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{"created":"2022-01-31T14:15:13.416136+00:00","id":"lit18942","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Bellazzi, Luigi","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 57: 389-394","fulltext":[{"file":"p0389.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Wirkung einiger Gase auf die Autolyse.\n(Untersuchungen zu den Stoffwechselvorg\u00e4ngen\nbei der Asphyxie.)\nVon\nstud. med. Luigi Bellazzi.\n(Aus dem Institut f\u00fcr spezielle Pathologie der K. Universit\u00e4t Pavia: Professor M. As coli.)\n(Der Redaktion zugegangen am 2. September 1908.)\nAuf die grundlegenden Versuche von Salkowski \u00fcber die Autolyse folgte eine reiche Reihe von Beitr\u00e4gen, welche, diese interessante Erscheinung von verschiedenen Gesichtspunkten aus analysierend, ihr Verhalten in bezug auf die Reaktion, auf den Einflu\u00df, welchen verschiedene Stoffe auf sie aus\u00fcben, und auf die verschiedene Art und Weise, durch welche dieser Einflu\u00df selbst sich vollzieht, studierten. Soweit mir bekannt, ist die Wirkung verschiedener Gase auf die Autolyse noch nicht n\u00e4her untersucht worden ; daher versuchte ich die angedeutete L\u00fccke auf diesem interessanten Gebiete der Biochemie auszuf\u00fcllen, umsomehr, als sich m\u00f6glicherweise dabei Analogien, welche die Erkl\u00e4rung des Verhaltens des Stoffwechsels in gewissen pathologischen Zust\u00e4nden anzubahnen geeignet w\u00e4ren, ergeben konnten.\nTechnik.\nIch benutzte folgende Technik: In eine Reihe von Kolben wurden 50 g frischen Kalbsleberbreies (mittels der Fleischhackmaschine zerkleinert, durch ein Sieb gepre\u00dft) in 500 g destillierten Wassers gebracht. Eine dieser Proben wurde sofort zum Kochen erhitzt, wie ausf\u00fchrlich unten angegeben werden wird. Die anderen kamen auf 72 Stunden in einen auf 38 0 eingestellten Brutschrank und durch dieselben wurde ein Strom von Luft, Sauerstoff resp. Kohlens\u00e4ure hindurchgeleitet; ausgenommen war eine Probe, die als Kontrolle dienen sollte und gut verschlossen zweimal t\u00e4glich kr\u00e4ftig gesch\u00fcttelt wurde; alle wurden mit 10 ccm .Chloroform und 10 ccm Toluol versetzt.\nDer Luftstrom wurde durch eine kleine Wasserstrahlluftpumpe, in Verbindung mit der Au\u00dfenluft, unterhalten; der Sauerstoff wurde uns von der Spitalsapotheke geliefert. Die Kohlens\u00e4ure wurde durch Einwirkung von HCl auf Calciumcarbonat entwickelt und mittels Durchleiten durch 2 Kaliumpermanganatl\u00f6sungen gereinigt. Eine dieser L\u00f6sungen","page":389},{"file":"p0390.txt","language":"de","ocr_de":"390\nLuigi Bellazzi,\nwar durch Zusatz von wenig H2S04 anges\u00e4uert, die andere vor Beginn des Versuchs mit NaOH alkalisch gemacht. Schlie\u00dflich passierte der Kohlens\u00e4urestrom noch eine L\u00f6sung von Natriumcarbonat.* Die verschiedenen Gase wurden in kleinen Gasometern gesammelt und ungef\u00e4hr in gleicher Menge (ca. 100 Liter) durch die respektiven Leberaufschwemmungen hindurchgeleitet. Nach 72 Stunden wurden die Kolben aus dem Brutschrank herausgenommen, der Inhalt in Porzellanschalen gegossen und die Kolben mit 50 ccm Aq. dest. nachgesp\u00fclt; nach Zusatz von 5,5 g sauren Natriumphosphats wurden die Fl\u00fcssigkeiten zum Sieden erhitzt und 5 Minuten gekocht.\nNach Abk\u00fchlung wurde jede Probe mit Aq. dest. auf ihr urspr\u00fcngliches Volumen zur\u00fcckgef\u00fchrt, durch Leinwand (wobei das Gerinnsel gut ausgepre\u00dft wurde) und dann durch Papier abermals filtriert. 450 ccm der so erhaltenen Fl\u00fcssigkeit wurden in Porzellanschalen auf direktem Feuer unter Vermeidung des Kochens verdampft, bis die Fl\u00fcssigkeit weniger als 250 ccm betrug. Nach Abk\u00fchlung wurde filtriert und auf genau 250 ccm gebracht. Der Stickstoff wurde in 25 ccm der Fl\u00fcssigkeit nach Kjeldahl bestimmt, wobei die Oxydation mit 10 ccm konzentrierter H2S04, 1 g CuS04 und 5 g sauren Kaliumsulfats erfolgte. Die Destillation geschah in n/io-H2S04 und letztere wurde mit n/io-NaOH titriert. Als Indikator wurde Rosols\u00e4ure benutzt.\nV ersuche.\nDie in einer Reihe von Versuchen (wir verf\u00fcgen \u00fcber zahlreichere mit \u00e4hnlichen Resultaten) erhaltenen Resultate sind in Tabelle I zusammengestellt.\nTabelle I.\nVersuchs-\tN mg vor der Auto-\tN mg nach einfacher\tN mg nach der Autolyse bei Durchleitung von\t\t\nnummer\tlyse\tAutolyse\tCO,\tLuft\tO\nI.\t162,86\t331,34\t766,58\t638,82\t432,43\nII.\t192,34\t446,47\t\u2014\t409,96\t\u2014\nIII.\t202,17\t349,19\t500,02\t433.83\t\u2014\nIV.\t\u2022 226,04\t331,34\t\u2014\t398,73\t346,78\nV.\t285,15\t292,03\t438,04\t345,38\t\u2014\nVI.\t269,88\t293,73\t\u2014\t275,18\t259,74\nVH.\t110,91\t182,52\t\u2014\t175,50\t181,11\nVIII.\t127,76\t217,62\t328.53\t219,02\t\u2014\nIX.\t126,36\t216,21\t\u2014\t311,68\t210,60","page":390},{"file":"p0391.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Wirkung einiger Gase auf die Autolyse.\n391\nSie stimmen in Hinsicht auf die Wirkung der Kohlens\u00e4ure, die den autolytischen Proze\u00df beg\u00fcnstigt hat, untereinander \u00fcberein, w\u00e4hrend die Versuche mit 0 und Luft ganz unregelm\u00e4\u00dfig ausfielen und entgegengesetzte Resultate lieferten. Wir versuchten die Ursache dieser abweichenden Ergebnisse ausfindig zu machen. Von den in Betracht kommenden Fehlerquellen mu\u00dfte in erster Linie die Verunreinigung durch Entwicklung von Keimen in Erw\u00e4gung gezogen werden. Die F\u00e4ulnis kann in der Tat leichter vermieden werden, wenn die Autolyse in gut verschlossenen Gef\u00e4\u00dfen und unter einem gewissen Druck von CHC13- oder Toluold\u00e4mpfen vor sich geht, w\u00e4hrend sich bei Durchleiten von Gasen die Verh\u00e4ltnisse in dieser Beziehung offenbar ung\u00fcnstiger gestalten.\nTats\u00e4chlich konnte durch in Bouillon und Agar von den Kolben nach der Autolyse angelegte aerobe sowie anaerobe Kulturen leicht festgestellt werden, da\u00df unter genannten Umst\u00e4nden in allen Proben Entwicklung von Mikroorganismen geschah, auch wenn die Gase vorher durch Watte filtriert waren.\nDaher versuchte ich den F\u00e4ulnisvorg\u00e4ngen auf verschiedene Weise vorzubeugen: durch Zusatz von CHC13 in gr\u00f6\u00dferer Menge, von 1 \u00b0/o Natriumfluorid nach G. Biondi,1) ohne da\u00df sowohl dadurch, als durch gleichzeitigen Zusatz von CHC13 und NaFl der Zweck erreicht werden konnte. Die diesbez\u00fcglichen Versuchsreihen sind auf Tabelle II verzeichnet.\nTabelle II.\nVersuchs- nummer\tN mg vor der Autolyse\tN mg nach einfacher\tN mg nach der Autolyse bei Durchleitung von\t\t\tZus\u00e4tze\n\t\tAutolyse\tC08\tLuft\t0\t\nI.\t171,28\t265,35\t405,75\t382,29\t228,85\t20 ccm CHClg -f- 10 ccm Toluol.\nII.\t155,84\t289,22\t512,46\t408,56\t262,54\t50 ccm CHClg.\nIII.\t137,59\t265,35\t379,08\t314,49\t203,58\tIdem.\nIV.\t123,55\t286,41\t640,22\t356,61\t247,10\tl\u00b0/o Natriumfluorid.\np Virchows Archiv, Bd. CXLIV.","page":391},{"file":"p0392.txt","language":"de","ocr_de":"392\nLuigi Bellazzi,\nEndlich gelang es mir, die Schwierigkeit dadurch zu \u00fcberwinden, da\u00df ich die Temperatur des Brutschrankes von 38\u00b0 auf 530 brachte. Dadurch konnte jeder Zweifel und Verdacht der bakteriellen Verunreinigung auf die Autolyse beseitigt werden, da ebenso die aerobischen wie die anaerobischen Kulturen immer negativ ausfielen, sei es in den Versuchen mit Zusatz von Chloroform allein oder in Verbindung mit 1 \u00b0/o Natriumfluorid.\nDie Resultate dieser letzten Versuchsreihe sind in Tabelle III zusammengestellt.\nTabelle III.\nVersuchs-\tN mg vor der Auto-\tN mg nach einfacher\tN mg nach der Autolyse bei Durchleitung von\t\t\nnummer\tlyse\tAutolyse\tC02\tLuft\t0\nI.\t168,48\t325,72\t543,34\t390,31\t318,70\nII.\t122,14\t188,13\t261,14\t209,19\t206,38\nIII.\t141,80\t245,70\t305,07\t255,52\t285,87\nIV.\t136,18\t252,72\t268,16\t238,68\t210,60\nV.\t147,42\t277,99\t\u2014\t\t 1\t273,78\nVI.\t204,98\t329,94\t537,73\ti !\t\u2014\nAus derselben ersehen wir, da\u00df\n1.\tDie Kohlens\u00e4ure einen entschieden g\u00fcnstigen Einflu\u00df auf die Autolyse hat;\n2.\tdiese g\u00fcnstige Wirkung auch durch die Luft, aber in bedeutend schw\u00e4cherem Grade hervorgerufen wird;\n3.\tder Sauerstoff indifferent oder schwach hemmend wirkt.\nDie beschleunigende Wirkung der Kohlens\u00e4ure erinnert an\ndas bekannte Verhalten des N-Stoffwechsels bei asphyktischen Zust\u00e4nden. Die Versuche Gepperts, Fr\u00e4nkels und anderer Autoren haben in der Tat ergeben, da\u00df Atmungshindernisse eine st\u00e4rkere Zersetzung der Eiwei\u00dfk\u00f6rper und folglich gr\u00f6\u00dfere N-Ausfuhr bewirken. Nun haben die Untersuchungen von Jak ob y1) es wahrscheinlich gemacht, da\u00df autolytische oder diesen \u00e4hnliche Vorg\u00e4nge auch im lebenden Organismus sich abspielen. Es erscheint verlockend, die asphyktische Stoff-\n9 Jakob y, Diese Zeitschrift, Bd. XXX.","page":392},{"file":"p0393.txt","language":"de","ocr_de":". \u00dcber die Wirkung einiger Gase auf die Autolyse.\n393\nWechselaktivierung mit der Beg\u00fcnstigung der Autolyse durch. C02 in Parallele zu setzen und erstere von letzterer abzuleiten; oder wenigstens die Zunahme der N-Ausscheidung beim As-phyktiker von der Wirkung der C02 auf den autolytischen analoge Stoffwechselvorg\u00e4nge zur\u00fcckzuf\u00fchren.\nUnd nun noch einige Betrachtungen \u00fcber die Wirkungsart der Kohlens\u00e4ure. Ist dieselbe ausschlie\u00dflich oder wenigstens zum Teil von der durch die CO, bedingten Acidit\u00e4tszunahme bedingt?\nDie Frage der Wirkung der S\u00e4uren auf die Autolyse ist systematisch von der Schule Salkowskis (M. Arinkin1) u. a.) studiert worden. Eine Reihe von Arbeiten dieser Autoren stellte fest, da\u00df S\u00e4urezusatz die Autolyse beschleunigt, und da\u00df es ein Optimum der sauren Reaktion gibt, von dem an Verz\u00f6gerung eintritt.\nUm der angedeuteten Frage n\u00e4her zu treten, habe ich eine Reihe von Versuchen angesetzt, bei welchen zu Beginn Oxals\u00e4ure hinzugesetzt wurde ; und zwar wurde die Menge so gew\u00e4hlt, da\u00df die saure Reaktion ungef\u00e4hr derjenigen gleichkam, welche die Titration mit n/io-NaOH in den Kolben mit Leberbreiaufschwemmungen, durch welche CO, hindurchgeleitet worden war, gezeigt hatte. In diesen \u00fcbertraf der S\u00e4uregrad jenen\nder einfachen Autolvse um etwa 0.7\u20141 \u00b0, o.\n*\nDas Resultat dieser auf Tabelle IV niedergelegten Versuche zeigt, da\u00df die g\u00fcnstige Wirkung der Kohlens\u00e4ure wenigstens zum Teile von der st\u00e4rker sauren Reaktion abzuleiten ist, die sie in den Lebersuspensionen hervorruft.\nTabelle IV.\nN ms vor der Autolvse *\tEinfache Autolvse 9 9\t\tAutolvse mit Oxals\u00e4urezusatz\t\tAutolvse mit Durch-leitun2 von CO, C\t\u00abtf\t\n\tN mg j 1 1 j\tzur Neutralisation erforderlich\tzur Neutrali-N mg \u00ab sation erforderlich\t\tN mg j\tzur Neutralisation erforderlich\n240,98\t329,94\t0,8 \u00b0o Soda y io\t650.05\t2\u00b0/o Soda a/io\t537,73\t1,8 o/o Soda n/io\ni) Diese Zeitschrift, Bd. LIII.","page":393},{"file":"p0394.txt","language":"de","ocr_de":"394 L. Bellazzi, \u00dcber die Wirkung einiger Gase auf die Autolyse.\nKann diese Tatsache mit der hervorgehobenen Analogie zwischen der Beschleunigung der Autolyse durch C02 und der Stoffwechselaktivierung in asphyktischen Zust\u00e4nden im Einklang stehen? Ich erinnere daran, da\u00df Zuntz, Hamburger und Lehmann die Blutalkalescenz unter der Wirkung von C02 zunehmen sahen; da\u00df die klinischen Angaben, die wir \u00fcber cyanotische Kranke besitzen (v. Jaksch und Pfeiffer, L\u00e9pine), nicht \u00fcbereinstimmend sind. Diese Resultate betreffen aber die Titration der potentiellen Alkalescenz. F\u00fcr den aktuellen Hydroxylionengehalt weisen die neuere^ experimentellen und klinischen Untersuchungen vonE.Tedeschi1) darauf hin, da\u00df die Kohlens\u00e4ure f\u00e4hig ist, die Hydroxylionen herabzudr\u00fccken. Es ist also m\u00f6glich, da\u00df die gr\u00f6\u00dfere N-Ausscheidung in asphyktischen Zust\u00e4nden von der verminderten aktuellen Alkalescenz des Blutes und der S\u00e4fte infolge Anh\u00e4ufung von C02 abh\u00e4ngig ist, und da\u00df, sofern zwischen Stoffwechsel und Autolyse die genannte Beziehung existiert, sie sich durch denselben Mechanismus der ver\u00e4nderten Reaktion vollzieht.\n9 La clinica medica Italiana 1904.","page":394}],"identifier":"lit18942","issued":"1908","language":"de","pages":"389-394","startpages":"389","title":"\u00dcber die Wirkung einiger Gase auf die Autolyse","type":"Journal Article","volume":"57"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:15:13.416142+00:00"}