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{"created":"2022-01-31T13:49:05.498203+00:00","id":"lit18827","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Gudzent, F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 60: 25-37","fulltext":[{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"Physikalisch-chemische und chemische Untersuchungen Ober das Verhalten der Harns\u00e4ure in L\u00f6sungen.\nVon\nDr. med. F. Gudzent.\nMit zwei Kurvenzeichnungen.\n(Aus der I. medizinischen Universit\u00e4tsklinik Berlin (Charit\u00e9). Direktor: Geheimrat\nProf. Dr. His.)\n(Der Redaktion zugegangen am 26. Marz 1909.)\nW. His und Th. Paul haben das Verhalten der Harns\u00e4ure in w\u00e4sserigen L\u00f6sungen exakt gepr\u00fcft und f\u00fcr die Temperatur von 18\u00b0 L\u00f6slichkeit, Leitf\u00e4higkeit, Dissoziationsgrad und Affinit\u00e4tskonstante festgestellt.x)\nDie Feststellung derselben Konstanten f\u00fcr die Temperatur von 37\u00b0 ist von mir in der folgenden Arbeit erfolgt.\nIm Anschlu\u00df hieran habe ich dann die allm\u00e4hliche Zersetzung der Harns\u00e4ure in w\u00e4sseriger L\u00f6sung genau verfolgt.2)\nL\u00f6slichkeit der Harns\u00e4ure bei 37\u00b0.\nDie Feststellung der L\u00f6slichkeit erfolgte in Anlehnung an die Methodik von His und Paul unter Beobachtung folgender Gesichtspunkte :\n1.\tVerwendung reiner Harns\u00e4ure.\n2.\tVerwendung m\u00f6glichst reinen kohlens\u00e4urefreien L\u00f6sungswassers. Der Grad der Reinheit ist durch die elektrische Leitf\u00e4higkeit zu ermitteln.\n3.\tBenutzung widerstandsf\u00e4higer Glasger\u00e4te.\n4.\tDie L\u00f6sung ist durch Sch\u00fctteln fester S\u00e4ure mit Wasser bei der Versuchstemperatur herzustellen.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XXXI, 1900.\n*)\u25a0 a) Magnier de la Source, Action de l\u2019eau sur l\u2019acide urique. Bullet, de la Soci\u00e9t\u00e9 chimique, Bd. XXIII, S. 483 (1875).\nb) His und Paul, Diese Zeitschrift, Bd. XXXI, 1900.","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"26\nF. Gudzent,\n5.\tDie Gehaltsbestimmung der L\u00f6sung hat m\u00f6glichst bald nach Erreichung des S\u00e4ttigungspunktes zu geschehen.\n6.\tDer Gehalt der L\u00f6sung ist durch R\u00fcckw\u00e4gen der nicht gel\u00f6sten S\u00e4ure zu bestimmen.\nDer Gang des Versuches war so, da\u00df eine genau abgewogene Menge S\u00e4ure zu einer genau gewogenen Menge Wasser in einen Sch\u00fcttelkolben von 1000 bezw. 500 ccm aus Jenaer Ger\u00e4teglas getan, dieser Kolben in einem Thermostaten1) eine bestimmte Zeit bei 370 gesch\u00fcttelt, die L\u00f6sung nach dem Absetzen der gr\u00f6beren Partikelchen schnell mittels Goochschen Tiegels filtriert und der R\u00fcckstand dann gewogen wurde.\nAls L\u00f6sungswasser wurde ein von Kahlbaum geliefertes \u00abLeitf\u00e4higkeitswasser\u00bb benutzt, das eine spezifische Leitf\u00e4higkeit von 0,9\u20141,0 X 10-6 bei 18\u00b0 und 2,4\u20143,0 X IO\u201c6 bei 37\u00b0 hatte.\nAls Substanz benutzte ich drei Pr\u00e4parate:\n1.\tHarns\u00e4ure von E. Merck-Darmstadt.\n2.\tHarns\u00e4ure von Kahlbaum-Berlin.\n3.\tAus den Uraten durch Versetzen mit Salzs\u00e4ure selbst hergestellte Pr\u00e4parate.\nAlle drei Pr\u00e4parate zeigten genau dieselben Konstanten.\nVersuchsergebnis.\nHerkunft\t\tNr.\tRota-\tEs l\u00f6sen sich\tL\u00f6slich-\tIn 1 L\t1 Mol.\ndes\t\tdes\ttions-\tGramm S\u00e4ure in\tkeits-\tL\u00f6sung\tl\u00f6st sich\n\t\tVer-\tdauer\tGramm Aqua\tverh\u00e4lt-\tsind ent-\t\nPr\u00e4parats\t\tsuches\tMin.\t\tnis\thalten\tin Liter\nMerck- 1\tr\t1\t20\t0,0485 in 745,7\t1:15375\t0,0650\t2588\nDarmstadt ]\ti\t2\t50\t0,0295 \u00bb 450,1\t1:15260\t0,0655\t2568\nKahlbaum- I\tf\t3\t20\t0,0295 \u00bb 460,44\t1:15610 1:15540\t0,0641\t2624\nBerlin\tj\tf\t4\t15\t0,0280 \u00bb 435,13\t\t0,0643\t2616\n\t[\t5\t20\t0,0285 \u00bb 448,5\t1:15740\t0,0635\t2649\n\t\t\t\tMittel. . .\t1:15505\t0,0649\t2609\nDie Harns\u00e4urel\u00f6sung ist also bereits nach 15 Minuten\nRotationsdauer ges\u00e4ttigt. Bis zu einer Rotationsdauer von etwa\n-----------\n4) Es war der von His und Paul beschriebene Apparat.","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Verhalten der Harns\u00e4ure in L\u00f6sungen. 27\n50 Minnten wurden gut \u00fcbereinstimmende L\u00f6slichkeitswerte erhalten. \u00dcber diese Zeit hinauszugehen war wegen der Eigenschaft der Harns\u00e4ure, sich in w\u00e4sserigen L\u00f6sungen zu zersetzen, nicht tunlich.\t5\nBei 37\u00b0 l\u00f6st sich demnach die Harns\u00e4ure in reinem Wasser im Verh\u00e4ltnis 1 : 15505. In 1 Liter der ges\u00e4ttigten L\u00f6sung sind 0,0649 g Harns\u00e4ure enthalten oder in 2609 Litern der ges\u00e4ttigten L\u00f6sung ist ein Mol = 168,2 g Harns\u00e4ure gel\u00f6st.\nSpezifische Leitf\u00e4higkeit, molekulare Leitf\u00e4higkeit, Dissoziationsgrad und Affinit\u00e4tskonstante der Harns\u00e4ure bei 37\u00b0.\nZur Bestimmung dieser Werte bediente ich mich der Wechselstrommethode von F. Kohlrausch in der von W. Ostwald1) angegebenen Form. Die Widerstandsgef\u00e4\u00dfe waren dieselben, die ich zu den Messungen bei der Untersuchung der harnsauren Salze benutzt hatte.2)\nDie Messungen erfolgten in der Weise, da\u00df ich mir L\u00f6sungen in einem besonderen Gef\u00e4\u00df durch Rotation einer w\u00e4sserigen Aufschwemmung von Harns\u00e4ure unter genau denselben Vorsichtsma\u00dfregeln wie beiden L\u00f6slichkeitsversuchen herstellte und die L\u00f6sung, nachdem sich die gr\u00f6\u00dferen aufgeschwemmten Partikelchen abgesetzt hatten, mittels eines Hebers in das Widerstandsgef\u00e4\u00df \u00fcberf\u00fchrte. Ein Filtrieren der L\u00f6sung konnte unterbleiben, weil durch Versuche gefunden wurde, da\u00df die nach dem Absetzen in der L\u00f6sung noch suspendierten Partikelchen keinen merklichen Einflu\u00df auf die Leitf\u00e4higkeit aus\u00fcbten. Der reziproke Wert des Widerstandes einer Harns\u00e4urel\u00f6sung stellt deren spezifische Leitf\u00e4higkeit dar. Als Einheit ist das Leitverm\u00f6gen eines K\u00f6rpers genommen, von dem eine S\u00e4ule von 1 cm L\u00e4nge und 1 qcm Querschnitt den Widerstand 1 Ohm besitzt.\nDie Messungen ergeben nun in ausgezeichneter \u00dcberein-\n*) Ost wald-Luther, Hand- und Hilfsbuch zur Ausf\u00fchrung physikochemischer Messungen. Leipzig 1902, S. 395 ff. .\n2) Diese Zeitschrift, Bd. LX, S. 40.","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"28\nF. Gudzent,\nStimmung f\u00fcr ges\u00e4ttigte Harns\u00e4urel\u00f6sungen einen Wert f\u00fcr die spezifische Leitf\u00e4higkeit, k = 0,000016. Die Zeit des Sch\u00fctteins der Harns\u00e4urel\u00f6sung im Thermostaten in der bei den L\u00f6slichkeitsversuchen beschriebenen Weise wurde zwischen 15 Minuten und 50 Minuten variiert. \u00dcber diese Zeit wurde wegen der bereits erw\u00e4hnten Zersetzungstendenz der Harns\u00e4ure nicht hinausgegangen.\nIn dem Wert k = 0,000016 ist die spezifische Leitf\u00e4higkeit des L\u00f6sungswassers mit einbegriffen.\nDa es bei S\u00e4uren nicht tunlich ist, die spezifische Leitf\u00e4higkeit des L\u00f6sungswassers wie bei den Neutralsalzen etwa einfach in Abzug zu bringen, weil nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, inwieweit die elektrische Leitf\u00e4higkeit der S\u00e4ure durch die ja auch in einem so reinen L\u00f6sungswasser wie das hier benutzte doch noch vorhandenen Verunreinigungen beeinflu\u00dft wird, so sollen beide Werte nebeneinander angegeben werden. Die spezifische Leitf\u00e4higkeit des von mir benutzten L\u00f6sungswassers betrug bei 180 1,0 X 10\u20146 und bei 370 3,0 X 10-6; nach Abzug dieses Wertes w\u00fcrde also die spezifische Leitf\u00e4higkeit der Harns\u00e4ure k = 0,000013 sein.\nAus diesen Werten kann ohne weiteres die molekulare Leitf\u00e4higkeit, welche die Leitf\u00e4higkeit eines Mol ausdr\u00fcckt, wenn man diese Menge zwischen zwei um 1 cm entfernte Elektroden bringt, abgeleitet werden:\np = k. 1000 v,\nwo v die Anzahl der Liter bedeutet, in denen ein Mol gel\u00f6st ist.\nEs ist also gefunden:\n37\u00b0\tV\tSpezifische Leitf\u00e4higkeit des L\u00f6sungs- wassers\tSpezi Leitf\u00e4 Ohne Abzug des L\u00f6sun\tfische higkeit Mit Abzug gswassers\tMolek Leitf\u00e2i Ohne Abzug des Lc wasi\t:ulare higkeit Mit Abzug isungs- sers\nGes\u00e4ttigte Harns\u00e4urel\u00f6sung. Rotations dauer zwischen 15 Min. und 50 Minuten\t2609\t3,0 X 10 \u20146\t0,000016\t0,000013\t41,74\t33,92","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Verhalten der Harns\u00e4ure in L\u00f6sungen.\n29\nDer Dissoziationsgrad und die Dissoziationskonstante der Harns\u00e4ure lassen sich durch Rechnung aus den obigen Werten ableiten.\nDer Dissoziationsgrad a, d. h. der in Ionen zerfallene Bruchteil eines gel\u00f6sten Elektrolyten, ergibt sich aus dem Verh\u00e4ltnis der molekularen Leitf\u00e4higkeit uv bei der angegebenen Verd\u00fcnnung v zu dem Grenzwert der molekularen Leitf\u00e4higkeit ux, bei unendlicher Verd\u00fcnnung, also\n M- v _ >oo\nDas molekulare Leitverm\u00f6gen juv ist f\u00fcr eine ges\u00e4ttigte Harns\u00e4urel\u00f6sung vorhin festgestellt. Das molekulare Leitverm\u00f6gen eines gel\u00f6sten Elektrolyten bei unendlicher Verd\u00fcnnung ist aber gleich der Summe der Wanderungsgeschwindigkeit\nseiner Ionen, also\n& 7\njLloo = u 4- V. v\\\t1\t#\nEine w\u00e4sserige Harns\u00e4urel\u00f6sung enth\u00e4lt, wie bekannt, im wesentlichen Wasserstoffionen [H-Ionen (v)] und prim\u00e4re Harns\u00e4ureionen [C5H3N403-Ionen (u)]. Die Wanderungsgeschwindigkeit. der Harns\u00e4ureionen ist von mir1) aus der elektrischen Leitf\u00e4higkeit der prim\u00e4ren harnsauren Salze in gro\u00dfer Verd\u00fcnnung f\u00fcr 370 ermittelt und in ausgezeichneter \u00dcbereinstimmung = 38 gefunden worden.\nDie Wanderungsgeschwindigkeit der Wasserstoffionen ist zwar f\u00fcr 18\u00b0 und 25\u00b0 bekannt, f\u00fcr 37\u00b0 aber noch nicht festgestellt. Sie l\u00e4\u00dft sich jedoch mit hinreichender Genauigkeit durch Extrapolation nach der von Kohlrausch2) aufgestellten Formel\nKt = K18 [1 + a (t \u2014 18) + \u00df (t \u2014 18)2]\nwo K die gesuchte Wanderungsgeschwindigkeit bei der Temp\u00e9r\u00e2t t und a und \u00df einen Temperaturkoeffizienten bedeutet, ermitteln. Es ist nun\na\n\u00df\nK18\n= 0,0154 = 0,000033 = 318.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. LX, S. 63. 2) Ber. Bert. Akad. 1901, 1026.","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"30\nF. Gudzent,\nDemnach ergibt sich f\u00fcr K37o = 415 und f\u00fcr ^ = 38 -f- 415 = 453. Der Dissoziationsgrad einer ges\u00e4ttigten Harns\u00e4urel\u00f6sung betr\u00e4gt also f\u00fcr 37\u00b0:\nOhne Abzug\t|\tMit Abzug\ndes L\u00f6sungswassers\na\n0,075\noder es sind 9,2 9/o bezw. 7,5 \u00b0/o der Harns\u00e4ure in einer ges\u00e4ttigten w\u00e4sserigen L\u00f6sung in das Wasserstoffion (H-Ion) und in das prim\u00e4re Harns\u00e4ureion (C\u00e4H3N403-Ion) bei 370 zerfallen. Da in 1 1 der bei 37\u00b0 ges\u00e4ttigten w\u00e4sserigen L\u00f6sung V2609-(0,0003833) Mol Harns\u00e4ure enthalten sind, betr\u00e4gt die Konzentration der Wasserstoffionen (H-Ionen) und der prim\u00e4ren Harns\u00e4ureionen (C5H3N4Os-Ionen) je 0,0000353 bezw. 0,00002875 Mol und die der nicht dissoziierten Harns\u00e4uremolek\u00fcle 0,000348 bezw. 0,0003545 Mol.\nNun ist aber der Dissoziationsgrad eine Funktion der Konzentration der L\u00f6sung und nimmt im allgemeinen zu, je verd\u00fcnnter dieselbe wird; man m\u00fc\u00dfte demnach eine sehr gro\u00dfe Anzahl von Leitf\u00e4higkeitsbestimmungen ausf\u00fchren, um f\u00fcr alle Konzentrationen einen ann\u00e4hernd richtigen Wert zu erhalten.\nWie indessen W. Ostwald1) nachgewiesen hat, l\u00e4\u00dft sich f\u00fcr schwach dissoziierte Elektrolyte aus deren elektrischer Leitf\u00e4higkeit in w\u00e4sseriger L\u00f6sung eine von der jeweiligen Konzentration derselben unabh\u00e4ngige \u00abDissoziationskonstante\u00bb berechnen, und es gen\u00fcgt streng genommen nur eine einzige Bestimmung bei einer bestimmten Konzentration, um ein richtiges Bild vom Dissoziationsverlauf durch alle Konzentrationen hindurch zu erhalten. Die betreffende Gleichung lautet:\nMao (Mco \u2014 Mv) V\t\u2019\nwo K die Dissoziationskonstante, pv die molekulare elektrische Leitf\u00e4higkeit der w\u00e4sserigen L\u00f6sung bei einer beliebig zu w\u00e4hlenden Konzentration, v die Anzahl der Liter der L\u00f6sung, welche ein Mol des Elektrolyten gel\u00f6st enthalten, und die molekulare\n4) Ostwald, \u00dcber die Dissoziationstheorie der Elektrolyte. Zeitschrift f. physik. Chem., Bd. II, S. 270 (1888).","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Verhalten der Harns\u00e4ure in L\u00f6sungen. 31\nLeitf\u00e4higkeit desselben Elektrolyten bei unendlicher Verd\u00fcnnung bedeutet.\nDie Dissoziationskonstante K bietet den gro\u00dfen Vorteil,\nda\u00df man mit Hilfe derselben das Verh\u00e4ltnis - \u2014-, d. h. den Dissens GO\nziationsgrad des Elektrolyten f\u00fcr jede beliebig^ Konzentration der L\u00f6sung berechnen kann. Diese Beziehung wird ohne weiteres klar, wenn die obige Gleichung in folgender Weise umgeformt wird:\n/ Uv \\2 \\ Moo /\n\\ M\u2019 co J\nK, bezw. wenn\nUv\nM co\nm\nm\n2\nK.\n. (1 \u2014 m)v\nDa f\u00fcr eine bei 370 ges\u00e4ttigte Harns\u00e4urel\u00f6sung das Ver-\nh\u00e4ltnis bereits festgestellt ist (Seite 30), kann die Berechnung der Dissoziationsk\u00f6nstante erfolgen:\nOhne Abzug\t|\tMit Abzug\ndes L\u00f6sungswassers :\nK = 0,00000358\t|\tK = 0,00000233,\noder f\u00fcr den hundertmal gr\u00f6\u00dferen Wert:\nK = 0,000358\t|\tK = 0,000233.\nEs soll schlie\u00dflich auch die L\u00f6sungsw\u00e4rme der Harns\u00e4ure mit Hilfe der gefundenen Daten nach der von van\u2019t Hoff aufgestellten Reaktionsisochore\nU = \u2014 RT2\ndln \u2022 K\ndT\nin der U die L\u00f6sungsw\u00e4rme, R die Gaskonstante, T die absolute Temperatur, ln den nat\u00fcrlichen Logarithmus und K den Wert der L\u00f6slichkeit bezeichnet, berechnet werden.\nDas Integral obiger Gleichung ergibt sich zu\nInK =\t-f*\nworin B eine Integrationskonstante vorstellt.\nBetr\u00e4gt der Wert von K bei den Temperaturen Ti und Tj bezw. Kj und K2, so ergibt sich:","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"32\nF. Gudzent,\nInK,\nU\nInK\nRT,\nU\nRT\n2\n+ B\n+ B\nund durch Subtraktion\nInK\u00bb \u2014 InK\n\u2014 JLYJ\n1 \u2014 R \\T]\nbezw.\n\u00dcT\nInK, \u2014 InK,\n(\u00b1,\nri)\nEs ist nun\nKi\nK\u00bb\n6640\n1\nnormal\nnormal\n2609\n273 + 18 273 + 37\nf)\nr,/\nR.\n291\n310\nR = 0,0821 \u2022 24,19 = 1,985.\nDemnach\nU (L\u00f6sungsw\u00e4rme)\n8954 cal pro Mol\nZusammenstellung der Konstanten der Harns\u00e4ure\nbei 37\u00b0.\nL\u00f6slichkeit\nL\u00f6slich-\nkeits-\nver-\nh\u00e4ltnis\nIn 1 l L\u00f6sung sind enthalten\n1 Mol l\u00f6st sich in\nLiter\nSpezifische Leitf\u00e4higkeit\t\tMolekulare Leitf\u00e4higkeit\t\tDis- soziations- grad\t\tDissoziations- konstante\t\nohne Abzug\tmit Abzug\tohne Ab- zug\tmit Ab- zug\tohn\u00eb Ab- zug\tmit Ab- zug\tohne Abzug\tmit Abzug\ndes L\u00f6sungs-\t\tdes L\u00f6sungs-\t\tdes L\u00f6sungs-\t\tdes L\u00f6sungs-\t\nwasser\t\twassers .\t\twassers\t\twassers\t\nu\ns w\u00e4i\np;\nMi\n1:15505\n0,0649\n2609\n0,000016\n0,000013\n41,74\n33,92\n0,092\n0,075\nbezw. 9,l\u00b0/o 7,5\u00b0/o\n0,00000358\n0,00000233\nbezw.\n0,000358\t0,000233\n-81","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Verhalten der Harns\u00e4ure in L\u00f6sungen. 33\nDie Zersetzung der Harns\u00e4ure in w\u00e4sseriger L\u00f6sung.\nMagnier de la Source,1) sp\u00e4ter auch Blarez und Denig\u00e8s2) hatten darauf aufmerksam gemacht, da\u00df die Harns\u00e4ure in w\u00e4sseriger L\u00f6sung gewisse Umwandlungen und Zersetzungen erleidet, welche mit der Zeit zunehmen und eine Erh\u00f6hung der L\u00f6slichkeit zur Folge haben. His und Paul3) haben diese Angaben best\u00e4tigen k\u00f6nnen. Sie fanden au\u00dferdem, da\u00df auch die Leitf\u00e4higkeit der Harns\u00e4ure zunahm, die sehr beschleunigt wurde, wenn die L\u00f6sung sich mit den mit Platinschwarz \u00fcberzogenen Elektroden des Widerstandsgef\u00e4\u00dfes in Ber\u00fchrung befand. Dagegen stellten sie fest, da\u00df die elektrische Leitf\u00e4higkeit einer ges\u00e4ttigten, filtrierten Harns\u00e4urel\u00f6sung beim Aufbewahren im Leitf\u00e4higkeitsgef\u00e4\u00df abnahm. Eine weitere Aufkl\u00e4rung des Vorgangs ist damals nicht erfolgt.\nIn den Arbeiten anderer Autoren \u00fcber Harns\u00e4ure findet diese Eigenschaft der Harns\u00e4ure wenig oder gar keine Beachtung. Wieviel und wie gro\u00dfe Fehlerquellen gerade durch diese Eigenschaft entstehen k\u00f6nnen, bedarf keiner besonderen Hervorhebung.\nln diesem Teil der Arbeit werden zun\u00e4chst die Beobachtungen \u00fcber den physikalisch-chemischen Verlauf der Zersetzung der Harns\u00e4ure mitgeteilt ; in einer Fortsetzung wird dann \u00fcber den chemischen Teil der Untersuchungen berichtet werden.\n*\nPhysikalisch-chemischer Verlauf der Zersetzung\nbezw. Umwandlung.\nDas Kennzeichen der Zersetzung bezw. Umwandlung der Harns\u00e4ure in w\u00e4sseriger L\u00f6sung sind die Zunahme der L\u00f6slichkeit und Leitf\u00e4higkeit. Um \u00fcber den Verlauf dieser Zunahme und den Zusammenhang dieser Gr\u00f6\u00dfen Aufschlu\u00df zu erhalten, wurde in der eingangs dieser Arbeit beschriebenen Weise eine Harns\u00e4ureaufschwemmung in einem Sch\u00fcttelkolben eine ganz\nl) Action de l\u2019eau sur l\u2019acide urique, Bullet, de la Soci\u00e9t\u00e9 chimique, Bd. XXIII, S. 483 (1875).\n*) Compt. rend., Bd. CIV, S. 1847 (1878).\n\u00bb) Diese Zeitschrift, Bd. XXXI, S. 39 (1900).\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LX.\n3","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"34\nF. Gudzent,\nbestimmte Zeit, die zwischen 15 Minuten und 10 Tagen variierte, bei 370 im Thermostaten gesch\u00fcttelt und dann die Menge der gel\u00f6sten Substanz durch R\u00fcckw\u00e4gen der ungel\u00f6sten bestimmt und die Leitf\u00e4higkeit des Filtrats gemessen.\nEs ergaben sich folgende Werte:\nDauer der Rotation\tL\u00f6slichkeits- verh\u00e4ltnis\tIn 11 l\u00f6st sich\tLeitf\u00e4higkeit nach Abzug des Wassers\tBemerkungen\n20 Minuten\t1:15376\t0,0650\t0,000013\t\n50\t1:15260\t0,0655\t0,000013\t\n3 Stunden\t1:15792\t0,0633\t0,000013\t\n13\t1:15370\t0,0650\t0,000013\t\n\t\t\tBeginn der Zunahme\t\n29\t1: 9927\t0,1007\t0,000017\t\n72\t1: 4552\t0,2197\t0,000093\t\n120\t1: 2493\t0,4015\t0,000276\t\n240\t1: 1367\t0,7314\t0,000718\t\nTr\u00e4gt man diese Werte in ein Koordinatensystem ein, in der Weise, da\u00df auf der Abszisse die Zeit des Rotierens, auf der Ordinate das Vielfache der Zunahme abgetragen wird, so stellt sich der Verlauf so dar:\nWie die graphische Darstellung zeigt, ergibt diese Versuchsreihe einen guten Einblick \u00fcber den Verlauf der Zersetzung bei Anwesenheit von Bodenk\u00f6rper.\nUnter den gegebenen Versuchsbedingungen setzt die Zer-","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Verhalten der Harns\u00e4ure in L\u00f6sungen. 35\nSetzung etwa erst nach 20\u201422 Stunden ein, um dann in den n\u00e4chsten 10 Tagen mit nahezu gleichbleibender Geschwindigkeit fortzuschreiten. Nach Ablauf dieser Zeit hat die L\u00f6slichkeit etwa um das elffache, die Leitf\u00e4higkeit um das f\u00fcnf-undf\u00f6nfzigfache zugenommen. Da die Werte fast genau auf einer geraden Linie liegen, m\u00fcssen die neugebildeten Produkte sehr viel l\u00f6slicher sein als die Harns\u00e4ure.\nIn mehreren anderen Versuchen konnte diese Art des Verlaufs der Zersetzung immer wieder best\u00e4tigt werden.\nWie nun der Vorgang der Zersetzung sich ohne Bodenk\u00f6rper, also in homogener L\u00f6sung gestaltet, soll folgender Versuch zeigen:\nEs wird eine ges\u00e4ttigte L\u00f6sung hergestellt, diese filtriert, gut verschlossen in einem Kolben aus Jenaer Ger\u00e4teglas auf einer best\u00e4ndigen Temperatur von 37\u00b0 gehalten und nun von Zeit zu Zeit die spezifische Leitf\u00e4higkeit ermittelt. Gleichzeitig mit diesem Versuch wird der Einflu\u00df des Platins auf die Zersetzung studiert, indem die \u00c4nderung des Leitverm\u00f6gens derselben L\u00f6sung in einem mit eingeschliffenem Glasdeckel versehenen Widerstandsgef\u00e4\u00df, dessen Elektroden aus unplatiniertem Platin bestehen, verfolgt wird.\nDurch Vorversuche war vorher festgestellt, da\u00df platinierte und unplatinierte Elektroden genau denselben Einflu\u00df auf die Zersetzung aus\u00fcben.\nWie aus dem Versuch und anschaulicher noch aus den darunterstehenden Kurven ersichtlich ist, nimmt die spezifische Leitf\u00e4higkeit auch ohne Anwesenheit von Bodenk\u00f6rper in sehr erheblichem Ma\u00dfe zu. Da diese Erscheinung ausnahmslos in einer weiteren Reihe von gleichen Versuchen immer wieder eintrat, mu\u00df die gegenteilige Angabe in der Literatur dementsprechend modifiziert werden.\nDas P latin hat auf die Reaktion einen stark beschleunigenden Einflu\u00df. W\u00e4hrend in dem Versuch ohne Gegenwart von Platin die Zersetzung wiederum, wie in dem Versuch mit Bodenk\u00f6rper, erst nach etwa 20 Stunden beginnt, setzt sie bei\nGegenwart von Platin sofort ein, um dann sehr viel schneller fortzuschreiten.\n\n3*","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36\nF. Gudzent,\nIn der Flasche befindliches Filtrat\t\tIm Widerstandsgef\u00e4\u00df in Ber\u00fchrnng mit Platin befindliches Filtrat\t\nZeit nach Beginn\tSpezifische Leitf\u00e4higkeit (ohne Abzug von Wasser)\tZeit nach Beginn\tSpezifische Leitf\u00e4higkeit (ohne Abzug von Wasser)\nBeginn\t0,000016\tBeginn\t0,000016\nNach 18 Stunden\t0,000016\tNach 4 Stunden\t0,000030\n\u00bb\t47\t\u00bb\t0,000043\t\u00bb 16 \u00bb\t0,000062\n\u00bb 88 \u00bb\t0,000075\t\u00bb 20 \u00bb\t0,000071\n\u00bb 122 \u00bb\t0,000086\t\u00bb 26 >\t0,000074\n\u00bb 168 \u00bb\t0,000099\t\u00bb\t46\t\u00bb\t0,000084\n\u00bb\t257\t0,000100\t* 00 00 \u00a5\t0,000091\n> 300\t0,000100\t\u00bb\t91\t\u00bb\t0,000093\n\t\t\u00bb\t97\t0,000095\n\t\t* 122\t0,000096\n\t\t\u00bb 140\t0,000099\n\t\t\u00bb 168 \u00bb\t0,000100\n\t\t\u00bb 300\t0,000100\nDurch weitere Versuche konnte die bekannte Tatsache best\u00e4tigt werden, da\u00df starke Verd\u00fcnnung und h\u00f6here Temperatur eine \u00e4hnliche beschleunigende Wirkung auf die Zersetzung aus\u00fcben.","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Verhalten der Harns\u00e4ure in L\u00f6sungen. 37\nWie die Kurven zeigen, hat die Zersetzung einen logarith-mischen Zeitverlauf, d. h. die Geschwindigkeit nimmt allm\u00e4hlich wieder ab, um schlie\u00dflich unme\u00dfbar klein zu werden. Daraus folgt, da\u00df sich ein Gleichgewichtszustand einstellt und die Zersetzung ein Ende nimmt.\nMit dieser Erkenntnis war der Weg vorgezeichnet, auf dem man zur Darstellung der Endprodukte gelangen kann, um durch die chemische Analyse ihren Charakter aufzukl\u00e4ren.","page":37}],"identifier":"lit18827","issued":"1909","language":"de","pages":"25-37","startpages":"25","title":"Physikalisch-chemische und chemische Untersuchungen \u00fcber das Verhalten der Harns\u00e4ure in L\u00f6sungen","type":"Journal Article","volume":"60"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:49:05.498208+00:00"}