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{"created":"2022-01-31T14:15:51.180853+00:00","id":"lit18941","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Bingel, Adolf","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 57: 382-388","fulltext":[{"file":"p0382.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Gewinnung von Glykokoll aus normaiem Blut.\nVon\nDr. Adolf Bingel.\n(Aus der medizinischen Klinik und dem chemisch-physiologischen Institut der st\u00e4dtischen Krankenanstalten zu Frankfurt a. M.)\n(Der Redaktion zugegangen am 2. September 1908.)\nW\u00e4hrend unter pathologischen Verh\u00e4ltnissen im Harn Aminos\u00e4uren \u2014 insbesondere Glykokoll \u2014 von verschiedenen Autoren gefunden waren, hatte man im normalen Harn bis vor kurzem, auch bei Anwendung der Fischer-Bergellschen \u00df-Naphthalinsulfochloridmethode diese Substanzen, wenn \u00fcberhaupt, so nur in Spuren nachweisen k\u00f6nnen. Embden und Reese1) gelang es dann, durch eine geringf\u00fcgige methodische Modifikation erhebliche Mengen \u00df-Naphthalinsulfoglykokoll aus normalem Harn darzustellen. Sie zeigten, da\u00df es f\u00fcr den Ablauf der Reaktion in erster Linie auf den Alkalescenzgrad des Harns bei der Behandlung mit \u00df-Naphthalinsulfochlorid ankommt.\nAbderhalden und Schittenhelm2) best\u00e4tigten im wesentlichen diese Ergebnisse. Die Ein w\u00e4nde, die von Kionka,3) Wohlgemuth und Neuberg,4) Hirschstein5) erhoben wurden, haben Embden und Marx6) widerlegt, soda\u00df wohl an der Tatsache, da\u00df sich aus jedem normalen Harn Naphthalinsulfo-glykokoll darstellen l\u00e4\u00dft, nicht mehr gezweifelt werden kann.\nEs lag nunmehr sehr nahe, die Fis eher-Berg eil sehe Methode, die bei der Untersuchung des normalen Harns auf Aminos\u00e4uren zu positiven Resultaten gef\u00fchrt hatte, auch auf das Blut anzuwenden. Denn der Nachweis bestimmter Aminos\u00e4ureverbindungen im Blute ist von gro\u00dfem physiologischem Interesse. Gelangt man doch immer mehr zu der Anschauung, da\u00df der Organismus bei der Verdauung das Eiwei\u00df in seine niedersten Spaltprodukte, eben die Aminos\u00e4uren, zerlegt und aus ihnen sein K\u00f6rpereiwei\u00df wieder aufbaut. Sicherlich spielen\n\u00df Hofmeisters Beitr., Bd. VII, H. 7/9.\n2) Diese Zeitschrift, Bd. XLVII, S. 339.\n8) Zeitschrift f. exp. Path. u. Ther., Bd. II, S. 23.\n\u2022\t4) Med. Klinik, 1906, S. 227.\n5)\tZeitschrift f. exp. Path. u. Ther., Bd. IV.\n6)\tHofmeisters Beitr., Bd. XI, H. 7/9.","page":382},{"file":"p0383.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Gewinnung von Glykokoll aus normalem Blut.\ndaher die Aminos\u00e4uren im intermedi\u00e4ren Stoffwechsel und wohl auch beim Stofftransport durch das Blut eine gro\u00dfe Rolle.\nTrotzdem ist der Nachweis einer bestimmten Aminos\u00e4ure, insbesondere jener des Glykokolls im normalen, lebensfrischen Blute bisher noch nicht gegl\u00fcckt.\nG. y. Bergmann1) arbeitete mit Blut unter verschiedenen pathologischen Zust\u00e4nden und mit normalem Blute auf der H\u00f6he der Verdauung. Es gelang ihm, ein Reaktionsprodukt mit \u00df-Naph-thalinsulfochlorid zu gewinnen, bez\u00fcglich dessen chemischer Einheitlichkeit er sich sehr zur\u00fcckhaltend ausdr\u00fcckt. Der Stickstoffgehalt seiner Verbindung war ein au\u00dferordentlich hoher (9,84 \u00b0/o), so da\u00df es sich jedenfalls nicht um die Verbindung einer einfachen Aminos\u00e4ure handeln konnte.\nUntersuchungen aus dem Jenenser pharmakologischen Institute wurden an Blut angestellt, das nach Zusatz von reichlichen Mengen Harns\u00e4ure 24 Stunden lang bei 39\u201440\u00b0 gestanden hatte. Nachdem Frey2) an derartig vorbehandeltem Blute mittels der \u00df-Naphthalinsulfochloridmethode ein Produkt gewonnen hatte, das er auf Grund des Verhaltens seiner L\u00f6sung in Ammoniak gegen Baryumchlorid als Glykokoll ansehen zu m\u00fcssen glaubt, fanden Kionka und Frey3) in ebenso behandeltem Blut eine Substanz, die bei 154\u00b0 schmolz, und die sie deswegen als Glykokoll ansprachen. In einer j\u00fcngst erschienenen Arbeit \u00ab\u00dcber das Auftreten von Glykokoll im Blute\u00bb weist Kionka4) im Blute ebenfalls nach Harns\u00e4urezusatz und l\u00e4ngerem Stehen mittels der Fischer-Berg eil sehen Methode eine Substanz nach, die er auf krystallographischem Wege und durch Bestimmung des Schmelzpunktes als Glykokoll identifizierte.\nW\u00e4hrend Kionka und Frey fr\u00fcher der Ansicht zuneigten, da\u00df das gebildete Glykokoll der Harns\u00e4ure entstammte, dr\u00fcckt sich Kionka in dieser neuesten Arbeit bez\u00fcglich der Herkunft des Glykokolls aus Harns\u00e4ure vorsichtiger aus. Er h\u00e4lt es f\u00fcr\n9 Hofmeisters Beitr., Bd. VI, S. 40.\n2)\tZeitschrift f. exp. Path. u. Ther., Bd. II, S. 36.\n3)\tZeitschrift f. exp. Path. u. Ther., Bd. Ill, S. 597,\n4)\tZeitschrift f. exp. Path. u. Ther., Bd. V, S. 131.\n25*","page":383},{"file":"p0384.txt","language":"de","ocr_de":"384\nAdolf Bingel,\nm\u00f6glich, da\u00df \u00abdas Glykokoll beim Abbau der aus den zugrunde gehenden Zellen stammenden Kernsubstanzen entsteht\u00bb.\nDas Vorkommen von Glykokoll im normalen lebensfrischen Blute ohne Harns\u00e4urezusatz lehnen Kionka und Frey1) ausdr\u00fccklich ab.\nNeuberg und Strau\u00df2) fanden in der Ascitesfl\u00fcssigkeit bei Lebercirrhose und im Blute bei Ur\u00e4mie infolge chronischer interstitieller Nephritis 2,4 \u00b0/oo, resp. 5\u00b0/oo Aminos\u00e4urereststickstoff. Das Vorhandensein von Glykokoll in dem bei Anwendung der Naphthylisocyanatmethode entstandenen Reaktionsgemenge glauben sie durch die Gewinnung eines schwer l\u00f6slichen Barytsalzes zu erweisen. Analytische Angaben \u00fcber dieses Barytsalz teilen sie nicht mit.\nIn der vorliegenden Untersuchung gelang es mir, mittels der Fisch er-B er gellsehen Methode nicht ganz unerhebliche Mengen Glykokoll im lebensfrischen Blute nachzuweisen.\nDie angewandte Methode stelle ich ausf\u00fchrlicher dar, um auf einige Besonderheiten hinzuweisen, die eine Nachpr\u00fcfung meines Befundes erleichtern k\u00f6nnen.\nDas benutzte Rinderblut wurde ganz frisch im Schlachthof aufgefangen und in Quantit\u00e4ten von 5 1 so schnell wie m\u00f6glich nach dem Krankenhaus gebracht. Hier wurde es nach Fr. Schenck mit der gleichen Menge Wasser, der doppelten Menge 2\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure und der doppelten Menge 5\u00b0/oiger Sublimatl\u00f6sung versetzt. Nach kurzem Stehen wurde der Eiwei\u00dfniederschlag auf der Nutsche abfiltriert und das Filtrat mit Schwefelwasserstoff entquecksilbert. Nach Entfernung des \u00fcbersch\u00fcssigen Schwefelwasserstoffs durch einen Luftstrom und Abtrennung des Schwefelquecksilbers wurden je 6 1 Fl\u00fcssigkeit, die einem Liter Blut entsprachen, sorgf\u00e4ltig neutralisiert und im Vakuum bei einer 60\u00b0 nicht \u00fcberschreitenden Temperatur des Heizwassers auf 500 ccm eingeengt. Der\n*) 1. c., S. 600: \u00abEs tritt im Blute Glykokoll auf, wenn demselben vorher Harns\u00e4ure zugesetzt war, dieser Befund ist nicht zu erheben ohne Harns\u00e4urezusatz.\u00bb \u00abNach Harns\u00e4urezusatz tritt Glykokoll im \u00fcberlebenden Blute aut, das sonst niemals darin zu finden ist.\u00bb\n2) Berl. klin. Wochenschr., 1906, S. 258.","page":384},{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Gewinnung von Glykokoll aus normalem Blut. 385\neingeengten Fl\u00fcssigkeit wurde soviel 33\u00b0/oige Natronlauge zugesetzt, da\u00df rotes Lackmuspapier kr\u00e4ftig gebl\u00e4ut wurde. Es waren dazu 1,5 ccm Natronlauge n\u00f6tig. Durch Filtrieren auf der Nutsche wurden die hierbei sich ausscheidenden Phosphate entfernt. Nunmehr wurde die v\u00f6llig klare, in dicker Schicht gelbliche Fl\u00fcssigkeit mit etwa 100 ccm einer 5\u00b0/oigen \u00e4therischen \u00df-Naphthalinsulfochloridl\u00f6sung 9 Stunden lang gesch\u00fcttelt. Von 3 zu 3 Stunden wurde die Reaktion gegen Lackmuspapier gepr\u00fcft und, falls eine Abschw\u00e4chung der alkalischen Reaktion stattgefunden hatte, wenig Natronlauge hinzugef\u00fcgt, so da\u00df\nrotes Lackmuspapier wieder kr\u00e4ftig gebl\u00e4ut wurde. Nach Ab-\n\u2022 \u2022\ntrennung des \u00c4thers und dem Abfiltrieren unl\u00f6slicher Verbindungen, deren weitere Untersuchung unterblieb, wurde durch\nAns\u00e4uren mit Salzs\u00e4ure eine starke F\u00e4llung hervorgerufen,\n\u2022 \u2022\ndie beim Sch\u00fctteln mit \u00c4ther sehr leicht von diesem aufgenommen wurde. Der abgetrennte und mit wenig Wasser bis zur ann\u00e4hernden Chlorfreiheit gewaschene \u00c4ther wurde unter Zusatz von etwas Wasser abdestilliert. Es hinterblieb ein reichlicher, gelber, \u00f6liger R\u00fcckstand. Dieser l\u00f6ste sich zum gr\u00f6\u00dften Teil beim Zusatz von Ammoniak bis zur neutralen oder schwach alkalischen Reaktion. Der ungel\u00f6ste Anteil, der, wie gleich erw\u00e4hnt sei, aus dem Amid der \u00df-Naphthalinsulfos\u00e4ure bestand, wurde nicht, wie Emb den und Reese angegeben haben, durch Filtration nach l\u00e4ngerem Stehen im Eisschrank abgetrennt, wobei geringe Mengen des Amids in L\u00f6sung bleiben, sondern die deutlich ammoniakalisch reagierende Fl\u00fcssigkeit wurde nach einer bisher unver\u00f6ffentlichten Modifikation von Emb den mit reichlichen \u00c4thermengen gesch\u00fcttelt, wobei das Amid in den \u00c4ther ging. Die w\u00e4sserige Schicht war schon nach dem ersten Sch\u00fctteln vollkommen klar. Zur Reseitigung von etwa noch gel\u00f6st gebliebenen Amidspuren wurde die \u00c4thersch\u00fcttelung ein- bis zweimal wiederholt.\n\u2022 9\nWeitere Atherextrakte enthalten augenscheinlich kein\n\u2022 \u2022\nAmid mehr, wohl aber geringe Mengen eines \u00d6les, das nicht n\u00e4her untersucht wurde.\nMan kann das Amid leicht aus der \u00e4therischen L\u00f6sung gewinnen. Die Substanz zeigt die charakteristischen Krystall-","page":385},{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":"386\nAdolf Bingel,\nformen des \u00df-Naphthalinsulfamids und schmilzt nach einmaligem Umkrystallisieren aus hei\u00dfem Wasser ganz scharf bei 216\u00b0.\nNach Abtrennung des Amids wurden die Naphthalinsulfo-verbindungen abermals durch Salzs\u00e4urezusatz in Freiheit gesetzt und in \u00c4ther aufgenommen. Der ann\u00e4hernd chlorfrei gewaschene \u00c4ther wurde wiederum unter Wasserzusatz abdestilliert.\nNunmehr wurde die zur\u00fcckbleibende Fl\u00fcssigkeit mit Wasser auf etwa 30 ccm aufgef\u00fcllt, auf dem Wasserbade erw\u00e4rmt, wobei die Substanz nur zum Teil in L\u00f6sung ging, und hei\u00df filtriert. Die abk\u00fchlende Fl\u00fcssigkeit wurde mit einigen Kry-st\u00e4llchen \u00df-Napthalinsulfoglykokoll geimpft. Die Krystallisation begann sehr rasch (rascher als bei den fr\u00fcheren Untersuchungen am Harn) schon bei Zimmertemperatur und vollendete sich beim Stehen im Eisschrank (Fraktion I).\nDer bei dieser ersten Behandlung mit warmem Wasser ungel\u00f6st gebliebene R\u00fcckstand wurde abermals mit Wasser erw\u00e4rmt und wiederum hei\u00df filtriert. Nach der Abk\u00fchlung und Impfung erfolgte die Krystallisation weit langsamer und unvollst\u00e4ndiger (Fraktion II), noch langsamer und weniger vollst\u00e4ndig krystallisierte eine auf gleiche Weise gewonnene dritte Fraktion. F\u00fcr die weitere Bearbeitung wurden nur die 1. und 2. Fraktion verwandt.\nDiese beiden, noch stets mit \u00f6ligen Beimengungen verunreinigten Fraktionen wurden unter gro\u00dfen Verlusten durch mehrmaliges Umkrystallisieren aus immer geringeren Mengen warmen Wassers gereinigt, wobei die Krystallisation jedesmal auch ohne Impfung rascher und vollst\u00e4ndiger erfolgte.\nBei einem Teil der Untersuchungen wurde nach dem Vorg\u00e4nge von Embden und Reese1) folgenderma\u00dfen verfahren:\nDie neutrale amidfreie L\u00f6sung der Ammonsalze wurde mit Wasser auf 40 ccm aufgef\u00fcllt, mit Baryumchloridl\u00f6sung ausgef\u00e4llt, der volumin\u00f6se Niederschlag abfiltriert und mit wenig kaltem Wasser gewaschen. BaryumfiltratundBaryumniederschlag wurden mit Salzs\u00e4ure zerlegt und die in Freiheit gesetzten \u00df-Naph-thalinsulfoverbindungen mit \u00c4ther aufgenommen. Die Gewinnung von \u00df-Napthalinsulfoglykokoll aus dem Baryumfiltrat gelingt\nl) l. c.","page":386},{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Gewinnung von Glykokoll aus normalem Blut. 387\nau\u00dferordentlich leicht, w\u00e4hrend die Verbindungen aus dem Niederschlag nur langsam und unvollst\u00e4ndig krystallisieren. Der Barytniederschlag wurde daher bei der weiteren Verarbeitung nicht ber\u00fccksichtigt.\nDie Substanz schmolz nach einmaligem Umkrystallisieren bei 140 \u00b0, nach zweimaligem bei 147\u20141480 und nach dreimaligem bei 148\u2014149\u00b0.\nDie Ausbeute aus 10 1 Blut betrug nach dem ersten Um-krystallisieren 0,35 g, nach dem zweiten 0,27 g und nach dem dritten 0,21 g. Ein Teil wurde nochmals umkrystallisiert, zeigte aber nur eine Erh\u00f6hung des Schmelzpunktes auf 150\u00b0.\nDa nach dem dritten Umkrystallisieren der Schmelzpunkt nur um ein geringes in die H\u00f6he gegangen war, so wurde von einer weiteren Reinigung der Substanz Abstand genommen, weil sie voraussichtlich nur unter gr\u00f6\u00dferen Verlusten zu erreichen gewesen w\u00e4re. Es wurde daher mit der bei 148\u2014149 0 schmelzenden Substanz die Elementaranalyse ausgef\u00fchrt. Das war um so mehr ang\u00e4ngig, als in den Versuchen von Embden und Reese und Embden und Marx die Analyse noch wesentlich niedriger schmelzender Pr\u00e4p\u00e4rate zu richtigen Ergebnissen gef\u00fchrt hatte. Das Resultat der Analyse war folgendes:\n0,1336 g Substanz gaben 0,2688 g C02 und 0,0544 g H20.\nG\tH\nGefunden :\t54,87 \u00b0/o\t4,55\t\u00b0/o\nBerechnet f\u00fcr\tC12Hu04NS:\t54,33 \u00b0/o\t4,15\t\u00b0/o\nWie man sieht, stimmen die gewonnenen Analysenwerte mit denen des \u00df-Naphthalinsulfoglykokolls ausreichend \u00fcberein. Wahrscheinlich ist die Substanz noch mit geringen Mengen einer kohlenstoffreicheren Verbindung verunreinigt.\nDer genannte, bei 150\u00b0 schmelzende Anteil der Substanz wurde mit gleichen Teilen \u00df-Naphthalinsulfoglykokoll vom Schmelzpunkt 155\u00b0 vermischt und der Schmelzpunkt dieser Mischung bei 1520 gefunden, ein weiterer Beweis daf\u00fcr, da\u00df es sich bei meiner Substanz tats\u00e4chlich um \u00df-Naphthalinsulfoglykokoll handelte.\nDas Vorhandensein mindestens einer h\u00f6heren \u00df-Naph-thalinsulfoaminos\u00e4ure (vielleicht auch einer peptidartigen Verbindung) konnte noch auf einem anderen Wege erwiesen werden.","page":387},{"file":"p0388.txt","language":"de","ocr_de":"388 Adolf Bingel, \u00dcber die Gewinnung von Glykokoll.\nDas von Amid befreite Rohprodukt drehte n\u00e4mlich in alkoholischer und ammonia kalis eher L\u00f6sung in allen daraufhin untersuchten F\u00e4llen die Ebene des polarisierten Lichtes sehr stark nach links. Die Natur dieser optisch aktiven Substanz bildet den Gegenstand weiterer Untersuchungen.\nDie aus 101 Blut gewonnene Menge von 0,21 g \u00df-Naphthalin-sulfoglykokoll erscheint zwar recht gering, doch man mu\u00df bedenken, da\u00df bei der Reinigung der Substanz ohne Frage ein gro\u00dfer, wenn nicht der gr\u00f6\u00dfte Teil verloren geht, ganz abgesehen davon, da\u00df die Reaktion mit \u00df-Naphthalinsulfochlorid bei den in Frage kommenden Glykokollkonzentrationen sicherlich auch nicht ann\u00e4hernd quantitativ verl\u00e4uft.\nIn der vorliegenden Untersuchung ist der Nachweis von Glykokoll im normalen, lebensfrischen Blute gef\u00fchrt und das Vorhandensein mindestens einer h\u00f6heren Aminos\u00e4ure \u2014 oder einer peptidartigen Verbindung \u2014 durch die starke optische Aktivit\u00e4t des Gemenges von \u00df-Naphthalinsulfoprodukten wahrscheinlich gemacht worden.\nDa\u00df gerade das Glykokoll im Blute allem Anschein nach in relativ gro\u00dfer Menge vorhanden ist, steht insofern im Einklang mit den j\u00fcngst gewonnenen Erfahrungen und Anschauungen, als diese Substanz im intermedi\u00e4ren Stoffwechsel augenscheinlich eine hervorragende Rolle spielt.\nEin Hinweis auf das Vorhandensein von Glykokoll im\nnormalen Blute ist \u00fcbrigens vielleicht schon in den bekannten\n\u2022 \u2022\nUntersuchungen von Bunge und Schmiedeberg:1) \u00abUber die Bildung der Hippurs\u00e4ure\u00bb gegeben. Diese Autoren haben bekanntlich dargetan, da\u00df bei der Durchblutung der Niere mit benzoesaurem Natron auch ohne Zusatz von Glykokoll Hippurs\u00e4ure \u2014 allerdings in geringen Mengen \u2014 entsteht. Auf Grund meiner Untersuchungen ist es h\u00f6chst wahrscheinlich, da\u00df das in den eben genannten Versuchen am Hippurs\u00e4ureaufbau beteiligte Glykokoll dem Durchblutungsblute entstammte.\nx) Archiv f. exp. Path. u. Pharm., Bd. VI.","page":388}],"identifier":"lit18941","issued":"1908","language":"de","pages":"382-388","startpages":"382","title":"\u00dcber die Gewinnung von Glykokoll aus normalem Blut","type":"Journal Article","volume":"57"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:15:51.180859+00:00"}