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{"created":"2022-01-31T13:53:00.403880+00:00","id":"lit18845","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Biberfeld, Joh.","role":"author"},{"name":"Jul. Schmid","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 60: 292-297","fulltext":[{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"r\nUber den Resorptionsweg der Purink\u00f6rper.\nVon\nJob. Biberfeld und Jul. Schmid.\n'Aum dem pharmakologischen Institute und der medizinischen Poliklinik der Universit\u00e4t\nBreslau.)\n(Der Hedaktion zugegangen am 28. April ltH)9.)\nUnter den im Darm zur Resorption gelangenden Stoffen spielen die Nucleink\u00f6rper, \u00fcber deren kompliziertes weiteres Schicksal im Tierk\u00f6rper wir in den letzten Jahren exaktere Kenntnisse gewonnen haben, eine bedeutsame Rolle. Wir wissen, da\u00df die mit der Nahrung aufgenommenen Nucleoproteide im Magen bereits eine Spaltung in Nuclein und Eiwei\u00df erfahren, und da\u00df im Darm unter der Einwirkung des Pankreassekrets eine weitere Spaltung des Nucleins in Nucleins\u00e4ure und Eiwei\u00df erfolgt. Hier macht aber der fermentative Spaltungsproze\u00df zun\u00e4chst Halt1). W\u00fcrde schon im Darmtraktus eine weitere Spaltung stattfinden, so w\u00e4re die Resorption der Nucleinsubstanz stark eingeschr\u00e4nkt, denn die aus dem weiteren Abbau der Nucleins\u00e4ure zun\u00e4chst sich ergebenden Purinbasen sind in freiem Zustand der Resorption nur mangelhaft zug\u00e4ngig (Kr\u00fcger und Schmid2)). Eine Ver\u00e4nderung geht, wie Abderhalden und Schittenhelm gefunden haben, die Nucleins\u00e4ure im Darm nur in der Hinsicht noch ein, als sie leicht l\u00f6slich und dialysabel wird. Was nun mit der in die Darmwand aufgenommenen Nuclein-\nV) Im Pankreasextrakt ist zwar von verschiedenen Autoren Araki, Xakajama und besonders Fr. Sachs, diese Zeitschr.. Bd. XLVI, S. 837) eine Nuclease ebenso wie in anderen Organen (Schittenhelm, ebenda Bd. XLII) nachgewiesen worden, doch hat Sachs gezeigt, da\u00df diese Nuclease durch Trypsin und Alkalien zerst\u00f6rt wird ; er spricht ihr daher nur intracellul\u00e4re Bedeutung zu.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XXXIV, S. 549.","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Resorptionsweg der Purink\u00f6rper.\t293\n-\u00e4ure zun\u00e4chst weiter geschieht, wissen wir nicht. Es ist zwar nach den Untersuchungen letzterer Autoren1) bekannt, da\u00df die Darmschleimhaut ein die Nucleins\u00e4ure zersetzendes Ferment, sowie auch die zur Bildung von \u00dc r\u00fchrenden Fermente be--itzt. aber wir k\u00f6nnen nicht behaupten, da\u00df die resorbierte Nucleins\u00e4ure vor ihrer Weiterbef\u00f6rderung und ihrer Verwendung als Aufbaumaterial in der Darmschleimhaut diesen fermentativen Umsetzungen total oder auch nur teilweise anheimf\u00e4llt. Weiter ist uns auch der Transportweg f\u00fcr die Nucleins\u00e4ure oder deren Spaltprodukte vom Darm .aus in den K\u00f6rper durchaus unbekannt. Wir k\u00f6nnen .von vornherein vermuten, da\u00df diesen U7eg die Blutgef\u00e4\u00dfe bilden, weil dies f\u00fcr die meisten Stoffe Eiwei\u00df, Kohlenhydrate, tt'asser, Salze) zutrifft. Allerdings m\u00fcssen wir daran erinnern, da\u00df bei Zufuhr abnorm gro\u00dfer Mengen von diesen Stoffen ein kleiner Teil auch seinen Weg durch den Ductus thoracicus w\u00e4hlt. Umgekehrt wissen wir ja auch .vom Fett, da\u00df dieses bei \u00fcberm\u00e4\u00dfig gro\u00dfer Aufnahme in die Darmschleimhaut teilweise von den Blutkapillaren, also nicht ausschlie\u00dflich von den Chylusgef\u00e4\u00dfen aufgenommen wird.\nZun\u00e4chst war die Frage zu entscheiden : auf welchem Weg wird die Nucleins\u00e4ure resp. deren Spaltprodukte forttransportiert, nachdem sie die Darmw\u00e4nd passiert haben ?\nDieser Frage sind wir durch Untersuchungen der Lymphe \\on Katzen und Hunden nach verschiedenartiger F\u00fctterung nahergetreten. \u2014 Zur Methodik bemerken wir folgendes: Die aus dem Ductus thoracicus gewonnene Lymphe wurde zwei Stunden (meist noch etwas mehr) mit dem gleichen Volumen 3 uger Schwefels\u00e4ure am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler gekocht, alkalisch gemacht und noch einmal aufgekocht, mit Essigs\u00e4ure enteiwei\u00dft und das Filtrat mit Bisulfit-Kupfersulfat, meist auch noch mit Siiberl\u00f6sung auf Purine untersucht, \u2014 Im Harn wurde die Harns\u00e4ure nach Kr\u00fcger-Schmid, der Gesamt-N nach Kjel-da hl bestimmt.\nIn der Literatur fanden wir keine Angaben \u00fcber einen etwaigen Puringehalt normaler Lymphe. Wir schickten des-\nl Diese Zeitschrift. Bd. XLVII. S. 452. Die Versuche wurden mit (iem Extrakt des Rinderdarms angestellt.","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"Joh. Biberfeld und Jul. Schniid,\nhalb einige Versuche an unbehandelten Tieren voraus, von denen folgende angef\u00fchrt seien.\nVersuch I. Katze, 2400 g, erh\u00e4lt 2 Uhr 500 ccm Milch Um 4 Uhr Operation in Paraldehydnarkose. 41'*\u20146 Uhr (2l j bis 4 Stunden der Verdauungsperiode) werden 12,6 ccm Lymphe aufgefangen; Purine sind darin nicht nachzuweisen.\nVersuch III, Katze, 3200 g, erh\u00e4lt am 13. XI. ausschlie\u00dflich Pferdefleisch zu fressen (500 g); am 14., 7 Uhr, noch 250 g Fleisch; 11\u2019/\u00ab Uhr Operation in Paraldehydnarkose. In IV* Stunden werden 9,8 ccm Lymphe aufgefangen; Purine sind darin nicht vorhanden.\nNormale Lymphe enth\u00e4lt sonach weder bei purin-freier noch bei purinreicher Kost Purine.\nAber auch nach Verf\u00fctterung von Nucleins\u00e4ure,1) also nach \u00dcberschwemmung mit purinliefemdem Materiale, traten in der Katzenlymphe keine Purine auf, z. B. :\nVersuch V. Katze, 3300 g, erh\u00e4lt 1 Uhr 3,0 g Nucleins\u00e4ure (in etwas Soda gel\u00f6st) mit Milch per os, s\u00e4uft auch nachher noch Milch (im ganzen ca. 500 ccm). Von 4*/s bis 5 Uhr werden 8,2 ccm Lymphe aufgefangen, die sich als purinfrei erweisen.\nDas gleiche Resultat erhielten wir auch am Hunde, wie folgende Versuche zeigen:\nVersuch VI. Hund, 8000 g, 11 Uhr 10,0 g Nucleins\u00e4ure mit 250 g gehacktem Pferdefleisch per os. Von 4\u20147 Uhr in Morphinnarkose 22,1 ccm Lymphe aufgefangen (etwas blutig gef\u00e4rbt). Purine nicht vorhanden.\nVersuch VII. Hund, 12000 g, 10 Uhr 15,0 g Nucleins\u00e4ure in 500 ccm Milch, 1 Uhr nochmals 500 ccm Milch. Von 4\u2014ti I hr 27 ccm Lymphe (sehr fettreich und schnell gerinnend i aufgefangen; enth\u00e4lt keine Purine.\nVersuch IX. Hund. 9000 g. Erh\u00e4lt 73'\u00ab Uhr einen Liter Milch. 11 Uhr 0,09 Morph, hydroeh. subcutan.\nH Die Nucleins\u00e4ure haben wir f\u00fcr die meisten Versuche aus Kalbs-thymus selbst dargestellt: in einigen Versuchen benutzten wir .las Merck sehe animale Pr\u00e4parat.","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber den Resorptionsweg der Purink\u00f6rper.\t295\n12 Uhr 10 Min. bis 12 Uhr 25 Min. ca. 12 ccm Lymphe\n* t * to > 30 ccm Lymphe (noch\nsehr fettreich i\n1 Uhr 15 Min. 10,0 g Nucleins\u00e4ure in 500 ccm Milch (mit etwas Soda gel\u00f6st) mit der Schlunds\u00f6nde.\n1 Ihr 15 Min. bis 2 Uhr 25 Min. 22,5 ccm Lymphe (fettreich)\n\u2022\t2 \u2022 55 \u00bb 11,0 \u00bb\t\u00bb\t(\t,\t)\n\u2022\t3\t*\to5\t*\t11,0\t*\t.\t(heller)\n\u2022\t5\t*\t\u2014\t\u2022\t10,5\t>\t.\t(hell)\n'6\t-\t\u2014\t-\t3.0\t\u2022\t,\t'\t(-, )\nIn keiner der Lymphportionen waren Purine nachweisbar.\nWir haben in den angef\u00fchrten Versuchen die in derZeit von 31 2 7 */* Stunden nach Einbringung der Nucleins\u00e4ure sezemierte Lymphe purinfrei gefunden. Nun w\u00e4ren.gegen dieses Resultat die Einw\u00e4nde m\u00f6glich, da\u00df die von uns gef\u00fctterte Nucleins\u00e4ure \u00fcberhaupt nicht oder erst viel sp\u00e4ter, als wir die Lymphe pr\u00fcften, resorbiert werde. Trotzdem diese Einw\u00e4nde an sich schon sehr wenig wahrscheinlich sind, haben wir sie noch durch die folgenden Versuche widerlegt.\nVersuch X. Hund, 7700 g. 10. 111., 9 Uhr. Anlegung einer Hypospadie proximal vom Penisknochen (nach G. Hosen-leld . um besser katheterisieren zu k\u00f6nnen: das Tier fri\u00dft den Tag \u00fcber nichts.\nBis 11. III.. 91 i Uhr, 180 ccm Urin mit N = 4,648 g und \u00dc = 0,0275 g.\nBis 12. III., 9 Va Uhr (ebenfalls Hunger). 108 ccm Urin mit 3,338 g N und 0,032 g U.\nAm 12., 912 Uhr, fri\u00dft der Hund 500 g gehacktes Pferde-tiei-ch: bis 13. III.. 91/a Uhr. 470 ccm Urin mit 10,234 g N und 0.010 g \u00dc (?).\nAm 13. III., 9 \u00ab \u00bb Uhr, erh\u00e4lt er 500 g Pferdefleisch 4-10 g Nucleins\u00e4ure: bis 12\u00bb/* Uhr, 23 ccm Urin mit 0,441 g N und (l\u00b0l ? L'i bis 3\u00bb 2 Uhr 102 ccm Urin mit 1.792 g N und t't\u2019\u00d6d g U: bis 6 Uhr 134 ccm Urin mit 2.413 g N und '''ou g U: bis 14. III.. 912 Uhr. 380 ccm Urin mit 5.016 g N","page":295},{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"\u2014Joli. Biberfeld und Jul. Schmid,\nund 0,136 g U: erh\u00e4lt 500 g Fleisch; bis 15. Hl., 91/2 Ihr, 595 ccm Urin mit 12,684 g N und 0,158 g U.\nIn diesem Versuche ist also bereits in der Urinportion, die von der 4.-7. Stunde nach der F\u00fctterung ausgeschieden wurde, eine erhebliche Vermehrung der Harns\u00e4ure zu konstatieren. Da\u00df diese nur auf die gef\u00fctterte Nucleins\u00e4ure bezogen werden kann, ist ohne weiteres klar.\nWir haben auch an ein und demselben Tiere die Ausscheidungsverh\u00e4ltnisse der Nucleins\u00e4ure im Urin und in der Lymphe verfolgt.\nVersuch XI. Hund, 8000 g, mit Hypospadie. Vom 29. III., 10 Uhr an, kein Flutter : Wasser ad libitum. 31. III., 10 Uhr, Hlase entleert; vom 31.\u20141. IV., 10 Uhr, 168 ccm Urin mit 1,981 g N und 0,002 g U.\nAm 1. IV. 375 g gehacktes Pferdefleisch.\nBis 2. IV., 10 Uhr, 430 ccm Urin mit 12,317 g N und 0,042 g U; am 2. IV. 375 g gehacktes Pferdefleisch.\nBis 3. IV., 9 Uhr, 665 ccm Urin mit 12,202 g N und 0,057 g U: am 3. IV., 9 Uhr, 375 g gehacktes Pferdefleisch + 10 g Nucleins\u00e4ure.\nBis 12 Uhr 90 ccm Urin mit 2,101 gN und 0,064 g U\n\t3 1 / 2 \u00e0\t'k o 00 ^\u20144\t*\t\u00bb 3,414\t\u00bb *\t*\t0,013 \u00bb *\n\t-\u00bb\t61(4 *\t130 >\t>\t\u00bb 2,502\t\u00bb \u00bb\t\u00bb\t0,029 \u00bb \u00bb\nBis\t4. IV., 9\t>\t320 \u00bb\tJ\t- 6,684\t\u00bb \u00bb\t\u00bb\t0,058 \u00bb >\n\tAm 4. IV.,\t9 Uhr,\t375 g\tFleisch.\t\nBis\t4. IV , 3 Uhr\t, 440 ccm Urin\t\tmit 4,497\tg N und 0,043 g \u00dc\n#\t5. IV., 9 *\t475\t4\t\u00bb\t\u00bb 7,235\t*.. \u00bb\t\u00bb\t0,014 * ^\n\tAm 5. VI.,\t9 Uhr,\t375 g\tFleisch.\t\nBis\t6. VI. 9 Uhr\t, 1170 ccm Urin mit 12,4\t\t\tI g N und 0,043 g 0.\n\tAm 6. VI.,\t9 Uhr,\t375 g\tFleisch -|-\t10 g Nucleins\u00e4ure:\n1 Uhr 30 Min. Morphin subcutan.\n2 Uhr 55 Min. bis 3 Uhr 25 Min. 21 ccm Lymphe 4 \u00bb 25 *\t46\t*\t\u00bb\n\u00bb4\t\u00bb\t55\t*\t21,5\n\u00bb \u00f6\t\u2022\t40\t*\t40\n7\t\u00bb\t\u2014\tai\t26\n\u00bb","page":296},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"297\n\u00dcber den Resorptionsweg der Purink\u00f6rper.\nIn keiner der Lymphportionen sind Purine nachweisbar.\nDieser Versuch beweist, da\u00df die Resorption der Nuclein-siure und die Ausscheidung ihrer Abbauprodukte sehr bald beginnen kann und erst in 24 Stunden im wesentlichen beendet ist. Das AufTangen der Lymphe; in unseren Versuchen f\u00e4llt demnach in die Zeit, in welcher eine starke Resorption der Nucleins\u00e4ure vor sich geht.\nWir sind nach dem Ausfall unserer Untersuchung zu dem Schl\u00fcsse berechtigt, da\u00df die Purine nicht auf dem Lymph-wege resorbiert werden.\nDie Ergebnisse unserer Versuche sind\n1.\tDie Lymphe von Hunden und Katzen1 enth\u00e4lt weder bei Milch- noch bei Fleischnahrung Purine\n2.\tAuch bei reichlicher Zufuhr von animaler Nucleins\u00e4ure -md keine Purine in der Lymphe vorhanden.\n3.\tDie Ausscheidung der Abba\u00fcprodukte. verf\u00fctterter animaler Nucleins\u00e4ure beginnt fr\u00fchzeitig und ist innerhalb von 24 Stunden im wesentlichen beendet, wie das Verhalten von Harns\u00e4ure und GesamtstickstofT anzeigt.","page":297}],"identifier":"lit18845","issued":"1909","language":"de","pages":"292-297","startpages":"292","title":"\u00dcber den Resorptionsweg der Purink\u00f6rper","type":"Journal Article","volume":"60"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:53:00.403885+00:00"}