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{"created":"2022-01-31T13:53:36.033599+00:00","id":"lit18829","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Fischer, Hans","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 60: 69-78","fulltext":[{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Bindung der Purinbasen im Nucleins\u00e4ufemolek\u00fcl\nVon\nHans Fischer.\n(Aus dor If. ine.ii/ini.-i lit n Klinik in Miim-hen,)' Der Rcilaktinn zu\u00a3e?an<:en am S. April lyoy.\nIn Verschiedenen Arbeiten hat Burian1) gezeigt, da\u00df Purinbasen und Imidazole, soweit deren Imidwasserstoffatom (bei 7) nicht substituiert ist, sich mit Diazob\u00f6nzulsulfbs\u00fcure zu gef\u00e4rbten Verbindungen vereinigen, die er f\u00fcr Diazuamino-verbindungen h\u00e4lt, z. B. schreibt er der Theophyllinverbindung folgende Konstitution zu :\t'\nch3 \u2014 n4 \u2014 6C \u2014 o\n! ! . \u2022 . :\no = c ^\t\u25a0 c \u2014 N \u2014 N - - n -- i:tiu4S(j8H r\nAch\nCH j \u2022 Xa \u2014 \u2018C \u2014 N\nDagegen fand er, da\u00df (lie Diazoreakti\u00f6n ausbleibt, wenn das Imidwasserstoffatom (an Stelle 7) substituiert ist z. B. bei Theobromin (I) und Coffein (II)\nHN - C = 0\nO-C C \u2014 N.CHj\n* CH\n/ \u25a0\nII,\nCH,\u2014X ~ CW()\n- . t ;i:,:\n0 = c C :NCHJ\n: / \\\nCH;j\u2014N\u2014C \u2014N\nCH\nCH3\u2014 N \u2014 C \u2014 N\noder wenn der Imidazolring, wie ih der Harns\u00e4ure, die Struktur eines cyklischen Harnstoffes besitzt,\nDa die Nucleins\u00e4uren selbst mit Diazobenzolsulfos\u00e4ure keine Farbstoffe geben, so hat er aus den angef\u00fchrten Tatsachen den Schlu\u00df gezogen, da\u00df die Bindung der Purinbaseii\n') B**r. tl. Deutsch. \"ehern. Ges . Bel. XXXVII. S. 680 u. 70K.","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\nHans Fischor,\nim Nueleins\u00e4uremolek\u00fcl im Imidazolanteil bei 7 stattfindet nach (Ihn Schema :\nHN - CH\nNH, - C HN\n0 \u2014 NP >CH C \u2014 \u00cfT\nVon Stendel1) und Pauly2) wurden gegen diese Auf-fassuncT verschiedene Ein w\u00e4nde erhoben, denn einerseits kuppelt Adenin. welches bei Stellung 7 eine unsubstituierte Imidgruppe li\u00e2t, mit Diazohenzolsulfos\u00e4ure unter den von Burian angegebenen Bedingungen (alkalische Reaktion) gar nicht, anderseits reagieren mit der letzteren Pyrimidinderivate wie z. B. Thymin. Burian suchte diese Einw\u00e4nde zu widerlegen, indem er erstens zeigte, da\u00df Adenin bei Ab\u00e4nderung der zuerst von ihm angegebenen Bedingungen, n\u00e4mlich bei neutraler Reaktion1) glatt mit Biazi\u00bbbenzolsul(bs\u00e4ure kupple, zweitens darauf aufmerksam machte, da\u00df das Verhalten der Pyrimidinderivate mit dem der Purinhasen gar nichts zu tun habe.\nr\u00e4cht, da\u00df die mgen, sondern gkeit in saurer\nPauly1) zog bereits die M\u00f6glichkeit in Be H arbstolle der Imidazole nicht Diazoaminoverbind Azofarbstotle seien, indem er auf ihre Best\u00e4ndi L\u00f6sung aufmerksam machte. Auch mir war dies aufgefallen, ebenso wie die lebhafte. F\u00e4rbung der Farbstoffe und ihre relative Best\u00e4ndigkeit gegen verseifende Einfl\u00fcsse im allgemeinen.\nDazu kommt noch das von Huri an (1. c.) beschriebene Verhalten d\u00abT Imida/.oldicarbons.iuren, bei denen die Kuppelung unter Abspaltung v\"n Kohlens\u00e4ure erfolgt. Hei Bildung einer Diazoaminoverbindung w\u00e4re dieses \\ erhalten nicht zu erkl\u00e4ren, sofort aber bei Entstehung eines Azofarbstoffes. Offenbar entsteht dieser, indem der Diazorest die Carboxyt-gru|\u00bbpe aus ihrer Stelle verdr\u00e4ngt.\nDies sind jedoch nur U\u2019ahrseheinlichkeitsgr\u00fcnde f\u00fcr das Vorliegen von Azofarbstoffen, die Natur der Farbstoffe konnte jedoch sehr leicht exakt festgestellt werden durch ihr Verhalten\n'l Diese Zeitschrift. 1hl. XI,VIII. S. t2H. \u2022\n-i Diese Zeitschrift. Bd. XLII. !S. 512.\nI Zit. n. Bunan. t \u00abChemie der Spermatozoon \u00bb. Ergebnisse der Physiologie.\n4) 1 c","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Bindung der Purinbasen im Nucleinsii\u00fcremolek\u00fcl. 71\ngegen Reduktionsmittel. Eine Diazoami no Verbindung mu\u00df bei der Reduktion die urspr\u00fcngliche Rase wiedergeben; w\u00e4hrend ein Azofarbstoff bei der reduzierenden Spaltung die entspre-i chende Aminoverbindung liefert nach dem Schema :\nNH\n- ' N\nUrspr\u00fcngliche\tPh on y 1h y dr\u00e2z i n sut fos\u00e4 u re\nVerbindung\tund aridere K\u00f6rper\nNH\tNH\t, \u2022 *\nyC \u2014 N NC6H4S\u00d63H\t>:nh.+ : X\tNfl.l Ul.Stl.lt\n4\t: -MH\t\t\nAzofarbstoff\tAmin\tSulfanils\u00e4ure\nDa die Farbstoffe mit Diazob\u00e9nzolsulfos\u00fcure sich wegen ihrer durch die Sulfogruppe bedingten relativen Leichtl\u00f6slichkeit schwieriger abscheiden lassen, so wurde die Diazobenzolsulfo-s\u00e4ure mit schlie\u00dfliehem Erfolg durch andere Diazoverbindungen ersetzt. Zuerst. wurden Versuche mit Nitrodiazobenzolchlorid gemacht, die Trennung der neuen Basen stie\u00df .jedoch auf Schwierigkeiten wegen des bei der Reduktion gleichzeitig entstehenden p-Phenylendiamins. p-Chlordiazobenzolchlorid kuppelt schlecht. Als sehr geeignet dagegen erwies sich p-Dicblordiazobenzol-chlorid. da einerseits die entstehenden Farbstoffe sehr schwer l\u00f6slich sind, anderseits das bei der reduzierenden Spaltung entstehende Dichloranilin leicht mit Wasserd\u00e4mpfen abgetrieben werden kann.\nVerhalten des Theophyllins.\nDarstellung des Theophyllinfarbstoffes.\n10 g Theophyllin werden in etwa 4Q0 ccm 10\u00b0/oiger Natriumbicarbonatl\u00f6sung gebracht, worauf man solange unter R\u00fchren eine L\u00f6sung von Dichlordiazobenzolchiorid einlaufen l\u00e4\u00dft, bis eine Probe auf Filterpapier im Auslauf gegen alkalische R-Salzlosung (2-Naphthol 3,f>-disulfosaures Natron) einen \u00dcberschu\u00df der Diazol\u00f6sung durch Rotf\u00e4rbung anzeigt. Hierzu werden 8,1 g Dichloranilin in Form seiner Diazoverbindung verbraucht.\nN X = NCcH4S08H\n>.H\t+\t=\n- - N\nDiazoaminoverbinduni;","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"Hans Fischer.\nNadi kurzem Stehen wird der entstandene Farbstoff abgesaugt und mit Wasser gewaschen, ein kleiner Rest kann im Filtrat noch durch Ans\u00e4uern gewonnen werden. Der Farbstoff ist in Wasser sehr schwer l\u00f6slich : durch Umkrystallisieren aus Alkohol oder Eisessig wird er in sch\u00f6nen roten Nadeln erhalten.\nReduktion.\nDer Farbstoff wird nun mit Natriumhydrosulfit in alkalischer Suspension reduziert und das Hydrosulfit solange zugegeben. bis Kntf\u00e4rbung eintritt. Nun wird hei\u00df durch ein feuchtes Filter von dem \u00f6lig abgeschiedenen Dichloranilin ab-littriert : die letzten Reste k\u00f6nnen mit Wasserd\u00e4mpfen abgetrieben werden. Beim Erkalten krystallisieren \u00f4 g Aminotheophyllin heraus, das aus Wasser in sternf\u00f6rmig verwachsenen Blatten oder auch in feinen N\u00fcdelchen erhalten werden kann. F. B. \u00fcber ;f00\u00b0.\nDer K\u00f6rper stimmt mit dem im D R. B. Nr. 156900 beschriebenen Aminotheophyllin (erhalten aus 8-Chlorthe\u00f6phyllin durch Erhitzen mit Ammoniak unter Druck) in allen angegebenen Eigenschaften \u00fcberein.\nDit* Stiekstoirbestimmung nach Kjeldahl hatte folgendes Ergebnis :\nDas Ammoniak aus 0.1155 g Substanz neutralisiert 29.40 ccm 1 to-S\u00e4ure.\nf\u00fcr C-H\u00f6N50\u00e4 iM; G, 195.27) berechnet: N \u2014 85.94\u201c/\u00ab.\ngefunden: N -= 35.74\u00b0, o.\nDer K\u00f6rper gibt mit Nitrit in saurer L\u00f6sung eine in gelben Nadeln krystallisierende Diazoverbindung von ziemlicher Best\u00e4ndigkeit. die sich mit R-Salz zu einem intensiv-violetten Farbstoff kuppelt. Verkocht man die Diazoverbindung mit Wasser, so entsteht ein schmutzig-violett gef\u00e4rbter Farbstoff. Auch in saurer L\u00f6sung- gehen beim Verkochen komplizierte Reaktionen vor sich : die entstehenden K\u00f6rper sollen demn\u00e4chst an anderer Stelle beschrieben werden. Mit Diazoverbindungen kuppelt das Aminotheophyllin nicht.\nDurch die Bildung des Aminotheophvllins bei der Reduktion des Einwirkungsproduktes von Diehlordiazobenzol auf Theophyllin ist der sichere Beweis erbracht, da\u00df in diesem Ein-","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Bindung der Purinbasen im NucleinsauremolekiU. [ 73\nWirkungsprodukt ein Analogon der wahren Azofarbstoffe vorliegt. Fs konnte jedoch noch immer mit der M\u00f6glichkeit gerechnet werden, da\u00df mit Diazobenzolsulf\u00f6s\u00e4ure, besonders unter den von Huri an angegebenen Bedingungen, ein Diazoamiriu-produkt entst\u00fcnde. Da\u00df dies nicht zutrifft, konnte ich fest-gellen, indem auch der hierbei entstandene Farbstoff bei der Reduktion das Aminotheophyllin liefert : t g Th\u00e9opltvll\u00efn wird entsprechend der Burianschen Vorschrift in. 20 ccm Wasser, das 3,6 qcm Normalnatronlauge entlialt, aufgel\u00f6st und in die L\u00f6sung l,o g feste Diazobenzolsulfos\u00e4ure eingeriihrt. Nac h kurzer Zeit gibt man 20\u201425 ccm ges\u00e4ttigte Barytl\u00f6sung zu, worauf das Baryumsalz des Farbstoffes in Nadeln ausf\u00e4llt. Dieses l\u00e4\u00dft sich aus Wasser leicht umkrystallisieren, in dem es in der K\u00e4lte sehr schwer l\u00f6slich ist. Das Baryumsalz wird nun durch Ammoniumcarbonat zerlegt, mit Natiiumhydrosultit in alkalischer L\u00f6sung reduziert. Man filtriert hei\u00df, beim Erkalten krystallisiert das Aminotheophyllin aus (erhalten 0,1 g*.\nAmmoniak aus 0,100 g Substanz neutralisiert 25.7 ce in 1 ju-Saur\u00ab .\n. Berechnet: N =\u25a0 * 35,04 V: gefunden: N =\u25a0-\u2019Jj'lUCIS0...\nVerhalten des Xanthins.\nDarstellung des Xanthinfarbstoffes.\n4 g Xanthin1) werden in 130 ccm 3\u00b0/oiger Natronlauge gel\u00f6st und unter B\u00fchren p-Dichlordiazobenzo|chlorid in salz-saurer L\u00f6sung einlaufen gelassen, bis eine Probe auf Filtrierpapier, mit R-Salzl\u00f6sung versetzt, im Auslauf durch Farbstoffbildung einen \u00dcberschu\u00df der Diazoverbindung anzeigt. Hierbei wird eine etwa 4 g Dichloranilin entsprechende Menge Diazoverbindung verbraucht.\n(Vorsicht ist am Platze; da durch Alkalien allein sein leicht eine Fmwandlung der Diazoverbindung stattfindet \u2014vgl. B\u00fccherei. B. r., Bd. XLII, S. 881 \u2014, so f\u00fcllt auch beim Eintr\u00e4gen von DictdQrdiazoben/.oP chlorid in konzentrierte Natronlauge sofort t in braunschwarzer K\u00f6rper aus).\nFs scheidet sich schnell ein braun-roter unl\u00f6slicher Farbstoff ab, der abgesaugt und erst mit verd\u00fcnnter Natronlauge, dann mit Wasser gewaschen wird.\n\u25a0*) Erhalten aus Guanin nach E. Fischer A 215, 253","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"Reduktion.\n;\tI\nDer harbston wurde, wie fr\u00fcher beschrieben, reduziert, wonach beim Abstumpfen des Filtrats mit S\u00e4ure bei noch schwach alkalischer Reaktion ein gallertiger Niederschlag ausf\u00e4llt. der abgesaugt und gewaschen wird.\nDer K\u00f6rper kann in leucin\u00e4hnlichen Kugeln erhalten werden, wenn man ihn in wenig Natronlauge l\u00f6st, mit Wasser verd\u00fcnnt (1 : 2000) und mit Essigs\u00e4ure ans\u00e4uert. Nach sp\u00e4testens einem 'lag beginnt die Krystallabscheidung. Mit Diazobenzolsulfos\u00e4ure kuppelt der K\u00f6rper nicht. Die Schiffsche Reaktion ist positiv, ebenso die Murexidprobe. Im analysenreinen Zustand konnte er bis jetzt nicht gewonnen werden, da\u00df jedoch wirklich 8-Amino-x uni hin vorlag, wurde durch die gleich zu beschreibende \u00dcberf\u00fchrung in Harns\u00e4ure bewiesen.\nDiazotierung.\n1 g des bei der Reduktion des Xanthinfarbstoffes erhaltenen Produktes wird kochend in 10 \u00abZeiger Schwefels\u00e4ure gel\u00f6st. Man k\u00fchlt schnell ab auf ca. 30\u00b0 und tr\u00e4gt einen geringen \u00dcberschu\u00df von Natriumnitrit in L\u00f6sung ein. W\u00e4hrend dieser Operation scheidet sich ein amorpher dunkelgef\u00e4rbter K\u00f6rper aus (0.1 g). (Hieraus konnte keine einheitliche Substanz isoliert werden.)\nAus dem gelb gef\u00e4rbten Filtrat kristallisiert eine Verbindung in gelben tyrosin\u00e4hnlichen B\u00fcscheln: dazwischen waren auch mikroskopisch vereinzelte Harns\u00e4urekrystalle zu erkennen. Der erhaltene K\u00f6rper, der beim Erhitzen \u00fcber 150\u00b0 explodiert, kuppelt sodaalkalisch mit R-Salz zu einem intensivvioletten Farbstoff. Es liegt somit unzweifelhaft eine Diazoverbindung vor und zwar, wie sich aus den weiter unten folgenden Daten ergibt, Diazoxanthin von wahrscheinlich folgender Konstitution\nHN c 1=0","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Bindung der Purinbasen im X\u00fccletns\u00e4uremoJek\u00fcl. 75\nSolche Anhydridbildungen sind bei gewissen Diazoverbindungen nicht selten, und derartige K\u00f6rper pflegen sich durch eine gewisse Stabilit\u00e4t auszuzeichnen. So ist z, B. bereits die p-Diazobenzolsulfos\u00e4ure, welche\u00bb in freiem Zustande als\nX X /^O\n\\/ ' \u2022 - ' :\u25a0 . ' ' \u2022\nso/ * v ;\t:\naufzufassen ist, ziemlich best\u00e4ndig, in erh\u00f6htem Malle gilt dies noch von gewissen Naphthalinabk\u00f6mmlingen. Die Diazoverbindung aus 1,2-Aminonaphthol-i-sulfosaure z. B. von der Formel\n/N/\\\nX X.\n0.\n\u2022SO,H\nl\u00e4\u00dft sich glatt aus hei\u00dfem Wasser umfcrystallisieren. Die Verbindung kann bei h\u00f6herer Temperatur getrocknet und sogar nitriert bezw. sulfiert werden.\t\u2018\nl berf\u00fchrung der Diazoverbindung in Harns\u00e4ure. 0,089 g Diazoverbindung wurden mit 20ft/oiger Salzs\u00e4ure zur Trockene eingedampft und dieses Verfahren dreimal wiederholt. Mikroskopisch waren jetzt mir typische HitrnsaUrekrystalle zu erkennen. Das erhaltene Produkt wurde mit kaltem Wasser aut* ein Filter gebracht, chlorfrei gewaschen und gewogen (erhalten 0,069 g). Da das Filtrat Spuren von 'Schwefels\u00e4ure enthielt, so wurden diese quantitativ bestimmt (gewonnen 0,002 g BaS04). Die Schwefels\u00e4ure, herr\u00fchrend von der vorausgegangenen Diazotierung mit Natriumnitrit und verd\u00fcnnter HsS04, scheint der Diazoverbindung in den letzten Spuren einigerma\u00dfen hartn\u00e4ckig anzuh\u00e4ngen.\nDie Harns\u00e4ure wurde weiterhin durch die stark positiv aus-fallendeMurexidprobe und die Schiffsche-.Probe identifiziert. Fine Stickstoffbestimmung nach Kjeldahl hatte folgendes Ergebnis:\nAmmoniak aus 0.0484 g Substanz neutralisiert 11.5 ccm \u2018/m-S\u00e4ure.\nF\u00fcr C5H4N4\u00d63 berechnet: X 33.33\u00b0 gefunden: X = 33.20\u00b0 >\nDamit ist zum ersten Male im Heagensrohre eine Cberf\u00fchrung von Xanthin in Harns\u00e4ure durchgef\u00fchrt","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"Hans Fisch,T.\nVerhalten des Guanins.\nDarstellung des Guaninfarbstoffes.\n.) g Guanin werden in 3\u00b0/oiger Natronlauge gel\u00f6st und langsam unter R\u00fchren Dichlordi\u00e4zobenzolchlorid in der oben bestir iebenen \\\\ eise zulaufen gelassen. Hierbei wird eine ca. 5 g Dichloranilin entsprechende Menge Diazoverbindung verbraucht. Der dunkelrot gef\u00e4rbte Farbstoff scheidet sich bald aus. besonders beini Abstumpfen der alkalischen Reaktion. Bei noch alkalischer Reaktion wird der Farbstoff abgesaugt und mit Wasser gewaschen. Fr hat wenig Neigung zur Krystallisation.\nReduktion des Farbstoffes. Die Reduktion wird in der \u00fcblichen Weise mit Hydrosulfit und Natronlauge vorgenommen. Heil; wird filtriert, beim Abstumpfen der \u00fcbersch\u00fcssigen Natronlauge scheidet sich der neue K\u00f6rper in gallertigen Massen iius, die man absaugt und mit Wasser w\u00e4scht. Aus 10\u00b0 Viger Selm (\u2018fels\u00e4ure, in der der K\u00f6rper erheblich schwerer wie Guanin l\u00f6slich ist, krystallisiert das schwefelsaure Salz in langem Nadeln.\nDie bei 10\u00b0 C. zur Gewichtskonstanz getrocknete Substanz enth\u00e4lt 2 Molek\u00fcle Krystallwasser, das bei 120 bis 130\u00b0 vollst\u00e4ndig entweicht.\nI. 0,7075 g verloren bei 130\u00b0 0.0510 g H/)\n. II 0.3070 *\t\u00bb 130\u00b0 0,0300 * \u25a0 >\nHb 0.7817\t> 1300 0,0508 \u00bb \u00bb.\nAnalyse: berechnet f\u00fcr (C6H7N/J), \u2022 H2S04 + 211,0 :\nProzente HaO: 7,08\nGefunden \u00bb\t,\t7.63, 7,55, 7,62.\nI. 0.16.).) g bei 130\u00b0 getrockneter Substanz gaben 0.0883 g BaSO II 0.6000 \u00bb\t130 \u2019\to 3\t0.3225 \u00bb\nIII. Ammoniak aus 0,1232 g trockener Substanz neutralisierten\n31.6\tccm \u2018/tG-S\u00e4ure.\nI\\. Ammoniak aus 0.2110 g trockener Substanz neutralisierten\n66.7\tccm Vio-S\u00e4ure.\nAnalyse: Berechnet f\u00fcr (<y!7N,.0)2 \u2022 H,S04 :\nProzente H2S04: 22,67\t' N: 38.08\nGefunden \u00bb\t22.11, 22,56.\tGefunden \u00bb 30,43. 38,80.\nFs unterliegt also keinem Zweitel, da\u00df hier 8-Aminoguanin-( 2-8-Diamino-6-oxypurin) vorliegt. 2-6-Diamino-8-oxypurin ist be-","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Bindung der Purinbasen im Nucleins\u00e4uremolek\u00fcr. 77\nkannt,l) so da\u00df jetzt nur noch das dritte Isomer^\u00df-H-Pi\u00e4mino-2-oxvpurin fehlt, das sicher auch \u00fcber den Azofarbstoff aus \u00f6-Amino-2-oxypurin -) erhalten werden kann.\nAminoguanin kuppelt nicht mit Diazobenzolsulfos\u00fcure. Die Schitfsche Probe ist hier bemerkenswerterweise stark positiv, w\u00e4hrend Aminotheophyllin erst nach einiger Zeit eine positive Reaktion gibt. Kupfer- und Wismutl\u00f6sung werden alkalisch nicht reduziert. In der K\u00e4lte ist das Amin nicht oder jedenfalls nur sehr langsam und spurenweise, diazotierbar, in der W\u00e4rme dagegen, etwa bei 40\u00b0, bildet sich di,e Diazoverbindung, die mit R-Salz zu einem violetten Farbstoff kuppelt\nDiese Eigenschaft ist den drei hier beschriebenen in 8 amidierten Purinen gemeinsam, w\u00e4hrend Guanin, das ja nur im Pyrimidinkern amidiert ist, keine kuppelbare Diazoverbindung liefert. Scheinbar kann man so entscheiden, ob eine Amido-gruppe im Imidazol- oder im Pyrimidinanteil des Purinkerns sitzt.\nNachdem nun der Beweis erbracht ist. da\u00df die Verbindungen der Purinhasen mit Diazok\u00f6rporn Azofarbstoffe sind, ist nur noch das Verhalten des Coffeins und Theobromins. die beide nicht kuppeln, obwohl die CH-Gruppe hei Stellung 8, wo ja der Diazorest eingreift, frei ist. zu erkl\u00e4ren. Es k\u00f6nnte hier ein Fall von sterischer Hinderung vorliegen. Eine Analogie daf\u00fcr habe ich nicht gefunden. \u2022 Tribr\u00f6mphenol, Mesldin und Mesitol kuppeln zwar nicht. ') Aber hier ist der Grund ulfonbar nur darin zu suchen, da\u00df der Eingriff der Diazoverbindungen nie in die Metastellung zur Auxocbromengruppe erfolgt.\nDer Grund des Xiclitreagierens des Theobromins und Coffeins d\u00fcrfte vielmehr in der Substitution des Imidwasserstoffs (bei Stellung 7) hegen. Die Imidogruppe, die ja den Imidazolkem auch zur Salzbildung bef\u00e4higt, ist es offenbar, die ihm, \u00e4hnlich wie dem Phenol die Oxy-gruppe, die F\u00e4higkeit der Farbstoffbildung verleibt. Ist das Imidwasser-stoffatom besetzt, so kann die Farbstoffbildung nicht mehr eintreten. geradeso wie Anisol, in dem auch das Wasserstoffatom der Oxygruppe des Phenols durch Methyl ersetzt ist, nicht (mehr kuppelt.\nBurian hat aus den eingangs zitierten Untersuchungen den Schlu\u00df gezogen, da\u00df in den Nuclesins\u00e4uren die Purinbasen\n*) E. Fischer, Ber. d. Deutsch, ehern. G\u00e7s.. Bd. XXX, S. 2217.\n*) E. Fischer, Ber. d. Deutsch, ehern. Ges., Bd. XXX, S. 2228. fi N\u00f6lting u. Cohn, Ber. d. Deutsch, ehern. Ges., Bd. XVII, 8. 358","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"/S H Fischer, \u00dcber Bindung der Purinbasen im Nucleins\u00e4uremolek\u00fcl.\nhoi Stellung 7- gebunden seien. Er\u00bb) sagt: \u00abF\u00fcr die Auffassung der Bindung der Purinbasen im Nucleins\u00e4uremolek\u00fcl mu\u00df ma\u00dfgebend bleiben, da\u00df der Ersatz des Imidwasserstoffs bei 7 den Eintritt der Diazoreaktion verhindert, w\u00e4hrend .Substitution im Pyrimidinanteil ohne Einflu\u00df ist. Solange nicht der Beweis erbracht ist, da\u00df ein Versagen der Diazoreaktion bei Purinbasen auch noch durch andere Substitutionen als solche bei 7 verursacht werden kann, so lange werden meine Deduktionen \u00fcber die Bindung der Purinbasen im Nucleins\u00e4uremolek\u00fcl ihre Richtigkeit behalten\u00bb\nDieser Beweis ist durch die vorliegende Untersuchung erbracht. Die bei 8 substituierten Purine reagieren ebenfalls nicht mit Diazok\u00f6rpern. Damit verliert nat\u00fcrlich auch die oben zitierte Schlu\u00dffolgerung Burians ihre Grundlage. Die Bindung kann ebensogut bei 8 wie bei 7 statthaben. An einer dieser beiden Stellen m\u00fcssen die Purinbasen im Nucleins\u00e4uremolek\u00fcl gebunden sein, da andernfalls dieNueleins\u00e4uren mit Diazok\u00f6rpern Farbstoffe liefern m\u00fc\u00dften.\nIch glaube durch vorliegende Arbeit folgendes festgestellt zu haben :\n1.\tDie Verbindungen der Purinbasen (Theophyllin, Xanthin, Guanin)1 2) mit Diazok\u00f6rpern sind keine Diazoaminoverbin-dungen, sondern Azofarbstoffe. Der Eintritt der Diazogruppe findet bei 8 statt.\n2.\tDie bei 8 substituierten Purinbasen kuppeln nicht mit Diazok\u00f6rpern.\n\u2022>, lm Nucleins\u00e4uremolek\u00fcl sind die Purinbasen entweder bei Stellung 7 oder 8 gebunden.\n1 Diese Zeitschrift, Bd. XLII. S. 21)8.\n*) Das Verhalten des Adenins und Hypoxanthins soll noch studiert werden.","page":78}],"identifier":"lit18829","issued":"1909","language":"de","pages":"69-78","startpages":"69","title":"Zur Frage der Bindung der Purinbasen im Nucleins\u00e4uremolek\u00fcl","type":"Journal Article","volume":"60"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:53:36.033605+00:00"}