaffen, habe ich untersucht, welcher Teil des zugesetzten Chlorcalciums bei den verschiedenen von ihnen gebrauchten Konzentrationen in die unl\u00f6sliche Form \u00fcbergeht. Dazu wurden wieder einige Portionen von derselben Milchprobe mit verschiedenen Mengen CaCl2 vermengt, so schnell wie m\u00f6glich durch ein Chamberlandfilter filtriert und in dem Filtrat der Kalkgehalt bestimmt.\nDurch ein paar Proben \u00fcberzeugte ich mich, da\u00df das Chlor quantitativ in das Serum \u00fcbergeht. Tabelle VIII gibt die Resultate an.\nTabelle VIII.\n%0 CaCl2\n0\n0.5\nJ\n1,0\n1,5\n2.0\nmg CaO per 100 Serum\n48.0\n/\n66.0 72,8 83,7\n108,0\n; | \u2014\nj Festgelegt CaO j Festgelegte \u00b0/o von\nj per 100 Serum I zugef\u00fcgtem CaCL>\n1 j\t\n7.0 /\t56.0 /\n25,2\t50,4\n39,3\t;\t52,4\n40,0\t40,0\nAus dieser Tabelle ist also ersichtlich, da\u00df + 50\u00b0/o des","page":308},{"file":"p0309.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntnis der Labgerinnung.\n309\nzugesetzten Chlorcalciums in den unl\u00f6slichen Zustand \u00fcbergeht. Auf welche Weise die Calcium-Ionen gebunden werden, ist nicht mit Sicherheit zu sagen, aber es liegt auf der Hand, eine teilweise Bindung an das Casein anzunehmen. Auffallend ist\nnoch, da\u00df bei den h\u00f6heren Konzentrationen -J- CaCl2 (2 \u00b0/oj\nbeinahe nicht mehr Calciumionen gebunden werden, als f\u00fcr die Menge von l,50'oo. Ich komme noch darauf zur\u00fcck.\nSetzt man dem Serum Chlorcalcium zu, dann entsteht eine Tr\u00fcbung; es schien mir wichtig, zu untersuchen, wieviel CaO auch in diesem Falle festgelegt wurde, damit ich \u00fcber die Menge, die von den kolloidal gel\u00f6sten Stoffen der Milch gebunden wird, auch n\u00e4heren Aufschlu\u00df bekam. Bei den kleineren Konzentrationen aber (0,5 und 1) war die Fl\u00fcssigkeit von dem Niederschlag nicht zu trennen : die Abscheidung war sehr gering. Bei 1,5 und 2\u00b0,'o wurde niedergeschlagen CaO per 100 Serum resp. 15 und 20 mg. Hierdurch ist aber noch keineswegs festgestellt. da\u00df bei Zusatz des CaCl, zu der Milch auch 15 und 20 mg CaO auf Rechnung des Serums kommen.\nBei der Oxalatmilch :, von der sp\u00e4ter die Rede ist, wird dies n\u00e4her erl\u00e4utert : die gr\u00f6\u00dfte Menge des festgelegten CaCU ist wahrscheinlich an das Casein gebunden.\nZieht man dieses Resultat in Betracht, dann ist ersichtlich. da\u00df die Schl\u00fcsse von Reichel und Spiro schon allein deswegen nicht richtig sind, noch ganz abgesehen von der Ver\u00e4nderung der Wasserstoff-Ionen. Aber au\u00dferdem geht daraus hervor, da\u00df durchaus nicht aus der Tatsache, da\u00df durch Zusatz von Chlorcalcium zu Milch die Gerinnungszeit verk\u00fcrzt wird, geschlossen werden kann, diese Beschleunigung w\u00e4re eine direkte Folge der Vermehrung der l\u00f6slichen Kalksalze.\nSieht man von den anderen Argumenten, die f\u00fcr die Hypothese der l\u00f6slichen Kalksalze angef\u00fchrt werden, ab, dann kann ganz gut die schnellere Gerinnung dem Umstande zugeschrieben werden, da\u00df das Casein mit einer Kalkmenge, die gr\u00f6\u00dfer ist. als wie sie in der urspr\u00fcnglichen Milch vorhanden war. in Verbindung tritt. Diese Annahme ist ebenso berechtigt wie die, welche von der Vermehrung der l\u00f6slichen Kalksalze","page":309},{"file":"p0310.txt","language":"de","ocr_de":"310\nW. vau Dam,\nausgeht. Hierbei ist es noch wichtig, darauf hinzuweisen, da\u00df, wie wir oben sahen, \u00fcber eine bestimmte Konzentration von Chlorcalcium hinaus keine Calcium-Ionen mehr gebunden werden ; auffallend ist, da\u00df dies gerade die Konzentration betrifft, von der in der Linie von Reichel und Spiro die Abweichung von der Geraden sieh zu zeigen anf\u00e4ngt.\nFerner mu\u00df hier noch auf eine Besonderheit in Tabelle VI S. 306 hingewiesen werden. In der 5. und 6. Kolumne ist angegeben, wieviel CaO und P205 in dem Serum der mit Salzs\u00e4ure anges\u00e4uerten Milch vorkommt, und die 7. Kolumne zeigt, wieviel Atome Calcium gegen 1 Mol. P205 aufgel\u00f6st sind. W\u00e4hrend f\u00fcr 5 und 15 ccm Vio-n-HCl das Verh\u00e4ltnis 1 : 1,8 und 1 : 2,7 gefunden wurde, lieferte der Zusatz von 20 ccm L'io-n-HCl schon 1 : 3,2. In diesem letzteren Falle m\u00fcssen also Calciumatome sich aufgel\u00f6st haben, welche nicht an Phosphors\u00e4ure gebunden waren. Wahrscheinlich ist hier der Caseinkalk angegriffen, und dann w\u00e4re hierdurch zusammen mit dem oben Angef\u00fchrten die Abweichung vollkommen erkl\u00e4rt, die in diesem Falle f\u00fcr die gefundene und berechnete Gerinnungszeit wahrgenommen wurde. Da\u00df die hier festgestellte Verz\u00f6gerung durch die oben besprochene hemmende Wirkung des Chlorcalciums in h\u00f6herer Konzentration verursacht worden ist, ist nicht anzunehmen; ist doch 20 ccm Uio-n-HCl per 100 ccm Milch \u00e4quivalent mit 1,11 CaCl, \u00b0/oo.\nDiese beiden Tatsachen st\u00fctzen also obige Auffassung.\nSchlie\u00dflich haben die Untersuchungen von Reichel und Spiro mich dazu gebracht, eine direkte Bestimmung der Dissoziation der Kalksalze in Serum zu machen. Nat\u00fcrlich k\u00f6nnen im allgemeinen die f\u00fcr eine Probe Milch gefundenen Zahlen nicht direkt mit denen, welche ein anderes Produkt lieferte, verglichen werden, aber die von mir gefundenen Werte weichen so erheblich von denen ab, zu denen Reichel und Spiro auf einem Umweg gekommen sind, da\u00df es mir wichtig scheint, auch diesen Teil meiner Untersuchung hier kurz mitzuteilen.\nHierbei wurde von folgendem Gedankengang ausgegangen.\nWenn ein elektrischer Strom durch Milchserum geleitet wird, dann findet der Transport der Elektrizit\u00e4t durch die in","page":310},{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"311\nBeitraff zur Kenntnis der Labgerinnung.\ndem Serum vorhandenen Ionen statt ; die nicht dissoziierten Verbindungen tragen nicht dazu bei. Hiermit geht aber eine Konzentrations\u00e4nderung an den Elektroden zusammen. Wenn also nach dem Durchgang des elektrischen Stromes an der negativen Elektrode eine Konzentration von Calcium gefunden wurde, die gr\u00f6\u00dfer w\u00e4re als vor dem Versuch, dann w\u00e4re dies ein Beweis f\u00fcr die Dissoziation der Kalksalze in dem Serum, aber au\u00dferdem k\u00f6nnte aus der gefundenen Konzentrations\u00e4nderung das Ma\u00df der Dissoziation ann\u00e4hernd berechnet werden, wenn gleichzeitig der Kaliumgehalt vor und nach dem \\ersuch bestimmt\nwurde.\nIn eine R\u00f6hre in der Form eines doppelten U (siehe Figur) wurden + 200 ccm Serum gegossen und zwei Platina-Elek-troden in die offenen Schenkel in der Weise, wie es in der Figur angegeben ist, eingef\u00fchrt.\nDie Gasentwicklung an den Elektroden wirkte also in keiner Hinsicht st\u00f6rend. Die L\u00e4nge der Fl\u00fcssigkeitslinie a, b, c betrug 80\u201485 ccm, wodurch die Sicherheit gew\u00e4hrleistet wurde, da\u00df die L\u00f6sung bei b nach der Elektrolyse unver\u00e4ndert geblieben war. Bei einer Polspannung von 220 V. wurde 2\u20143 Stunden elektrolysiert ; die Stromst\u00e4rke betrug 25\u201430 M. A. Nach Ablauf der Elektrolyse wurde die Fl\u00fcssigkeitslinie bei b in zwei Teile geteilt und die Kathodenfl\u00fcssigkeit so sorgf\u00e4ltig wie m\u00f6glich analysiert. Durch gleichzeitige Analyse desselben nicht elektrolysierten Serums konnte bestimmt werden, wieviel Kalium- und Calcium-Ionen transportiert waren. Gefunden wurde z. B. :\nVor der Elektrolyse: 0,319 g KCl und 0,0505 g CaO per 102,75 g Serum. Nach \u00bb\t>\t: 0,405 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb 0,0505 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t102,75 \u00bb\t\u00bb\nTransportiert: 0,086 g KCl und 0 g CaO.\nUnter der Annahme, da\u00df die Kaliumsalze in der Milch vollst\u00e4ndig dissoziiert sind,1) m\u00fc\u00dften bei ebenfalls vollst\u00e4ndiger ^\n0 Dies ist sicher nicht der Fall, wie aus der Leitf\u00e4higkeit des","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\nW. van Dam,\nDissoziation der Kalksalze und in Anbetracht des Unterschiedes in der Schnelligkeit des Transportes des Kalium- und Calcium-Ions, wie es f\u00fcr w\u00e4sserige L\u00f6sungen bekannt ist, 12,3 mg CaO transportiert sein.\nEine zweite Bestimmung ergab hiervon abweichende Zahlen, n\u00e4mlich transportiert CaO \u2014 2,2 mg. Bei vollst\u00e4ndiger Dissoziation der Kalksalze h\u00e4tten 7 mg transportiert sein m\u00fcssen,\n220\nsoda\u00df hieraus auf eine Dissoziation von = 31 \u00b0/o geschlossen\nwerden m\u00fc\u00dfte. Diese Bestimmung verdient aber wenig Vertrauen, da nur 51 mg KCl transportiert waren.1)\nBei einer dritten Bestimmung, wobei 91 mg KCl transportiert wurden, wurde gefunden : \u2014 0,7 mg. CaO transportiert gegen 12,7 mg bei vollst\u00e4ndiger Dissoziation. Aus diesen Versuchen kann man wohl schlie\u00dfen, da\u00df die Dissoziation der\n*\nKalksalze \u00e4u\u00dfert gering ist, sicher nicht mehr als 10\u201412\u00b0/o.2) * Wie man sieht, ist der Unterschied gegen\u00fcber den durch Reichel und Spiro gefundenen Zahlen so gro\u00df, da\u00df auch hiernach ihre Schlu\u00dffolgerungen als nicht richtig angesehen werden k\u00f6nnen.\nZugleich ging hieraus hervor, da\u00df es keinen Zweck hat, den Versuch auch mit nicht gerinnender Milch zu machen, wie es anf\u00e4nglich meine Absicht war, da ich die Ursache in dem Mangel an Calcium-Ionen bei dieser Milch suchte.\n2. Durch Zusatz von einem l\u00f6slichen Oxalat zu Milch gerinnt diese nicht.\nDiese Erscheinung ist immer ein starkes Argument f\u00fcr die Wirkung der l\u00f6slichen Kalksalze gewesen. Denn, so schlie\u00dft man, durch die Oxalat-Ionen wird das Calcium pr\u00e4zipitiert und\nMilchserums hervorgeht. Vgl. z. B. van der La an, \u00abChemisch-Physische onderzoekingen over de samenstelling der melk\u00bb (Utrecht 1896) und Hans Koeppe, Vergleichende Untersuchungen \u00fcber die Salze der Frauen- und\nKuhmilch\u00bb (Dissertation).\n\u00ab\n9 Diese Bestimmungen wurden hier in dem Maschinenraum der Fabrik f\u00fcr kondensierte Milch vorgenommen, wobei es etwas schwierig war, die g\u00fcnstigsten Verh\u00e4ltnisse zu w\u00e4hlen.\ns) Dabei ist angenommnn, da\u00df bei der Analyse h\u00f6chstens 1.5 mg CaO zu wenig per 100 g gefunden wrnrden kann.","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"313\nBeitrag zur Kenntnis der Labgerinnung.\ndamit ist die M\u00f6glichkeit verschwunden, da\u00df das Gerinnen ein-treten kann.\nDa die obigen Versuche meinen Glauben an die Richtigkeit dieser Auffassung stark ersch\u00fcttert hatten, machte ich folgenden Versuch.\nEiner Milchprobe wurde soviel Kaliumoxalat zugesetzt, als gerade gen\u00fcgte, um die gel\u00f6sten Kalksalze als Calciumoxalat niederzuschlagen. Diese Milch war ungerinnbar. Nach ein paar Stunden wurde durch ein Chamberlandfilter filtriert und in dem Filtrat das noch vorhandene Calcium bestimmt. Man sollte erwarten, kein Calcium oder nur Spuren davon zu linden. Das Resultat war aber anders.\nPer 100 ccm Serum der urspr\u00fcnglichen Milch 50 mg CaO.\n\u00bb 100 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb Oxalatmilch\t38 \u00bb\t\u00bb\nDieser Versuch wurde mit durchaus demselben Resultat wiederholt. Das zugef\u00fcgte Kaliumoxalat scheint sich \u00fcber die normal gel\u00f6sten und die kolloidal vorhandenen Kalksalze zu verteilen. In beiden F\u00e4llen schlugen sich nur 12 mg CaO von den 50 nieder, soda\u00df 38 mg gel\u00f6st blieben. Der gr\u00f6\u00dfte Teil der Oxalat-Ionen bem\u00e4chtigt sich also des nicht normal gel\u00f6sten Calciums ; das Serum der Oxalatmilch ist vollst\u00e4ndigfrei von Oxalat.\nWie gesagt, diese Milch gerinnt nicht, obwohl noch 38 mg CaO gel\u00f6st sind.\nFerner wurde der Oxalatmilch, die also nicht mehr gerann, noch Chlorcalcium zugesetzt, um sie zu regenerieren, und dann der Gehalt an l\u00f6slichen Kalksalzen und die Gerinnungszeit bestimmt.\n100 ccm Serum enthalten 48,6 mg CaO. Zu 104 ccm Milch (= 100 Serum) zugesetzt 0,160 g K2C204 1 aq., das ist die mit 0,0486 g CaO \u00e4quivalente Menge.\nGerinnungszeit urspr\u00fcnglicher Milch 90\" (s. Tab. IX, S. 314).\nSehen wir diese Tabelle nun genauer an, dann finden wir, da\u00df in der Oxalatmilch ohne Zusatz von CaCl2, die also nicht gerinnt, 39 mg CaO aufgel\u00f6st sind, da\u00df also auch 39 mg CaO des kolloidalen Kalkes pr\u00e4zipitiert sein m\u00fcssen. Aus der zweiten Horizontalen lesen wir ab, da\u00df der ganze Zusatz von Chlorcalcium (25 mg CaO) festgelegt ist.","page":313},{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"314\nW. van Dam.\nTabelle IX.\n1 Zugesetzt CaClg \u00b0/oo zu , oxal. Milch \u25a0\tT.\tAufgel\u00f6st mg CaO in 100 Serum\tFestgeiegt CaO durch kolloidale Verbindungen von 100 Milch\tC-H X 10-6\n0\tX\t39\tr\t0.13\n0,5\t< 1 Std.\tj\t38\t25\t\u2014\n0.75\t360\"\t40\t37\t\u2014\n1.0\t85\"\t48\t40\t0.15\nVon den 39 mg, die als Oxalat pr\u00e4zipitiert waren, sind also 25 mg wieder aufgenommen. Nach einer Stunde war diese Milch noch nicht geronnen.\nAus der dritten Reihe ist ersichtlich, da\u00df wieder beinahe das ganze hinzugesetzte Ghlorcalcium festgelegt ist (40 mg aufgel\u00f6st gegen 39 in der nicht behandelten Milch), und jetzt gerinnt diese Milch wieder ganz regelrecht: aber noch nach l\u00e4ngerer Zeit als die nicht behandelte Milch. Die Oxalatmilch ohne Zusatz, die auf 1 mg CaO noch denselben Gehalt an l\u00f6slichen Kalkverbindungen hat, ist vollkommen ungerinnbar. In der letzten Reihe finden wir den urspr\u00fcnglichen Zustand der Milch beinahe wieder hergestellt.\nZum Schl\u00fcsse machte ich noch folgenden Versuch. Einem Teil einer Milchprobe wurde wieder eine mit den gel\u00f6sten Kalksalzen \u00e4quivalente Menge Ka\u00fcumoxalat zugesetzt; von einem andern Teil wrnrden 100 ccm in einen Dialysator gebracht und gegen wiederholt erneuertes destilliertes Wasser 24 Stunden lang dialysiert. Das Dialysat wurde eingedampft und der Kalk darin bestimmt. Die Milch aus dem Dialysator, die aber von 100 auf 140 verd\u00fcnnt war, wurde auf die Gerinnungszeit untersucht.\nCaO per 100 Serum urspr\u00fcngl. Milch 49.6 mg.\n\u00bb\t\u00bb\t100\t\u00bb Oxalatmilch 37.7 >\nNach 6 Stunden wTar die Oxalatmilch nicht geronnen.\nCaO im Dialysat 29,3 mg. Nach IO2 Stunden deutliches Gerinnen der dialvsierten Milch. (Die Gerinnungszeit ist also sicher k\u00fcrzer gewesen, wmrde aber nicht genau bestimmt.)","page":314},{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntnis der Labgerinnung.\n315\nHier sehen wir also, da\u00df die Milch mit 38 mg l\u00f6slicher Kalksalze, wovon aber der Caseinkalk wahrscheinlich angetastet ist, nicht gerinnt, w\u00e4hrend dieselbe Milch, deren l\u00f6slicher\nKalkgehalt durch Diffusion auf\n20,3 = 14,5 mg CaO\ngebracht wurde, noch sehr gut zum Koagulieren zu bringen ist. (Hierbei ist angenommen, da\u00df bei der Diffusion kein CaO von dem pseudo-l\u00f6slichen Zustand in normal gel\u00f6ste CaO \u00fcbergegangen ist. Vermutlich ist dies bei einem sehr kleinen Teile aber doch der Fall.)\nFassen wir diese Resultate zusammen, dann ist ersichtlich, da\u00df das Nichtgerinnen der Oxalatmilch viel mehr ein Argument f\u00fcr die oben dargelegte Auffassung ist als f\u00fcr die Hypothese, da\u00df die l\u00f6slichen Kalksalze in erster Linie eine Rolle spielen.\nDie Annahme lag allzu nahe, da\u00df bei Zusatz von Ammoniumoxalat in erster Linie die normal gel\u00f6sten Kalkverbindungen angegriffen werden m\u00fc\u00dften, aus meinen Ergebnissen geht aber deutlich hervor, da\u00df dies nicht der Fall ist.\n3. Durch Zusatz eines l\u00f6slichen Citrats wird die Gerinnungszeit betr\u00e4chtlich verl\u00e4ngert.\nAuch hier ergaben meine Untersuchungen, da\u00df die bestehende Auffassung nicht richtig ist. Man nimmt an, da\u00df durch Zusatz von Kaliumcitrat z. B. die Kalksalze niedergeschlagen werden, wie durch Ammoniumoxalat, da Calciumcitrat in Wasser schwer l\u00f6slich ist. Das Gegenteil ist der Fall. Kaliumcitrat hat die Eigenschaft, die Kalksalze der Milch aufzul\u00f6sen, und trotzdem sehen wir die Gerinnungszeit gr\u00f6\u00dfer werden. Auch hier habe ich bestimmt, wieviel Atome Ca auf 1 Mol. P205 aufgel\u00f6st werden, und wie aus Tabelle X ersichtlich ist, mu\u00df wieder ein Teil des an Casein gebundenen Kalkes aufgel\u00f6st werden. Durch ein paar Messungen der H-Ionen wurde konstatiert, da\u00df nicht eine Ver\u00e4nderung dieser der Grund des langsameren Gerinnens sein konnte.\nDieses Resultat l\u00e4\u00dft sich auf keinen Fall mit der Behauptung in Einklang bringen : je mehr l\u00f6sliche Kalksalze, desto schnelleres Gerinnen. Nimmt man die Calcium-Ionen als die Ursache davon an, dann k\u00f6nnte man ebensogut dies Resultat","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"316\nW. van Dam,\nso erkl\u00e4ren, da\u00df durch Zusatz des Kaliumcitrats die Dissoziation\ndes Calciumcitrats, das in der Milch vorhanden zu sein scheint,\nzur\u00fcckgedr\u00e4ngt wird, wodurch schlie\u00dflich in der Citratmilch\ndoch weniger Ca-Ionen vorhanden sein w\u00fcrden, als in der\nurspr\u00fcnglichen, obwohl sie mehr gel\u00f6ste Kalksalze enth\u00e4lt. \u2022 \u2022\nUber die Dissoziation von Calciumcitrat ist aber in der Literatur keine Angabe zu finden. Messungen \u00fcber die Leitf\u00e4higkeit sind zu diesem Zwecke unternommen, aber a priori ist wohl zu sagen, da\u00df die Ergebnisse f\u00fcr w\u00e4sserige L\u00f6sungen nicht einfach auf die Milch zu \u00fcbertragen sind.\nTabelle X.\nZusatz K. citr.\t1 T.\tmg CaO per 100 Serum\t; mg PA I per 100 i\t! ; Serum { i\tAtome Ca aufgel\u00f6st !\t* ^ \u00a9 tH X K \u00e0\n\u00b0/00\t\t\t\tMol. PA aufgel\u00f6st\t\ni o i ! i\ti\t! |\t1' 45\" ! i\ti\t| 46,0\t! 1 87,7\t|\t4,7 :1\ti i\t0,16\n1.12 / !\t30' f\t56,4\t;\t93,4\t:\t\t0,14\n0\t!\tl'4o\"\t49,2\t92,6\tt i ! ?\t\n2.24 i\t| OG\ti\t62.0 /\t99,8\t1\t4.5: 1 '\ti i\t\u2014\nGeht man davon aus, da\u00df der an das Casein gebundene Kalk eine Rolle spielt, dann ist die Verz\u00f6gerung des Gerinnens durch obige Tabelle auf einfache Weise vollst\u00e4ndig erkl\u00e4rt.\n4. Durch Verd\u00fcnnung der Milch wird die Gerinnungszeit verl\u00e4ngert.\nSchon Hammarsten hat in seiner bereits oben zitierten ausf\u00fchrlichen Abhandlung Zahlen mitgeteilt, um zu zeigen, wie die Gerinnungszeit von der Verd\u00fcnnung mit Wasser abh\u00e4ngt. Je mehr Wasser man zusetzt, desto langsamer koaguliert die Fl\u00fcssigkeit. Die Erkl\u00e4rung lag auf der Hand : durch die Verd\u00fcnnung wird die Konzentration der Kalksalze geringer und daher mu\u00df die Gerinnung sp\u00e4ter eintreten.\nNun ist es leicht, zu zeigen, da\u00df noch andere Ursachen f\u00fcr diese Erscheinung angef\u00fchrt werden k\u00f6nnen. Aus dem folgenden Versuch z. B. ist ersichtlich, da\u00df bei dem Verd\u00fcnnen mit Wasser eine Ver\u00e4nderung in bezug auf den Caseinkalk","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"317\nBeitrag zur Kenntnis der Labgerinnung.\nvor sich geht. 50 ccm gut gerinnende Milch wurden mit demselben Volumen destillierten Wassers verd\u00fcnnt, die Mischung sofort in einen Destillierkolben gebracht und bei einer Temperatur von 24\u201429\u00b0 G. ein Volumen Wasser, gleich dem des zugesetzten Wassers, abdestilliert. Das nahm 2 Stunden in Anspruch. Da in der Milch keine Ver\u00e4nderungen stattgefunden hatten, h\u00e4tte man f\u00fcr die in dem Kolben zur\u00fcckbleibende Milch dieselbe Gerinnungszeit wie f\u00fcr die frische erwarten k\u00f6nnen. Gefunden wurde :\nUnverd\u00fcnnte Milch\t125\"\nVerd\u00fcnnt und darauf abgedampft 243\"\nVerd\u00fcnnte Milch\t+15'\nW\u00e4hrend also durch das Abdestillieren des Wassers bei niedriger Temperatur die gel\u00f6sten Kalksalze wieder auf ihren urspr\u00fcnglichen Gehalt zur\u00fcckgebracht sind, gerinnt doch diese Milch halb so schnell wie die unverd\u00fcnnte. \u00dcber die Art der Ver\u00e4nderung kann nichts Sicheres gesagt werden; es ist verlockend. eine teilweise Hydrolyse des Caseinkalks anzunehmen, wodurch also weniger Calcium an Casein gebunden sein w\u00fcrde, w\u00e4hrend bei dem Verdampfen der urspr\u00fcngliche Zustand nicht schnell zur\u00fcckkehrt, wie auch in sonstigen F\u00e4llen wohl wahrgenommen wird. Wegen des eigenartigen Zustandes, in dem der Caseinkalk in der Milch vorkommt, scheint es mir besser, auf dergleichen Betrachtungen, die f\u00fcr normale L\u00f6sungen so oft den Weg zur Erkl\u00e4rung von Erscheinungen weisen, nicht zu viel Wert zu legen. Vorl\u00e4ufige Untersuchungen, namentlich mit Bezug auf die Ver\u00e4nderung, die mit der Milch beim Kochen vorgeht, machen es aber wahrscheinlich, da\u00df man es mit einem hvdrolvtischen Proze\u00df zu tun hat. Diesem w\u00e4re dann auch zum gro\u00dfen Teil das Nichtgerinnen gekochter Milch zuzuschreiben. Ganz \u00fcbereinstimmend hiermit ist, da\u00df Milch mit hohem H-Ionengehalt beim Kochen gerinnbar bleibt. Der Hvdrolvse w\u00fcrde dann hier entgegen gewirkt. Sp\u00e4ter hoffe ich hier\u00fcber noch das eine oder andere mitteilen zu k\u00f6nnen.\nDa\u00df durch die Verd\u00fcnnung auf jeden Fall eine Ver\u00e4nderung stattfindet, wodurch die Milch langsamer gerinnt, ist \u00fcberzeugend aus dem Versuche ersichtlich.","page":317},{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"318\nW. van Dam,\nEin zweiter Punkt, dem bei der Verd\u00fcnnung mit Wasser auch noch niemals Rechnung getragen wurde, ist dieser, da\u00df infolge der Vergr\u00f6\u00dferung der Hydrolyse der gel\u00f6sten Phosphate der H-Ionengehalt durch die Verd\u00fcnnung zur\u00fcckgehen mu\u00df, wodurch das Gerinnen tr\u00e4ger wird. Da\u00df dies wirklich der Fall\nist, geht aus folgenden Zahlen hervor.\nMilch, unverd\u00fcnnt: Cjj = 0,16 X 10\u20146\nVerd\u00fcnnung 1:1:\t= 0,10 X 10\u20146 0\nEin zweiter Faktor also, den man nicht au\u00dfer acht lassen darf.\nFerner ist die Konzentration des Caseinkalkes von Einflu\u00df. Hier\u00fcber hat Fuld* 2) eingehende Untersuchungen angestellt. Auf Grund seiner Versuche \u00fcber das Gerinnen kam er zu der Meinung, da\u00df die Umsetzungsgeschwindigkeit des Caseins in Paracaseinkalk konstant ist, d. h. da\u00df die Gerinnungszeit k\u00fcrzer ausf\u00e4llt, je nachdem weniger K\u00e4sestoff zur Gerinnung vorhanden ist. Da ich aus meinen Versuchen schlie\u00dfen mu\u00df, da\u00df die Konzentration des Caseins betr\u00e4chtlich die Gerinnungszeit beeinflu\u00dft, m\u00f6ge hier eine kurze \u00dcbersicht \u00fcber die Untersuchungen Fulds gegeben werden.\nAls erstes Argument wird angef\u00fchrt, da\u00df es f\u00fcr die Gerinnungszeit gleichg\u00fcltig ist, ob man eine bestimmte Menge Milch auf einmal mit Lab vermengt oder in zwei Portionen, also so, da\u00df, nachdem das Lab einige Zeit z. B. auf die H\u00e4lfte der Milch eingewirkt hat, die andere H\u00e4lfte zugegossen wird. Die totale Gerinnungszeit ist ersichtlich in beiden F\u00e4llen dieselbe (siehe Tabelle XI).\nWie man sieht, zeigt die dritte Horizontale schon einen gro\u00dfen Unterschied zwischen den berechneten und den gefundenen Werten. Fuld bemerkt daher auch dazu, da\u00df man mit dem Zugie\u00dfen der Milch zu der Mischung nicht l\u00e4nger warten darf,\n*) Die Zahl 0,10 X 10 \u20146 ist sicher noch hoch. Bei der Bestimmung der elektromotorischen Kraft wurde dieselbe NaCl-Konzentration gebraucht wie bei dem Untersuchen der nicht verd\u00fcnnten Milch; das dadurch auftretende Kontaktpotential verringert den totalen Wert f\u00fcr E., wodurch eine etwas zu hohe Ziffer f\u00fcr C \u2022 jj gefunden wird.\n2) Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. II (1902), S. 169.\n4i","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntnis der Labgerinnung.\n319\nTabelle XI.\n10 ccm Milch gerinnen mit 0,1 ccm Lab in 32 */\u00bb Sekunden\nDiese Mischung steht\tDann wird zugesetzt\tGerinnt also nach\tTotale Gerinnungszeit Gef.\t| Ber.\t\n5\"\t10 ccm Milch\t62\"\t67\"\t65\"\n10'\"\t10 \u00bb \u00bb\t54\"\t54\"\t\u00ab CO\n15\"\t10 \u00bb \u00bb\t62\"\t77\"\t65\"\nbis die H\u00e4lfte der zu erwartenden Gerinnungszeit verstrichen ist, denn schon fr\u00fcher (15 von den 321h Sekunden) tritt eine starke Verz\u00f6gerung ein. Den Grund hierf\u00fcr sucht er in einer Umh\u00fcllung der Labteilchen, wodurch die sp\u00e4ter zugesetzte Milch deren Einwirkung entzogen wird. Obwohl nun die M\u00f6glichkeit einer solchen St\u00f6rung zugegeben werden mu\u00df, sind doch die Abweichungen derart, da\u00df diese Resultate schwerlich als Argument f\u00fcr eine Annahme dienen k\u00f6nnen, f\u00fcr die, wie Fuld selbst bemerkt, in der physikalischen Chemie kein zweites Beispiel bekannt ist.1) Jedoch die Versuche, sp\u00e4ter noch einmal Lab zuzusetzen, nachdem die Milch durch eine erste Menge Lab schon teilweise umgesetzt war, ergaben ein besseres Resultat, aber gerade hierbei bekomme ich andere Ergebnisse.\nFuld folgert so. Nennen wir die Gerinnungszeit f\u00fcr die erste Menge Lab T, die Zeit nach Zusatz der ersten Portion bis zu der Mischung mit der zweiten Labmenge (die wir der Einfachheit halber als ebenso gro\u00df wie die erste annehmen) t, dann bekommen wir f\u00fcr die totale Gerinnungszeit x:\nt I T\noder x = L \u25a0 \u25a0\n*) 1904 wurde von Armstrong (Proc. Roy. Soc., Bd. LXXIU) zwar gefunden, da\u00df bei sehr hohen Konzentrationen (10\u201440\u00b0/o) die Menge des durch Lactase hydrolysierten Milchzuckers von diesen Konzentrationen unabh\u00e4ngig ist, aber bei Verd\u00fcnnungen, die mit der Eiwei\u00dfkonzentration in der Milch vergleichbar sind, schien die Menge unzersetzten Zuckers mit der Konzentration proportional zu sein.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LVIII.\n22","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\nW. van Dam,\nd. h. in der Annahme, da\u00df die Gaseink onz ent ration auf die Umsetzungsschnelligkeit nicht von Einflu\u00df ist.\nHier folgen seine Resultate.\n10 ccm Milch -j- 0,1 ccm Lab gerinnen in 36 Sekunden\nDie Mischung steht\tDann zugesetzt\tGerinnt dann nach\t3 Gef.\tr | Ber.\n10\"\t0,1 ccm Lab\t13\"\t23\"\t24,5\"\n20\"\t0,1 \u00bb \u00bb\t7\"\t27\"\t23\"\nMeine mit der gr\u00f6\u00dften Sorgfalt ange'stellten Versuche ergaben :\n1. 20 ccm Milch -f- 0,5 ccm Lab gerinnen in 310 Sekunden\nDie Mischung steht\tDann zugesetzt\tGerinnt dann nach\t3 Gef.\tr Ber.\n90\"\t0,5 ccm Lab\t153\"\t243\"\t200\"\n150\"\t0,5 \u00bb\t106\"\t256\"\t230\"\n2. 20 ccm Milch -f- 0,5 ccm Lab gerinnen in 233 Sekunden\n90\"\n0,5 ccm Lab\n105 \"\n195 \"\n161\"\n3. 20 ccm Milch gerinnen mit 0,5 ccm Lab in 215 Sekunden\n120 \"\n0,5 ccm Lab\n81 \"\n201\"\n167\"\nWie man sieht, besteht hier keine \u00dcbereinstimmung zwischen den berechneten und gefundenen Zahlen; die gefundenen Gerinnungszeiten sind betr\u00e4chtlich gr\u00f6\u00dfer als die berechneten. Welcher Ursache diese Abweichung von den Resultaten Fulds zuzuschreiben ist, l\u00e4\u00dft sich ohne n\u00e4here Untersuchung nicht sagen, aber gegen seine Methode habe ich dies einzuwenden, da\u00df die betr\u00e4chtlich gro\u00dfe Menge Lab, die er gebraucht, die wirksamen H-Ionen ver\u00e4ndern kann (ich fand bei verschiedenen Labmengen darin gro\u00dfe Unterschiede), so da\u00df dann das Lab in der ersten Phase in einem andern Medium wirkt als in der zweiten. Auf jeden Fall stimmen meine Zahlen nicht zu der Auffassung Fulds.","page":320},{"file":"p0321.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntnis der Labgerinnung.\n321\nEine notwendige Folgerung seines Satzes ist ferner, da\u00df f\u00fcr konstante Labkonzentrationen die Gerinnungszeit l\u00e4nger aus-fallen m\u00fc\u00dfte, je mehr Casein zu verk\u00e4sen ist, d. h. verd\u00fcnnte Milch m\u00fc\u00dfte schneller gerinnen als nicht verd\u00fcnnte, wenn wenigstens durch die Verd\u00fcnnung selbst keine St\u00f6rung verursacht wurde. Bei Zusatz von Wasser ist dies wohl der Fall; darum hat Fuld Molke gebraucht, die vorher neutralisiert wurde. Auf diese Weise gl\u00fcckte es ihm, einige Male Gerinnungszeiten zu finden, die der Milchmenge proportional waren. Er gibt folgende Zahlen an:\nTabelle XII.\n9 ccm\t\tMolke\t+\t1 ccm\t\tMilch gerinnen\tmit 0,4 Lab in\t2\"\tber.\t1\"\n8\t\t\u00bb\t+\t2\t\u00bb\t\u00bb \u00bb\t\u00bb 0,4\t\u00bb\t*\t21/4//\tx>\t2\"\n7\ts>\t\u00bb\t+\t3\t\u00bb\t* \u00bb\t\u00bb 0,4\t\u00bb\t\u00bb\t3,5\"\t\u00bb\t3\"\n6\t2>\t\u00bb\t\t4\t\u00bb\t\u00bb \u00bb\t\u00bb 0,4\t\u00bb\t\u00bb\t4\"\t>\t4\"\n** 0\t\t\u00bb\t+\t** 0\t5>\t\u00bb \u00bb\t> 0,4\t\u00bb\t\u00bb\t5\"\t\u00bb\t5\"\n4\t\t\u00bb\t+\t6\t\u00bb\t\u00bb \u00bb\t\u00bb 0,4\t\u00bb\t\u00bb\t6\"\t\u00bb\t6\"\n3\t\u00bb\t\u00bb\t+\t7\t\u00bb\t> \u00bb\t\u00bb 0.4\t\u00bb\t\u00bb /\t7\"\t\u00bb\t7\"\n2\t7>\t\u00bb\t-f-\t8\t\u00bb\t\u00bb *\t\u00bb\t0,4\t\u00bb\t\u00bb\t8\"\t>\t81/*\n1\t\u00a3\t\u00bb\t\t9\t\u00bb\t\u00bb\ty>\t> 0,4\t\u00bb\t\u00bb\t83/4\"\t\u00bb\t972\n0\t\u00bb\t\u00bb\t_j. io \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb 0,4\t\u00bb\t\u00bb Auf Grund dieser Zahlen sagt Fuld:1)\t\t\t\t\t\t10 72\"\t\u00bb\t10 v*\n\u00abDie Neutralisation der Molke bereitet gro\u00dfe Schwierigkeiten; die Reaktion der Milch kann doch nicht erreicht werden, da ja eben das Casein entfernt ist. Welchen Indikator man auch benutzen mag, das oben genannte Resultat ist nicht regelm\u00e4\u00dfig zu erlangen. M\u00f6glich, da\u00df die beim Ans\u00e4uern (obwohl oft spontan ges\u00e4uerte Milch von derselben Kuh diente) und Neutralisieren herbeigef\u00fchrte Verd\u00fcnnung mitspielt; wahrscheinlicher ist es, da\u00df die Ausscheidungsbedingungen des K\u00e4ses, seine Scheinl\u00f6slichkeit, das Hindernis darstellt.\u00bb\nWie man sieht,, dr\u00fcckt Fuld sich hier etwas reserviert aus. Nach allem, was ich vorhin \u00fcber den Einflu\u00df der H-Ionen auf das Gerinnen mitgeteilt habe, ist es begreiflich, da\u00df nicht regelm\u00e4\u00dfig dasselbe Resultat sich ergab, aber zugleich ist ersichtlich, da\u00df es m\u00f6glich sein mu\u00df, solche Zahlen zu finden. Nach meiner Meinung ist aber die Erkl\u00e4rung darin\n') Ebendort, S. 187.\n22*","page":321},{"file":"p0322.txt","language":"de","ocr_de":"322\nW. van Dam,\nzu suchen, da\u00df im Verh\u00e4ltnis zu der Milch die zugesetzte Molke viel H-Ionen enthielt (vielleicht auch Kalksalze), so da\u00df f\u00fcr die starken Verd\u00fcnnungen ein saureres Medium bestand, das bei den weniger starken Verd\u00fcnnungen durch die Milch teilweise neutralisiert war. Warum f\u00fcr diese Versuche so kurze Gerinnungszeiten gew\u00e4hlt wurden, ist mir nicht verst\u00e4ndlich. Da\u00df wirklich die Erkl\u00e4rung der F ul d sehen Zahlen in dieser Richtung gesucht werden kann, geht noch deutlicher aus meinen Verd\u00fcnnungsversuchen hervor, deren Resultate unten mitgeteilt sind.\nSchlie\u00dflich f\u00e4llt durch meine Unt\u00e9rsuchung auch das letzte Argument Fulds f\u00fcr seine Ansicht, die sich auf folgenden Versuch st\u00fctzt: 50 g frische Milch verd\u00fcnnte er mit 100 ccm ges\u00e4ttigter Kochsalzl\u00f6sung, dann wurde mit einem \u00dcberschu\u00df von reinem NaCl gesch\u00fcttelt, bei 40\u00b0 C. digeriert, das Filter mit ges\u00e4ttigter NaCl-L\u00f6sung ausgewaschen, der Niederschlag in 30 ccm Wasser suspendiert und vom Bodensatz abgegossen. Von der erhaltenen Fl\u00fcssigkeit wurden 1, 3, 5 und 7 ccm abgemessen. Alle Fl\u00fcssigkeiten wuirden mit 1 ccm doppelt normaler Baryumnitratl\u00f6sung behandelt und dann auf 10 ccm aufgef\u00fcllt.\nCasein 1\tccm \u2014 Gerinnungszeit 9\"\n\u00bb\t3\t\u00bb\t\u2014\t\u00bb\t30\"\n\u00bb\t5\t\u00bb\t\u2014\t\u00bb\t55\"\n\u00bb\t7\t\u00bb\t\u2014\t\u00bb\t70\"\nHier setzt er noch hinzu: \u00abAuch durch Verd\u00fcnnung der Milch mit optimaler Chlorcalciuml\u00f6sung habe ich hierher geh\u00f6rige Resultate erhalten.\u00bb\nNach dem, was ich bei Punkt 1 mitgeteilt habe, ist es unn\u00f6tig, besonders darauf hinzuweisen, da\u00df auch dies Argument f\u00fcr die Auffassung, da\u00df die Umsetzungsschnelligkeit von der Caseinkonzentration unabh\u00e4ngig w\u00e4re, hinf\u00e4llig ist.\nAus dem folgenden einfachen Versuch z. B. ist der Einflu\u00df der Konzentration des Caseins ersichtlich. Ein Teil einer Milchprobe wurde durch ein Chamberlandfilter filtriert und mit diesem Filtrat wurde die Milch verd\u00fcnnt. Durch diese Verd\u00fcnnung werden also die gel\u00f6sten Salze nicht ge\u00e4ndert, aber die Konzentration der nicht filtrierten Stoffe wird kleiner.","page":322},{"file":"p0323.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntnis der Labgerinnung.\n323\nTabelle XIII.\nMilch i\tSerum\tT.\n10\t0\t23\"\n7,5\t2,5\t28\"\n5,0\t5,0\t37\"\n2,5\t7,5 \\\u00bb\t52\"\nHierbei ist auch sehr deutlich der Einflu\u00df der H-Ionen, auf den oben hingewiesen wurde, zu sehen. Es macht n\u00e4mlich einen gro\u00dfen Unterschied aus, ob das Serum direkt, d. h. so, wie es aus dem Filter kommt, f\u00fcr die Verd\u00fcnnung gebraucht wird, oder nach dem Auspumpen des bei der Filtration hineingepre\u00dften Gases mit einer Quecksilberluftpumpe.\nTabelle XIV.\nMilch\tSerum\tAusgepumpt\tNicht ausgepumpt\n10\t0\t133\"\t131\"\n7,5\t2.5\t158\"\t153\"\n5,0\t5,0\t215\"\t00 tH\n2,5\t|\t7,5\t311\"\t225\"\nDer Unterschied in der Gerinnungszeit ist betr\u00e4chtlich und wird um so gr\u00f6\u00dfer, je mehr Serum zugesetzt wird; wie schon gesagt, sind hierdurch teilweise die Resultate Fulds zu erkl\u00e4ren. Da\u00df nicht eine betr\u00e4chtliche Verminderung der H-Ionen bei der Verd\u00fcnnung die Ursache der Verlangsamung ist,\ngeht aus folgender Messung hervor:\nCH Milch\t\u2014 0,15 X 10-6\nCjj verd\u00fcnnt 1 : 1 \u2014 0,13 X 10 \u20146\nAus diesen Verd\u00fcnnungsversuchen kann geschlossen werden, da\u00df die Gerinnungszeit l\u00e4nger ist, wenn die Gaseinkalkkonzentration kleiner ist.\nAuch dies wird also zu einer Verlangsamung des Gerinnens der mit Wasser verd\u00fcnnten Milch beitragen. Bedenkt","page":323},{"file":"p0324.txt","language":"de","ocr_de":"324\nW. van Dam,\nman dabei, da\u00df die Ver\u00e4nderung des osmotischen Druckes noch ein Grund f\u00fcr die Verlangsamung zu sein scheint,*) dann ist es, alles zusammen genommen, durchaus nicht n\u00f6tig, die Verminderung in der Konzentration der Kalksalze als die Ursache des Einflusses der Verd\u00fcnnung mit Wasser anzunehmen. Ich habe jedoch bei diesen Verd\u00fcnnungsversuchen ein Resultat bekommen, das stark f\u00fcr die Wirkung der l\u00f6slichen Kalksalze oder Galciumionen spricht und das mit der oben entwickelten Auffassung nicht zu erkl\u00e4ren ist. Bei dieser Probe wurde von folgendem Gedankengang ausgegangen. Wenn die Kalksalze, die gel\u00f6st sind, keinen Einflu\u00df aus\u00fcben, dann mu\u00df die Gerinnungszeit von mit gew\u00f6hnlichem Serum verd\u00fcnnter Milch dieselbe sein, als wenn dieselbe Verd\u00fcnnung durch Oxalatserum hergestellt wird, d. h. Serum von Milch, der etwas Kaliumoxalat zugesetzt wurde, wodurch also ein Teil der Kalksalze niedergeschlagen wird.\nWie aus dem folgenden Versuch hervorgeht, ist dies nicht der Fall.\nDer Milch wurde wieder die mit den gel\u00f6sten Kalksalzen \u00e4quivalente Menge Kaliumoxalat zugesetzt und filtriert; von derselben Milch wurde ein Teil filtriert, ohne da\u00df ein Oxalat zugesetzt war.\nj / 5 Milch -f- 5 ausgepumptes gew\u00f6hnliches Serum 4' 50\"\n\\ 5\t\u00bb\t-f-\t5\t\u00bb\tOxalatserum\t8' 48\"\n2 ( 5 Milch -f- 5 ausgepumptes gew\u00f6hnliches Serum 120\"\n\\ 5\t\u00bb\t\u2014f\u2014\t\u00f6\t\u00bb\tOxalatserum\t345\"\nAmmoniumoxalat an Stelle von Kaliumoxalat zum Niederschlagen gebraucht.\n^ f 5 Milch -f- 5 gew\u00f6hnliches Serum 180\"\n\\ 5 \u00bb\t+5 Oxalatserum\t330\"\nDer Wasserstoff-Ion engehalt dieser Sera war durchaus derselbe nach Entfernung der aufgel\u00f6sten Kohlens\u00e4ure; auch in dem Eiwei\u00dfgehalt wurde bei dem Kaliumoxalatserum kein Unterschied gefunden. Wie gesagt, es ist mir nicht gegl\u00fcckt, f\u00fcr dieses Resultat eine annehmbare Erkl\u00e4rung zu finden, ohne den Calcium-Ionen einen gro\u00dfen Einflu\u00df auf die Gerinnungszeit zuzuschreiben.\n*) Reichel u. Spiro, ebendort.","page":324},{"file":"p0325.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntnis der Labgerinnung.\n325\nNimmt man diesen an, dann ist der Vorgang nicht anders, als er zu erwarten war ; jedoch besteht dann auch hier nicht die Proportionalit\u00e4t zwischen Calcium-Ionen und Gerinnungs-geschwindi^keit. F\u00fcr das Oxalatserum mu\u00df eine nur \u00e4u\u00dferst geringe Menge Calcium-Ionen angenommen werden, denn die Milch ist vollkommen ungerinnbar, soda\u00df durch die Verd\u00fcnnung mit diesem Serum der Calcium-Ionengehalt auf etwas mehr als die H\u00e4lfte verringert wird. Das Verh\u00e4ltnis der Gerinnungszeiten weicht aber zu viel von dem Verh\u00e4ltnis 1 : 2 ab.\nGanz gewi\u00df liegt also hierin ein Argument gegen die Auffassung, zu der alle auf den vorigen Seiten besprochenen Resultate f\u00fchrten, aber es mu\u00df darauf hingewiesen werden, da\u00df gew\u00f6hnliches Serum und Oxalatserum nicht ganz miteinander verglichen werden k\u00f6nnen, so da\u00df dieses Resultat nicht als ein ausschlaggebender Beweis f\u00fcr die Wirkung der Calcium-Ionen angesehen werden kann. Wenn ich alle die erhaltenen Resultate zusammenstelle, dann sehe ich es nach wie vor als sehr wahrscheinlich an, da\u00df das mehr oder weniger schnelle Pr\u00e4zipitiertwerden des Paracaseinkalks, abgesehen von der Menge Lab und der Temperatur, von dem realen S\u00e4uregrad und der Menge Kalk, die durch das Casein gebunden ist, abh\u00e4ngt. Diese h\u00e4ngt zwar wieder zusammen mit den Calcium-Ionen in der Fl\u00fcssigkeit und insofern sind diese ohne Zweifel von Bedeutung, aber \u00fcber die hierbei auftretenden Gleichgewichte, welche wegen der komplizierten Zusammensetzung der Milch etwas verwickelt sind, wissen wir eigentlich sehr wenig, da der eigenartige Zustand, in dem sich der Caseinkalk in der Milch befindet, nicht zul\u00e4\u00dft, so ohne weiteres die f\u00fcr Elektro-lyte gefundenen Gesetze \u00fcber das Gleichgewicht auf die Milch anzuwenden. Tabelle VI w\u00fcrde darauf hindeuten, da\u00df bei Zusatz von H-lonen der Einflu\u00df der Calcium-Ionen auf die Menge des an Casein gebundenen Kalkes unbedeutend ist.\nBei der Verd\u00fcnnung von Milch ergeben sich Erscheinungen, die noch auf keine Weise erkl\u00e4rt werden k\u00f6nnen, z. B. die von Reichel und Spiro l) wahrgenommene Tatsache, da\u00df bei Verd\u00fcnnung mit Kochsalzl\u00f6sung ein gro\u00dfer Unterschied in\nx) Ebenda.","page":325},{"file":"p0326.txt","language":"de","ocr_de":"326\nW. van Dam,\nder Gerinnungszeit wahrgenommen wird und zwar bei direkter Bestimmung (unmittelbar nach der Verd\u00fcnnung) und bei jener, die eine Stunde sp\u00e4ter ausgef\u00fchrt wird.J) Die folgende Tabelle gibt ihre Resultate.\nTabelle XV.\n\u00b0/o NaCl\tT. Direkt\t(in Sekunden) |\tNach 1 Stunde\t\n0,5\t0\t\t5\n0,9\t6,5\t\t7\n1,7\t9\t\t12\n2,5\t12\t\t16,5\n4,5\t16,5\t\t28,5\n6,5\t18,5\t\t38\n8,5\t19.5\t\t49\nDie ausf\u00fchrliche Untersuchung, von der ich hier eine kurze \u00dcbersicht gegeben habe, war n\u00f6tig, um mit einiger Sicherheit sagen zu k\u00f6nnen, in welcher Richtung nach der Ursache des Nichtgerinnens der Milch gesucht werden mu\u00df. Auf Grund meiner Resultate liegt also die M\u00f6glichkeit vor, da\u00df das Nichtgerinnen eine Folge des zu niedrigen Kalkgehaltes der Milch ist, in dem Sinne, da\u00df der Gehalt des an Casein gebundenen Kalkes zu niedrig ist. Die Gesamtkalkbestimmung in einigen Proben2) Milch ergab ein Resultat, das hiermit vollkommen \u00fcbereinstimmt, wie aus den folgenden Zahlen hervorgeht.\n\t' \u25a0\t\u2018 \u2018 *F \u2014\t- -\t \" mg CaO per 100 ccm Milch\t\n1.\t138\tnicht gerinnend\n2.\t137\t\u00bb \u00bb\n3.\t135\tschlecht\t\u00bb\n*) Es w\u00e4re interessant, zu untersuchen, ob in diesem Falle vielleicht eine langsame Umsetzung von Na- und Ca-Atomen stattfindet, eine Vermehrung der l\u00f6slichen Kalksalze also auf Kosten vom collo\u00efdalen Kalke. (Bemerkung bei der Korrektur.)\n2) Teilweise nicht publizierte Analysen von Ott de Vries und Boekhout.","page":326},{"file":"p0327.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntnis der Labgerinnung.\n327\n\tmg CaO per 100 ccm Milch\t\t\n4.\t140\tnicht\tgerinnend\n5.\t140\tschlecht\t7>\n6.\t115 (?)\tnicht\t\u00bb\n7.\t140\tnicht\t\u00bb\n8.\t143\tschlecht\ty>\n9.\t150\t\u00bb\t\u00bb\n10.\t151\tnorm.\t\u00bb\n11.\t154\t\u00bb\t>\n12.\t146\t\u00bb\t\u00bb\n13.\t168\t\u00bb\t\u00bb\n14.\t161\t\u00bb\t\u00bb\n15.\t155\t\u00bb\t>\n16.\t175\t\u00bb\t\u00bb\nWie man sieht, ist bis auf eine Ausnahme der Gehalt der normal gerinnenden Milch an Kalk betr\u00e4chtlich h\u00f6her als der der nicht gerinnenden Milch. Auf diese eingangs gestellte Frage kann also geantwortet werden:\nDie Ursache des Nichtgerinnens der Milch liegt im allgemeinen an dem Kalkmangel in der Milch ; sehr wahrscheinlich ist dann die an Casein gebundene Menge zu gering, um die Koagulation hervorzubringen.\nInteressant ist, im Zusammenhang damit, noch das Resultat, das bei Verabreichung von phosphor saurem Kalk (Biphos-phat) an ein Tier in der mit der \u00abReichslandw. Versuchsstation\u00bb verbundenen \u00abVersuchswirtschaft\u00bb erzielt wurde. Diese Kuh lieferte regelm\u00e4\u00dfig nicht gerinnende Milch. Durch Verabreichen von 50 g Biphosphat pro Tag gerann nach 2 Tagen die Milch in 70\" gegen 60\" bei einer Probe gemengter Milch, d. h. die Milch gerann ungef\u00e4hr normal und blieb so, solange der phosphorsaure Kalk dem Tiere gegeben wurde. Ein aus 4- 20 1 dieser Milch zubereiteter K\u00e4se war nach 4 Wochen sehr schlecht; das Resultat einer zweiten und dritten Zubereitung war sehr g\u00fcnstig.","page":327},{"file":"p0328.txt","language":"de","ocr_de":"328\nW. van Dam,\nAls kein Futterkalk mehr gegeben wurde, hatte nach drei Tagen die Gerinnungszeit wieder stark zugenommen, w\u00e4hrend der darauf folgenden Tage blieb die Milch gerinnbar, wenn auch nur schlecht.\nBei einer nicht tr\u00e4chtigen Kuh, die in der letzten Woche der Lactationsperiode nicht gerinnende Milch lieferte, gab phosphorsaurer Kalk kein Resultat.\nZusammenfassung.\nDer Zweck dieser Untersuchungen war, den Grund daf\u00fcr, da\u00df die Milch mancher K\u00fche nicht gerinnt, zu finden.\nEs wurde darauf hingewiesen, da\u00df man bei der Milch zwischen dem titrierten (potenziellen S\u00e4uregrad) und dem wirklichen (aktuellen) S\u00e4uregrad, d. h. der Wasserstoff-Ionenkonzentration unterscheiden mu\u00df. Durch elektrische Me\u00dfmethoden wurde der letztere bestimmt. Die gefundenen Werte liegen zwischen 0,14 und 0,32 X 10-6 normal. F\u00fcr nicht gerinnende Milch wurde 0,16 und 0,22 X 10~6 gefunden. Mangel an H-lonen war also nicht die Ursache.\nDiese Messungen erm\u00f6glichten es, den Zusammenhang zwischen Wasserstoff-Ionen und Gerinnungszeit zu finden. D i e G e-rinnungszeit ist umgekehrt proportional den Wasserstoff-Ionen.\nMit diesen Resultaten war es wieder m\u00f6glich, den Einflu\u00df der l\u00f6slichen Kalksalze aufzufinden. Mit gro\u00dfer Wahrscheinlichkeit wurde festgestellt, da\u00df diese keinen oder beinahe keinen Einflu\u00df auf die Gerinnungsgeschwindigkeit aus\u00fcben ; dagegen machen es die Ergebnisse wahrscheinlich, da\u00df die Menge des an Casein gebundenen Kalkes f\u00fcr das Koagulieren ma\u00dfgebend ist. Diese Auffassung, die von der \u00fcblichen, da\u00df die l\u00f6slichen Kalksalze eine gro\u00dfe Bedeutung daf\u00fcr haben, abweicht, machte eine ausf\u00fchrliche Untersuchung der Argumente, die gew\u00f6hnlich f\u00fcr diese Hypothese angef\u00fchrt werden, erw\u00fcnscht.\nGefunden wurde:\n1. Bei Zusatz von Chlorcalcium zu Milch bleibt nur + 50\u00b0/o des zugesetzten Salzes aufgel\u00f6st, unabh\u00e4ngig von der Konzentration der L\u00f6sung. F\u00fcr extrem hohe Konzentrationen (<2\u00b0loo)","page":328},{"file":"p0329.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntnis der Labgerinnung.\n329\nwerden keine Ca-Ionen mehr gebunden. Da\u00df bei diesen Konzentrationen das Chlorcalcium doch noch beschleunigend auf das Gerinnen einwirkt, kann durch die Erscheinung erkl\u00e4rt werden, da\u00df durch den Zusatz dieses Salzes der Wasserstoff-Ionengehalt betr\u00e4chtlich vermehrt wird.\n2.\tDie Dissoziation der Kalksalze in der Milch ist sehr gering; auf jeden Fall geringer als 12\u00b0/o.\n3.\tDurch Zusatz l\u00f6slicher Oxalate zu Milch werden nicht an erster Stelle die normal gel\u00f6sten Kalksalze niedergeschlagen, wie man annimmt, sondern haupts\u00e4chlich die Salze, welche sich in Pseudol\u00f6sung befinden. Bei Milch mit 50 mg CaO per 100 ccm Serum wurden bei Zusatz der hiermit \u00e4quivalenten Menge Kaliumoxalat nur 12 mg pr\u00e4zipitiert. Diese Milch war vollkommen ungerinnbar. Durch Chlorcalcium konnte sie regeneriert werden, obwohl der Gehalt an l\u00f6slichen Kalksalzen beinahe nicht gr\u00f6\u00dfer geworden war (40 mg an Stelle von 39 mg per 100 ccm Serum).\n4.\tDa\u00df l\u00f6sliche Citrate das Gerinnen verlangsamen oder aufheben, wird dem Niederschlag der gel\u00f6sten Kalksalze als Calciumcitrat zugeschrieben. Der Versuch lehrt aber das Gegenteil, die kolloidalen Kalksalze werden durch l\u00f6sliche Citrate gel\u00f6st, soda\u00df der Gehalt an l\u00f6slichen Kalksalzen sehr steigt, w\u00e4hrend doch die Milch ungerinnbar wird. Hierbei wurde noch gefunden, da\u00df durch Kaliumcitrat ein Teil des an Casein gebundenen Kalkes sich l\u00f6st, soda\u00df auch dieses Resultat vollkommen mit der hier entwickelten Auffassung \u00fcbereinstimmt.\n5.\tGezeigt wurde, da\u00df die Verlangsamung im Gerinnen, welche bei der Mischung der Milch mit Wasser wahrgenommen wird und die man gew\u00f6hnlich der Verd\u00fcnnung der Kalksalze zuschreibt, ebenso gut durch vier Vorg\u00e4nge, die alle in der Richtung auf langsameres Gerinnen sich geltend machen und die unter Punkt 4 besprochen sind, erkl\u00e4rt werden kann. Ferner wurde darauf hingewiesen, da\u00df man auf Verd\u00fcnnungsproben mit Molke [keinen gro\u00dfen Wert legen kann, weil dabei nicht der Einflu\u00df, der durch kleine \u00c4nderungen in dem Wasserstoff-Ionengehalt zu Wege gebracht wird, beachtet ist. Die von mir beobachtete Tatsache, da\u00df Milch, die","page":329},{"file":"p0330.txt","language":"de","ocr_de":"330 W. van Dam, Beitrag zur Kenntnis der Labgerinnung.\nmit Oxalatserum verd\u00fcnnt wurde, langsamer gerinnt als bei Verwendung von normalem Serum, habe ich nicht erkl\u00e4ren k\u00f6nnen.\nDie Ursache des Nichtgerinnens der Milch wurde also schlie\u00dflich in dem Mangel an Kalk, und zwar an kolloidalem Kalk, gesucht. Bei 16 Proben Milch, von denen acht nicht oder sehr schwer gerannen, wurde der Kalkgehalt der gut gerinnenden Milch deutlich h\u00f6her befunden als bei den \u00fcbrigen Proben.\nEine Kuh in der hiesigen mit der Untersuchungsstation verbundenen \u00abVersuchsWirtschaft\u00bb, die regelm\u00e4\u00dfig nicht gerinnende Milch lieferte, hatte bei t\u00e4glicher Verabreichung von 50 g phosphorsaurem Kalk (Biphosphat) nach drei Tagen eine beinahe normal gerinnende Milch.\nReichslandw. Versuchsstation, Hoorn. Juni 1908.","page":330}],"identifier":"lit18754","issued":"1908-09","language":"de","pages":"295-330","startpages":"295","title":"Beitrag zur Kenntnis der Labgerinnung","type":"Journal Article","volume":"58"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:23:29.116924+00:00"}