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{"created":"2022-01-31T13:56:40.985791+00:00","id":"lit18759","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Rosenberger, Franz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 58: 369-372","fulltext":[{"file":"p0369.txt","language":"de","ocr_de":"Zum Nachweis der Cyklosen im Tierk\u00f6rper. Erwiderung an Herrn Starkenstein.\nVon\nPr. mod. Franz Rosenberger. Spezialarzt f\u00fcr Stoffwechsel- und\nVerdauungskrankheiten in M\u00fcnchen.\nDer Redaktion zugegangen am 3. Januar 1909.)\nIn einer am 6. November 1908 der Redaktion dieser Zeitschrift zugegangenen Arbeit greift Starkenstein1) unter dem Titel: \u00abDie Be-Ziehungen der Cyklosen zum tierischen Organismus\u00bb die Ausf\u00fchrungen meines im Sommer 1908 gehaltenen gleichnamigen Vortrages an, welcher in demselben Jahre in Nr. 34 der M\u00fcnchener medizinischen Wochenschrift\nerschienen ist.\nDie Grundlage wissenschaftlicher Arbeit ist die Richtigkeit der Methode. Ohne Kenntnis von seinen Versuchen, habe ich im Sommer 1907 mich desselben Verfahrens (bis auf eine geringe, f\u00fcr die strittigen Punkte aber v\u00f6llig belanglose \u00c4nderung) bedient, das mein Herr Gegner anwendete. welches er nach Cooper-Lane benennt, ich aber nach Scherer bezeichne. Diese Methode beruht darauf, da\u00df der Inosit den Geweben mit Wasser entzogen wird. Die Mediziner arbeiten in ihren Laboratorien im allgemeinen mit \u00e4u\u00dferst empfindlichen K\u00f6rpern und daraus erkl\u00e4rt es sich, da\u00df sie tunlichst schonende Mittel allen stark wirkenden vorziehen. Schon mehrfach aber haben sie mit Erfolg auch gewaltsamere\nVerfahren durchgef\u00fchrt\nwo st\u00e4nden wir heute in der Eiwei\u00dfchemie ohne\ndie energischen Spaltungsmethoden A. Kossels und wo mit unseren Kenntnissen des Glykogenhaushaltes ohne die gro\u00dfen Alkalimengen Pfl\u00fcgers? Der Inosit ist nun, wie ich schon in meinem Vortrag angab, gegen Basen und S\u00e4uren sehr resistent. Es lag daher nahe, da\u00df ich mir diese beiden Eigenschaften zunutze machte, als ich an die Untersuchung der Gewebe2) heranging, denn nach dem Stande unserer heutigen Kenntnisse konnte mich das alte Verfahren, mit dem Scherer seine sch\u00f6ne Entdeckung machte und das er ganz gewi\u00df heutzutage nicht mehr anwenden w\u00fcrde, nach einigen Versuchen nicht mehr befriedigen. Das Auspressen der Organe mit der Buchner presse l\u00e4\u00dft Zeit verstreichen, die erhaltenen Spalt mengen unterliegen nach der Gr\u00fcndlichkeit des vorangehenden Zerreibens und der Atmosph\u00e4renzahl des Druckes gro\u00dfen Schwankungen \u2014, so zog ich es vor. die Zellw\u00e4nde mit siedender Kalilauge zu zerst\u00f6ren.","page":369},{"file":"p0370.txt","language":"de","ocr_de":"370\nFranz Rosenberger,\nAus der grundlegenden Arbeit von Maquenne3) ist des weiteren ersichtlich, da\u00df unreiner Inosit von 7\u00b0/oiger Salpeters\u00e4ure auch in der Hitze nicht angegriffen wird. Der Erfolg meiner Versuche hat dies best\u00e4tigt. Starkenstein1) beanstandet aber auch, da\u00df ich vorgeschlagen habe, man solle bei schwach salpetersaurer Reaktion eindampfen, unter Umst\u00e4nden bis zum Sirup ! Ich h\u00e4tte mich deutlicher ausdr\u00fccken sollen : Man soll \u00abeben\u00bb oder \u00abganz\u00bb schwach ans\u00e4uern! Das hat folgenden Grund: Auch wenn man Baryt zum Neutralisieren der Salpeters\u00e4ure verwendet, ist die Fl\u00fcssigkeit, sobald Alkali im \u00dcberschu\u00df darin ist, ziemlich hygroskopisch; den Punkt der Neutralisation aber erkennt man schwer, leicht jedoch l\u00e4\u00dft sich die Anwesenheit freier S\u00e4ure nachweisen. Nun h\u00e4tte ich auch eine andere S\u00e4ure verwenden k\u00f6nnen und habe auch\neinige wenige Male Essigs\u00e4ure benutzt, diese dann\u2018aber durch Salpeters\u00e4ure ersetzt, einfach um nicht zu vielerlei Reagenzien zuzugeben. Diese Spuren von Salpeters\u00e4uren k\u00f6nnten im h\u00f6chsten Falle beim Eindampfen zum Sirup nur einige Promille ausmachen, in der Hitze des Wasserbades. Aus naheliegenden Gr\u00fcnden d\u00fcrfte jedoch nach dem Einengen \u00fcberhaupt keine freie Salpeters\u00e4ure mehr zugegen sein. Der Erfolg scheint mir auch insofern recht gegeben zu haben, als ich nicht nur in 5,0 abgeh\u00e4ngten Ochsenfleisches den Ringzucker nachweisen konnte, was mit der urspr\u00fcnglichen Methode wohl nicht gelingen d\u00fcrfte, als auch ihn noch in Bruchteilen des R\u00fcckstandes wiederfand, nachdem ich zu 300 ccm Blut, welches an sich keinen Inosit enth\u00e4lt, 0,01 Ringzucker gegeben hatte.\nDen Einwand meines Herrn Gegners, da\u00df meine Methode durch den gro\u00dfen Salzgehalt der L\u00f6sungen nicht zu quantitativen Bestimmungen sich eigne, habe ich als erster gegen sie erhoben und mich bem\u00fcht, sie in dieser Richtung dadurch zu verbessern, da\u00df ich zur Reinigung nach der ersten F\u00e4llung mit Bleiessig Chlor4) in die L\u00f6sung leitete. In f\u00fcnf Versuchen habe ich mich von der Brauchbarkeit dieses Vorgehens \u00fcber-zeugt und war damit zufrieden. Das \u00fcbersch\u00fcssige Halogen kann dann leicht durch einen Luftstrom beseitigt werden: man f\u00e4llt hierauf mit Bleizucker und dann mit Bleiessig. Auch das Leiten eines Chlorstromes \u00fcber dicke inosithaltige Sirupe beg\u00fcnstigt die Krystallisation. Ich halte\ndiese gewi\u00df einfache Methode, die nur einen guten Abzug voraussetzt, f\u00fcr praktisch, sobald vielleicht noch einige Vorteile besonders bez\u00fcglich der Temperatur, bei der die Einleitung zu geschehen hat, herausgefunden sind.\nDie M\u00fche, eine solche Methode vollst\u00e4ndig\nauszuarbeiten, d\u00fcrfte\nsich meines Erachtens lohnen, denn es scheint mir, da\u00df auf dem lan^e\n'\t*\tcD\nvernachl\u00e4ssigten Gebiet des Inosits noch manches zu finden sein wird. Zun\u00e4chst d\u00fcrften seine Beziehungen zum Diabetes mellitus doch wichtiger sein, als Starkenstein\u00b0) sie nach dem Stand der bisherigen Literatur beurteilt, vielleicht mehr noch nach der Seite der Fettverbrennung als der der Zuckerausscheidung. Aber sieht man ab von diesem hypothetischen","page":370},{"file":"p0371.txt","language":"de","ocr_de":"Zum Nachweis der Cyklosen im Tierk\u00f6rper.\n371\nGebiet, so mu\u00df es doch auffallen, da\u00df sowohl mein Herr Gegner als ich jeder f\u00fcr sich nach einigen eindeutig scheinenden Versuchen auf gewisse Widerspr\u00fcche stie\u00df, die sich kaum auf Fehler der Methodik allein beziehen lassen. Im Winter 1907/08 fand ich in den inneren Organen der Rinder im frischen Zustand ebensowenig Inosit als in den Muskeln, im Sommer 1908 waren die Muskeln v\u00f6llig inositfrei, in den Dr\u00fcsen konnte ich solchen nachweisen; 4J gewi\u00df gibt es Gr\u00fcnde, die daran denken lassen, da\u00df auch dieser Ringzucker erst nach dem Tode in der Zeit zwischen Schlachtung und Verarbeitung sich bildete, aber aufgekl\u00e4rt ist der Widerspruch noch nicht. Starkenstein1} gibt in seiner letzten \\er\u00f6ffent-lichung selbst zu. da\u00df er bei der Autolyse \u00abnicht immer ein Verschwinden oder auch nur eine Abnahme des Ringzuckers beobachtete\u00bb; das ist wenigstens eine gewisse Ann\u00e4herung an meinen Standpunkt.\nFarbenreaktionen sind nat\u00fcrlich kein Ma\u00dfstab zu quantitativen Bestimmungen. Es ist aller ein Unterschied, ob im einen Fall eine gro\u00dfe Men-m dos R\u00fcckstandes wei\u00df bleibt, im anderen sich dieselbe Menge bei der Reaktion rosa und im dritten schon St\u00e4ubchen sich rot f\u00e4rben. Trifft das jeweils Gleiche jedesmal ceteris paribus bei verschiedenen Substanzen zu. so ist man wohl berechtigt, zu vermuten, da\u00df im ersten Fall keine, im zweiten eine nachweisbare und im dritten eine gro\u00dfe Menge der fraglichen Substanz zugegen war.\nDie von mir sogenannten Inositorgane fernerhin anzunehmen, h\u00e4lt Star konst ein R f\u00fcr unn\u00f6tig. Solange ich mich zur Annahme einer postmortalen Inositbildung gezwungen sehe, sehe ich mich auch gezwungen, die Anwesenheit von Inositbildnern zu verlangen. Das ist aber durchaus nicht so unwahrscheinlich, denn in der Tat kennen wir schon zwei inositc-gene. wenigstens im chemischen Sinn : Das Phytin in den Pflanzen, den Thyrophenosit in tierischen Organen. Das Phytin6) gibt bei der Spaltung mit Minerals\u00e4uren bei 1500 C. im geschlossenen Rohr seinen Kohlenstoff quantitativ als Inosit ab. es folgt aber daraus doch noch lange nicht, da\u00df es fertigen Inosit enth\u00e4lt ; w\u00e4re dem so, dann m\u00fc\u00dfte es sich benzov-liereil und acetylieren lassen. Das tut es aber nun einmal gar nicht! \u2014\nIm Thyrophenosit 7j k\u00f6nnen noch au\u00dfer Alkoholradikalen andere Stellen des Molek\u00fcls gegebenenfalls zur Benzoylierung oder Acetylierung in Frage kommen. Es ist mir \u00fcberhaupt nicht bekannt, da\u00df diese beiden Reaktionen schon mit genanntem K\u00f6rper ausgef\u00fchrt worden w\u00e4ren ; aber wenn nicht zahlreiche Benzovl- o\u2019der Acetvlreste in die Verbindung eintreten, hat der positive Ausfall der Reaktion gerade beim Thyrophenosit sehr wenig Beweiskraft f\u00fcr die so wenig wahrscheinliche Annahme, da\u00df in ihm fertiger Inosit enthalten sei. \u00dcbrigens findet Starkenstein1) vielleicht unbewu\u00dft auch hier eine verbindende Br\u00fccke, indem er schreibt: \u00abEs w\u00e4re ja schlie\u00dflich auch die M\u00f6glichkeit nicht von der Hand zu weisen, da\u00df durch die autolytischen Fermente Inosit frei wird, der vordem vielleicht an andere K\u00f6rper (Phosphors\u00e4ure, Eiwei\u00df?) gebunden war.\u00bb","page":371},{"file":"p0372.txt","language":"de","ocr_de":"372 Franz Rosenberger, Zum Nachweis der Cyklosen im Tierk\u00f6rper.\nEs ist mir zur Zeit nicht m\u00f6glich, mich mit Tierversuchen zu befassen ; ich m\u00f6chte aber abschlie\u00dfend bitten, die w\u00e4sserigen Extraktionsmethoden f\u00fcr die sehr empfindlichen K\u00f6rper aufzusparen und den jeweils widerstandsf\u00e4higeren wirksamere Verfahren anzupassen. Was die Ringzucker speziell betrifft, so halten sie ein energisches Vorgehen sehr gut aus und ist auch meine Methode erst noch eine Skizze, so glaube ich doch, da\u00df sie auf den richtigen Weg f\u00fchrt.\nLiteratur.\n1.\tDiese Zeitschrift, Bd. LVIII, H. 2.\n2.\tDiese Zeitschrift, Bd. LVI, H. 4.\n3.\tAnnales de chimie, VIe s,, Bd. XII. .\n4.\tDiese Zeitschrift, Bd. LVII, H. 5 u. 6.\n5.\tZeitschrift f\u00fcr experimentelle Pathologie und Therapie. Bd. V; \u00abLotos\u00bb, Bd. LVI, H. 6.\n6.\tPosternack, Comptes rendus de l\u2019acad\u00e9mie des sciences, T. CXXXVII. \u2014 Winterstein, Ber. d. Deutsch, ehern. Ges., Bd. XXX. S. 2299. \u2014 Diese Zeitschrift, Bd. XXII.\n7.\tDanilewski, Ber. d. Deutsch, ehern. Ges., Bd. XIII, S. 2132. \u2014 Bulletin de la soci\u00e9t\u00e9 chimique, s. II, Bd. XLI, S. 255. \u2014 Johannes M\u00fcller (Rostock), Sitzungsber. der Naturforsch.-Ges. zu Rostock. 1907, Nr. 5.","page":372}],"identifier":"lit18759","issued":"1908-09","language":"de","pages":"369-372","startpages":"369","title":"Zum Nachweis der Cyklosen im Tierk\u00f6rper: Erwiderung an Herrn Starkenstein","type":"Journal Article","volume":"58"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:56:40.985797+00:00"}