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{"created":"2022-01-31T15:14:23.764305+00:00","id":"lit18785","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Ehrenfeld, R.","role":"author"},{"name":"W. Kulka","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 59: 43-53","fulltext":[{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"Zum Nachweis der unterphosphorigen und phosphorigen S\u00e4ure\nin Organen.\nVon\nK. Khrenfehl und K^iincntsaizt W. Kulka.\n1 Mitteilung aus dem Laboratorium tic* Ilofratcs l'rof. Dr. J. Uabermaiin an \u00ab1er k. k. teehnisrlien Morhsehule in Br\u00fcnn.) :\n<Oer Hodak\u00fcon /ugegaiigcn am 21. Januar i\u00eeK!l>)\nMit einer Abbildung\nDie sicherste Grundlage zur Beurteilung der Phosphorvergiftung in gerichtlich-chemischen F\u00e4llen ist bekanntlich das Verfahren nach Mitscherlich. Ihm tritt die Blondlot-Dusartsehe Reaktion als Best\u00e4tigung zur Seite. 1st jedoch der giftige Phosphor bereits innerhalb der Organe in seine beiden n\u00e4chsten Oxydationsstufen: die unterphosphorige und phospho-rige S\u00e4ure \u00fcbergegangen, dann legen sich dem Vergiftungsnachweise fast un\u00fcberwindliche Schwierigkeiten in den Weg. Denn obzwar die Blondlot-Dusartsche Reaktion den Nachweis dieser beiden Oxydationsprodukte des Phosphors gestattet, indem naszierender Wasserstoff aus ihnen PhosphorwasserstolV entwickelt, der mittels der bekannten Flammenreaktion nachgewiesen wird, so ist doch die Frage nach der gleichzeitigen Abspaltung von Phosphor Wasserstoff aus den faulenden Organen zurzeit eine so kontroverse, da\u00df die M\u00f6glichkeit eines bindenden Schlusses auf verbrecherische Phosphorvergiftung f\u00fcr den Gerichtschemiker wohl ausgeschlossen ist, sobald das Mit scher! ichsche Verfahren negativ ausf\u00e4llt und blo\u00df die Blondlot-Dusartsche Reaktion erzielt wird, sei es nun mit den faulenden Objekten direkt oder mit dem daraus erhaltenen Silberphosphidniederschlag. Die Frage nach der M\u00f6glichkeit einer Abspaltung von Phosphorwasserstolf aus faulenden Organen durch die Kinwirkung von naszierendem Wasser-","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"K h.!iif nfcIil und W KiiIk.1.\n> h ill id dutch die Arbeit Sei mis')angeregt werden, ohne dab Im der Schwierigkeit des Stoffes leicht erkl\u00e4rlich eine endg\u00fcltige KI;iri111^ lii-lier erreicht worden w\u00e4re. So Indien Molle-freund\u20192 und I\u00ab *rn\u00ab*r Malus/. \u2022) die Versuche Se liais naehgepr\u00fcft andbez\u00fcglich der Futbmdimgphosphorhaltigeid Jase aus faulenden Stoffen die gegenteiligen Mesultale erhallen, w\u00e4hrend Stich*) bei der gleich.mi Xnehpr\u00fcl\u00eemg die analogen Kesultate wie Se liai erzielte ; nad schlieblieh aimait Kreps -'i gewibermaben eine Mittelstellung zwischen beiden Parteien eia. Nach II oll e-I re a a d entwickeln weder Leichenteile noch Mehirn noch Mint hei Behandlung mit Zink und Schwefels\u00e4ure ein phosphor-haltiges (Jas: nach Malus/ ist das in die MlondlolL-Musarl -sehe Beaktion gesetzte Vei t rauen seihst in geiichllieh-chemisehen h\u00e4 I lei i durch S\u00e41 Ira is Arbeit nicht f\u00fcr .ersch\u00fcttert zu betrachten, da seine naehpi iifenden Versuche au Kalbs-, Schweins- und menschlichen (Jehirncn im Zustande fortgeschrittener F\u00e4ulnis die Blondlot-lhisartsehe Beaktion in keinem Kalle ergaben. Nach Stieb liefern eine Anzahl tierischer und pflanzlicher Stoffe, breiig zerkleinerte Schleihea, menschliche (Jehirne, Kartoffelbrei, w\u00e4hrend der F\u00e4ulnis bei .\u201817 \u00b0 (L, in einigen F\u00e4llen bei f>()\u2014(>0\u00dc (J. ein phosphorhaltiges (Jas. Fischer') konnte bei einer Nachpr\u00fcfung der Stic Irschen Versuche nicht best\u00e4tigen, dab von faulenden Kartoffeln, sowie bei F\u00e4nwirkung von Wasserstoff m statu nasemidi auf Irische Kartoffeln phosphorhaltige (l\u00e4se abgespalten werden , und ebensowenig konnte aus faulendem ( Jehirn eine Abspaltung phosphorhaltiger (Jase konstatiert werden. Schlie\u00dflich gibt K reps7i an, dall Natriumphosphat im Gemisch mit\n') Arch. \u00e4. Pharmazie, IM. (K IXIX, S. 270 11881 >.\n*1 J teil rage zur Ivrmiltlung des Phosphors hei gerichtlich-chemischen I ntcrsu\u00ab hungcii. Dissertation, Frlangen I8\u00ceH).\nsl Zeitschrift f. anorgan. C.hemio, Hd. XXVI. S. iAK.\n*) Mitteilungen \u00fcber einige w\u00e4hrend des .Iahres 181)8 im analytischen Laboratorium der Krankenhausapotheke zu Leipzig ausgef\u00fchrte Arbeiten.\nZitiert nach Fischer. Pfl\u00fcgers Archiv f. Physiologie, ltd. XLY11.\nS. 1102.\n\u00f6i Pfl\u00fcgers Archiv f. Physiologie. Hd. XC.Y11. S. HOL Mitteilung aus dem Laboratorium H. Kobcrt s\n7 a a O","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"I Ut mil'TpU sphonge und j\u00bbli<\u00bbsj*hori^<* S\u00e4ure m Organen\n/ -\u00bb.)\nfaulender organischer Substanz z. T. reduziert wild, und dab stark faulendes Gehirn bei der Untersuchung nach Blondlot-Busart eiu gasf\u00f6rmiges Produkt liefert, welches in Silhernitrat-l\u00f6simg einen schwarzen Niederschlag bildet. Dieser Niederschlag gibt zwar nach erfolgter Oxydation die Phosphor-s\u00e4urereak tion, entwickelt jedoch mit naszierendem Wasser-stolf kein griin brennendes Gas.\nDiese kurze Diteratur\u00fcbersicht rechtfertigt wohl zur Gen\u00fcge die Behauptung, da\u00df bei der gerichtlich-chemisc hen Beurteilung einer vor l\u00e4ngerer Zeit erfolgten Phosphorvergiftung im Kalle des Versagens der Mitscherliclischen Probe ein endg\u00fcltiges 1\u2019rteil niemals auf den, wenn auch positiven Ausfall der Dlondlot-Dusartschen Pr\u00fcfung basiert werden kann. Dazu kommt, da\u00df nach den Versuchen von Ililger und Nalter-mann1) die Reduktion der phosphorigen S\u00e4ure nur sehr langsam vor sich geht und unter Umst\u00fcnden 10- 1A Tage erfordert, \u00dcberdies ist diese Reduktion so unvollst\u00e4ndig, da\u00df nur etwa der f\u00fcnfte bis zehnte Teil des in jener Verbindmigsform vorhandenen Phosphors in Phosphorwasserstoff \u00fcbergef\u00fchrt wird. Der entstehende PhosphorwasserstotT wird in Silbernitratl\u00f6sung eingeleitet, wobei sich zun\u00e4chst Phosphorsilher niederschl\u00e4gt, w\u00e4hrend in der Fl\u00fcssigkeit weder phosphorige S\u00e4ure noch Phosphors\u00e4ure nachzuweisen ist. \u00abBleibt jedoch der Niederschlag nur kurze Zeit mit der Fl\u00fcssigkeit in Ber\u00fchrung, so zersetzt er sich, seine Farbe geht in die graue des reduzierten Silbers \u00fcber, und in der Fl\u00fcssigkeit nimmt die Menge der Phosphors\u00e4ure best\u00e4ndig zu, ein Verhalten, welches bei toxikologischen Untersuchungen zur Vorsicht mahnt, um geringe Mengen Phosphor bei Benutzung der Blondlot-Dusartschen Methode nicht zu \u00fcbersehen.\u00bb2) Im folgenden sei nun eine Methode zum Nachweise der forensisch in Betracht kommenden beiden Oxydationsprodukte des Phosphors beschrieben, welche den Kernpunkt der Kontroverse : die Bildung von Phosphor-\nl) Zitiert nach Baumert. Lehrbuch der gerichtlichen Chemie, Bd. I. S 21!). 2. Aull.\n*) Po le ek und Th\u00fcmmel. Ber. d. Deutsch, chemischen (iescdlsch,, Bd XVI, S. 2m.","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"H. KhreniHd mul W. Kulka.\nWasserstoff aus den faulenden Organen durch den naszierenden Wasserstoff sowie den I in weg \u00fcber das Silberphosphid vermeidet, ohne auf die Vorteile der Blondlot-Rusartsehen Reaktion zu verzichten.\nDie\u00bb Methode st\u00fctzt sich auf die Eigenschaft der unter I>hos|\u00bbh\u00f6rigen und phosphorigen S\u00e4ure, sowie deren Salze, in der Hitze Phosphorwasserstoff abzuspalten. So zerf\u00e4llt die unterphosphorige S\u00e4ure beim Erhitzen vollst\u00e4ndig in nicht selbst-entziindlichen Phosphorwasserstoff11 und Orthophosphors\u00e4ure nach der (ileiehung 4 II;iP()2 \u2014 2 PH, + P,0- -|- 3 11,0. Hierbei entsteht prim\u00e4r zwischen 130 und 140\u00b0 0. phosphorige S\u00e4ure nach: 3 H.$P(), = 2 li^P\u00d6^ -f- PH;J, die des weiteren zwischen Hio und 170\u00b0 (\u25a0\u201e. in Phosphor wasserst off und Orthophosphor-s;iui(\u2018 sieh zersetzt. Einen \u00e4hnlichen Zerfpli unter Entbindung von PhosphorwasserstoH erleiden die unterphosphorigsauren Salze in der Hitze unter Hinterlassung eines Gemisches von Pyro- und Metaphosphat im allgemeinen. Den gleichen Zerfall erleidet die phosphorige S\u00e4ure in der Hitze nach: 4 H.PO, \u2014 .*} HjPO, -|- PHj, und auch ihre Salze zerfallen, erhitzt unter Entwicklung von Phosphorwasserstoff. Der so entstehende Pliosphorwasserstoif kann nun in eine Wasserstoffdamme eingeleitet und an der Bildung des gr\u00fcnen Kegels erkannt werden. In dem auf Seite 2f> skizzierten Apparate l\u00e4\u00dft sich die Entstehung von Pliosphorwasserstoif beim Erhitzen der obengenannten S\u00e4uren oder ihrer Salze so bequem demonstrieren, da\u00df dieser* Apparat sogar zur Demonstration der Blondlot-I)usartscheu Reaktion in der Vorlesung in h\u00f6chst einfacher Weist\u00bb zu gebrauchen ist, wobei die l\u00e4stige Verwendung des \u2022giftigen Phosphors vermieden ist. Wird ein Porzellan-oder Metallschiffchen ( Kupfer ausgenommen) mit einem Tropfen unter-phosplmriger oder phosphoriger S\u00e4ure befeuchtet oder mit einem winzigen K\u00f6rnchen eines unterphosphorig-oder phosphorigsauren Salzes versehen in die R\u00f6hre eingeschoben, Kohlens\u00e4ure (mit Kaliumbicarbonatl\u00f6sung gewaschen und durch konzentrierte Schwefels\u00e4ure getrocknet) im langsamen Tempo eingeleitet und\n\u2018i Literatur \u00fcber das folgen\u00bble siehe in Gmelin-Krauts Handbuch der anorganischen Chemie. 7. Aull.. 1.\t$. lO\u00dfff.","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"l her unterphosphorige und phosphorige S\u00e4ure in Organon. 4/\ngleichzeitig durch den freien Hahn des dem Rohre angeschalteten einfachen Knallgashahnes Wasserstoff (durch Silbernitratl\u00f6sung gewaschen) zugef\u00fchrt und entz\u00fcndet, so brennt die Flamme bei richtiger Einstellung des Kohlens\u00e4urestromes mit fahlblauer Farbe, die besonders am Saume stark hervortritt. Wird nun unterhalb des Schiffchens ein Reihenbrenner entz\u00fcndet, so taucht alsbald innerhalb der fahlblauen Flamme ein schwacher gr\u00fcner Kegel auf, dessen Intensit\u00e4t und Umfang sich zusehends vergr\u00f6bern. bis schlie\u00dflich die ganze Wasserstoffll\u00e4mme in prachtvoll dunkelsmaragdgr\u00fcnem Lichte1) leuchtet.\nApparat zur Demonstration der Blondl\u00f6l-Dusartschen Reaktion.\nSoll nun die Blondlot-Dusartsohe Reaktion in dieser Anordnung zum Nachweis der unterphosphorigen und der phos-phorigen S\u00e4ure, sowie deren Salze verwendet werden, dann mub vor allem das Minimum der in Betracht kommenden Stoffe festgestellt werden, das noch einen mit freiem Auge erkennbaren Kegel liefert. Diese \u00abMinimumversuche* wurden systematisch so durchgef\u00fchrt, da\u00df man titrierte L\u00f6sungen2) von unter-\n*1 Das typische Spektrum ist leicht zu beobachten.\n*) Die Titration der unterphosphorigen S\u00e4ure und des Hypophosphits geschah nach der Methode von Rupp und Fink (Archiv d. Pharmazie, Hd. C.CXL, S. GH3). die Titration der phosphorigen Siiure und des Phosphits","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"B. Ehrenfeld und W. Kulka,\n\u00bb8\nphosphoriger S\u00e4ure, phosphoriger S\u00e4ure, Kaliumhypophosphit und Natriumphosphit mit Nierenextrukt (aus Schweinsniere oder KalLsniere durch mehrt\u00e4giges Auslaugen mittels reinem Wasser gewonnen) successive auf ein gemessenes Volumen verd\u00fcnnte und in jedem Falle 1 ccm hiervon im Kohlens\u00e4urestrome am Wasserbade im Porzellanschiffclieii abdampfte, wobei der Abdampfr\u00fcckstand im Kohlens\u00e4urestrome erkaltete und sofort der Zersetzung durch Gl\u00fchen in dem obenskizzierten Apparate zugef\u00fchrt wurde. Fs wurden folgende Minima festgestellt :\n1.\tl'nl(*rjih\u00fcS|diorig(\u2018 .S\u00e4ure: 0.17 mg entsprechend 0,08 mg Phosphor\n2.\tKaliumhypophosphit :\t0,17 \u00bb\t>\t0,08\t\u00bb\n\u2022'\u00bb. Phosphorite S\u00e4ure:\t0.52 \u00bb\t>.\t0,2\n\u00bb. Natriumphosphit :\t2,03 \u00ab\t0.5\t\u00bb\nZugleich wurden die Minimumversuche 1 und B derart wiederholt, da\u00df Kaliumhypophosphit-, resp. Natriumphosphit-l\u00f6sungen in Mischungen mit Nierenextrakt im Kohlens\u00e4urestrome eingedampft und nach dem Frkalten im gleichen Gasstrome der Abdampfr\u00fcckstand mit einem Tropfen Salzs\u00e4ure befeuchtet und neuerdings in dieser indifferenten Atmosph\u00e4re zur Trockene gehracht wurde. Die systematische Verringerung der Kaliumhypophosphit- resp. der Natriumphosphitmengen ergab die gleichen Minima wie bei Anwendung der freien S\u00e4uren in den Versuchen 1 und B. Das Minimum der phosphorigen S\u00e4ure und des Phosphite liegen ganz folgerichtig viel h\u00f6her als das Minimum der unterphosphorigen S\u00e4ure und des Hypophosphits, da nach den bez\u00fcglichen Zersetzungsgleichungen*) das st\u00f6chiometrische Verh\u00e4ltnis im ersteren Falle \u25a0 ''-\u2122s , im letzteren Falle T^--- be-\n1 t'jt\t2 H..I (\ntr\u00e4gt und das Analoge f\u00fcr die beiden Salze gilt. \u00dcberdies verr\u00e4t sich die Anwesenheit auch noch geringerer Mengen, als durch die Minima angegeben sind, in der Wasserstoffflamme durch das Auftreten einer kr\u00e4ftig dunkelgr\u00fcn leuchtenden Spitze, wozu nicht selten ein tief dunkelvioletter Kegel an der Flammenbasis tritt, der zugleich mit der gr\u00fcnleuchtenden Spitze vor\u00fcbergeht.\nnach der Methode derselben Autoren in Ber. d. Deutsch; ehern. Ges.. Bd. XXXV. S, :Wi91.\n0 Siehe S. D\u00bb.","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"I her unterphosphorige und phosphorige S\u00e4ure in Organen.\nDie Farbe dieses Kegels an der Flammenbasis ist dieselbe, wie sie fast immer am H\u00e4nde der .'durch Phosphorwasserstoff gr\u00fcn leuchtenden Wasserstoffflamme eintritt, wenn dieselbe durch einen kalten Porzellandeckel niedergedr\u00fcckt wird.\nVor Anstellung der definitiven Versuche zum Nachweise der beiden ersten Oxydat ionsprodukte des Phosphors in tierischen Organen wurde noch das n\u00f6tige Augenmerk dem Umstande zu-gevvandt, da\u00df eventuell normal in den Organextrakteii vorhandene Phosphate durch die beim Frhitzen im oben skizzierten Zersetzungsapparate verkohlende organische Substanz zu Phos-phiden reduziert werden, aus denen dann etwa vorhandene Feuchtigkeit Phosphorwasserstoff entbindet. Bekanntlich werden Phosphate selbst bei den h\u00f6chsten Temperaturen im Falle der Abwesenheit von Kiesels\u00e4ure nicht durch Kohle reduziert. Nichtsdestoweniger wurden bez\u00fcgliche Kontrollversuche in der Art angestellt, da\u00df eine geringe Menge eingedicktem Blutes (H\u00fchner- oder G\u00e4nseblut) mit einigen K\u00f6rnchen Natriumphosphat verrieben im Zersetzungsapparate, ganz analog den Minimumversuchen, erhitzt wurde. Trotz mehrfacher Wiederholung dieser Versuche wurde in keinem einzigen Falle auch nur eine Spur eines gr\u00fcnen oder tief dunkelvioletten Schimmers in der Wasserstoffflamme beobachtet, obwohl das Frhitzen auch bis zur hellen Rotglut getrieben wurde.\nAuf Grund dieser ziemlich langwierigen Vor versucht?l) wurde nun die Methode an einem weitl\u00e4ufigen toten Material in der Art ausprobiert, da\u00df Organe vom Kalbe und vom Schweine (Gehirn, Lunge, Herz, Magen, Niere, Leber, Milz, Muskelfleisch, Finge weide) in m\u00f6glichst zerkleinertem Zustande mit der Losung der unterphosphorigen oder phosphorigen S\u00e4ure, bezw. der L\u00f6sung des Hypophosphits oder des Phosphits befeuchtet wurden und\nV Fs wurde auch versuchI, die w\u00e4sserigen .Organextrakte mittels \u00dfleizuckerl\u00fcsung zu f\u00e4llen, den Niederschlag abzufiltrieren und im Zersetzungsapparate so zu erhitzen, wie in den oben geschilderten Minimumversuchen. Es trat die Gr\u00fcnf\u00e4rbung der Wasserstoffflamme erst hei relativ gro\u00dfen Mengen von unterphosphorigor oder phosphoriger S\u00e4ure, beziehungsweise deren Salzen ein, was wohl an der. wenn auch geringen L\u00f6slichkeit der bez\u00fcglichen Bleisalze liegen mag.\nHoppe^Seylers Zeitschrift f. physiol'. Chemie. MX.\nt","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"i)0\tH. Ehrenfeld und W. Kulka.\ndurdi einige Stunden im verschlossenen Gef\u00e4\u00dfe sich selbst \u00fcberlassen blieben. Hierauf wurde das Ganze mit Wasser \u00fcbergossen und ohne jedes Erw\u00e4rmen durch 12\u201424 Stunden unter zeitweiligem Umsch\u00fctteln sich \u00fcberlassen, sodann filtriert, das Filtrat \u2018im Kohlens\u00e4urestrome am Wasserbade eingedampft und der R\u00fcckstand, sobald es sich um die L\u00f6sung des Hvpophos-phits oder des Phosphits gehandelt hatte, mit einigen Tropfen Salzs\u00e4ure befeuchtet und durch kurze Zeit im Kohlens\u00e4urestrome am Wasserbade eingedampft. Das Erkalten der R\u00fcckst\u00e4nde geschah ebenfalls im Kohlens\u00e4urestrome. War der R\u00fcckstand nicht allzu bedeutend, dann konnte er von der Schale direkt in das Porzellanschi Heben gebracht und im Zersetzungsapparate erhitzt werden. Im Falle eines bedeutenden R\u00fcckstandes .jedoch wurde derselbe mit einer m\u00f6glichst geringen Menge kalten Wassers ausgelaugt, filtriert, das Filtrat wom\u00f6glich gleich im Schi liehen im Kohlens\u00e4urestrome am Wasserbade eingedampft und erst dieser Abdampfr\u00fcckstand zersetzt. Je nach der Menge der zugesetzten unterphosphorigen oder phosphorigen S\u00e4ure, bezw. deren Salze, trat nun der gr\u00fcne Kegel in der W\u00e0sser-stolfflamme auf. der sich bei gr\u00f6\u00dferen Mengen entstehenden PhosphorwasserstolTs bis zum smaragdgr\u00fcnen Leuchten der Flamme steigerte, oder es trat bei minimalen Mengen die kr\u00e4ftig gr\u00fcn leuchtende Spitze auf, fast immer in Begleitung des tiel dunkel violetten Kegels an der Flammenbasis. Sehr vorteilhaft war cs, in das in die Spitze ausgezogene Ende des Zersetzungsrohres Glaswolle oder Asbest vorzulegen, um etwaige Schweel-produkte der organischen Substanz zur\u00fcckzuhalten. Schlie\u00dflich wurde auch versucht, an Stelle des Eindampfens im Kohlens\u00e4urestrome das Eindunsten im Vakuum bei gew\u00f6hnlicher Temperatur zu verwenden, ohne da\u00df sich hierdurch ein wesentlicher Vorteil gezeigt h\u00e4tte, der den Zeitverlust durch das langsame Eindunsten wettmachen w\u00fcrde. Unterhalb der obenangegebenen deutlichen Minimalgrenzen f\u00fcr die unterphosphorige und phos-phorige S\u00e4ure, sowie deren Salze war auch bei diesem Eindunsten im Vakuum keine Flammenreaktion mehr zu erzielen, so da\u00df der Einwand beseitigt erscheint, als ob beim Eindampfen im Kohlens\u00e4urestrome eine teilweise Oxydation zu Phosphor-","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"I h\u00abM unterplinspliorige und pliosphurige S\u00e4ure in Org;\u00abm*n *>1\ns\u00e4ure bezw. Phosphaten eintreten w\u00fcrde. Zu diesen bisher geschilderten Versuchen wurde in jedem einzelnen Falle der Kontrollversuch parallel so durchgef\u00fchrt, da\u00df das gleiche tierische Organ im m\u00f6glichst zerkleinerten Zustande ohne jeden Zusatz irgend eines Stoffes mit Wasser \u00fcbergossen, durch 12\u201424 Stunden unter zeitweiligem Umsch\u00fctteln sich selbst \u00fcberlassen blieb, dann abfiltriert wurde und das Filtrat genau in der gleichen Art behandelt wurde wie in dem zugeh\u00f6rigen Hauptversuche. ln keinem Fall gab der Abdampfr\u00fcckstand beim Zersetzen durch auch noch so starkes Gl\u00fchen irgend eine Reaktion in der Wasserstoffflamme\nNach diesen zahlreichen Versuchen am toten Materiale wurde nun ein Versuch am lebenden Material so durchgef\u00fchrt, da\u00df einem Kaninchen eine L\u00f6sung von Kaliumhypophosphit und Natriumphosphit in eine Ohrvene injiziert wurde. Nach 1<) bis 2() Minuten wurde das Tier in der Chldroformnarkoso ausgeblutet, sodann ausgeweidet und die einzelnen Organe1 in der gleichen Art, wie oben geschildert, behandelt. Injiziert wurde von beiden Salzen soviel, da\u00df auf 1 g Lebendgewicht des Kaninchens 0,017 mg Phosphor entlielen (aus K1LPO., und NaJlPO^ berechnet). Es zeigte sich nun, da\u00df fast die gesamte Menge des Hypophosphits und des Phosphits noch im Rlute vorhanden war. Die gesammelte Menge des Blutes, 11 g im Gewichte, wurde am Wasserbade im Kohlens\u00e4urestrome eingedickt und es gen\u00fcgte dann ein K\u00f6rnchen von Stecknadelkopfgr\u00f6\u00dfe, um die Wasserstoffllamme smaragdgr\u00fcn zu f\u00e4rben. Auch die mit Salzs\u00e4ure nochmals eingedunsteten Abdampfr\u00fcckst\u00e4nde der Extrakte aus der Milz, der Lunge und der Eingeweide ergaben eine rasch vor\u00fcbergehende Gr\u00fcnf\u00e4rbung der Flammenspitze. Der Harn ergab keine Flammenreaktion.\nIn einem zweiten Lebendversuche wurde eine L\u00f6sung von Natriumphosphit in eine Ohrvene injiziert, so da\u00df auf 1 g des Lebendgewichtes 0,015 mg Phosphor entlielen. Nach drei Stunden wurden dem Kaninchen einige Tropfen Blutes aus einer Vene des nichtinjizierten Ohres entnommen, die nur eine schwache Flammenreaktion aufwiesen. Nach einer weiteren Stunde wurde das Versuchstier in der Chloroformnarkose ausgeblutet und mit einer Blutmenge von 2 ccm nochmals eine nur schwache Flammet i-\nP","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"reaktion konstatiert. Nach 24 Stunden wurde der Kadaver ausgeweidet und es zeigten nun alle Organe ganz gleichm\u00e4\u00dfig dieselbe Flammenreaktion, d. h. eine kr\u00e4ftig leuchtende gr\u00fcne Flammenspitze im Vereine mit dem tief dunkelvioletten Kegel an der Flammenbasis. Bemerkenswerterweise zeigte auch der sorgf\u00e4ltig der prall gef\u00fcllten Blase entnommene Harn die gleiche Flammenreaktion, in s\u00e4mtlichen F\u00e4llen waren die Abdampl-r\u00fcoksl\u00e4nde der Organextrakte nochmals mit Salzs\u00e4ure eingedunstet worden. Bei diesen Lebendversuchen war die relativ rasche Oxydation des Phosphits im Blute auffallend, welcher Tatsache gegen\u00fcber sich die Frage erhebt, ob die phosphorige und auch die unterphosphorige S\u00e4ure f\u00fcr den forensischen Nachweis einer vor l\u00e4ngerer Zeit erfolgten Phosphorvergiftung \u00fcberhaupt in Frage kommt. Vorl\u00e4ufige Versuche in der Kprouvette mit (i\u00fcnseblut und auch mit Menschenblut lie\u00dfen ebenfalls die leichte Oxydierbarkeit des Phosphits erkennen. Systematische Versuche hier\u00fcber sollen an lebendem wie an totem Material ausgef\u00fchrt werden, namentlich sollen mit Phosphor vergiftete Tierleichen so lange der F\u00e4ulnis \u00fcberlassen bleiben, bis die Mitseherlichsche Phosphorprobe versagt, und dann soll auf Phosphit nach der in dieser Arbeit geschilderten Modifikation des Blond lot-Dusartschen Verfahrens gepr\u00fcft werden. Ferner soll dem lebendem Tiere sowohl per os als auch subkutan Phosphor unter der letalen Menge zugef\u00fchrt werden und in dem zeitweise entnommenen Blute die Mitscher lieh sehe Phosphorpr\u00fcfung ausgef\u00fchrt werden, und wenn diese versagt, soll die Pr\u00fcfung auf Phosphit vorgenommen werden.\nZum Schl\u00fcsse er\u00fcbrigt es, darauf hinzuweisen, da\u00df mit der in der vorliegenden Arbeit beschriebenen Modifikation des Blondlot-Dusartsehen Verfahrens vorl\u00e4ufig nur eine Methode ausgoarbeit et wurde, die den Nachweis der unterphosphorigen und der phosphorigen S\u00e4ure in Organen der T\u00e4uschung durch aus den faulenden Organen entstehenden Phosphorwasserstoff entr\u00fcckt. Zum forensischen Nachweis einer vor l\u00e4ngerer Zeit erfolgten Phosphorvergiftung kann diese Modifikation erst dann herangezogen werden, wenn der strikte Nachweis erbracht ist. da\u00df Phosphate durch faulende organische Stoffe nicht reduziert","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"I her unterphosphorige und phosphorige S\u00e4ure in Organon.\nworden. Darauf bez\u00fcgliche Versuche* sollen mit dem Anbruch der w\u00e4rmeren Jahreszeit in der Art ausgef\u00fchrt werden, daii init Phosphatl\u00f6sungon injizierte Organe, in der Erde vergraben, durch Monate der F\u00e4ulnis \u00fcberlassen bleiben., um sodann auf Phosphit gepr\u00fcft zu werden.1) \u00dcber diese Versuche hoilVn wir im Laufe des n\u00e4chsten Wintersemesters berichten zu k\u00f6nnen.\nKin vorl\u00e4uliger Versuch wurde mit P\u00e9nicillium brevieaule derart ausgef\u00fchrt. da\u00df ein sterilisiertes Gemenge von Brot und Kartoffeln damit geimpft, durch 14 Tage in dor Pot rischen Schale bei Zimmertemperatur stehen blieb. Der gleiche Versuch wurde in Bouillon ausgef\u00fchrt. In U ideii F\u00e4llen war kein Phosphit nachzuweisen.\nDurch g\u00fctiges Entgegenkommen des Herrn Professors Dr. C Stern* borg sind die Lebendversuche mit Hilfe der Prosektur der M\u00e4hrischen Landeskrankenanstalt in Br\u00fcnn ausgef\u00fchrt worden, wof\u00fcr ihm amh an dieser Stelle der beste Dank abgestattet sei.","page":53}],"identifier":"lit18785","issued":"1909","language":"de","pages":"43-53","startpages":"43","title":"Zum Nachweis der unterphosphorigen und phosphorigen S\u00e4ure in Organen","type":"Journal Article","volume":"59"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:14:23.764310+00:00"}