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{"created":"2022-01-31T15:00:04.294459+00:00","id":"lit18799","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"H. R. Dean","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 59: 170-173","fulltext":[{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber die Bildung der Seide.\nVon\nEmil Abderhalden und II. R. Dean.\n'Aus <l<m fthyviolopisihon Institut <tor tier\u00e4rztliihen Hoohsohnlo, Berlin.)\n(D\u00ab r Bedaktion zumganpon an\u00bb 5. Marz 190\u00bb.)\nKir die ganze Auffassung des Eiwei\u00dfstotfwechsels ist es von grundlegender Bedeutung, zu erfahren, ob der tierische\nOrganismus Aminos\u00e4uren, sei es durch Aufbau oder Abbau, neu bilden kann, oder aber, ob er an die ihm mit der Nahrung zugef\u00fchrten Bausteine gebunden ist. A priori l\u00e4\u00dft sich die M\u00f6glichkeit einer weitgehenden Umwandlung von bestimmten Aminos\u00e4uren in andere nicht von der Hand weisen, auch die Synthese von Aminos\u00e4uren aus Bruchst\u00fccken des Eiwei\u00dfumsatzes ist nicht von der Hand zu weisen. Da\u00df Glykokoll nicht nur durch hydrolytischen Abbau von Proteinen entsteht, sondern noch eine andere Ouelle haben mu\u00df, machen die Erfahrungen \u00fcber die I lippurs\u00e4urebildung nach Benzoes\u00e4urezufuhr sehr wahrscheinlich. Eine Entscheidung des erw\u00e4hnten Problems kann nur der direkte Nachweis einer Neubildung von Aminos\u00e4uren geben. Der eine von uns hat bereits in Gemeinschaft mit Kempe1) den Gehalt von befruchteten H\u00fchnereiern in verschiedenen Stadien der Bebr\u00fctung an Monoaminos\u00e4uren nach erfolgter totaler Hydrolyse verglichen. Es lie\u00dfen sich keine Unterschiede im Gehalte an Tyrosin, Glykokoll und Glutamins\u00e4ure nachweisen, die gro\u00df genug gewesen w\u00e4ren, um bestimmte Schl\u00fcsse im Sinne einer Neubildung von Aminos\u00e4uren zu ziehen. Wir haben die ganze Fragestellung wieder aufgenommen und die Frage zu beantworten gesucht, ob die Seidenraupe das zur Bildung der Seide dienende Material im Moment des Spinnens des Cocons bereits fertig\n1 h in i 1 Abderhalden und Mart in Kempe. Vergleichende l'nter-suchung \u00fcber den Gehalt von befruchteten H\u00fchnereiern in verschiedenen hntvvn klungsperiodcn an Tyrosin. Glykokoll und an Glutamins\u00e4ure. Diese Zeitschrift, \u00dfd Ull. S. ;WH. l!Hi7.","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber die Bildung der Seide.\n171\n\\orratig enth\u00e4lt, oder aber, ob ein weitgehender l inbau der Bildung des Seidenfadens vorausgeht. Der Seidenfaden enth\u00e4lt \\ iel 1\\ rosin. Ghkokoll und Alanin. Diese drei Aminos\u00e4uren lassen sieh leicht nachweisen und zum Teil auch ihrer Menge nach recht gut bestimmen. Die M\u00f6glichkeit war gegeben, dal\u00ee erst im Momente der Abgabe des Seidenfadehs die eine oder andere Aminos\u00e4ure sich bildet, resp. in so gro\u00dfer Menge auf-tntt. Wir w\u00e4hlten zu unseren Versuchen Raupen von Bombyx mori, die sich eben anschickten, in das Puppenstadium iiber-zugehen. Wir versuchten zun\u00e4chst die Spinndr\u00fcsen und ihren Inhalt zu isolieren, doch h\u00e4tten wir auf diesem sehr m\u00fchsamen Wege kaum gen\u00fcgend Material erhalten, und vor allem war eine Abtrennung des Dr\u00fcsensekretes vom Dr\u00fcsenschlauche selbst kaum durchzuf\u00fchren. Wir haben deshalb, gewisserma\u00dfen als orientierenden Versuch, die ganzen Raupen verarbeitet, d. h. getrocknet, mit S\u00e4ure hydrolysiert und die Monoaminos\u00e4uren in gewohnter Weise mit Hilfe der Estermethode bestimmt. Die erhaltenen Resultate verglichen wir mit den entsprechenden Werten, die bei der Hydrolyse von eben ausgeschl\u00fcpften Schmetterlingen erhalten worden waren. ') Eine Vergleichung der gefundenen Mengen an Monoaminos\u00e4uren ergibt ohne weiteres, da\u00df die Raupen im Momente, in dem sie den Seidenfaden abzugeben beginnen, in ihrem K\u00f6rper auffallend gro\u00dfe Vorr\u00e4te an denjenigen Monoaminos\u00e4uren haben, die am Aufbau der Seide beteiligt sind. Die Seide wird zun\u00e4chst in fl\u00fcssigem Zustand von der Spinndr\u00fcse abgegeben. Ohne Zweifel entfalten die Zellen dieser Dr\u00fcse eine ganz spezifische T\u00e4tigkeit. Es ist nach allen Erfahrungen kaum anzunehmen, da\u00df den Dr\u00fcsenzellen schon fertiges Seidenmaterial zugef\u00fchrt wird. Wir m\u00fcssen uns vielmehr vorstellen, da\u00df die Dr\u00fcsenzellen die von ihnen aufgenommenen Proteine umbauen. Hierbei scheinen nun nach unserem Befunde h\u00f6chstwahrscheinlich keine neuen Aminos\u00e4uren zu entstehen. Es ist nat\u00fcrlich nicht ausgeschlossen, da\u00df die Raupen im Momente des \u00dcberganges zum Puppenstadium schon das ge-\n') Vgl. die n\u00e4chstfolgende Abhandlung: Kmi] Abderhalden und\n^ elfgang Weicliardt. Iiie Monoaminns\u00e4uren des K\u00f6rpers des-Seidenspinners. (Diese Zeitschrift. Ild. MX, Ith)!\u00bb.)","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"172\nEmil Abderhalden und H. R. Dean.\n\u00abamte Seidenmaterial in ihren Dr\u00fcsenschl\u00e4uchen vorr\u00e4tig haben. Es ist uns nicht bekannt, oh Erfahrungen \u00fcber die Funktion der Spinndr\u00fcse w\u00e4hrend des Baues des Cocons vorliegen, d. h oh die Dr\u00fcse w\u00e4hrend des Spinnens noch best\u00e4ndig Seiden-material abgibt. Wir hoffen, nach dieser Richtung unsere Studien noch ausdehnen und vervollst\u00e4ndigen zu k\u00f6nnen.1) Vor allen Dingen wird es unsere Aufgabe sein, den Gehalt des Futters der Seidenraupe an Monoaminos\u00e4uren genau festzustellen und zu bestimmen, wie viel Maulbeerbl\u00e4tter eine einzelne Raupe w\u00e4hrend ihres Lebens aufnimmt. Die L\u00f6sung dieser Aufgabe mu\u00df am ehesten Aufschlu\u00df \u00fcber die etwaige Neubildung von Aminos\u00e4uren geben.\nExperimenteller Teil.\nZur Hydrolyse wurden \u00f685 g bei 100\u00b0 bis zur Gewichtskonstanz getrocknete Seidenraupen verwendet. Sie enthielten l'Vo Aschenbestandteile. Die Seidenraupen wurden mit der f\u00fcnflachen Menge 2;>0/<\u00bbiger Schwefels\u00e4ure 10 Stunden am R\u00fcckflu\u00df-k\u00fchler. gekocht. Es blieben 133,0 g Melaninsubstanz ungel\u00f6st zur\u00fcck. Die Filtrierte Gesamtfl\u00fcssigkeit wurde dann auf 8600 ccm aufgef\u00fcllt und in 1OO ccm der Stickstolfgehalt nach Kjeldahl testgestellt. Er betrug 10\u00b0/\u00ab\u00bb der trockenen, asche- und melaninfreien Substanz.\nDie Darstellung der einzelnen Aminos\u00e4uren erfolgte nach den bekannten Methoden. Zun\u00e4chst bestimmten wir i^ach Entfernung der Schwefels\u00e4ure mit Baryt das Tyrosin durch Kry-stallisation, und darauf wurde die Mutterlauge dieser Aminos\u00e4ure zur Trockene verdampft und der R\u00fcckstand verestert Die Ester wurden mit Alkali und Kaliumcarbonat in Freiheit gesetzt, nachdem vorher der gr\u00f6\u00dfte Teil des Glvkokolls als Esterchlorhydrat abgetrennt worden war.\nDie Ausbeuten an Aminos\u00e4uren sind in der Weise berechnet worden, da\u00df der gefundene Gehalt an Stickstoff = 52,4 g N\n') Nach dieser Richtung wird die Beobachtung, da\u00df Seide und auch andere animalische Stoffe (Wolle usw.) sich mit Mi lions Reagens ohne Ver\u00e4nderung der Struktur prachtvoll rot f\u00e4rben, dem Studium der Seidenbildung in den Dr\u00fcsen sehr n\u00fctzlich sein. Abderhalden","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber die Bildung der Seide.\n173\nmit 6,25 multipliziert wurde = 327.5 g. Selbstverst\u00e4ndlich sind die so gewonnenen Zahlen nur Ann\u00e4herungswerte, weil sicher nicht aller Stickstoff in Form von Eiwei\u00df vorhanden war. Gefunden wurden an:\t1\nGlvkokoll\t33.5 g \u2014 10.2%\nAlanin\t28.5 \u00bb t 8.7\u00b0\u2019,\nValin\t5,5\t1.7%\nLeucin\t16.0 * ^ 4.8\u00b0 o\nAsparagins\u00e4ure\t5,2\t-= 1,6%\nGlutamins\u00e4ure\t11,5 \u00bb = 3,5 \u00b0/o\nPhenylalanin\t8.0 \u00bb % 2,4%\nTyrosin\t14,0 . = 4.3%\nProlin\t5,0 * =. 1,5%\nVon den erhaltenen Resultaten ist besonders der hohe Gehalt an Glvkokoll und Alanin hervorzuheben. Auch die Menge des Tyrosins ist eine bedeutende. Alle anderen Aminos\u00e4uren treten erheblich an Menge zur\u00fcck. Das Glvkokoll ist als Pikrat und durch den Schmelzpunkt des salzsauren Esters (144u korr.) identifiziert worden.\nAlanin:\n0.1663 g Substanz gaben 0,2480 g CO, und 0,1200 g H2G Berechnet f\u00fcr C3H7NOa:\tGefunden:\n40,44\u00b0 o C und 7.86% H. 40.67% C und 8,07% II\nValin:\n0.1554 g Substanz gaben 0.2025 g C02 und 0,1321 g 11,0. Berechnet f\u00fcr Cj,HhN02 :\tGefunden :\n51.28\u00b0 , C und 9,40% H 51.33% C und 9,51% H.\nLeucin und Prolin wurden als Kupfersalz identifiziert. Vom Leucin wurde au\u00dferdem die Drehung bestimmt. Asparagins\u00e4ure:\n0.1734 g Substanz gaben 0.2294 g C0t und 0.0821 g H/). Berechnet f\u00fcr C4H7N04 :\tGefunden:\n36.09\u00b0 o C und 5,26% H 36.08% G und 5.3% H.\nTyrosin:\n0,1490 g Substanz gaben 0.3255 g C02 und 0.0844 g HfO. Berechnet f\u00fcr C\u00f6HtlN03:\tGefunden:\n59.66% C und 6.08% H. 59.57\u00b0 , C und 6.34% H Glutamins\u00e4ure und Phenylalanin wurden als Chlorhydrat isoliert und durch die Chlorbestimmung identifiziert.\nMoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. LIX.\n12","page":173}],"identifier":"lit18799","issued":"1909","language":"de","pages":"170-173","startpages":"170","title":"Studien \u00fcber die Bildung der Seide","type":"Journal Article","volume":"59"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:00:04.294465+00:00"}