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{"created":"2022-01-31T13:46:31.146086+00:00","id":"lit18791","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Warburg, Otto","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 59: 112-121","fulltext":[{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Biologie der roten Blutzellen.\nVon\nOtto Warburg.\n(Aus der medizinischen Klinik zu Heidelberg.) (Der Redaktion zugegangen am 13. Februar 1909.)\nEine Beziehung des Zellkerns zu den Oxydationen ist besonders durch Versuche von Ralph Lillie1) wahrscheinlich geworden.2) An sie anschlie\u00dfend habe ich vorigen Sommer in Neapel den Sauerstoffverbrauch einer Zelle bestimmt,3) deren Protoplasmamasse (relativ) unver\u00e4ndert bleibt und deren Kernmasse rapid w\u00e4chst. Es ergab sich, da\u00df eine Vermehrung der - Kernmasse keine entsprechende Vermehrung der Oxydationsgr\u00f6\u00dfe zur Folge hat; da\u00df sich also, eine Beziehung vorausgesetzt, die Oxydationen auf die gr\u00f6\u00dfere Kernmasse verteilen.\nIch habe diese Studien jetzt an einem andern Objekt fortgesetzt, an den roten Blutzellen der Wirbeltiere. Bekanntlich sind sie bei den S\u00e4ugetieren in der Regel alle kernlos, bei den \u00fcbrigen Wirbeltieren kernhaltig. Es fragte sich\n1. Haben die kernlosen Erythrocyten einen oxydativen Stoffwechsel? Die ziemlich umfangreiche Literatur ist in den Handb\u00fcchern von Herrmann (Zuntz), Nagel (Bohr) und Oppenheimer (Loewy) zusammengestellt.\n*) American Journ. of Physiol., Bd. VII, S. 412 (1902).\n2)\tArbeiten, die als Beitr\u00e4ge zu dieser Frage gelten k\u00f6nnen, hat J. Loeb in seiner \u00abDynamik der Lebenserscheinungen\u00bb, Seite 36ff. (Leipzig 1906), zusammengestellt.\n3)\tDiese Zeitschrift, Bd. LVII, S. 1 (1908).","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Biologie der roten Blutzellen.\n113\n2. Haben die kernhaltigen Erythrocyten einen oxydativen Stoffwechsel und besteht ein Unterschied zwischen kernhaltigen und kernlosen ?\nMethode.\nDie Gerinnung wurde in einigen F\u00e4llen durch Hirudin\nverhindert; meistens das Fibrin durch Sch\u00fctteln abgeschieden.\nDas Blut wurde dann maximal mit Sauerstoff ges\u00e4ttigt, sofort\nmehrmals in 0,9\u00b0/oiger Kochsalzl\u00f6sung (oder Ringerscher oder\nFriedenthalscher1) L\u00f6sung) zentrifugiert, das Sediment passend\nverd\u00fcnnt und in ca. 3 ccm fassende Gl\u00e4schen mit einge-\nschiffenem Glasstopfen luftdicht eingef\u00fcllt. In ihm befanden sich\n\u2022 \u2022\n2 Glasperlen, soda\u00df vor Offnen des Gef\u00e4\u00dfes die Formelemente durch Sch\u00fctteln gleichm\u00e4\u00dfig verteilt werden konnten. In einer Probe wurde der Sauerstoff sofort bestimmt, in den \u00fcbrigen, nachdem sie einige Zeit im Thermostaten gestanden hatten. Sauerstoff und Kohlens\u00e4ure wurden nach der Methode von Haldane2) gemessen. In der Regel verwendete ich zur Analyse 0,9 ccm Blut, 0,3 Ferricyanid, 0,5 Weins\u00e4ure und 1,5 ccm Ammoniakl\u00f6sung. Den Vogelerythrocyten war, einem Vorschlag von Krogh folgend, zum Lackieren etwas Saponin zugesetzt. Die Methode ist f\u00fcr Vogelblut nicht ausprobiert ; sie ist wohl nicht so genau, wie f\u00fcr S\u00e4ugetierblut, weil sich bei Zugabe des Ferricyanids eine gelatinierende Masse bildet. Doch gen\u00fcgte sie f\u00fcr meine Zwecke vollst\u00e4ndig, besonders da es sich immer nur um Differenzbestimmungen in derselben Blutprobe handelte. Die Resultate sind fast alle Mittelwerte von Doppelbestimmungen, soda\u00df der Fehler 1\u20142 mm Wasser betr\u00e4gt. Ich verstehe im folgenden unter v das Volumen des Gasentbindungsgef\u00e4\u00dfes, inkl. Capillare, unter p den Druck des entwickelten Gases in Millimeter Wasser und unter t die Temperatur. Wenn z. B. v = 35, t = 15 und p = 50, so ist 0,16 ccm Sauerstoff (0\u00b0; 760 mm) entwickelt.\n*) Friedenthal, Arbeiten aus dem Gebiet der experimentellen Physiologie (Jena 1908), S. 308. Sie wurde durch eine sterile Berkefeld-kerze filtriert.\n2) Barcroft, Ergebnisse der Physiologie, 1908, S. 771.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LIX.\n8","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nOtto Warburg,\nFehlerquellen.\n1.\tBakterien: Alles unter den Vorsichtsma\u00dfregeln der Asepsis. Zur Kontrolle immer mikroskopische Pr\u00e4parate und meistens Abimpfungen in sterile Bouillon.\n2.\tMeth\u00e4moglobin: Durch Bildung von Meth\u00e4moglobin k\u00f6nnte ein Sauerstoffverbrauch vorget\u00e4uscht werden. Deshalb wurde h\u00e4ufig nach Beendigung des Versuchs eine zweite maximale Sauerstoffbestimmung vorgenommen. Diese mu\u00dfte mit der ersten, zu Beginn des Versuchs ausgef\u00fchrten \u00fcbereinstimmen. Wurde gleichzeitig die gebildete Kohlens\u00e4ure gemessen, so war die zweite maximale Sauerstoffanalyse \u00fcberfl\u00fcssig.\nMeiner Erfahrung nach sieht man Meth\u00e4moglobinbildung innerhalb der in Frage kommenden Versuchszeiten (10\u201420 Stunden) nur bei Benutzung unsauberer Gl\u00e4ser. Diese d\u00fcrfen nicht mit Alkohol und \u00c4ther, sondern nur mit Wasser gereinigt werden; ferner sollen Watte und Papier beim Sterilisieren nicht braun werden.\n3.\tLeukocyten: Die Entfernung geschieht am besten auf Grund der Beobachtung von Alex. Schmidt, da\u00df das Fibrinnetz die Leukocyten festh\u00e4lt. Es gelingt so leicht, selbst beim leukocytenreichen Vogelbl\u00fct, die wei\u00dfen Blutzellen fast vollst\u00e4ndig zu entfernen. Technik siehe unten beim G\u00e4nseblut.\nAnf\u00e4nglich versuchte ich die Leukocytenatmung so auszuschlie\u00dfen, da\u00df ich in verschiedenen Schichten des Zentrifugats die Atmung bestimmte. Sie geht dann nicht der sehr wesentlich differierenden Zahl Leukocyten parallel, sondern ungef\u00e4hr der Zahl der Erythrocyten; aber nicht genau, weil die st\u00e4rker atmenden Erythrocyten spezifisch leichter sind, als die schw\u00e4cher atmenden.\n4.\tBlutpl\u00e4ttchen: Gehen beim Defibrinieren zugrunde.\nI.\nDie kernlosen Erythrocyten.\nEs gelingt mit voller Sicherheit, einen oxydativen Stoffwechsel kernloser Erythrocyten zu messen. Mit den Blutzellen normaler, erwachsener Menschen ist der Nachweis nicht sicher. Dagegen sind die Ausschl\u00e4ge gro\u00df mit dem Blut von jungen Kaninchen. Der Sauerstoffbedarf geht parallel mit der Polychromasie der Erythrocyten.","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Biologie der roten Blutzellen.\nMenschenblut. Thermostat 37,5\u00b0.\n(Gesunde Menschen; \u00fcber 50 Jahre.)\nNr.\tNatur der L\u00f6- sung\tDauer \u00e4 des Versuches in Std.\tSauerstoff in 0,9 ccm\t\tAbgelesene Differenz in mm Wasser\tDifferenz in mm Wasser, bezogen auf gleiche Volumina und Temperatur\tSauerstoffverbrauch in Prozenten *)\n\t\t\tvor dem Versuch\tnach dem Versuch\t\t\t\n1\tFrie-den-i thal\t? 3 2 '\tv = 35,9 t = 17,5 p = 61\tv = 37,3 t = 17,5 P = 57\t4\t\u2666> 2\t8\u00b0/o in 3 Std.\n1 a\tdesgl.\t17\tv = 35,9 t = 17,5 p = 61\tv = 37,3 t = 15 p = 54\t7\t5* 2)\t9 \u00b0/o in 17 Std.\n2\t\u00bb\t15\tV = 35,9 t = 14 p = 45\tV = 37,3 t = 14 p = 41\t4\t2\t5 \u00b0/o in 15 Std.\n3\t\u00bb\t; 20\tv = 37,3 t = 14 p = 70\tv = 35,9 t = 14 p = 66\t4\t** 7 \u00bb\t10 o/o in 20 Std.\nIn Versuch 1 und 2 fallen die Differenzen fast noch in die Fehlergrenzen; in Versuch la und 3 ist ein Ausschlag deutlich; dieser k\u00f6nnte aber auf die Atmung der Leukocyten zur\u00fcckzuf\u00f6hren sein ; obwohl es m\u00f6glich ist (siehe unten), diese auszuschlie\u00dfen, habe ich die folgenden \u00fcberzeugenden Experimente mit Kaninchenblut ausgef\u00fchrt, weil ich bald fand, da\u00df hier die Ausschl\u00e4ge sehr viel gr\u00f6\u00dfer sind.\n*) Der Sauerstoffverbrauch in Prozenten des maximalen Sauerstoff-gehalts ist ein direktes Ma\u00df f\u00fcr die Atmung, weil bei normalen Individuen die aus einem Erythrocyten entwickelte Sauerstoffmenge hinreichend konstant ist.\n2) Metb\u00e4moglobin hatte sich nicht gebildet; nach 17 Stunden war die maximale Sauerstoffkapazit\u00e4t unver\u00e4ndert.","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116\nOtto Warburg,\nKaninehenblut. Thermostat 37,5\u201438\u00b0.\nBlutentnahme bei Nr. 1\u20144 aus der Carotis, bei 5 aus dem Herzen.\nNr.\tNatur der L\u00f6- sung\tDauer des Ver- suches in Std.\tSauerstoff in 0,9 ccm\t\tAbgelesene Differenz in mm Wasser\tDifferenz in mm Wasser, bezogen auf gleiche Volumina und Temperatur\tSauerstoffverbrauch in Prozenten\tIm ccm Zahl der\t\n\t\t\tvor dem Versuch\tnach dem Versuch\t\t\t\troten\twei\u00dfen\n1\t0,9 o/o NaCl\t2\u2018/\u00bb\tv = 37,3 t = 15 p = 63\tv = 37,3 t= 15 P = 58\t6\u2018)\t5\t8\u00b0/o in 2l/2 Std.\t8,8 Millio- nen\t200\n2\tdesgl.\t3\tv = 37,3 t = 14 p = 63\tV = 37,3 t = 14 p = 57\t6\t6\t8\u00b0/o in 272 Std.\t9 Millio- nen\t3800\u00c4)\n2a\t\u00bb\t81/*\tv = 37,3 t = 14 P = 63\tV = 37,3 t= 14 P = 49\t14s)\t14\t22 \u00b0/o in 8 Std.\t\u2014\t\u2014\n3\t\u00bb\t7\tv = 37,3 t = 14 v = 62\tV = 37,3 t = 14 p = 50\t12\t12\t19 \u00b0/o in 7 Std.\t8,6 Millio- nen\t700\n4\t\u00bb\t8 v*\tv = 37,3 t = 13 p = 45\tv = 35,9 t = 13 p = 32\t13 4)\t14\t31 \u00b0/o in 872 Std.\t\u2014\t1000\n5\t\u00bb\t2l/\u00fc\tv = 37,3 t = 12 p = 24\tV = 35,9 t = 12 P = 18\t66)\t7\t29 \u00b0/o in 272 Std.\t3,8 Millio- nen\t700\n*) Meth\u00e4moglobin hatte sich nicht gebildet; maximale Sauerstoffkapazit\u00e4t nach 2 7s Stunden : v = 37,3 ; t = 15 ; p = 63 ; also unver\u00e4ndert.\n2) Besonders durch Vergleich von Versuch 1 und 2 folgt, da\u00df die Leukocyten nicht die Ursache des Sauerstoffverbrauchs sein k\u00f6nnen.\n8) Kein Meth\u00e4moglobin. Maximale Sauerstoffkapazit\u00e4t nach 81/\u00ab Stunden: v = 37,3; t = 14; p = 63; also unver\u00e4ndert.\n\u20224) Sehr viele basophile Zellen (Methylenblau). Gleichzeitig mit dem .Sauerstoffverbrauch wurde die Kohlens\u00e4urebildung bestimmt.\nIn 0,9 ccm: C02 Vor dem Versuch: v = 37,3; t = 13; p = 24.\nNach \u00bb\t\u00bb\tv = 35,9; t = 13; p = 36.\nEs sind also 0,036 ccm (0\u00b0, 760 mm) C02 gebildet, gleichzeitig 0,046 ccm Sauerstoff (0\u00b0, 760 mm) verschwunden.\n6) Das Tier war ca. 10 Tage alt. Das Blut enthielt sehr viele basophile Zellen. Keine kernhaltigen Erythrocyten !","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Biologie der roten Blutzellen.\n117\nDas Resultat ist eindeutig. Von besonderem Interesse scheinen mir die gro\u00dfen Unterschiede in der Oxydationsgr\u00f6\u00dfe der Erythrocyten zu sein, die in der F\u00e4rbbarkeit durch das basische Methylenblau einen chemischen Ausdruck finden. Herr Morawitz und ich sind mit der chemischen Analyse derartig differenter Erythrocyten besch\u00e4ftigt. Vielleicht ist dies ein Weg zur Erkenntnis der mit den Oxydationsprozessen verkn\u00fcpften Substanzen.\nII. Die kernhaltigen Erythrocyten.\nAls Versuchstier wurde ausschlie\u00dflich die Gans benutzt. Blutentnahme aus der vena jugularis oder der Fl\u00fcgelvene.\nL\u00e4\u00dft man die mit Sauerstoff ges\u00e4ttigten Vogelblutzellen, suspendiert in Serum oder einer passenden Salzl\u00f6sung, im verschlossenen Gl\u00e4schen bei 39\u201440\u00b0 stehen, so f\u00e4rben sie sich bald tiefdunkel. DerFarberi-umschlag ist die Folge einer Atmung der Zellen.\nThermostat zwischen 39 und 40\u00b0.\nNr.\tNatur der L\u00f6- sung\tDauer des Ver- suches\tSauerstoff in 0,9 ccm\t\tAbgelesene Differenz in mm Wasser\tDifferenz in mm Wasser, bezogen auf gleiche Volumina und Temperatur\tSauer-stoffver-brauch in Prozenten pro Std.\n\t\t\tvor dem Versuch\tnach dem Versuch\t\t\t\n1\tPlasma\t2V\u00fc Std.\tv = 37,3 t = 18 p = 45\tv = 35,9 t = 18 p = 9\t36\t36\t83\n2\tRinger, ohne NaHGOs\t102 Min.\tv = 37,3 t = 17 p = 28\tv = 36,6 t = 17 P = 13\t15\t15\t32 *)\n3\tFrieden- thal\t120 Min.\tv = 35,9 t= 19 p = 47\tv = 37,3 t = 19 p = 17\t30\t29\t38 0\n*) Nr. 1\u20144: durch maximale Sauerstoffbestimmungen nach dem Versuch wurde Meth\u00e4moglobinbildung ausgeschlossen.","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"118\nOtto Warburg,\n)\nThermostat zwischen 39 und 40\u00b0.\tFortsetzung.\nNr.\tNatur der L\u00f6- sung\tDauer des Ver- suches\tSauerstoff in 0,9 ccm\t\tAbgelesene Differenz in mm Wasser\tDifferenz in mm Wasser, bezogen auf gleiche Volumina und Temperatur\tSauerstoffverbrauch in Prozenten pro Std.\n\t\t\tvor dem V ersuch\tnach dem Versuch\t\t\t\n4\tFrieden- thal\t110 Min.\tv = 37,3 t = 18 p = 35\tv = 35,9 t = 18 p = 16\t19\t20\t27 *)\n5\tSerum\t65 Min.\tv = 37,3 t = 10 p = 30\tv = 85,9 t = 10 p = 11\t19\t19\t60* 2)\n6\t0,6 \u00b0/o NaCl\t55 Min.\tv = 37,3 t = 16 p = 27\tv = 35,9 t = 15 p = 13\t14\t15\t50*)\n6 a\t1,2 \u00b0/o NaCl\t55 Min.\tv = 35,9 t = 16 p = 30\tv = 37,3 t = 15 p = 15\t15\t14\t50*)\nFolgende Punkte haben vielleicht einiges Interesse:\n1. Leukocyten: In den Versuchen der Tabelle ist die Hauptmenge so entfernt, da\u00df die oberste Schicht, die man beim Zentrifugieren in Kochsalzl\u00f6sung erh\u00e4lt, abgegossen war. Derartige Suspensionen enthalten dann auf 3 Millionen Erythrocyten etwa 10000 Leukocyten.\nIm folgenden Versuch wurden die Leukocyten fast vollst\u00e4ndig abgetrennt :\nBlutentnahme mittels Kan\u00fcle aus der Fl\u00fcgelvene. Die Hauptmenge wurde, nach Hinzuf\u00fcgung von etwas Gewebssaft, bei 40\u00b0 gehalten, bis die Gerinnung so weit vorgeschritten war, da\u00df man das Gef\u00e4\u00df umkehren konnte, ohne da\u00df Blut auslief. Dann wurden Glasst\u00fccke hinzugef\u00fcgt und die Masse wieder\n!) Nr. 1\u20144: durch maximale Sauerstoffbestimmungen nach dem Versuch wurde Meth\u00e4moglobinbildung ausgeschlossen.\n2) Von demselben Tier ; Nr. 6 und 6 a von derselben Blutentnahme ; erst direkt vor dem Versuch auf die L\u00f6sungen verschiedener osmotischer Drucke verteilt und einmal in ihnen zentrifugiert.","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Biologie der roten Blutzellen.\n119\nfl\u00fcssig gesch\u00fcttelt. Vom Fibrin wurde koliert und zu der Fl\u00fcssigkeit noch ungeronnenes Blut zugegeben, das in Eis gestanden hatte, um die Gerinnung zu verhindern. Nachdem bei 40\u00b0 wieder Gerinnung eingetreten war, wurde wieder wie oben verfahren. In dem so erhaltenen Blut fand ich auf 3000 Erythro-cyten nur einen Leukocyten. In einer Stunde verbrauchte diese Suspension, nachdem das Serum durch Kochsalzl\u00f6sung ersetzt war, 57\u00b0/o ihres Sauerstoffs.\nNatur der L\u00f6sung\tDauer des Versuchs\tSauerstoff in 0,9 ccm\t\tAbgelesene Differenz in mm Wasser\tSauerstoffverbrauch in Prozenten pro Stunde\n\t\tvor dem Versuch\tnach dem Versuch\t\t\n0,6 \u00bb/o NaCl\t80 Minuten\tv = 37,3 t = 12 p = 56\tv = 37,3 t = 12 p = 14\t42\t57\n2.\tKohlens\u00e4ure: In mehreren Versuchen wurde die Kohlens\u00e4ure bestimmt. Die gefundenen Volumina entsprachen den verbrauchten Sauerstoffvolumina genau. Es gibt aber einige methodische Bedenken und ich begn\u00fcge mich deshalb mit der Feststellung der Tatsache, da\u00df die gebildete Kohlens\u00e4ure von derselben Gr\u00f6\u00dfenordnung ist wie die verschwundene Sauerstoffmenge.\n3.\tIndividuelle Schwankungen sind sehr gro\u00df. Die Ursache wird experimentell weiter verfolgt werden.\n4.\tOxydationsgr\u00f6\u00dfe:\na)\tbezogen auf die einzelne Zelle :\n2000 Millionen verbrauchen pro Stunde etwa 0,2 bis 0,4 ccm Sauerstoff. Die Gr\u00f6\u00dfenordnung ist z. B. dieselbe f\u00fcr die sich lebhaft bewegenden Spermatozoen des Seeigels;1)\nb)\tbezogen auf den ganzen Organismus (nach Tigerstedts Zahlen f\u00fcr das S\u00e4ugetier) :\n1 kg verbraucht pro Stunde 0,5 g Sauerstoff.\n1 kg enth\u00e4lt ca. 70 ccm Blut.\n70 ccm Blut verbrauchen ca. 6 mg Sauerstoff pro Stunde.\nl) Diese Zeitschrift, Bd. LVII, S. 1 (1908).'\u201d","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120\nOtto Warburg,\nAlso machen die Oxydationen der Blutzellen nur etwa 1 \u00b0/o der Gesamtoxydationen aus.\n5.\tKohlens\u00e4urebildung ohne Sauerstoff (intramolekulare Atmung) habe ich nicht beobachtet. Diese Versuche w\u00e4ren aussichtsreicher mit Amphibienblut.\n6.\tDie Natur der L\u00f6sung beeinflu\u00dft die Oxydationen in den ersten Stunden auffallend wenig. Besonders instruktiv in dieser Hinsicht sind die Versuche 5, 6 und 6a. Der osmotische Druck in 6a ist gegen\u00fcber 5 und 6 um 100 \u00b0/o gesteigert, trotzdem sind die Oxydationen so gut wie unver\u00e4ndert.\nWenn es aber darauf ankommt, die Zellen m\u00f6glichst lange am Leben zu erhalten, so spielt die Natur der L\u00f6sung eine gro\u00dfe Rolle, und zwar besonders ihre Reaktion. Die besten Erfahrungen habe ich bis jetzt nicht mit Serum gemacht, sondern mit der von Friedenthal angegebenen L\u00f6sung,1) durch die ich sehr langsam Sauerstoff leitete:\nEntnahme aus der Fl\u00fcgelvene 4 Uhr nachmittags. Dreimal zentrifugiert in Friedenthalscher L\u00f6sung, jedesmal auf das 10fache verd\u00fcnnt. Anfang des Versuchs 5 Uhr 15 Min. Thermostat 39,5\u00b0. Der Sauerstoff passierte eine Waschflasche mit Friedenthalscher L\u00f6sung und ein steriles Wattefilter. Die Atmung einer Probe wurde sofort untersucht, die einer zweiten nach 16 Stunden.\nSauerstoffverbrauch sofort\t64\u00b0/o in 2 Stunden.\n\u00bb\tnach 16 Stunden 43\u00b0/o \u00bb 2\t\u00bb\nW\u00e4hrend eines andern Versuchs ging der Sauerstoffstrom zu schnell. Die vorgeschaltete Friedenthalsche L\u00f6sung reagierte gegen Phenolphthalein alkalisch und die Zellen waren nach 15 Stunden tot.\nAus den mitgeteilten Beobachtungen geht hervor, da\u00df die Vogelblutzellen ein sehr g\u00fcnstiges Material zum chemischen Studium der Lebenserscheinungen darstellen. Der experimentelle Vorteil gegen\u00fcber den von Gef\u00e4\u00df- und Nervensystem beherrschten Organen ist ohne weiteres einleuchtend ; gegen\u00fcber den Spermatozoen der Fische besteht er in der gro\u00dfen Resistenz gegen Ver\u00e4nderungen der normalen Lebensbedingungen.\nIch untersuche zun\u00e4chst, inwieweit die Zersetzung stickstoffhaltigen Materials dem oxydativen Stoffwechsel parallel geht.\n*) Osmot. Druck f\u00fcr G\u00e4nseblut entsprechend niedriger.","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Biologie der roten Blutzellen.\n121\nZusammenfassung.\nI.\tEs gibt kernlose Zellen, die eine me\u00dfbare Sauerstoffatmung haben, n\u00e4mlich die roten Blutzellen der S\u00e4ugetiere.\nDer Nachweis gelingt nicht mit Sicherheit an den roten Blutzellen normaler erwachsener Menschen; dagegen wurde in den Erythrocyten der Kaninchen ein Material gefunden, mit dem einwandfreie Resultate zu erhalten sind.\nDie Gr\u00f6\u00dfe der Sauerstoffatmung war sehr verschieden; es stellte sich heraus, da\u00df sie sich Vorhersagen l\u00e4\u00dft auf Grund des histologischen Bildes: sie geht parallel der Basophilie, d. h. in den untersuchten F\u00e4llen der Jugend der Zellen. Hierbei bleibt unentschieden, ob nur die basophilen oder alle Erythrocyten atmen. Eine gro\u00dfe Zahl basophiler Zellen ohne kernhaltige Erythrocyten findet man in der Regel bei jungen (5\u201420 Tage alten) Kaninchen.\nII.\tDie (kernhaltigen) Erythrocyten normaler ausgewachsener V\u00f6gel haben eine sehr erhebliche Sauerstoffatmung; jedenfalls ist sie von einer ganz andern Gr\u00f6\u00dfenordnung als die der Erythrocyten normaler erwachsener S\u00e4ugetiere.\nNachtrag zu \u00abDie Schwefelbestimmung im Urin\u00bb.\nVon\nEmil Abderhalden und Casimir Funk.\n(Der Redaktion zugegangen am 19. Februar 1909.)\nWir haben in Anlehnung an das Verfahren von P rings he im eine Methode zur Bestimmung von Schwefel im Urin mitgeteilt, die sehr zuverl\u00e4ssige Resultate gibt und wenig Zeit in Anspruch nimr\u00fci^Nachtr\u00e4glich finden wir, da\u00df G. Modr ako wskil) ebenfalls Natriumsuperoxyd angewandt und die Ausf\u00fchrung der Schwefelbestimmung im Urin abgek\u00fcrzt hat. Die von uns angegebene Methode d\u00fcrfte jedoch vorzuziehen sein. Der Vollst\u00e4ndigkeit wegen sei auch noch angef\u00fchrt, da\u00df die Schwefelbestimmung im Urin nach Schulz von Artur Konschegg2) modifiziert worden ist.\n*) G. Modrakowski, \u00dcber die Schwefelbestimmung im Harn mittels Natriumsuperoxyd. Diese Zeitschrift, Bd. XXXVIII, S. 562, 1903.\n2) Artur Konschegg, Zur Bestimmung des Gesamtschwefels im Harne. Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. CXXIII, S. 274, 1908.","page":121}],"identifier":"lit18791","issued":"1909","language":"de","pages":"112-121","startpages":"112","title":"Beitrag zur Biologie der roten Blutzellen","type":"Journal Article","volume":"59"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:46:31.146092+00:00"}