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{"created":"2022-01-31T14:13:02.596327+00:00","id":"lit18945","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Rosenberger, Franz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 57: 464-467","fulltext":[{"file":"p0464.txt","language":"de","ocr_de":"Weitere Untersuchungen \u00fcber Inosit.\nYon\nFranz Rosenberger.\n(Der Redaktion zugegangen am 12. September 1908.)\nIm Sommer 1908 habe ich (h 2) \u00fcber Versuche berichtet, die ich anstellte, um den Inositgehalt von Organen und tierischen Fl\u00fcssigkeiten unter verschiedenen Umst\u00e4nden zu erforschen, die zu dem \u00fcberraschenden Ergebnis gef\u00fchrt hatten, da\u00df die Organe gesunder Kaninchen unmittelbar nach der T\u00f6tung durch Nackenschlag inositfrei sind, aber nach der Autolyse im Brutschrank ringzuckerhaltig werden. Im Gegensatz zu diesem Verhalten der erwachsenen Tiere steht das der Embryonen, die sich schon w\u00e4hrend des Lebens als inosithaltig erwiesen. Die Unterschiede sind sehr auffallend: z. B. 3400g \u00aberwachsenes Kaninchen\u00bb stehen 140 g \u00abKaninchenf\u00f6tus\u00bb gegen\u00fcber; die Behandlung ist bis auf die Todesart (Nackenschlag, Tod in kochendem Wasser) genau die gleiche, jene sind inositfrei, diese enthalten ihn.\nDie damaligen Versuche hatte ich auch auf Rinder ausgedehnt und auch bei diesen den Mangel an fertigem Inosit unmittelbar nach der in voller Gesundheit durch Kopfschu\u00df erfolgten Schlachtung festgestellt. Die Kaninchen hatte ich im Sommer, Herbst und Winter 1907/08 untersucht. Mit den Rindern war ich aber zur Zeit meiner Ver\u00f6ffentlichung nicht \u00fcber den Winter und Anfang des Fr\u00fchlings hinausgekommen; als ich, durch \u00e4u\u00dfere Gr\u00fcnde behindert, die Arbeit fortsetzte, war es Sommer und da fand ich nun, da\u00df einige Organe des Rindes, am Tage der Schlachtung, m\u00f6glichst bald nach derselben verarbeitet, fertigen Inosit enthielten, ein Widerspruch zu meinen fr\u00fcheren Befunden und Angaben.","page":464},{"file":"p0465.txt","language":"de","ocr_de":"Weitere Untersuchungen \u00fcber Inosit.\n465\nEs ist m\u00f6glich und ich will der erste sein, auf diese M\u00f6glichkeit hinzuweisen, da\u00df ich im Winter noch nicht gen\u00fcgend sicher in der Methode war und Fehler gemacht habe, soda\u00df mir der Ringzucker in den inneren Organen der Rinder entging; es gibt aber auch andere Erkl\u00e4rungen: Zun\u00e4chst ist von verschiedenen Tierarten (Kaninchen G\u00fcrber, Fr\u00f6sche Pfl\u00fcger) bekannt, da\u00df ihr Glykogenhaushalt zu verschiedenen Jahreszeiten ein anderer ist, die Annahme eines \u00e4hnlichen Verhaltens dem Inosit gegen\u00fcber ist zul\u00e4ssig. \u2014 Ferner mag die hohe Temperatur der Tage, an denen ich meine Versuche anstellte, an dem Ergebnis Schuld tragen : Die zu untersuchenden Organe holte ich selbst im Schlachthof. Die Muskeln konnte ich unmittelbar nach der T\u00f6tung bekommen ; der Metzger nahm sie aus der sogenannten \u00abWade\u00bb (Tarsus und Metatarsus), es sind wei\u00dfe und rote Muskeln, die gleich dem Tier abgenommen werden k\u00f6nnen. F\u00fcr die inneren Organe liegt die Sache schwieriger. Man mu\u00df warten, bis die Decke abgezogen und die Eingeweide herausgenommen sind, es dauerte mindestens eineinhalb Stunden, bis ich die Schilddr\u00fcsen, Nebennieren usw. bekam, zuweilen oder besser gesagt meist l\u00e4nger, da die Organe gelegentlich nicht vor der Kontrolle durch den Tierarzt herausgegeben wurden, soda\u00df eine postmortale Inositbildung in der Sommerhitze denkbar ist. In Ermangelung der noch zu erbringenden Probeversuche m\u00f6chte ich auf die vielleicht \u00e4hnlich zu erkl\u00e4rende Beobachtung K\u00fchnes(3) hinweisen, der in der Leber von Rindern, ohne den Grund angeben zu k\u00f6nnen, den Ringzucker bald fand, bald vermi\u00dfte. Es gen\u00fcgt, um ein Analogon anzuf\u00fchren, ein Kaninchen (1020 g) eine halbe Stunde nach dem Tod durch Nackenschlag im warmen Zimmer liegen zu lassen, um eine tfwar schwache, aber ganz unzweideutige Inosit-reaktion zu bekommen (F\u00fctterung: Hafer und R\u00fcben). Die Rindermuskeln sind auch im Sommer frei von fertigem Inosit, enthalten aber Inositogen.\nDa\u00df die Art der T\u00f6tung einen Einflu\u00df gehabt h\u00e4tte, entsprechend dem, den Bang mit Ljungdahl und Bohm(4) f\u00fcr das Glykogen feststellten, ist ausgeschlossen, weil die Tiere im Schlachthaus alle durch Schu\u00df in die Stirne fielen.","page":465},{"file":"p0466.txt","language":"de","ocr_de":"466\nFranz Rosenberger,\nRinderblut zu untersuchen hatte ich nicht mehr Zeit im Sommer, im Winter hatte ich in gro\u00dfen Mengen 750 bezw. 1500 g bei h\u00e4ufigen Versuchen stets den Ringzucker und seine Muttersubstanz vermi\u00dft.\nIst bei dieser Tierart die Frage, ob sie intra vitam fertige Cyklose enthalten, noch offen, so d\u00fcrfte sie meines Erachtens f\u00fcr den Hund in bejahendem Sinn als gel\u00f6st zu betrachten sein. Der Hundeharn enth\u00e4lt sie im Gegensatz zum Kaninchenharn, einerlei ob man das Tier mit Fleischfaserhundekuchen oder mit Milch f\u00fcttert. Nach Phloridzineinspritzungen ^ wird von Hunden sowohl w\u00e4hrend, als auch nach der Glykosurie Inosit im Harn ausgeschieden. Diesen Befund habe ich leider nur an einem Hund bisher feststellen k\u00f6nnen, die normale Inosurie aber in mehreren F\u00e4llen. Die frische Milch einer Terrierh\u00fcndin, die mit Fleisch, Hundekuchen und Milch reichlich gef\u00fcttert worden war, gab drei Wochen nach dem Wurf starke Inositreaktion (untersucht 35 g Milch). Das Tier hatte drei Junge, eines wurde gleich nach der Geburt, das zweite vierzehn, das dritte einundzwanzig Tage sp\u00e4ter get\u00f6tet, alle drei enthielten viel Inosit; die beiden letzteren hatte die Mutter ges\u00e4ugt. Sie selbst wurde zwei Tage nach dem Tode des letzten Jungen durch Schlag auf den Kopf bet\u00e4ubt und ihr der Hals aufgeschnitten. Das Untersuchungsergebnis war das gleiche, wie bei den Jungen. Um rasch arbeiten zu k\u00f6nnen, wurde nur die Leber getrennt untersucht (sie war inosithaltig), die \u00fcbrigen Organe gemeinsam.\nIm \u00fcbrigen habe ich noch Nacktschnecken (je 200 g) sowohl frisch, als auch nach achtt\u00e4gigem Stehen im Brutschrank verarbeitet, beide Male ohne Ringzucker zu finden. Gesalzene H\u00e4ringe (750 g) enthielten eine Substanz, die, nach der von mir angegebenen Methode dargestellt, einen positiven Ausfall der Sc her er sehen Probe ergab.\nDer Vollst\u00e4ndigkeit halber m\u00f6chte ich noch zwei Versuche erw\u00e4hnen, die ich nicht mehr Gelegenheit hatte nachzupr\u00fcfen, die aber vielleicht beitragen zur L\u00f6sung der Frage nach der Natur des Inositogens: 750 g ganz frisches Ochsenfleisch wurden durch die Hackmaschine geschickt und dann unter \u00f6fterem Erg\u00e4nzen der S\u00e4ure und Chloroformzusatz mit Pepsinsalzs\u00e4ure","page":466},{"file":"p0467.txt","language":"de","ocr_de":"Weitere Untersuchungen \u00fcber Inosit.\n467\ngel\u00f6st, nach vierzehnt\u00e4gigem Stehen im Brutschrank konnte in der Fl\u00fcssigkeit kein Ringzucker gefunden werden.\n30 g Ochsenfleisch waren frisch inositfrei. 30 g desselben St\u00fcckes wmrden zehn Minuten lang in siedendem Wasser gelassen, dann mit Chloroform in den Brutschrank gestellt. Nach acht Tagen konnte ich darin deutlich Ringzucker feststellen. \u2014 Sollte sich dies eigent\u00fcmliche Resultat best\u00e4tigen, so h\u00e4tte das einleitende Kochen des Untersuchungsobjektes nur da einen Sinn, wo es sich darum handeln w\u00fcrde, das Fleisch leichter vom Knochen l\u00f6sbar zu machen, um es zerkleinern und so schneller in Kalilauge verfl\u00fcssigen zu k\u00f6nnen.\nEine weitere Vereinfachung des DarstellungsVerfahrens ergibt sich daraus, da\u00df inosithaltige Fl\u00fcssigkeiten und Sirupe durch Einleiten von Chlor leicht unbeschadet des Ringzuckers gereinigt und zum Krystallisieren gebracht werden k\u00f6nnen. (5)\nWas die Inositolyse angeht, so habe ich sie bei keinem Organ des Rindes beobachten k\u00f6nnen, es ist aber zu betonen, da\u00df w\u00e4hrend der Autolyse die Organbreie nicht gel\u00fcftet^wurden, und wieviel dies ausmacht, davon kann man sich leicht aus den Farbenunterschieden \u00fcberzeugen, die z. B. sehr bald zwischen den oberen dem Luftsauerstoff zug\u00e4ngigen und den tieferen Schichten von Nebennierenbrei auftreten.\nLiteratur.\n1.\tM\u00fcnchener medizinische Wochenschrift, 1908, Bd. LV, Nr. 34.\n2.\tDiese Zeitschrift. 1908. Bd. LVI. H. 4.\n* * >\n3.\tK\u00fchne, Lehrbuch der physiologischen Chemie, 1866/68, S. 419.\n4.\tHofmeisters Beitr\u00e4ge zur chemischen Physiologie und Pathologie, Bd. IX u. ff.\n5.\tv. Lippmann, Chemie der Zuckerarten. HI. Auflage, 1904, Bd. I, S. 1028 und Eigener Versuch.","page":467}],"identifier":"lit18945","issued":"1908","language":"de","pages":"464-467","startpages":"464","title":"Weitere Untersuchungen \u00fcber Inosit","type":"Journal Article","volume":"57"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:13:02.596333+00:00"}