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{"created":"2022-01-31T13:54:33.143797+00:00","id":"lit18918","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Malen\u00fcck, W. D.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 57: 99-112","fulltext":[{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Chemie der Protamine.\nI. Mitteilung.\nU\nUber das Protamin aus den Spermatozoon des kaspischen\nSt\u00f6rs, Accipenser Guldenst\u00e4dtii.\nYon\nDr. med. W. D. Malen\u00fcck.\n(Aus dem physiologisch-chemischen Laboratorium der Universit\u00e4t Charkow.)\n(Der Redaktion zugegangen am 26. Juli 1908.)\nIm Jahre 1906 wurde unter Leitung des Herrn Prof. Kurajeff im Universit\u00e4tslaboratorium f\u00fcr medizinische Chemie zu Charkow eine Reihe von Arbeiten vorgenommen, welche sich auf das Studium der Protamine bei verschiedenen Fischarten bezogen. Zun\u00e4chst wurde Milch einiger Repr\u00e4sentanten aus der Klasse der Accipenseridae untersucht, die das Kaspische Meer bewohnen ; n\u00e4mlich : Accipenser Stellatus, Accipenser Huso und Accipenser Guldenst\u00e4dtii. Wie bekannt, ist bis jetzt aus den Repr\u00e4sentanten dieser Klasse auf Protamine haupts\u00e4chlich nur die Art des deutschen St\u00f6rs, Accipenser Sturio, untersucht, welcher in der Nordsee vorkommt.\nWas den Accipenser Stellatus anbetrifft, so kennen wir nach den Mitteilungen von Kurajeff, der die Untersuchungen \u00fcber das in dessen Milch enthaltene Protamin angefangen hat, Tatsachen nur betreffs der elementaren Zusammensetzung des schwefelsaueren Protaminsalzes.\nDas Sturin, welches A. Kos sei1) aus den Milchen des deutschen St\u00f6rs gewonnen hat, ist, dem Charakter der in ihm befindlichen basischen und monoamidosauren Komplexe nach, ein Protamin, welches sich scharf von den bekannten Prota-\n9 A. Kos sei untersuchte nur ein Pr\u00e4parat, das Schwefels\u00e4ure Sturin, w\u00e4hrend Goto das Chloroplatinat desselben analysierte. Anderweitige Analysen \u00fcber dieses Protamin fehlen, soweit mir bekannt ist.\n7*","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100\nW. D. Malen\u00fcck,\nminen anderer Fische unterscheidet. W\u00e4hrend das Salmin, Scombrin und Glupein, die am besten bekannten Protamine, nur eine Hexonbase \u2014 Arginin \u2014 enthalten, enth\u00e4lt das Sturin au\u00dfer dem Arginin noch zwei andere Basen \u2014 Lysin und Histidin. Das Sturin enth\u00e4lt nach Kossel und Kutscher1) Stickstoff :\n%\nin Argininform\t63,4 \u00b0/o\nin Lysinform\t8,4 \u00b0/o\nin Histidinform 11,8\u00b0/o\nNicht weniger eigenartig hat sich di\u00e8ses Protamin in bezug auf die in ihm Vorgefundenen Monoamidos\u00e4uren herausgestellt; bis jetzt konnten darin nur das Alanin und eine dem Leucin sehr \u00e4hnliche Amidos\u00e4ure entdeckt werden. Wie bekannt, ist das letzte noch in keinem Protamin vorgefunden worden. Leider sind die Ergebnisse \u00fcber die genannten Amido-s\u00e4uren noch nicht von allen Seiten festgestellt, ebenso wie die elementare Zusammensetzung dieses interessanten Protamins noch nicht f\u00fcr vollst\u00e4ndig ergr\u00fcndet gehalten werden kann. Abgesehen davon, da\u00df bis jetzt noch \u00fcberhaupt sehr wenige Ergebnisse der Elementaranalyse vorliegen, sind dazu noch die Resultate derselben nicht \u00fcbereinstimmend und f\u00fchren zu ungleichen Molekularformeln. Infolge der so sehr interessanten chemischen Individualit\u00e4t dieses Protamins und des Vorhandenseins vielen Unaufgekl\u00e4rten dar\u00fcber in unserem Wissen, wTie gezeigt wurde, habe ich auf Vorschlag von Herrn Prof. Kurajeff das Studium \u00fcber das Protamin des St\u00f6rs unternommen, welcher das Kaspische Meer bewohnt. Einige von den bei dieser Arbeit gewonnenen Tatsachen sind dabei mehr oder weniger pr\u00e4zis festgestellt worden und bilden den Stoff f\u00fcr diese Mitteilung.\nDas Kaspische Meer bewohnen, wie bekannt, jetzt noch in ungeheuerer Quantit\u00e4t 4 scharf verschiedene Arten der Ganoidfische aus der Familie der Accipenseridae : Accipenser Stellatus, Accipenser Huso, Accipenser Rutenus und Accipenser Guldenst\u00e4dtii.\n4) Diese Zeitschrift, Bd. XXXI, S. 185 (1900).","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Chemie der Protamine. I.\n101\nDie letzte Art hat die gr\u00f6\u00dfte \u00c4hnlichkeit mit dem deutschen St\u00f6r, obwohl sie sich in mancher Hinsicht auch von ihm unterscheidet*).\nDer russische St\u00f6r hat ein breites, abgerundetes Maul, die Oberlippe in der Mitte eingeschnitten, die Unterlippe rudiment\u00e4r entwickelt; beim deutschen St\u00f6r finden wir dagegen das Maul bedeutend schm\u00e4ler, dreieckig, die Oberlippe in der Mitte nur eingedr\u00fcckt, die Unterlippe in zwei H\u00e4lften geteilt. Beim russischen St\u00f6r sind die Kopfdornen durch kleine Hautzwischenr\u00e4ume gesondert, beim deutschen kommen sie untereinander in Ber\u00fchrung. Die R\u00fcckenknorpel haben beim russischen St\u00f6r Dornforts\u00e4tze und ber\u00fchren sich nicht, beim deutschen St\u00f6r sind sie ohne Dornforts\u00e4tze und haben keine Zwischen-distanzen. Der russische St\u00f6r hat 30\u201450 seitliche Knorpel, der deutsche \u2014 bedeutend weniger \u2014 27\u201436.\nDer russische St\u00f6r wiegt selten mehr als 100 kg, der deutsche h\u00e4ufig 240 kg.\nDarstellung der Protamine.\nDie Gewinnung der Spermatozoenk\u00f6pfe, in denen nach Mi es eher das Protamin in Form einer nucleinsauren Verbindung enthalten ist, wurde in gew\u00f6hnlicher Weise vollzogen : durch Ausziehen mit Wasser der zerkleinerten Milchen und F\u00e4llung des w\u00e4sserigen Extraktes durch Ans\u00e4uerung mit Essigs\u00e4ure. Die auf solche Art erhaltenen flockigen Niederschl\u00e4ge wurden abfiltriert, vom Filter in starken Spiritus \u00fcbertragen und in solcher Form aus dem Fangorte der Fische transportiert. Zur Protamingewinnung wurden die im Spiritus aufbewahrten Niederschl\u00e4ge der Fischspermatozoenk\u00f6pfe entfettet: zun\u00e4chst durch Kochen mit starkem Spiritus (2\u20143 mal) und dann durch Ausziehen mit \u00c4ther im Soxhletapparat. Die auf diese Art entfetteten Spermatozoenk\u00f6pfe wurden in feine Pulverform zerrieben. Das Protamin gewann ich mittels der Kosselschen Methode: aus einzelnen entfetteten Pulverportionen wurden durch 1\u20142\u00b0/o Schwefels\u00e4ure Extrakte hergestellt.\n*) Brandt und Ratzeburg, Medizinische Zoologie, 1830.","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"102\nW. D. Malen\u00fcck,\nDie F\u00e4llung des schwefelsauren Protaminsalzes wurde durch Zusatz von starkem Spiritus (96\u201498\u00b0/o in dreifachem Volumen) vorgenommen. Die ausgef\u00e4llten wei\u00dfen Niederschl\u00e4ge wurden nach 24 Stunden abgenutscht und mit Spiritus ausgewaschen. Die Hauptmasse des Protamins wurde schon aus den ersten drei schwefelsauren Extrakten gewonnen. Aus dem vierten Extrakt erhielt man durch Spirituszusatz entweder eine Tr\u00fcbung, oder aber einen kleinen Niederschlag; in allen folgenden Extrakten gab es bei Spirituszusatz keine Tr\u00fcbung mehr; dieselben Extrakte aber gaben bedeutende Niederschl\u00e4ge nach Zusatz von Natriumpikrat, oder freier Pikrins\u00e4ure. Weiterhin, wie bekannt, besteht die Darstellung und Reinigung der Protaminpr\u00e4parate nach Kossel in folgendem:\n1. Wiederholte Aufl\u00f6sung des Protaminsulfats in Wasser und Ausf\u00e4llung durch Alkohol; 2. \u00dcberf\u00fchrung der Protaminsulfatl\u00f6sung in \u00f6lartigen Zustand; 3. \u00dcberf\u00fchrung des Sulfats ins Pikrat und 4. \u00dcberf\u00fchrung dieser letzten Verbindung wieder in die Sulfatform. Alle diese Manipulationen sind nach Kossel bei Darstellung reiner Protaminpr\u00e4parate unbedingt notwendig. In dieser Methodik ist die Bedeutung der wiederholten Aufl\u00f6sung des Protaminsulfats in Wasser und die F\u00e4llung desselben durch Spirituszusatz betont. Es ist aus den Arbeiten von A. Kossel und seinen Sch\u00fclern ersichtlich, da\u00df das Protaminsulfat beim wiederholten Aufl\u00f6sen und Ausf\u00e4llen allm\u00e4hlich die F\u00e4higkeit gewinnt, mit Spiritus flockige Niederschl\u00e4ge zu geben, die die Neigung zur Verklebung verlieren.\nWas das Protaminsulfat von unserem kaspischen St\u00f6r ebenso wie desselben vom Accipenser Huso anbetrifft, so unterscheidet es sich in bezug auf die Niederschlagsbildung durch Spiritus vom Protaminsulfat des deutschen St\u00f6rs, und zwar folgenderma\u00dfen : nachdem das Protaminsulfat von unserem Fisch einmal mit Spiritus ausgef\u00e4llt und dann in Wasser aufgel\u00f6st ist, verliert es bei weiterem Spirituszusatz die F\u00e4higkeit, flockige Niederschl\u00e4ge zu bilden; es gewinnt dabei ausgepr\u00e4gte Verklebungseigenschaften und scheidet sich bei weiterem Spiritus-zusatz als homogene, fest an die Gef\u00e4\u00dfwand haftende halbdurchsichtige Masse. Auf Grund einer ganzen Reihe von","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Chemie der Protamine. I.\n103\nquantitativen Analysen ist es mir gelungen, das geschilderte Verhalten unseres Protamins zum Spiritus bis zu einem gewissen Grade aufzukl\u00e4ren. So hat es sich herausgestellt, da\u00df bei wiederholter F\u00e4llung der Protaminsulfatl\u00f6sung durch Spiritus der gr\u00f6\u00dfte Teil der mineralischen Beimischungen entfernt wird, an denen die Sulfatpr\u00e4parate der Protamine ziemlich reich sind. Weiterhin stellte es sich heraus, da\u00df dabei haupts\u00e4chlich das schwefelsaure Calcium entfernt wird. Wie aus folgendem ersichtlich ist, vermindert sich bedeutend in einem und demselben Sulfatpr\u00e4parat der Aschegehalt abh\u00e4ngig von der Anzahl der erw\u00e4hnten F\u00e4llungen.\nNach der einmaligen F\u00e4llung durch Spiritus ist der Aschegehalt des Protaminsulfats 3,75 \u00b0/o\nnach 3maliger 2,74\u00b0/o \u00bb\t5maliger 2,06 \u00b0/o\n\u00bb\t7 maliger 1,32 \u00b0/o\nEbenso demineralisierend wirkte, wenigstens was das schwefelsaure Calcium anbetrifft, die Verdampfung der w\u00e4sserigen Protaminsulfatl\u00f6sungen; bei ihrer Eindichtung fielen gro\u00dfe Massen von Calciumsulfatkrystallen aus. Dieselbe Ausf\u00e4llung von kry-stallinischem Calciumsulfat fand auch statt beim Stehen der Protaminsulfate in \u00f6lf\u00f6rmigem Zustand. Die Pr\u00e4parate des Protaminsulfats enthielten nach dreimaliger F\u00e4llung mit Spiritus, nach Eindichtung ihrer w\u00e4sserigen Aufl\u00f6sungen und danach folgender Aufbewahrung in \u00f6liger Form sehr unbedeutende Aschequantit\u00e4ten: 0,82\u00b0/o, 0,52\u00b0/o, 0,48\u00b0/o, 0,39\u00b0/o.\nNicht ohne Interesse ist die Tatsache, da\u00df die Protaminsulfatpr\u00e4parate aus den ersten Extrakten, unter \u00fcbrigens gleichen Bedingungenihrer Darstellung, bedeutend mehr Mineralsubstanzen enthalten, als die Pr\u00e4parate aus den folgenden Extrakten.\nDer Aschegehalt der Protaminsulfatpr\u00e4parate aus einer und derselben Spermatozoenportion ist\naus\tdem\tI. Extrakt 4,76%\n\u00bb\t\u00bb\tII.\t\u00bb\t2,90 \u00b0/o\n\u00bb\t\u00bb\tIII.\t\u00bb\t1,74%\n\u00bb\t\u00bb\tIV.\t\u00bb\t0,82 %","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"104\nW. D. Malen\u00fcck,\nAlso geht der Hauptteil der Mineralsubstanzen schon in die ersten schwefelsauren Extrakte \u00fcber. Die mangelhafte F\u00e4llbarkeit durch Spiritus des vierten und der folgenden Extrakte, trotzdem dieselben zweifellos noch Protamin enthalten, ist h\u00f6chstwahrscheinlich, wenigstens zum Teil, auch vom niedrigen Salzgehalt abh\u00e4ngig. Die Protaminsulfatl\u00f6sungen, welche keine flockigen Niederschl\u00e4ge durch Spiritus mehr gaben, bildeten solche sofort bei Zusatz von CaCl2, CaS04 und CINa. Leider ist in den Mitteilungen von den Autoren,, welche \u00fcber die Protamine gearbeitet haben, fast nichts \u00fcber Aschegehait in den von ihnen untersuchten Pr\u00e4paraten erw\u00e4hnt, weshalb es auch unm\u00f6glich ist, dar\u00fcber zu urteilen, inwiefern die F\u00e4llbarkeit oder Unf\u00e4llbarkeit des schwefelsauren Protamins durch Spiritus durch den Salzgehalt bedingt wird.\nA. Kossel h\u00e4lt die \u00dcberf\u00fchrung des Protaminsulfats durch den \u00f6lartigen Zustand augenscheinlich f\u00fcr eine Hauptbedingung zur Erhaltung reiner Pr\u00e4parate; welche Bedeutung aber dieses methodologische Moment in der Tat hat \u2014 dar\u00fcber ist nirgends etwas Bestimmtes erw\u00e4hnt.\nWie aus dem vorhergesagten zu ersehen ist, wird durch\n\u2022 \u2022\ndie \u00dcberf\u00fchrung des Protaminsulfats durch den \u00f6lf\u00f6rmigen Zustand ein bedeutender Teil der Mineralsubstanzen entfernt. Inwiefern diese Manipulation zur Reinigung der Protaminpr\u00e4parate von anderen Beimischungen beitr\u00e4gt, und von welchen n\u00e4mlich \u2014 k\u00f6nnen wir auf Grund pers\u00f6nlicher Beobachtungen nicht bestimmt sagen. Nach unserer Erfahrung k\u00f6nnen wir nur feststellen, da\u00df das Entfernen der Adeninbeimischung (welche sich stets in unseren Pr\u00e4paraten vorfand) dadurch nicht garantiert wird ; wir erhielten in Aceton unl\u00f6sliche Pikratreste ebenso\naus den Protaminsulfatpr\u00e4paraten ohne wie mit vorl\u00e4ufiger \u2022 \u2022\n\u00dcberf\u00fchrung durch den \u00f6lf\u00f6rmigen Zustand. Die im Aceton unl\u00f6slichen Pikratniederschl\u00e4ge bestanden haupts\u00e4chlich aus Adeninpikrat. Die Gewinnung des schwefelsauren Protamins aus den \u00f6lartigen L\u00f6sungen bot bei unserem Fische keine Schwierigkeiten. Die Protaminsulfatpr\u00e4parate, welche aus dem Pikrat dargestellt und durch tierische Kohle entf\u00e4rbt wurden, gaben gew\u00f6hnlich ganz farbloses \u00d6l. Die F\u00e4higkeit der Prota-","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Chemie der Protamine. I.\n105\nminsulfatl\u00f6sungen, bei bestimmter Konzentration in \u00f6lf\u00f6rmigen Zustand \u00fcberzugehen, ist jedenfalls eine charakteristische Eigent\u00fcmlichkeit der Protamine.\nDie \u00dcberf\u00fchrung des Protamins durch das Pikrat wieder in die Sulfatform ist in der Kosselsehen Methode eine der schwierigsten Manipulationen. Wie bekannt, spaltet sich hier die Pikrins\u00e4ure ab infolge der Ans\u00e4uerung mit Schwefels\u00e4ure. Das in Wasser unl\u00f6sliche Protaminpikrat gibt jedoch, wie es sich in der Tat herausstellte, sehr schwierig die Pikrins\u00e4ure ab, weshalb man gen\u00f6tigt ist, gro\u00dfe Quantit\u00e4t von Schwefels\u00e4ure zuzugeben und ziemlich lange mit \u00c4ther auszusch\u00fctteln. Das Protaminpikrat wird beim Aussch\u00fctteln mit \u00c4ther unter S\u00e4urezusatz sehr klebrig, setzt sich fest an die Wand des Scheidetrichters, wonach die einzelnen Protaminpartikelchen am Trichterboden unten zur Verklebung kommen, die \u00d6ffnung desselben schlie\u00dfen, was die ganze Manipulation an und f\u00fcr sich komplizierter macht und unvermeidlich zu bedeutenden Verlusten f\u00fchrt.\nNach einer ganzen Reihe von Vorversuchen ist es uns gelungen, die Pikrins\u00e4ure aus dem Protaminpikrat bedeutend einfacher abzuspalten und dasselbe nachher wieder in die Sulfatform \u00fcberzuf\u00fchren. Die Vereinfachung dieser Manipulation besteht in Anwendung eines L\u00f6sungsmittels, in welchem sich nicht nur die Pikrins\u00e4ure leicht l\u00f6st, sondern auch selbst das pikrinsaure Protamin.\nUm dies zu erreichen, wurde der \u00c4ther durch Aceton ersetzt. Der Hauptvorzug des letzteren besteht in der Schwerl\u00f6slichkeit des Protaminsulfats in diesem L\u00f6sungsmittel, weshalb das Protaminsulfat bei Schwefels\u00e4urezusatz zur Acetonprotaminpikratl\u00f6sung in Form eines flockigen Niederschlages ausf\u00e4llt, wobei die Pikrins\u00e4ure im Aceton gel\u00f6st bleibt. Als wir die Protaminpikratnied\u00e8rschl\u00e2ge im Aceton aufl\u00f6sten, haben wir uns \u00fcberzeugen k\u00f6nnen, da\u00df diese Niederschl\u00e4ge nicht einheitlich sind : bei Aufl\u00f6sung der letzten erhielten wir Reste, manchmal bedeutende, die im Aceton unl\u00f6slich blieben; dabei wurden diese Reste beim Stehenbleiben in Aceton stets weicher und krystallisierten in Form von einer verfilzten, wolligen Masse, welche aus zarten haarf\u00f6rmigen Krystallen bestand. Diese Sub-","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"106\nW. D. Malen\u00fcck,\nstanz hat sich bei weiterer Untersuchung als Adeninpikrat herausgestellt. Solche in Aceton unl\u00f6sliche Pikratreste wurden nicht nur aus Protaminpikraten erhalten, die durch direkte F\u00e4llung der schwefelsauren Extrakte mit Natriumpikrat gewonnen wurden, sondern auch aus solchen Pikratpr\u00e4paraten, deren Protamin vorher wiederholt mit Spiritus gef\u00e4llt und in den \u00f6lartigen Zustand \u00fcbergef\u00fchrt worden war. Infolgedessen w\u00e4re es nicht grundlos, zu vermuten, da\u00df die Protaminsulfatpr\u00e4parate, welche nach der gew\u00f6hnlichen Kosselschen Methode erhalten wurden, kaum frei von Beimischung der genannten Base (Adenin) sein konnten. Die Konstatierung dieser verunreinigenden Substanz ist desto schwieriger, weil das Adenin einen Xanthink\u00f6rper darstellt, welcher die den meisten von diesen K\u00f6rpern eigene Murexidprobe nicht gibt. Infolge des hohen Stickstoffgehaltes des Adenins (51,8 \u00b0/o) k\u00f6nnte es bei Anwesenheit in den Protaminpr\u00e4paraten sogar in minimaler Quantit\u00e4t den N-Gehalt der letzteren bedeutend steigern. Bei dem gew\u00f6hnlichen F\u00e4llungsproze\u00df des Protamins erh\u00e4lt man von dem ^vierten Extrakte an schon keine Niederschl\u00e4ge mehr nach Zusatz des dreifachen Spiritusvolumens, w\u00e4hrend man bei Natriumpikratzusatz noch bedeutende Protaminquantit\u00e4ten auch aus den folgenden Extrakten erh\u00e4lt. Auf Grund von vergleichenden Analysen ist die Protaminausbeute bei F\u00e4llung durch Natriumpikrat beinahe um 10\u00b0/o gr\u00f6\u00dfer im Vergleich mit der Quantit\u00e4t desselben bei der Spiritusmethode. So haben wir bei der Protamingewdnnung den Spiritus als F\u00e4llungsmittel des Protamins aus den schwefelsauren Extrakten der Milchen ganz fallen lassen und bedienen uns heutzutage zur Gewinnung der Protamine ausschlie\u00dflich der unten beschriebenen, von uns erfundenen, bequemen und billigen Pikrinacetonmethode.\nDie Gewinnung der schwefelsauren Extrakte wurde in gew\u00f6hnlicher Weise durch Sch\u00fctteln und Zerreiben des entfetteten Spermatozoenpulvers mit 2\u00b0/o Schwefels\u00e4ure w\u00e4hrend einer halben Stunde f\u00fcr jeden einzelnen Extrakt erreicht. Die weiteren Manipulationen waren die folgenden:","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Chemie der Protamine. I.\n107\nI. Darstellung der Pikratniederschl\u00e4ge aus den Extrakten.\nDie schwefelsauren Extrakte werden bei ununterbrochenem R\u00fchren mit w\u00e4sseriger Natriumpikratl\u00f6sung zusammengebracht, bis sich exquisit flockige gut gef\u00e4llte, orangegelbe Niederschl\u00e4ge bilden ; dabei mu\u00df das Filtrat hell ohne Opalescenz und Tr\u00fcbung bleiben. Bei weiterem Natriumpikratzusatz erh\u00e4lt man aus dem Filtrat noch bedeutende Pikratniederschl\u00e4ge ; vorteilhafter ist es aber, dieselben Niederschl\u00e4ge nach der Abnutschung der Hauptniederschlagsmasse zu gewinnen und danach weiterer Bearbeitung und Reinigung gesondert zu unterwerfen.\nDie zuerst erhaltenen Niederschl\u00e4ge (bei noch hellem Filtrat) geben die besten, an Aschegehalt \u00e4rmsten, Pr\u00e4parate. Den Hauptbestandteil dieser Pr\u00e4parate bildet das Protamin (ungef\u00e4hr der Gesamtquantit\u00e4t). Die Niederschl\u00e4ge des Protaminpikrats werden fest, k\u00f6nnen aber leicht in sandige Pulverform zerrieben und ohne Schwierigkeit abgenutscht und ausgewaschen werden. Die abgenutschten und mit H20 ausgewaschenen Pikratniederschl\u00e4ge m\u00fcssen zun\u00e4chst an der Luft getrocknet und nachher erst im Aceton aufgel\u00f6st werden.\nII. Die Aufl\u00f6sung in Aceton.\nZur Aufl\u00f6sung haben wir angewendet Aceton von Kahlbaum bei 56\u201458\u00b0 G. Reines Protaminpikrat l\u00f6st sich leicht in Aceton, indem es orangegelbe durchsichtige L\u00f6sungen bildet ohne Tr\u00fcbung und Opalescenz. Zur Erleichterung des Aufl\u00f6sungsprozesses ist es gut, die Pikratniederschl\u00e4ge zun\u00e4chst in der Reibschale mit Aceton zu zerreiben, darauf werden die in Aceton unl\u00f6slichen Pikratreste einfach abfiltriert.\nZu der abfiltrierten Acetonl\u00f6sung wird vorsichtig tropfenweise H2S04 zugesetzt, um dadurch das Protaminpikrat in die Sulfatform \u00fcberzuf\u00fchren. Schwefels\u00e4ure wird solange zugegeben, bis sich Sulfatniederschl\u00e4ge noch zu bilden verm\u00f6gen. Die S\u00e4ure mu\u00df in kleinen Portionen zugesetzt werden, weil das Protaminsulfat sich im \u00dcberschu\u00df der S\u00e4ure ziemlich leicht l\u00f6st und aus der Acetonl\u00f6sung nicht mehr ausf\u00e4llt. Die bei H2S04-Zu-satz erhaltenen Sulfatniederschl\u00e4ge sind zun\u00e4chst flockig, setzen","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108\nW. D. Malen\u00fcck,\nsich leicht zu Boden, werden danach fest und leicht zerrieben oder beim Sch\u00fctteln in feines Pulver zerschlagen. Die abgesetzten Protaminsulfatniederschl\u00e4ge werden leicht abgetrennt, zun\u00e4chst durch vorsichtiges Dekantieren und dann mit Aceton ausgewaschen. Die auf solche Weise erhaltenen Protaminsulfatniederschl\u00e4ge besitzen schwach gelbe Farbe wegen der anhaftenden Pikrins\u00e4ure, deren Entfernung durch Auswaschen der Niederschl\u00e4ge auf dem Filter oder der Nutsche nicht leicht zu erzielen ist. Dagegen wird die Pikrins\u00e4ure leicht und einfach entfernt durch wiederholte Aufl\u00f6sung des Niederschlags in H20, F\u00e4llung der eingedampften L\u00f6sungen und Zerreiben mit Aceton in dem M\u00f6rser. Dabei f\u00e4llt das Protaminsulfat aus in Form von einer klebrigen Masse, welche, je nach dem Acetongehalt, beim Zerreibungsproze\u00df hart wird. Zur Vermeidung rascher Verh\u00e4rtung mu\u00df das Aceton im Anfang in ziemlich Meinen Portionen zugesetzt werden, damit es m\u00f6glich ist, die klebrige Sulfatmasse in Gegenwart von Aceton langsamer zu zerreiben. Nachher wird die Pikrins\u00e4ure enthaltende Acetonl\u00f6sung durch Dekantieren entfernt. Die zur\u00fcckbleibende Masse wird, falls sie noch sichtbare Pikrins\u00e4urereste enth\u00e4lt, in hei\u00dfem H20 gel\u00f6st, die Aufl\u00f6sung eingedampft und von neuem mit Spiritus und Aceton zerrieben. Um langwierige Eindampfung zu vermeiden, ist es vorteilhaft, die klebrige Sulfatmasse in m\u00f6glichst kleiner Quantit\u00e4t von hei\u00dfem H20 in der Reibschale aufzul\u00f6sen, wieder zur F\u00e4llung zu bringen und mit Aceton zu zerreiben. Nach dreimaliger Aufl\u00f6sung und F\u00e4llung durch Aceton ist die Pikrins\u00e4ure vollkommen entfernt. Ist es w\u00fcnschenswert, das Protaminsulfat in trockener pulverartiger Form zu erhalten, so wird die klebrige Sulfatmasse in H20 aufgel\u00f6st, dann eingedichtet, filtriert und rasch in der Reibschale zerrieben, zun\u00e4chst mit Aceton und dann, nach Entfernung des\n\u2022 \u2022\nletzteren, durch Dekantieren mit wasserfreiem Alkohol und \u00c4ther. Beim Zugie\u00dfen des letzteren wird die klebrige, z\u00e4he Sulfatmasse bald spr\u00f6de und kann leicht zu Pulver zerrieben werden; das letztere wird auf dem Filter oder der Nutsche gesammelt, wo es vor dem Trocknen nochmals mit wasserfreiem Alkohol und \u00c4ther ausgewaschen wird. Das Protaminsulfat wird zu-","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Chemie der Protamine. I.\n109\nn\u00e4chst im Vakuumapparat bei gew\u00f6hnlicher Temperatur \u00fcber H2S04 und weiterhin im Thermostaten bei 110\u00b0 G. getrocknet. Die nach dieser Methode erhaltenen Pr\u00e4parate von Protaminsulfat aus den ersten drei Extrakten enthielten Asche: 0,34\u00b0/o; 0,33o/o und 0,29\u00b0/o; die Sulfatpr\u00e4parate aus den folgenden Ausz\u00fcgen enthielten noch weniger Asche : 0,12\u20140,1 \u00b0/o. Nach der beschriebenen Methode erh\u00e4lt man reinere Pr\u00e4parate des Protaminsulfats betreffs des Aschegehaltes, als durch die gew\u00f6hnliche Kosselsche Methode. Auf diese Weise gewonnene Protaminsulfatpr\u00e4parate stellen das Grundmaterial dar zur Erhaltung aller anderen Protaminverbindungen. Zur weiteren Reinigung des auf diese Weise gewonnenen schwefelsauren Salzes des Protamins wurde es in H20 gel\u00f6st; die L\u00f6sung wurde eingedampft und in \u00d6lform \u00fcbergef\u00fchrt. Die erhaltene \u00f6lartige Fl\u00fcssigkeit wird filtriert, mit Wasser verd\u00fcnnt, durch Natriumpikrat gef\u00e4llt, wie es auch das erstemal geschah; der Pikratniederschlag wird abgesaugt, ausgewaschen, ausgetroeknet und in starkem Aceton aufgel\u00f6st. Dabei erh\u00e4lt man noch einen kleinen in Aceton unl\u00f6slichen Rest. Aus der abfiltrierten Aufl\u00f6sung des Protaminpikrats wird das Sulfat durch Schwefels\u00e4urezusatz gef\u00e4llt. Das von den Pikrins\u00e4ureresten befreite Protaminsulfat wird durch die obenbeschriebene Methode in Pulverform \u00fcbergef\u00fchrt und bis zum konstanten Gewicht bei 108\u2014110\u00b0 G. ausgetrocknet. Rei der Analyse dieses Sulfats wurde erhalten:\nI.\t0,3449 g Substanz gaben bei Verbrennung: 0,4775 g C02 und 0,2034 g H20, was 37,76 \u00b0/o C und 6,55 \u00b0/o H entspricht.\nII.\t0,3100 g Substanz gaben 0,4265 g C02 und 0,1863 g H20, was\n37,52 \u00b0/o C und 6,68 \u00b0/o H entspricht.\nIII.\t0,1890 g Substanz gaben 34,7 ccm N bei 750 mm Hg und 18\u00b0 C., was 39,558 mg N und 20,93 \u00b0/o entspricht.\nIV.\t0,2562 g, hach Kjeldahl analysiert, gaben 38,3 ccm V10\" norm.-NHg, was 53,62 mg N ausmacht und 20,92 \u00b0/o entspricht.\nV.\t0,4152 g Substanz gaben 0,2236 g BaS04, was 0,0940 g H2S\u00d64\nausmacht und 22,64% entspricht.\nVI.\t0,3746 g Substanz gaben 0,2008 g BaS04, was 0,08446 g H2S04\nund 22,54 \u00b0/o entspricht.\nVII.\t0,4638 g des Pr\u00e4parats gaben 0,0014 g Asche, was 0,3 \u00b0/o entspricht.","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\nW. D. Malen\u00fcck,\nIm Mittel enth\u00e4lt das schwefelsaure Protamin:\nC\t=\t37,64 \u00b0/0\nH\t=\t6,61\t\u00b0/o\nN\t=\t20,92 \u00b0/o\nH8S04 =\t22,59 \u00b0/o\nIch habe noch ein Sulfatpr\u00e4parat dargestellt durch \u00dcberf\u00fchrung des Sulfatprotamins (das eben geschildert wurde) durch das Chlorid nach der Methode von Goto: das Chlorid wurde in Pikrat und das letzte wieder in das Sulfat \u00fcbergef\u00fchrt. Das Pikrat l\u00f6ste sich in Aceton vollst\u00e4ndig.\nBei der Analyse dieses bis zum konstanten Gewicht bei 1000 C. ausgetrockneten Pr\u00e4parates wurden folgende Zahlen erhalten :\nVIII.\t0,2752 g Substanz gaben 0,3768 g C02 und 0,1706 g H20, was 37,34 \u00b0/o G und 6,88 \u00b0/o H entspricht.\nIX.\t0,3387 g Substanz gaben 0,4642 g C02 und 0,2014 g H20, was 37,38 \u00b0/o C und 6,61 \u00b0/o H entspricht.\nX.\t0,1585 g Sulfat gaben 30,2 ccm N bei 751,1 mm Hg und 24,7\u00b0 C., was 33,2653 mg N = 20,98 \u00b0/o entspricht.\nXI.\t0,1722 g Substanz gaben 32,2 ccm N bei 748 mm Hg und 21\u00b0 C., was 36,064 mg N = 20,94 \u00b0/o entspricht.\nXII.\t0,2912 g des Pr\u00e4parates gaben 0,1558 s BaSO., was 0,06553 g H2S04 = 22,50o/o entspricht.\nXIII.\t0,3522 g Substanz gaben 0,1880 g BaS04, was 0,07907 g H2S04 = 22,45 \u00b0/o entspricht.\nKleine Spuren von Asche.\nIm Mittel ist auf Grund des angef\u00fchrten analytischen Materials die elementare Zusammensetzung des Pr\u00e4parates folgende :\nG = 37,36 \u00b0/o\nH =\t6,74\t\u00b0/o\nN =\t20,96\t\u00b0/o\nO =\t27,60\t\u00b0/o\nS =\t7,34\t\u00b0/o\nDie gefundenen Analysenzahlen f\u00fcr dieses Pr\u00e4parat stimmen am besten mit der Formel C27H55N1307 \u2022 2 H2S04 \u00fcberein.\nBerechnet f\u00fcr C87H65N1S07 \u2022 2H2S04:\tGefunden im Mittel:\nC\t=\t37,28 \u00b0/o\t37,36\t\u00b0/o\nH\t=\t6,79 \u00b0/o\t6,74\t\u00b0/o\nN\t=\t20,94 \u00b0/o\t20,96\t\u00b0/o\nO\t=\t27,62 \u00b0/o\t27,60\t\u00b0/o\nS =\t7,36 \u00b0/o\t7,34o/o","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Chemie der Protamine. I.\n111\nDie von uns berechnete Formel des schwefelsauren Salzes unseres Protamins unterscheidet sich von der Formel, welche A. Kos sei1) f\u00fcr das von ihm erhaltene schwefelsaure Sturinsalz angegeben ha1 : 4 C36H\u00df9N1907 -f- 11 H2S04.\nIn dem von ihm erhaltenen und untersuchten Pr\u00e4parat \u2022wurde im Mittel gefunden:\nC\tH\tN\tH2S04\n37,42 \u00b0/o\t6,52 \u00b0/o\t22,64 \u00b0/o\t22,69 \u00b0/o\nWie man sieht, unterscheidet sich das schwefelsaure Protamin aus den Spermatozoen unseres St\u00f6rs von demjenigen des deutschen St\u00f6rs nur durch etwas kleineren Stickstoffgehalt.\nDie Untersuchung des in Aceton unl\u00f6slichen Pikratniederschlages.\nWie schon oben bewiesen wurde, f\u00e4llt aus den schwefelsauren Spermatozoenextrakten bei Natriumpikratzusatz gleichzeitig mit dem Protaminpikrat auch noch eine Pikratverbindung einer anderen Substanz aus. Im Gegensatz zum Protaminpikrat ist das letztere Pikrat in Aceton schwer l\u00f6slich, weshalb man es ziemlich leicht vom Protaminpikrat befreien und reinigen konnte. Um den chemischen Charakter dieser Substanz aufzukl\u00e4ren und die Protaminpikratreste zu entfernen, wurden die in Aceton unl\u00f6slichen Pikratverbindungen abgesaugt, mit Aceton ausgewaschen und dreimaliger Krystallisation aus H20 unterworfen. Die erhaltene krystallinisehe Pikratverbindung wurde dann mit Aceton ausgewaschen und in Gegenwart des letzteren durch vorsichtigen Zusatz von H2S04 von der Pikrins\u00e4ure befreit und in das Sulfat \u00fcbergef\u00fchrt. Die Sulfatl\u00f6sung, die noch immer die Biuretreaktion, wenn auch schwach, gab, wurde zur weiteren Reinigung von der Protaminbeimischung durch Natriumpikrat gef\u00e4llt und die erhaltene Pikratverbindung wurde dann von neuem in das schwefelsaure Salz \u00fcbergef\u00fchrt. Die aus der w\u00e4sserigen L\u00f6sung erhaltenen, fast farblosen Krystalle dieses Salzes wurden getrocknet, in Pulverform zerrieben und endlich bis zum konstanten Gewicht bei 110\u00b0 C. ausgetrocknet. Bei der Analyse dieses Pr\u00e4parates ist gefunden worden:\n9 A. Kos sei, Diese Zeitschrift, Bd. XXY, S. 174.","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"\n112 W. D. Malen\u00fcck, Zur Chemie der Protamine. I.\n1.\t0,178 g Substanz gaben 0,0638 g H20 und 0,2176 g C02, was 3,98 \u00b0/o H und 33,34 \u00b0/o C entspricht.\n2.\t0,1860 g Substanz gaben 63 ccm N bei 260 C. und 747,5 mm Hg, was 0,0687015 g N = 36,94 \u00b0/o entspricht.\n3.\t0,2605 g des Pr\u00e4parates gaben 0,1578 g BaS04, was 0,021672 g S = 8,32 \u00b0/o entspricht.\nAlso haben wir f\u00fcr dieses Pr\u00e4parat erhalten:\nC = 33,34 \u00b0/o H = 3,98 \u00b0/o N = 36,94 \u00b0/o 0 = 17,42 >\nS = 8,32o/o\nDiese Zahlen sind nicht allzuweit entfernt von denjenigen des Diadeninsulfats.\n(C5H5N5)2H2S04 C = 32,60 \u00b0/o H = 3,26 >\nN = 38,04 \u00b0/o S = 8.69 \u00b0/o 0 = 17,39 \u00b0/o\nIm Pikratsalz dieser Substanz, das aus Wasser aus-krystallisiert wurde, bestimmte ich den Stickstoffgehalt:\n0,2512 g des Pikrats (bei 110\u00b0 C. bis zum konstanten Gewicht ausgetrocknet) gaben 68,5 ccm N bei 21\u00b0 C. und 749 mm Hg, was 0,076823 g N = 30,58 \u00b0/o entspricht.\nDas Adeninpikrat (C5H5N5Cf\u00eeH2(N02)30H) mu\u00df 30,76<Vo Stickstoff enthalten. Die w\u00e4sserige L\u00f6sung des Sulfats dieser Substanz wird durch Pikrins\u00e4ure, Phosphorwolframs\u00e4ure, Br\u00fcckes Reagens und ammoniakalische Silbernitratl\u00f6sung gef\u00e4llt. Die Substanz gibt weder die Murexidprobe noch die Reaktion von Weidel.\nAuf Grund der angef\u00fchrten Tatsachen kann man den Schlu\u00df ziehen, da\u00df die untersuchte Substanz mit dem Adenin identisch ist.","page":112}],"identifier":"lit18918","issued":"1908","language":"de","pages":"99-112","startpages":"99","title":"Zur Chemie der Protamine. I. Mitteilung: \u00dcber das Protamin aus den Spermatozoen des kaspischen St\u00f6rs, Accipenser Guldenst\u00e4dtii","type":"Journal Article","volume":"57"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:54:33.143802+00:00"}