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{"created":"2022-01-31T13:57:29.464500+00:00","id":"lit18779","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"W. V\u00f6ltz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 59: 13-18","fulltext":[{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntnis der Zusammensetzung und der Natur der H\u00fcllen der Milchk\u00fcgelchen.\nV on\nEmil Abderhalden und W. V\u00fcltz.\n(Aus dem physiologischen Institute der tier\u00e4rztlichen Hochschule und dem zooteehnisehen Institut der landwirtschaftlichen Hochschule, Merlin.)\nDer Redaktion zugegangen am I i. Januar l\u00f6oti.j\nDie H\u00fcllen der Milchk\u00fcgelchen .sind wiederholt untersucht worden, ohne da\u00df es jedoch gelungen ware, ihre Natur vollst\u00e4ndig klar zu stellen. Verschiedene Beobachtungen deuten allerdings mit gro\u00dfer Bestimmtheit darauf hin, da\u00df sie keineswegs aus einer einheitlichen Substanz aufgebaut sind, sondern vielmehr aus einem Gemisch ganz verschiedenartiger Stoffebestehen. Unsere Untersuchung st\u00fctzt diese Annahme durchaus. Wir richteten unser Augenmerk in erster Linie auf die Natur der in den genannten H\u00fcllen vorhandenen Liwei\u00dfstolfe, und wir k\u00f6nnen gleich betonen, da\u00df sicher nicht nur Gasein am Aufbau der H\u00fcllen beteiligt ist, ja es ist nicht unm\u00f6glich, da\u00df es vollkommen fehlt, dagegen mu\u00df mindestens ein Protein vorhanden sein, das im Gegensatz zum Gasein und auch zum Milchalbumin Glykokoll aulweist. Die verschiedenartigen Beobachtungen machen es sehr wahrscheinlich, da\u00df ein Gemisch verschiedener Proteine vorliegt, und ferner spricht manches daf\u00fcr, da\u00df die nach der gleich zu beschreibenden Methode' isolierten H\u00fcllen keineswegs immer dieselbe Zusammensetzung zeigen. Oh den H\u00fcllen ein ganz spezifischer Kiwei\u00dfbeslandteil zukommt, wagen wir nicht zu entscheiden. Der Umstand, da\u00df es gelingt, ein Produkt zu isolieren, das an und f\u00fcr sich keine Biuretreaktion gibt, und erst eine solche zu erzielen ist, wenn die erw\u00e4hnte Substanz l\u00e4ngere Zeit mit Alkalilauge steht oder noch besser","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"' \u2018\tKm 11 Abdfihiilil en und W. V\u00f6 11 z,\nerw\u00e4rmt wird, deutet vielleicht auf ein Protein mit besonderen kigenschalten hin. Krscliwert wird die Untersuchung der H\u00fcllensubstanz durch den au\u00dferordentlich hohen Aschengehalt.\nIsoliert wurden die H\u00fcllen nach der folgenden von (!. Geh mann vorgeschlagenen Methode:1)\nFrische, mit ca. 0,1 \u00b0/o NaF oder Thymol etc. versetzte Kuhmilch wurde mittels eines Blasrohres unter eine Wasser-s\u00e4uh* von ca. oO cm H\u00f6he geleitet. Die spezifisch schwerere Milch dr\u00fcckt die Wassers\u00e4ule nach Oben und grenzt sich ziemlich -scharf von ihr ab. Nach einiger Zeit beginnen die spezifisch leichten Milchk\u00fcgelchen aufzusteigen, sie dringen allseitig umspiilt durch die Wassers\u00e4ule und setzen sich auf der Wasserfl\u00e4che ab, von der sie mittels Saughebers nach bestimmten Zeiten mach 12, 21, 3(> Stunden usw.) entfernt werden Die w\u00e4hrend der ersten Stunden aufsteigenden Milchk\u00fcgelchen, welche die Hauptmenge aller ausmachen, d\u00fcrften am ehesten unver\u00e4ndert und befreit von Fromdbestandteilen an die Wasseroberfl\u00e4che gelangen: denn die oberen Schichten der Wassers\u00e4ule, durch welche die Milchk\u00fcgelchen aufsteigen, sind nur durch die Milchk\u00fcgelchen seihst wolkig getr\u00fcbt, das umgehende Wasser bleibt vollkommen klar. Die kleineren, sp\u00e4ter aufsteigenden Fettk\u00fcgelchen dagegen hallen sich h\u00e4ufig in nicht geringer Zahl zu traubigen Konglomeraten zusammen, und es besteht die M\u00f6glichkeit, dal) Milchfl\u00fcssigkeit eingeschlossen und mit ihnen, gewonnen wird. Ferner findet mit der Zeit eine immer mehr fortschreitende Vermischung von Milch und Wrasser statt, so da\u00df die Befreiung der Milchk\u00fcgelchen von anderen Milch best and teilen wohl immer unvollkommener wird. Schlie\u00dflich d\u00fcrfte auch innerhalb gewisser Grenzen ein Stoflaustausch zwischen den H\u00fcllen der Milchk\u00fcgelchen und dem umgebenden Medium erfolgen.\nNachdem man nun die abgeheberten Milchk\u00fcgelchen auf Filter gebracht hat und die Hauptmenge des Wrassers hat abtlie\u00dfen lassen, werden die Glastrichter mit den Filtern in einen Trockenschrank gebracht. Bei einer Temperatur von ca. 70\u00b0 C.\nM Vgl. hierzu: W. V\u00fcltz. Untersuchungen \u00fcber die Serumh\u00fcllen der Milchk\u00fcgelchen. Pfl\u00fcgers Archiv. Bd. C1I, S. 873, 190t.","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"i;br*r Zusammensetzung und Natur der H\u00fcllen der Milchk\u00fcgelchen. 15\nflie\u00dft das noch vorhandene Wasser und die Hauptmenge des Fettes ah. Die Filterr\u00fcckst\u00e4nde werden bis zur Gewiehts-konstanz getrocknet, pulverisiert und durch siedenden \u00c4ther von Fett befreit. Die so gewonnene Substanz bildet das Ausgangsmaterial f\u00fcr die weiteren Untersuchungen.\nDie chemischen Analysen ergaben nun, da\u00df die von verschiedenen Milchproben (s\u00e4mtlich Kuhmilch) erhaltenen H\u00fcllen eine sehrabwedchend\u00ea Zusammensetzung auf wiesen'; So schwankte bei einer Anzahl von Versuchen1) in 100 Trockensubstanz der Aschengehalt zwischen 1,57 und 45,28'\u00b0;\u00ab der P-Gehalt zwischen 0,18 und 0,57 \u00b0/o.\nDer Gehalt an N, auf 100 g organische Substanz berechnet, differierte zwischen 7,20 und 12,01\u00b0/,,. Bei sp\u00e4teren Versuchen wurden noch gr\u00f6\u00dfere Differenzen gefunden.\nWas nun das f\u00fcr unsere Untersuchungen verwendete Pr\u00e4parat anbelangt, so stellt dasselbe ein Gemisch der von fr\u00fcheren Versuchen2) \u00fcbrig gebliebenen H\u00fcllen dar. Au\u00dferdem wurden im Sommer 1908 zweimal je 50 I Kuhmilch \u2014 in der Folge als Milch I und II bezeichnet \u2014 in der geschilderten Weise auf die H\u00fcllen der Milchk\u00fcgelchen verarbeitet Die gewonnene Substanz wurde mit dem vorhandenen Material vermischt und die gesamte Masse von den letzten Resten Fett befreit. Fs zeigte sich bei der Verarbeitung der 2 Milchproben von je 50 1 in \u00dcbereinstimmung mit fr\u00fcheren Untersuchungen, da\u00df die H\u00fcllen der Milchk\u00fcgelchen der verschiedenen Individuen einer Tierart in bezug auf ihren Gehalt an Einzelbestandteilen au\u00dferordentlichen Schwankungen unterworfen sein k\u00f6nnen. So enthielten die H\u00fcllen der innerhalb 21 Stunden aufgestiegenen Milchk\u00fcgelchen\nder Milch l:\u2018)\nTrockensubstanz............... 98,01 %\nAsche . .\t 59,62\u00b0;\u00bb\nOrganische Substanz.............. 88,39%\nN............................... 4,04%\nN in der organischen Substanz 10.52%\nder Milch II'*) 95,44% 7,04%\n88,30% 5,70% 6,44%\n1. c. S. 887.\n*) 1. c.\ns) Um f\u00fcr die Hydrolyse m\u00f6glichst viel Material zu er\u00fcbrigen,","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"K ni il Abderhalden und W. Voltz.\nDi\nDie Ausbeute betrug bei\tMilch 1\tMilch 11\nTrockensubstanz\t\t17,768 g\t9.842 g\nAsche ...\t\t\t10,807 >\t0,689 >\nOrganische Substanz\t\t6,9b 1 \u00bb\t8,658 >\nX \t\t\t0,782 *\t0.558 \u00bb\nalso pro Eiter\t\t\nTrockensubstanz .......\t0,3554 g\t0,187 g\nOrganische Substanz .....\t0,189 \u00bb\t0,173 *\nDie innerhalb der n\u00e4chsten 24 Stunden noch \u00fcber die Wassers\u00e4ule gestiegenen Milchk\u00fcgelchen wurden bei beiden Droben noch als zweite Fraktion gewonnen und zusammen verarbeitet. Fs wurden von beiden Proben, also 100 1, noch K7 #53 g Trockensubstanz, also pro Liter 0,0475 g gewonnen, sodall die Gesamtausbeute\nbei Milch I\tbei Milch II\n0,3554 g\t0,187 g\n0,0475 \u00bb\t0,0475\nca. 0,4029 g\t0,2345 g H\u00fcllentrocken-\nsubstanz pro Liter betrug. Bekanntlich steigen auch an sp\u00e4teren Tagen, und zwar vorwiegend kleinere Milchk\u00fcgelchen auf: ihre Menge; ist jedoch sehr gering. Fs wurde bei der vorliegenden Untersuchung auf (ine Gewinnung der zugeh\u00f6rigen H\u00fcllen verzichtet. Bei den fr\u00fcheren Versuchen1) sind die w\u00e4hrend ca. 10 Tagen aufgestiegenen Milchk\u00fcgelchen gesammelt und ihre H\u00fcllen dargestellt worden, soda\u00df nur minimale Mengen nicht aufrahmten. Die Ausbeute betrug damals 0,53\u20140,78 g H\u00fcllentrockensubstanz pro Liter Kuhmilch. Wie angef\u00fchrt, dienten die von den verarbeiteten 100 1 Kuhmilch erhaltenen und mit der gesammelten Substanz aus fr\u00fcheren Untersuchungen vermischten H\u00fcllen als Ausgangsmaterial f\u00fcr die. folgende Untersuchung.\nDas Ausgangsmaterial enthielt:-)\nwurden hier nur Einzelanalysen mit relativ wenig Substanz ausgef\u00fchrt, so da\u00df diese analytischen Daten nur als Ann\u00e4herungswerte aufzufassen sind.\n') 1. e.\n*i Die analytischen Daten sind die Mittelwerte von mindestens je zwei gut \u00fcbereinstimmenden Analysen, welche mit gen\u00fcgenden Mengen Substanz ausgef\u00fchrt wurden.","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"17\nI ber Zusammensetzung und Natur der H\u00fcllen der Milchk\u00fcgelchen.\n5,58\u00b0 <> Wasser.\n94.42 % Trockensubstanz.\n40,70\u00b0, o Asche,\n58.72\u00b0 o organische Substanz.\n7.01 % Stickstoff.\nX in der fett freien organischen Substanz\nZur Hydrolyse wurden 80,50 g Substanz verwendet mit 76,09 g Trockensubstanz,\n82.80 \u00bb Asche.\n48.29 > organischer Substanz und 5,65 ; Stickstoff.\nDie Substanz wurde in der gewohnten Weise mit der f\u00fcnffachen Menge 25\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure 10 Stunden am Biickflu\u00dfk\u00fchler gekocht. Das Hydrolysat wurde \u2022abfiltriert und der Filterr\u00fcckstand durch mehrfaches Auskochenrnit destilliertem Wasser von allen wasserl\u00f6slichen Bestandteilen befreit. Die vereinigten Filtrate wurden unter vermindertem Druck eingeengt, ln aliquoten Teilen der (iesamtfiiissigkcit wurden zwei Ammoniak-Bestimmungen ausgef\u00fchrt (Zusatz von MgQ im \u00dcberschu\u00df und \u00dcberdestillieren in titrierte 1\u00c7SOJ. Sie ergaben in \u00dcbereinstimmung, da\u00df das Hydrolysat 7,<)4n/<. seines Gehaltes an Stickstoff in Form von Ammoniak enthielt.\nDen Best des Hydrolysates verwendetem wir zur Bestimmung der Aminos\u00e4uren. Zun\u00e4chst wurde nach der Entfernung der Schwefels\u00e4ure mit Baryt das Tyrosin durch fraktionierte Krystallisation zur Abscheidung gebracht. Die Mutterlauge des Tyrosins diente zur Gewinnung der Glutamins\u00e4ure. Sie wurde nach Einleiten von gasf\u00f6rmiger Salzsaure als Chlorhydrat abgeschieden. Schlie\u00dflich verwendeten wir die Mutterlauge des Glutamins\u00e4urechlorhydrates zur Gewinnung der \u00fcbrigen Aminos\u00e4uren, und zwar mit Hilfe der Estermethode.\nIm folgenden sind die Mengen der isolierten Aminos\u00e4uren wiedergegeben. Die Ausbeuten sind auf lfK) g Eiwei\u00df berechnet unter der Voraussetzung, da\u00df der gefundene * Stickstoffgehalt nur auf Proteine zu beziehen ist (5,25 X N). Es ist klar, da\u00df diese Art der Berechnung nicht einwandfrei ist, da die M\u00f6glichkeit, da\u00df au\u00dfer Eiwei\u00df noch andere stickstoffhaltige Substanzen vorhanden sind, nicht ausgeschlossen ist. Ihre Menge\nHoppe-Seylers Zeitschrift f physiol. Chemie. MX.\n2","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"1* Abderhalden und V\u00f6ltz. \u00dcber H\u00fcllen der Milchk\u00fcgelchen\nkann jedoch nicht erheblich sein. Der Gehalt an Tyrosin betrug 2,05\u00b0/\u00ab\u00bb und derjenige an Glutamins\u00e4ure 8,5\u00b0/o. Ferner wurden nachgcwieson Glykokoll (0,\u00f6\u00b0/o), Alanin (l,5\u00b0/o), Leucin r2\u00b0,;o), Phenylalanin und Asparagins\u00e4ure. Letztere wurden nur in ganz kleinen Mengen isoliert.\nNun enth\u00e4lt das Casein1) 4,5 \u00b0;o Tyrosin und 11,0 \u00b0/\u00bb (ilutamins\u00e4ure. Glykokoll ist keines vorhanden, ferner sind im Milchalbumin 2) 0,85 \u00b0/o Tyrosin und 10,1 \u00b0/oGlutamins\u00e4ure aufgefunden worden. Auch dieses Protein enth\u00e4lt kein Glykokoll. In einem Gemisch von Milchalbumin und -globulin konnte dagegen diese Aminos\u00e4ure nachgewiesen werden.;i) Der Befund an Glykokoll beweist ohne weiteres, wie schon eingangs betont wurde, da\u00df am Aufbau der H\u00fcllen der Milchk\u00fcgelchen auf alle F\u00e4lle neben Casein noch andere Proteine oder auch nur solche beteiligt sind. Vorausgesetzt wird nat\u00fcrlich, da\u00df die vorliegende Methode die H\u00fcllen der Milchk\u00fcgelchen in reinem\u00bb Zustand liefert. Der Umstand, da\u00df relativ viel Glykokoll aufgefunden wurde, und da\u00df die \u00fcbrigen Aminos\u00e4uren und speziell das Tyrosin an Menge gegen\u00fcber den beim Casein gefundenen Werten zur\u00fccktritt, macht es sehr wahrscheinlich, da\u00df nicht eine zuf\u00e4llige Verunreinigung der H\u00fcllen Vorgelegen hat. Auf jeden Fall darf man nach diesen Befunden die H\u00fcllen der Milchk\u00fcgelchen nicht einfach als aus Casein bestehend aulfassen. Hervorgehoben sei nochmals, da\u00df die vorliegenden Beobachtungen unzweifelhaft daf\u00fcr sprechen, da\u00df je nach den vorhan^ denen Bedingungen ganz verschiedenartig zusammengesetzte H\u00fcllen\u00bb zur Untersuchung gelangen, und es vielleicht \u00fcberhaupt fraglich ist, ob diese sog. H\u00fcllen als wohl differenzierte K\u00f6rper aufzufassen sind.\n\u00bb) Einil Fischer, Hydrolyse des Caseins mit Salzs\u00e4ure, Diese Zeitschrift, Bd. XXXIII. S. 151 (1901), und Emil Abderhalden, Abbau und Aufbau der Eiwei\u00dfk\u00f6rper im tierischen Organismus. Diese Zeitschrift. Bd. XLIY, 8. 17 (1905).\n*) Emil Abderhalden und Hugo Pribram. Die Monoamino-s\u00e4uren des Albumins aus Kuhmilch, Diese Zeitschrift, Bd. LI, S. 409 (1907).\n') Emil Abderhalden und Andrew Hunter. Vorl\u00e4ufige Mitteilung \u00fcber den Gehalt der Eiwei\u00dfk\u00f6rper der Milch an Glykokoll. Diese Zeitschrift. Bd. XLVI1. S. 404. 1900.","page":18}],"identifier":"lit18779","issued":"1909","language":"de","pages":"13-18","startpages":"13","title":"Beitrag zur Kenntnis der Zusammensetzung und der Natur der H\u00fcllen der Milchk\u00fcgelchen","type":"Journal Article","volume":"59"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:57:29.464505+00:00"}