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{"created":"2022-01-31T13:54:02.061574+00:00","id":"lit18837","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Winternitz, M. C.","role":"author"},{"name":"W. Jones","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 60: 180-190","fulltext":[{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Nucleinstoffwechsel mit besonderer Ber\u00fccksichtigung der Nucleinfermente in den menschlichen Organen.\nVon\nM. C. Winternitz und W. Jones.\nAus \u00ab1\u00ab in |*hysi<dojri~\u00abh-rhemisehen Laboratorium ilor Hopkins-Universit\u00e4t ) I>*r lU'daktion zugeganpen am 24. M\u00e4rz tyOO.)\nOie Entstehung der Harns\u00e4ure im tierischen Organismus beruht auf der successiven Wirkung von vier Fermenten:\nNuclease hydrolysiert die Nucleins\u00e4ure unter Bildung von (iuanin und Adenin: alsdann spalten zwei Amidasen, n\u00e4mlich ( iuanaso und Arlenase,1) die Amidogruppe des Guanins und Ade-nins ah unter Entstehung von Xanthin und Hypoxanthin: endlich dient die Xanthooxydase f\u00fcr die Oxydation von Hypoxanthin zu Xanthin und Harns\u00e4ure.\nHei einer n\u00e4heren Entersuehung dieser Verh\u00e4ltnisse wurde gefunden, da\u00df ein spezielles Organ selten alle vier Fermente besitzt, und darum erscheint es als h\u00f6chstwahrscheinlich, da\u00df die \u00dcberf\u00fchrung von Nucleins\u00e4ure in Harns\u00e4ure durch die gemeinschaftliche Wirkung verschiedener Organe zustande kommt.\n\u00dcberdies n ul> die Anordnung dieses Prozesses ver\u00e4nderlich sein je nach der Tierspezies, da bis jetzt dieselben Organe zweier Tiere verschiedener Spezies niemals die gleiche Verteilung der vier Fermente aufgewiesen haben: im Gegenteil, diese Verteilung variierte innerhalb sehr weiter Grenzen.3) Endlich ver\u00e4ndert sich der NucleinstoflWechsel in einem jeden Organ und in jeder Spezies bedeutend mit dem Alter des Tieres.4)\nl) Jones und Patridge, Diese Zeitschrift. Bd. XLII, S. 3iH.\nM Jones und Winternitz. Diese Zeitschrift, Bd. XLIV, S. 1.\n\u25a0i Jones und Austrian, Diese Zeitschrift, Bd. XLVIII, S. 110.\n4) Jones und Austrian, The Journal of Biological chemistry, Bd. III. S. 227. \u2014 Mendel und Mi tc hell , American Journal of Physiology, Bd. XX,","page":180},{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"Cher den NudeinstolTwechsel in don lnonsihlichen Organen. lj>t\nDiese letzte Folgerung beruht aut' der Beobachtung. datt gewisse dieser Fermente zu einer bestimmten \u2022 Periode des.Kmb'rvonal* lehens fehlen, um dann in einer sp\u00e4teren Stufe der \"'Entwicklung oder nach der Geburt aufzutreten.\nDie Frage, ob ein gegebenes Ferment m einem gegebenen Urgan total abwesend oder nur in minimalen Spuren vorhanden ist. mag eine Verschiedenheit der Anpassung sein. Jedoch sind die drei chemischen Funktionen, welche wir Guanase, Adenase und Xanthooxydase nennen. innerhalb weiter Grenzen ver\u00e4nderlich. .je nach dem untersuchten Organ oder der Tierspezies. Dies ist ein Schlu\u00df, welcher durch die Experimente aller Forscher aut diesem Gebiete gest\u00fctzt wird.1) Es scheint uns, da\u00df die einzige Weise, auf die man diese drei unabh\u00e4ngigen Variationen erkl\u00e4ren kann, die Annahme ist. da\u00df wir es hier mit drei von einander unabh\u00e4ngigen chemischen Reaktionen zu tun haben, l'nsere Gr\u00fcnde. Guanase und Adenase als nicht identische Fermente anzusehen, sind also die gleichen, die jedermann f\u00fcr die Verschiedenheit von Lipase-und Trypsin annehmen w\u00fcrde. Es ist au\u00dfer Frage, da\u00df kein Beweismaterial zur Verf\u00fcgung steht, welches uns erlauben w\u00fcrde. Xanthooxydase als ein von den zwei Amidasen verschiedenes Ferment aufzul\u00e4ssen. und welches\nnu llt zugleich ebensogut herangezogen werden konnte, um die\nzwei Amidasen von einander zu unterscheiden.2) Die experimentellen Befunde aller Autoren in bezug auf diese Frage sind genau dieselben f\u00fcr die drei F\u00e4lle. Die Nomenklatur, f\u00fcr die wir haupts\u00e4chlich verantwortlich sind, ist darum nicht eine Frage der Wahl, sondern der logischen Notwendigkeit.\nEs m\u00f6ge \u00fcberdies hier gesagt sein, da\u00df Mendel und Mitchell\u00bb) im Verlaufe ihrer gewissenhaften Untersuchung der Nuclemfermente der Organe des Schweineembryos Gelegenheit j.uten, einige bestrittene Experimente \u00fcber die Individualit\u00e4t ' , zwei Amidasen zu wiederholen. Ihre experimentellen Re-\"'i tatejnnd mit den unsrigen identisch, und sie selbst legen\nf ir Pall? Ral\u00cevhsel^DirZ,eitSChrif'' Ba XLVI-\tZeitschrift\nr atho1;\u2019 Bd- IV> S. 428, Exp. 15 und Ui.\n* Schittenhelm und Schmid, Zeitschrift f Pathol., Bd.IV S W ) loc. eit.\t- ' \u2019 \u2018\nHoppe-Seyler s Zeitschrift f. physiol. Chemie LX\t. . ,3","page":181},{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"182\nM. C. Winternitz und W. Jones,\nGewi\u00ab ht auf diese \u00dcbereinstimmung. \u00dcberdies sahen sie sich gezwungen, zu jeder Zeit ihrer Untersuchung das von einander 1 unabh\u00e4ngige Bestehen von Adenase und Guanase anzunehmen. Wir d\u00fcrften daher erwarten, von der Identit\u00e4t der Adenase und Guanase nichts mehr zu h\u00f6ren, h\u00e4tte uns nicht fr\u00fchere Erfahrung gelehrt, da\u00df die von gewissen Leuten hastig ausgesprochene Ansicht nicht zur\u00fcckgezogen wird, nachdem Gegenbeweise daf\u00fcr erbracht worden sind, ohne da\u00df diese letzteren von den Betreffenden selbst geliefert worden w\u00e4ren.1)\nDie bisher aufgez\u00e4hlten Tatsachen, die sich auf die wechselnde Verteilung der Nucleinfermente beziehen, machten es sehr w\u00fcnschenswert, eine Untersuchung dieser Fermente in Krankheiten zu unternehmen, und wenn wir auch schon immer an eine solche \u25a0\u2022Untersuchung gedacht haben, so wurden wir doch davon abgeschreckt, sie in Angriff zu nehmen, weil es schwer ist, die normalen Bedingungen zu linden. Wir entschlossen uns endlich, mit pathologischen F\u00e4llen anzufangen in der Erwartung, da\u00df die in einer gro\u00dfen Zahl von Untersuchungen konstant gefundenen Faktoren den normalen Zustand anzeigen w\u00fcrden.\nWir halten bisher Gelegenheit, 2 Untersuchungen zu machen, eine in einem typischen Fall von Typhus und die andere in einem Fall von Aneurysma, der vorl\u00e4ufig als der Norm sehr nahe kommend betrachtet werden mag.\nIn jedem Falle wurden die Leber und die Milz untersucht\nI. Experimente mit Typhusorganen.\nDas fein zerkleinerte Gewebe wurde in ein dichtschlie\u00dfendes Gef\u00e4\u00df mit 2* 2 bis -3 Teilen Wasser gebracht und eine gen\u00fcgende Menge von Chloroform zugef\u00fcgt, um F\u00e4ulnis zu verh\u00fcten. Die tr\u00fcbe Fl\u00fcssigkeit wurde nach 36 st\u00fc-ndigem Stehen bei Zimmertemperatur unter h\u00e4ufigem Umsch\u00fctteln durch Tuch geseiht und f\u00fcr die folgenden Versuche ben\u00fctzt.\n') 8c bitten heim, Diese Zeitschrift, Bd. XLllI, S. 228: Rd. XLV. S. 121 u. 152 - Jones, ibid.. Bd. XLV, S. 84.","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Nucleinstoffwochsel in den menschlichen Organen. 183\nDas angewandte Adeninsulfat war gewonnen aus einem Adeninpr\u00e4parat. das sich leicht in Ammoniak auf l\u00f6ste. Das Sulfat war gereinigt durch wiederholte Krystallisafion aus 3\u00b0oiger Schwefels\u00e4ure. Die Analysen gaben die verlangten Zahlen und es lie\u00df sich vollkommen durch Pikrins\u00e4ure aus seiner L\u00f6sung ausf\u00fcllen, soda\u00df im Filtrat keine Spur eines Purink\u00f6rpers zur\u00fcck-blieb, dessen Gegenwart mirSilhernitrat und Ammoniak nachgewiesen werden konnte.\nDas Guaninsulfat, das hier benutzt wurde, war aus dem Chlorid gewonnen, das die charakteristischen,Nadeln zeigte, die verfilztem Haar glichen. Um . sicher vor der Anwesenheit anderer Purink\u00f6rper zu sein (und besonders Xanthin, dessen Gegenwart in Spuren sehr irref\u00fchrende Resultate h\u00e4tte zutage bringen k\u00f6nnen), war die Base selbst wiederholt aus saurer L\u00f6sung durch Zugabe eines betr\u00e4chtlichen \u00dcberschusses von Ammoniak ausgef\u00e4llt worden.\nIn allen Versuchen, die mit diesen beiden Basen angestellt wurden, wurde immer der gleiche Betrag jeder Verbindung m derselben Menge l.'Voiger Natronlauge aufgel\u00f6st (n\u00e4mlich sn wenig davon, da\u00df sich gerade das Guanin auf l\u00f6ste): es wurden dieselben Volumina von Dr\u00fcsenextrakt angewandt, und eine gleiche Menge von Chloroform wurde zugegeben als weitere Sicherung gegen F\u00e4ulnis.\n\u00c9s mu\u00df also in den folgenden Versuchen jeder Unterschied in dem Verhalten der beiden Basen einem Unterschieden dem Verhalten der Dr\u00fcsenextrakte selbst gegen diese beiden Basen zugeschrieben werden und nicht einem Unterschied in der Art '1er Verarbeitung, die wir brauchten; denn die letztere war s<> gleichm\u00e4\u00dfig in beiden F\u00e4llen, wie wir sie nur machen konnten.\nA. Ty phusl eber und Aden in.\nZu 375 ccm Dr\u00fcsenextrakt wurden 350 mg Adeninsulfat zugef\u00fcgt ; nach 14 t\u00e4giger Aufbewahrung bei K\u00f6rpertemperatur wurde die Masse zum Sieden erhitzt, um die Eiwei\u00dfk\u00f6rper zu koagulieren, und das Fillrat und die daniit vereinten Waschw\u00e4sser auf 150 ccm eingedampft.\n13*","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"1H \\\nM Winternitz und W. Jones.\nDas Produkt wurde dann in einem Kolben 20 Minuten lang mit 15 ccm 250Mger Schwefels\u00e4ure gekocht: nach dein Erkalten wurde die Fl\u00fcssigkeit mit Ammoniak alkalisch gemacht und die Purink\u00f6rper durch .Zusatz eines kleinen \u00dcberschusses ammoniakaliseher Silberl\u00f6sung niedergeschlagen.\nDer gr\u00fcndlich gewaschene Silberniederschlag wurde in siedendem Wasser aufgeschwemmt, mit Salzs\u00e4ure zersetzt, und nach Filtration vom Chlorsilber wurde die Fl\u00fcssigkeit sor<*-faltig abgedampft, um die Salzs\u00e4ure zu entfernen. Der gr\u00f6\u00dfte Teil des R\u00fcckstandes ging bei der Behandlung mit Wasser bei \u00bb0\u00b0 leicht in L\u00f6sung, aber es blieb eine kleine Menge einer schweren, k\u00f6rnigen Substanz zur\u00fcck, die sich auch durcit viel Wasser nicht in L\u00f6sung bringen lie\u00df. Diese wurde ab-liltriert. mit sehr verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure gewaschen, getrocknet und gewogen. Gewicht 35 mg. Die kleinste Spur der Substanz hinterher\u00bb, mit Salpeters\u00e4ure abgedampft, einen rosa Fleck, der auf Zusatz von Natronlauge violett wurde. Die Substanz war zweifellos eine Mischung von Harns\u00e4ure und Xanthin.\nDas w\u00e4sserige Filtrat von der Harns\u00e4ure, das den gr\u00f6\u00dferen Teil der Substanz enthielt, wurde mit Ammoniak behandelt, und die ausgefallenen Phosphate auf Guanin untersuch\u00bb, aber ohne Resultat: das alkalische Filtrat von den Phosphaten wurde zur Entfernung des Ammoniaks gekocht, aber aus der erkalteten Fl\u00fcssigkeit schied sich selbst nach Stehen \u00fcber Nacht kein Niederschlag ab.\nEin der Fl\u00fcssigkeit entnommener Tropfen gab prompt mit Pikrins\u00e4ure einen Niederschlag selbst nach starker Verd\u00fcnnung mit Wasser. Das ganze Material wurde daher noch einmal mit Silbernitrat und Ammoniak ausgef\u00e4llt und das oben beschriebene Verfahren wiederholt. Durch vorsichtige Anwendung von Tierkohle wurde endlich eine vollkommen farblose L\u00f6sung erhalten, die nach betr\u00e4chtlicher Verd\u00fcnnung mit Pikrins\u00e4ure einen dicken Niederschlag gab. Dieser Niederschlag von Adeninpikrat wog getrocknet 605 mg und hatte einen Schmelzpunkt von 280\u00b0.\nDas Filtrat von Adeninpikrat gab keinen Niederschlag mit Silbernitrat und Ammoniak, enthielt also kein Hypoxanthin","page":184},{"file":"p0185.txt","language":"de","ocr_de":"i ber den NucleinstofTweehsel in den menschlichen Organen. Is')\nEingef\u00fchrt ;\tWieder gefunden :\nA-ieninsulfat\t350 mg Adeninpikrat\t005 mg\nKntsprechend Adenin 233\tEntsprechend Adenin 212 > ml\u201d,,)\nHarns\u00e4ure und Xanthin 35\t*\nDas Adeninpikrat wurde vereinigt mit anderen Pr\u00e4paraten, die \u00e4hnlich erhalten waren, in das Sulfat verwandelt und analysiert. Die kleine Menge von Harns\u00e4ure zeigt deutlich, da\u00df ihr l rSprung in der Guatiingruppe der. Nucleins\u00e4uro zu suchen ist. die in dem Dr\u00fcsenextrakt, vorhanden war. Sie w\u00e4re gewi\u00df auch gefunden worden, wenn kein Adenin zugesetzt worden w\u00e4re. Sollte wirklich vermutet werden, da\u00df diese kleine Menge von Harns\u00e4ure einer langsamen Zersetzung von Adenin ihrem I rsprung verdankte, so mu\u00dfte immer noch eine Erkl\u00e4rung f\u00fcr das Wiederauflinden so gro\u00dfer Mengen vjpn . Adenin gefunden werden. Au\u00dferdem enth\u00e4lt, wie sieh weiter zeigen wird, die Dr\u00fcse sowohl Guanase wie eine betr\u00e4chtliche Menge von Xanthoxydase, Mida\u00df dastehlen einer kleinen Menge von Harns\u00e4ure oder Xanthin \u00fcbei tuschender w\u00e4re wie ihre Gegenwart.\nB. Typhusmilz und Adenin.\nZu 350 cem Dr\u00fcsenextrakt wurden 350 mg Adenrnsult\u00e4t hinzugef\u00fcgt und die Masse 14 Tage lang bei 38\u00b0 aufbewabrt. l'ic Verarbeitung der Reaktionsfl\u00fcssigkeit war genau die gleiche wie oben beschrieben. Die Rasen wurden aus der eiwei\u00dffreien Losung mit amm\u00f6niakalischer Silbernit ratl\u00f4su\u00e7g niedergeschlagen und die nach der Zersetzung des Silberniederschlages erhaltene. Fl\u00fcssigkeit wurde zur Entfernung der \u00fcbersch\u00fcssigen Salzs\u00e4ure abgedampft.\nDer R\u00fcckstand l\u00f6ste sich glatt in Wasser von 40\u00b0, nach Fntternung der Phosphate durch Ammoniak wurde die Fl\u00fcssigkeit bis zur neutralen Reaktion gekocht und \u00fcber Nacht stehen gelassen: dabei bildete sich kein Niederschlag; Die Basen.Wurden deswegen durch eine zweite F\u00e4llung mit amm\u00f6niakalischer Silbernitratl\u00f6sung gereinigt und das Adenin zum Schlu\u00df aus einer vollkommen farblosen, neutralen, stark verd\u00fcnnten L\u00f6sung durch Zusatz von Pikrins\u00e4ure ausgef\u00e4llt. Der Niederschl\u00e4g hatte einen Schmelzpunkt von 280\u00b0.","page":185},{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"180\tM. Winternitz und W. Jones.\nAngewandt:\tWieder erhalten :\nAdeninsulfat\t350 mg Adeninpikrat 585 mg\nEntsprechend Adenin 283 \u00bb\t= Adenin 205\t\u2014 88\u00b0 ,\nIn diesem Fall war d\u00e7r Versuch nicht kompliziert durch Spuren von Harns\u00e4ure, denn die Dr\u00fcse enth\u00e4lt keine Guanase. Wir erhielten unver\u00e4ndert zur\u00fcck ebenso viel Adenin, wie ein-gof\u00fchrt war, wenn man die bei der Isolierung unvermeidlichen Verluste in Betracht zieht.\nG. Typhusleber und Guanin.\n/u 350 ccm Leberextrakt wurden 350 mg Guaninsulfat hinzugef\u00fcgt und 9 Tage bei 38\u00b0 gehalten. Die Untersuchung der Fl\u00fcssigkeit war gleich der bisher beschriebenen. Der R\u00fcckstand, der nach dem Abdampfen des Filtrates von Silberchlorid erhalten wurde, wurde mit Wasser bei 40\u00b0 behandelt. Der gr\u00f6\u00dfere Teil bestand aus schweren, gro\u00dfen K\u00f6rnern, die unl\u00f6slich in Wasser waren, und die nach dem Ausfall einer Farbenreaktion eine betr\u00e4chtliche Menge von Harns\u00e4ure enthielten. Die Substanz wurde abfiltriert, gr\u00fcndlich mit sehr verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure gewaschen und wog trocken 180 mg. Sie wurde vereint mit kleineren Mengen der gleichen Substanz, die im Verlauf dieser Arbeit erhalten worden waren, und f\u00fcr die Analyse gereinigt. Das Filtrat von Harns\u00e4ure und Xanthin wurde mit Ammoniak alkalisch gemacht und die ausgefallenen Phosphate auf Guanin untersucht, dabei aber nur eine zweifelhafte Spur der Rase gefunden. Das Filtrat von den Phosphaten gab nach Verjagung des Ammoniaks durch Kochen beim Erkalten eine sehr kleine Menge eines Niederschlages, der Guanin zu sein schien, aber zu klein f\u00fcr eine Identifizierung war. Das Filtrat, von dieser Spur Guanin wurde mit Pikrins\u00e4ure behandelt, gab zuerst keinen Niederschlag und lieferte erst bei l\u00e4ngerem Stehen nach und nach eine kleine Menge von Krystallen. die bei 235\u00b0 schmolzen, aber trotzdem Guanin zu enthalten schien.\nAngewandt:\tWieder erhalten:\nGuaninsulfat 350 mg\tXanthin -f Harns\u00e4ure 180 mg \u2014 74 v \u00bb\n\u2014 Guanin 245 *\tAdenin oder Guanin eine Spur.","page":186},{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den NucleinstofTvvechsel in dojimensohln lien Organen 18\u2018\nD. Typhusmilz und Guanin.\nZu 350 ccm Dr\u00fcsenextrakt wurden 350 mg \u2018 Guaninsulfat gegeben und 10 Tage bei 38\" aufbewahrl. Hin fr\u00fcherer Versuch mit einer menschlichen Milz hatte uns gezeigt, da\u00df dieses Gewebe keine Guanase enth\u00e4lt, so da\u00df wir, um nicht Material zu verlieren, eine kleine \u00c4nderung bei unserem Vorgehen anwandten. Der nach dem Vertreiben der Salzs\u00e4ure erhaltene R\u00fcckstand des Hitrats von Chlorsilb\u00ebr wurde mit einer gr\u00f6\u00dferen Menge Wasser 1 Stunde lang bei 40\u00b0 digeriert. Wenige Trop l en der Fl\u00fcssigkeit bewiesen, da\u00df eine gro\u00dfe Masse Sub- -stanz in L\u00f6sung gegangen war, w\u00e4hrend ein unl\u00f6slicher Teil deutlich sichtbar war. Die ganze Menge wurde deswegen mit Ammoniak neutralisiert und dann auf einen Gehalt von 2\u00b0;o Ammoniak gebracht, 1 Stunde lang bei .40\u00b0. gehalten, dann abgek\u00fchlt und filtriert ; im Filtrat fand sich, wie sich sp\u00e4ter zeigte, eine kleine Menge Guanin, das bei der Berechnung nicht mit in Betracht gezogen wurde, und eine ganz kleine, zweifelhafte Menge von Adenin. Der Niederschlag wurde mit hei\u00dfer,\n1 0 Oger Lauge digeriert, und nach Abtrennung der Phosphate wurde das Guanin aus der alkalischen L\u00f6sung mit Essigs\u00e4ure ausgef\u00e4llt.\nNach dem Auswaschen mit sehr verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure und nach dem Trocknen wog die Substanz nbch 190 mg. Sie erwies sich als Guanin durch Schwefels\u00e4ure und dann durch auch nicht in einem betr\u00e4cht Nachdem dies letztere Verfahren mehrere Male wiederholt worden war, wurde die Base ausJ5\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure krvstallisiert, aus der sie in den charakteristischen Kryst\u00e4llen herauskam.\nEingef\u00fchrt :\tWieder erhalten :\nGuaninsulfat 350 mg Guanin 190 mg = 77\u00bb/.)\n= Guanin 245 *\nihre L\u00f6slichkeit von 5 \u00b0/oiger ihre Unl\u00f6slichkeit in Ammoniak, ichen \u00dcberschu\u00df des letzteren.\nII. Versuche mit Organen von Aneurysma.\nEs ist unn\u00f6tig, unser Vorgehen in diesen Versuchen n\u00e4her zu beschreiben, da die erhaltenen Resultate durchaus gleich","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"M C Winternitz und W. Jones,\n<lencn sind, die wir in dem Typhusfall erhalten haben. Die erhaltenen Zahlen sind folgende :\nAlle Digestionen wurden 6 Tage durchgef\u00fchrt.\nm 350 ccm Leberextrakt.\nA n g e w a mil:\tWieder erhalten :\nAdeninsulfat 350\tmg\tHarns\u00e4ure und Xanthin\t25\tmg\nAdenin 233\t\u00bb\tAdeninpikrat\t615\n\u25a0f* Adenin\t215\t=\t92J\nbi 350 ccm Milzextrakt.\nA ngewandt :\tWieder erhal ten :\nAdeninsulfat 350 mg\tAdeninpikrat 638 mg\n- Adenin 233 \u00bb\t\u00b1- Adenin 223 \u00bb. -^96%\nj ci 350 ccm Leberextrakt.\nhingef\u00fchrt:\tWieder gefunden:\nGuarjinsulfat 350 mg\tHarns\u00e4ure -f Xanthin 200 mg = 81%\nGuanin 245 \u00bb\nd 350 ccm Milzextrakt.\nEingef\u00fchrt :\tWieder gefunden:\nGuaninsulfat 350 mg Guanin 205 mg 4 83\u00b0\n- Guanin 245\t\u00bb\nDir verschiedenen Pr\u00e4parate von Adeninpikrat, die in diesen Versuchen erhalten wurden, wurden vereinigt, in das Sulfat verwandelt, das nach wiederholtem Umkrystallisieren analysiert wurde. Aus 2 g Pikrat wurden 0,875 g Sulfat erhalten.\n0,2014 g erforderten 10.2 ccm Normals\u00e4ure (1 ccm = 0,00362 g Nt.\nN verlangt: 34,65 \u00b0/>. Gefunden: 34,51 \u2019 o.\nDie verschiedenen Pr\u00e4parate, die als eine Mischung von Harns\u00e4ure und Xanthin, angesehen wurden, wurden vereinigt und nach der Methode von Horbaczewski1) in die beiden Komponenten zerlegt. Aus 440 mg des Gemenges wurden 225 mg Xanthin und 120 mg Harns\u00e4ure erhalten, die letztere gab bei der Analyse folgende Zahlen:\n0.1102 s\u00e4ttigten ab: 10,1 ccm H,S04 (1 ccm =\u00b1 0,00362 g N).\nN verlangt: 33.330/o. Gefunden: 33,18\u00b0 o.\nUm noch genauere Resultate \u00fcber die Xanthooxydase in menschlichen Organen zu erhalten, wurde ein besonderer Versuch mit dem Leberextrakt von dem Aneurysmafall gemacht.\n\u2019) Diese Zeitschrift. Bd. XVIII, S. 341.","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Xucleinstof\u00efwechsel in den menschlichen Organen 1X9\nEin Pr\u00e4parat von Hypoxanthin, das den verlangten Stick-sto\u00ef\u00efwert zeigte und den qualitativen Reaktionen nach frei von anderen Purinbasen sich erwies, wurde f\u00fcr diese Versuche gebraucht. Eine betr\u00e4chtliche Menge der Substanz mit Salpeters\u00e4ure abgedampft, hinterlie\u00df nur einen svhwqjrli cilronengetben R\u00fcckstand, dessen Farbe kaum durch Befeuchten mit Natronlauge ver\u00e4ndert wurde.\n400 ccm Leberextrakt mit 400 mg Hypoxanthin, das in (lei; eben ausreichenden Menge Natronlauge huf gelost worden war. wurden 3 Tage lang bei 380 stehen gelassen.\nDa sich Kindeiieber als Uricolase enthaltend gezeigt hatte,1) wurde w\u00e4hrend der Digestion keine Luft durch dje Fl\u00fcssigkeit geleitet, sondern es wurde ab und an eine, gewisse Menge frischer Luft in das (ief\u00e4\u00df gelassen und der Inhalt h\u00e4ufig und heftig gesch\u00fcttelt. Nach vollendeter Digestion wurde die Reaktions-lliissigkeit nach dem bisher beschriebenen Verfahren untersucht. Di r nach dem Vertreiben der Salzs\u00e4ure erhaltene R\u00fcckstand des Filtrates von Silberchlorid wurde eine halbe Stunde lang mit Wasser bei 400 digeriert und der schwere; k\u00f6rnige R\u00fcckstand mit verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure gewaschen Das Filtrat enthielt, nur sehr wenig Substanz, es. wurde durch nochmalige F\u00e4llung mit Silbernitrat und Ammoniak gereinigt. Eine kleine Menge Harns\u00e4ure wurde erhalten, und das Filtrat davon gab einen kleinen Niederschlag mit Pikrins\u00e4ure (gr\u00f6\u00dftenteils Farbstoff). Aber in dem Rest filtrat I konnte kein Hypoxanthin mehr aufgefunden werden i mit Silbernitrat und Ammoniak). Der k\u00f6rnige, oben erw\u00e4hnte R\u00fcckstand wog 358. mg und wurde nach Horbaczewskis Methode auf Harns\u00e4ure und Xanthin verarbeitet. So wurden zum Schlu\u00df erhalten 111 mg Xanthin. die eine sch\u00f6ne Farbenreaktion gaben, und 2l\u00f6 mg Harns\u00e4ure, die eine ausgesprochene Murexidprobe gaben, und die mit folgendem Resultat analysiert wurden : .\n0.1420 g verlangen 13,1 ccm Normalschwefels\u00e4ure/( 1 \u00e7\u00e7m == 0,00302 N).\nN gefunden: 33.25 \u00b0/o.\tVerlangt : 33,33 \u00b0/o.\nSo wurden ungef\u00e4hr 90\u00b0/o des eingef\u00fchrten Hypoxanthins in Form von Xanthin und Harns\u00e4ure wieder gefunden.\n\u2019) Schitt\u00e9nhelm, Z f. Pathol, \u00f6d. IV. S. 425","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"M -C, Winternitz un\u00bb! W. Jones, Uber Nucleinstoffwechsel.\nDie beschriebenen Resultate /eigen, da\u00df die F\u00e4lle von I yphus und Aneurysma sich nicht von einander unterscheiden, wenigstens soweit die Nuoleinfermente von Leber und Mil/ in Betracht kommen. Zieht man die fr\u00fcher gezeigten Variationen der Fermeiitverteilung mit Ber\u00fccksichtigung ihrer physiologi-schen Ver\u00e4nderlichkeit in Betracht, so w\u00e4re es sehr wahrscheinlich gewesen, da\u00df verschiedene Krankheiten auch entsprechende Unterschiede' zeigen w\u00fcrden, soda\u00df unsere Resultate uns etwas \u00fcberraschend erscheinen. Aber der Parallelismus zwischen diesen zwei pathologisch so verschiedenen F\u00e4llen ist so auffallend, da\u00df wir geneigt sind, dies als den Normalzustand zu betrachten.\nLt dies \u00bb1er Fall, so ist die menschliche Milz und Leber durch dire Fnf\u00e4higkeit charakterisiert, Adenin in Hypoxanthin zu verwandeln. Ferner enth\u00e4lt die Milz, die bei einer Reihe von Tierarten eine Reihe von Fermenten enth\u00e4lt, bei Menschen keins von den hier in Betracht kommenden. Dagegen ist die Leber bef\u00e4higt. Guanin in Xanthin zu verwandeln und letzteres zu Harns\u00e4ure zu oxydieren; wir haben in der Tat bisher noch kein Organ gefunden, das diese Funktion in so ausgesprochener Weise zeigte.\nDer Fnterschied in der Fermentverteilung zwischen Leber und Milz heim Menschen und den entsprechenden Organen heim Schwein ist auffallend. Die Organe des Schweins enthalten keine Guanase, dessen Fehlen in gewissem Sinne f\u00fcr die bei diesen Tieren beobachtete Guaningicht verantwortlich gemacht werden kann. Die Organe des Menschen anderseits scheinen keine Adenase zu enthalten. Die Beobachtung ist sehr verlockend zu Schlu\u00dffolgerungen, aber da eine Ablagerung von Adenin im menschlichen K\u00f6rper bisher noch nicht beobachtet worden ist, so glauben wir, da\u00df sichere Schlu\u00dffolgerungen gegenw\u00e4rtig noch nicht gezogen werden k\u00f6nnen.","page":190}],"identifier":"lit18837","issued":"1909","language":"de","pages":"180-190","startpages":"180","title":"\u00dcber den Nucleistoffwechsel mit besonderer Ber\u00fccksichtigung der Nucleinfermente in den menschlichen Organen","type":"Journal Article","volume":"60"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:54:02.061580+00:00"}