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{"created":"2022-01-31T14:14:10.217199+00:00","id":"lit18926","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Argiris, Alfred","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 57: 288-295","fulltext":[{"file":"p0288.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber V\u00f6gel- und Fischgehirne.\nVon\nDr. med. Alfred Argiris.\n(Aus der chemischen Abteilung des physiologischen Instituts zu Berlin.) (Der Redaktion zugegangen am 22. August 1908.)\nDa bisher nichts dar\u00fcber bekannt zu sein scheint, ob die im Nervengewebe von S\u00e4ugetieren vorkommenden Cerebro-\nside sich auch in dem Nervengewebe von V\u00f6geln und\n\u2666\nFischen finden, habe ich auf Veranlassung von Herrn Professor Thierfelder dahingehende Untersuchungen angestellt und berichte im folgenden \u00fcber die Resultate.\nVogelgehirne.\nDie Gehirne von H\u00fchnern und Enten wurden alsbald nach dem Schlachten herauspr\u00e4pariert, in ein gro\u00dfes Gef\u00e4\u00df mit Aceton geworfen und darin auf bewahrt, bis eine Menge von 5 800 g (Gewicht der frischen Gehirnsubstanz) beisammen war. Nun wurde das Aceton abfiltriert, die Gehirnmasse durch ein feines Sieb getrieben, wiederholt mit neuem Aceton behandelt und nach Ersch\u00f6pfung mit diesem Extraktionsmittel mit reichlicher Menge \u00c4ther gesch\u00fcttelt, und zwar so oft (siebenmal), bis eine neue Portion sich nicht mehr gelb f\u00e4rbte und beim Verdunsten\nkeinen oder einen nur ganz geringf\u00fcgigen R\u00fcckstand hinterlie\u00df.\n\u2022 \u2022\nDer von \u00c4ther befreite Brei wurde nun so oft bei 40\u201445\u00b0\nmit 85\u00b0/oigem Alhohol ausgezogen, als in dem Filtrate beim\nAbk\u00fchlen noch nennenswerte Niederschl\u00e4ge erfolgten. Die\nabfiltrierten Ausscheidungen wurden vereinigt und mehrmals \u2022 \u2022\nmit \u00c4ther gesch\u00fcttelt. Sie stellten nun eine schneewei\u00dfe Masse dar, welche sich leicht trocknen und pulverisieren lie\u00df. Die Menge des so gewonnenen Protagons betrug 70 g. Die Verarbeitung auf Cerebron geschah in der von Kitagawa und","page":288},{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber V\u00f6gel- und Fischgehirne.\n289\nThierfelder1) angegebenen Weise. Das Protagon wurde in der f\u00fcnffachen Menge 75 \u00b0/'o Chloroform enthaltenden Methylalkohols unter gelindem Erw\u00e4rmen gel\u00f6st, die L\u00f6sung filtriert und in einem verschlossenen Kolben stehen gelassen. Bis zum n\u00e4chsten Tage schied sich an der Oberfl\u00e4che eine Kruste ab, welche abfiltriert und wiederholt aus 20\u00b0/o Chloroform enthaltendem Methylalkohol umkrystallisiert wurde. Die so gewonnene phosphorfreie Substanz, deren Menge 4,5 g betrug, zeigte alle Eigenschaften des Cerebrons. Aus 20 \u00b0/o Chloroform enthaltendem Methylalkohol schied sie sich amorph in knolligen Gebilden und runden K\u00f6rpern mit glatter Oberfl\u00e4che aus, aus 20\u00b0/o Chloroform enthaltendem Aceton in zu Sternen gruppierten N\u00e4delchen. In 85 \u00b0/oigem Alkohol suspendiert und einer Temperatur von 450 ausgesetzt, gingen die amorphen knolligen Gebilde in Bl\u00e4ttchen, welche h\u00e4ufig als unvollkommen ausgebildete sechsseitige Tafeln erscheinen, \u00fcber. Das Verhalten zu L\u00f6sungsmitteln, die Form der Abscheidung und der \u00dcbergang der amorphen Form in die krystallinische, alles stimmte \u00fcberein mit den Angaben, die f\u00fcr das Cerebron aus Menschen- und Rindergehirn gemacht worden sind. Beim Erhitzen im Kapillarr\u00f6hrchen zeigten sich bei 193\u00b0 Tr\u00f6pfchen an der Wandung, bei 195\u00b0 war alles geschmolzen. F\u00fcr das Cerebron wird allerdings der Schmelzpunkt 2120 angegeben, doch wurde er h\u00e4ufig auch f\u00fcr Pr\u00e4parate aus Menschen gehirn niedriger gefunden. Es h\u00e4ngt das wohl zum Teil von der Schnelligkeit des Er-hitzens ab, vielleicht auch davon, ob das Pr\u00e4parat krystallisiert oder amorph ist oder ein Gemisch beider Formen darstellt. Bei der Analyse der im Vakuum \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrockneten Substanz wurden folgende Werte erhalten:\n1.\t0,0815 g Substarfz lieferten 0,2070 g C02 und 0,0890 g H20\n= 69,27 \u00b0/o G und 12,13 \u00b0/o H.\n2.\t0,0773 g Substanz lieferten 0,1956 g C02 und 0,0856 g H20\n= 69,01 \u00b0/o C und 12,30 \u00b0/o H.\n3.\t0,2472 g Substanz verbrauchten bei der Bestimmung nach\nKjeldahl 3,0 ccm n/io-S\u00e4ure = 1,70\u00b0/o N.\n0 Diese Zeitschrift, Bd. XLIX, S. 286 (1906).\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LVII.\n19","page":289},{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"290\nAlfred Argiris,\n\t1.\t2.\t3.\tMittel\tMittlere Zusammensetzung des Cerebrons aus Menschengehirnen\nc\t69,27\t69,01\t\u2014\t69,14\t69,19\nH\t12,13\t12,30\t\u2014\t12,21\t11,35\nN\t\u2014\t\u2014\t1,70\t1,70\t1,76\nBeim Kochen mit Schwefels\u00e4ure wurde Zucker abgespalten, dessen Menge, titrimetrisch bestimmt und auf Galaktose berechnet, 21,75 \u00b0/o betrug. Aus Cerebrqn aus menschlichen Gehirnen wurden im Mittel 21,83 \u00b0/o Galaktose erhalten.\nDa die kleine Menge Cereborn, welche nach diesen Versuchen noch \u00fcbrig war, nicht gen\u00fcgte, um den Zucker in einer f\u00fcr seine genaue Charakterisierung hinreichenden Quantit\u00e4t zu isolieren, so versuchte ich, ihn aus den Produkten der Hydrolyse des Protagons, welches zur Darstellung des Cerebrons gedient hatte, aber nat\u00fcrlich noch betr\u00e4chtliche Mengen dieser Substanz enthielt, zu gewinnen. Zu dem Zweck wurde eine Menge von 13 g mit 7 \u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure 3 Stunden im kochenden Wasserbad erhitzt, die Fl\u00fcssigkeit nach dem Erkalten filtriert, mit Phosphorwolframs\u00e4ure ausgef\u00e4llt*) und das Filtrat nach Entfernung der Phosphorwolframs\u00e4ure durch Baryt und des \u00fcbersch\u00fcssigen Baryts durch Kohlens\u00e4ure eingeengt. Der erhaltene Sirup, welcher, wie aus seinem starken Reduktionsverm\u00f6gen hervorging, reichliche Mengen von Zucker enthielt, lie\u00df sich nicht zum Krystallisieren bringen ; ich habe ihn des-\n*) Der Niederschlag wurde mit Barytwasser zersetzt, das Filtrat mit Kohlens\u00e4ure behandelt, filtriert und nach Ans\u00e4uren mit Salzs\u00e4ure eingedampft. Die alkoholische L\u00f6sung des R\u00fcckstandes wurde mit einer alkoholischen Cadmiumchloridl\u00f6sung gef\u00e4llt, der abfiltrierte Niederschlag mit Schwefelwasserstoff zerlegt und das Filtrat vom Schwefelcadmium eingeengt. Aus der alkoholischen L\u00f6sung des R\u00fcckstandes schied sich auf Zusatz von alkoholischem Platinchlorid ein orangefarbener Niederschlag aus, welcher nach dem Umkrystallisieren und Trocknen 31,59 \u00b0/o Pt gab (0,1602 g lieferten 0,0506 g Pt). Es handelte sich also um Cholinplatinchlorid, welches 31,64 \u00b0/o Pt enth\u00e4lt. Ich erw\u00e4hne das nur, weil meines Wissens Cholin bisher aus Yogelgehirnen noch nicht dargestellt worden ist.","page":290},{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber V\u00f6gel- und Fischgehirne.\n291\nhalb in Salpeters\u00e4ure (sp. G. 1,15) gel\u00f6st, die L\u00f6sung auf dem Wasserbade eingedampft und die sich dabei ausscheidenden Krystalle nach mehrfachem Umkrystallisieren auf den Schmelzpunkt gepr\u00fcft. Er lag bei 212\u00b0. Es handelte sich also um Schleims\u00e4ure, die bei 213\u00b0 schmilzt.\nWenn auch diese Feststellung zur Charakterisierung des Zuckers gen\u00fcgt, so habe ich es doch nicht unterlassen wollen, die Galaktose in Substanz darzustellen. Ich habe deshalb, um ein weniger kompliziertes Ausgangsmaterial zu verwenden und dadurch f\u00fcr die Isolierung der Spaltungsprodukte g\u00fcnstigere Verh\u00e4ltnisse zu schaffen, aus dem Protagon zuerst das Cerebrin der \u00e4lteren Autoren dargestellt (2 st\u00e4ndiges Kochen des Protagons mit konzentriertem Barytwasser, Filtrieren, Behandeln des in Wasser suspendierten Filterr\u00fcckstandes mit Kohlens\u00e4ure, Filtrieren, wiederholte Extraktion des Filterr\u00fcckstandes mit hei\u00dfem Alkohol und Vereinigung der beim Abk\u00fchlen der hei\u00dfen Filtrate sich bildenden Ausscheidungen) und dies Cerebrosidgemenge, *) in dem sich auch das Cerebron befinden mu\u00df, der Spaltung unterworfen.\nDie Hydrolyse und weitere Verarbeitung geschah in der fr\u00fcher von Thierfelder1) angegebenen Weise. Je 3 g wurden mit 30 ccm 2\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure zu einem d\u00fcnnen Brei zerrieben und in zugeschmolzener Glasr\u00f6hre im \u00d6lbad f\u00fcnf Stunden auf 115\u20141250 erhitzt. Nach dem Erkalten wurde der Inhalt der R\u00f6hren filtriert, das vereinigte Filtrat sorgf\u00e4ltig von aller Schwefels\u00e4ure befreit und eingeengt. Auf Zusatz von kleinen Mengen Alkohol begann alsbald eine Krystallisation, und nach einiger Zeit war der ganze Sirup in eine Krystall-masse verwandelt. Die Krystalle wurden abgesaugt und unter Benutzung von Tierkbhle durch Umkrystallisieren farblos erhalten. Sie schmeckten s\u00fc\u00df und gaben bei der Analyse auf Galaktose stimmende Werte:\n*) Es fiel auf, wie leicht man zu einer phosphorfreien Substanz gelangte. Bei der gleichen Behandlung von Protagon aus Menschen- oder Rindergehirn ist es bekanntlich schwierig, vollst\u00e4ndig phosphorfreie Pr\u00e4parate zu gewinnen.\n>) Diese Zeitschrift, Bd. XIV, S. 209 (1890).\n19*","page":291},{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"292\nAlfred Argiris,\n0,1042 g Substanz lieferten 0,1520 g C02 und 0,063 g H20\nGefunden : G = 39,78 H = 6,72\nBerechnet f\u00fcr C6H1206:\n40,00\n6.67\n\u2713\nDie Substanz schmolz bei 164\u00b0, der Schmelzpunkt der Galaktose liegt bei 168 \u00b0. Das nach der Vorschrift von E. Fischer dargestellte und gereinigte Osazon schmolz bei raschem Erhitzen bei 191\u00b0 in \u00dcbereinstimmung mit den von E. Fischer f\u00fcr das Phenylgalaktosazon gemachten Angaben.\nDer Zucker des Cerebrosids aus Vogelgehirn ist\nalso ebenfalls Galaktose.\nIch habe mich dann weiter mit der Untersuchung der bei der Spaltung des Gerebrosidgemenges erhaltenen, in Wasser unl\u00f6slichen Masse besch\u00e4ftigt und zun\u00e4chst versucht, den basischen Anteil zu isolieren. Die abfiltrierte Substanz wurde zur vollst\u00e4ndigen Abspaltung und Entfernung des Kohlehydrats noch dreimal und zwar V2, 1 und 2 Stunden mit 33 \u00b0/o iger Schwefels\u00e4ure in kochendem Wasserbad erhitzt, dann durch wiederholtes Verreiben mit Wasser und Filtrieren von der Schwefels\u00e4ure befreit und schlie\u00dflich im Vakuum getrocknet. Sie wurde nun mit absolutem Alkohol zum feinen Brei zerrieben, mit alkoholischer Natronlauge bis zur starkalkalischen Reaktion versetzt, abgesaugt und nochmals derselben Behandlung unterworfen. Die vereinigten Filtrate versetzte ich im Scheidetrichter mit einer gro\u00dfen Menge Wasser, wobei eine starke Tr\u00fcbung entstand, und sch\u00fcttelte nach weiterem Zusatz von Natronlauge mit \u00c4ther aus. Die abgetrennte, \u00e4therische L\u00f6sung wurde mehrmals mit Wasser gesch\u00fcttelt, filtriert und eingeengt. Der R\u00fcckstand l\u00f6ste sich bei vorsichtigem Zusatz von \u00c4ther wieder auf. Die L\u00f6sung tr\u00fcbte sich bei Zusatz von mehr \u00c4ther. Sie blieb in verschlossenem Kolben bis zum n\u00e4chsten Tage stehen, wurde nun von den Ausscheidungen (welche nicht alkalisch reagierten und sich als in \u00c4ther fast unl\u00f6slich erwiesen) abfiltriert und etwas weiter eingeengt. Bei einer gewissen Konzentration fielen sch\u00f6ne, glitzernde Krystalle aus, die abgesaugt und getrocknet eine perlmuttergl\u00e4nzende, wei\u00dfe Masse darstellten. Aus den","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber V\u00f6gel- und Fischgehirne.\n293\neingeengten Mutterlaugen wurden noch weitere Krystallisationen erhalten. Mikroskopisch erschienen sie als Bl\u00e4ttchen, welche nach der einen Seite spitz zulaufen, nach der andern durch eine gerade oder eine geknickte Linie begrenzt sind. Sie liegen teils einzeln, teils f\u00e4cherf\u00f6rmig \u00fcbereinander geschoben und sind auch verschieden gro\u00df. Aus den Mutterlaugen wurden gr\u00f6\u00dfere Formen erhalten. Daneben sieht man b\u00fcschelf\u00f6rmig angeordnete Nadeln, welche aber vermutlich nur weniger gut ausgebildete Bl\u00e4ttchen darstellen.\nSie l\u00f6sen sich in kaltem \u00c4ther nicht sehr leicht, leicht in Alkohol. Die L\u00f6sungen reagieren stark alkalisch. Beim Erhitzen im R\u00f6hrchen begann die Substanz bei 70\u00b0 zusammenzusintern, bei 810 fing sie an zu schmelzen und bei 81\u201483\u00b0 war sie zu einer klaren, ganz schwach gelben Fl\u00fcssigkeit geschmolzen.\nDie erhaltene Menge war nur sehr gering, doch konnte ich zwei Kohlenwasserstoffbestimmungen ausf\u00fchren, von denen sich die erste auf die zuerst ausgefallenen Krystalle, die zweite auf die aus der Mutterlauge gewonnenen bezieht.\n1.\t0,0577 g Substanz lieferten 0,1520 g C02 und 0,0670 g H20\n= 71,84 \u00b0/o G und 12,90 \u00b0/o H.\n2.\t0,0435 g Substanz lieferten 0,1148 g C02 und 0,0514 g H20\n= 71,97 \u00b0/o C und 13,13 \u00b0/<f H.\n\t1\t2\tMittel\tSphingosin C17H35N02 verlangt\nc\t71,84\t71,97\t71,90\t71.51 ! /\nH\t12,90\t13,13\t13.01 J\t12,37\nEine Stickstoffbestimmung konnte aus Mangel an Substanz noch nicht ausgef\u00fchrt* werden und auch die Kohlenwasserstoffwerte bed\u00fcrfen trotz ihrer guten \u00dcbereinstimmung einer weiteren Sicherstellung, da die Analysen mit sehr kleinen Mengen ausgef\u00fchrt werden mu\u00dften.\nVermutlich handelt es sich um Sphingosin, welches Thudichum in kristallisiertem Zustande erhalten hat. Die Base bildet auch ein in Alkohol sehr schwer l\u00f6sliches Sulfat, was ebenfalls mit dem Sphingosin stimmt.","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"294\nAlfred Argiris,\nFischgehirne.\n800 g Gehirnmasse, in frischem Zustand den K\u00f6pfen von Gadus morrhua (Kabeljau) und Gadus aeglefmus (Schellfisch) entnommen, wurde in Aceton gesammelt. Nach ihrer Zerkleinerung und Pressen durch ein feines Haarsieb wurde sie mehrmals mit Aceton behandelt (aus den eingeengten Acetonausz\u00fcgen schied sich beim Einengen in reichlicher Menge Cholesterin aus, welches nach dem Umkrystallisieren bei 145\u00b0 schmolz) und darauf durch wiederholtes, jedesmal, stundenlang fortgesetztes Sch\u00fctteln mit gro\u00dfen Mengen \u00c4ther v\u00f6llig mit diesem L\u00f6sungsmittel ersch\u00f6pft. Der nach dem letzten Sch\u00fctteln ab-f\u00fctrierte \u00c4ther war v\u00f6llig farblos und hinterlie\u00df beim Verdunsten\neinen nur ganz geringen R\u00fcckstand.\n\u2022 \u2022\nA. Die vereinigten Atherausz\u00fcge wurden im Vakuum eingeengt und mit Aceton gef\u00e4llt. Der wachsartige, dunkelgef\u00e4rbte Niederschlag l\u00f6ste sich bis auf eine geringe, feine, wei\u00dfe Tr\u00fcbung, welche durch Zentrifugieren abgetrennt werden konnte, in \u00c4ther. Die klare, \u00e4therische L\u00f6sung wurde wieder eingeengt und mit Aceton gef\u00e4llt. Der jetzt erhaltene Niederschlag\n\u2022 \u00bb ____\nl\u00f6ste sich klar in \u00c4ther. Der beim Verdunsten im Vakuum hinterbleibende R\u00fcckstand lie\u00df sich durch Alkohol in einen in Alkohol l\u00f6slichen und aus der eingeengten alkoholischen L\u00f6sung durch Aceton f\u00e4llbaren und einen in Alkohol unl\u00f6slichen, in \u00c4ther l\u00f6slichen und aus der \u00e4therischen L\u00f6sung durch Aceton f\u00e4llbaren Teil trennen. Der \u00c4therauszug verhielt sich also ebenso wie der bei gleicher Vorbehandlung aus Menschen- und Rindergehirnen gewonnene, aus dem das in Alkohol l\u00f6sliche Lecithin und das in Alkohol unl\u00f6sliche Jecorin erhalten werden.\nE. Die mit \u00c4ther ersch\u00f6pfte Gehirnmasse wurde l\u00e4ngere Zeit mit 85\u00b0/oigem Alkohol bei 45\u00b0 behandelt und die alkoholische L\u00f6sung warm filtriert. Das Filtrat blieb beim Abk\u00fchlen auf Zimmertemperatur und auch auf 00 v\u00f6llig klar und schied erst nach dem Einengen im Vakuum und neuem Abk\u00fchlen einen braunen, wachsartigen Niederschlag ab. Das Verhalten war also ein ganz anderes, als es von den S\u00e4ugetier-und Vogelgehirnen bekannt ist. Bei diesen tr\u00fcbt sich der","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber V\u00f6gel- und Fischgehirne.\n295\nAlkoholauszug beim Abk\u00fchlen sofort und setzt beim Erkalten auf 0\u00b0 einen reichlichen, wei\u00dfen, krystallinischen Niederschlag, das sogenannte Protagon, ab. W\u00e4hrend weiterhin das Protagon in \u00c4ther unl\u00f6slich ist und nach dem Kochen mit Salzs\u00e4ure reichlich Fehlingsche L\u00f6sung reduziert, erwies sich die\naus den eingeengten Alkoholausz\u00fcgen der Fischgehirne abge-\n\u2022 \u2022\nschiedene, braune, wachsartige Substanz als in \u00c4ther leicht l\u00f6slich und reduzierte nach der hydrolytischen Spaltung nur ganz schwach, so schwach, da\u00df das Reduktionsverm\u00f6gen bei den ersten Versuchen sogar ganz \u00fcbersehen wurde.\nDie Untersuchungen \u00fcber Vogel- und Fischgehirne, an deren Fortsetzung ich leider durch meinen Fortgang von Berlin verhindert bin, werden im Laboratorium von Professor Thierfelder weitergef\u00fchrt.","page":295}],"identifier":"lit18926","issued":"1908","language":"de","pages":"288-295","startpages":"288","title":"Untersuchungen \u00fcber V\u00f6gel- und Fischgehirne","type":"Journal Article","volume":"57"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:14:10.217204+00:00"}