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{"created":"2022-01-31T13:54:45.169498+00:00","id":"lit18811","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Kossel, A.","role":"author"},{"name":"F. Weiss","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 59: 281-284","fulltext":[{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Clupeon.\nVon\nA. Kossel und F. Weiss.\nDie Untersuchungen \u00fcber die einfachsten Proteinstoffe sind zun\u00e4chst auf das Studium derjenigen Spaltungsprodukte gerichtet worden, welche durch tiefgreifende Hydrolyse gewonnen werden. Nachdem nun bei den Protaminen vom Salmintypus auf diese Weise die \u00abBausteine\u00bb des Molek\u00fcls in qualitativer und quantitativer Hinsicht festgestellt worden sind, handelt es sich jetzt darum, durch einen stufenweisen Abbau die Art der Zusammenfligung dieser Bausteine zu erkennen. Versuche in dieser Richtung sind bereits im Jahre 1898 von A. Kossel1) mitgeteilt und haben zur Kenntnis der Protone gef\u00fchrt, welche als Zwischenprodukte zwischen dem urspr\u00fcnglichen Protamin einerseits und dem Arginin sowie den Amidos\u00e4uren anderseits aufgefa\u00dft werden m\u00fcssen. Die im hiesigen Laboratorium ausgef\u00fchrten Versuche von M. Goto2) und H. Pringle3) haben sodann weitere Aufkl\u00e4rungen \u00fcber diese Produkte geliefert und zu einer von A. Kossel und H. Pringle4) n\u00e4her begr\u00fcndeten Auffassung ihrer Konstitution gef\u00fchrt.\nBisher waren jedoch die Protone nur als amorphe Produkte bekannt, welche in ihren \u00e4u\u00dferen Eigenschaften denjenigen Substanzen gleichen, die man unter dem Namen der Peptone oder Albumosen zusammenzufassen pflegte. Nunmehr haben wir aber auch krystallisierende Verbindungen dieser Stoffe darstellen k\u00f6nnen und wir hoffen diese wichtige K\u00f6rpergruppe dadurch einer sch\u00e4rferen Individualisierung zug\u00e4nglich zu machen.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XXV, S. 174, 1898.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XXXVII, S. 94, 1902.\n3)\tDiese Zeitschrift, Bd. XLIX, S. 311, 1906.\n4)\tDiese Zeitschrift, Bd. XLIX, S. 301, 1906.","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\nA. Kossel und F. Weiss,\nAls Ausgangsmaterial diente bei unsern Versuchen das Clupein, welches durch dreist\u00fcndiges Kochen mit 10-volum-prozentiger Schwefels\u00e4ure in das zugeh\u00f6rige Proton, das \u00abClu-peon\u00bb, \u00fcbergef\u00fchrt wurde.\nWenn man die saure Reaktionsfl\u00fcssigkeit durch Barytwasser unter Vermeidung eines \u00dcberschusses von Schwefels\u00e4ure befreit und die verd\u00fcnnte L\u00f6sung mit einer alkoholischen L\u00f6sung von Pikrolons\u00e4ure versetzt, so bildet sich ein Niederschlag, welcher sich bei mikroskopischer Untersuchung als kry-stallinisch erweist. Er besteht aus knolligen Aggregaten nadelf\u00f6rmiger Krystalle, die im dunkeln Gesichtsfeld zwischen gekreuzten Nicols hell erscheinen. In den hellen Figuren der\n\u25a0 i\t.\t- *\tr\nKnollen erblickt man ein dunkles Kreuz, dessen Richtungen\ndenen der Hauptschnitte parallel sind. Die Krystalle lassen\nsich aus verd\u00fcnntem Alkohol umkrystallisieren. Wenn man sie\n\u2022\u2022\nin schwefels\u00e4urehaltigem Wasser suspendiert und mit \u00c4ther aussch\u00fcttelt, so gelingt es meist ohne Schwierigkeit, die Pikrolons\u00e4ure bis auf Spuren zu entfernen. Dampft man nun die L\u00f6sung nach Entfernung der Schwefels\u00e4ure ein, so erh\u00e4lt man einen R\u00fcckstand, welcher die Ebene des polarisierten Lichtes nach links ablenkt, ebenso wie dies beim Clupeon der Fall ist, welcher ferner die Biuretreaktion ergibt und die Zusammensetzung der Clupeone zeigt. Nur bei einem unten erw\u00e4hnten Versuch erhielten wir eine optisch inaktive L\u00f6sung.\nDa das Arginin, wie H. St eu del gezeigt hat, ein schwer l\u00f6sliches krystallisierendes Pikrolonat bildet, k\u00f6nnte man an die M\u00f6glichkeit einer Beimengung dieser Base denken. Da\u00df das Pr\u00e4parat nicht etwa zum gr\u00f6\u00dferen Teil aus Arginin bestehen kann, ergibt sich ohne weiteres schon aus der Linksdrehung desselben, denn das aus Clupein erhaltene Arginin ist rechtsdrehend. Zur Pr\u00fcfung auf eine Beimengung von Arginin f\u00fchrten wir eines der Pr\u00e4parate in das Silbernitratsalz \u00fcber und versuchten dieses in verschiedener Weise zur Krystalli-sation zu bringen. Bekanntlich krystallisiert das Argininsilbernitrat sehr leicht, wir konnten aber bei keiner Probe eine Krystallbildung beobachten. Auch gelang es nicht, durch fraktionierte Alkoholf\u00e4llung des Chlorids eine rechtsdrehende Fraktion","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Cl\u00fcpeon.\n283\noder eine Substanz von den Eigenschaften des Arginins nachzuweisen.\nEin Teil der Pr\u00e4parate wurde in das Chlorhydrat \u00fcbergef\u00fchrt, indem die Krystalle des Pikrolonats zun\u00e4chst bei Gegenwart von Schwefels\u00e4ure mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt wurden. Nach Entfernung der Pikrolons\u00e4ure wurde die Schwefels\u00e4ure mit Baryt ausgef\u00e4llt und der \u00fcbersch\u00fcssige Baryt durch Kohlens\u00e4ure fortgeschafft. Wir f\u00fchrten das Carbonat durch Zusatz von Salzs\u00e4ure in das Chlorid \u00fcber und teilten dieses durch Alkohol in eine leichter l\u00f6sliche und eine leichter f\u00e4llbare Fraktion. Jede dieser Fraktionen wurde nun der Hydrolyse unterworfen und diente zu einer quantitativen Bestimmung des Arginins (Pr\u00e4p. I und II). Ein anderes Pr\u00e4parat (Pr\u00e4p. III) versuchten wir von etwa beigemengtem Arginin dadurch zu befreien, da\u00df wir die aus dem krystallisierenden Pikrolonat nach Entfernung der Pikrolons\u00e4ure erhaltene L\u00f6sung mit Phosphorwolframs\u00e4ure ausf\u00e4llten. Hierdurch w\u00fcrde sowohl Clupeon wie Arginin niedergeschlagen. Der Niederschlag wurde nun mit siedendem Alkohol sorgf\u00e4ltig extrahiert. Wir mu\u00dften erwarten, da\u00df das etwa vorhandene Argininphosphorwolframat in die alkoholische L\u00f6sung \u00fcbergehen w\u00fcrde. Der in siedendem Alkohol unl\u00f6sliche R\u00fcckstand wurde von Phosphorwolframs\u00e4ure befreit und sodann ebenso wie die Pr\u00e4parate I und II untersucht. Die Ergebnisse sind die folgenden:\nProzente des Gesamtstickstoffs:\nPr\u00e4parat I\nAlkohol-\tAlkoholl\u00f6sliche\tnieder-\nFraktion\tschlag\nArgininstickstoff 85,57\t87,31\nPr\u00e4parat II Pr\u00e4parat III\nAlkohol-\tAlkohol-\nl\u00f6sliche\tnieder-\nFraktion\tschlag\n83\t88\t87,6\nVergleicht man diese Zahlen mit den von H. Pringle\n\u2022\u2022\nf\u00fcr Clupeon erhaltenen, so findet man eine nahe \u00dcbereinstimmung der h\u00f6heren Zahlen unserer Versuche. Das Mittel der von Pringle gefundenen Zahlen ist 88. Die Abweichung in den alkoholl\u00f6slichen Fraktionen der Pr\u00e4parate I und II mag wohl zum Teil auf eine unvollkommene Entfernung der Pikrolons\u00e4ure oder auf sekund\u00e4re Umsetzung dieser S\u00e4ure zu beziehen","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284\nA. Kossel und F. Weiss, \u00dcber Clupeon.\nsein, darauf weist wenigstens die abnorm hohe Zahl f\u00fcr \u00abHumin-stickstoff\u00bb hin, die bei der Zersetzung dieser Fraktionen gewonnen wurde. Jedenfalls mu\u00df man aber aus den gesamten Zahlenergebnissen ebenso wie aus den Reaktionen schlie\u00dfen, da\u00df die untersuchten Pr\u00e4parate aus Clupeon bestanden.\nPr\u00e4parat I war das oben erw\u00e4hnte optisch inaktive Pr\u00e4parat und zwar erwiesen sich beide Fraktionen als inaktiv.\nOb die analysierten Pr\u00e4parate aus einem chemischen Individuum oder aus einer Mischung mehrerer Clupeone bestehen, l\u00e4\u00dft sich nach unsem bisherigen Versuchen nicht entscheiden.\nDa\u00df das Pikrolonat nicht die einzige krystallisierende Verbindung des Clupeons ist, zeigt die folgende Mitteilung des Herrn Dr. Hirayama,1) dem es gelungen ist, aus dem kry-stallisierenden Pikrolonat eine Naphthalinsulfoverbindung des Clupeons in krystallisiertem Zustand darzustellten.\nHeidelberg, M\u00e4rz 1909.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. LIX, S. 285.","page":284}],"identifier":"lit18811","issued":"1909","language":"de","pages":"281-284","startpages":"281","title":"\u00dcber Clupeon","type":"Journal Article","volume":"59"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:54:45.169504+00:00"}