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{"created":"2022-01-31T13:48:49.489659+00:00","id":"lit18948","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Salkowski, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 57: 515-528","fulltext":[{"file":"p0515.txt","language":"de","ocr_de":"Physiologisch-chemische Notizen.\nYon\nE. Salkowski.\n(Aus der chemischen Abteilung des pathologischen Instituts der Universit\u00e4t zu Berlin.)\n(Der Redaktion zugegangen am 20. September 1908.)\n1. \u00dcber die Isolierung des Cholesterins aus den Fetten.\nIn einem k\u00fcrzlich erschienenen Sammelreferat \u00ab\u00dcber Cholesterin und verwandte Stoffe\u00bb bespricht W. Glikin1) u. a. eingehend die Einzelheiten der von verschiedenen Autoren zur Isolierung des Cholesterins aus den Fetten angewendeten Verfahren, so auch dasjenige, das ich in einer Arbeit \u00abBeitr\u00e4ge zu den Untersuchungsmethoden des Lebertrans und der Pflanzen\u00f6le\u00bb2) angewendet habe. Glikin sagt \u00fcber dasselbe 1. c. S. 294: \u00abAn Stelle der zeitraubenden Salkowski sehen Methode empfehlen Forster und Reichelmann usw.\u00bb\nGlikin hat mit der Charakterisierung des Verfahrens \u2014 das ich \u00fcbrigens nicht als das meinige bezeichnet wissen m\u00f6chte, da es das allgemein angewendete ist \u2014 als \u00abzeitraubend\u00bb unzweifelhaft recht. Ich habe indessen vor zwei Jahren ein \u00e4u\u00dferst schnell ausf\u00fchrbares Verfahren angegeben, das Glikin entgangen und auch sonst wohl wenig bekannt geworden ist. Glikin ist aus diesem \u00dcbersehen kein Vorwurf zu machen, da meine Angaben sich in einer Festschrift3) befinden \u2014 Festschriften werden erfahrungsgem\u00e4\u00df in der Literatur wenig ber\u00fccksichtigt \u2014 und noch dazu in Petitdruck und ohne Hervorhebung des daran Neuen.\n4) Biochem. Zentralblatt VII, Nr. 8 u. 9 (1908).\n2) Zeitschr. f. analyt. Chem., Bd. XXVI, S. 557 (1887).\ns) Arbeiten aus dem pathologischen Institut zu Berlin, Festschrift Berlin, Verlag von Hirschwald, 1906, S. 579.","page":515},{"file":"p0516.txt","language":"de","ocr_de":"516\nE. Salkowski,\nUm nun das Verfahren der allgemeinen Kenntnisnahme zug\u00e4nglicher zu machen, m\u00f6chte ich es an dieser Stelle noch einmal anf\u00fchren mit den Erfahrungen, die sich seitdem ergeben haben.\nDie Verseifung selbst geschieht so, wie ich es in meinem Practicum der physiologischen Chemiex) unter Ber\u00fccksichtigung der Anmerkungen beschrieben habe.\nMan l\u00f6st ca. 15 g Kalihydrat unter Erw\u00e4rmen in 10 ccm Wasser, gie\u00dft die L\u00f6sung in einen Kolben von 400\u2014500 ccm Inhalt und sp\u00fclt mit Anteilen \u2014 h\u00f6chstens 50 ccm \u2014 von bereitgestellten 100 ccm Alkohol von ca. 95 \u00b0/o Tr. nach. Anderseits schmilzt man 50 g Fett in einer Schale auf dem Wasserbad, gie\u00dft das geschmolzene Fett in einen zweiten Kolben und sp\u00fclt die Schale mit dem Rest des bereitgestellten Alkohols in einzelnen Anteilen nach. Man erhitzt beide Kolben auf dem Wasserbad bis zum Sieden des Inhalts und vereinigt dann die L\u00f6sungen, indem man die Kalil\u00f6sung in die Fettl\u00f6sung gie\u00dft oder umgekehrt \u2014 das scheint keinen Unterschied zu machen. Nachdem die mitunter recht st\u00fcrmische Reaktion abgelaufen ist, k\u00fchlt man die alkoholische Seifenl\u00f6sung durch Einsetzen des Kolbens in Wasser ein wenig ab und gie\u00dft dann die noch etwas warme L\u00f6sung in 500 ccm \u00c4ther, der sich in einem gro\u00dfen Scheidetrichter befindet; es entsteht eine klare L\u00f6sung. Nun setzt man M2 Liter Wasser hinzu und schwenkt gelind um ; es tritt eine glatte Schichtenbildung ein, die \u00c4therl\u00f6sung trennt sich aus der Seifenl\u00f6sung sofort und ohne jede Zwischenschicht scharf ab. Starkes Sch\u00fctteln ist zu vermeiden, da es unn\u00f6tig ist und zu l\u00e4stiger Emulsionsbildung f\u00fchren kann. Man trennt nun sehr sorgf\u00e4ltig ab und w\u00e4scht die \u00c4therl\u00f6sung durch sanftes Durchsch\u00fctteln mit 300 ccm Wasser. Das abgelassene Waschwasser reagiert bei richtigem Arbeiten nur ganz schwach alkalisch. Es steht nat\u00fcrlich nichts im Wege, die \u00c4therl\u00f6sung noch einmal in derselben Weise zu waschen. Will man die unverseifbaren Bestandteile des Fettes quantitativ gewinnen, so wird man zweckm\u00e4\u00dfig die abgetrennte Seifen-\n*) I- Aufl. S. 271 (1893), 2. S. 203 (1900), 3. S. 217 (1906).","page":516},{"file":"p0517.txt","language":"de","ocr_de":"Physiologisch-chemische Notizen.\n517\nl\u00f6sung noch ein- bis zweimal mit ann\u00e4hernd dem gleichen Volumen \u00c4ther sanft durchsch\u00fctteln; die Trennung erfolgt nicht so gut, ist aber doch bei einigem Zuwarten, eventuell unter Zusatz von etwas Alkohol, leicht zu erreichen. Handelt es sich nicht um genaue quantitative Bestimmung, so kann man die nochmalige Aussch\u00fcttelung mit \u00c4ther unterlassen. Was der \u00c4ther bei der zweiten Aussch\u00fcttelung an Cholesterin aufnimmt, ist minimal.\nAuch B\u00f6mer (1898) wendet, wie ich aus der Arbeit von Glikin (1. c. S. 295) ersehe, auf 50 g Fett 100 ccm Alkohol (mit 20 g Kalihydrat) und 500 ccm \u00c4ther an, versetzt aber die Seifenl\u00f6sung mit 200 ccm Wasser und mu\u00df dann nat\u00fcrlich mit \u00c4ther sch\u00fctteln; bei meinem Verfahren wird dagegen zun\u00e4chst alles in \u00c4ther gel\u00f6st \u2014 das ist das Charakteristische desselben \u2014, dann erst durch Wasserzusatz eine Scheidung bewirkt; das Sch\u00fctteln f\u00e4llt ganz fort und damit auch die l\u00e4stige Emulsionsbildung.\nAn der zitierten Stelle aus den \u00abArbeiten aus dem pathologischen Institut\u00bb habe ich das angegebene Verfahren bei einer unvollst\u00e4ndigen Verseifung angewendet, die auf den Nachweis von Cholesterinestern gerichtet war. Die Verseifung bleibt n\u00e4mlich stets unvollst\u00e4ndig, wenn man sich mit dem spontanen Ablauf der Reaktion begn\u00fcgt, die beim Zusammengie\u00dfen der siedendhei\u00dfen L\u00f6sungen eintritt. Es fragte sich, ob das Verfahren auch f\u00fcr den Fall gilt, da\u00df man die Verseifung durch nachtr\u00e4gliches l\u00e4ngeres Erhitzen zu einer vollst\u00e4ndigen macht. Das ist nicht ohne weiteres als selbstverst\u00e4ndlich anzunehmen ; es war wohl denkbar, da\u00df die Gegenwart einer gewissen Quantit\u00e4t, \u00e4therl\u00f6slichen Fettes f\u00fcr die L\u00f6sung der Seife in dem Gemisch von Alkohol und* \u00c4ther Bedingung ist. Daf\u00fcr schienen im Laboratorium bei vollst\u00e4ndiger Verseifung gemachte Erfahrungen zu sprechen; es wurde n\u00e4mlich \u00f6fters beim Eingie\u00dfen der alkoholischen Seifenl\u00f6sung in den \u00c4ther keine klare \u00c4therl\u00f6sungerhalten, die Seife schied sich vielmehr in klumpigen Massen aus. Allerdings l\u00f6sten sich diese Klumpen sehr bald bei Zusatz von 300 ccm Wasser und die Abtrennung der Schichten war leicht zu erreichen, aber die Erscheinungen verliefen doch eben","page":517},{"file":"p0518.txt","language":"de","ocr_de":"518\nE. Salkowski,\nanders, und das oben betonte Prinzip des Verfahrens war nicht innegehalten.\nBei den von mi\u00ef angestellten Nachuntersuchungen schien \u2022sich diese Vermutung zun\u00e4chst zu best\u00e4tigen; bei vollst\u00e4ndiger Verseifung erhielt auch ich beim Eingie\u00dfen der Seifenl\u00f6sung in den \u00c4ther, ebenso wie andere Beobachter im Laboratorium, keine klare L\u00f6sung, sondern eine klumpige Ausscheidung von Seifen. Als ich nun aber den Gegenversuch mit 50 g unvollst\u00e4ndig verseiftem Fett machte, blieb auch hier der Erfolg aus, ich konnte also meine fr\u00fcheren Beobachtungen nicht best\u00e4tigen, das Verfahren versagte aus mir vorl\u00e4ufig unbekannten Gr\u00fcnden.\nDie weitere Untersuchung zeigte nun bald, da\u00df die Ursache hiervon ein wechselnder Gehalt des \u00c4thers an Wasser ist. Sobald der \u00c4ther eine gewisse Quantit\u00e4t Wasser enth\u00e4lt, treten die Erscheinungen in der beschriebenen Weise ein, gleichg\u00fcltig, \u25a0ob die Verseifung vollst\u00e4ndig oder unvollst\u00e4ndig ist. Den n\u00f6tigen Wassergehalt des \u00c4thers erreicht man leicht, wenn man in den Scheidetrichter au\u00dfer dem \u00c4ther noch 30\u201450 ccm Wasser eingie\u00dft und den \u00c4ther vor dem Eingie\u00dfen der Seifenl\u00f6sung t\u00fcchtig mit dem Wasser durchsch\u00fcttelt. In meinen fr\u00fcheren Versuchen mu\u00df zuf\u00e4llig der \u00c4ther st\u00e4rker wasserhaltig gewesen sein.\nEin Punkt bedarf dabei noch der Erw\u00e4hnung. Der Alkoholgehalt der Seifenl\u00f6sung darf sich nicht \u00e4ndern. Man mu\u00df also die Erhitzung zur Erzielung der vollst\u00e4ndigen Verseifung am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler ausf\u00fchren oder, wenn man das nicht will, vor -dem Eingie\u00dfen der L\u00f6sung in \u00c4ther soviel Alkohol hinzuf\u00fcgen, als beim Erhitzen verloren gegangen ist. Dabei l\u00e4\u00dft man sich am einfachsten von dem Volumen der Seifenl\u00f6sung leiten. Das Gemisch betr\u00e4gt etwa 165 ccm, man setzt also soviel Alkohol hinzu, da\u00df dieses Volumen wieder erreicht wird. Erhitzt man ohne R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler und vers\u00e4umt auch den nachtr\u00e4glichen Alkoholzusatz, so bleibt der beschriebene Erfolg aus; er tritt nur bei genauer Innehaltung der angegebenen Versuchs-\nbedingungen ein.\n\u2022 \u00ab\nDa\u00df die Atherl\u00f6sungen beim Abdestillieren etwas Seife hinterlassen, der Verdampfungsr\u00fcckstand daher mit Petrol\u00e4ther","page":518},{"file":"p0519.txt","language":"de","ocr_de":"Physiologisch-chemische Notizen,\n519\nzu bearbeiten ist, bedarf kaum der Erw\u00e4hnung, indessen habe ich doch \u00f6fters beobachtet, da\u00df, wenn man nicht ganz bis zur Trockene abdestilliert, der Inhalt des Kolbens direkt zu einem d\u00fcnnen Brei gl\u00e4nzender Cholesterinkrystalle erstarrte, die sich wohl auf einem gewogenen Filter sammeln, auswaschen und w\u00e4gen lie\u00dfen.\nIch bemerke noch, da\u00df meine neueren Versuche ausschlie\u00dflich mit Schweinefett angestellt sind \u2014 die \u00e4lteren au\u00dferdem mit Palmfett, sog. Palm\u00f6l (nicht Palmkernfett) \u2014, es ist m\u00f6glich, da\u00df andere Fette, die minder reich an Triolein sind, sich anders verhalten.\n2. Zum Nachweis des Indikans im Ham.\nF\u00fcr den Nachweis physiologisch, namentlich aber klinisch interessierender Verbindungen, besonders im Harn, werden in steigender Zahl neue Reaktionen angegeben, f\u00fcr welche ein Bed\u00fcrfnis kaum vorliegt. Meistens wird als Begr\u00fcndung die gr\u00f6\u00dfere Sch\u00e4rfe der Reaktion angegeben, ein Vorzug, der f\u00fcr klinische Untersuchungen oft von recht zweifelhaftem Wert ist, denn unter Umst\u00e4nden kann ja die \u00fcbergro\u00dfe Feinheit einer Reaktion f\u00fcr klinische Zwecke geradezu ein Fehler sein. F\u00fcr diese kommt die Einfachheit und Sicherheit, d. h. die m\u00f6glichste Unabh\u00e4ngigkeit von besonderen Bedingungen weit mehr in Betracht als \u00e4u\u00dferste Feinheit. Es liegt ferner auf der Hand, da\u00df f\u00fcr ein Unterrichtslaboratorium die F\u00fclle neuer Reagenzien eine sehr unangenehme Belastung darstellt, umsomehr, als dieselben meistens recht teuer sind. Aber dieser Nachteil ist nicht der einzige, weit wesentlicher ist, da\u00df die Anforderungen an das Ged\u00e4chtnis des studierenden Mediziners dadurch fortdauernd gesteigert werden; er soll vielfach mit Substanzen operieren, die er in den Vorlesungen \u00fcber organische Chemie kaum erw\u00e4hnen geh\u00f6rt hat, er kann die Bedingungen verwickelter Reaktionen nicht \u00fcbersehen und lernt sie nicht beherrschen, ebensowenig vermag er sie zu behalten. Aus diesen Gr\u00fcnden f\u00fchre ich neue Reaktionen, welche neue Reagenzien erfordern, nicht ein, wenn sie nicht ganz unzweifelhafte Vorz\u00fcge vor den alten haben, mein Bestreben geht im Gegenteil","page":519},{"file":"p0520.txt","language":"de","ocr_de":"520\nE. Salkowski,\ndahin, die Zahl der erforderlichen Reagenzien zu beschr\u00e4nken. In diesem Sinne m\u00f6chte ich auf die Anwendung von Kupfer* sulfatl\u00f6sung zum Nachweis des Indikans aufmerksam machen.\nVersetzt man ca. 8 ccm eines indikanhaltigen Harns mit\nca. 1 ccm der gew\u00f6hnlich gebrauchten Kupfersulfatl\u00f6sung (1:10),\nsetzt dazu das gleiche Volumen Salzs\u00e4ure von 1,19 D, dann\nein bis einige Kubikzentimenter Chloroform und mischt durch\ngelindes Hinundherneigen, so f\u00e4rbt sich das Chloroform blau.\nVor der Chlorkalkl\u00f6sung hat die Anwendung der Kupfersulfat*\n\u2022 \u2022\nl\u00f6sung den gro\u00dfen Vorzug, da\u00df ein Uberschu\u00df nicht schadet, w\u00e4hrend man die Chlorkalkl\u00f6sung bekanntlich sorgf\u00e4ltig bemessen mu\u00df. Mehr als die Chlorkalkl\u00f6sung wird jetzt wohl das Obermayer sehe Reagens, die eisenchloridhaltige Salzs\u00e4ure, angewendet; aber auch von diesem hat Ellinger1) nachgewiesen, da\u00df es stets aus Indoxyl Isatin bildet und so zu Verlusten an Indigblau f\u00fchrt, welche durch die Bildung von\nIndigrot nur teilweise ausgeglichen werden.\n\u2022 \u2022\nOb diese Uberoxydation auch bei Verwendung von Kupfersulfat und Salzs\u00e4ure eintritt, bleibt noch zu untersuchen. Wenn aber auch das Kupfersulfat \u2014 was nur wenig wahrscheinlich ist \u2014 mit demselben Fehler behaftet sein sollte, so h\u00e4tte die Anwendung von Kupfersulfat an Stelle des Ob er may er sehen Reagens immer noch den Vorzug, da\u00df ein f\u00fcr einen speziellen Zweck gebrauchtes Reagens in Fortfall k\u00e4me.\nIch kn\u00fcpfe hieran noch eine Bemerkung. In neuerer Zeit wird es, namentlich von franz\u00f6sischen Autoren, als sichere Tatsache angesehen, da\u00df der Harn von reichlich mit Wei\u00dfkohl gef\u00fctterten Kaninchen kein Indikan enth\u00e4lt. So sagt Cl. Gautier,2) \u00abOn sait, que le lapin, nourri \u00e0 volont\u00e9 de choux n\u2019excr\u00e8te pas de chromog\u00e8ne indoxylique\u00bb.\nDiese Angaben haben eine gewisse Bedeutung. Wenn sie sich best\u00e4tigen, so w\u00fcrde daraus wenigstens mit Wahrscheinlichkeit hervorgehen, da\u00df die allgemein angenommene\nVorstellung, da\u00df unter allen Umst\u00e4nden ein gewisser Teil des \u25a0 \u25a0\u25a0\t^\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XXXVIII, S. 186 und Bd. XL\u00cf, S. 22 u. ff.\n2) Gompt. rend, de la soc. de Biologie, Bd. XLIV (1908), Nr. 30, S. 1022.","page":520},{"file":"p0521.txt","language":"de","ocr_de":"Physiologisch-chemische Notizen.\n521\nEiwei\u00dfes im Darmkanal der bakteritischen Zersetzung unterliegt, da\u00df diese Vorstellung nicht richtig ist. Man kann sich nun aber leicht \u00fcberzeugen, da\u00df das Dogma vom Fehlen des Indikans in dem Harn \u00fcberreichlich mit Kohl gef\u00fctterter Kaninchen un-beg\u00fcndet ist.\nAllerdings, wenn man den Harn direkt pr\u00fcft, sei es mit Ob er may erschein Reagens, sei es mit Kupfersulfat, bekommt man keine Indikanreaktion, dennoch fehlt das Indikan nicht.\nDer 24st\u00fcndige Harn eines solchen Kaninchens wurde eingedampft und mit Alkohol extrahiert, der Alkoholauszug verdunstet und zu 25 ccm in Wasser gel\u00f6st. Je 2,5 ccm = Mio der Tagesquantit\u00e4t gab sowohl mit Salzs\u00e4ure -j- Kupfersulfat, als auch mit Ob er may erschein Reagens \u2014 beidemal unter Anwendung von Chloroform \u2014 eine ganz starke Indikanreaktion.\nF\u00fcr die quantitative Bestimmung d\u00fcrfte daraus folgen, da\u00df sie nach zwei Richtungen einer Revision bed\u00fcrftig ist: 1. ob man auch fernerhin den Harn direkt, d. h. ohne vorg\u00e4ngiges Eindampfen, nach F\u00e4llung mit Bleiacetat oder -subacetat anwenden darf, 2. ob nicht dem Obermayer sehen Reagens das Kupfersulfat -]- Salzs\u00e4ure zu substituieren ist.\n3. \u00dcber den Gehalt der Rindergalle an Cholesterin.\nIm Handel kommt unter der Bezeichnung Fel tauri de-puratum siccum sive Natrum choleinicum ein fr\u00fcher offizinell gewesenes Pr\u00e4parat vor, das sich als Ersatz frischer Galle, wenn solche grade nicht zur Verf\u00fcgung steht, f\u00fcr manche Zwecke gut brauchen l\u00e4\u00dft. Dasselbe stellt ein gelbliches Pulver dar, das beim Auf be wahren unter Anziehen von Wasser zu einer harten Masse zusammenbackt.\nOber die Darstellung dieses Pr\u00e4parates entnehme ich dem Handbuch der pharmazeutischen Chemie von Hager (1887), Bd. I, S. 1026 folgendes:\nGleiche Volumina frische Galle und Weingeist werden durch Sch\u00fctteln gemischt, nach 2 Tagen filtriert, der Alkohol durch Eindampfen auf dem Wasserbad entfernt1) und der R\u00fcckstand unter h\u00e4ufigem Umsch\u00fctteln mit soviel feuchter Tierkohle,\n*) Das d\u00fcrfte jedenfalls nur unvollst\u00e4ndig gelingen.","page":521},{"file":"p0522.txt","language":"de","ocr_de":"522\nE. Salkowski,\ndie vorher mit Salzs\u00e4ure gereinigt worden ist, nach und nach versetzt, bis eine der Fl\u00fcssigkeit entnommene und filtrierte Probe nur noch schwach gelb gef\u00e4rbt erscheint. Alsdann filtriert man und dampft zur Trockene.\nEs war mir nun schon lange aufgefallen, da\u00df beim Aufl\u00f6sen des Pr\u00e4parates in lauwarmem Wasser wei\u00dfe K\u00f6rnchen ungel\u00f6st bleiben. Dieselben wurden durch Abfiltrieren, Waschen mit Wasser, teils durch Dekantieren, teils auf dem Filter, und Trocknen an der Luft isoliert. Die K\u00f6rnchen schmolzen beim Erhitzen auf dem Platinblech und verbrannten mit leuchtender Flamme unter Hinterlassung einer minimalen Quantit\u00e4t Asche. Die alkoholische L\u00f6sung gab bei freiwilliger Verdunstung (mikroskopisch) rhombische Tafeln, vielfach mit einspringenden Winkeln, mit einer geringen Beimischung von lanzettf\u00f6rmigen, in verd\u00fcnnter Natronlauge l\u00f6slichen Bl\u00e4ttchen. Beim Erhitzen im Kapillarrohr trat v\u00f6llige Schmelzung bei 145\u00b0 ein, ein Teil der Substanz erweichte jedoch schon bei etwa 60\u00b0. Die Chloroforml\u00f6sung gab mit Schwefels\u00e4ure Cholesterinreaktion, die rhombischen Bl\u00e4ttchen Blauf\u00e4rbung mit H2S04 -f- J. Es handelt sich somit um Cholesterin mit einer geringen Beimischung von hochschmelzenden Fetts\u00e4uren.\nDer Nachweis des Cholesterins in diesem Pr\u00e4parat ist nicht ohne Interesse. Er konnte bisher in der Galle mit Sicherheit nicht ohne Verseifung gef\u00fchrt werden. Dabei werden etwa vorhandene Cholesterinester gespalten. Wenn man also Cholesterin findet, so bleibt es unsicher, ob es als solches in der Galle vorhanden gewesen ist, oder als Cholesterinester. Streng genommen ist also Cholesterin als solches, abgesehen von den Gallensteinen, \u00fcberhaupt noch nicht in der Galle nachgewiesen worden. Von dem beim Aufl\u00f6sen des Fel tauri depuratum sich abscheidenden Cholesterin kann es aber nicht zweifelhaft sein, da\u00df es wirklich als solches in der Galle vorhanden war.\nVon Interesse w\u00e4ren schlie\u00dflich noch die Mengenverh\u00e4ltnisse, ich mu\u00df indessen davon absehen, hier\u00fcber Angaben zu machen, da es sich gezeigt hat, da\u00df das Cholesterin in dem zu einem festen Klumpen verbackenen Pr\u00e4parat ganz ungleichm\u00e4\u00dfig verteilt ist. So erhielt ich aus einer Probe von 5 g beim","page":522},{"file":"p0523.txt","language":"de","ocr_de":"Physiologisch-chemische Notizen.\n52a\nAufl\u00f6sen 0,0414 g Substanz, dagegen aus einer anderen Probe von 40 g nur einige K\u00f6rnchen. Bei n\u00e4herer Betrachtung des aus dem Glase nach Zerschlagen desselben herausgenommenen Klumpen zeigte sich \u00fcbrigens, da\u00df die Masse an der Oberfl\u00e4che direkt sichtbare wei\u00dfe K\u00f6rnchen in ganz unregelm\u00e4\u00dfiger Verteilung eingesprengt enthielt.\nBemerkt sei noch, da\u00df das Pr\u00e4parat ein jahrelang aufbewahrtes war, das Verhalten anderer, frischer Pr\u00e4parate habe ich nicht untersucht.\nIch schlie\u00dfe hieran noch eine Bemerkung bez\u00fcglich einer Ausf\u00fchrungsform der Reaktion des Cholesterins mit Schwefels\u00e4ure, die mir gute Dienste geleistet hat.\nL\u00f6st man einige St\u00e4ubchen Cholesterin in Chloroform, tropft die L\u00f6sung auf Filtrierpapier oder tr\u00e4nkt dieses damit, und \u00fcbergie\u00dft das inzwischen durch freiwillige Verdunstung getrocknete, in eine Porzellanschale gelegte Filtrierpapier mit Schwefels\u00e4ure, so f\u00e4rbt es sich, (resp. die getr\u00e4nkte Stelle) zitronengelb. Gie\u00dft man die Schwefels\u00e4ure ab, so geht die gelbe Farbe sehr bald in r\u00f6tlich bis rosenrot \u00fcber, verschwindet bei Wasserzusatz sofort. Die Farbenerscheinungen traten nur dann gut ein, wenn die Chloroforml\u00f6sung recht verd\u00fcnnt war.\nm\n4. Zur Ausf\u00fchrung der Kjeldahl-Bestimmung.\nIm Laufe der Jahre haben sich mir bei dieser Methode einige Handgriffe als n\u00fctzlich erwiesen, die vielleicht auch f\u00fcr Andere von Interesse sein m\u00f6chten.\n1. Der Zusatz von Quecksilberoxyd1) ist unbequem, weil man dasselbe jedesmal abw\u00e4gen mu\u00df; au\u00dferdem bilden sich beim \u00dcbergie\u00dfen desselben mit Schwefels\u00e4ure durch Umh\u00fcllung der einzelnen Par\u00fckeichen mit Quecksilbersulfat leicht harte Brocken, welche der Aufl\u00f6sung hartn\u00e4ckig widerstehen, auch wohl Sto\u00dfen verursachen k\u00f6nnen.\nDiesen Unbequemlichkeiten gehe ich aus dem Wege, indem ich einige Kubikzentimeter einer L\u00f6sung von Mercuriacetat von ann\u00e4hernd bekanntem Gehalt anwende, z. B. 5\u20146 ccm einer\n*) \u00dcber die Anwendung von metallischem Quecksilber habe ich keine Erfahrungen.","page":523},{"file":"p0524.txt","language":"de","ocr_de":"524\nE. Salkowski,\nohne Erw\u00e4rmen hergestellten 10 \u00b0/oigen L\u00f6sung. Da\u00df dadurch Wasser in die Mischung gelangt, ist ohne Bedeutung, ja meiner Ansicht nach unter Umst\u00e4nden f\u00f6rderlich. Ich pflege bei der Analyse trockener Substanzen stets etwas Wasser hinzuzusetzen, da ich den Eindruck gewonnen habe, da\u00df der Proze\u00df dann schneller verl\u00e4uft. Aus diesem Grunde halte ich es auch f\u00fcr ganz \u00fcberfl\u00fcssig, rauchende Schwefels\u00e4ure oder Phosphors\u00e4ureanhydrid anzuwenden, wie es in manchen Laboratorien sogar beim Harn geschieht, bei dem dieser Zusatz augenscheinlich zwecklos ist. Man kommt in allen F\u00e4llen mit Schwefels\u00e4ure von 1,84 D aus.\nWendet man Quecksilber bei der Kjeldahlbestimmung an, so empfiehlt es sich, die Bestimmung ohne Unterbrechung zu Ende zu f\u00fchren. Ist man gen\u00f6tigt, sie zu unterbrechen, so f\u00f6rdere man sie wenigstens soweit, da\u00df die schwefelsaure L\u00f6sung mit Wasser verd\u00fcnnt werden kann. Tut man das nicht, sondern l\u00e4\u00dft die unverd\u00fcnnte L\u00f6sung bis zum n\u00e4chsten Tage stehen, so scheiden sich oft wei\u00dfe, \u00e4u\u00dferst fest am Glase haftende Niederschl\u00e4ge, vermutlich Mercuriammonsulfat, aus, welche auch durch Kochen mit Wasser nur sehr schwer oder \u00fcberhaupt nicht vollst\u00e4ndig vom Glase abzul\u00f6sen sind. Es bleibt auch zweifelhaft, ob sie beim nachfolgendem Kochen mit Natronlauge -f- Natriumsulfid oder Natriumthiosulfat vollst\u00e4ndig zersetzt werden, man ist also meines Erachtens selbst dann nicht vor Fehlern gesch\u00fctzt, wenn man den Aufschlu\u00dfkolben selbst zum Abdestillieren des Ammoniaks benutzt.\n2.\tBei der Analyse von Nahrungsmitteln und Faeces setzen sich nicht selten in dem gew\u00f6lbten oberen Teil des Kolbens halbverkohlte Massen an, welche auch durch Umsch\u00fctteln nicht zu l\u00f6sen sind und der Verbrennung hartn\u00e4ckig widerstehen. Es bleibt dann nichts anderes \u00fcbrig, als den Kolben v\u00f6llig erkalten zu lassen, die anh\u00e4ngenden Massen mit Wasser herunterzusp\u00fclen und aufs neue zu erhitzen.\n3.\tDer Zusatz von Kaliumpermanganat wird jetzt wohl ziemlich allgemein unterlassen. Es kommen indessen doch F\u00e4lle vor, in denen die Verbrennung gar zu lange dauert und kaum anders als durch Zusatz von Kaliumpermanganat zu beendigen ist. Der Zusatz st\u00f6rt die Stickstoffbestimmung im","page":524},{"file":"p0525.txt","language":"de","ocr_de":"Physiologisch-chemische Notizen.\n525\nallgemeinen auch nicht, unzul\u00e4ssig ist er aber bei irgend erheblich chlorhaltigen (und auch wohl brom- und jodhaltigen) Substanzen, sowie bei starkem Gehalt der zu analysierenden. Substanz an Chlornatrium oder anderen Chloriden, weil in diesem Falle ein Ammoniakverlust durch freiwerdendes Chlor\nentstehen kann.\n\u2022 \u2022\n4. Beim Ubertreiben des Ammoniaks wird, falls man mit Quecksilberzusatz gearbeitet hat, jetzt wohl allgemein an Stelle von Natriumsulfid oder -Hydrosulfid das von Neuberg empfohlene Natriumthiosulfat angewendet. Dabei ist die Art des Vorgehens \u2014 dasselbe gilt \u00fcbrigens auch f\u00fcr das Schwefelnatrium \u2014 nicht ganz klargestellt. Vielfach wird zuerst die Natronlauge hinzugesetzt, dann ca. 2 g Natriumthiosulfat in Substanz hinein geworfen. Dadurch tritt eine Verz\u00f6gerung ein, welche leicht zu Ammoniakverlust f\u00fchren kann. Man hat fr\u00fcher die Gefahr des Verlustes von Ammoniak bei Zusatz von Natronlauge zu der Ammonsalzl\u00f6sung \u00fcbersch\u00e4tzt und den Zusatz von Natronlauge resp. Magnesiamilch erst nachtr\u00e4glich bei geschlossenem Kolben mit Hilfe einer entsprechenden Vorrichtung bewirkt. Es hat sich gezeigt, da\u00df bei dem \u00fcblichen Vorgehen ein Verlust von Ammoniak nicht zu bef\u00fcrchten ist, haupts\u00e4chlich wohl darum nicht, weil sich die Fl\u00fcssigkeiten im Destillierkolben schichten (vorausgesetzt, da\u00df man nicht unn\u00f6tig sch\u00fcttelt), die Natronlauge sich der Hauptsache nach unten ablagert, die schwefelsaure L\u00f6sung oben, bei unn\u00f6tiger Verz\u00f6gerung k\u00f6nnte indessen doch wohl Ammoniak entweichen. Ich ziehe es deshalb vor, die Natronlauge und Thiosulfatl\u00f6sung nicht in 2 Tempi hinzuzusetzen, sondern beide gleichzeitig. Zu dem Zweck halte ich eine ca. 20\u00b0/oige L\u00f6sung von Natriumthiosulfat (bezogen auf das krystallisierte Salz) vorr\u00e4tig und mische 40 ccm Natronlauge von 1,34 D (bei Verwendung von 10 ccm Schwefels\u00e4ure) mit 10 ccm dieser L\u00f6sung. Die gute Durchmischung der L\u00f6sungen erfolgt sehr leicht von selbst, wenn man die spezifisch leichtere Thiosulfatl\u00f6sung zuerst in den Me\u00dfzylinder bringt, dann die Natronlauge hinzusetzt. Dasselbe gilt nat\u00fcrlich auch f\u00fcr die Anwendung von Schwefelnatriuml\u00f6sung; da\u00df man nachtr\u00e4glich, nachdem der Kolben am Destillierapparat\n34\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LVII.","page":525},{"file":"p0526.txt","language":"de","ocr_de":"526\nE. Salkowski,\nangesetzt ist, f\u00fcr gute Durchmischung sorgen mu\u00df, ist selbstverst\u00e4ndlich, indessen habe ich auch daran schon Analysen scheitern sehen, da\u00df die Durchmischung unterlassen wurde und mm beim Erhitzen explosionsartiges Sto\u00dfen eintrat.\n5. \u00dcber das Verhalten von Leim und Albumose zu Bromwasser.\nAls charakteristische Reaktion des Leimes (Glutin) wird allgemein sein Verhalten zu Bromwasser angegeben; versetzt man eine Gelatinel\u00f6sung mit Bromwasser, so erh\u00e4lt man einen z\u00e4hen klebrigen Niederschlag. Indessen Albumosel\u00f6sungen verhalten sich nicht viel anders. H\u00e4lt man nicht besondere Bedingungen ein, so geben auch sie \u2014 wenn sie nicht zu d\u00fcnn sind \u2014 mit Bromwasser Niederschl\u00e4ge. Man darf also keineswegs die Gegenwart von Leim annehmen, wenn man in eiwei\u00dffreien Ausz\u00fcgen von Organen mit Bromwasser Niederschl\u00e4ge bekommt. Dennoch sind wesentliche Unterschiede in dem Verhalten beider K\u00f6rper zu Bromwasser zu konstatieren, wenn man L\u00f6sungen bestimmter Konzentration anwendet und bestimmte Mengen Bromwasser hinzusetzt, wie aus den folgenden Versuchen hervorgeht.\nZur Anwendung kam eine 1 \u00b0/oige L\u00f6sung von bester Handelsgelatine einerseits \u2014 konzentrierte L\u00f6sungen gelatinieren zu leicht \u2014 und l\u00b0/oige L\u00f6sung von Albumosepepton aus Fibrin, d. h. das Gemisch der Pepsinverdauungsprodukte mit Ausschlu\u00df des Syntonins und des beim Sieden sich ausscheidenden Eiwei\u00dfes, durch Alkohol gef\u00e4llt. Das Bromwasser war ges\u00e4ttigt.\nSetzt man zu 10 ccm der L\u00f6sung 1 ccm Bromwasser, so entsteht in der Albumosel\u00f6sung im Moment des Eintropfens ein Niederschlag, beim Umsch\u00fctteln wird die Fl\u00fcssigkeit ganz klar und farblos, die Leiml\u00f6sung gibt eine bleibende Tr\u00fcbung und f\u00e4rbt sich gelb. Erhitzt man die Reaktionsgemische, so gibt die Leiml\u00f6sung Brom ab, die Albumosel\u00f6sung nicht. Man erkennt dieses ohne weiteres bei der Betrachtung der Reagenzgl\u00e4ser von oben : die Luft \u00fcber der Fl\u00fcssigkeit erscheint gelb gef\u00e4rbt und riecht nach Brom. Bei der Albumosel\u00f6sung ist eine solche F\u00e4rbung nicht wahrzunehmen. Benutzt man mit Jodkaliumkleister getr\u00e4nktes Filtrierpapier, so f\u00e4rbt sich dieses","page":526},{"file":"p0527.txt","language":"de","ocr_de":"Physiologisch-chemische Notizen.\n527\nbeim Einfuhren in das Reagenzglas mit der Leiml\u00f6sung sofort schwarzbiau, bei der Albumosel\u00f6sung tritt nur schwache Bl\u00e4u-ung ein, herr\u00fchrend von dem Bromdampf, der noch vom Eingie\u00dfen des Bromwasser her im Reagenzglas war. Tr\u00e4gt man durch Einblasen von Luft in das Reagenzglas f\u00fcr Entfernung dieses Bromdampfes Sorge, soda\u00df ein eingef\u00fchrtes Jodkalium-kleister-Papier sich nicht mehr bl\u00e4ut, so geschieht das auch nicht bei oder nach dem Erhitzen, es wird also beim Erhitzen\nkein Brom abgegeben.\n\u2022 \u2022 ______________\n\u00c4hnlich sind die Erscheinungen bei Steigerung des Bromwasserzusatzes auf 2 ccm. Hierbei gibt die Albumosel\u00f6sung eine leichte Tr\u00fcbung, die Leiml\u00f6sung einen Niederschlag. Erw\u00e4rmt man beide Reagenzgl\u00e4ser durch Eintauchen in 60\u00b0 warmes Wasser, so wird die Albumosel\u00f6sung ganz klar, die Leiml\u00f6sung bleibt tr\u00fcb. Durch st\u00e4rkeres Erhitzen, auch wohl bei l\u00e4ngerem Verweilen bei 60\u00b0, wird auch sie klar und zwar unter reichlicher Abgabe von Brom, die bei diesem Verh\u00e4ltnis des Bromzusatzes auch bei der Albumosel\u00f6sung erfolgt. L\u00e4\u00dft man die bis zur Kl\u00e4rung erhitzten L\u00f6sungen stehen, so erscheint die Albumosel\u00f6sung farblos, die Leiml\u00f6sung gelb. K\u00e4ufliche Albumose u. a. \u00abPepton Witte\u00bb verh\u00e4lt sich ebenso, andere Handelssorten \u00e4hnlich, nur werden die L\u00f6sungen nicht ganz klar beim Erhitzen.\nMan kann wohl die Frage aufwerfen, ob dieser Unterschied in dem Verhalten beider K\u00f6rper nicht darauf beruht, da\u00df das Brom bei der Albumose an die aromatische Gruppe1) gebunden wird, w\u00e4hrend dieses beim Leim nicht m\u00f6glich ist, da ihm diese ja bis auf sehr geringe Mengen von Phenylalanin fehlt.\nEine \u00dcberschlagsrechnung zeigt, da\u00df dieses nicht so undenkbar ist. 1 Teil Brom l\u00f6st sich bei Zimmertemperatur in etwa 33 Teilen Wasser, 1 ccm Bromwasser enth\u00e4lt also etwa 0,03 Brom. Bei Zusatz von 1 ccm Bromwasser zu 10 ccm l\u00b0/oiger Albumosel\u00f6sung betr\u00e4gt das Brom 30\u00b0/o der Albumose. Nimmt man an, da\u00df das Brom nur substituierend wirkt, so w\u00fcrde das eintretende Brom 15\u00b0/o des Eiwei\u00dfmolek\u00fcls aus-\n0 Im Sinne von Benzolderivaten.\n34*","page":527},{"file":"p0528.txt","language":"de","ocr_de":"528\nE. Salkowski,\nmachen, es ist indessen im h\u00f6chsten Grade wahrscheinlich, da\u00df ein Teil desselben nicht substituierend, sondern oxydierend wirkt, in der Tat also weniger als 15 \u00b0/o eintreten. Zieht man in Betracht, da\u00df sich eventuell Di- und Tribromverbindungen bilden, so erscheint es recht wohl denkbar, da\u00df das Brom bei der Albumose ausschlie\u00dflich an den aromatischen Teil des Albumosemolek\u00fcls gebunden ist und deshalb nicht durch Erhitzen abgespalten wird, w\u00e4hrend man beim Leim notwendig Bindung an den aliphatischen Teil des Molek\u00fcls annehmen mu\u00df. Ich will durchaus nicht, behaupten, da\u00df diese Erkl\u00e4rung die einzig denkbare ist, mir scheint sie aber die n\u00e4chstliegende zu sein.\nEs ist vielleicht nicht \u00fcberfl\u00fcssig, zu bemerken, da\u00df die Bindung des Broms durch die Albumose nicht etwa auf der h\u00e4ufig bei den Albumosen anzutreffenden alkalischen Reaktion beruht. Meine L\u00f6sungen reagierten nur \u00e4u\u00dferst schwach alkalisch und die Erscheinungen blieben auch unge\u00e4ndert, wenn die L\u00f6sungen vorher schwach mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uert wurden.\nSetzt man mehr als 2 ccm Bromwasser zu 10 ccm der lo/oigen Albumosel\u00f6sung, so erh\u00e4lt man auch bei ihr einen bleibenden Niederschlag.\nLeimalbumose (PepsinVerdauung) verh\u00e4lt sich, wie zu erwarten war, ganz so wie Leiml\u00f6sung selbst.","page":528}],"identifier":"lit18948","issued":"1908","language":"de","pages":"515-528","startpages":"515","title":"Physiologisch-chemische Notizen","type":"Journal Article","volume":"57"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:48:49.489664+00:00"}