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{"created":"2022-01-31T16:47:30.593754+00:00","id":"lit18910","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Herzog, R. O.","role":"author"},{"name":"A. Meier","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 57: 35-42","fulltext":[{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Oxydation durch Schimmelpilze.\nVorl\u00e4ufige Mitteilung.\nVon\nR. O. Herzog und A. Meier.\nMit drei Kurvenzeichnungen im Text.\n(Aus dem chemischen Institut der technischen Hochschule zu Karlsruhe.) (Der Redaktion zugegangen am 11. August 1908.)\nPasteurs1) bekannte biologische Methode der Spaltung von Racematen und inaktiven Gemischen optisch aktiver Antipoden in die aktiven Formen mit Hilfe von Schimmelpilzen ist zwar von Fitz,2) Lewkowitsch,3) Bertrand,4) Harden5) u. a. in verschiedener Weise angewandt worden, aber eine genauere Erkenntnis des Vorganges sowohl nach der chemischen wie nach der physiologischen Seite fehlt noch.6) Wohl ist z. B. von Harden7) die Vermutung ausgesprochen worden, da\u00df es sich um eine Enzym Wirkung handle, auch gewisse tierphysiologische Versuche sprechen daf\u00fcr, aber der Nachweis ist\n*) Comptes rend, de l\u2019Acad., Bd. XLVI, S. 615; Bd. LI, S. 298.\n*) Berl. Ber.,* Bd. IX, S. 1348; Bd. X, S. 276; Bd. XI, S.42; Bd.XII, S. 474; Bd. XIII, S. 1309.\n3) Berl. Ber., Bd. XV, S. 1505; Bd. XVI, IL, S. 1568; Bd. XVI, HI., S. 2721.\n*) Bull. Soc. chim., Bd. XIX, S. 347, 947, 999.\n\u00ae) Journ. Chem. Soc., Bd. LXXXHI, S. 424.\n6)\tVgl. dazu Werner, Stereochemie, S. 63.\n7)\tJourn. Chem. Soc., Bd. LXXXIII, S. 424.\n3*","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36\nR. 0. Herzog und A. Meier,\nnoch nicht erbracht worden. Im folgenden sollen Versuche nach dieser Richtung mitgeteilt werden.1)\nEs war die wahrscheinlichste Annahme, da\u00df es sich um eine Oxydation \u2014 nicht um Assimilation \u2014 des einen Antipoden bei Pasteurs Versuchen handle. Darum gingen wir zun\u00e4chst zum Unterschied von der bisher gew\u00e4hlten Versuchsanordnung so vor, da\u00df erst zu den ausgewachsenen Pilzkulturen \u2014 im folgenden werden zun\u00e4chst nur Versuche mit P\u00e9nicillium glaucum beschrieben \u2014 die zu untersuchenden Stoffe zugesetzt wurden. Schon bevor letzteres geschah, wurde die t\u00e4glich produzierte Kohlens\u00e4ure bestimmt, und mit dem Zusatz an Substrat so lange gewartet, bis die t\u00e4gliche C02-Produktion ziemlich konstant geworden war. Als N\u00e4hrl\u00f6sung wurde zumeist verd\u00fcnnte Bierw\u00fcrze verwendet, nachdem mit anderen zumal an Kohlenhydraten \u00e4rmeren N\u00e4hrb\u00f6den schlechte Erfahrungen gemacht worden waren. Nach dem Zusatz von geeigneten Substraten (Ammoniumsalzen von Oxys\u00e4uren) stieg in kurzem die Kohlens\u00e4ureproduktion sehr erheblich an, fiel aber nach einiger Zeit wieder und zwar schlie\u00dflich bis unter die Menge der Kohlens\u00e4ure, die vor dem Zusatz an NH4-Salz erzeugt worden war. Die folgenden Versuche und Kurven zeigen dies deutlich.\nZun\u00e4chst sei ein Versuch mitgeteilt, der den normalen Verlauf der Kohlens\u00e4ureproduktion kennen lehrt. (Da nicht bei konstanter Temperatur, sondern einfach bei Zimmertemperatur gearbeitet wurde und da ferner eine vollst\u00e4ndig gleichm\u00e4\u00dfige Gasdurchleitung sowie entsprechende R\u00fchrung und Durch-sch\u00fcttelung nicht zur Anwendung kam, zeigen die Kurven keinen sehr stetigen Verlauf, wohl aber ist ihre Neigung ohne Schwierigkeit zu erkennen.)\n*) Da au\u00dfer von Herrn Meier auch noch von anderen Herren in unserem Institute Arbeiten in der angedeuteten Richtung gemacht werden, bitte ich die Herren Fachkollegen, die mit \u00e4hnlichen Versuchen besch\u00e4ftigt sind, freundlichst um Verst\u00e4ndigung. H.","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Oxydation durch Schimmelpilze.\n37\nAm Tage\tC02 in g\tAm Tage\tC08 in g\n1.\t1,08\t15.\t0,96\n2.\t1,04\t16.\t0,95\n3.\t1,03\t17.\t0,83\n4.\t1,10\t18.\t0,87\n5.\t1,15\t19.\t0,83\n6.\t1,12\t20.\t. 0,72\n7.\t1,16\t21.\t0,72\n8.\t1,04\t22.\t0,75\n9.\t1,06\t23.\t0,83\n10.\t1,05\t24.\t0,76\n11.\t1,06\t25.\t0,83\n12.\t1,03\t26.\t0,71\n13.\t1,09\t27.\t0,74\n14.\t0.90 /\t28.\t0,61\nf-<-4\nDie beiden folgenden Versuche zeigen den Verlauf nach Zusatz von NH4-Salzen; beim ersten sind am 6. Tag 10 g \u00df-Oxybutters\u00e4ure (als NH4-Salz) zu 2 1 N\u00e4hrl\u00f6sung zugesetzt worden, beim zweiten 18 g Mandels\u00e4ure (NH4-Salz) zur selben Zeit und zur gleichen Menge der N\u00e4hrl\u00f6sung.","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"38\nR. 0. Herzog und A. Meier,\nAm Tage\tC02 in g\t\tAm Tage\tC02 in g\n1.\t\t\t16.\t1,63\n2.\t\tdurch-\t17.\t1,45\n3.\t\t\u25ba schnittlich\t18.\t1,45\n4.\t\t1,10\t19.\t.\t1,30\n5.\t4\t\t20.\t1,32\n6.\t1,28 (Zusatz)\t\t21.\t1,44\n7.\t1,30\t\t22.\t1,26\n8.\t1,33\t\t23.\t1,36\n9.\t1,44\t\t24.\t1,33\n10.\t1,38\t\t25.\t1,21\n11.\t1,62\t\t26.\t1,30\n12.\t1,66\t\t27.\t1,01\n13.\t1,56\t\t28.\t1,18\n14.\t1,63\t\t29.\t1,10\n15.\t1,55\t\t30.\t0,92\n*\u2014i\u2014i\u2014*\n4\u2014i\u2014i\u2014*\u25a0","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Oxydation durch Schimmelpilze.\n39\nAm Tage\tC02 in g\t\tAm Tage\tC02 in g\n1.\t\t\t16.\t0,92\n2.\t\tdurch-\t17.\t0,86\n3.\t\t> schnittlich\t18.\t0,84\n4.\t\t0,45\t19.\t0,80\n5.\t>\t\t20.\t0,87\n6.\t0,51 (Zusatz)\t\t21.\t0,82\n7.\t0,58\t\t22.\t0,87\n8.\t0,74\t\t23.\t0,87\n9.\t0,73\t\t24.\t0,78\n10.\t0,90\t\t25.\t0,76\n11.\t0,92\t\t26.\t0,72\n12.\t0,90\t\t27.\t0,67\n13.\t1-^ o o\t\t28.\t0,53\n14.\t0,87\t\t29.\t0,52\n15.\t0,98\t\t30.\t0,46\n\u00bb\nDen mitgeteilten Beispielen entspricht in ihren Ergebnissen v\u00f6llig eine sehr gro\u00dfe Anzahl von Versuchen, die mit verschiedenen Oxys\u00e4uren angestellt worden sind.\nUm nun eine Orientierung dar\u00fcber zu gewinnen, wieweit","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\nR. 0. Herzog und A. Meier,\ndie gebildete Kohlens\u00e4ure wirklich verbrannter S\u00e4ure entspr\u00e4che, wurde erstens die nichtverbrannte S\u00e4ure durch geeignete Extraktion der N\u00e4hrl\u00f6sung zur\u00fcckbestimmt und zweitens auf folgende Weise versucht, aus der Kohlens\u00e4ureproduktion selbst zur\u00fcckzuschlie\u00dfen. Die Kurve der \u00abkonstanten C02-Produktion\u00bb vor dem Zusatz wurde verl\u00e4ngert (in der Zeichnung punktiert), bis sie auf die Fortsetzung der Kurve der Gesamtproduktion trifft, und angenommen, da\u00df die auf diese Weise abgegrenzte Fl\u00e4che (F) die C02-Menge veranschaulicht, welche der S\u00e4ureverbrennung entstammt. Es ergab sich aber durchwegs, da\u00df bedeutend weniger S\u00e4ure verschwunden war, als dieser C02-Menge entsprach, wie folgende Zahlen zeigen:\n0,3\u00b0/o Milchs\u00e4urel\u00f6sung. Versuchsdauer: 30 Tage. 3,4 g S\u00e4ure verbrannt. Gesamtmenge an C02 : 12 g, entsprechend einem \u00dcberschu\u00df von 7,05 g C02.\n0,33 \u00b0/o Milchs\u00e4urel\u00f6sung. Versuchsdauer : 16 Tage. 1,8 g S\u00e4ure verbrannt. Gesamtmenge an C02 : 7 g, entsprechend einem \u00dcberschu\u00df von 4,5 g C02.\n0,33\u00b0/o Milchs\u00e4urel\u00f6sung. Versuchsdauer: 16 Tage. 1,2 g S\u00e4ure verbrannt. Gesamtmenge an C02 : 6,8 g, entsprechend einem \u00dcberschu\u00df von 5,1 g C02.\n0,5\u00b0/o Traubens\u00e4urel\u00f6sung. Versuchsdauer: 36 Tage. 2,2 g S\u00e4ure verbrannt. Gesamtmenge an C02 : 8,05 g, entsprechend einem \u00dcberschu\u00df von 2,05 g C02.\n0,5\u00b0/o Mandels\u00e4urel\u00f6sung. Versuchsdauer: 15 Tage. 2,5 g S\u00e4ure verbrannt. Gesamtmenge an C02 : 9,02 g, entsprechend einem \u00dcberschu\u00df von 3,5 g C02.\nDabei scheint fast bei vergleichbaren Versuchen ein einigerma\u00dfen konstantes Verh\u00e4ltnis zwischen verbrannter S\u00e4ure und C02-Produktion \u00fcberhaupt zu bestehen. Auf eine Deutung dieser Verh\u00e4ltnisse soll aber vorl\u00e4ufig nicht eingegangen werden; nur sei noch erw\u00e4hnt, da\u00df die \u00fcbrig gebliebene S\u00e4ure nicht stark optisch aktiv war,ferner, da\u00df nach unseren bisherigen Versuchen gut verbrannt werden: Milchs\u00e4ure, Trauben-\n0 Vgl. auch Harden, 1. c. \u00dcber die stereochemischen Verh\u00e4ltnisse soll sp\u00e4ter eingehender berichtet werden.","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Oxydation durch Schimmelpilze.\n41\n\u2022 \u2022\ns\u00e4ure, Apfels\u00e4ure, Mandels\u00e4ure, \u00df-Oxybutters\u00e4ure; w\u00e4hrend keine merkbare Oxydation eintrat bei: Glykols\u00e4ure, Citronens\u00e4ure, Brenztraubens\u00e4ure und Oxyisobutter-s\u00e4ure; ohne Zweifel spielt also das Vorhandensein des asymmetrischen Kohlenstoffes eine wesentliche Rolle.\nDie bisher beschriebenen Versuche machen es jedenfalls sehr wahrscheinlich, da\u00df es sich bei der Pasteurschen Beobachtung um Oxydation handelt, sind aber vielleicht noch nicht beweisend. Infolge dessen wurde versucht, ob man nicht durch Abt\u00f6tung der Pilze zu einfacheren Bedingung, eventuell zu dem Nachweis gelangen k\u00f6nne, da\u00df es sich um eine fermentative Oxydation handelt. Eine Reihe von vorl\u00e4ufigen Versuchen haben dieses Resultat, wie wir sagen d\u00fcrfen, mit Bestimmtheit ergeben.\nDie Abt\u00f6tung der Pilzh\u00e4ute geschah anfangs durch Aceton, sp\u00e4ter durch Methylalkohol mit m\u00f6glichster Vorsicht. Geschieht die Trocknung vor allem nicht schnell genug, so wird das Oxydationsferment zerst\u00f6rt und es tritt nur eine gewisse Menge C02 auf, die vom Zusatz von Oxys\u00e4uren oder ihren Salzen unabh\u00e4ngig ist und vermutlich auf Zymasewirkung oder \u00e4hnliches zur\u00fcckzuf\u00fchren ist.1) Die Fermentwirkung dauert nur kurze Zeit an und war in allen positiven F\u00e4llen nach 36 Stunden nicht mehr wahrnehmbar. Schon daraus und aus dem Verlauf bei der Gegenwart reichlicher Mengen an Antiseptikum ergibt sich, da\u00df es sich nicht um die Wirkung lebender Zellen handelt. Au\u00dferdem zeigt aber eine \u00dcberimpfung des \u00abFermentes\u00bb auf N\u00e4hrl\u00f6sung, da\u00df die Zahl an vorhandenen lebenden Zellen \u2014 einige Sporen, die in der kurzen Zeit, wie sie f\u00fcr die Abt\u00f6tung nur gebraucht werden darf, durch die verwandten Chemikalien nicht vernichtet werden \u2014 auf keinen Fall den beobachteten chemischen Umsatz hervorrufen k\u00f6nnte.\nVersuche : Pilzh\u00e4ute get\u00f6tet, getrocknet und fein pulverisiert.\n*) Vgl. z. B. Kostytscheff, Ber. d. Deutsch, bot. Ges., Bd. XXII, S. 207, Bd. XXV, S. 118; Maximow, das., Bd. XXII, S. 225; ferner Palladin und Kostytscheff, Diese Zeitschrift, Bd. XLVIII, S. 214; Palladin, das., Bd. XLVII, S. 407, Bd. LV, S. 207, u. a.","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42 Herzog und Meier, \u00dcber Oxydation durch Schimmelpilze.\nI.\ta) 23 g Pilzsubstanz in 100 ccm Wasser suspendiert, das 1/2\u00b0/o FNa enth\u00e4lt, au\u00dferdem etwas Thymol zugesetzt, b) Ebenso wie a, nur 3 g milchsaures Na zugesetzt.\n\ta\tb\nC02 nach 12 Stunden:\t0,02 g\t0,06 g\n\u00bb\t\u00bb\t24\t\u00bb\t:\t0,01 >\to V# O\n>\t>36\t\u00bb\t:\to O O\to -S O\nGesamtmenge an C02:\t0,03 g\t0,07 g\nDifferenz: 0,04 \u00bb\nII.\ta) 23 g Pilzsubstanz, 125 ccm H20, Vs \u00b0/o FNa, etwas Thymol, mit NaHCOs schwach alkalisch gemacht.\nb) Ebenso wie a, nur 3 g milchsaures Na zugesetzt.\na\tb\nC02 nach 12 Stunden:\t0,02 g 0,045 g\n>\t\u00bb\t24\t>\t:\t0,00\t\u00bb\t0,000\t\u00bb\nGesamtmenge an\tCOs :\t0,02 g\t0,045\t\u00bb\nDifferenz:\t0,025\t\u00bb\nIII.\ta) 18 g Pilzsubstanz, 100 ccm H20, Vs \u00b0/o FNa.\nb) wie a, nur 0,781 g freie Milchs\u00e4ure zugesetzt.\nC02 nach 12 Stunden: 0,013 g 0,064 g\n>\t>\t24\t>\t:\t0,005\t>\t0,015\t>\n>\t>36\t\u00bb\t:\t0,000\t>\t0,000\t>\nGesamtmenge an\tC02:\t0,018 >\t0,079\tg\nDifferenz:\t0,061\t>\nDurch Titration wurde gefunden, da\u00df 0,08 g Milchs\u00e4ure fehlten, jedenfalls trat in diesem Falle also keine v\u00f6llige Verbrennung ein.\nFa\u00dft man das Ergebnis der bisherigen Versuche zusammen, so folgt jedenfalls mit Sicherheit, da\u00df es sich um eine katalytische Oxydationswirkung handelt, die neben einer anderen, davon wahrscheinlich direkt unabh\u00e4ngigen C02-Produktion verl\u00e4uft.","page":42}],"identifier":"lit18910","issued":"1908","language":"de","pages":"35-42","startpages":"35","title":"\u00dcber Oxydation durch Schimmelpilze. Vorl\u00e4ufige Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"57"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:47:30.593760+00:00"}