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{"created":"2022-01-31T14:54:32.991463+00:00","id":"lit18902","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Herwerden, M. van","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 56: 453-494","fulltext":[{"file":"p0453.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Magenverdauung der Fische.\nVon\nM. van Herwerden.\n(Aus dem physiologischen Laboratorium der Universit\u00e4t Utrecht.) (Der Redaktion zugegangen am 7. Juli 1908.)\nI. Die S\u00e4ureabscheidung.\nDie urspr\u00fcngliche Auffassung Heidenhains,1) nach welcher die delomorphen Zellen der Magendr\u00fcsen die Salzs\u00e4ure, die adelomorphen das Pepsin liefern sollten, ist von verschiedenen sp\u00e4teren Untersuchern best\u00e4tigt worden. In sehr \u00fcberzeugender Weise hat Kranenburg2) nachgewiesen, da\u00df nicht nur bei S\u00e4ugetieren, sondern ebenfalls bei Amphibien, Reptilien und V\u00f6geln ein sehr charakteristischer Unterschied zwischen Salzs\u00e4ure abscheidenden acidophilen, k\u00f6rnerreichen Belegzellen und basophilen Pepsinzellen besteht, von welchen letzteren die K\u00f6rner bei bestimmter Fixier- und Farbmethode ungef\u00e4rbt bleiben.\nW\u00e4hrend der Untersuchungen \u00fcber den histologischen Bau der Magenschleimhaut der Fische hat man bei Selachiern niemals einen Unterschied zwischen Beleg- und Hauptzellen nachweisen k\u00f6nnen. Was die Teleostier betrifft, findet man in der \u00e4lteren Literatur eine einzelne Mitteilung \u00fcber zweierlei Art von Dr\u00fcsenzellen in der Magenschleimhaut vom Hechte (Nussbaum,3) sp\u00e4ter Decker4)), m\u00f6glicherweise vergleichbar mit adelomorphen und delomorphen Zellen. Einen \u00e4hnlichen Befund beschreibt Cajetan5) bei Cobitis barbatula. Sp\u00e4tere\ni) Arch. f. mikr. Anat., Bd. VI, S. 371.\n*) Arch, de Teyler, S\u00e9r. II, T. VII, 4\u00ab>e partie.\n3)\tZool. Anzeiger, Bd. XLI, 1882, S. 328.\n4)\tFestschrift f. K\u00f6lliker, 1887, S. 389.\ns) Inaug.-Diss., Bonn 1883.","page":453},{"file":"p0454.txt","language":"de","ocr_de":"454\nM. van Herwerden,\nUntersucher vermissen sowohl bei Teleostiern als bei Sela-chiern den obengenannten Unterschied.\nWeil erst ein \u00fcbereinstimmender Sekretionsproze\u00df bei Fischen und h\u00f6heren Vertebraten konstatiert werden mu\u00df, damit wir recht haben, sezernierende Zellen von \u00fcbereinstimmender Gestalt zu erwarten, war es angezeigt, zu untersuchen, ob die saure Reaktion des Magensaftes bei Fischen tats\u00e4chlich der Salzs\u00e4ure zuzuschreiben sei.\nW\u00e4hrend n\u00e4mlich die Abscheidung eines peptischen Enzyms im Fischmagen eine bekannte Tatsache ist, hat man die Natur der S\u00e4ure nie mit genauen Methoden bestimmt. Es ist sogar nach einer von Weinland1) im Jahre 1901 angestellten Untersuchung zweifelhaft geworden, ob die anwesende S\u00e4ure tats\u00e4chlich Salzs\u00e4ure sei, wie von fr\u00fcheren Autoren allgemein angenommen wurde, ohne da\u00df von einem dieser letzteren f\u00fcr diese Auffassung der \u00fcberzeugende Beweis gegeben war.\nBei S\u00e4ugetieren war Pr out2) der erste, der im Jahre 1824 die Gegenwart von Salzs\u00e4ure im Magensaft nachzuweisen meinte. Seine Methode wurde sp\u00e4ter mit geringer Modifikation von Hayem und Winter3) zu einer quantitativen Methode f\u00fcr Salzs\u00e4urebestimmungen im Magensafte umgearbeitet.\nHayem und Winter bestimmten: den totalen Chlorgehalt, .das an anorganische Substanzen gebundene Chlor, die freie Salzs\u00e4ure und die mit organischen Substanzen kombinierte Salzs\u00e4ure. Drei gleichgro\u00dfe Mengen Magensaftes a, b und c werden in verschiedener Weise behandelt : a wird gleich mit Soda versetzt, b nach vorherigem Eindampfen und Trocknen bei einer Temperatur von 100\u00b0; in beiden Portionen wird nach Verbrennung der Chlorgehalt bestimmt. Dasselbe geschieht mit c ohne Zusatz von Soda, a = totaler Chlorgehalt in Salzs\u00e4ure ausgedr\u00fcckt ; a\u2014b soll die freie Salzs\u00e4ure vorstellen, c das an anorganische Basen gebundene Chlor, b\u2014c die mit organischen Substanzen kombinierte Salzs\u00e4ure.\n9 Zeitschr. f. BioL, Bd. XLI, 1901, S. 275.\n2)\tPhilosoph. Transactions 1824, Bd. I, S. 45.\n3)\tDu Chimisme stomacal, Paris 1891.","page":454},{"file":"p0455.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Magenverdauung der Fische.\n455\nDie Methode von Martius-L\u00fcttke,x) welche u. a. von Sahli* 2) f\u00fcr klinische Zwecke empfohlen wird, ist mit derjenigen von Hayem-Winter sehr verwandt. Wie Sj\u00f6qvist3) nachgewiesen hat, sind diese beiden Methoden fehlerhaft, weil die sub b genannte Bestimmung zu niedrige Werte gibt, da w\u00e4hrend des Eindampfens bei saurer Reaktion (z. B. schon infolge der Zersetzung von NaCl durch saure Phosphate) HCl gebildet werden kann, welche entweicht, wodurch sowohl der W\u2019ert der freien Salzs\u00e4ure (a\u2014b) als die mit organischen Substanzen gebundene Salzs\u00e4ure (b\u2014c) vollkommen unvertraubar wird.\nAuf einem ganz anderen Prinzip ist die schon l\u00e4ngst vorher publizierte Methode von Bidder und Schmidt4) basiert. Es gelang ihnen, nachzuweisen, da\u00df im Magensaft von Hund und Schaf mehr Chlor anwesend war, als zur Bindung aller anorganischen Basen und Ammoniak gebraucht wurde. Als Salzs\u00e4ure berechnet, stimmte dies vollkommen mit der gefundenen Acidit\u00e4t \u00fcberein. Diese letztere Methode hat Richet5) benutzt bei seiner Untersuchung \u00fcber den Magensaft der Fische. Das Verh\u00e4ltnis zwischen dem an Basen gebundenen Chlor und dem Totalchlorgehalt war wie 1,95 : 3,93. Richet schlie\u00dft aus diesem Versuch auf die Gegenwart von freier oder an organische Substanzen gebundener Salzs\u00e4ure.\nEs scheint Richet der einzige Forscher zu sein, welcher vor der Weinlandschen Publikation im Jahre 1901 die Natur der abgeschiedenen S\u00e4ure bei Fischen untersucht hat ; sp\u00e4tere Autoren beschr\u00e4nken sich ausschlie\u00dflich auf Angabe der Acidit\u00e4t als Salzs\u00e4ure berechnet, keinen Zweifel mehr hegend an einem \u00fcbereinstimmenden Sekretionsproze\u00df bei Fischen und h\u00f6heren Vertebraten.\nErst Weinland6) hat gezweifelt, ob die Autorit\u00e4t Richets noch gelten d\u00fcrfte, nachdem er mit derselben Methodik wie\n*) Die Magens\u00e4ure des Menschen, Stuttgart 1892.\n*) Lehrbuch der klinischen Untersuchungsmethoden 1902, S. 398.\n3)\tSkand. Arch. f. Physiol., Bd. V, 1895, S. 328.\n4)\tDie Verdauungss\u00e4fte und der Stoffwechsel, Mitau u. Leipzig 1852.\n5)\tJournal de Fanai et de la physiol., Bd. XIV, 1878, S. 170.\n6)\tZeitschr. f. Biol., Bd. XLI, 1901, S. 35 und 275.","page":455},{"file":"p0456.txt","language":"de","ocr_de":"456\nM. van Herwerden,\nsein Vorg\u00e4nger bei Selachiern zu absolut entgegengesetzten Resultaten gelangte.\nMit gutem Recht kritisiert Weinland1) die ungen\u00fcgende Methodik Richets, welcher keinen reinen Magensaft, sondern ein Autodigerat der Mucosa untersuchte, alle Basen als Na und K berechnete und Minerals\u00e4uren wie P305 und S03 ganz au\u00dfer Betrachtung lie\u00df. Richet hat seine Meinung, da\u00df zuviel Chlor zur Verf\u00fcgung stand, nur auf zwei Analysen desselben Schleimhautextraktes basiert ; d. h. au\u00dfer dem Gemisch als solchem (a) wurden nach vorheriger Dialyse sowohl das Dialysat (b) als die Fl\u00fcssigkeit innerhalb des Dialysators (c) untersucht. W\u00e4hrend in a der berechnete \u00dcberschu\u00df an freiem CI 1,98 pro mille betrug, war dies in b -f- c nur 1,14 pro mille. Sind diese Zahlen richtig, so mu\u00df w\u00e4hrend des Dialysierens die gesamte Menge der Basen im Au\u00dfen- und Innenwasser bedeutend gestiegen sein.\nDie Untersuchung Richets ist, weder in technischer Hinsicht, noch was die Ausdehnung des Materials betrifft, mit dem Weinlandschen vergleichbar. Dieser letztere Untersucher hat ebenfalls nach der Methode Bidder und Schmidt gearbeitet, teilweise mit reinem Magensaft, den er hungernden Scyllien mit der Sonde entnahm, teilweise mit gemischtem Magensaft von frisch gefangenen Selachiern. Au\u00dfer der Acidit\u00e4t und dem totalen Chlorgehalt wurden S03, P2O\u00e4 und die Basen Na, Ca, Mg und NH3 bestimmt nach bekannten chemischen Methoden (K fehlte dem Magensaft). Berechnet man f\u00fcr den reinen Magensaft den sogenannten Natriumwert s\u00e4mtlicher Basen und zieht hiervon die Menge Na ab, welche die Schwefels\u00e4ure als\nneutrales Salz binden w\u00fcrde, so bekommt man bei diesem\n\u2022 \u2022\nSaft einen Uberschu\u00df an freiem Chlor von 0,03 g pro 100 ccm, eine Quantit\u00e4t, welche innerhalb der Fehlergrenzen liegt. Au\u00dferdem macht Weinland die Bemerkung, da\u00df es nicht ang\u00e4ngig ist, in w\u00e4sseriger L\u00f6sung Schwefels\u00e4ure als neutrales Salz neben freier Salzs\u00e4ure anzunehmen, vielmehr mu\u00df an saure Sulfate neben Chloriden gedacht werden. Die Menge des f\u00fcr das Chlor disponibeln Na w\u00fcrde nach dieser letzteren Auffassung noch etwas gr\u00f6\u00dfer sein.\n0 Zeitschr. f. Biol., Bd. XLI, 1901, S. 35.","page":456},{"file":"p0457.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Magenverdauung der Fische.\n457\nAuch w\u00e4hrend der Digestion fand Weinland keine Anhaltspunkte, um im Magensaft an das Auftreten von freier Salzs\u00e4ure zu denken. In zwei F\u00e4llen (Torpedo und Raja) war sogar der Totalchlorgehalt etwas weniger als das dem Natrium entsprechende Chlor; in einem dritten Falle war ein Uberschu\u00df an Chlor von 0,14\u00b0/o zu konstatieren, aber auch hier gilt nach Weinland die obengenannte Bemerkung \u00fcber das Verh\u00e4ltnis zwischen Sulfaten und Chloriden; au\u00dferdem ist ebenfalls an das Auftreten von sauren Phosphaten zu denken, welche im Hungermagensaft fehlten ; Gr\u00fcnde, weshalb noch mehr Basen dem Chlor zur Verf\u00fcgung stehen werden.\nEine neue Methode zur Bestimmung der Salzs\u00e4ure im Magensaft wurde im Jahre 1889 von Sj\u00f6qvist1) publiziert, welche sechs Jahre sp\u00e4ter verbessert und sorgf\u00e4ltig umgearbeitet wurde, und seitdem ohne Zweifel als die meist einwandfreie Methode betrachtet wurde.\nDiese Methode, nach einer Idee von M\u00f6rner ausgearbeitet, beabsichtigt die Bindung des Chlors von freier und organisch gebundener Salzs\u00e4ure an Baryum. Das Baryumchlorid wird nachfolglich mit Ammoniumchromat zersetzt und das gebildete Baryumchromat jodometrisch bestimmt.\nNach der Weinlandsehen Untersuchung war es nicht ohne Interesse, mit der Methode Sj\u00f6qvist zu entscheiden, ob von Selachiern Salzs\u00e4ure sezerniert wird oder nicht, und bei positivem Resultat zu gleicher Zeit die Konzentration der S\u00e4ure kennen zu lernen. Falls nur Salzs\u00e4ure abgeschieden wurde, war zu erwarten, da\u00df der Salzs\u00e4uregehalt, nach Sj\u00f6qvist berechnet, in vollkommener \u00dcbereinstimmung mit der auf titri\u2014 metrischem Weg berechneten Acidit\u00e4t sein w\u00fcrde.\nDie Bestimmung nach Sj\u00f6qvist2) findet auf die nachfolgende Weise statt : 10 ccm Magensaft werden in einer Platina-schale mit etwa 0,5 g chlorfreiem Baryumcarbonat versetzt, auf Wasserbad zur Trockene eingedampft, verbrannt, die Asche mit kochendem Wasser extrahiert und fdtriert. Das Filtrat\nl) Zeitschr. f. physiol. Chem., Bd. XIII, 1889, S. 1. *) Skand. Arch. f. Physiol., Bd. V, 1895, S. 277.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LYI.\n32","page":457},{"file":"p0458.txt","language":"de","ocr_de":"458\nM. van Herwerden,\nwird mit Ammoniumacetat und Essigs\u00e4ure versetzt und das Baryumsalz schlie\u00dflich als Chromatverbindung pr\u00e4zipitiert.\nSp\u00e4ter wird die F\u00e4llung in Salzs\u00e4ure gel\u00f6st und die Fl\u00fcssigkeit nach Zusatz von Jodkalium und St\u00e4rkel\u00f6sung mit einer L\u00f6sung von Natriumhyposulfit titriert. F\u00fcr Einzelheiten verweise ich auf die urspr\u00fcngliche Mitteilung.\nSj\u00f6qvist vermochte experimentell nacbzuweisen, da\u00df bei vorsichtigem Gl\u00fchen NaCl nicht von BaCOs zersetzt wird, der Kochsalzgehalt des Magensaftes also keinen Fehler bei der Bestimmung macht, welche uns ausschlie\u00dflich die freie und die an organische Substanz gebundene Salzs\u00e4ure kennen lernt. Auch mit MgCl2 und CaCl2 hat Sj\u00f6qvist einzelne Kontroll-versuche gemacht ; es stellte sich heraus, da\u00df bei Anwesenheit dieser Salze die berechnete Salzs\u00e4ure etwas zu hoch ausf\u00e4llt; der mittlere Fehler betr\u00e4gt aber nicht mehr als 0,5 \u00b0/o. Auf diese letzteren Versuche komme ich sp\u00e4ter zur\u00fcck.\nMeine Versuche \u00fcber die S\u00e4ureabscheidung in der Magenschleimhaut von Selachiern wurden gr\u00f6\u00dftenteils an der zoologischen Station in Neapel angestellt1) und im physiologischen Laboratorium der hiesigen Universit\u00e4t fortgesetzt.\nEinzelne an der zoologischen Station in Helder untersuchte Fische werden in den begleitenden Tabellen speziell erw\u00e4hnt.\nW\u00e4hrend verschiedener Wochen habe ich t\u00e4glich bei gro\u00dfen Exemplaren von Scyllium stellare (catulus) mittels eines Glashebers, der dem aus dem Wasser gehobenen Tiere durch das Maul eingef\u00fchrt wurde, Magensaft entnommen. Scyllium, der in Gefangenschaft keine Nahrung zu sich nimmt, vermag monatelang zu hungern, ohne \u00e4u\u00dferlich sonstige pathologische Erscheinungen als Abmagerung zu zeigen. Erst nachdem der Magen durch wiederholte Sp\u00fclungen vollkommen von Nahrungsresten befreit war \u2014 was \u00f6fters tagelang dauerte \u2014 wurde mit dem Sammeln von reinem Magensaft angefangen.\n*) Ich benutze diese Gelegenheit, Herrn Geheimrat A. Dohrn und den Herren Doktoren P. Mayer, R. Burian, M. Henze und S. LoBianc\u00f6 meinen Dank f\u00fcr ihre freundlichen Bem\u00fchungen bei meiner Arbeit w\u00e4hrend meines Aufenthalts an der zoologischen Station in Neapel auszusprechen.","page":458},{"file":"p0459.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Magenverdauung der Fische.\n459\nBei sorgf\u00e4ltiger Einf\u00fchrung der Sonde bleibt die Magenschleimhaut intakt ; dies stellte sich heraus bei Tieren, welche sechs Wochen nach dieser t\u00e4glichen Manipulation get\u00f6tet wurden.\nAuch der hungernde Fisch sezerniert t\u00e4glich ein kleines Quantum klaren schleimhaltigen Magensaftes, welcher peptisch wirkt, stark sauer reagiert mit Lackmus, rotes Kongopapier dunkelblau f\u00e4rbt und meistenfalls eine deutlich rote F\u00e4rbung mit Phloroglucin-Vanillin zeigt. Die Acidit\u00e4t dieses Hungersaftes betr\u00e4gt als Salzs\u00e4ure berechnet 0,08\u20140,l\u00b0/o (mitn/io-NaOH titriert; Methylorange als Indikator).\nW\u00e4hrend der Digestion ist bei Scyllium die Acidit\u00e4t 0,4-0,5 o/o.\nDie positive Reaktion mit Phloroglucin-Vanillin lie\u00df schon die Gegenwart von freier Salzs\u00e4ure vermuten. Aus einer Untersuchung von Schuyten1) hat sich aber ergeben, da\u00df auch einzelne organische S\u00e4uren diese Reaktion zeigen k\u00f6nnen, n\u00e4mlich schon n/iooo-Oxals\u00e4ure und n/ioo-Zitronens\u00e4ure, w\u00e4hrend Ameisens\u00e4ure und andere Fetts\u00e4uren diese Eigenschaft nicht haben.\nTats\u00e4chlich wurde mit der Sj\u00f6qvistschen Methode nach Behandlung des Magensaftes mit Baryumcarbonat in der oben angedeuteten Weise ein l\u00f6sliches Baryumsalz gebildet.\nAls Salzs\u00e4ure berechnet fand ich z. B. im Hungermagensaft von Scyllium A (Tabelle I) 34 mg pro 10 ccm ; dagegen betrug die Acidit\u00e4t durch Titrieren mit n!io-NaOH als Salzs\u00e4ure berechnet nur 15 mg. Dieser Unterschied, welcher mit geringer Modifikation in allen Bestimmungen, die im Magensaft verschiedener Scyllien unternommen wurden, wiederkehrte, sowohl bei Hungertieren als bei Tieren nach Nahrungsaufnahme, ist jedenfalls nicht einer unrichtigen Ausf\u00fchrung der Bestimmungen zuzuschreiben ; denn in Kontrollversuehen mit kochsalzhaltigem Wasser und Salzs\u00e4ure wurde kein merkbarer Unterschied zwischen Salzs\u00e4uregehalt nach Sj\u00f6qvist und Acidit\u00e4t gefunden (Tabelle II).\nSehr bald ergab sich, da\u00df in zuvor neutralisiertem Magensaft ebenfalls ein l\u00f6sliches Baryumsalz gebildet wurde, nicht\n\u2019) Bulletin de l\u2019acad. belg., 1899, S. 776.\n32*","page":459},{"file":"p0460_0461.txt","language":"de","ocr_de":"460\tM. van Herwerden,\nTabelle L\n\tRe- aktion mit Kongo- rot\tRe- aktion mit Phloro* glucin- Vanil- linin\tAcidit\u00e4t in n/i0- S\u00e4ure pro 10 ccm\tAcidit\u00e4t in mg HCl berechnet pro 10 ccm\tmg HCl nach Sj\u00f6qvist berechnet in 10 ccm\nScyllium stellare A\t+\t+\t4,2\t15\t34\n\u00bb\t\u00bb\tA\t\t\t\u2014\t\u2014\t12\n>\t>\tA\t+\t+\t5\t18\t35\t'\n\u00bb\t\u00bb\tC\t+\t+\t1,9\t7\t24\n\u00bb\t\u00bb A+C\t\t\t1,9\t7\t18\n>\t\u00bb A+C\t\t\t\u2014\t\u2014\t12\n>\t\u00bb\tB\t+\t+\t12\t44\t51\n\u00bb\t\u00bb\tB\t\t\t\u2014\t\u2014\t5\nSquatina vulgaris .\t+\t\t11\t40\t53\nAcanthias vulgaris *)\t+\t+\t4\t14\t31\t.\nScyllium stellare A\t+\t\t4,8\t17\t33\n>\t\u00bb\tA\t\t\t3,8\t14\t30\n>\t>\tA\t\t\t2,2\t8\t20\n\u00bb\t> B + D\t+\t+\t\u2014\t15\t24\n\u00bb\t\u00bb B+D\t\t\t\u2014\t\u2014\t12\nMustelus laevis . .\t\t\t\u2014\t\u2014\t0\nTorpedo ocellata .\t\t\t\u2014\t\u2014\t0\n*) An der zoologischen Station in Helder untersucht.\nBemerkungen\nHungert seit verschiedene Tagen.\nMagensaft nach totaler N eu-tralisation.\nHungert seit verschiedene Tagen.\nDieser Magensaft ist nebe der Sonde erbrochen, war also in Kontakt mit Schleim-' aus dem Oesophagus und der Mundh\u00f6hle.\nIdem nach totaler Neutralisation.\nW\u00e4hrend der Fibrinverdauung.\nIdem nach totaler Neutralisation.\nW\u00e4hrend der Verdauung.\nSeewasser nach einer Zeitdauer von 24 Stunden beii Hunger tier ausgehebert.\nSeewasser nach einer Zeitdauer von 2 Stunden beim Hungertier ausgehebert.\nAmylum in Seewasser nach einer Zeitdauer von 2 Stunden ausgehebert.\nIdem nach totaler Neutre sation.\nW\u00e4sseriger Extrakt der Ms genschleimhaut.\nDie totale Magenschleii haut nach vorheriger Veraschung.\nZur Magenverdauung der Fische.\t461\nTabelle II.\n*\u25a0 - -\tAcidit\u00e4t in \u00bb/10-S\u00e4ure pro\tAcidit\u00e4t in mg HCl pro\tmg HCl nach Sj\u00f6qvist\tBemerkungen\n- -\t10 ccm\t10 ccm\tin 10 ccm\t\n2\u00b0/o NaCl in aq. dest. + HCl . . .\t13,7\t50\t51\t\u2022\nDasselbe ............ See wasser + HCl (K\u00fcste der Insel\t8,5\t31\t31,5\t\nTexel)\t\t7,9\t29\t40\t'\u2022\nDasselbe .......\t\t16\t58\t69\t\nDasselbe ...... - .... .\t12,9\t47\t58\t\nSeewasser (Golf von Neapel) . . .\t\u2014\t\u2014\t16\t\nSeewasser (K\u00fcste der Insel Texel) .\t\u2014\t\u2014\t12\t\n2\u00b0/o NaCl in aq. dest\t\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\n2\u00b0/o MgCla in aq. dest. ......\t\u2014\t\u2014\t+\t\n2\u00b0/o MgCl2 + HCl\t\t16,3\t59\t98\t\n2 ccm 10\u00b0/o MgCl2 + 10 ccm n/20-HCl\t\u2014\t18,3\t70\t\n2 ccm 10\u00b0/o CaCl2 + 10 ccm n/*o-HCl 10 ccm HCl + 2 ccm 5\u00b0/o MgCl2\t\u2014\t18,3\t56\t\n\u2014|\u2014 2 ccm 5\u00b0/o CaCl2 ..*\u2022\u2022\u2022\t14,4\t39,4\t43\tMethode Sj\u00f6qvist ohne Eindampfen und Veraschen.\nDasselbe\t\t\u2014\t39,4\t105\tIdem mit Eindampfen und Veraschen.\n10 ccm n/so-HCl + Zucker + 1 ccm 5\u00b0/o NaCl\t 10 ccm n/so-HCl + Zucker + 1 ccm\t\u2014\t18,3\t18,0\t\n5\u00b0/o CaCl2\t\t\u2014\t18,3\t29,7\t\nDasselbe \t\t\t\u2014\t\u2014\t9,8\tNach vorhergehender Neutralisation.\nDasselbe\t\t\t\t\t.\t0\tNeutralisiert; nachher 3 ccm\n\t\t\t\tn/10-NaOH zugesetzt.\nSeewasser + HCl (Texel)\t\t\u2014\t\u2014\t12\tNach vorhergehender Neutralisation.\nDasselbe\t\t\t\t..\t0\tNach der Neutralisation noch\n\t\t\t\t3 ccm n/10-NaOH zugesetzt.\nSeewasser + Essigs\u00e4ure (Texel)\t\t\t\t\n\u00b1 n/io-L\u00f6sung \t\t\t\u2014\t\u2014\t16\t\nDasselbe\t*\t\u2014\t\u2014\t0\tNach vorhergehender Neutralisation.\n10 ccm 1 O/o Essigs\u00e4ure -)- 1 ccm 10 \u00bb/\u00bb MgCl\t 10 ccm 0,1 \u00b0/o Essigs\u00e4ure + 1 ccm\t\u2014\t\u2014\t0\tNach vorhergehender Neutralisation.\n10 MgCl2 \u2022 \u2022\u2022\u2022\u2022\u2022*..\u00bb\t\u2014\t\u2014-\tunrae\u00dfbare Quantit\u00e4t\tNach vorhergehender Neutralisation.\nSeewasser + Ameisens\u00e4ure . \u2022 .\t\u2014\t\t0\tNach vorhergehender Neutralisation.","page":0},{"file":"p0462.txt","language":"de","ocr_de":"462\nM. van Herwerden,\naber wie im obengenannten Beispiel eine Quantit\u00e4t von 34 mg pro 10 ccm, sondern nur 12 mg. Der Unterschied ist zu verstehen, wenn man annimmt, da\u00df eine S\u00e4ure, welche mit BaC03 ein l\u00f6sliches Baryumsalz zu bilden vermag, vorher neutralisiert war.\nIm Zusammenhang mit der positiven Reaktion mit Phloro-glucin-Vanillin wird dies schwerlich eine andere S\u00e4ure als Salzs\u00e4ure sein. Eventuell anwesende organische S\u00e4uren kommen des vorhergehenden Verbrennungsprozesses wegen nicht mehr in Betracht.\nWoher aber die Bildung einer geringen Menge Baryum-chlorid im neutralisierten Magensaft, ein Befund, den man nach den Kontrollversuchen von Sj\u00f6qvist nicht erwarten w\u00fcrde?\nIch hatte zuf\u00e4llig die Gelegenheit, zu konstatieren, da\u00df, w\u00e4hrend beim Versuch mit kochsalzhaltigem Wasser und Salzs\u00e4ure die Resultate mit der Sj\u00f6qvistschen Methode und die Acidit\u00e4tsbestimmung gut \u00fcbereinstimmten, dieses nicht der Fall war, wenn statt Aqua destillata Seewasser genommen wurde.\nAuch im letzteren Falle wurde ein \u00dcberschu\u00df gefunden, welcher\n\u2022 \u2022\nmit dem obengenannten ungef\u00e4hr \u00fcbereinstimmte. Uberdem wurde im reinen Seewasser ohne Zusatz von Salzs\u00e4ure ebenfalls ein l\u00f6sliches Baryumsalz gebildet (Tabelle II).\nAuch bei Versuchen mit im Wasser gel\u00f6stem Calciumchlorid oder Magnesiumchlorid zeigte sich bei vollst\u00e4ndiger Bearbeitung nach der Methode Sj\u00f6qvist dasselbe Resultat. Es war also deutlich zu konstatieren, da\u00df, im Gegensatz zu Natriumchlorid, die erstgenannten Chloride mit Baryum-carbonat in Wechselwirkung treten, bei welchem Prozesse Baryumchlorid gebildet wird. Aus Kontrollversuchen, von Sj\u00f6qvist S. 310 in einer Tabelle zusammengebracht, w\u00fcrde man sagen, da\u00df nur ein unbedeutender Fehler durch die Gegenwart dieser Salze entstand. Die Richtigkeit seiner Resultate vermochte ich selbst zu best\u00e4tigen. Ganz anders sind aber die Ergebnisse, wenn man, statt einer einfachen L\u00f6sung von Baryumchlorid die anderen Salze zuzusetzen (wie in den erw\u00e4hnten Versuchen Sj\u00f6qvists), eine Salzs\u00e4urel\u00f6sung mit Chloriden an der vollst\u00e4ndigen Bearbeitung, mit Eindampfen und","page":462},{"file":"p0463.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Magenverdauung der Fische.\n463\nGl\u00fchen, wie es die Methode angibt, unterwirft. Nach der Erw\u00e4hnung der obengenannten Versuche schreibt Sj\u00f6qvist S. 310:\n\u2022\u2022\n\u00abGegen den letzteren Teil der Methode \u2014 das Uberf\u00fchren von Chlorbaryum in Chromat und dessen Bestimmung durch Titrierung \u2014 l\u00e4\u00dft sich folglich keine berechtigte Anmerkung machen. Gilt dies aber auch f\u00fcr den vorigen Teil derselben \u2014 die Neutralisierung mit BaC03, die Eintrocknung, die Veraschung und die Extrahierung?\u00bb\nIn der Beantwortung dieser Frage erw\u00e4hnt Sj\u00f6qvist einen minimalen Fehler, welcher durch eine sehr geringe L\u00f6slichkeit von BaC03 in Wasser verursacht werden kann, einen Fehler, welcher \u00fcbrigens schon durch die Tatsache kompensiert wird, da\u00df schlie\u00dflich nicht alles Chlor aus der Asche extrahiert werden kann, soda\u00df immer Spuren Zur\u00fcckbleiben. Energisch widerlegt er aber den Vorwurf von Leo,1) da\u00df NaCl von BaC03 bei genauer Ausf\u00fchrung seiner Methode zersetzt wird ; wohl ist dies in geringem Ma\u00dfe der Fall mit NH4C1, ein Salz, das aber bei unseren Versuchen nicht in Betracht kommt, weil mit Nesslers Reagens keine oder nur eine Spur von Ammoniaksalzen im reinen Magensaft der Selachier nachzuweisen war. Auch erw\u00e4hnt Sj\u00f6qvist einen einzelnen Versuch, bei welchem zu der Salzs\u00e4urel\u00f6sung CaCl2 zugesetzt wurde, ohne da\u00df dies einen bedeutenden Fehler verursachte (S. 313). Ein gleicher Versuch mit MgCl2 wird nicht von Sj\u00f6qvist gemeldet.\nIn dieser Hinsicht verhalten sich meine Resultate, wie Tabelle II angibt, ganz abweichend von denjenigen, welche Sj\u00f6qvist erw\u00e4hnt hat. Aus zahlreichen immer modifizierten Versuche hat sich ergeben, da\u00df die Gegenwart von Magnesium-und Calciumchlorid ohne Zweifel ihren Einflu\u00df gelten l\u00e4\u00dft. Beide sind es Salze, welche bei diesen Seetieren reichlich in allen Sekreten vertreten sind; die zu hohen Werte bei den Bestimmungen nach der Methode Sj\u00f6qvist schreiben wir also diesen beiden Chloriden zu.\nW\u00e4hrend im Seewasser mit Salzs\u00e4ure nach vorhergehender Neutralisation mit n/io NaOH, ebenso wie im reinen Seewasser,\n*) Deutsche med. Wochenschr., 1891, Nr. 41.","page":463},{"file":"p0464.txt","language":"de","ocr_de":"464\nM. van Herwerden,\nnoch eine me\u00dfbare Quantit\u00e4t BaCl2 gebildet wird, ist dies nicht der Fall, wenn statt Salzs\u00e4ure eine gen\u00fcgend gro\u00dfe Menge Essigs\u00e4ure oder Ameisens\u00e4ure zugesetzt wird.\nVermutlich ist dies so zu deuten, da\u00df nach der Verbrennung des Natriumacetates resp. Formiates mehr Na-Ionen den Chlor-Ionen zur Verf\u00fcgung stehen. Wir konstatieren n\u00e4mlich denselben Befund, wenn man bei der Neutralisation von Seewasser mit Salzs\u00e4ure den Neutralisationspunkt in be~ deutender Weise \u00fcberschreitet (Tabelle II). Auch in dem Falle bleibt die Bildung von BaCl2 mit der Sj\u00f6qvistschen Methode v\u00f6llig aus.\nAus der obigen Darstellung hat sich also ergeben, da\u00df die Methode Sj\u00f6qvist f\u00fcr quantitative Bestimmungen bei der Untersuchung des Magensaftes von Seetieren in der Zukunft nicht gen\u00fcgen wird und von einer andern ersetzt werden mu\u00df. Wohl hat sie uns, wie ich meine, die Gegenwart von Salzs\u00e4ure im Selachiermagensaft einwandsfrei bewiesen; ebenfalls vermochten wir ann\u00e4hernd nachzuweisen, wieviel der Salzs\u00e4uregehalt ungef\u00e4hr betr\u00e4gt. Unter den heute bekannten Methoden gibt es keine einzige, welche zu befriedigenden Resultaten f\u00fchren k\u00f6nnte, ausgenommen diejenige, welche von Wein land benutzt worden ist. Nun sich ergeben hat, da\u00df wohl sicher Salzs\u00e4ure in nicht unbedeutender Quantit\u00e4t im Magensaft von Selachiern vorkommt, ist es ohne Zweifel von gro\u00dfem Interesse, nachzuforschen, wie es m\u00f6glich war, da\u00df ein sorgf\u00e4ltiger Untersucher wie Weinland mit einer sehr richtigen Methodik zu entgegengesetzten Resultaten kam, welche ihm Anla\u00df gaben zur Aufstellung des folgenden Satzes: ,,Die Hauptmasse der im reinen Magensaft des n\u00fcchternen Tieres vorhandenen S\u00e4ure ist nicht Salzs\u00e4ure, sondern eine organische S\u00e4ure. Ob \u00fcberhaupt im Safte des n\u00fcchternen Magens Salzs\u00e4ure in sehr kleiner Menge frei vorhanden ist, ist fraglich\u201c (S. 282).\nIn Schleimhautextrakten habe ich vergebens mit der Methode Sj\u00f6qvist nach einer organischen Chlorverbindung gesucht, sowohl bei Torpedo als Scyllium (Tabelle I). Ein positives Resultat w\u00e4re hier, der m\u00f6glichen Anwesenheit von Calcium-und Magnesiumsalzen wegen, nicht beweisend, \u2014 das deutliche","page":464},{"file":"p0465.txt","language":"de","ocr_de":"Zur M\u00e4genverdauung der Fische.\n465\nnegative Resultat \u00fcberzeugt uns aber, da\u00df sie in me\u00dfbarer Menge in der Selachierschleimhaut jedenfalls nicht vorkommt.\nDie \u00dcberzeugung Weinlands, da\u00df eine organische S\u00e4ure die stark saure Reaktion des Magensaftes bedingt, hat mir Anregung gegeben, den reinen Magensaft von Scyllium der Destillation zu unterwerfen. Damit ich eine gr\u00f6\u00dfere Menge Fl\u00fcssigkeit zur Verf\u00fcgung hatte, wurde t\u00e4glich Seewasser mit der Sonde dem Probetier in den Magen gebracht und nach ungef\u00e4hr f\u00fcnf Stunden ebenfalls mit der Sonde wieder ausgehebert. Die Acidit\u00e4t des gesammelten Saftes betrug ebenso wie diejenige des Hungersaftes 0,08\u20140,1 \u00b0/o (als Salzs\u00e4ure berechnet).\nAus meiner in den vorigen Seiten beschriebenen Untersuchung war hervorgegangen, da\u00df die Salzs\u00e4ureausscheidung nicht unbedeutend war; es blieb aber die M\u00f6glichkeit, da\u00df nebenbei noch eine andere S\u00e4ure im Magensaft vertreten war. Bei der Destillation des reinen Saftes destillierte sogleich eine sehr fl\u00fcchtige S\u00e4ure \u00fcber, welche nicht chlorhaltig war, rotes Kongopapier blau f\u00e4rbte, aber keine Reaktion zeigte mit Phloroglucin-Vanillin, dieses letztere im Gegensatz zu der hinterbleibenden Fl\u00fcssigkeit im Destillierkolben. Eine Chlorreaktion des Destillates war erst deutlich, nachdem im Kolben eine Konzentration von + 0,6\u00b0/oHCl erreicht war. Destilliert man eine w\u00e4sserige Salzs\u00e4urel\u00f6sung, deren Acidit\u00e4t mit derjenigen des Magensaftes unserer Selachier \u00fcbereinstimmt, so findet man ebenfalls erst bei der obengenannten Konzentration Spuren von Salzs\u00e4ure im Destillat. Es ergab sich als unm\u00f6glich, die Salzs\u00e4ure vollkommen \u00fcberzudestillieren, denn bei zunehmender Konzentration des eiwei\u00dfhaltigen Saftes traten Zersetzungsprodukte auf, soda\u00df die Bildung und die Dissociation von NH4C1 nicht auszuschlie\u00dfen war. Die pl\u00f6tzliche Alkalinit\u00e4t des Destillates deutete auf diese Zersetzung.\nDas erste Destillat, das, wie gesagt, keine Chlorreaktion zeigte, bestand aus reiner Ameisens\u00e4ure. Nach der mikrochemischen Methode von Behrens1) wurde das Ceroformiat hergestellt. Sonstige fl\u00fcchtige S\u00e4uren fehlten im Magensaft.\ni) Anleitung z. mikrochem. Analyse der wichtigsten organ. Verbindungen. Hamburg u. Leipzig 1897.","page":465},{"file":"p0466.txt","language":"de","ocr_de":"466\nM. van Herwerden,\nBei in Gefangenschaft lebenden Scyllien, welche keine Nahrang aufnehmen, wird also neben Salzs\u00e4ure Ameisens\u00e4ure als organische fl\u00fcchtige S\u00e4ure im Magensaft angetroffen.\nDas Destillat 100 ccm Magensaftes wurde schon neutralisiert von 2 ccm \u00bbAoNaOH, w\u00e4hrend eine gleiche Menge des urspr\u00fcnglichen Saftes 22 ccm zur Neutralisation brauchte. Im Verh\u00e4ltnis zu der Salzs\u00e4ureabscheidung ist also die Menge der organischen S\u00e4ure sehr gering. Diese letztere bildet also kein Hauptprodukt des Magensaftes.\nWeil reiner Magensaft unvermischt mit Digestionsprodukten nicht auf andere Weise zu erlangen ist, es sei denn, da\u00df man auf operativem Wege einen Nebenmagen mit Fistel konstruierte (eine Operation, welcher viele technische Schwierigkeiten im Wege stehen), bleibt die Frage unbeantwortet, ob bei regelm\u00e4\u00dfig ern\u00e4hrten Fischen neben Salzs\u00e4ure ebenfalls eine organische S\u00e4ure abgeschieden wird.\n\u00dcber die Natur der organischen S\u00e4ure, welcher Wein land die Acidit\u00e4t des Magensaftes der Selachier zuschreibt, hat er sich in seiner Abhandlung nicht ausgesprochen. Es w\u00e4re nicht ohne Interesse, auch bei andern Selachiern und bei Teleostiern die Abscheidungsprodukte der Magendr\u00fcsen in dieser Richtung zu untersuchen. Damit die Digestion, bei welcher alle m\u00f6glichen organischen S\u00e4uren entstehen k\u00f6nnen, v\u00f6llig ausgeschlossen sei, wird auch hier die Untersuchung in Gefangenschaft stattfinden m\u00fcssen bei widerstandsf\u00e4higen Exemplaren, welche zur Sondeeinf\u00fchrung geeignet sind. Ich sammelte in der Weise w\u00e4hrend einiger Tage den Magensaft von hungernden Uranoscopi (scaber), bei welchen das Glasrohr leicht durch den dehnbaren Oesophagus hinuntergleitet; die Fische starben aber, bevor der Mageninhalt von den letzten Nahrungsresten gereinigt war.\nIch hebe noch einmal hervor, da\u00df die Abscheidung einer organischen S\u00e4ure bei hungernden Selachiern nach meiner Untersuchung nicht zweifelhaft ist, da\u00df aber die Acidit\u00e4t zum gr\u00f6\u00dften Teil von der Salzs\u00e4ure herr\u00fchrt.\nNeulich hat Sullivan,x) ohne die Auffassung von Weinland zu ber\u00fccksichtigen, die Acidit\u00e4t im Magensaft von zahl-\n\u2018) U. S. Bureau of Fisheries Bull., 1907, vol. 27.","page":466},{"file":"p0467.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Magenverdauung der Fische.\n467\nreichen amerikanischen Selachiern bestimmt und als Salzs\u00e4ure berechnet. In der n\u00e4chsten Tabelle (Tabelle III) gebe ich eine \u00dcbersicht von seinen Werten im Vergleich mit denen anderer Untersucher, in Kubikzentimetern nl 10-S\u00e4ure und in HCl berechnet.\nBei Carcharias littoralis und Carcharhinus obscurus hat Sullivan zur gleichen Zeit die freie Salzs\u00e4ure bestimmt mit der von Sj\u00f6qvist verurteilten Methode Martius-L\u00f6ttke. Die Argumente Sj\u00f6qvists, Seite 2 von mir erw\u00e4hnt, gelten also ebenfalls gegen diese Bestimmungen.\nBei s\u00e4mtlichen von mir in Neapel untersuchten Selachiern1 * * * * *) wurde, sowohl w\u00e4hrend als au\u00dfer der Verdauung, der Mageninhalt sauer reagierend angetroffen. Als Ausnahme sei nur die alkalische Reaktion von 2 Exemplaren von Raja clavata erw\u00e4hnt, deren Mageninhalt aus unverdauten Crustaceen und Schleim bestand. Bei 7 anderen Rajen, bei welchen sich neben Crustaceen auch Fischteile im Speisebrei befanden, war die Reaktion deutlich sauer. Dieser Befund stimmt \u00fcberein mit den Resultaten Weinlands, der ebenfalls bei der Digestion von Crustaceen die Reaktion \u00f6fters alkalisch fand, was er in Zusammenhang bringt mit der eigent\u00fcmlichen Funktion der sogenannten Gef\u00e4\u00df-sphincteren (kontraktile Ringe von glatter Muskulatur unter der Dr\u00fcsenschicht um die Venen herumgelagert), welche man in der Magenschleimhaut von Raja antrifft, wo sie von P. Mayer8) ansf\u00fchrlich beschrieben sind. Tats\u00e4chlich gelang es Weinland, durch Reizung dieser Splinctermuskelfasern mittels secale cornutum, die urspr\u00fcnglich saure Reaktion von der Schleimhaut in eine alkalische umzu\u00e4ndern. F\u00fcr eine detaillierte Beschreibung verweise ich auf die urspr\u00fcngliche Mitteilung.\nWenn man bei Selachiern den sauren Mageninhalt entfernt und nachher die Schleimhaut sehr sorgf\u00e4ltig mit Aqua destillata absp\u00fclt, ist es bisweilen m\u00f6glich, zu konstatieren, da\u00df\nl) Zur Untersuchung kamen : Scyllium canicula und stellare (20 Exem-\nplare), Mustelus laevis (2 Exempt), Embryonen von Mustelus laevis,\nSquatinavulgaris(3Exempl.), Embryonen von Squatina, Heptanchus cinereus\n(1 Exempt), Torpedo ocellata und marmorata (14 Exempt), Raja clavata\nund punctata (9 Exempt), Acanthias vulgaris (2 Exempt).\n*) Mitt. d. zool. Stat. Neapel, Bd. VIII, 1888, S. 358.","page":467},{"file":"p0468_0469.txt","language":"de","ocr_de":"468\nM. van Herwerden,\nTabelle III.\n\tAcidit\u00e4t in ccm n-S\u00e4ure pro 100 ccm\tAcidit\u00e4t in HCl pro 100 ccm\tNamen des Autors\t1 \u25a0 M Bemerkungen\nScyllium catulus . . .\t\u2014\t0,69\tRichet\tDie Bestimmungen |\n\u00bb \u00bb \u2022 \u2022 \u2022 \u00bb\tcanicula\t\t1,29\t\u00bb\tRichets sind in einem Autodigerat der\n(2 Exemplare).....\t\u2014\t1,49\t\u00bb\tSchleimhaut angestellt\nSqualus squatina . .\t\u2014\t0,69\t>\t(s. S. 456).\n(3 Exemplare)\t\t\u2014\t1,18\t\u00bb\t'\nSqualus squatina \u2022 .\t\u2014\t0,81\t>\t\nRaja clavata . . . . .\t\u2014\t1,46\t\u00bb\t.\nAcanthias vulgaris .\t\u2014\t0,68\tYung\t\n\u00bb \u00bb .\t\u2014\t0,25\t\u00bb\t\nScyllium canicula\t\t\t\t\n(4 Exemplare)\t\t\u2014\t0,84\t\u00bb\t|\nScyllium\t\t .\t\u2014\t14\tSellier\tK\u00fcnstliche Nahrung.\n>\tcatulus . . .\t13,2\t\u2014\tWein-\t\n\u00bb \u00bb \u00bb . *\t6,9\t_\tland \u00bb\tHungermagensaft.\n>\tcanicula . .\t10,9\t\u2014\t\u00bb\t\n\u00bb\tcatulus\t\t\t\t\n(2 Exemplare)\t\t33,7 (Mittelzahl)\t\u2014\t\u00bb\tW\u00e4hrend der Verdauung.\nMustelus laevis . . .\t9,9\t\u2014\t\u00bb\t\nSquatina angelus . .\t17,7\t\u2014\t\u00bb\t\nTorpedo \t\t45,5\t\u2014\t\u00bb\t\n\u00bb\tocellata\t\t\t\t\n(3 Exemplare)\t\t31,2 (Mittelzahl)\t\u2014\t\u00bb\t\nTorpedo marmorata .\t14,4\t\u2014\t>\t\nRaja asterias ....\t30,6\t\u2014\t\u00bb\t\n\u00bb > ....\t12,1\t\u2014\t\u00bb\t\n> * ....\tHA\t\u2014\t\u00bb\t\n\u00bb \u00bb ....\t8,7\t\u2014\t\u00bb\tvi )f\n^ clavata .....\t8,0\t\u2014\t\u00bb\t\nMustelus canis\t\t\t\t\n(50 Exemplare) ....\t\u2014\t0,04-1\tSullivan\t\n469\nZur Magenverdauung der Fische.\nTabelle III.\t(Fortsetzung.)\n\tAcidit\u00e4t in ccm n-S\u00e4ure pro 100 ccm\tAcidit\u00e4t in HCl pro 100 ccm\tNamen des Autors\tBemerkungen\nCarcharias littoralis\t\t\t\t\n(25 Exemplare) ....\t\u2014\t0,1-1,2\tSullivan\t\nSqualus Acanthias\t\t\t\t\n(60 Exemplare) ....\t\u2014\t0,67\t>\t\nCarcharinus obscurus\t\t\t\t\n(2 Exemplare)\t\t\u2014\t0,55\t>\t\nLamna cornubica\t\t\t\t\n(1 Exemplar)\t\t\u2014\t0,275\t\u00bb\t\nGaleocerdo tigrinus\t\t\t\t\n(1 Exemplar) .....\t\u2014\t0,90\t\u00bb\t\nTetronarce orientalis\t\t\t\t\n(1 Exemplar)\t\t\u2014\t0,51\t\u00bb\t\nScyllium catulus (stel-\t\t\t\t\nlare)\t\t2 \u00e0 4\t0,07 \u00e0 0,15\tvan Herwerden\tHungermagensaft.\nScyllium catulus (stel-\t\t\t\t\nlare) .........\t12\t0,44\t\u00bb\tW\u00e4hrend der Fibrinverdauung.\nScyllium catulus (stel-\t\t\t\t\nlare) .........\t3,9\t0,14\t>\tNach Einf\u00fchren von gekochtem Amylum.\nScyllium catulus (stel-\t\t\t\t\nlare) \t\t\t5,4\t0,20\t\u00bb\tNach Einf\u00fchren von Eidotteremulsion.\nScyllium catulus (stel-\t\t\t\t\nlare) .........\t4,3\t0,16\t\u00bb\tNach Einf\u00fchren von Oliven\u00f6l.\nAcanthias vulgaris1) .\t3,9\t0,14\t\u00bb\tFrisch gefangen mit\n\u00bb \u00bb \u2022\t6,5\t0,24\t\u00bb\tleerem Magen.\n\u00bb \u00bb \u2022\t12\t0,44\ti \u00bb\t\nRaja clavata1) ....\t3,8\t0,13\t\u00bb\tW\u00e4hrend der Ver-\n\u00bb \u00bb ....\t1,2\t0,04\t\u00bb\t\nSquatina vulgaris . .\t12\t0,44\t\u00bb\tdauung.\nMustelus vulgaris1) .\t11\t0,40\t\u00bb\t\n> \u00bb.\t16,4\t0,60\t> 4\t\n\u2018) Diese Exemplare wurden an der zoologischen Station in Helder untersucht.","page":0},{"file":"p0470.txt","language":"de","ocr_de":"470\nM. van Herwerden,\nnur die Pars cardiaca sauer, die Pars pyloriea dagegen neutral reagiert. Auch in denjenigen F\u00e4llen, wo die Pars pyloriea sich nicht durch ihre rohrf\u00f6rmige Gestalt vom \u00fcbrigen Teil des Magens unterscheidet, ist ihre Schleimhaut meistenfalls schon makroskopisch zu erkennen an den regelm\u00e4\u00dfig in L\u00e4ngsrichtung verlaufenden Falten und an der wei\u00dfen Farbe im Gegensatz zu der gelblichroten Farbe der \u00fcbrigen Mucosa. Vergebens sucht man sowohl bei Selachiern als bei Teleostiern in der Pars pyloriea die Dr\u00fcsenzellen der Pars cardica, welche durch acidophile K\u00f6rnerung charakterisiert sind und deren Struktur weder vollkommen mit den delomorphen, noch mit den adelo-morphen Dr\u00fcsenzellen der h\u00f6heren Vertebrata vergleichbar ist. Die obengenannte neutrale Reaktion der abgesp\u00fclten Schleimhaut der Pars pyloriea spricht f\u00fcr die Auffassung, da\u00df die S\u00e4ure-abscheidung an die Gegenwart der genannten Zellen gebunden ist.\nDen S\u00e4uregehalt des Magensaftes der Teleostier habe ich nur ein einziges Mal bestimmen k\u00f6nnen, weil mir in Neapel nur kleine Arten mit \u00e4u\u00dferst kleiner Menge Saft zur Verf\u00fcgung standen. Die Reaktion ist viel weniger stark sauer als bei Selachiern und wurde auch bei vollem Magen nicht selten neutral oder alkalisch angetroffen. Nur bei Gadus morrhua und bei Cyclopterus lumpus habe ich an der zoologischen Station in Helder die Reaktion Kongopapier gegen\u00fcber positiv gesehen ; freie S\u00e4ure wurde also bei den anderen untersuchten Arten nicht gefunden.\nNeutrale Reaktion des Mageninhaltes w\u00e4hrend der Digestion ergab sich bei den folgenden Teleostiern : Mugil chelo und auratus (15 Exempl.), Lophius piscatorius (1 Exemp.), Gadus (1 Exempl.), Solea impar (2 Exempl.), Gobius paganellus (2 Exemplare nach k\u00fcnstlicher Ern\u00e4hrung mit Fett), Scorpaena ustulata (1 Exemplar nach Fettzufuhr), Pleuronectes platessa1) (1 Exempl.), Cepola rubescens (8 Exempl.). Au\u00dfer bei Mugil, der sich mit Algen ern\u00e4hrt, wurden im Magen dieser Teleostier Crustaceen und kleine Fische gefunden.\nNeutrale Reaktion ohne Nahrungsreste ergab sich bei\n*) An der zoologischen Station in Helder untersuchte Exemplare.","page":470},{"file":"p0471.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Magenverdauung der Fische.\n471\nScorpaena ustulata (2 Exempl.) nach einer Hungerperiode von 2 und 4 Wochen.\nAlkalische Reaktion w\u00e4hrend der Digestion wurde konstatiert bei : Pleurenectes platessa1) (2 Exempl.), Rhombus maximus1) (1 Exempl.), Solea impar (1 Exempl.), Box salpa (1 Exemplar nach k\u00fcnstlicher Fettnahrung), Gobius paganellus (8 Exempl.), Ophi-dium barbatum (1 Exempl.), Conger myrus (1 Exempl.), Pagellus erythrinus (1 Exempl.). Bei diesen zwei letzteren Genera war nur der Mageninhalt alkalisch, w\u00e4hrend die mit Aqua destillata abgesp\u00fclte Schleimhaut eine deutlich saure Reaktion zeigte. Alkalische Reaktion ohne Nahrungsreste fand ich bei Pagellus erythrinus (3 Exempl.) und Corvina nigra (1 Exempl.). Au\u00dferdem ist der ganze post-oesophagische Teil des Tractus intestinalis alkalisch bei denjenigen Fischen, bei welchen eine eigentliche Magenschleimhaut fehlt und der Gallengang gleich distal vom Oesophagus in den Darm einm\u00fcndet. (Siehe S. 475.) Von einem Mageninhalt kann hier nat\u00fcrlich nicht die Rede sein.\nSauer reagierte der Mageninhalt von: Uranoscopus scaber (10 Exempl.), Conger vulgaris (3 Exempl.), Sphaegobranchus (1 Exempl.), Box Salpa (2 Exemplare bei pflanzlicher Nahrung), Cyclopterus lumpus r) (4 Exempl.), Gadus morrhuaJ) (3 Exempl.).\nSaure Reaktion ohne Nahrungsreste bei: Zeus faber (1 Exempl.), Corvina nigra (1 Exempl.), Scorpaena scrofa und ustulata (5 Exempl.), Gobius paganellus (1 Exempl.), Trachinus draco (1 Exempl.), Cepolarubescens (2 Exempl.), Gadus morrhua1) (5 Exempl.).\nIm Magen von Cyclopterus lumpus1) wurde freie S\u00e4ure angetroffen. (Blauf\u00e4rbung von rotem Kongopapier); 10 ccm des filtrierten Magensaftes wurden aber schon neutralisiert von 0,4 ccm n/io-NaOH, also eine Acidit\u00e4t als HCl berechnet von blo\u00df 0,014\u00b0/\u00ab. Bei Uranoscopus scaber habe ich eine Acidit\u00e4t von 0,1 \u00b0/o (als HCl berechnet) angetroffen.\nDie alkalische Reaktion bei Pleuronectiden ist leicht zu verstehen, weil der Magen in sehr weiter Kommunikation mit dem Darme steht.\n') An der zoologischen Station in Helder untersuchte Exemplare.","page":471},{"file":"p0473.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Magenverdauung der Fische.\n473\ndem wurden immer Kontrollversuche mit Salzs\u00e4urel\u00f6sung ohne Extrakt und mit gekochten Extrakten angestellt.\nEine Digestion bei alkalischer Reaktion habe ich bei den von mir untersuchten Selachiern nicht konstatieren k\u00f6nnen. Sogar schon bei neutraler Reaktion h\u00f6rte einige Male die Verdauung auf. Als Beispiel erw\u00e4hne ich den folgenden Versuch:\nDie Magenschleimhaut von Squatina vulgaris wurde dem w\u00e4hrend der Digestion get\u00f6teten Tiere entnommen. (20 g Schleimhaut in 200 ccm 0,5 \u00b0/o HCl.) Nach 24 Stunden wurde filtriert. 6 ccm Extrakt 4 ccm Aqua destillata verdaute bei Brutofentemperatur in 18 Stunden beiderseits 3,5 mm eines Serumr\u00f6hrchens. 6 ccm Extrakt -f- 4 ccm stark verd\u00fcnnte Natronlauge (die Reaktion des Gemisches war neutral Phenolphthalein gegen\u00fcber) lie\u00df dagegen in 18 Stunden das Serumr\u00f6hrchen unber\u00fchrt.\nIn anderen F\u00e4llen war die Digestion bei neutraler Reaktion nicht vollkommen aufgehoben, sondern nur verlangsamt. Da\u00df man auch bei Aufhebung der Digestion tats\u00e4chlich nur mit einer Hemmung, nicht mit einer Destruktion des Enzyms zu tun hat, ergibt sich, wenn man die neutrale Reaktion z. B. nach einem Zeitverlauf von 24 Stunden wieder in eine saure um\u00e4ndert. *)\nSo wurde z. B. bei Torpedo ein Serumr\u00f6hrchen bei neutraler Reaktion in 24 Stunden kaum durch das Schleimhautextrakt verdaut. Sohald die Acidit\u00e4t auf 0,5 \u00b0/o HCl gebracht wurde, war eine deutliche Digestion zu konstatieren (5 mm beiderseits in 24 Stunden).\nEine \u00e4hnliche Hemmung fand ich bei einigen Teleostiern, bei welchen die Reaktion der Magenschleimhaut bei der Sektion neutral gefunden war ; z. B. Magenschleimhautextrakt von Lophius piscatorius verdaut in 24 Stunden bei einer Temperatur von 360 kein Fibrin. Die Fl\u00fcssigkeit wird sauer gemacht bis zu einem Gehalt von + 0,2\u00b0/o HCl; 24 Stunden sp\u00e4ter sehr deutliche Digestion.\nMit dem alkalisch reagierenden Magensaft des S. 467 erw\u00e4hnten Rajen wurden leider keine Digestionsversuche ge-\n*) Sobald mit neutralen oder alkalischen S\u00e4ften gearbeitet wurde, habe ich immer Thymol zugesetzt. Diese Bemerkung gilt auch f\u00fcr die sp\u00e4teren Versuche \u00fcber Lipolyse.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LVI.\n33","page":473},{"file":"p0474.txt","language":"de","ocr_de":"474\nM. van Herwerden,\nmacht. In bezug auf die positiven Resultate Weinlands w\u00e4re dies nicht ohne Interesse gewesen.\nBei Scyllium lag das Optimum der Pepsinwirkung bei einer Acidit\u00e4t von 0,5 \u00e0 1 \u00b0/o HCl. Auch mit 2\u00b0/o HCl war das Enzym noch wirksam. Ein S\u00e4uregehalt von 4\u00b0/o wurde bei Heptanchus nicht mehr vertragen. Milchs\u00e4ure und Essigs\u00e4ure k\u00f6nnen HCl vertreten, ohne da\u00df die Enzymwirkung gesch\u00e4digt wird. Kleine Fragmente der Magenschleimhaut (Torpedo) von gleicher Gr\u00f6\u00dfe wurden resp. in eine gleiche Menge Salzs\u00e4ure, Milchs\u00e4ure, Essigs\u00e4ure und Seewasser gebracht. Die Acidit\u00e4t der drei erstgenannten S\u00e4uren war ungef\u00e4hr dieselbe, \u00fcbereinstimmend mit 0,5 \u00b0/o HCl. Nach 2 Stunden war blo\u00df das Fragment in Seewasser noch unber\u00fchrt, die drei anderen vollkommen verdaut.\nAuch Weinland fand, da\u00df die Milchs\u00e4ure HCl vertreten kann (S. 285).\nBei Embryonen von Mustelus laevis (19 cm lang) mit gro\u00dfem Dottersack habe ich vergebens das s\u00e4mtliche Schleimhautextrakt von 10 Magen auf Pepsin untersucht (0,8 g Schleimhaut in 8 ccm 0,5 \u00b0/oiger HCl), w\u00e4hrend die Reaktion der Schleimhaut bei allen Exemplaren stark sauer Lackmus gegen\u00fcber war. Im Gegensatz mit dem Befund beim erwachsenen Mustelus sieht man in der Mucosa die Dr\u00fcsenzellen noch im embryonalen Zustand mit sehr gro\u00dfem Kern und nur vereinzelten K\u00f6rnern im Protoplasma. Der kleinen Menge Saftes wegen konnte nicht bestimmt werden, ob die abgeschiedene S\u00e4ure Salzs\u00e4ure war. Es fehlte freie S\u00e4ure. Eine Untersuchung auf Ameisens\u00e4ure fand nicht statt, weil die Abscheidung dieser S\u00e4ure bei Selachiern mir damals noch nicht bekannt war. Es w\u00e4re interessant, in einem dergleichen Falle mit ungen\u00fcgend entwickelten Dr\u00fcsenzellen zu untersuchen, ob bei Abwesenheit von Pepsin schon HCl sezemiert wird.\nF\u00fcnf Embryonen von Squatina vulgaris (17 cm lang), ebenfalls mit gro\u00dfem Dottersack, zeigten schon gut entwickelte Magendr\u00fcsen. Die Reaktion war sauer, freie S\u00e4ure war nachzuweisen und Pepsin aus der Magenschleimhaut zu extrahieren. 1,25 g Magenschleimhaut in 10 ccm 0,7\u00b0/oiger HCl verdaute bei Brutofentemperatur beiderseits 3 mm von einem Serumr\u00f6hrchen","page":474},{"file":"p0475.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Magenverdauung der. Fische.\n475\ninnerhalb 24 Stunden. Auch Krukenberg1) hat bei Acanthias-embryonen mit volumin\u00f6sem Dottersack schon Pepsin im Glycerinextrakt des Magens konstatieren k\u00f6nnen.\nBei den untersuchten Teleostiern wurden Serumr\u00f6hrchen nicht oder nur in minimaler Weise von den Magenschleimhaut-* * extrakten verdaut. M\u00f6glicherweise ist dies einer baldigen Zersetzung der Infuse bei Brutofentemperatur und saurer Reaktion zuzuschreiben, wie sie neulich von Ham mar st en2) beim Hechte beschrieben wurde. Pers\u00f6nlich habe ich in dieser Richtung keine Versuche angestellt. Eine deutliche Fibrindigestion war aber meistenfalls bei einem S\u00e4uregehalt von 0,2 \u00b0/o HCl nicht zu verkennen. Dieser letztere Befund braucht nicht mit der obengenannten Auffassung in Widerspruch zu sein, weil, wie bekannt, die Fibrinverdauung viel schneller als diejenige des gekochten Serums stattfindet und vor der Zersetzung des Enzyms schon nachweisbar werden kann.\nEin bei alkalischer Reaktion wirksames Enzym konnte bei Blennius ocellaris und gattorugus, Crenilabrus pavo und Labrus aus einem sich dem Oesophagus anschlie\u00dfenden Teil des Tractus intestinalis extrahiert werden. Bei diesen Teleostiern fehlt, wie bekannt, ein eigentlicher Magen; der Gallengang m\u00fcndet gleich distal vom Oesophagus in den proximal stark ausgedehnten Darmteil. Molluskenmuscheln, welche bei Blennius \u00f6fters den Vorderdarm f\u00fcllen, werden des Mangels an S\u00e4ure wegen nicht gel\u00f6st, sondern fein gerieben im Enddarm zur\u00fcckgefunden. Luchnau3) hat schon 1878 das Fehlen eines bei saurer Reaktion wirksamen Enzyms bei den ebenfalls magenlosen Cyprinoiden beschrieben.\nIn bezug auf den histologischen Bau der Pars pylorica, in welcher sowohl bei Selachiern als bei den bis heute von mir untersuchten Teleostiern die charakteristischen S. 453 erw\u00e4hnten Dr\u00fcsenzellen der Pars cardiaca fehlen, war es nicht ohne Interesse, zu untersuchen, ob der Pylorusextrakt peptisch\n*) Unters, a. d. Physiol. Institut Heidelberg, Bd. II, 1882.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. LVI, Heft 1, 1908, S. 47.\ns) \u00dcber die Magen- und Darmverdauung bei einigen Fischen. Inaug.-Diss. K\u00f6nigsberg 1878.\n33*","page":475},{"file":"p0476.txt","language":"de","ocr_de":"\u00bb\n476\tM. van Herwerden,\nwirksam war. Die kleinen Magen der zur Verf\u00fcgung stehenden Teleostier waren hierzu weniger geeignet als diejenige der Selachier ; daher beschr\u00e4nkt sich meine Untersuchung vorl\u00e4ufig auf die letzteren. Es hat sich ergeben, da\u00df Extrakte der Pars pylorica verglichen mit denen der Pars cardiaca nur eine \u00e4u\u00dferst geringe peptische Wirkung zeigen, m\u00f6glicherweise der Verunreinigung mit Pepsin aus den Cardiadr\u00fcsen zuzuschreiben, welches gewi\u00df auch nach sorgf\u00e4ltigem Absp\u00fclen der Schleimhaut nicht vollkommen aus den vielen Falten und Krypten zu entfernen ist. Dieselbe Ursache erkl\u00e4rt wahrscheinlich die nicht selten vorkommende geringe Pepsinwirkung der Oesophagus-extrakte bei saurer Reaktion.\nW\u00e4hrend z. B. bei Scyllium canicula ein Fragment der Pars cardiaca in 0,5\u00b0/oiger HCl innerhalb einer Stunde bei einer Temperatur von 36\u00b0 vollkommen verdaut war, zeigte sich bei einem gleich gro\u00dfen Fragment der Pars pylorica f\u00fcnf Stunden sp\u00e4ter bei derselben Temperatur und bei gleichem S\u00e4uregehalt nur eine Spur von Digestion.\nEine Labwirkung habe ich bei neutraler oder schwach saurer Reaktion \u00f6fters im Magenschleimhautextrakt von Sela-chiern nachweisen k\u00f6nnen, im Gegensatz zu dem neulich publizierten Befund von Sullivan,1) der bei seinen untersuchten Exemplaren bei neutraler Reaktion die F\u00e4higkeit des Extraktes Milch zu koagulieren immer vermi\u00dfte.\nChitinpanzer \u00e4ndern im Magen ihre Konsistenz, man trifft sie als papierd\u00fcnne H\u00e4utchen in dem Speisebrei an. Dieselbe Ver\u00e4nderung sieht man aber in vitro in einer S\u00e4urel\u00f6sung derselben Konzentration. \u00d6fters fand ich das Chitin im Enddarm zur\u00fcck ; Verdauung findet also wahrscheinlich nicht statt. Yung2) kam nach verschiedenen Versuchen bei Selachiern und Teleostiern zu demselben Resultat. Einen reduzierenden Zucker habe ich im Magensaft, der w\u00e4hrend 24 Stunden bei einer Temperatur von 360 mit Chitin in Kontakt war, nicht gefunden.\nEin diastatisches Enzym fehlt im sauren Magensaft und in den Schleimhautextrakten von Scyllium. In Wasser gel\u00f6st\n*) 1. c. S. 466. *) 1. c. S. 472.","page":476},{"file":"p0477.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Magenverdauung der Fische.\n477\nund mit der Sonde in den Magen gebracht, wird St\u00e4rke, wie auch Weinland angibt, gleich erbrochen. Versuche in vivo sind deshalb von Wein land nicht erw\u00e4hnt. Es ergab sich aber bei meinen Versuchen, da\u00df in Seewasser gel\u00f6stes Amylum im Magen sehr gut zur\u00fcckgehalten wird. In dem nach einigen Stunden ausgeheberten Saft war kein reduzierender Zucker nachzuweisen.\nAuch eine Glykogenl\u00f6sung in Seewasser zeigte nach einem Aufenthalt im Magen von einigen Stunden keine Reduktion mit der Fehlingschen Probefl\u00fcssigkeit. Bemerkenswert war in beiden F\u00e4llen die starke Schleimsekretion. Kl\u00fcmpchen Glykogen und Amylum wurden unge\u00e4ndert in Schleim geh\u00fcllt im Mageninhalt zur\u00fcckgefunden. Auch Richet1) und Yung hatten immer negative Resultate bei ihren Versuchen \u00fcber die Wirkung von Magensaft oder Extrakte auf St\u00e4rke, der erste Autor bei Acan-thias und Scyllium, der letztere bei Galeus und Lamna (S. 183). Weinland hat eine ausgedehnte Untersuchung bei verschiedenen Selachiern angestellt. Er konnte nur ein diastatisches Enzym im alkalischen Magensaft von Raja naehweisen, oder im Extrakt der Schleimhaut, welches ebenfalls alkalisch reagierte und auch nur bei dieser Reaktion St\u00e4rke gegen\u00fcber wirksam war. Auch mit dem Schleimhautextrakte von hungernden Rajen, bei welchen also eine Herkunft des diastatischen Enzyms aus der Grustaceennahrung ausgeschlossen war, erlangte Weinland positive Resultate (S. 290). Ich hatte in Neapel nicht die Gelegenheit, die Weinlandschen Versuche bei Raja zu wiederholen, weil w\u00e4hrend meiner Untersuchung \u00fcber ein diastatisches Enzym mir nur Versuchstiere mit sauer reagierendem Mageninhalt zur Verf\u00fcgung standen. Bei dieser letzteren war, auch wenn der Versuch auf die oben angedeutete Weise in vivo genommen wurde, die Auskunft immer negativ. Wohl habe ich aber in letzterer Zeit in Helder im alkalisch reagierenden Magensaft eines Mustelus vulgaris w\u00e4hrend der Crustaceenverdauung ein amylolytisches Enzym naehweisen k\u00f6nnen. Die M\u00f6glichkeit, da\u00df das Enzym aus der Nahrung herstammt, vermochte ich\n*) C. r. de l\u2019Acad. des sc., Paris, Bd. XC, 1880, S. 879.\nTrav. du lab. de Richet, Bd. II, 1893, S. 234.","page":477},{"file":"p0478.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Magenverdauung der Fische.\n479\nFetttr\u00f6pfchen nachweisen k\u00f6nnen. Die physiologische Bedeutung dieses Fettes, welches wahrscheinlich mit dem Sekretionsprozesse der Dr\u00fcsen nichts zu tun hat, weil es auch w\u00e4hrend des Winterschlafes und ebenfalls beim Foetus angetroffen wird,: ist nach Verson noch unaufgekl\u00e4rt.\nVonVolhard1) wirdein englischer Untersucher, Marcet,2) als der erste erw\u00e4hnt, welcher die fettspaltende Funktion der Magenschleimhaut beschrieben hat. Volhard selber ,hat mit einer einwandfreien Methodik die Spaltung von Fetten durch den menschlichen Magensaft nachgewiesen. Nach seiner Untersuchung sind haupts\u00e4chlich von klinischer Seite zahlreiche Befunde \u00fcber Lipolyse publiziert. Es ist hier nicht der Ort, die verschiedenen Untersuchungen \u00fcber dieses Thema ausf\u00fchrlich zu besprechen; nur sei erw\u00e4hnt, da\u00df der Zweifel an die Abscheidung eines fettspaltenden Enzyms durch die Magenschleimhaut der S\u00e4ugetiere, die Vermutung, da\u00df man schlie\u00dflich nur mit einem vom Pankreas herr\u00fchrenden, in den Magen zur\u00fcckflie\u00dfenden Enzym zu tun h\u00e4tte, gen\u00fcgend widerlegt ist durch die Befunde Volhards und durch diejenigen sp\u00e4terer Untersucher. So gelang es z. B. Fromme3) nachzuweisen, da\u00df beim Schweine nur das Fundusextrakt deutlich wirksam war, das Extrakt der Pars pylorica fast nicht, eine Tatsache, welche bei der obengenannten Hypothese unerkl\u00e4rbar w\u00e4re.\nNoch mehr \u00fcberzeugend sind die Versuche Laqueurs4) der im Magensaft eines Hundes mit kleinem Magen nach Paulo w, bei welchem Tiere also jeder Zusammenhang mit dem Duodenum aufgehoben war, die Gegenwart eines fettspaltenden Enzyms nachweisen konnte und mit diesem Versuch einen \u00fcbereinstimmenden Befund von Volhard best\u00e4tigte.\nDoch sind in den letzteren Jahren von verschiedener Seite Versuche mitgeteilt, welche gegen die lipolytische Funktion des Magensaftes zeugen w\u00fcrden. So erw\u00e4hnt z. B. Le vit es5) bei\n*) Zeitschr. f. klin. Med., Bd. XLII, 1901, S. 414.\n2)\tThe med. Time and Gazette, New Series, 1858, Bd. XVIII.\n3)\tHofmeisters Beitr., Bd. VII, 1906.\n4)\tHofmeisters Beitr., Bd. VIII, 1906.\n6) Diese Zeitschrift, Bd. XLIX, 1906, S. 273.","page":478},{"file":"p0479.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Magenverdauung der Fische.\n479\nFetttr\u00f6pfchen nachweisen k\u00f6nnen. Die physiologische Bedeutung dieses Fettes, welches wahrscheinlich mit dem Sekretionsprozesse der Dr\u00fcsen nichts zu tun hat, weil es auch w\u00e4hrend des Winterschlafes und ebenfalls beim Foetus angetroffen wird, ist nach Verson noch unaufgekl\u00e4rt.\nVonVolhard1) wirdein englischer Untersucher, Marcet,2) als der erste erw\u00e4hnt, welcher die fettspaltende Funktion der Magenschleimhaut beschrieben hat. Volhard selber hat mit einer einwandfreien Methodik die Spaltung von Fetten durch den menschlichen Magensaft nachgewiesen. Nach seiner Untersuchung sind haupts\u00e4chlich von klinischer Seite zahlreiche Befunde \u00fcber Lipolyse publiziert. Es ist hier nicht der Ort, die verschiedenen Untersuchungen \u00fcber dieses Thema ausf\u00fchrlich zu besprechen; nur sei erw\u00e4hnt, da\u00df der Zweifel an die Abscheidung eines fettspaltenden Enzyms durch die Magenschleimhaut der S\u00e4ugetiere, die Vermutung, da\u00df man schlie\u00dflich nur mit einem vom Pankreas herr\u00fchrenden, in den Magen zur\u00fcckflie\u00dfenden Enzym zu tun h\u00e4tte, gen\u00fcgend widerlegt ist durch die Befunde Volhards und durch diejenigen sp\u00e4terer Untersucher. So gelang es z. B. Fromme3) nachzuweisen, da\u00df beim Schweine nur das Fundusextrakt deutlich wirksam war, das Extrakt \u00bbder Pars pylorica fast nicht, eine Tatsache, welche bei der obengenannten Hypothese unerkl\u00e4rbar w\u00e4re.\nNoch mehr \u00fcberzeugend sind die Versuche Laqueurs4) der im Magensaft eines Hundes mit kleinem Magen nach Pau-low, bei welchem Tiere also jeder Zusammenhang mit dem Duodenum aufgehoben war, die Gegenwart eines fettspaltenden Enzyms nachweisen konnte und mit diesem Versuch einen \u00fcbereinstimmenden Befund von Volhard best\u00e4tigte.\nDoch sind in den letzteren Jahren von verschiedener Seite Versuche mitgeteilt, welche gegen die lipolytische Funktion des Magensaftes zeugen w\u00fcrden. So erw\u00e4hnt z. B. Le vit es5) bei\n*) Zeitschr. f. klin. Med., Bd. XLII, 1901, S. 414.\n2)\tThe med. Time and Gazette, New Series, 1858, Bd. XVIII.\n3)\tHofmeisters Beitr., Bd. VII, 1906.\n4)\tHofmeisters Beitr., Bd. VIII, 1906.\n6) Diese Zeitschrift, Bd. XLIX, 1906, S. 273.","page":479},{"file":"p0480.txt","language":"de","ocr_de":"M. van Herwerden,\nFistelhunden nur geringe Verseifung des Fettes, so lange kein Saft in den Magen aus dem Duodenum \u00fcbertreten konnte, ein Befund, welcher mit denen von Volhard und Laqueur in absolutem Widerspruch steht.\nVersuche \u00fcber Fettresorption habe ich sowohl bei Teleostiern als bei Selachiern angestellt. Oliven\u00f6l- oder Eidotteremulsion wurde mit einem Glasrohr in den Magen des Versuchstieres gebracht, welches seit einigen Tagen oder l\u00e4ngerer Zeit hungerte. Die Erfahrung, da\u00df bei Selachiern die Digestion im Magen sehr lange dauern kann, gab mir Anla\u00df, bei diesen letzteren wenigstens eine Hungerzeit von 10 oder 14 Tagen vor dem Versuche abzuwarten. T\u00f6tet man den Fisch nach einer bestimmten Anzahl Stunden, so findet man Fetttr\u00f6pfchen in gro\u00dfer Zahl im Oberfl\u00e4chenepithel.\nVersons Meinung, da\u00df das Auftreten von Fett nicht die Folge einer Fettresorption sein sollte, gab mir Anla\u00df, auch bei hungernden Fischen mit Osmiums\u00e4ure fixierte Schleimhautfragmente zu untersuchen. Tats\u00e4chlich habe ich bei hungernden Scorpaenae einige Male Fettk\u00f6rnchen im Oberfl\u00e4chenepithel angetroffen, aber immer zur gleichen Zeit Fetttr\u00f6pfchen zwischen den normalen, mit Osmiums\u00e4ure hellbraun gef\u00e4rbten K\u00f6rnern des Dr\u00fcsenepithels. Es liegt auf der Hand, hier in Zusammenhang mit dem langdauernden Nahrungsmangel an eine fettige Degeneration zu denken. Nicolaidesl) hat ebenfalls bei S\u00e4ugetieren Fett in verschiedenen Dr\u00fcsenzellen w\u00e4hrend einer Hungerperiode beschrieben (Pylorus, Pankreas usw.).\nAuch bei einem Torpedo, welcher w\u00e4hrend derselben Periode (14 Tage) in Gefangenschaft lebte, als ein zweites Exemplar, das nach vorhergehender Fettnahrung eine gro\u00dfe Anh\u00e4ufung von Fett-tr\u00f6pfchen im Oberfl\u00e4chenepithel zeigte, fehte das Fett nicht vollkommen. Es ist schwer zu entscheiden, in welchem Ma\u00df man bei diesem Selachier, welcher solch eine lange Zeit zu dem Digestionsproze\u00df im Magen braucht, noch mit einem Reste resorbierten Fettes oder mit einer fettigen Degeneration zu tun hat.\nEinen \u00fcberzeugenden Beweis, da\u00df tats\u00e4chlich eine Fettresorption in der Magenschleimhaut von Selachiern und Te-\n*) Arch. f. Anat. u. Physiol., Physiol. Abt., 1899, S. 518.","page":480},{"file":"p0481.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Magenverdauung der Fische.\n481\nleostiern stattfindet, liefert der Befund, da\u00df bei einigen w\u00e4hrend voller Digestion get\u00f6teten Fischen \u00fcberall in der Submucosa und zwischen der Muskulatur, besonders in den Lymphgef\u00e4\u00dfen, welche die Blutgef\u00e4\u00dfe begleiten, Fettk\u00f6rner nachweisbar waren, Bei hungernden Fischen habe ich dieses nie gefunden.\nWo jetzt die makroskopischen Bilder also ohne Zweifel den Beweis einer deutlichen Fettresorption lieferten, hat man recht, in der Magenschleimhaut und im Mageninhalt ein fettspaltendes Enzym zu erwarten.\nUrspr\u00fcngliche Versuche mit Oliven\u00f6l hatten ein negatives Resultat. Eidotterfett hat den Vorteil, da\u00df man eine bleibende Emulsion mit Wasser bereiten kann. Diese wurde mit Glycerinextrakt der Schleimhaut oder mit Magensaft zusammengebracht, Rosols\u00e4ure gegen\u00fcber neutralisiert, bis 380 erw\u00e4rmt uiid nach einer bestimmten Anzahl Stunden mit n/io-NaOH titriert.\nAuch nach der von Volhard angegebenen Methode, wie sie sp\u00e4ter von Fromme bei Schleimhautextrakten des Hundes und des Schweines mit einer geringen Ab\u00e4nderung von Stade1) gebraucht wurde, habe ich Versuche angestellt. Von einer Emulsion von 3 Eidottern in 100 ccm Wasser wurden f\u00fcr jeden Versuch 20 ccm gebraucht, hierzu 5 ccm neutrales Extrakt gef\u00fcgt und nach 24st\u00fcndigem Verbleiben auf 38\u00b0 in einem Scheidetrichter mit neutralem \u00c4ther und ein paar Kubikzentimeter neutraler Alkohol gesch\u00fcttelt.\nVom \u00c4therextrakt wurde ein bestimmter Teil nach Zuf\u00fcgung einer gleich gro\u00dfen Menge neutralen Alkohols titriert mit n/io-NaOH (Phenolphthalein als Indikator). Zur gleichen Zeit wurde ein Kontrollversuch angestellt mit 20 ccm der Emulsion -f- 5 ccm neutralem Glycerin, welche Mischung 24 Stunden derselben Temperatur ausgesetzt war. Der Unterschied in der Acidit\u00e4t zwischen diesen beiden L\u00f6sungen konnte nur den von einem lipolytischen Enzym der Magenschleimhaut gebildeten Fetts\u00e4uren zuzuschreiben sein.\nDie Resultate der in dieser Weise angestellten Versuche waren \u00e4u\u00dferst wechselnd. Wie aus der Tabelle IV hervor-\n0 Beitr. zur chem. Physiol, u. Path., Bd. III, 1902.","page":481},{"file":"p0482.txt","language":"de","ocr_de":"482\nM. van Herwerden,\nin\no\n\u2022<\nUl\nff\nCD\nt\u2014\nP\nCD\n>\nCD\nP\nP\nC-K\n\u00a3T\n\u00a5-*\u2022\nP\n09\newT\np\n<-s\nI\u2014>\u2022\nCO\nin\nCD\nt\u2014i \u2022\n\u00c4 0 O\nCD Pf \u2022\nB* 2 3 ..\ner? 2 ptq O^\n(D M ^ V-\nl\u2014\u00bb*\ty** Q.\nP: g CT* g H Mj c-t* CD\nSL H\n\u00a3r p erq\nCD\nS3\nDT\n<X>\tS*\ti-aH\n\u00cf\u00cf 3 \u00a7 D* SP\nP\tt=*\tco\tp\tSr*\ncd\tco - 5\u2014<\nM\tM\tP\ttt\t2\n*T3 erg ^ erq P\u2019\n\u00ae\t\u00a9\t\u00ae\t\u00bb\t\u00ae\t3\nui ^ b;\nCd\ni\nerq\n5*r \u00e7a,\nO CD\nO 3 er\n\u00d61\u00ab\np\nerq\nCD\n\u00bb\nCO\np\nff>\nCD\nCD\n2 CJt **<\nCD CD CD CD \u2022-i \u00f6 \u00bb\u2014\u00bb\u2022 C3\nin\ng-\nCD E . CD\n^ \u00a9 E? 2\n\u2022 p 3\nS 3\nCD j-j\nPT\t5T t/j\nff\tP\tCD\np\tS3\npf\ti\nM-\no\nto\no\nto\no\nPf\nCD\nCO\noq\ne. *8 & g1 \u00bb\ner erq g \u00b0 \u00ab=*\nCD CD\n* p\ni\nCO CD\n3 \u00a3\u2022 \u00bb\np\nCD\nP\nr-h\n\u00bb-*\nEL\n\u25ba-\u00bb '\ni\nC/3 \u00f6 pr p o o\ng s-\np->\nCD 1-\u00bb. 53 00\np\n53\nPf\nCD\n13\ng &\tC/3 ff P P P.\tg s*\tin ff p P p.\tg &\tCO p CD er p\tUnte:\tder\n00\to p\t\tCD P\t\tp erq\t\u00bb-5 1\t\nO\n*\u00bb\no\nO*\n00\nCD\n^ g* <\n- CD /-s\nCD\n53\nt-*\nerq\nCD\nfT\nl_i 53-\n\u00a30 p\ng 5\ng* o \u00f6\nH 3 CD\n3 C3 p 5 ** \u00a7 CD\nP 53->' 1\nco p O erq\n^\t\u00ab-f \u00ab\u25a0+\u2022\n< B \u00bb-s\nCD \u00f6 \u2022 CD\nerq *-r\nCD\nZ g\u2018 %\n>\u2014\u2022 CD ff CA h*\n^ CD cd tr\n* \u00a9 a\n*-< er\ng & p\n5T R- g\n3 $ 2\nCO *\u2014* <\nO\n53\nerq\n< CD\no **\nfS\nl-J\u00bb\nerq o-P <3 OD\n3\nCD\n\u00a9 2 CD C0 i\nCO\nCO\no\nCD-\n5T\nCD\n& Ul\n5 g\nff\n^ P-\nPf P \u00caT. b* tr*\nI CD C0\nCD\nCO\nCD\nfT\nCD\nff\nN\nff\nCD\n*-*\nCD\n<1\nCD\nfT\nUl\nP\ncd\nC0\nCD\np*f\ner\no\nPa\nCD\n<3\n0\n?\nP\nfT\nPf\n1\nC/3\nff\n\u00abp\nPf\nCD\nP\nCO\n*\n\u00ab\n\u00a3T\n3\ns\nerq\nCD\no\nCD\nI\nH*\nCA\nH'\no\np\nw\nff\u00bb\nPi\no\nCD\nfr\nI\n\u00a3d\nCD\np\nrr\npf i\u2014i \u2022\no\np\nN\nCD *\u2014>\u2022\nP\nP\n\u00ee\u00bbr\n? CD CD\np5 3 o \u00ab\ner\nP\nCD\ner\no\nP N\nP B\n^ tri ^\n? g. \u00ab\nC\u00bb CD O P P *\nCd\nCD\nB\nCD\n3-\nerq\nCD\nP\nTabelle IV.","page":482},{"file":"p0483.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Magenverdauung der Fische.\n483\ngeht, war einige Male die Auskunft unwiderlegbar positiv; demgegen\u00fcber stehen aber f\u00fcnf Versuche bei Selachiern, bei welchen der Glycerinextrakt auf das Dotterfett lipolytisch vollkommen unwirksam war.\nGanz anders sind die Resultate, wenn man von einem\nFette wie Monobutyrin ausgeht. Hanriot1) hat im Jahre 1898\ndieses k\u00fcnstlich bereitete Fett benutzt, um die Gegenwart einer\nLipase im Blutserum nachzuweisen. Die Untersuchung wird\nhierdurch sehr vereinfacht, wreil die Titration gleich in der\nurspr\u00fcnglichen Fl\u00fcssigkeit geschehen kann, ohne da\u00df es not-\n\u2022\u2022\nwendig ist, ein Atherextrakt zu bereiten. Arthus2) hat sp\u00e4ter zu beweisen versucht, da\u00df die sogenannte Lipase Hanriots nur eine Monobutyrase sei, d. h. ein Enzym, das wohl imstande ist, ein k\u00fcnstliches Fett wie Monobutyrin zu spalten, aber nat\u00fcrlichen Fetten gegen\u00fcber unwirksam sein soll.\nAu\u00dfer Hanriot3) selber hat auch Bitny Schliakto4) in einer ausf\u00fchrlichen Arbeit die Auffassung Arthus\u2019, da\u00df im S\u00e4ugetierblute eine echte Lipase nicht vork\u00e4me, gen\u00fcgend widerlegt. W\u00e4hrend Arthus n\u00e4mlich auf Grund einer eigenen Untersuchung dem Serum die F\u00e4higkeit, nat\u00fcrliche Fette zu spalten, abspricht, erhielt Bitny Schliakto mit einer kleinen Modifikation von Arthus\u2019 Versuchen ein vollkommen positives Resultat und best\u00e4tigte hiermit die Auffassung Hanriots \u00fcber die lipolytische Wirkung des Serums.\nW\u00e4hrend die meisten Untersucher, welche ein fettspaltendes Enzym in der Magenschleimhaut nachzuweisen versuchten, der Methode Volhard folgten, haben B\u00e9nech und Guyot5) Glycerinextrakte des Pferdemagens auf Monobutyrin einwirken lassen. Es ergab sich, da\u00df die Pars cardiaca zweimal so viel Monobutyrin spaltete als ein gleich gro\u00dfer Teil der Pars pylorica. Natronlauge hatte einen sch\u00e4dlichen Einflu\u00df auf die Lipase. Wenn 5 ccm Glycerinextrakt mit 10 Tropfen n/io-NaOH w\u00e4hrend einer Stunde auf 40\u00b0 erw\u00e4rmt wurden, war die Wirksamkeit\n*) Arch, de Physiol., Bd. X, 1898, S. 797.\n2) Journal de physiol, et de path, g\u00e9n., Bd. IV, 1902, S. 56.\n8) Journal de physiol, et de path, g\u00e9n., Bd. IV, 1902, S. 289.\n4) Arch, de sc. biol., St. P\u00e9tersbourg, Bd. XI, Nr. 4 et 5, 1905, S. 370.\n\u00bb) C. r. de la Soc. de biol., Bd. LV, 1903, S. 994.","page":483},{"file":"p0484.txt","language":"de","ocr_de":"484\tM. van Herwerden,\ndes Enzyms auf ein Drittel reduziert, mit 20 Tropfen war die Lipolyse fast aufgehoben. Unter denselben Verh\u00e4ltnissen verursachte Digestion mit HCl erst eine Hemmung, wenn 15 Tropfen Wio-HCl zugef\u00fcgt wurden.\nAuch in normalem Magensaft des Menschen haben B\u00e9nech und Guyot1) ein monobutyrinspaltendes Enzym nachgewiesen.\nMeine Versuche \u00fcber die Spaltung des Monobutyrins wurden an der zoologischen Station in Helder angestellt, bei Raja (3 Exempl.), Acanthias (2 Exempl.), Gadus (3 Exempl.) und Cyclopterus (4 Exempl.). Au\u00dferdem wurde eine gro\u00dfe Anzahl Kontrollversuche angestellt.\n10 ccm einer neutralen w\u00e4sserigen l\u00b0/oigen L\u00f6sung von Monobutyrin (Merck) wurden mit 5 ccm Glycerinextrakt der Magenschleimhaut versetzt. Dieses letztere war in der Weise bereitet, da\u00df die fein geriebene Schleimhaut bei Zimmertemperatur 24 Stunden mit Glycerin und Wasser (2: 1) extrahiert und zum Schlu\u00df koliert wurde.\nDie innere Oberfl\u00e4che des Magens war vorher wiederholt mit Seewasser abgesp\u00fclt. Das Gemisch von Monobutyrin und Extrakt wurde neutralisiert mit n/io-NaOH (Phenolphthalein oder Rosols\u00e4ure als Indikator), bei 38\u00b0 erhitzt und nach einer bestimmten Anzahl Stunden wieder titriert.\nAls Kontrollversuch wurde immer Monobutyrin in derselben Weise mit 5 ccm gekochtem Extrakte versetzt. Mit dem Ziel, den Einflu\u00df von S\u00e4ure und Alkali zu untersuchen, sind verschiedene Versuche angestellt, bei welchen nach der Neutralisation noch n/io-NaOCl oder n/io-HCl der L\u00f6sung zugef\u00fcgt wurde. Auch Monobutyrin mit einfachem Glycerin statt der Schleimhautextrakte wurde einer \u00e4hnlichen Untersuchung unterworfen. (Tab. V.)\nEs hat sich herausgestellt, da\u00df bei alkalischer Reaktion das Monobutyrin ohne Zusatz von Extrakt schon gespalten wird, eine Verseifung durch das Alkali, welche immer gleich beim Neutralisationspunkt aufh\u00f6rt. Im Jahre 1903 ist schon von Doyen und Morel2) nachgewiesen, da\u00df Natriumcarbonat Monobutyrin zu spalten vermag.\n*) C. r. de la Soc. de biol., Bd. LV, 1903, S. 719. \u2019) C. r. de la Soc. de biol., Bd. LIV, S. 785.","page":484},{"file":"p0485.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle\nZur Magenverdauung der Fische.\t485\nN 5\nO O C\u00d6\nO CO\nO TH\nO O CO\no o\nO TH O O T-I\n00 00\n00 00 00\nCO 00\n'\u00f6 d o\no o\nU e\u00f6 cd O\n\u00ab s\ni\u00df i\u00df io iQ iQ\ns s t<\no o o o o","page":485},{"file":"p0486_0487.txt","language":"de","ocr_de":"1\n1\n1\n1\n1\n1\n1\n1\n2\n2\n2\n2\n2\n2\nM. van Herwerden,\n487\nGebrauchte Menge Mono-butyrininccm\nS chl eimhautextrakt oder Magensaft in ccm\n5\n5 (gekocht) 5 5\n5 Magensaft\n5\t\u00bb\n5\n5\n5\n5\n5 (Extrakt der pars pylorica)\n5 Magensaft\n5\t\u00bb\n6 neutralisierter Magensaft\n6\tMagensaft\n5\n5\n5 (gekocht)\n5\t\u00bb\n5 Extrakt der pars cardica\n5 Extrakt der pars pylorica\n2 Magensaft\n5 Extrakt 5 (gekocht) 5 5 5 10\nTabe]\nReaktion\nZu der Mischung zugesetzt\nneutral mit Phenolphthalei\n\u00bb > \u00bb > > > sauer \u00bb\n\u00bb\t\u00bb\nneutral\t\u00bb\n\u00bb\t\u00bb\n\u00bb\t\u00bb\n\u00bb\t>\n>\t\u00bb\nsauer \u00bb\nneutral\t\u00bb\n\u00bb\t\u00bb\n\u00bb\t\u00bb\n>\t>\n>\t\u00bb\nsauer\nneutral \u00bb\nsauer\n\u00bb\t\u00bb\t>\nneutral >\t>\n^-1 ccm n/io-NaOH -f-1 > n/io-HCl\n-j-3 ccm n/io-NaOH + 1 \u00bb n/l0-HCl\n+1 ccm \u00bb/io-HCl\n\"f\" 1 \u00bb\t\u00bb\n+ 3 \u00bb\nZur Magenverdauung der Fische.\nZeitpunkt der Untersuchung\tZur Neutralisation gebrauchte %0-NaOH in ccm\tBemerkungen\nnach 6 Std.\t1,35\t10 g Magenschleimhaut in 25 ccm\n\u00bb 6 >\t0,1\tGlycerinwasser.\n\u00bb 6 >\t0,8\t\n> 6 \u00bb\t2,0\tto \u00a9 i M- II \u00a9\n\u00bb 2 \u00bb\t2\t5 ccm Magensaft werden neutralisiert von 1,75 ccm a/10-NaOH. 2 \u2014 1,75 * 0,25.\n\u00bb 18 \u00bb\t2,7\t2,7 \u2014 1,75 = 0,95.\n. \u00bb 2 \u00bb\t2\t12 g Magenschleimhaut in 25 ccm\n\u00bb\t5 >\t2,6\tGlycerinwasser.\n\u00bb\t5 >\t0,4\t\n\u00bb\t5 \u00bb\t3,1\t3,1 \u2014 1 ~ 2,1.\n\u00bb\t5 *\t0,2\t0,7 g Schleimhaut der pars pylorica in 5 ccm Glycerinwasser.\n\u00bb 18 >\t0,8\t5 ccm Magensaft werden neutralisiert von 0,5 ccm n/io-NaOH. 0,8 \u2014 0,5 = 0,3.\n\u00bb 18 >\t0,7\t0,7 \u2014 0,5 \u00ab 0,2.\n\u00bb 18 >\t0,7\t\n\u00bb 18 \u00bb\t6,7\t6 ccm Magensaft werden neutralisiert von 6,7 ccm n/io-NaOH. 6,7 \u2014 6,7 = 0.\n\u00bb\t4 \u00bb\t1,4\t20 g Magenschleimhaut in 40 ccm\n> 18 \u00bb\t1,4\tGlycerin wasser.\n> 18 \u00bb\t0,05\t\n\u00bb 18 >\t0,1\t\n> 18 >\t0,8\tGleich gro\u00dfe Menge (1 g) Schleimhaut der pars cardiaca und der\n> 18 \u00bb\t0,4\t* pylorica, jede in 5 ccm Glycerinwasser.\n\u00bb 18 \u00bb\t1,4\t2 ccm Magensaft werden neutralisiert von 1,3 ccm Wio-NaOH. 1,4 - 1,3 = 0,1.\n\u00bb\t4 \u00bb\t2,1\t15 g Magenschleimhaut in 30 ccm\n\u00bb\t4 >\t0,1\tGlycerinwasser.\n\u00bb\t4 \u00bb\t2,4\t2,4 \u2014 1 = 1,4.\n\u00bb 18 \u00bb\t2,4\t2,4 \u2014 1 = 1,4.\n> 18 >\t4\t4-3 = 1.\n> 18 \u00bb\t0,05\tDie ganze Schleimhaut fein gerieben in Glycerinwasser.","page":0},{"file":"p0488_0489.txt","language":"de","ocr_de":"483\nM. van, Herwerden,\n. \u2022\tGebrauchte Menge Mono-butyrin in ccm\tSehleimhautextrakt in ccm\nCycLopterus 1\t10\t5\n> 1\t10\t5 (gekocht)\n\u00bb 1\t10\t5\n1\t10\t5 (Extrakt der pars pylorica)\n1\t10\t5 (gekocht)\n\u00bb\t2+3\t10\t5\n>\t2+3\t10\t5\n\u00bb\t2+3\t10\t5\n>\t2+3\t10\t5 (gekocht)\n\u00bb\t2+3\t10\t5\n\u00bb\t2+3\t10\t5\n\u00bb\t2+3\t10\t5\n>\t2+3\t10\t5 (Extrakt der pars pylorica)\n\u00bb\t2+3\t10\t5 (Extrakt der pars cardiaca)\n\u00bb\t4\t10\t5\n\u00bb\t4\t10\t5 (gekocht)\n\u00bb\t4\t10\t5\n\u00bb\t4\t10\t5\n\u00bb\t4\t10\t5\n>\t4\t10\t5 (gekocht)\n>\t4\t10\t5\nTabe\nReaktion\nneutral mit Lackmus \u00bb\t>\t\u00bb\n>\t\u00bb\t\u00bb\nneutral mit Phenolphthale\u2019\n\u00bb\t\u00bb\n\u00bb\t\u00bb\nneutral mit Rosols\u00e4ur \u00bb > > neutral mit Phenolphthale\n\u00bb\t>\n\u00bb\t\u00bb\n>\t>\n\u00bb\t\u00bb\n>\t\u00bb\n\u00bb\t>\nI . ,\nZur Magenverdauung der Fische.\n489\nva\nZu der Mischung zugesetzt\n+1 ccm n/io-NaOH\n+ 0,5 ccm n/io-HCl + 1,5 \u00bb\t\u00bb\n+ 0,5 ccm n/io-HCl + 0,3 \u00bb\n4\" 1 ccm \u00f6/io-HGl\nZeitpunkt der Untersuchung\tZur Neutralisation gebrauchte ccm n/io-NaOH\tBemerkungen\nnach 6 Std.\t0,8\t\n\u00bb 6 >\t0,1\t\n\u00bb 6 \u00bb\t0,6\t\n> 18 *\t0,4\t1,7 g Schleimhaut der pars pylorica in 100 ccm Glycerinwasser.\n\u00bb 18 >\t0,05\t\n\u00bb 18 >\t1,3\t12 g Magenschleimhaut in 25 ccm Glycerinwasser.\n\u00bb 18 \u00bb\t1,5\t1,5 \u2014 0,5 = 1.\n\u00bb 18 \u00bb\t2,1\t2,1 \u2014 1,5 = 0,6.\n> 18 >\t0,05\t\n\u00bb 18 \u00bb\t1,2\t\n\u00bb 18 >\t2,0\t2,0 \u2014 0,5 = 1,5.\n> 18 \u00bb\t2,3\t2,3 \u2014 0,3 = 2.\n\u00bb 18 \u00bb\t0,3\tGleich gro\u00dfe Menge Schleimhaut der pars pylorica und der pars\n\u00bb 18 >\t0,4\tcardiaca, jede in 10 ccm Glycerinwasser.\n\u00bb 2 \u00bb\t0,9\t10 g Magenschleimhaut in 25 ccm Glycerinwasser.\n\u00bb\t5 \u00bb\t0,1\t\n> 2 >\t1\t\n\u00bb\t5 >\t1,6\t\u00bb\n>\t5 \u00bb\t1,6\t1,6 \u2014 1 = 0,6.\n\u00bb 24 \u00bb\t0,1\t\n\u00bb\t5 >\t0,1\t\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LVI.\n34","page":0},{"file":"p0490_0491.txt","language":"de","ocr_de":"490\nM. van Herwerden,\nZur Magenverdauung der Fische.\n491\nTabellJ VIII.\n\t\tGebrauchte Menge Mono-butyrin in ccm\tSchleimhautextrakt oder Magensaft in ccm\t\tReaktion\t\t\u25a0. i. !\u00bb\t1\tZu der Mischung zugesetzt\tZeitpunkt der Untersuchung\t\tZur Neutralisation gebrauchte ccm n/io-NaOH\tBemerkungen\nCyclopterus 4\t\t10\t5 Magensaft\t\tsauer\t\t\t\t\tnach 18 Std.\t\t0,3\t5 ccm Magensaft neutralisiert von\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t0,1 ccm n/to-NaOH.\nGadus\t1\t10\t5\tneutral mit Lackmus\t\t\t\t\t\u2014\t\u00bb\t6 \u00bb\t0,6\t272 g Magenschleimhaut in 15 ccm\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tGlycerinwasser.\n\u00bb\t1\t10\t5 (gekocht)\t\u00bb\t\u00bb\t>\t\t\t\u2014\t\u00bb\t6 \u00bb\t0,1\t\n\u00bb\t2\t10\t5\tneutral mit Phenolphthalein\t\t\t\t\t\u2014\t>\t18 \u00bb\t1\t+ 2 g Magenschleimhaut in 15 ccm\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tGlycerinwasser.\n\u00bb\t2\t10\t5\t\u00bb\t\u00bb\t>\t\t\t4-0,3 ccm n/i o-HCl\t\u00bb\t18 \u00bb\t0,6\t0,6 \u2014 0,3 = 0,3.\n\u00bb\t2\t10\t5 (gekocht)\t>\t\u00bb\t\u00bb\t\t\t\u2014\t>\t18 \u00bb\t0,05\t\n\u00bb\t3\t10\t5\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u2022\t\t\u2014\t>\t18 \u00bb\t0,3\t12 g Magenschleimhaut in 30 ccm\n\t\t\t\t\t\t\t\t1\t\t\t\t\tGiycerinwasser.\n>\t3\t10\t5\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\t\t+ 1 ccm \u00df/io-NaOH\t\u00bb\t3 V* \u00bb\t0,05\t15 Stunden sp\u00e4ter noch 0,3 ccm\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tn/io-NaOH zur Neutralisation\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tgebraucht.\n\u00bb\t3\t10\t5 (gekocht)\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u2022\t\t\u2014\t>\t3 7* >\t0,1\t15 Stunden sp\u00e4ter noch 0,05 ccm\n\t\t\t\t\t\t\ti..\t\t\t\t\t\tn/io-NaOH zur Neutralisation\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tgebraucht.\n\u00bb\t3\t10\t5\t\u00bb\t\u00bb\t>\t\t\t\u2014\t\u00bb\t18 \u00bb\t0,2\t\n>\t3\t10\t5 (gekocht)\t>\t\u00bb\t\u00bb\t\u2022\u20221p\t\t\u2014\t\u00bb\t18 \u00bb\t0,05\t\n\u00bb\t3\t10\t5\t\u00bb\t>\t\u00bb\t*\t\t\u2014\t>\t2V* >\t1\t15 g Schleimhaut der pars car-\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tdiaca in 30 ccm Glycerin-\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\twasser.\n>\t4\t10\t5\t\u00bb\t>\t\u00bb\t\t\t\u2014\t>\t27* >\t1\t\n>\t4\t10\t5\t>\t\u00bb\t\u00bb\t\t\t+ 1 ccm n/io-HCl\t\u00bb\t27* >\t2\t2 \u2014 1 = 1.\n\u00bb\t4\t10\t5 (gekocht)\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\t\t\u2014\t\u00bb\t3\t>\t0,1\t\n\u00bb\t4\t10\t5\t\u00bb\t\u00bb\t>\t;\t\t+1 ccm n/io-NaOH\t>\t3\t>\t0,1\t\n\u00bb\t4\t10\t10 (Extrakt der pars\t>\t\u00bb\t\u00bb\t\t\t\u2014\t\u00bb\t3\t>\t0,3\t3 g Schleimhaut der pars pylo-\n\t\t\tpylorica)\t\t\t\t; \u2022 f\t\t\t\t\t\trica in 10 ccm Glycerinwasser.\n34*","page":0},{"file":"p0492.txt","language":"de","ocr_de":"492\nM. van Herwerden,\nTabelle VI, VII und VIII liefern den \u00fcberzeugenden Beweis, da\u00df sowohl bei Teleostiern als bei Selachiern ein Monobu-tyrin spaltendes Enzym im Glycerinextrakte gefunden wird. Wir sehen z. B. bei Raja 1 nach 6 st\u00e4ndigem Erw\u00e4rmen auf 38\u00b0 eine derartige Fettspaltung auftreten, da\u00df 1,35 ccm n/io-NaOH zur Neutralisation gebraucht werden, w\u00e4hrend die Mischung mit dem gekochten Extrakt schon von 0,1 ccm neutralisiert wird. Bei den anderen untersuchten Selachiern erhielt ich einen \u00e4hnlichen Befund. Nur die Schleimhaut eines Acanthiasembryos erwies sich als inaktiv. (Embryo von 19 cm L\u00e4nge.) Was die Teleostier betrifft, zeigte sich die Lipolyse sowohl bei Cyclopterus, als bei Gadus. Bei Gadus 3 ist die Spaltung sehr zweifelhaft, bei Gadus 2 und 4 dagegen wieder sehr \u00fcberzeugend. (Tab. VIII.)\nIn den einzelnen F\u00e4llen, in denen auch der saure Magensaft auf diese lipolytische Wirkung untersucht wurde, sehen wir nur ein deutlich positives Resultat bei Raja 2, bei welchem nach einer Zeitdauer von 18 Stunden 5 ccm Magensaft 2,7 statt 1,75 ccm nho-NaOH zur Neutralisation brauchten. Bei Aeanthias 1 verursachte der vorher neutralisierte Magensaft eine geringe Spaltung des Monobutyrins, der saure Saft war dagegen unwirksam. (Tab. VI.)\nFalls es m\u00f6glich war, die Pars pylorica gesondert zu untersuchen, ergab sich einmal (bei Aeanthias 1) sehr deutlich die gr\u00f6\u00dfere Wirksamkeit des Extraktes der Pars cardiaea. Weniger \u00fcberzeugend war dies bei Cyclopterus. (Tab. VII.)\nImmer negativ waren die Resultate mit gekochtem Extrakt; ebenso wenig gelang es, eine lipolytische Wirkung in Extrakten der Darmmuskulatur nachzuweisen. Dieser letzte Versuch wurde angestellt zur Widerlegung der Auffassung Oppenheimers, da\u00df eine Monobutyrase im Gegensatz zu einer echten Lipase von allen m\u00f6glichen Geweben produziert w\u00fcrde. Ebenfalls unwirksam war das Glycerinextrackt einer gro\u00dfen Menge Taenien, welche den Spiraldarm einer Raja f\u00fcllten (Tab. V).\nWas den Einflu\u00df von S\u00e4ure und Alkali betrifft, ergab\n\u2019) Handb. d. Physiol. Methodik, Tigerstedt, 1908, S. 85.","page":492},{"file":"p0493.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Magenverdauung der Fische.\n493\nsich aus meinen Versuchen, da\u00df Zusatz von 1 ccm n/io-HCl beim neutralisierten Schleimhautextrakt die Enzymwirkung einigerma\u00dfen zu hemmen vermag, nicht aber vollkommen aufh\u00f6ren l\u00e4\u00dft. Alkali hebt die Lipolyse schneller auf als S\u00e4ure von derselben Konzentration.\nW\u00e4hrend bei Raja 1 (Tab. VI) bei urspr\u00fcnglicher neutraler Reaktion nach 6 Stunden 1,35 ccm n/io-NaOH zur Neutralisation gebraucht werden, wird dies, nach Zusatz von 1 ccm n/io-HCl, 2 ccm. Von diesem Werte mu\u00df 1 ccm zur Neutralisation der Salzs\u00e4ure abgezogen werden; es bleibt 2\u20141 = 1 ccm zur Neutralisation der Fetts\u00e4ure \u00fcbrig. Der S\u00e4urezusatz hat die Fettspaltung also etwas gehemmt (1,35\u20141 = 0,35 ccm Unterschied). Nach Zusatz von 1 ccm n/io-NaOH, welcher, wie gesagt, eine Verseifung bis zum Neutralisationspunkte verursacht, braucht man bei Raja 1 nach 6 Stunden 0,8 ccm zur Neutralisation, also eine Abnahme von 1,35\u20140r8 == 0,55 ccm.\nBei Gadus 4 (Tab. VIII) ist nach Zusatz von 1 ccm n/io-HC1 die Lipolyse gleich kr\u00e4ftig als bei urspr\u00fcnglich neutraler Reaktion, w\u00e4hrend 1 ccm n/io-NaOH die Enzymwirkung total aufzuheben vermag.\nNebst einem peptischen Enzym wird also ohne Zweifel in der Magenschleimhaut der Selachier und Teleostier ein fettspaltendes Enzym gebildet. Sp\u00e4tere Versuche werden die Frage beantworten, ob diesem letzteren eine wichtige Rolle, vergleichbar mit der Fettresorption im Darme, zukommt. Die \u00f6fters negativen Resultate bei der Untersuchung des sauren Magensaftes in Zusammenhang mit der Hemmung der Lipolyse bei stark saurer Reaktion in vitro lassen vermuten, da\u00df wenigstens bei Selachiern auf dem H\u00f6hepunkt der peptischen Digestion die Lipolyse fehlt oder unbedeutend ist. M\u00f6chte man nach Analogie der Befunde bei h\u00f6heren Vertebraten dazu hinneigen, der Magenschleimhaut der Fische keine wichtige resorbierende Funktion zuzuschreiben, so sollte man im Auge halten, da\u00df bei Selachiern die physiologischen Verh\u00e4ltnisse nicht vollkommen vergleichbar sind, weil die Nahrung eine viel l\u00e4ngere Zeit im Magen zur\u00fcckgehalten wird, bevor die Digestionsprodukte durch den Pylorus in den Darm \u00fcbertreten. Der kolos-","page":493},{"file":"p0494.txt","language":"de","ocr_de":"4-94- M. van Herwerden, Zur Magenverdauung der Fische.\nsale Umfang des Magens verglichen mit dem \u00e4u\u00dferst kurzen Spiraldarm darf uns aber nicht verf\u00fchren, diesen letzteren von geringerer Bedeutung als den Darm anderer Vertebraten zu achten, weil gerade durch die vielen Spiralwindungen eine sehr gro\u00dfe resorbierende Fl\u00e4che den Digestionsprodukten geboten wird. Die Funktion der Darmschleimhaut und die Enzym Wirkung des Pankreassaftes auf die Verdauungsprodukte, welche den Magen unresorbiert verlassen, sind uns bei Fischen noch sehr wenig bekannt, so da\u00df es nicht geraten ist, mit der L\u00fccke in unseren Kenntnissen auf letzterem Gebiet schon jetzt bei Fischen \u00fcber eine m\u00f6gliche Bedeutung des Magens als resorbierendes Organ ein Urteil auszusprechen.","page":494}],"identifier":"lit18902","issued":"1908","language":"de","pages":"453-494","startpages":"453","title":"Zur Magenverdauung der Fische","type":"Journal Article","volume":"56"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:54:32.991469+00:00"}