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{"created":"2022-01-31T15:13:00.792952+00:00","id":"lit18913","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Engeland, R.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 57: 49-64","fulltext":[{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Nachweis organischer Basen im Harn.\nVon\nR. Engeland.\n(Aus dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t Marburg.)\n(Der Redaktion zugegangen am 20. Juli 1908.)\nIn einer Reihe von Arbeiten ist in dieser Zeitschrift von Lohmann und Kutscher, Kutscher und Achelis gezeigt, da\u00df im Harn eine Anzahl organischer Basen stecken, die bisher der Beobachtung entgangen waren. Ich habe diese Untersuchungen mit Methoden fortgesetzt, die von den genannten Forschern nicht angewandt wurden, und m\u00f6chte im folgenden \u00fcber meine Ergebnisse berichten.\nI. F\u00e4llung des Harns mit kaltges\u00e4ttigter Quecksilberchlorid- und\nNatriumacetatl\u00f6sung.\nNach dem von Johnson1) angegebenen Verfahren wurden etwa 24 Liter normaler menschlicher Harn mit einer kaltges\u00e4ttigten L\u00f6sung von Quecksilberchlorid und einer ebensolchen von Natriumacetat versetzt. Schon Huppert2) fand, da\u00df mit dieser\nMethode ein Ende der F\u00e4llung nicht zu erreichen ist, sondern\n\u2022 \u2022\nda\u00df eine Probe der filtrierten Fl\u00fcssigkeit mit einem Uberschu\u00df von Quecksilberchloridl\u00f6sung immer wieder einen Niederschlag absetzt. Ich kann diese Wahrnehmung best\u00e4tigen. Ich gab also so lange von den F\u00e4llungsmitteln zu, als auf unmittelbaren Zusatz derselben \u00bbnoch ein Niederschlag entstand. Nach mehrt\u00e4gigem Stehen wurde der Niederschlag abgesaugt und mit einem Gemisch von ges\u00e4ttigter, w\u00e4sseriger Quecksilberchlorid-\nx) Proceedings of the London Roy. Society, Bd. XLII, S. 865; Bd. XLIII, S. 493. Chem. News, Bd. LY, S. 304.\n2) Analyse des Harns von Huppert, 3. Auflage, Wiesbaden 1898, S. 397.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LVII.\n4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nR. Engeland,\nund Natriumacetatl\u00f6sung gut gewaschen. Dann wurde der Niederschlag in verd\u00fcnnte hei\u00dfe Salzs\u00e4ure gebracht und l\u00e4ngere Zeit damit auf dem Wasserbade digeriert. Hierbei ging der gr\u00f6\u00dfte Teil mit dunkelbrauner Farbe in L\u00f6sung, w\u00e4hrend sich das Unl\u00f6sliche klar absetzte. Von ihm wurde dekantiert und schlie\u00dflich abgesaugt. Das Filtrat wurde durch Einleiten von Schwefelwasserstoff vom Quecksilber befreit. Vom ausgeschiedenen Schwefelquecksilber wurde abgesaugt und das Filtrat auf dem Wasserbade bis zur beginnenden Krystallisation eingeengt. Dann wurde erkalten gelassen, wobei die Masse krystalli-nisch erstarrte. Darauf wurde mit Methylalkohol aufge-nommen; ein Teil blieb ungel\u00f6st auf dem Filter. Er bestand nur aus anorganischen Salzen. Das Filtrat wurde abgedampft, der R\u00fcckstand mit hei\u00dfem Wasser aufgenommen und durch Aufkochen mit Tierkohle entf\u00e4rbt und filtriert. Das Filtrat\nwurde bis zur beginnenden Krystallisation eingeengt und dann\n\u2022 \u2022\nerkalten gelassen. Hierauf wurde mit absolutem \u00c4thylalkohol aufgenommen. Hierbei verblieb ein erheblicher Teil ungel\u00f6st, der vorwiegend aus Kreatinin- und Ammoniumchlorid bestand. Das Filtrat hiervon wurde zum Sirup eingeengt, mit wenig absolutem Alkohol aufgenommen und mit alkoholischer Platinchloridl\u00f6sung ausgef\u00e4llt. Der Niederschlag wurde abgesaugt und mit absolutem Alkohol gewaschen. Dann wurde er in hei\u00dfem Wasser gel\u00f6st und mittels Schwefelwasserstoff vom Platin befreit. Das Filtrat vom Platinsulfid wurde zum d\u00fcnnen Sirup eingeengt und mit 30 \u00b0/oiger Goldchloridl\u00f6sung versetzt. Es fiel sofort ein Goldsalz krystallinisch aus. Dasselbe erwies sich als das nicht ganz reine Golddoppelsalz des Kreatinins.\nEs ergab folgende Analysenwerte:\n0,1400 g Substanz gaben 0,0560 g C02 und 0,0258 g H20.\n0,0918 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,0404 \u00bb Au.\nF\u00fcr C4H7N30 \u2022 HCl \u2022 AuC14 Berechnet :\tGefunden :\nAu = 43,5 \u00b0/o\tAu\t=\t44,0 \u00b0/o\nC = 10,9 %\tG\t=\t10,9 \u00bb/O\nH = 2,3 \u00b0/o\tH\t=\t2,1 >\nDas Filtrat der Platinf\u00e4llung wurde abgedampft, mit hei\u00dfem Wasser aufgenommen und mittels Schwefelwasserstoff vom","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"51\n\u00dcber den Nachweis organischer Basen im Harn.\nPlatin befreit. Vom ausgeschiedenen Platinsulfid wurde abfiltriert, zum Sirup eingeengt und mit 30\u00b0/oiger Goldchloridl\u00f6sung versetzt. Nach l\u00e4ngerem Stehen krystallisierte ein Goldsalz in gro\u00dfen gelben Tafeln aus. Es war das Golddoppelsalz des Dimethyl-guanidins. Durch Umkrystallisieren aus hei\u00dfer konzentrierter Salzs\u00e4ure konnte es leicht rein gewonnen werden. Die Analyse ergab folgende Werte:\n0,1074 g Substanz gaben 0,0494 g Au,\n0,1084 \u00bb\t\u00bb\n0,1232 \u00bb\t\u00bb\n0,1012 *\n0,0500 \u00bb \u00bb\n0,0282 \u00bb H20 und 0,0380 g C02. 8,7 ccm N; T. = 14\u00b0; Ba = 750.\nBerechnet:\nF\u00fcr C3H9N3 \u2022 HCl \u2022 AuCl3\nGefunden :\nI. Umkrystallisation II. Umkrystallisation\nAu = 46,2 \u00b0/o\tAu = 46,0 \u00b0/o\t46,1 \u00b0/o\nC\t=\t8,4 \u00b0/o\tC\t=\t\u2014\t8,4\t\u00b0/o\nH\t=\t2,4 \u00b0/o\tH\t=\t\u2014\t2,6\to/o\nN\t=\t9,8 \u00b0/o\tN\t=\t\u2014\t10,1\t\u00b0/o\nDas Golds\u00e4lz schie\u00dft, wie oben bemerkt, beim langsamen Auskrystallisieren in gro\u00dfen gelben Tafeln an. Beim schnellen Auskrystallisieren erscheint es in gl\u00e4nzenden schuppenf\u00f6rmigen Bl\u00e4ttchen. Das Salz schmilzt bei 1440 und zersetzt sich etwa bei 150\u00b0. Es handelt sich demnach hier zweifellos um das asymmetrische Dimethylguanidin von der Struktur\nNH2. CNH \u2022 N(CH3)2,\ndenn das Aurat des von M. Schenck1) beschriebenen synthetischen symmetrischen Dimethylguanidins schmilzt bei 122\u00b0. Auch im Hundeharn scheint das Dimethylguanidin als normaler Bestandteil aufzutreten; wenigstens wurden gelegentlich eines F\u00fctterungsVersuchs aus 2 Liter Hundeharn 0,15 g der Goldverbindung isoliert.\nMit dem weifer unten zu schildernden Verfahren vermochte ich kein Dimethylguanidinaurat zu gewinnen. Ich glaube dies darauf zur\u00fcckf\u00fchren zu m\u00fcssen, da\u00df dasselbe nur aus ann\u00e4hernd reinen L\u00f6sungen willig auskrystallisiert, aus unreinen dagegen\n*) Martin Schenck, \u00dcber methylierte Guanidine und einige andere Guanidinderivate, Inauguraldissertation, Marburg 1907.\n4*","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nR. Engeland,\nnur sehr z\u00f6gernd. Bei dem oben geschilderten Verfahren, also bei der F\u00e4llung in relativ verd\u00fcnnten L\u00f6sungen, enthielt der Niederschlag nur eine ganz beschr\u00e4nkte Anzahl von Substanzen, ich konnte also mit einigerma\u00dfen reinen L\u00f6sungen arbeiten; bei den unten geschilderten Verfahren f\u00e4llte ich dagegen stark eingeengten Harn mit konzentrierteren F\u00e4llungsmitteln. Die F\u00e4llung war daher umfassender, und die das Dimethylguanidin enthaltende Fraktion enthielt so viel verschiedenartige Substanzen, da\u00df das Auskrystallisieren des Dimethylguanidinaurats v\u00f6llig hintangehalten wurde. Jedenfalls ist durch meine Versuche jetzt endg\u00fcltig nachgewiesen, da\u00df im Harn die unmittelbare Vorstufe des Kreatinins, das Dimethylguanidin, auftreten kann.\nII. F\u00e4llung des Harns nach vorheriger Konzentration und Reinigung\nmit Tannin.\nEtwa 28 Liter Harn wurden auf freiem Feuer auf 1/3 des Volumens eingedampft. Dann wurde bei ganz schwach saurer Reaktion mit (20 \u00b0/o) Tanninl\u00f6sung ausgef\u00e4llt. Die F\u00e4llung setzt sich gut ab, wenn man gen\u00fcgend Tanninl\u00f6sung zugegeben hat, soda\u00df man die \u00fcberstehende Fl\u00fcssigkeit klar abgie\u00dfen kann. Es wurde also von der Tanninf\u00e4llung dekantiert und das Dekantat nach bekanntem Verfahren mit Barytwasser vom \u00fcbersch\u00fcssigen Tannin, mit Schwefels\u00e4ure vom Baryt und mit Bleioxyd von der Schwefels\u00e4ure sowie den Resten des Tannins befreit. Die resultierende, dunkel gef\u00e4rbte Fl\u00fcssigkeit wurde mit hei\u00dfer ges\u00e4ttigter Quecksilberchlorid- und Natriumacetatl\u00f6sung ausgef\u00e4llt. Wenn die F\u00e4llung beendigt ist, darf eine Probe der filtrierten Fl\u00fcssigkeit mit einem \u00dcberschu\u00df von kaltges\u00e4ttigter Quecksilberchloridl\u00f6sung auch nach l\u00e4ngerem Stehen keinen Niederschlag mehr absetzen. Nach einigem Stehen wurde die F\u00e4llung abgesaugt und mit kaltges\u00e4ttigter Quecksilberchlorid-und Natriumacetatl\u00f6sung gewaschen. Dann wurde der Niederschlag mit hei\u00dfer verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure digeriert, vom Unl\u00f6slichen dekantiert und schlie\u00dflich abgesaugt. Das Filtrat wurde durch Einleiten von Schwefelwasserstoff vom Quecksilber befreit. Das Filtrat vom Schwefelquecksilber wurde auf dem Wasserbade eingedampft und der R\u00fcckstand mit Methyl-","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"53\n\u00dcber den Nachweis organischer Basen im Harn.\nalkohol aufgenommen. Hierbei blieben die anorganischen Beimengungen ungel\u00f6st zur\u00fcck. Von ihnen wurde abfiltriert, das Filtrat abgedampft, der R\u00fcckstand mit hei\u00dfem Wasser aufgenommen und durch Kochen mit Tierkohle1) energisch entf\u00e4rbt. Die gekl\u00e4rte Fl\u00fcssigkeit wurde zum Sirup eingeengt und mit \u00c4thylalkohol aufgenommen, hierbei blieben Ammonium-und Kreatininchlorid ungel\u00f6st zur\u00fcck. Von ihnen wurde abfiltriert und das Filtrat aufs neue zum Sirup eingeengt und mit absolutem Alkohol aufgenommen.\nDieses Verfahren wurde so lange wiederholt, bis eine in kaltem absolutem Alkohol leicht l\u00f6sliche Masse resultierte. Dann wurde die konzentrierte w\u00e4sserige L\u00f6sung mit 30\u00b0/oiger Goldchloridl\u00f6sung versetzt. Es trat eine reichliche krystallinisehe F\u00e4llung auf. Diese bestand aus reinem Methylguanidinaurat. Dasselbe wurde abgesaugt und aus hei\u00dfer verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure umkrystallisiert. Das Salz schmolz bei 198\u00b0.\nDie Analyse ergab:\n0,1228 g Substanz gaben 0,0586 g Au\n0,1029 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,0491 \u00bb \u00bb (nach Umkrystallisation)\nF\u00fcr C2H7N3 \u2022 HCl \u2022 AuC13\nBerechnet:\tGefunden:\nAu = 47,7 \u00b0/o\tAu = 47,7 \u00b0/o; 47,7 \u00b0/o.\nDie Ausbeute an analysenreiner Substanz betrug ca. 2,1 g.\nDiese Methode scheint die einfachste und damit die geeignetste, um aus relativ geringen Mengen Harn das Methylguanidin zu isolieren. Es k\u00f6nnte nun in betreff des Methyl-und Dimethylguanidins das Bedenken geltend gemacht werden, da\u00df dieselben durch das anhaltende Abdampfen mit Salzs\u00e4ure aus dem ja in gro\u00dfer Menge vorhandenen Kreatinin hervorgegangen sein k\u00f6nnten. Um dies zu pr\u00fcfen, stellte ich 1,802 g analysenreines Kre^tingoldchlorid dar. Davon gaben 0,1057 g Substanz 0,0460 g Au = 43,5 \u00b0/o. Berechnet sind 43,5 \u00b0/o Au.\nAus der Goldverbindung setzte ich mittels Schwefelwasserstoff das Chlorid in Freiheit und rauchte dasselbe etwa 10 mal\n*) Die Knochenkohle \u00abKahlbaum\u00bb ist nicht brauchhar, da sie noch Calciumsulfat enth\u00e4lt. Besser ist die reine Tierkohle von Merck, doch mu\u00df man auch diese vor dem Gebrauch durch Auskochen mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure reinigen.","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54\nR. Engeland,\nmit konzentrierter Salzs\u00e4ure auf dem Wasserbade ab. Den R\u00fcckstand extrahierte ich mit absolutem Alkohol. Hatten sich Methyl- oder Dimethylguanidin gebildet, so mu\u00dften sie in diesen alkoholischen Extrakt gehen, da ja ihre Chloride in absolutem Alkohol sehr viel leichter l\u00f6slich sind als Kreatininchlorid. Es h\u00e4tte also der in Alkohol l\u00f6sliche Teil als Goldverbindung einen h\u00f6heren Goldgehalt haben m\u00fcssen als der R\u00fcckstand.\nIch dampfte den alkoholischen Extrakt ab und f\u00fchrte denselben durch Zusatz von 30\u00b0/oiger Goldchloridl\u00f6sung in die Goldverbindung \u00fcber. Weiter stellte ich aus dem unl\u00f6slichen R\u00fcckstand die Goldverbindung her. Die Analyse beider Goldsubstanzen ergab folgende Zahlen:1)\nI. F\u00fcr den alkoholischen Extrakt.\n0,1216 g Substanz gaben 0,0525 g Au.\nII. F\u00fcr den R\u00fcckstand.\n0,1165 g Substanz gaben 0,0509 g Au.\nBerechnet f\u00fcr C4H7N30 \u2022 HCl \u2022 AuC13:\tGefunden :\nalkoholischer Extrakt R\u00fcckstand Au = 43,5 \u00b0/o\t43,2 \u00b0/o\t43,7 \u00b0/o\nBeide Teile zeigen also gleiche Zusammensetzung und der Goldwert des Kreatinins ist derselbe geblieben; ein Zeichen, da\u00df es keine Ver\u00e4nderung erlitten hat.\nIn einem anderen Falle rauchte ich eine gr\u00f6\u00dfere Menge Kreatininchlorid (etwa 10 g) wiederholt mit konzentrierter Salzs\u00e4ure auf dem Wasserbade ab. Das Kreatininchlorid war aus reinem Kreatin gewonnen. Auch hier kam ich zu dem gleichen Resultat. Alkoholischer Extrakt und R\u00fcckstand lieferten Goldsalze von gleichem Goldgehalt, w\u00e4hrend bei so gro\u00dfen Mengen von Kreatininchlorid zweifellos eine bedeutende Differenz zutage getreten w\u00e4re, wenn sich auch nur relativ geringe Mengen von Abbauprodukten gebildet h\u00e4tten. Ich lasse hier die gefundenen Analysenwerte folgen:\nl) Bei der Darstellung des Kreatiningoldchlorids soll man das Kreatininchlorid in m\u00f6glichst wenig konzentrierter HCl l\u00f6sen und mit 30\u00b0/oiger Goldchloridl\u00f6sung f\u00e4llen. Die Kreatiningoldverbindung ist in konzentrierter Salzs\u00e4ure schwer l\u00f6slich. Sie l\u00e4\u00dft sich damit ohne starken Verlust waschen. Auch das Methylguanidin- und Dimethylguanidinaurat sind in konzentrierter Salzs\u00e4ure schwer l\u00f6slich.","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"55\n\u00dcber den Nachweis organischer Basen im Harn.\nI.\tVom alkoholischen Extrakt.\n0,0964 g Substanz gaben 0,0421 g Au.\nII.\tVom R\u00fcckstand.\n0,1327 g Substanz gaben 0,578 g Au.\nBerechnet f\u00fcr C4H7N30 \u2022 HCl \u2022 AuCls:\tGefunden:\nalkoholischer Extrakt R\u00fcckstand Au = 43,5 \u00b0/o\t43,7 \u00b0/o\t43,6 \u00b0/o\nDamit ist wohl zur Gen\u00fcge dargetan, da\u00df sowohl Methylais auch Dimethylguanidin in der Tat pr\u00e4formiert im Harn vorhanden sind. Auf die Bestandteile der Tanninf\u00e4llung werde ich in einer sp\u00e4teren Arbeit eingehen.\nIII.\tUnmittelbare F\u00e4llung des Harnes mit hei\u00df ges\u00e4ttigter Quecksilberchlorid- und Natriumacetatl\u00f6sung.\nEtwa 40 Liter menschlicher Harn wurden unmittelbar abwechselnd mit hei\u00df ges\u00e4ttigter Quecksilberchlorid- und Natriumacetatl\u00f6sung so lange versetzt, bis eine filtrierte Probe der Fl\u00fcssigkeit mit einem \u00dcberschu\u00df der kalt ges\u00e4ttigten F\u00e4llungsmittel auch beim Stehen keine Tr\u00fcbung mehr gab. Nach mehrt\u00e4gigem Stehen setzte sich der Niederschlag klar ab, soda\u00df von ihm dekantiert werden konnte. Schlie\u00dflich wurde er abgesaugt und mit einer Mischung von kalt ges\u00e4ttigter Quecksilberchlorid-und Natriumacetatl\u00f6sung gewaschen. Dann wurde die F\u00e4llung mit hei\u00dfer verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure digeriert, vom Unl\u00f6slichen erst dekantiert und dann abgesaugt. Das dunkelbraun gef\u00e4rbte Filtrat wurde durch Einleiten von Schwefelwasserstoff vom Quecksilber befreit. Vom ausgeschiedenen Schwefelquecksilber wurde abfiltriert und das Filtrat auf dem Wasserbade bis zur beginnenden Kr y stallisation eingeengt, dann erkalten gelassen und mit Methylalkohol aufgenommen, vom Unl\u00f6slichen (anorganisch) wurde abfiltriert und die methylalkoholische L\u00f6sung zum Sirup eingeengt. Dieser wurde mit hei\u00dfem Wasser aufgenommen und durch Kochen mit Tierkohle energisch entf\u00e4rbt. Die gekl\u00e4rte Fl\u00fcssigkeit wurde zum d\u00fcnnen Sirup eingeengt, wobei reichliche Krystallisation auftrat. Dann wurde mit absolutem Alkohol aufgenommen. Hierbei blieb fast alles Kreatinin ungel\u00f6st zur\u00fcck. Es lie\u00df sich durch Aufnehmen mit Methylalkohol von anorga-","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56\nR. Engeland,\nirischen Beimengungen befreien und durch Umkrystallisation\naus hei\u00dfem verd\u00fcnntem \u00c4thylalkohol rein gewinnen:\n0,1120 g Substanz gaben 0,1088 g AgCl.\nF\u00fcr C4H7N30. HCl\nBerechnet:\tGefunden:\nCI = 23,8 \u00b0/o\t24,0 \u00ab/O\nIch bemerke, da\u00df das Filtrat der Quecksilberf\u00e4llung, vom Quecksilber befreit, nicht mehr die Wey Ische\u2018Reaktion gibt. Es scheint also auch in unverd\u00fcnntem Harn das Kreatinin durch hei\u00dfges\u00e4ttigte Quecksilberchlorid- und Natriumacetatl\u00f6sung so gut wie quantitativ abgeschieden zu werden.\nDas Filtrat vom Kreatininchlorid wurde abgedampft und aufs neue mit absolutem Alkohol aufgenommen. Dies wurde so oft wiederholt, bis die Masse sich auch in kaltem absolutem Alkohol leicht l\u00f6ste. Das Ammonium- und Kreatininchlorid lie\u00dfen sich auf diese Weise fast vollkommen beseitigen. Schlie\u00dflich wurde die Masse mit alkoholischer Platinchloridl\u00f6sung ausgef\u00e4llt. Der Niederschlag setzte sich schmierig zusammen, so da\u00df die \u00fcberstehende Fl\u00fcssigkeit klar dekantiert werden konnte. Die F\u00e4llung wurde mit absolutem Alkohol gewaschen und in hei\u00dfem Wasser gel\u00f6st; vom schwer l\u00f6slichen Ammoniumplatinat wurde abfiltriert und das Filtrat durch Einleiten von Schwefelwasserstoff vom Platin befreit. Das Filtrat vom Platinsulfid wurde zum d\u00fcnnen Sirup eingeengt und mit 30 \u00b0/oiger Goldchloridl\u00f6sung versetzt. Nach mehrt\u00e4gigem Stehen unter dem Exsikkator krystallisierte allm\u00e4hlich ein Goldsalz aus. Dasselbe wurde abgesaugt und aus hei\u00dfer verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure umkrystallisiert.\nHierbei trat starke Reduktion auf, die auch nach mehrmaligem Umkrystallisieren nicht verschwand. Um daher das Salz frei von reduziertem Golde zu bekommen, l\u00f6ste ich es in wenig konzentrierter hei\u00dfer Salzs\u00e4ure und filtrierte in eine mit Eis gek\u00fchlte Saugflasche, in der das Salz denn auch sofort ohne Reduktion auskrystallisierte. Leider reichte das durch das komplizierte Reinigungsverfahren stark verminderte Material nicht mehr zu einer vollst\u00e4ndigen Analyse aus. Die gefundenen Analysenwerte stimmen gut zu dem Aurat des Vitiatins, das bekanntlich schon fr\u00fcher als Bestandteil des normalen Harns nachgewiesen wurde.","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"57\n\u00dcber den Nachweis organischer Basen im Harn.\n0,1120 g Substanz gaben 0,0526 g Au.\n0,1050 g Substanz gaben 8,7 ccm N; T. = 11\u00b0; Ba = 760 mm.\nF\u00fcr C6H14N6 \u2022 2 HCl \u2022 2 AuC13 Berechnet :\tGefunden :\nAu = 47,0 \u00b0/o\tAu = 47,0 \u00b0/o\nN = 10,0 \u00b0/o\tN = 10,0 \u00b0/o\nAus der Mutterlauge dieses Goldsalzes krystallisierte nach wochenlangem Stehen unter dem Exsikkator eine weitere Goldverbindung aus in rotgelben Oktaedern. Die ganze Masse erstarrte schlie\u00dflich zu einem Krystallbrei. Das Salz wurde abgesaugt und aus verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure umkrystallisiert. Es war darin sowie auch im Wasser sehr leicht l\u00f6slich. Auch die aus dem Goldsalz regenerierte Platinverbindung war nur in absolutem Alkohol schwer l\u00f6slich. Ich benutzte daher zur Isolation dieses K\u00f6rpers doch die Gold verbin dung. Dieselbe wurde durch Umkrystallisation aus hei\u00dfer konzentrierter Salzs\u00e4ure gereinigt. Ich lie\u00df das Salz langsam bei gew\u00f6hnlicher Temperatur auskrystallisieren, wobei es sich in Warzen zusammensetzte. Das Salz ist hygroskopisch; beim Erw\u00e4rmen auf 100\u00b0 schw\u00e4rzt es sich, beim st\u00e4rkeren Erhitzen f\u00e4rbt es sich mehr und mehr dunkel und zersetzt sich langsam unter starkem Aufbl\u00e4hen. Die Ausbeute an analysenreiner Substanz betrug 0,5 g der Goldverbindung; doch war dies jedenfalls nur ein kleiner Teil der in Wirklichkeit vorhandenen Substanzmenge, da bei der Leichtl\u00f6slichkeit des Goldsalzes der gr\u00f6\u00dfte Teil beim Umkrystallisieren in den Mutterlaugen blieb.\nDie Analyse\tder\tbei\t60\u00b0 getrockn\u00ebten Substanz ergab:\n0,1197 g\tSubstanz\tgaben\t0,0882 g\tC02 und 0,0439 g H20.\n0,1009 >\t\u00bb\t\u00bb\t11,2 ccm\tN; T. = 13\u00b0; Ba = 743 mm.\n0,1197 \u00bb\t*\t\u00bb\t0,0268 g\tAu.\nDie gefundenen Werte stimmen gut zu der Formel\nC15H36N8013 . HCl \u2022 AuC13.\nF\u00fcr C15H36N8013 * HCl \u2022 AuC13 Berechnet:\tGefunden:\nC\t=\t20,5\t\u00b0/o\nH\t=\t4,3\t\u00b0/o\nN\t=\t12,8\t\u00b0/o\nAu\t=\t22,5\t\u00b0/o\nC = 20,1 o/o H = 4,1 \u00b0/o N = 13,0 % Au = 22,4%\nDie verdoppelte Formel dieses K\u00f6rpers hat bis auf den Sauerstoffgehalt eine nicht zu verkennende \u00c4hnlichkeit mit der","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58\nR. Engeland,\nf\u00fcr die Protamine angegebenen ; so namentlich mit der des Scombrins, f\u00fcr die angegeben wird C30H70N16O6, die verdoppelte Formel unseres K\u00f6rpers lautet: C30H72N16O26.\nDa\u00df es sich in der Tat um einen dem Eiwei\u00df nahestehenden K\u00f6rper handelt, zeigen seine Reaktionen. Das aus dem Goldsalz mittels Schwefelwasserstoff in Freiheit gesetzte Chlorid gibt mit Natronlauge und einigen Tropften Kupfervitriol erw\u00e4rmt starke Biuretreaktion. Mit einer Aufl\u00f6sung von Diazo-benzolsulfos\u00e4ure in Natriumcarbonat gibt es eine intensiv dunkelrote Verf\u00e4rbung. Mit Bromwasser erw\u00e4rmt gibt es nach anf\u00e4nglicher Entf\u00e4rbung eine sich allm\u00e4hlich verst\u00e4rkende tief weinrote Farbe.1) Die Millonsche Reaktion fiel negativ aus. Es handelt sich also jedenfalls um ein hoch molekulares Spreng-st\u00fcck des Eiwei\u00dfes, mit einem betr\u00e4chtlichen Gehalt an Histidin.\nDer Gehalt an Histidin ist nicht erstaunlich, da es mir gelang, aus dem Filtrat der Platinf\u00e4llung auch freies Histidin zu isolieren.\nDas Filtrat der Platinf\u00e4llung wurde abgedampft, der R\u00fcckstand mit hei\u00dfem Wasser auf genommen, mittels Schwefelwasserstoff vom Platin befreit, das Filtrat zum Sirup eingeengt und mit 30\u00b0/oiger Goldchloridl\u00f6sung versetzt. Nach l\u00e4ngerem Stehen unter dem Exsikkator krystallisierte langsam ein Goldsalz aus. Dasselbe wurde abgesaugt und durch Umkrystallisieren aus hei\u00dfer konzentrierter Salzs\u00e4ure gereinigt. Schmelzpunkt und Analyse zeigten, da\u00df es sich um Methylguanidinaurat handelte. Ich lasse die gefundenen Werte folgen:\n0,1205 g Substanz gaben 0,0573 g Au.\n0,1205 \u00bb\t\u00bb\t>\t0,0260 \u00bb C03 und 0,0245 g H20.\n0,1123 \u00bb\t>\t\u00bb\t9,75 ccm N; T. = 12\u00b0: Ba = 746.\nF\u00fcr C2H7N3 \u2022 HCl \u2022 AuCl\nBerechnet:\nC = 5,8 \u00b0/.\nH = 2,0 \u00b0/o\nN = 10,2 \u00b0/o Au = 47,7 \u00b0/o\nGefunden : C = 5,9 \u00b0/o H = 2,3o/o N = 10,2 o/o Au = 47,6 \u00b0/o\nDas Salz schmolz bei 196\u00b0.\n4) Siehe Knoop, Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. XI, S. 356.","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Nachweis organischer Basen im Harn.\n59\nDie Mutterlauge des Methylguanidinaurats wurde mit Schwefelwasserstoff vom Gold befreit, vom Schwefelgold filtriert und zum d\u00fcnnen Sirup eingeengt. Dann wurde mit wenig absolutem Alkohol aufgenommen und in der W\u00e4rme mit hei\u00dfer, ges\u00e4ttigter, alkoholischer Cadmiumchloridl\u00f6sung ausgef\u00e4llt. Durch Eintr\u00e4gen von feingepulvertem Cadmiumchlorid wurde daf\u00fcr Sorge getragen, da\u00df sich die Fl\u00fcssigkeit vollkommen mit dem F\u00e4llungsmittel s\u00e4ttigte. Die volumin\u00f6se F\u00e4llung wurde abgesaugt und mit alkoholischer Cadmiumchloridl\u00f6sung gewaschen. Ich nenne diese F\u00e4llung Cadmiumf\u00e4llung I. Sie wurde in hei\u00dfem Wasser gel\u00f6st, durch Einleiten von Schwefelwasserstoff vom Cadmium befreit und das Filtrat vom Cadmiumsulfid zum d\u00fcnnen Sirup eingeengt. Das Filtrat von Cadmiumf\u00e4llung I ergab auf Zusatz von alkoholischer Natriumacetatl\u00f6sung eine weitere reichliche F\u00e4llung. Sie wurde abgesaugt und mit einem Gemisch von konzentrierter alkoholischer Cadmiumchlorid- und Natriumacetatl\u00f6sung gewaschen. Sie hei\u00dfe Cadmiumf\u00e4llung II.\nSie wurde genau wie F\u00e4llung I behandelt. Die aus ihr gewonnene L\u00f6sung der Chloride gab mit Gold- und Platinchlorid keinen nennenswerten Niederschlag. Dagegen gaben sowohl die aus F\u00e4llung II wie auch aus F\u00e4llung I gewonnenen Chloride eine \u00e4u\u00dferst intensive Diazo- und mit Natronlauge und Kupfervitriol erw\u00e4rmt die Biuretreaktion und verrieten damit die Anwesenheit von Histidin. Um dasselbe zu isolieren, verfuhr ich folgenderma\u00dfen: Ich vereinigte beide Teile und dampfte sie zwecks Austreiben der \u00fcbersch\u00fcssigen Salzs\u00e4ure mehrmals mit Alkohol ab. Dann wurde das Chlor mittels Silbernitratl\u00f6sung beseitigt, vom ausgeschiedenen Chlorsilber abfiltriert und das Filtrat mit Silbernitratl\u00f6sung versetzt, bis eine Probe der Fl\u00fcssigkeit mit Barythydratl\u00f6sung einen braunen Niederschlag gab. Hierauf wurde mit Ammoniak versetzt, bis eine Probe sich mit ammoniakalischer Silberoxydl\u00f6sung nicht mehr tr\u00fcbte. Die entstandene F\u00e4llung wurde abgesaugt und mit Wasser sorgf\u00e4ltig gewaschen. Dann wurde sie mit hei\u00dfer verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure zersetzt. Vom Chlorsilber wurde abgesaugt und das Filtrat mehrmals mit konzentrierter Salzs\u00e4ure auf dem Wasserbade abgedampft, um alles Histidin in das gut krystallisierende","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nR. Engeland,\nDichlorid \u00fcberzuf\u00fchren. Schlie\u00dflich wurde langsam bei gelinder W\u00e4rme zum Sirup eingeengt. Hierbei erstarrte die Masse zu einem Krystallbrei. Die ausgeschiedenen Krystalle wurden abgesaugt und mit absolutem Alkohol gewaschen. Dann wurden sie in hei\u00dfem Wasser gel\u00f6st und durch Kochen mit Tierkohle entf\u00e4rbt. Die gekl\u00e4rte Fl\u00fcssigkeit wurde noch mehrmals mit konzentrierter Salzs\u00e4ure auf dem Wasserbade abgeraucht. Schlie\u00dflich wurde langsam zum d\u00fcnnen Sirup eingeengt; aus diesem schied sich das Dichlorid nach dem Impfen mit einem Kryst\u00e4llchen reinen Histidindichlorids in sch\u00f6nen gro\u00dfen Tafeln aus. Die Krystalle wurden abgesaugt und erst mit etwas konzentrierter Salzs\u00e4ure, dann mit absolutem Alkohol gewaschen. Das so gewonnene Dichlorid schmolz bei 228\u2014230\u00b0 gleichzeitig mit einem Kontrollpr\u00e4parate reinen Histidindichlorids. Mit Natronlauge und einem Tropfen Kupfersulfat erw\u00e4rmt, gab die Substanz eine zun\u00e4chst violette, dann in rot umschlagende Verf\u00e4rbung. Mit Diazobenzolsulfos\u00e4ure in sodaalkalischer L\u00f6sung reagierte sie mit tief dunkelroter Farbe. Dadurch war die Substanz schon an sich als Histidin charakterisiert. Zur endg\u00fcltigen Feststellung f\u00fchrte ich sie nach den Angaben von Steudel in das Pikrolonat \u00fcber und analysierte\ndasselbe. Die gefundenen Werte stimmen f\u00fcr Histidinpikrolonat.\n0,1220 g Substanz gaben 0,2043 g C02 und 0,0433 g H20.\n0,1112 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t22,1 ccm N: T. = 12\u00b0; Ba == 752 mm.\nBerechnet f\u00fcr C6H9N302 \u2022 C10H8N4O5:\tGefunden:\nG = 45,8 \u00b0/o\tC = 45,7 \u00b0/o\nH = 4,1 \u00b0/o\tH = 4,0 \u00b0/o\nN = 23,4%\tN = 23,6%\nDas Pikrolonat schmolz bei 220 \u00b0.\nIn einem anderen Falle vermochte ich bei der Verarbeitung einer kleineren Quantit\u00e4t Ham kein Histidin, wohl aber einen diesem zweifellos sehr nahestehenden K\u00f6rper zu isolieren. Ich verfuhr hierbei folgenderma\u00dfen: Etwa 14 Liter Harn wurden mit neutraler konzentrierter Bleiacetatl\u00f6sung ausgef\u00e4llt, vom Niederschlag abgesaugt und aus dem Filtrat das \u00fcbersch\u00fcssige Blei mit Natriumcarbonat beseitigt; vom ausgeschiedenen Bleiwei\u00df wurde durch Filtration getrennt und die so gereinigte Fl\u00fcssigkeit auf freiem Feuer auf etwa 1ls ihres Volumens eingeengt.","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Nachweis organischer Basen im Harn.\n61\nDann wurde mit Essigs\u00e4ure schwach sauer gemacht und mit hei\u00dfges\u00e4ttigter Quecksilberchlorid- und Natriumacetatl\u00f6sung ausgef\u00e4llt. Die F\u00e4llung wurde abgesaugt und genau in der oben geschilderten Weise behandelt. Auch hier wurde so oft mit Alkohol aufgenommen, bis sich die aus den Quecksilberverbin-dungen dargestellten Chloride in der K\u00e4lte klar darin l\u00f6sten. Die unl\u00f6slichen R\u00fcckst\u00e4nde waren frei von Diazoreaktion gebenden Substanzen. Schlie\u00dflich wurde zur Vertreibung der Salzs\u00e4ure noch einigemal mit Alkohol abgedampft und dann mit Silbernitrat vom Chlor befreit, vom ausgeschiedenen Chlorsilber abfiltriert und das Filtrat mit soviel Silbernitratl\u00f6sung versetzt, da\u00df eine Probe der Fl\u00fcssigkeit mit Barythydratl\u00f6sung eine braune F\u00e4llung gab. Dann wurde die Masse mit Barythydratl\u00f6sung versetzt und feingepulvertes Baryumhydrat im \u00dcbersch\u00fcsse eingetragen. Es wurde damit l\u00e4ngere Zeit unter \u00f6fterem Umr\u00fchren stehen gelassen. Darauf wurde die entstandene F\u00e4llung abgesaugt und sorgf\u00e4ltig mit Wasser ausgewaschen. Die F\u00e4llung wurde mit verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure aufgenommen, vom Unl\u00f6slichen filtriert und in das Filtrat nochmals Baryumhydrat im \u00dcbersch\u00fcsse eingetragen. Die dadurch erzeugte Silberf\u00e4llung wurde nach einigem Stehen abgesaugt und mit Wasser gut gewaschen. Dann wurde sie in verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure gel\u00f6st und tropfenweise mit Ammoniak versetzt, solange die Fl\u00fcssigkeit mit ammoniakalischer Silberoxydl\u00f6sung eine Tr\u00fcbung gab. Die F\u00e4llung wurde abgesaugt und gut mit Wasser gewaschen. Darauf wurde sie mit warmer verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure zersetzt. Das Filtrat vom Chlorsilber wurde auf dem Wasserbade mehrmals mit konzentrierter Salzs\u00e4ure abgeraucht, mit hei\u00dfem Wasser aufgenommen, durch Aufkochen mit Tierkohle entf\u00e4rbt und filtriert. Aus dem Filtrat wurden durch vorsichtigen tropfenweisen Zusatz von verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure Spuren von Baryt ausgef\u00e4llt, vom Baryumsulfat abgesaugt und zum Sirup eingeengt. Dieser erstarrte nach einiger Zeit krystallinisch. Die Masse wurde hierauf mit alkoholischer Pikrolons\u00e4urel\u00f6sung versetzt. Nach einigem Stehen schied sich ein Pikrolonat ab. Dasselbe wurde abgesaugt, mit Alkohol sorgf\u00e4ltig gewaschen und aus hei\u00dfem Wasser umkrystallisiert. Beim erneuten Umkrystallisieren blieb","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"62\nR. Engeland,\nder Zersetzungspunkt konstant. Das Salz war nicht identisch mit Histidinpikrolonat. Es hatte eine hellere Farbe und kry-stallisierte auch beim langsamen Ab dunsten der L\u00f6sung in viel k\u00fcrzeren N\u00fcdelchen als das Histidinpikrolonat. Es zersetzte sich, ohne vorher zu schmelzen, bei 244 \u00b0. Es handelt sich hier jedenfalls um das n\u00e4chst niedere Homologe des Histidins, also um eine Aminoimidazolessigs\u00e4ure.\t\u2666\nIch lasse hier die gefundenen Analysenwerte folgen:\n0,1018 g Substanz gaben 0,1666 g C02 und 0,0388 g H20.\n0,1003 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t21,4 ccm N; T. = 12\u00b0; \u00dfa 752.\nF\u00fcr C5H7N302 \u2022 C10H8N405 Berechnet:\tGefunden:\nC = 44,4 \u00b0/o\tC = 44,6%\nH = 3,7 %\tH = 4,3 o/o\nN = 24,3%\tN = 25,3 o/o1)\nAus einem Teil dieses Pikrolonats stellte ich das Chlorid wieder her durch Ans\u00e4uern mit Salzs\u00e4ure und Aussch\u00fctteln mit \u00c4ther. Dasselbe gab mit einer alkalischen L\u00f6sung von Diazobenzolsulfos\u00e4ure eine dunkelrote Verf\u00e4rbung. Mit Natron-und Kupfersulfat erw\u00e4rmt f\u00e4rbte es sich rot. Das Auftreten eines violetten Farbentones konnte nicht beobachtet werden. Diese Reaktionen weisen deutlich genug auf den Besitz eines Imidazolkernes und die nahe Beziehung zum Histidin hin. Aus der Mutterlauge dieses Pikrolonats krystallisierte beim Einengen ein weiteres Salz in geringer Menge aus. Dasselbe schmolz bei 230\u00b0. Es lieferte bei der Verbrennung 49,6 \u00b0/o Kohlenstoff und 3,0 \u00b0/o Wasserstoff.\n0,0689 g Substanz gaben 0,1254 g C02 und 0,0184 g H20.\nMan k\u00f6nnte hier an ein h\u00f6heres Homologe des Histidins denken. Doch erlaubt es die geringe zur Analyse gelangende Substanzmenge nicht, einen bestimmten Schlu\u00df aus den gefundenen Zahlen zu ziehen. Histidinpikrolonat konnte ich, wie schon oben bemerkt, hier nicht isolieren, vielleicht lag dies daran, da\u00df die Aufteilung durch F\u00e4llung mit Platinchlorid und mit Cadmiumchlorid unterlassen war, so da\u00df die Histidinfraktion zu viele Substanzen enthielt, die sich gegenseitig an der Kry-\n9 Der zu hohe N-Wert erkl\u00e4rt sich dadurch, da\u00df etwas CO in das Absorptionsrohr gelangt war.","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Nachweis organischer Basen im Harn.\n63\nstallisation hinderten. Die nicht krystallinische Mutterlauge gab denn auch nach Beseitigung der Pikrolons\u00e4ure eine sehr intensive Diazoreaktion. Mit Silbernitrat und Ammoniak lie\u00dfen sich 0,4 g Silberverbindungen aus ihr gewinnen. Dieselben enthielten betr\u00e4chtlich weniger Silber und mehr Kohlenstoff als Histidinsilber. Es war zweifellos ein Gemenge von dem Histidin nahestehenden, zum Teil h\u00f6her molekularen Substanzen. Eine derartige konnte ich ja in der oben geschilderten Weise als Goldsalz isolieren.\nMit dem Nachweis von Imidazolderivaten ist die eine, und zweifellos die bedeutsamste Komponente der Diazoreaktion des normalen Harns aufgefunden; die zweite sind die aromatischen Oxys\u00e4uren. Q Durch Quecksilberchlorid und Natriumacetatl\u00f6sung lassen sich jedoch nicht alle Imidazolderivate niedersehlagen, wohl aber scheinbar mit Phosphorwolframs\u00e4ure. Man kann sich hiervon \u00fcberzeugen, wenn man das Filtrat der Quecksilberchlorid-Natriumacetatf\u00e4llung vom Quecksilber befreit einengt und nach vorherigem Ans\u00e4uern die Oxys\u00e4uren durch Extraktion mit \u00c4ther entfernt. Dann gibt die Fl\u00fcssigkeit immer noch eine starke Diazoreaktion. Dieselbe verschwindet fast ganz, wenn man nunmehr die Fl\u00fcssigkeit mit Phosphorwolframs\u00e4ure ausf\u00e4llt. Zersetzt man die Phosphorwolframf\u00e4llung mit Baryt, so zeigt die daraus gewonnene L\u00f6sung der Basen eine starke Reaktion. Durch Silbernitrat und Barytwasser lassen sich die sie bedingenden Substanzen quantitativ niedersehlagen.\nDie aus dieser F\u00e4llung mit Salzs\u00e4ure gewonnene L\u00f6sung der Chloride gibt mit Diazobenzolsulfos\u00e4ure in alkalischer L\u00f6sung eine tief dunkelrote Farbe. Diese Silberf\u00e4llung habe ich bis jetzt noch nicht n\u00e4her untersucht.\nAuch die Tiere scheiden Imidazoderivate aus. Doch scheint hier zwischen Fleisch- und Pflanzenfressern eine starke Differenz zu bestehen. Die Pflanzenfresser scheiden anscheinend sehr viel mehr Imidazolderivate aus als die Fleischfresser. Da\u00df der Harn der Fleischfresser nur eine sehr schwache, der der Pflanzenfresser dagegen eine sehr starke Diazoreaktion gibt, war schon l\u00e4nger bekannt.i) 2) Die aus Harn von Pferden und Ka-\ni) Siehe hierzu Clemens, Deutsch. Archiv f. klinische Medizin,\n1899, Bd. LXIII, S. 74.\t2) Clemens, 1. c.","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64\nR. Engeland,\nninchen gewonnenen Quecksilberchlorid- und Natriumacetatf\u00e4llungen liefern denn auch eine sehr intensive Diazoreaktion. Dieselbe ist bedeutend st\u00e4rker als beim menschlichen Harn. Die F\u00e4llungen aus Hunde- und Katzenharn geben nur schwache Reaktionen. In allen Quecksilberchlorid-Natriumacetatf\u00e4llungen lassen sich aber die die Reaktionen bedingenden Substanzen durch Silbernitrat und Barytwasser quantitativ nie^erschlagen.\nDie Frage, wie es kommt, da\u00df Histidin und andere Imidazolderivate im Harn in merklichen Mengen auftreten, ist wohl dahin zu beantworten, da\u00df das Imidazol als zyklische Verbindung bis zu einem gewissen Grade der physiologischen Verbrennung Widerstand leistet. In dieser Beziehung bildet es ein genaues Analogon zum Benzol, das aus dem Tyrosin stammend mit verschiedenartigen Seitenketten im Harne erscheint. Auch im Verhalten der beiden Grundern\u00e4hrungstypen der S\u00e4ugetierwelt besteht gegen\u00fcber Benzol und Imidazol scheinbar eine Analogie. Die Pflanzenfresser scheiden, wie oben bemerkt, jedenfalls mehr Imidazolderivate ab als die Fleischfresser, wie sie auch mehr Benzolderivate abscheiden.\nEs scheint also der Organismus des Fleischfressers besser geeignet zu sein zur Verbrennung zyklischer Eiwei\u00dfspaltungsprodukte, als der des Pflanzenfressers. Dies geht auch aus folgendem Versuch hervor. Ich injizierte einer Katze Histidin subkutan. Der Harn dieses Tieres zeigte nur spurenhafte Verst\u00e4rkung der Diazoreaktion, bei einem Kaninchen hingegen trat bei der subkutanen Applikation der gleichen Quantit\u00e4t Histidin eine erhebliche Verst\u00e4rkung der Diazoreaktion des Harnes auf.\nDas im Harn auftretende Histidin und seine Verwandten stammen jedenfalls gr\u00f6\u00dftenteils aus den Muskeln, unter deren Extraktivstoffen das Histidin, wie Kutscher1) gezeigt hat, konstant in recht betr\u00e4chtlichen Mengen auftritt. Es ist damit dem Methylguanidin, Vitiatin und Kreatin an die Seite zu stellen, die ja auch unter den Muskelextraktivstoffen auftreten und im Harne wenig oder garnieht ver\u00e4ndert erscheinen.\n*) Zentralblatt f. Physiologie, Bd. XXI, Nr. 2 u. 18.","page":64}],"identifier":"lit18913","issued":"1908","language":"de","pages":"49-64","startpages":"49","title":"\u00dcber den Nachweis organischer Basen im Harn","type":"Journal Article","volume":"57"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:13:00.792957+00:00"}