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{"created":"2022-01-31T15:12:50.500256+00:00","id":"lit18933","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"L. Wacker","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 57: 325-328","fulltext":[{"file":"p0325.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Abbau von 2,5-Diketopiperazinen im Organismus des\nKaninchens.\nII. Mitteilung.\nYon\nEmil Abderhalden und L. Wacker.\n(Aus dem physiologischen Institute der tier\u00e4rztlichen Hochschule, Berlin.)\n(Der Redaktion zugegangen am 26. August 1908.)\nDer eine von uns *) hat k\u00fcrzlich Beobachtungen mitgeteilt \u00fcber den Abbau von Glycinanhydrid, dl-Alaninanhydrid und von dl-Serinanhydrid im Organismus des Kaninchens. Im Harn traten Glykokoll, 1-Alanin und d-Serin auf. Die Ausbeuten an diesen Substanzen waren in allen F\u00e4llen im Verh\u00e4ltnis zur eingef\u00fchrten Menge an Diketopiperazin sehr geringe. Jedenfalls war ein Teil des verf\u00fctterten Anhydrids gespalten worden. Es blieb fraglich, auf welchem Wege der Abbau erfolgt war. Es waren zwar die dem Glycinanhydrid und dem Alaninanhydrid entsprechenden Dipeptide Glycyl-glycin und Alanyl-alanin beobachtet worden; es blieb jedoch unentschieden, ob diese Verbindungen im Harn prim\u00e4r vorhanden waren, oder sich erst sekund\u00e4r durch die angewandte Methode aus den entsprechenden Anhydriden gebildet hatten. Diese Frage mu\u00dfte sich durch Anwendung eines Anhydrids entscheiden lassen, das durch Alkali nur sehr schwer aufgespalten wird. Wir verwendeten L eucyl-gly cinanhy drid.\nZun\u00e4chst wiederholten wir die Versuche mit Glycinanhydrid. Es konnten auch hier nach Eingabe von 10 g Glycinanhydrid an ein 2,2 kg schweres Kaninchen \u00df-Naphthalinsulfo-\n*) EmilAbderhalden, \u00dcber den Abban von 2,5-Diketopiperazinen im Organismus des Kaninchens. Diese Zeitschrift, Bd. LV, S. 384, 1908.","page":325},{"file":"p0326.txt","language":"de","ocr_de":"326\nEmil Abderhalden und L. Wacker,\nglycin (0,45 g) und \u00df-Naphtalinsulfo-glycyl-glycin (0,75 g) isoliert werden. Der gr\u00f6\u00dfte Teil des Anhydrids erschien unver\u00e4ndert im Urin. Es wurden 5,5 g reines Glycinanhydrid zur\u00fcckgewonnen. In einem andern Falle erhielten wir 7,5 g Glycinanhydrid nach Zufuhr von 10 g zur\u00fcck. Bei diesem Versuche gewannen wir 0,32 g \u00df-Naphthalinsulfoglycin. DasDipeptid konnte nicht isoliert werden. In anderen F\u00e4llen erhielten wir weder Glykokoll noch Glycyl-glycin. Die verschiedenen Versuchstiere verhielten sich sehr verschieden. Bald trat schon nach wenigen Stunden nach der Eingabe des Glycinanhydrids reichliche Urinabscheidung ein, bald erfolgte diese erst nach 2\u20143 Tagen. Der Urin war stets ganz klar. Erst beim Abk\u00fchlen trat reichliche Krystallisation von Glycinanhydrid ein. Der Harn war oft so mit Glycinanhydrid \u00fcbers\u00e4ttigt, da\u00df er ganz pl\u00f6tzlich erstarrte. Jedenfalls geht aus diesen Versuchen hervor, da\u00df der Kaninchenorganismus bei pl\u00f6tzlicher Zufuhr gro\u00dfer Mengen von Glycinanhydrid nur einen kleinen Teil davon abbaut. Die Hauptmenge des Anhydrids wird unver\u00e4ndert ausgeschieden, ein kleiner Teil erscheint als Dipeptid und als Glykokoll im Harn, ein Teil dieses letzteren Produktes wird jedenfalls vollst\u00e4ndig verbrannt.\nUm zu entscheiden, ob bereits im Magen eine Aufspaltung des Glycinanhydrids erfolgt, gaben wir einem Kaninchen von 1,62 kg Gewicht 10 g Glycinanhydrid. Es wurde mit Kohl zusammen im Verlauf von ca. 2 Stunden aufgenommen. 21U Stunden nach dem Beginne der F\u00fctterung wurde das Versuchstier durch Verbluten get\u00f6tet und sofort sein Mageninhalt mit Wasser ausgekocht. Es konnten 1,4 g Glycinanhydrid isoliert werden. Glykokoll und Glycyl-glycin waren nicht nachweisbar. Wir untersuchten auch das Blut. Es enthielt Glycinanhydrid, allerdings in nur sehr geringer Menge. Ablagerungen dieses Anhydrids in den Geweben waren nicht vorhanden. Auch die Nieren wiesen nirgends krystallinische Abscheidungen auf. Es ist auffallend, da\u00df so gro\u00dfe Mengen eines so schwer l\u00f6slichen K\u00f6rpers in k\u00fcrzester Zeit von der Darmwand aufgenommen und nach den Nieren gef\u00fchrt werden, ohne da\u00df es zum Ausfallen von Krystallen kommt. Der tierische Organismus hilft","page":326},{"file":"p0327.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Abbau von 2,5-Diketopiperazinen im Organismus. II. 327\nsich offenbar dadurch, da\u00df er in einem bestimmten Momente nur geringe Mengen solcher Substanzen im Blut fortf\u00fchrt und sie gleich zur Ausscheidung bringt. Interessant ist die reichliche Urinabscheidung, die meist \u2014 jedoch nicht immer nach Zufuhr von Glycinanhydrid eintrat. So sezernierte ein 1620 g schweres Kaninchen, das t\u00e4glich 2,5 g Glycinanhydrid erhielt, am 1. Tage 300 ccm, am 2. Tage 345 ccm und am 3. Tage 390 ccm Urin. In der Harnblase des get\u00f6teten Kaninchens befanden sich 18 ccm Urin. Sie enthielten 0,25 g Glycinanhydrid.\nWir haben weiterhin Versuche mit dl-Leucyl-glycinanhydrid ausgef\u00fchrt. Das erhaltene Resultat war dasselbe, wie bei den mit Glycinanhydrid angestellten Versuchen. Auch hier zeigten sich individuelle Unterschiede. Bald wurde der gr\u00f6\u00dfte Teil des eingef\u00fchrten Leucyl-glycinanhydrids unver\u00e4ndert ausgeschieden, bald lie\u00df sich neben geringeren Mengen des Anhydrids d-Leucin nachweisen. Wir glauben auch das durch Aufspaltung des Leucyl-glycinanhydrids entstandene Dipeptid isoliert zu haben und zwar Leucyl-glycin. Wir gewannen es als \u00df-Naphthalin-sulfoVerbindung und verglichen das gewonnene Derivat mit synthetisch dar gestelltem \u00df-Naphthalinsulfo-dl-leucyl-glycin. Es schmilzt bei 104\u20141050 (unkorr.) und liefert ein leicht l\u00f6sliches Baryumsalz, w\u00e4hrend das\u00df-Naphthalinsulfo-glycyl-dl-leucin gegen 123\u2014124 0 (unkorr.) schmilzt und ein schwer l\u00f6sliches Baryumsalz bildet. Wir konnten leider den Beweis zu keinem zwingenden gestalten, weil die isolierte Menge an Dipeptid nur sehr gering war. Es unterliegt keinem Zweifel, da\u00df die uns zurzeit zur Verf\u00fcgung stehenden Methoden zur Isolierung von Polypeptiden und Aminos\u00e4uren aus Urin nicht ausreichen, sobald der Harn mehrere dieser Produkte enth\u00e4lt. Nur durch Kombination verschiedener Methoden ist es in einzelnen F\u00e4llen m\u00f6glich, zum Ziel zu gelangen. So konnten wir in einem Falle nach F\u00e4llung des verd\u00fcnnten Harns mit basischem Bleiacetat durch direkte Krystallisation d-Leucin isolieren und zwar 0,68 g nach Verabreichung von 10 g dl-Leucyl-glycinanhydrid.\nDas d-Leucin zeigte [a[p0\u00b0 = \u2014 14,05\u00b0 in 21\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure gel\u00f6st.","page":327},{"file":"p0328.txt","language":"de","ocr_de":"328 Abderhalden und Wacker, \u00dcber 2,5-Diketopiperazinen. DL\n0,2138 g Leucin in 21\u00b0/0iger Salzs\u00e4ure gel\u00f6st. Gesamtgewicht der L\u00f6sung 4,5800 g. Spezifisches Gewicht 1,10 g. [a] = \u2014 0,72\u00b0 im 1-dm-Rohr bei Natriumlicht.\nDie Mutterlauge vom d-Leucin drehte nach links. Sie schied bei weiterem Einengen nach Zusatz von Alkohol Kry-stalle ab, die gegen 248\u00b0 schmolzen. Beim Umkrystallisieren aus Wasser unter Zusatz von Alkohol bildeten sich vereinzelte N\u00e4delchen. d-Leucin lag nicht vor und ebenso ist nach allen Eigenschaften Leucyl-glycinanhydrid ausgeschlossen. Es ist m\u00f6glich, da\u00df d-Leueyl-glycin vorlag. Zu einer \u00bbeinwandfreien Entscheidung reichte das Material nicht aus. Mit Sicherheit festgestellt ist nur das d-Leucin. Wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir annehmen, da\u00df der Abbau des dl-Leucyl-glycinanhydrids zun\u00e4chst mit seiner Aufspaltung zum Dipeptid einsetzt und dieses dann zun\u00e4chst asymmetrisch zerf\u00e4llt. Nach allen unseren Erfahrungen \u00fcber die Spaltung von racemischen Polypeptiden durch peptolytische Fermente ist zu erwarten, da\u00df aus dem gebildeten Dipeptid 1-Leucin abgespalten wird und d-Leucyl-glycin resp. Glycyl-d-leucin \u00fcbrig bleibt. Beide Dipeptide werden dann offenbar, zum Teil wenigstens, in d-Leucin und Glykokoll zerlegt. Die Schwierigkeiten in der eindeutigen Entscheidung der Frage nach dem Abbau des dl-Leucyl-glycinanhydrids sind deshalb so gro\u00dfe, weil aus dem Anhydrid zwei Dipeptide, n\u00e4mlich dl-Leucyl-glycin und Glycyl-dl-leucin hervorgehen k\u00f6nnen. Es ist wohl m\u00f6glich, da\u00df beide entstehen, und da\u00df die Mannigfaltigkeit der entstehenden Produkte die Ursache ist, weshalb es nicht gl\u00fccken wollte, mit \u00df-Naphthalinsulfochlorid zu ganz reinen, einheitlichen Produkten zu gelangen. Wir haben auch im erw\u00e4hnten Falle nach Abtrennung des d-Leueins in der \u00fcblichen Weise mit \u00df-Naphthalinsulfochlorid auf Spaltprodukte gefahndet. Es ist jedoch nicht gegl\u00fcckt, in gen\u00fcgender Menge ein v\u00f6llig reines Produkt zu gewinnen.\nWir k\u00f6nnen jedenfalls als festgestellt betrachten, da\u00df im Kaninchenorganismus auch das dl-Leucyl-glycinanhydrid zum Teil \u2014 allerdings, wie es scheint, zum geringsten Teil \u2014 aufgespalten und dann in seine Komponenten zerlegt wird. Sicher nachgewiesen ist d-Leucin.","page":328}],"identifier":"lit18933","issued":"1908","language":"de","pages":"325-328","startpages":"325","title":"\u00dcber den Abbau von 2,5-Diketopiperazinen im Organismus des Kaninchens. II. Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"57"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:12:50.500261+00:00"}