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{"created":"2022-01-31T14:29:52.430856+00:00","id":"lit18925","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"K\u00f6r\u00f6sy, Korn\u00e9l v.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 57: 267-287","fulltext":[{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Eiwei\u00dfresorption.\nYon\nDr. Korn\u00e9l v. K\u00f6r\u00f6sy, Assistent des Institutes.\n(Aus dem physiologischen Institut der Budapester Universit\u00e4t. Direktor Professor\nDr. Ferdinand v. Klug.)\n(Der Redaktion zugegangen am 19. Juli 1908.)\nI. Historisches.\nDie erste Frage des Eiwei\u00dfstoffwechsels ist, zu erfahren, welche Ver\u00e4nderungen das Nahrungseiwei\u00df innerhalb des Darmkanales erleidet, ehe es zur Resorption gelangt. Die Antwort auf diese Frage war bis zu den letzten Jahren, da\u00df das Eiwei\u00df sich in Albumosen und Peptone, mit gemeinschaftlichem Namen Proteosen, verwandelt und in dieser Gestalt resorbiert wird; unter Proteosen sind zwischen Eiwei\u00df und Aminos\u00e4uren, jedoch dem ersteren n\u00e4her stehende K\u00f6rper zu verstehen. In j\u00fcngster Zeit hat sich aber die diesbez\u00fcgliche Auffassung vieler Forscher ge\u00e4ndert, insofern, als sie annehmen, da\u00df das Eiwei\u00df vor der Resorption viel tiefer gespalten wird und zwar bis zu den Aminos\u00e4uren oder den einfacheren Polypeptiden. Der Hauptvertreter dieser Auffassung ist Abderhalden, und ihre Hauptargumente sind: 1. da\u00df wir im Darmkanal mit Ausnahme des Magens \u00fcberall Aminos\u00e4uren finden p); 2. da\u00df das Nahrungseiwei\u00df in seiner qualitativen und quantitativen Zusammensetzung aus den einzelnen Aminos\u00e4uren vom K\u00f6rpereiwei\u00df so verschieden ist, da\u00df ersteres sich vor seiner Resorption vollst\u00e4ndig, oder wenigstens nahezu vollst\u00e4ndig in Aminos\u00e4uren spalten mu\u00df, damit sich dann letztere, den K\u00f6rpereiwei\u00dfstoffen entsprechend, von neuem ordnen k\u00f6nnen. Von der ausnahmsweise vorkommenden direkten Resorption der nativen Eiwei\u00dfstoffe k\u00f6nnen wir ruhig ab sehen.","page":267},{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"268\nKorn\u00e9l v. K\u00f6r\u00f6sy,\nDie zweite Frage wird dann sein, zu wissen, in welcher Form das resorbierte Eiwei\u00df in das Blut gelangt. Diese Frage ist es, die ich mich durch gegenw\u00e4rtige Arbeit zu beantworten bestrebe. Sei es, da\u00df das Eiwei\u00df im Darme tief, sei es, da\u00df es oberfl\u00e4chlich gespalten wird, es mu\u00df deshalb nicht eben in der betreffenden Form in das Blut gelangen, denn es ist m\u00f6glich, da\u00df sich das Eiwei\u00df aus seinen Spaltungsprodukten r\u00fcck-biidet, entweder w\u00e4hrend es die Darmwand passiert, oder unmittelbar nach seinem Eintritte in das Blut. Dies ist die heute von vielen Forschern akzeptierte .Auffassung, welche einerseits darauf beruht, da\u00df man im Blute w\u00e4hrend der Resorption des Eiwei\u00dfes keine Hydrolyseprodukte desselben fand, anderseits auf den bekannten Experimenten von Hofmeister (2) und Neumeister.(3) Jedoch konnte Cohnheim(4) diese Beobachtungen, welche auf Eiwei\u00dfsynthese zur\u00fcckgef\u00fchrt wurden, nach Entdeckung des Erepsins gerade auf entgegengesetzte Weise erkl\u00e4ren: das Pepton verschwand, weil es sich zu Aminos\u00e4uren weiter spaltete. Der erw\u00e4hnten Auffassung der Eiwei\u00dfresorption blieb somit die eine St\u00fctze, da\u00df man im Blute keine Spaltungsprodukte des Eiwei\u00dfes fand.\nDie Frage des Proteosegehaltes des Blutes bildet jedoch gegenw\u00e4rtig noch den Gegenstand einer Diskussion. Es scheint, da\u00df der positive oder negative Proteosebefund einzelner Forscher in erster Linie von dem zur Enteiwei\u00dfung angewandten Verfahren abh\u00e4ngt; indessen ist nach Abderhalden(5) auch das nicht ausgeschlossen, da\u00df das Blutplasma keine Proteosen enth\u00e4lt, die roten Blutk\u00f6rperchen hingegen vielleicht solche enthalten. Bisher ist es auch noch nicht gelungen, Aminos\u00e4uren im Blute der Wirbeltiere nachzuweisen. Hier ist in erster Linie Kutscher und Seemanns(J) negativer Befund zu erw\u00e4hnen, der unter Umst\u00e4nden gefunden wurde, unter welchen auf dem Wege etwaiger Resorption ins Blut gelangte Aminos\u00e4uren sich h\u00e4tten vermehren m\u00fcssen. Den Umstand, da\u00df es gelungen ist, aus dem Blute w\u00e4hrend der Eiwei\u00dfverdauung \u00df-Naphthalinsulfos\u00e4ureprodukte zu gewinnen, (6) halten die betreffenden Forscher selber nicht als Beweis eines Vorhandenseins von Aminos\u00e4uren. Bei niederen Tiergattungen hingegen","page":268},{"file":"p0269.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Eiwei\u00dfresorption.\n269\nexistiert ein hierauf bez\u00fcglicher positiver Befund : Cohnheim (7) fand, als er den pr\u00e4parierten Darm von Oktopoden in Blut legte, da\u00df bei der Resorption des Eiwei\u00dfes aus dem Darm Aminos\u00e4uren in das Blut gelangten.\nEs wurde ferner \u00f6fter darauf hingewiesen, (8) da\u00df vielleicht die hochgradige Verd\u00fcnnung, mit welcher das Blut arbeitet, den Nachweis der Spaltungsprodukte des Eiwei\u00dfes im Blute, w\u00e4hrend der Resorption des Eiwei\u00dfes, unm\u00f6glich macht. Cohnheim (9) berechnet, da\u00df bei der Eiwei\u00dfresorption des Hundes w\u00e4hrend eines einmaligen Blutkreislaufes nur ungef\u00e4hr 6 mg N resorbiert werden; da aber die resorbierte Quantit\u00e4t in den verschiedenen Organen sich sofort ablagern oder verbrennen kann, so ist es leicht verst\u00e4ndlich, da\u00df die resorbierten Spaltungsprodukte des Eiwei\u00dfes sich im Blute nicht nachweisen lassen.\nKurz ehe ich meine Experimente begann, erschien eine sehr interessante Arbeit von Cathcart und Leathes,(10) in welcher sie die Ver\u00e4nderung der Blutzusammensetzung w\u00e4hrend der Resorption partiell gespalteten Eiwei\u00dfes pr\u00fcften. In den D\u00fcnndarm des Hundes f\u00fchrten sie folgende L\u00f6sungen ein : eine L\u00f6sung von Wittepepton, die L\u00f6sung des durch Ammonsulfat f\u00e4llbaren Teiles desselben, oder die L\u00f6sung von Pankreasverdauungsprodukten ; sie fanden, da\u00df w\u00e4hrend der Resorption dieser der durch Gerbs\u00e4ure nicht f\u00e4llbare N-Gehalt des Blutes sich vermehrte. Da jedoch das Blut durch alle Organe zirkulierte, insbesondere auch durch die Leber, so konnten sie aus ihren Experimenten nicht mit Gewi\u00dfheit folgern, da\u00df das eingefl\u00f6\u00dfte Eiwei\u00df in einer durch Gerbs\u00e4ure nicht f\u00e4llbaren Form ins Blut gelangt. Die durch Gerbs\u00e4ure nicht f\u00e4llbaren N-hal-tigen Stoffe konnten auch Abbauprodukte des Eiwei\u00dfstoffwechsels sein und f\u00fcr beil\u00e4ufig die H\u00e4lfte dieses N-Gehaltes stellte sich auch heraus, da\u00df es Harnstoff ist.\nAlle diese Befunde und Betrachtungen sprechen also von den beiden oben erw\u00e4hnten M\u00f6glichkeiten betreffs der Art der Eiwei\u00dfresorption eher daf\u00fcr, da\u00df das Eiwei\u00df in Gestalt seiner Spaltungsprodukte in das Blut gelangt, als f\u00fcr die entgegengesetzte Meinung, n\u00e4mlich die, da\u00df es sich w\u00e4hrend der Resorption aus seinen Spaltungsprodukten regeneriert. Auch ich","page":269},{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"270\nKorn\u00e9l v. K\u00f6r\u00f6sy,\nneigte dieser Ansicht zu, als ich vor anderthalb Jahren meine Experimente begann. Ich suchte, auf welche Art und Weise sich im Blute die Eiwei\u00dfresorptionsprodukte vermehren lie\u00dfen. Zu diesem Zwecke unterband ich s\u00e4mtliche Seiten\u00e4ste der Aorta des Hundes mit Ausnahme der Art. mesent. sup., wodurch die Eiwei\u00dfresorptionsprodukte daran verhindert wurden, sich in den verschiedenen Organen abzulagern oder zu verbrennen, und sich im Blute anh\u00e4ufen mu\u00dften.\nII. Methodik.\nDie bei den Experimenten gebrauchte* Methodik, bei deren Ausarbeitung mir die Herren Privatdozent Dr. Friedrich v. Reuss und Adjunkt Dr. Michael Pek\u00e4r freundliche Hilfe leisteten, wof\u00fcr ich ihnen meinen aufrichtigsten Dank ausspreche, hat sich nach vielen Um\u00e4nderungen folgenderma\u00dfen gestaltet: Nach einem beil\u00e4ufig 40stundigen Hungern erhielt der Hund V2\u2014IV2 kg m\u00f6glichst fettfreies, gekochtes Rindfleisch. Beil\u00e4ufig 5/4 Stunden im allgemeinen darauf begann ich die Operation unter Ghloroform\u00e4thernarkose. Nach Einbindung der Trachealkan\u00fcle resezierte ich die 2.\u20144. linke Rippe, wandte k\u00fcnstliche Atmung mit gleichzeitiger Sistierung der Narkose an und unterband dann die beiden \u00c4ste des Aortabogens, die Art. subclav. sin. und die Art. anonyma.*) Dann \u00f6ffnete ich die Bauchh\u00f6hle, unterband Milz und Omentum und schnitt sie heraus. Beim Unterbinden der Milz war ich in den Versuchen nach ungef\u00e4hr Nr. XIV darauf bedacht, die Milzgef\u00e4\u00dfe m\u00f6glichst nahe zur Milz zu unterbinden. Dann pr\u00e4parierte ich die Bauchaorta unmittelbar unter der Art. mesent. sup., spritzte in die eine V. femor. zur Vermeidung von Blutgerinnung einige Kubikzentimeter einer 3,5\u00b0/oigen (ungef\u00e4hr isotonen) L\u00f6sung von zitronensaurem Natrium; dies Salz wurde f\u00fcr diese Zwecke von Freund(23) empfohlen. Jetzt band ich die zur Blutentnahme dienende Kan\u00fcle in die Art. subclav. sin. ein und entnahm \u2014 der Gr\u00f6\u00dfe des Hundes entsprechend \u2014 40\u2014150 ccm Blut, welche ich in 5\u201425 ccm der erw\u00e4hnten L\u00f6sung von zitronensaurem Natrium auffing und sofort in den Eisschrank stellte.\ni) Die weitere Fortsetzung der Narkose war infolge der Unterbindung der Gehirnarterien \u00fcberfl\u00fcssig.","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Eiwei\u00dfresorption.\n271\nDann unterband ich die pr\u00e4parierte Aorta, pr\u00e4parierte und unterband mit einem Faden s\u00e4mtliche portalen Gebilde mit Ausnahme der V. portae und des Duct, choled., demnach die bei dem Hunde in Mehrzahl vorhandenen ramm, hepatt.. Schlie\u00dflich verband ich die V. portae, mit der V. cava infer, behufs Eliminierung des portalen Kreislaufes nach jener Methode, welche Queirolo(n) als erster anempfahl, und welche von v. Bielka(12) dann modifiziert wurde. Dem Wesen nach habe ich an dem Verfahren des letzteren nur so viel ge\u00e4ndert, da\u00df ich von der V. cava den \u00fcber den Vv. renn, befindlichen Teil w\u00e4hlte, statt des unterhalb liegenden Teiles, wodurch sich die Notwendigkeit ergab, eine kleine Seitenvene der V. cava zu unterbinden. Das ganze Verfahren dauerte bei gen\u00fcgender \u00dcbung 5A\u2014IM2 Stunden lang. Nachdem ich die Venen verbunden hatte, verschlo\u00df ich die Bauchwunde durch Pincetten und sorgte f\u00fcr die entsprechende Erw\u00e4rmung des Hundes. Nach Ablauf von *U\u2014hlU Stunden nahm ich die zweite Blutentziehung vor ; so lange also dauerte das eigentliche Experiment. Ich will noch erw\u00e4hnen, da\u00df ich anfangs den ganzen Stamm der Art. coeliaca unterband; sp\u00e4ter jedoch w\u00e4hlte ich das oben beschriebene Verfahren, um Magen, Duodenum und Pankreas im Blutkreis zu belassen. Insofern als bei irgend einem meiner Versuche eine Abweichung von dem hier mitgeteilten Verfahren stattfand, werde ich diese Abweichungen bei der Beschreibung der Versuche einzeln erw\u00e4hnen.\nWie ersichtlich, \u00e4hnelt diese Methode einigerma\u00dfen derjenigen, welche Slosse(13) und Tangl(14) zuerst bei der Untersuchung des Harnes resp. Gaswechsels nach Unterbindung der Darmgef\u00e4\u00dfe, und sp\u00e4ter Ascher und Jacksonf10) bei der Untersuchung der Milchs\u00e4urebildung anwendeten. Ganz \u00e4hnlich angelegt ist das eine oben erw\u00e4hnte Experiment von Kutscher und Seemann,(\u00dc in welchem sie w\u00e4hrend der Eiwei\u00dfresorption Aminos\u00e4uren im Blute suchten. In neuerer Zeit untersuchte Toepfer(16) mit \u00e4hnlicher Methodik die eiwei\u00dfersetzende F\u00e4higkeit der Leber, und Kraus(17) vollf\u00fchrte ein den meinen \u00e4hnliches Experiment bez\u00fcglich der Eiwei\u00dfresorption, bei welcher Gelegenheit er jedoch nur die Bauchaorta","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"272\nKorn\u00e9l v. K\u00f6r\u00f6sy,\naus dem Blutkreisl\u00e4ufe ausschlo\u00df. Ich glaube, da\u00df meine oben beschriebene Methode das vorgesteckte Ziel besser erreicht als hie hier erw\u00e4hnten, insofern als au\u00dfer dem Darmkanal samt Pankreas, den Lungen und dem Herzen nur noch die Art. intercost. im Blutkreise verblieben.\nBetreffs der Wahl der Methode der chemischen Aufarbeitung befand ich mich in einer \u00e4u\u00dferst schwierigen Lage. In Anbetracht der kleinen Menge des mir zur Verf\u00fcgung stehenden Blutes konnte ich daran gar nicht denken, die etwa auftretenden Aminos\u00e4uren direkt zu bestimmen, z. B. mit Hilfe der Estermethode. Ich mu\u00dfte mich darauf beschr\u00e4nken, auf irgend eine Weise das Eiwei\u00df-N von dem Nichteiwei\u00df-N ann\u00e4hernd zu trennen, und bedurfte ich mit R\u00fccksicht auf den geringen Betrag der zu erwartenden Differenz in erster Linie eines quantitativ zuverl\u00e4ssigen Verfahrens. Nach vielerlei Proben w\u00e4hlte ich als eiwei\u00dfniederschlagendes Mittel die Gerbs\u00e4ure, von der wir wissen, da\u00df sie au\u00dfer dem Eiwei\u00df teilweise die Proteosen, (18) au\u00dferdem teilweise die Fisch ersehen synthetischen Polypeptide (19) f\u00e4llt, hingegen Aminos\u00e4uren und die \u00fcbrigen im Organismus vorkommenden, N enthaltenden Stoffe (2 Q nicht niederschl\u00e4gt. So erwartetete ich denn im besonderen, da\u00df es au\u00dfer den im Blute befindlichen Harnstoff, Ammoniak, Kreatin und anderen unbekannten N enthaltenden Stoffen (20) die zu finden erhofften Aminos\u00e4uren nicht f\u00e4llen wird. Ich war mir der Fehler des Verfahrens vollkommen bewu\u00dft, fand aber kein besseres.\nDie Gerbs\u00e4uref\u00e4llung vollzog ich anfangs der Vaubel-schen(21) Vorschrift entsprechend: 2 ccm Blut verd\u00fcnnte ich auf 80, nach Hinzuf\u00fcgung von 2 g MgS04 f\u00e4llte ich das Eiwei\u00df durch 4\u20145 ccm einer 10\u00b0/oigen Gerbs\u00e4urel\u00f6sung, welche zugleich 5\u00b0/oige Essigs\u00e4ure enthielt. Nach dreist\u00fcndigem Warten ionnte ich dann den Niederschlag wasserklar abfiltrieren und wusch ihn nachher noch 2\u20143mal mit Wasser nach. Den N-Gehalt des Niederschlages samt dem Filter bestimmte ich nach Kjeldahl. Durch besondere Versuche \u00fcberzeugte ich mich davon, da\u00df ich Gerbs\u00e4ure auch in doppelter Menge hinzuf\u00fcgen konnte, ohne da\u00df sich die Quantit\u00e4t des ausgeschiedenen N ver\u00e4ndert h\u00e4tte. Hingegen, so sehr ich mich auch bestrebte, unter iden-","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Eiwei\u00dfresorption.\n273\ntischen Umst\u00e4nden zu arbeiten, zeigten die Parallelbestimmungen zu gro\u00dfe Abweichungen. Ich bestrebte mich, durch Durchschnittswerte von 4\u20145 gleichzeitigen parallelen Bestimmungen die Ungenauigkeit der einzelnen Bestimmungen zu kompensieren. Ich mu\u00df bemerken, da\u00df die einzelnen Bestimmungen besonders bei der zweiten Blutprobe differierten; deshalb machte ich mehrere, sp\u00e4ter nicht verwendbare Versuche, bis ich mich von der Unbrauchbarkeit der Methode \u00fcberzeugte. Die so verarbeiteten Versuche zeigten fast alle, da\u00df der Unterschied zwischen dem gesamten N und dem Eiwei\u00df-N bei der zweiten Blutprobe gr\u00f6\u00dfer war, als bei der ersten. Die Resultate werde ich nicht mitteilen, denn die gefundenen Unterschiede sind nicht gro\u00df genug, um \u2014 bei den Abweichungen der Parallelbestimmungen \u2014 aus denselben irgend welche Folgerungen ziehen zu k\u00f6nnen.\nVersuch Nr. XVIII f\u00fchrte ich an einem gro\u00dfen Hunde aus, und die mir zur Verf\u00fcgung stehende Blutmenge gebrauchte ich dazu, um ein anderes Verfahren zur Bestimmung des Nicht-eiwei\u00df-N damit zu pr\u00fcfen. Cathcart und Leathes wandten bei ihrer erw\u00e4hnten Arbeit zu diesem Zwecke Hedins(22) Methode an: Zu 20 ccm Blut gaben sie 25 ccm einer 20\u00b0/oigen Gerbs\u00e4urel\u00f6sung, die zugleich 5\u00b0/oige Essigs\u00e4ure enth\u00e4lt. Diese Mischung lie\u00dfen sie 24 Stunden in einer geschlossenen Flasche stehen, filtrierten dann und bestimmten den N-Gehalt von 15 ccm des Filtrates nach Kjeldahl. Wegen des entstehenden au\u00dferordentlich dichten Niederschlages hatte ich anfangs wenig Vertrauen zu diesem Verfahren, welches ich auch bei den vorangegangenen Versuchen angewendet hatte, insofern als mir gen\u00fcgende Blutmengen zur Verf\u00fcgung standen; aber mein Mi\u00dftrauen war unbegr\u00fcndet. Bei der erw\u00e4hnten Gelegenheit machte ich je drei Kontrollversuche, und die Abweichung war h\u00f6chstens\ny\t\u00bba\n1/20 ccm einer U'io- normalen Schwefels\u00e4urel\u00f6sung, die \u00dcbereinstimmung war also vollkommen. Die \u00dcbereinstimmung der Parallelbestimmungen war ebenso vollkommen bei all jenen Versuchen, bei welchen in den Tabellen die Fehlergrenze nicht speziell angegeben ist. Die angegebene Fehlergrenze ist nat\u00fcrlich ebenso wie die anderen Werte auf 100 ccm Blut umgerechnet. In jedem Falle machte ich 2\u20143 Parallelbestim-\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LVII.\tI\u00df","page":273},{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"274\nKorn\u00e9l v. K\u00f6r\u00f6sy,\nmungen, ausgenommen in den auf der Tabelle besonders bezeichnten F\u00e4llen, wo dies wegen der zu geringen Blutmenge unm\u00f6glich war. So konnte ich, von der Genauigkeit der Methode \u00fcberzeugt, mehrere meiner \u00e4lteren Versuche mit verwerten. Die gefundenen Abweichungen \u00fcbersteigen wie ersichtlich die Fehlergrenze um das mehrfache.\nZur Bestimmung des Gesamt-N nach Kjeldahl dienten bei Versuch VI 3 bezw. 4 Parallelbestimmungen mit je 1 ccm Blut, bei den Versuchen IX\u2014XVIII 3\u20146 Parallelbestimmungen mit je 2 ccm, mit Ausnahme der zweiten Blutprobe des Versuches XV, wo ich nur zwei Parallelbestimmungen machte. Bei den Versuchen XIX\u2014XXIII dienten zum selben Zwecke im allgemeinen je dreimal 5 ccm, aber bei der ersten Probe des Versuches XX nur zweimal 5, bei der zweiten von XXI zweimal 2, und bei der ersten von XXIII einmal 5 und zweimal 1 ccm. Au\u00dferdem bestimmte ich vom VI. Versuch ab den H\u00e4moglobingehalt nach Fleischl-Miescher. Den N-Gehalt des verf\u00fctterten Fleisches und des Darminhaltes stellte ich nicht fest, denn der gr\u00f6\u00dfere Teil des verschwundenen N wurde jedenfalls vor dem eigentlichen Versuche aufgesaugt. Die Bestimmungen f\u00fchrte ich \u2014 wie erw\u00e4hnt \u2014 an Blut aus, welches in einem gewissen Grade durch eine L\u00f6sung von citronen-saurem Natrium verd\u00fcnnt war ; die gewonnene Blutmenge wurde gewogen und bei der Umrechnung auf unverd\u00fcnntes Blut 1,06 als spezifisches Gewicht des Blutes und 1 als dasjenige der L\u00f6sung von citronensaurem Natrium angenommen. Der geringe N-Gehalt der Gerbs\u00e4urel\u00f6sung kommt nicht in Betracht, da der weitaus gr\u00f6\u00dfte Teil der Gerbs\u00e4ure ausfiel ; 25 ccm derselben entsprachen bei Versuch IX\u2014XVIII 0,75, bei Versuch XIX\u2014XXIII 0,4 ccm Vio Normals\u00e4ure.\nIII. Versuchsergebnisse.\nDen Gang und die Hauptresultate jener Versuche, bei welchen der Hund vorher Fleisch erhielt, stelle ich in folgendem zusammen, die detaillierten Daten sind in der Tabelle A zu finden. Ich will gleich hier bemerken, da\u00df die Berechnungen im allgemeinen mit einer weiteren Dezimale ausgef\u00fchrt wurden als die jeweils letzte angegebene ; bei Nachrech-","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Eiwei\u00dfresorption.\t\u201c * &\nnungen aus den angegebenen Werten kann sich folglich ein Unterschied von 1 in der letzten angegebenen Ziffer gegen\u00fcber\nden mitgeteilten Werten ergeben.\nIX. Morgens 7 Uhr : 1 kg Fleisch; Beginn der Operation 8 Uhr 30; Venenverbindung 10 Uhr 15; zweite Blutentnahme 1 Uhr 15. Gewicht des Hundes ca. 8 kg. Die erste Blutentnahme \u2014 abweichend vom definitiven Verfahren \u2014 aus der Art. femor., die zweite aus der Art. mes ent. sup. \u2014 zur Verhinderung der Blutgerinnung 1 ccm 5 \u00b0/oige Natriumcitratl\u00f6sung injiziert. Keine H\u00e4moglobinbestimmung. Das durch Gerbs\u00e4ure nicht f\u00e4llbare N (= Nichteiwei\u00df-N) des ersten Blutes betr\u00e4gt im Verh\u00e4ltnis zum gesamten N 1,35 \u00b0/o, beim zweiten 1,74\u00b0/o, also 129 \u00b0/o des entsprechenden Wertes beim ersten Blute.\nXI.\tMorgens 7 Uhr: 1 kg Fleisch; Beginn der Operation 8 Uhr ; Venenverbindung 10 Uhr 15 ; zweite Blutentnahme 11 Uhr. Operation und Blutentnahme nach oben beschriebener typischer Methode. Der relative Nicht-eiwei\u00df-N-Gehalt des ersten Blutes = 1,61 \u00b0/o, der des zweiten = 2,05 \u00b0/o, also 127 \u00b0/o vom ersteren.\nXII.\tMorgens 7 Uhr: l\u2019/s kg Fleisch; Beginn der Operation 8 Uhr 15; Venenverbindung 10 Uhr 30; zweite Blutentnahme 3 Uhr 30. Gewicht des Hundes ca. 22 kg. Der relative Nichteiwei\u00df-N-Gehalt des ersten Blutes = 1,53 \u00b0/o, der des zweiten 1,73%, also 113\u00b0/o vom ersteren.\nXIII.\tMorgens 6 Uhr 45: 1 kg Fleisch ; Beginn der Operation 7 Uhr 45 ; Venenverbindung 9 Uhr 15 ; zweite Blutentnahme 10 Uhr 30. Der relative Nichteiwei\u00df-N-Gehalt des ersten Blutes = 2,29 \u00b0/o. der des zweiten Blutes = 2,55 \u00b0/o, also 112 \u00b0/o vom ersteren.\nXIV.\tF\u00fctterung beil\u00e4ufig eine Stunde vor Beginn der Operation. Der relative Nichteiwei\u00df-N-Gehalt des ersten Blutes = 1,81 \u00b0/o, der des zweiten = 2,09 \u00b0/o, also 115 \u00b0/o vom ersteren.\nXVIII. Morgens 7 Uhr: 1 kg Fleisch; Beginn der Operation 8 Uhr 15; Venenverbindung 10 Uhr 05; die zweite Blutentnahme 12 Uhr 35. Gewicht des Hundes ca. 20 kg. Der relative Nichteiwei\u00df-N-Gehalt des ersten Blutes = 1,11 \u00b0/o, der des zweiten = 1,39 \u00b0/o, also 126 \u00b0/o vom ersteren.\nXIX. Mittags 1 Uhr : 7* kg Fleisch ; Reginn der Operation 2 Uhr 15 ; Venen Verbindung 3 Uhr 55 ; zweite Blutentnahme 5 Uhr 55. Relativer Nichteiwei\u00df-N-Gehalt tfes ersten Blutes = 1,30 \u00b0/o, der des zweiten '= 1,78 \u00b0/o, also 136 \u00b0/o vom ersteren. Bei diesem Versuche stellte ich auch den Ammoniakgehalt des Blutes fest, in 50 ccm des ersten Blutes und in 40 ccm des zweiten, nach Folins Methode. Umgerechnet auf 100 Teile Blut fand ich den Gehalt an NHS im ersten Blute 0,6, im zweiten 1,4 ccm xjxo-Normals\u00e4ure entsprechend.\nXXI. Morgens 7 Uhr: 1 kg Fleisch; Beginn der Operation 8 Uhr 15; Venenverbindung 9 Uhr 30; zweite Blutentnahme 12 Uhr. Der relative Nichteiwei\u00df-N-Gehalt des ersten Blutes = 1,14 \u00b0/o, der des zweiten = 1,48 \u00b0/o, also 129 \u00b0/o vom ersteren.\n18*","page":275},{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"276\nKorn\u00e9l v. K\u00f6r\u00f6sy,\nTabelle A.\nNum- mer des Ver- suches\tGesamt-N-Gehalt von 100 ccm Blut in ccm Vio-n- S\u00e4ure\t\tDurch Gerbs\u00e4ure nicht f\u00e4llbarer N von 100 ccm Blut in ccm Vio-n-S\u00e4ure\t\tRelativer Gehalt an durch Gerbs\u00e4ure nicht f\u00e4llbarem N; Gesamt-N = 100\t\tRelativer Gehalt an durch Gerbs\u00e4ure nicht f\u00e4llbarem N zu Ende des Versuches; Anfangswert = 100\n\tan- fangs\tzu Ende\tan- fangs\tzu Ende\tan- fangs\tzu Ende\t\nIX.\t2565\t2983\t34,5l)\t51,8 \u00b11,2\t1,35 *\t1,74\t129\nXI.\t2055\t1870\t33,0 + 0,8\t38,3 *)\t1,61\t2,05\t127\nXII.\t2013\t2473\t30,8\t42,8\t1,53\t1,73\t113\nXIII.\t1445\t1295\t33,10\t33,1*)\t2,29\t2,55\t112\nXIV.\t1868\t1805\t33,8 *)\t37,5 *)\t1,81\t2,08\t115\nXVIII.\t2375\t2478\t26,3\t34,5\t1,11\t1,39\t126\nXIX.\t1887\t2155\t24,8 + 1,4\t38,3 \u00b11,4\t1,30\t1,78\t136\nXXI.\t2368\t2339\t27,0\t34,5\t1,14\t1,48\t129\nDiese 8 Versuche beweisen also einstimmig, da\u00df das durch Gerbs\u00e4ure nicht f\u00e4llbare N, welches wir oben kurz Nicht-eiwei\u00df-N nannten, sich im Verh\u00e4ltnis zum gesamten N vermehrt und sogar in nicht unbedeutendem Ma\u00dfe: zu Ende des Versuches zeigte das relative Nichteiwei\u00df-N im Durchschnitt 123\u00b0/o, maximal (Versuch Nr. XIX) 136\u00b0/o des Anfangswertes. Dies Resultat k\u00f6nnten wir derart deuten, da\u00df dieser Zuwachs des Nichteiwei\u00df-N wenigstens teilweise dem in Aminos\u00e4ureform resorbierten Eiwei\u00df entspricht. Da\u00df nicht der ganze Zuwachs dem entspricht, beweist Versuch XVIII, bei welchem ich auch Ammoniakbestimmung vollf\u00fchrte. Der Ammoniakzuwachs entspricht ungef\u00e4hr 6 \u00b0/o des Nichteiwei\u00df-N-Zuwachses (siehe oben).\n*) Eine einzelne Bestimmung.","page":276},{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Eiwei\u00dfresorption.\n277\nDieser Wert ist nicht gr\u00f6\u00dfer, als derjenige, den Cathcart und Leathes fanden, ohne den Blutkreislauf eingeengt zu haben. In welchem Ma\u00dfe der Zuwachs an Nichteiwei\u00df-N tats\u00e4chlich aus Aminos\u00e4uren besteht, das konnte ich, wie oben erw\u00e4hnt, bei so geringer Blutmenge, nicht entscheiden.\nBei Versuch Nr. V, welchen ich wegen der erw\u00e4hnten, schlechte Resultate liefernden Eiwei\u00dff\u00e4llungsmethode nicht verwerten konnte, vollzog ich einige qualitative Proben mit dem zu Ende des Versuches gewonnenen, eiwei\u00dffrei gemachten Blute.\nV. 7* kg Fleisch verf\u00fcttert. Dauer des Versuches 23/* Stunden. Stamm der Art. coel. unterbunden. Keine Injektion gegen Blutgerinnung. Erste Blutentnahme aus der Bauchaorta unterhalb der Artt. renn., zweite aus der Art. mesent. sup.\nIch verd\u00fcnnte 15 ccm Blut auf 200 und kochte es 20 Minuten lang nach Hinzuf\u00fcgung von 20 g Kochsalz, das Filtrat engte ich am Wasserbade auf beil\u00e4ufig 50 ccm ein, wobei das Filtrat wasserklar blieb ; in dieser Fl\u00fcssigkeit versuchte ich die Biuret-, die (bei dem gro\u00dfen Salzgehalt wenig verl\u00e4\u00dfliche) Ferrocyan-kalium-Essigs\u00e4ure-, die Millonsche und die Tryptophanreaktion, aber s\u00e4mtliche mit negativem Resultat. Es wurde am Wasserbade weiter eingeengt bis zur beginnenden Krystallisation, es zeigten sich jedoch keine Leucin- und Tyrosinkrystalle, blo\u00df Kochsalz, ebenso fiel die Millonsche Probe mit der ersten Krystallisation negativ aus ; nach vollst\u00e4ndigem Eintrocknen erhielt ich mit der schneewei\u00dfen Krystallmasse ebenfalls keine Millonsche, auch keine Biuretreaktion. Es wurde dann ein Teil mit 96\u00b0/oigem, ein anderer mit ca. 80\u00b0/oigem Alkohol je dreimal ausgekocht, die Extrakte eingetrocknet, in Wasser gel\u00f6st. Unter den zuerst abgeschieden en Krystallen zeigte sich kein Leucin und Tyrosin, sie gaben auch keine Millonsche Reaktion, die Trockenr\u00fcckst\u00e4nde ebensowenig.\nDieser Umstand an und f\u00fcr sich macht es schon unwahrscheinlich, da\u00df das Eiwei\u00df auch nur in einigerma\u00dfen bedeutenderem Grade in Form von Proteosen oder Aminos\u00e4uren resorbiert wird. Ich schrieb jedoch diesem einmaligen Befunde, welcher \u00fcbrigens mit Kutscher und Seemanns erw\u00e4hntem Befunde g\u00e4nzlich \u00fcbereinstimmt, damals keine gr\u00f6\u00dfere Bedeutung bei und hielt den Zuwachs an durch Gerbs\u00e4ure nicht","page":277},{"file":"p0278.txt","language":"de","ocr_de":"278\nKorn\u00e9l v. K\u00f6r\u00f6sy,\nf\u00e4llbaren N-haltigen Stoffen doch f\u00fcr resorbierte Eiwei\u00dfspal-\n\u2022 \u2022\ntungsprodukte. Meine Resultate waren ja in vollster \u00dcbereinstimmung mit den Resultaten von Catheart und Lea the s, obgleich es auffallend ist, da\u00df die gefundenen Abweichungen bei mir nicht gr\u00f6\u00dfer waren als bei ihnen, trotzdem sie doch nicht mit eingeschr\u00e4nkter Rlutzirkulation arbeiteten. Es blieb noch \u00fcbrig, mich durch entsprechende Kontrollversuche davon zu \u00fcberzeugen, wie die Sache sich beim hungernden Hunde verh\u00e4lt. Ich war im voraus schon davon \u00fcberzeugt, da\u00df ich dort nicht den Unterschied im Nichteiwe#i\u00df-N-Gehalte finden werde, besonders, da die zuletzt erw\u00e4hnten Forscher anl\u00e4\u00dflich eines Versuches, bei welchem sie eine physiologische Kochsalzl\u00f6sung in den Darm des Hundes fl\u00f6\u00dften, keinen Unterschied darin fanden.\nZum Schlu\u00df meiner Versuche machte ich auch zwei solche Kontrollversuche; der Gang derselben und ihre Aufarbeitung entsprachen vollkommen denjenigen, welche ich bei den mit Fleisch gen\u00e4hrten Hunden befolgte, nur da\u00df der Hund zu diesen Versuchen eben kein Fleisch bekam. Wie oben bei den Versuchen an mit Fleisch gen\u00e4hrten Hunden konnte ich auch hier ein \u00e4lteres Experiment (Nr. XV) ben\u00fctzen. Die gefundenen Zahlenresultate sind aus Tabelle R ersichtlich; der Gang der Versuche und das Endresultat derselben war wie folgt:\nXV. Beginn der Operation 8 Uhr 15; Venenverbindung 9 Uhr 45; zweite Blutentnahme 11 Uhr 45. Der relative Nichteiwei\u00df-N-Gehalt des ersten Blutes = 1,08 \u00b0/o, der des zweiten = 1,32 \u00b0/o, also 123 \u00b0/o vom ersteren.\nXXII. Beginn der Operation 8 Uhr 15; Venenverbindung 9 Uhr 35; zweite Blutentnahme 10 Uhr 30. Der Nichteiwei-N-Gehalt des ersten Blutes = 1,12 \u00b0/o, der des zweiten = 1,42 \u00b0/o, also 127 \u00b0/o vom ersteren.\nXXIII. 20 Stunden vor dem Versuch 18 g Ricinus\u00f6l und vor Be-\nE\nginn desselben ein hoher Eingu\u00df, welcher \u00fcbrigens gar keinen Kot mehr hervorbrachte. Beginn der Operation 8 Uhr 30; Venenverbinduug 9 Uhr 40 ; zweite Blutentnahme 12 Uhr 10. Der relative Nichteiwei\u00df-N-Gehalt des ersten Blutes = 1,01 \u00b0/o, der des zweiten = 1,40 \u00b0/o, also 138 \u00b0/o vom ersteren.\nDiese drei Kontrollversuche zeigten also \u00fcbereinstimmend das \u00fcberraschende \u2014 dem erwarteten entgegengesetzte \u2014 Resultat, da\u00df sich auch im Blute des hungernden Hundes das durch Gerbs\u00e4ure nicht f\u00e4llbare N im Verh\u00e4ltnis zum Gesamt-N","page":278},{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Eiwei\u00dfresorption.\n279\nvermehrt. Der Nichteiwei\u00df-N-Gehalt des zweiten Blutes betr\u00e4gt durchschnittlich 129 \u00b0/o, maximal 138\u00b0/o des entsprechenden Wertes beim ersten Blute. Die Gr\u00f6\u00dfe des Zuwachses ist also beil\u00e4ufig dieselbe, wie im Falle der in Eiwei\u00df Verdauung befindlichen Hunde. Da\u00df dieser Zuwachs nicht durch eventuell, trotz 40 st\u00e4ndigen Hungerns, im Darme zur\u00fcckgebliebene Nahrungsresiduen verursacht wurde, erhellt aus Versuch Nr. XXIII. Diese Resultate sto\u00dfen also meine aus den Hauptexperimenten gezogenen Folgerungen vollst\u00e4ndig um; jene zeugen folglich nicht daf\u00fcr, da\u00df das Eiwei\u00df \u2014 sei es auch nur teilweise \u2014 in Gestalt von Aminos\u00e4uren resorbiert wird.\nTabelle B.\nNum- mer des Ver- suches\tGesamt-N-Gehalt von 100 ccm Blut in ccm Vio-n-S\u00e4ure\t\tDurch Gerbs\u00e4ure nicht f\u00e4llbarer N von 100 ccm Blut in ccm Vio-n-S\u00e4ure\t\tRelativer Gehalt an durch Gerbs\u00e4ure nicht f\u00e4llbarem N; Gesamt-N = 100\t\tRelativer Gehalt an durch Gerbs\u00e4ure nicht f\u00e4llbarem N zu Ende des Versuches ; Anfangswert = 100\n\tan- fangs\tzu 1 Ende\tan- fangs\tzu Ende\tan- fangs\tzu Ende\t\nXV.\t2508\t2550\t27,0 \u00b11,4\t33,8 9\t1,08\t1,32\t123\nXXII.\t2218\t2169\t24,8\t30,8\t1,12\t1,42\t127\nXXIII.\t2441\t2843\t24,8\t40,0\t1,01\t1,40\t138\nWorauf sollen wir dann aber die gefundene Vermehrung des Nichteiwei\u00df-N zur\u00fcckf\u00fchren? Wir k\u00f6nnten zwar verschiedene Gr\u00fcnde daf\u00fcr verantwortlich machen bei den in Eiwei\u00dfresorption befindlichen und bei den hungernden Hunden, aber diese Voraussetzung w\u00e4re gezwungen. Wir k\u00f6nnen auch diejenige M\u00f6glichkeit nicht ausschlie\u00dfen, da\u00df die aus der Blutzirkulation nicht aus-geschlossenenMuskelkomplexe, welche durch die Artt. intercostt, versehen werden, und die Herzmuskulatur die konstatierte Vermehrung des Nichteiwei\u00df-N bei meinen beiden Versuchsreihen verursachten. Aber auch dies k\u00f6nnen wir nicht f\u00fcr sehr wahr-\n*) Eine einzelne Bestimmung.","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"280\nKorn\u00e9l v. K\u00f6r\u00f6sy,\nscheinlich halten, da doch von einer verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig kleinen Muskelmenge die Rede ist. Als am meisten wahrscheinlich m\u00fcssen wir annehmen, da\u00df es der eigene, nicht unmittelbar mit der Funktion der Resorption zusammenh\u00e4ngende Stoffwechsel des Darmes selbst ist, welcher den beobachteten Zuwachs zur Folge hat.\nKehren wir aber jetzt zu unserer Hauptfrage zur\u00fcck: in welcher Gestalt gelangt das resorbierte Eiwei\u00df in das Blut? Der Vergleich zwischen meinen Versuchen an den in Eiwei\u00dfresorption befindlichen und an den hungernden Hunden f\u00fchrte zu jenem negativen Resultate, da\u00df die Resorption in Gestalt von Aminos\u00e4uren nicht bewiesen ist. Das l\u00e4\u00dft es also per exclusionem als wahrscheinlich erscheinen, da\u00df das verdaute und resorbierte Eiwei\u00df in Eiwei\u00dfgestalt in das Blut gelangt; denn wenn Aminos\u00e4uren \u00fcberhaupt aus dem Darm in das Blut gelangen w\u00fcrden, so m\u00fc\u00dften sie sich bei dem bis zum Minimum eingeschr\u00e4nkten Blutkreisl\u00e4ufe, denich bei meinen Versuchen herstellte, unbedingt im Blute vermehrt haben, so da\u00df sich w\u00e4hrend der Eiwei\u00dfresorption das durch Gerbs\u00e4ure nicht f\u00e4llbare N in gr\u00f6\u00dferem Ma\u00dfe vermehrt h\u00e4tte, als bei den Versuchen an hungernden Hunden. Diese Folgerung wird durch jenen Umstand unterst\u00fctzt, da\u00df es nicht gelungen ist, in dem von Eiwei\u00df befreiten Blute qualitativ Aminos\u00e4uren nachzuweisen. Es ist also sehr wahrscheinlich, da\u00df das Eiwei\u00df in durch Gerbs\u00e4ure f\u00e4llbarer Form in das Blut gelangt, entweder in Gestalt von Eiwei\u00df oder h\u00f6her-klassiger Polypeptide und Proteosen. Letztere M\u00f6glichkeit wird durch denjenigen Umstand sehr unwahrscheinlich gemacht, da\u00df ich bei dem erw\u00e4hnten Versuche Nr. V nach Enteiwei\u00dfung keine Biuret- und Ferrocyankaliumreakti\u00f6n erhielt. Aber hiervon abgesehen, h\u00e4tte ich bei den Hunden in Eiwei\u00dfresorption gr\u00f6\u00dfere Werte an durch Gerbs\u00e4ure nicht f\u00e4llbarem N finden m\u00fcssen, auch wenn das Eiwei\u00df in Gestalt von f\u00e4llbaren Proteosen ins Blut gelangt, falls nur dieselben nicht gerade vollst\u00e4ndig auf Gerbs\u00e4ure ausfallen. Wir m\u00fcssen es also auf dem Wege der Ausschlie\u00dfung als wahrscheinlich annehmen, da\u00df das Eiwei\u00df bei der Resorption in Eiwei\u00dfgestalt in das Blut gelangt.\nBei Zusammenstellung memer Versuche fand ich mich","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"281\n\u00dcber Eiwei\u00dfresorption.\naber in der g\u00fcnstigen Lage, au\u00dfer meinen Folgerungen auch positive Beweise zu haben. Bei meinen Versuchen bestimmte ich auch den H\u00e4moglobingehalt \u2014 leider nur nach Fleischl-Miescher \u2014, um meine Werte allenfalls auf den gleichen H\u00e4moglobingehalt reduzieren zu k\u00f6nnen, wie Gathcart undLeathes dies auch in ihrer erw\u00e4hnten Arbeit erw\u00e4hnen. W\u00e4hrend meiner Versuche vermehrte oder verminderte sich der Wassergehalt des Blutes in dem Ma\u00dfe, als die Wasserresorption aus dem Darme gr\u00f6\u00dfer oder geringer war als deren Abgabe durch die Lungen; wie unten ersichtlich, kamen beide M\u00f6glichkeiten in der Tat vor. Die im Blute befindliche H\u00e4moglobinmenge konnte sich unterdessen nicht \u00e4ndern, folglich kann die Ver\u00e4nderung des H\u00e4moglobingehaltes des Blutes als Ma\u00df f\u00fcr die Verdichtung oder Verd\u00fcnnung des Blutes dienen. Insofern als sich der Eiwei\u00dfgehalt des Blutes im Falle der Verdichtung st\u00e4rker vermehrt als der H\u00e4moglobingehalt, oder im Falle der Verd\u00fcnnung sich in kleinerem Ma\u00dfe vermindert, l\u00e4\u00dft sich daraus folgern, da\u00df dieses Plus der Vermehrung oder dieses Minus der Verminderung durch das resorbierte Eiwei\u00df verursacht wurde. Au\u00dfer den oben aufgez\u00e4hlten Versuchen konnte ich hier auch mehrere meiner \u00e4lteren Versuche verwenden, welche ich sonst wegen der erw\u00e4hnten fehlerhaften Gerbs\u00e4uremethode nicht verwenden konnte, mit jener Abweichung, da\u00df ich anstatt der Eiwei\u00df-N-Werte die gesamten N-Werte zur Basis meiner Berechnungen nahm. Dies verursacht keinen nennenswerten Fehler \u2014 der Wert der mitgeteilten Prozente ver\u00e4ndert sich um weniger als 1 \u2014, denn das Anwachsen des Nichteiwei\u00df-N-Gehaltes macht ungef\u00e4hr nur Vs \u00b0/o des gesamten N aus. Bei den \u00fcbrigen Versuchen sind die Werte des durch Gerbs\u00e4ure f\u00e4llbaren N eingesetzt. Die drei neu dazukommenden Versuche sind die folgenden:\nVI. Morgens 5 Uhr: \u2018/g kg Fleisch; Venenverbindung 11 Uhr 15; zweite Blutentnahme 2 Uhr 45. Keine Injektion gegen Blutgerinnung. Stamm der Art. coel. unterbunden. Erste Blutentnahme aus der Art. femor., zweite aus der Bauchaorta.\nXVII. Morgens 6 Uhr 30: 3/4 kg Fleisch; Beginn der Operation 8 Uhr 15; Venenverbindung 9 Uhr 45; zweite Blutentnahme 3 Uhr. Typisches Vorgehen. Gewicht des Hundes ca. 10 kg.","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\nKorn\u00e9l v. K\u00f6r\u00f6sy,\nXX. Morgens 7 Uhr : 1 kg Fleisch. Beginn der Operation 8 Uhr 30 ; Venenverbindung 10 Uhr 30; zweite Blutentnahme 11 Uhr 45. Gewicht des Hundes ca. 10 kg. Typisches Vorgehen, nur eine gr\u00f6\u00dfere Magenvene unterbunden.\nFolgende Tabelle enth\u00e4lt die gefundenen Werte:\nTabelle G.\nNummer des Versuches\tEiwei\u00dfgehalt von 100 ccm Blut, in ccm Vio-U'S\u00e4ure\t\tH\u00e4moglobingehalt in \u00b0/o\t\tEiwei\u00dfgehalt zu Ende cfes Versuches, Anfangswert = 100\tH\u00e4moglobingehalt zu Ende des Versuches, Anfangswert = 100\n\tanfangs\tzu Ende\tanfangs\tzu Ende\t\t\nVI.\t2505\t3107\t10,2\t11,7\t124\t115\nXI.\t2022\t1832\t13,3\t11,8\t91\t89\nXII.\t1982\t2430\t15,0 9\t18,6 *)\t123\t124\nXIII.\t1412\t1262\t8,3\t7,2\t89\t88\nXIV.\t1834\t1768\t12,6\t11,9\t96\t94\nXVII.\t2585\t2998\t16,6\t17,0\t116\t102\nXVIII.\t2349\t2443\t15,5\t16,3\t104\t105\nXIX.\t1862\t2117\t10,7\t13,4\t114\t126\nXX.\t2630\t2624\t16,1\t16,0\t100\t99\nXXI.\t2341\t2305\t16,0\t13,8\t98\t86\n\t\t\tMittel . .\t\t.\t105,5\t102,8\nLaut Zeugnis dieser Tabelle gibt in 9 F\u00e4llen von 10 die Eiwei\u00df- resp. Gesamt-N-Gehaltsver\u00e4nderung h\u00f6here oder gleiche Werte, wie die Ver\u00e4nderung des H\u00e4moglobingehaltes ; bei dem einen Ausnahmsfall bildenden Versuche Nr. XIX ist der hohe H\u00e4moglobingehalt des zweiten Blutes auffallend gro\u00df. (Fehler?)\nSehen wir jetzt, wie sich die Verh\u00e4ltnisse bei meinen hungernden Hunden gestalten, bei welchen ich ebenfalls ein \u00e4lteres Experiment zu Hilfe nehmen konnte, wo wir vor dem eigentlichen Versuche ungef\u00e4hr Va\u20141 1 Wasser in den Magen\n9 Der Verd\u00fcnnungsgrad in beiden F\u00e4llen gleich, aber unbestimmt; die absoluten Werte daher unsicher, der relative sicher.","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Eiwei\u00dfresorption.\t\"***\ndes Hundes einf\u00fchrten. Unter Rubrik \u00abEiwei\u00dfgehalt\u00bb steht wieder bei Versuch XVI der Gehalt an Gesamt-N, bei den \u00fcbrigen an durch Gerbs\u00e4ure f\u00e4llbarem N.\nXVI. Beginn der Operation 8 Uhr 15; Venenverbindung 10 Uhr; zweite Blutentnahme 10 Uhr 45. Da das zur Verf\u00fcgung stehende St\u00fcck der Pfortader zu klein war, mu\u00dfte deren h\u00f6chstliegender Seitenast beim Zuziehen des Fadens verschlossen werden.\nTabelle D.\nNummer des Versuches\tEiwei\u00dfgehalt von 100 ccm Blut, in ccm \u2018/\u2018o-n-S\u00e4ure\t\tH\u00e4moglobingehalt in \u00b0/o\t\tEiwei\u00dfgehalt zu Ende des Versuches, . Anfangswert = 100\tH\u00e4moglobingehalt zu Ende des Versuches, Anfangswert = 100\n\tanfangs\tzu Ende\tanfangs\tzu Ende\t\t\nXV.\t2481\t2516\t15,3\t16,4\t101\t107\nXVI.\t2353\t2210\t13,8\t14,2\t94\t103\nXXII.\t2193\t2138\t13,3\t13,3\t97\t101\nXXIII.\t2416\t2803\t16,1\t18,6\t116\t116\n\t\t\tMittel . .\t\t. 102\t106,8\nDiese 4 an hungernden Hunden ausgef\u00fchrten Versuche ergaben also gerade das Gegenteil der mit Fleischnahrung gemachten Experimente: die Ver\u00e4nderung des H\u00e4moglobingehaltes ist gleichwertig oder gr\u00f6\u00dfer als diejenige des Eiwei\u00df- resp. Gesamt-N-Gehaltes. Die gefundene Verminderung des Bluteiwei\u00dfgehaltes ist sehr auffallend. Einem Eiwei\u00dfabbau kann dies nicht entspreehert, da in diesem Falle der Nichteiwei\u00df-N-Gehalt um dieselbe Gr\u00f6\u00dfe zunehmen, und der Gesamt-N-Ge-halt gleich bleiben m\u00fc\u00dfte ; dies ist, wie die folgende Berechnung zeigt, nicht der Fall. Um den Einflu\u00df der \u00c4nderung des Wassergehaltes auszuschlie\u00dfen, m\u00fcssen wir durch Ben\u00fctzung der H\u00e4moglobinwerte die gefundenen Gesamt-N-Werte zu Ende des Versuches, auf den H\u00e4moglobingehalt zu Anfang des Versuches reduzieren. Die aus Tabellen B und D berechneten Werte sind:","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284\nKorn\u00e9l v. K\u00f6r\u00f6sy,\nNr.\tGesamt-N zu Anfang\tGesamt-N (reduziert) zu Ende\nXY.\t2508\t2376\nXYI.\t2353\t2148\nXXII.\t2218\t2158\nXXIII.\t2441\t2456\nAlso finden wir unter 4 Versuchen dreimal eine Verminderung, einmal ungef\u00e4hres Gleichbleifyen des Gesamt-N-Gehaltes. Es wurde also Eiwei\u00df aus dem Blute abgegeben, und zwar aller Wahrscheinlichkeit nach in den Darm. W\u00fcrde sich hei weiteren Versuchen dasselbe heraussteilen, so w\u00e4re dies eine Best\u00e4tigung der sehr interessanten Auffassung des Eiwei\u00dfstoffwechsels von Freund.(23) Auf diesen Punkt hoffe ich in k\u00fcrzester Zeit zur\u00fcckkommen zu k\u00f6nnen.\nAls ich oben in Tabellen A und B den Gehalt an durch Gerbs\u00e4ure nicht f\u00e4llbarem N in Prozenten des gesamten N berechnete, war das eigentlich auch eine Reduktion auf gleichen Wassergehalt, und hat die dort gew\u00e4hlte Art der Berechnung den Vorteil, da\u00df die Gesamt-N-Werte genau bestimmt sind. Nun stellte sich aber heraus, da\u00df der Gesamt-N-Gehalt bei gef\u00fctterten Hunden st\u00e4rker, bei hungernden weniger zunahm als die entsprechenden H\u00e4moglobinwerte. Wir k\u00f6nnen die zu Ende des Versuches gefundenen Gehalte an durch Gerbs\u00e4ure nicht f\u00e4llbarem N auf den anf\u00e4nglichen H\u00e4moglobingehalt in \u00e4hnlicher Weise reduzieren, wie wir es bei dem Gesamt-N-Gehalt bei hungernden Hunden eben taten. Eine aus Tabellen A\u2014D vollf\u00fchrte Berechnung ergab als Mittelwert des Gehaltes an durch Gerbs\u00e4ure nicht f\u00e4llbarem N zu Ende des Versuches f\u00fcr die gef\u00fctterten Hunde 124, f\u00fcr die hungernden 126, die entsprechenden Anfangs werte = 100 gesetzt. Die Endresultate der beiden Versuchsreihen kommen sich also bei Reduktion auf gleichen H\u00e4moglobingehalt noch n\u00e4her, als bei der Berechnung in Prozenten des Gesamt-N.\nDie Resultate der Tabellen C und D bilden also zusammengefa\u00dft in Anbetracht der zwar nicht gro\u00dfen, aber einander ent-","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"285\n\u00dcber Eiwei\u00dfresorption.\ngegengesetzten Unterschiede einen weiteren Beweis daf\u00fcr, da\u00df das resorbierte Eiwei\u00df wirklich in Eiwei\u00dfgestalt in das Blut gelangt. Die einzige Schw\u00e4che dieses Beweises ist diejenige, da\u00df ich das H\u00e4moglobin nach Fleischl-Miescher bestimmte, welche Methode \u2014 obgleich ich alle Kautelen anwendete \u2014 bekanntlich nicht gen\u00fcgend verl\u00e4\u00dfliche Resultate ergibt. Anderseits kompensiert die Zahl der Experimente einigerma\u00dfen den Fehler dieser Methode: unter 14 Versuchen spricht nur eines gegen diese Auffassung.\nIV. Schlu\u00dffolgerungen.\nWir m\u00fcssen uns also die ersten Schritte des Eiwei\u00dfstoffwechsels so vorstellen, da\u00df das Eiwei\u00df der Nahrungsmittel sich im Darmkanal auf hydrolytischem Wege spaltet; wie tief, das wissen wir nicht, aber h\u00f6chstwahrscheinlich bedeutend tiefer, als wir es nur k\u00fcrzlich glaubten. Im Blute jedoch finden wir keine Spuren dieser Spaltungsprodukte; hingegen finden wir den Eiwei\u00dfgehalt des Blutes w\u00e4hrend der Ei wei\u00df Verdauung unter entsprechenden Versuchsbedingungen vermehrt. Das Eiwei\u00df hat sich also aus seinen Spaltungsprodukten regeneriert ; entweder w\u00e4hrend es durch die Darmw\u00e4nde wanderte, oder aber im Blute selbst, gleich darauf, als es in dasselbe gelangte; diesbez\u00fcglich gibt meine Versuchsanordnung keine Aufkl\u00e4rung.\nAus dieser Auffassung ergeben sich die folgenden Fragen:\n1.\tWird das resorbierte Eiwei\u00df in der Leber abgelagert? wie die Arbeit von Seitz(24) dies vermuten l\u00e4\u00dft, der den N-Gehalt der Leber nach der Eiwei\u00dfresorption vermehrt fand.\n2.\tWird auch dann der Eiwei\u00df-N-Gehalt des Blutes sich\nvermehren, wenn wir dem Hunde m\u00f6glichst tief gespaltenes Eiwei\u00df geben ?\t\u00bb\n3.\tWenn wir den Hund mit Gliadin f\u00fcttern und seinen Blutkreislauf nach hier gebrauchter Methode verk\u00fcrzen, wird sich der Glutamins\u00e4uregehalt der Serumeiwei\u00dfstoffe vermehren? was Abderhalden weder bei Pferden fand,(25) denen er vorher gr\u00f6\u00dfere Mengen Blutes entzog, noch bei Hunden mit Eck scher Fistel. (26) Oder l\u00e4\u00dft sich unter solchen Umst\u00e4nden freie Glutamins\u00e4ure im Blute nachweisen?","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"286\nKorn\u00e9l v. K\u00f6r\u00f6sy,\nExperimente nach diesen Richtungen habe ich schon zum Teil begonnen.\nDie Versuchsergebnisse kurz zusammenfassend bilden also meine Versuche einen starken Beweis f\u00fcr die Auffassung, da\u00df das resorbierte Eiwei\u00df in Eiwei\u00dfgestalt in das Blut gelangt und zwar aus folgenden Gr\u00fcnden:\n1.\tBei solchen Hunden, deren gro\u00dfer Blutkreislauf f\u00fcr eine Zeit von 1\u20145 Stunden sozusagen rein auf den Darmkanal beschr\u00e4nkt ist, vermehrt sich der durch Gerbs\u00e4ure nicht f\u00e4llbare Teil des Blut-N (= Nicht ei wei\u00df*N) im Verh\u00e4ltnis zum gesamten N-Gehalt bei der Eiwei\u00dfresorption in keinem gr\u00f6\u00dferen Ma\u00dfe als beim Hungern.\n2.\tAm Ende eines solchen 23/4 Stunden dauernden Versuches ist es nicht gelungen, im Blute eines vorher mit Fleisch gef\u00fctterten Hundes nach Enteiwei\u00dfung freie Aminos\u00e4uren nachzuweisen, es gelang ferner auch die Biuret- und Ferro cyankaliprobe nicht.\n3.\tIm Blute von mit Fleisch gef\u00fctterten Hunden vermehrte sich der Eiwei\u00dfgehalt in gleichem oder gr\u00f6\u00dferem Ma\u00dfe, resp. verminderte er sich in geringerem Ma\u00dfe als der H\u00e4moglobingehalt; bei hungernden Hunden jedoch war das Verh\u00e4ltnis gerade umgekehrt.\nSchlie\u00dflich sage ich den Herren B\u00e9la Hortobagyi und Johann Selegian meinen w\u00e4rmsten Dank f\u00fcr die mir bei den Operationen verliehene freundliche Hilfe.\nLiteratur.\n1.\tKutscher und Seemann, Diese Zeitschrift, Bd. XXXIY, S. 528 (1902).\u2014 Abderhalden, Kautzs ch und London, ebenda, Bd. XLVIII, S. 549 (1906). \u2014 Abderhalden, Baumann und London, ebenda, Bd. LI, S. 384 (1907). \u2014 Abderhalden, v. K\u00f6r\u00f6sy und London, ebenda, Bd. LHI, S. 148 (1907).\n2.\tHofmeister, ebenda, Bd. VI, S. 51 und 69 (1882); Archiv f\u00fcr experim. Path. u. Pharm., Bd. XIX, S. 1.\n3.\tNeumeister, Zeitschrift f. Biol., Bd. XXVII, S. 309 (1890).\n4.\tCohnheim, Diese Zeitschrift, Bd. XXXIII, S. 451 (1901).\n5.\tAbderhalden, Bioch. Zeitschrift, Bd. VIH, S. 360 (1908), und Bd. X, S. 217 (1908).","page":286},{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Eiwei\u00dfresorption.\n287\n6.\tv. Bergmann, Hofmeisters Beitr., Bd. VI, S. 40 (1905). \u2014 Howell, Amer. Journ. of Physiol., Bd. XVH, S. 273 (1907).\n7.\tCohnheim, Diese Zeitschrift, Bd. XXXV, S. 396 (1902).\n8.\tHofmeister, Arch. f. exper. Path. n. Pharm., Bd. XIX, S. 24.\u2014 v. Bergmann und Langstein, Hofmeisters Beitr., Bd. VI, S. 27 (1905).\n9.\tCohnheim, Nagels Handbuch der Physiol., Bd. II, S. 622.\n10.\tCathcart und Leathes, Journal of Physiol., Bd. XXXIH, S. 462 (1906).\n11.\tQueirolo, Moleschotts Untersuchung zur Naturlehre, Bd. XV, S. 25, zitiert nach v. Bielka.\n12.\tv. Bielka, Wien. klin. Wochenschrift, 1899, Nr. 8.\n13.\tSlosse, Zeitschrift f. (Anat. u.) Physiol., 1890, S. 482.\n14.\tTangl, ebenda, 1894, S. 485.\n15.\tAscher und Jackson, Zeitschrift f. Biol., N. F., Bd. XXHI, S. 393 (1901).\n16.\tToepfer, Zeitschrift f. experim. Pathol, u. Therap., Bd. III? S. 45 (1906).\n17.\tKraus, ebenda, S. 52 (1906); siehe auch: Freund, ebenda, Bd. IV, S. 35 (1907).\n18.\tSebelien, Diese Zeitschrift, Bd. XIII, S. 135 (1889).\n19.\tFischer, Ber. d. Deutsch, ehern. Ges., Bd. XL, S. 3701 (1907).\n20.\tLetsche, Diese Zeitschrift, Bd. LUI, S. 31 (1907).\n21.\tVaubel, Die quantit. Bestimm, organ. Verbind., Bd. I, S. 231\nund 233.\n22.\tHedin, Journal of Physiol., Bd. XXX, S. 156 (1903), und Bd. XXXII, S. 468 (1905).\n23.\tFreund, Zeitschrift f. exp. Path. u. Ther., Bd. IV, S. 1 (1907).\n24.\tSeitz, Pfl\u00fcgers Arch., Bd. CXI, S. 309 (1906).\n25.\tAbderhalden und Samuely, Diese Zeitschrift, Bd. XLVI,\nS. 193.\n26.\tAbderhalden, Funk und London, ebenda, Bd. LI, S. 269\n(1907).","page":287}],"identifier":"lit18925","issued":"1908","language":"de","pages":"267-287","startpages":"267","title":"\u00dcber Eiwei\u00dfresorption","type":"Journal Article","volume":"57"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:29:52.430862+00:00"}