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{"created":"2022-01-31T14:01:53.645725+00:00","id":"lit18953","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Ibrahim, J.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 66: 19-36","fulltext":[{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"Die Doppelzuckerfermente (Lactase, Maltase, Invertin) beim menschlichen Neugeborenen und Embryo.\n1. Mitteilung.\nVon\nJ. Ibrahim.\n(Aus \u00abkm (iisela-Kinderspital in Miln, ht\u00bb )\nDer. Hcdaktion zupegangen am 4. April till\u00bb.)\nJn der Ern\u00e4hrung des menschlichen \u00abS\u00e4uglings spielen die Disaccharide eine gro\u00dfe Rolle. Die Frauenmilch und die Kuhmilch enthalten Milchzucker, erstere sogar in sehr betr\u00e4chtlichen Mengen (ca. 7\u00b0/o). Auch werden von jeher Zuckerzus\u00e4tze zu den Kuhmilchverd\u00fcnnungen bei der k\u00fcnstlichen Ern\u00e4hrung empfohlen; hierzu dient au\u00dfer dem Milchzucker vielfach der 1 \u00bbohrzucker; auch Zus\u00e4tze von Maltose werden von erfahrenen Kinder\u00e4rzten besonders bef\u00fcrwortet.\tI\nEs ist bekannt, da\u00df die Doppelzucker mit Ausnahme der Maltose im Organismus nur verwertet werden, wenn sie vor oder w\u00e4hrend ihrer Resorption gespalten worden sind: gelangen sie als Disaccharide in die K\u00f6rpers\u00e4fte, so werden sie ungen\u00fctzt im Urin ausgeschieden. Die Spaltung der Doppelzucker erfolgt durch Kermente. die sich in der Schleimhaut des D\u00fcnndarms befinden und sich auch im Darmsekret nachweisen lassen. W\u00e4hrend die Maltase auch im Rlut und anderen K\u00f6rpers\u00e4ften (z. B. im Speichel und Pankreassaft) vorkommt, ist die Lactase, die der Milchzuckerzerlegung dient, und das Invertin (Invertase, Glukase), das den Rohrzucker spaltet, ausschlie\u00dflich in der Darmschleimhaut und im Darmsaft gefunden worden. Die Existenz einer Panjireas-lactase ist nach den j\u00fcngsten Untersuchungen in Frage gestellt.\nEs schien von Interesse, die Darmschleimhaut neugeborener Kinder auf das Vorhandensein der drei Fermente zu. pr\u00fcfen und gleichzeitig nachzuforschen, ob schon der Embryo, \u00fcber ^ie verf\u00fcgt.\nSystematische Untersuchungen liegen hier\u00fcber nicht vor,\n\\2*","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":".1. Ibrahim.\n20\nund was bisher gefunden wurde, bezieht sich nur auf Neugeborene oder auf Tierembryonen. Beobachtungen an Tieren sind aber, wenn sie die ersten Lebenswochen des extrauterinen Lebens betreffen oder die Zeit vor der Geburt, durchaus nicht ohne weiteres auf den Menschen \u00fcbertragbar. Ist es ja doch eine l\u00e4ngst bekannte Tatsache, da\u00df der Reifezustand, in dem die Jungen zur Welt kommen, bei den einzelnen Tierarten ein ganz verschiedener ist und eben in der Funktion ihrer Verdauungsorgune ganz besonders zum Ausdruck kommt. So wissen wir z. B., da\u00df die Magenschleimhaut des menschlichen Embryos schon im b. F\u00f6talmonat reichlich Pepsinogen enth\u00e4lt (Langendorff*)), da\u00df dies Ferment beim Hund aber erst in der zweiten oder dritten Woche des extrauterinen Lebens sich (\u2018instellt. (Hammarsten,-) Ginelin3).)\nIch referiere zun\u00e4chst kurz die bisher erhobenen Befunde.\nLactase wurde bei reifen Neugeborenen wiederholt und mit verschiedenen Methoden nachgewiesen. Ich erw\u00e4hne die Fntersuchungen von Pautz und Vogel,4) Orb\u00e4n5) und Weinland. V Bei einem an D\u00e9bilitas vitae am 4. Lebenstage verstorbenen Kinde (Fr\u00fchgeburt?) konnte Orb\u00e4n das Ferment nicht auf linden.\nMaltase wurde nur einmal von Pautz und Vogel1) bei drei reifen Neugeborenen in der Schleimhaut des Jejunum und Ileum nachgewiesen; die positiven Befunde, die mit Pankreas und mit Dickdarmschleimhaut erzielt wurden, sind nicht beweisend, da offenbar bakterielje Wirkungen mitgespielt haben: auch der positive Befund mit Magenschleimhaut, der sich aus (1er Betrachtung der Tabellen entnehmen l\u00e4\u00dft, ist vielleicht auf eine solche Quelle zu beziehen, da ein Antiseptikum offenbar bei den Versuchen nicht zugesetzt worden ist.\n'\u2022 0. Langendorff, Arch. f. Anat. u. Physiol.. Physiolog. Abteil.. IST'.\u00bb, S. 10511.\ns) O. Hammaisten. Jahj-csber. d. Tierchemie. 187\u00f6, Bd. V. S< Kit.\nI W. (iinrlin, Pfl\u00fcgers Archiv, 1902, Bd. XC, S. 591.\n4i W. Paulz und J. Vogel, Zeitschrift f. Biolog., 1895, Bd. XXXII.\nS 30\u00bb .\n5i B. -Urban, Prager mwd. Wochensehr., 1899, 8. 127.\nE. Wein land. Zeitschrift f. Biologie, 1899. Bd. XXXVIII. S. 35.","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"Pie Poppe Izuckcr fermen I e beim menseliliehen Neugeborenen usw. I 21\nInvertin endlich wurde von Miura1) in der D\u00fcnndarm-Schleimhaut reifer Neugeborener aufgefunden.\nOber Doppelzuckerfermente bei Tierlbten liegen verschiedene Mitteilungen vor, von Bierrv2) und seinen Mitarbeitern, von Frouin und Thomas,8) von L. B. Mendel und Mitchell.4)\nFlimmer5) stellte fest, da\u00df bei Ratten die Lactase noch 2 Tage vor der Geburt fehlt und sich erst 12 Stunden vor Her Geburt in der Darmschleimhaut nachweisen l\u00e4\u00dft.\n0. Cohnheim6) hat das Vorhandensein von Invertin bei kleinen Katzen- und Hundeembryonen konstatiert und gibt an, da\u00df das Invertin bei diesen Tieren das erste \u00fcberhaupt auf-t retende V erdauungsferment ist, wogegen M e n d el undMitcJiell4) Invertin selbst bei ziemlich gro\u00dfen Schweinef\u00f6ten vermi\u00dften.\nVon den im folgenden mitgeteilten Versuchen wurde ein Teil in seinen Ergebnissen von mir7) auf der 25. Tagung der Gesellschaft f\u00fcr Kinderheilkunde in C\u00f6ln vorgetragen. Seither hat sich auch R. Schoenberner*) mit dem Nachweis der Doppelzuckerfermente im Meconium befa\u00dft.\nBei meinen Untersuchungen habe ich folgendes Verfahren angewandt. Neugeborenen Kindern bezw. Embryonen, die in oder nach der Geburt abgestorben waren, wurde m\u00f6glichst bald nach dem Tode (in der Regel innerhalb der ersten 12\u201424 Stunden) der D\u00fcnndarm in situ abgebunden und dann herausgen\u00f6mmen.\nMeist waren die Kinder kurz nach dem Tod auf Eis gelegt und so bis zur Sektion konserviert worden. Der Inhalt des Darmes wurde durch Aussjtreifen entleert und meist m gleicher Weise wie die Darmschleimhaut selbst weiter unter-\n') K. Miura, Zeitschrift f. Biologie, 1895, Bd. XXXII, S. 2t>0.\n*) Bierry und Salazar, C. R. Soc. Biol., 1904, Bd. LVI, S/ 181\n3)\tFrouin el Thomas, C. R. Soc. Riol., 1907, S. 52.\n4)\tLafayette B. Mendel und H. Mitchell, Americ. .I\\>\u00fcrn. of Physiol., 1900-08, Bd. XX, S. 81.\nh) A. Plimmer, Journal of Physiol.. 1900\u201407, Bd. XXXV, S. 31.\n6) 0. Cohnheim, Die Physiologie der Verdauung und Ern\u00e4hrung, Berlin und Wien 1908, S. 91.\nT) J. Ibrahim, Verb. d. Gesellsch. f. Kinderheilk., 1908, S. 21.\n*) R- Schoenberner, Zur Kenntnis der Meconiumferment\u2019e. 1.4). M\u00fcnchen 1909.\t?","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"22\nJ. Ibrahim,\nsucht. Der Darm wurde aufgeschnitten, auf Glasplatten ausgebreitet, und die Schleimhaut mit einem stumpfen Scalpell abgeschabt. Diese Schleimhaut, bei kleinen Embryonen eventuell der ganze ausgestreifte Darm, wurde mit Quarzsand unter allm\u00e4hlichem Zusatz von destilliertem Wasser (etwa die 5\u201410-fache Menge) zu feinstem Brei zerrieben. Dieser Brei wurde entweder direkt zu den Versuchen ben\u00fctzt oder er wurde raituater einige Tage mit reichlichem Toluolzusatz bei Zimmertemperatur stehen gelassen, ehe die Versuche angesetzt wurden. Stets wurden Kontrollen mit gekochtem Organbrei mitangesetzt. Bei den Invertinproben wurde au\u00dferdem in der Regel vor Einstellen der mit den Organextrakten versetzten Rohrzuckerl\u00f6sungen eine Trommersche Probe gemacht, die (wie s\u00e4mtliche Kontrollen) stets negativ ausfiel.\nMehrfach wurde der D\u00fcnndarm vor dem Aufschneiden in zwei oder auch drei gleiche Teile zerlegt und die einzelnen Teile, sowie deren Inhalt getrennt untersucht.\nAuf Lactase wurde nach dem Verfahren von Orban1) gepr\u00fcft. Einige Kubikzentimeter des Darmextrakts wurden mit 50 ccm einer 6\u00b0/oigen Milchzuckerl\u00f6sung unter Zusatz \u00fcbersch\u00fcssigen Chloroforms 17\u201425 h, gelegentlich auch l\u00e4nger, gut verkorkt in den Brutschrank (37\u201438\u00b0) gebracht, dann wurde das Eiwei\u00df durch frisch gef\u00e4lltes Bleihydroxyd gef\u00e4llt (Zusatz von 2 ccm Natronlauge (15\u00b0/o) und 8\u201410 ccm kalt ges\u00e4ttigter Bleiacetatl\u00f6sung.) Nunmehr wurde filtriert, mit verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure neutralisiert bezw. leicht anges\u00e4uert, etwa \u00fcbersch\u00fcssiges Blei durch eine konzentrierte Natriumsulfatl\u00f6sung (10\u00ae/\u00ab) ausgef\u00e4llt und filtriert. \u2014 20 ccm des Filtrats dienten zum Zuckernachweis. Es wurde ein frisch hergestelltes Gemisch von salzsaurem Phenylhydrazin und Natriumacetat (im Gewichtsverh\u00e4ltnis 2 : 3) im \u00dcberschu\u00df zugef\u00fcgt, filtriert und das Filtrat 2 Stunden im kochenden Wasserbad gehalten.\nWar eine Spaltung des Milchzuckers erfolgt, so schied sich in der Hitze, in der Regel vor Ablauf einer Stunde, unl\u00f6sliches Glukosazon aus, das sich au\u00dfer durch seine Unl\u00f6slichkeit im kochenden Wasser durch seine typische, mikro-\n') II. Orbitn, I. c. S. 428.","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"Dio Doppelzuckerlermente beim menschlichen Neugeborenen usw. I. 23\nskopische Krystallform identifizieren lie\u00df. Mitunter bildete sich nur ein geringer Osazonniederschlag in der Hitze, der dann ganz atypische Kugel- bezw. Stechapfelformen unter dem Mikroskop aufwies. Solche Resultate wurden nicht als positiv\u00e9 bezeichnet. Von Schmelzpunktbestimmungen wurde Abstand ge-\u2022 nommen: denn bei ausgiebiger Spaltung war das Resultat ein durchaus eindeutiges: bei den zweifelhaften F\u00e4llen aber war die Menge des gebildeten hei\u00dfwasserunl\u00f6slichen Osazons so gering, da\u00df sie bei der gelegentlich versuchten Trennung von dem massenhaft gebildeten Lactosazon bezw. beim Versuch des Umkrystallisierens verloren ging. Auch die Anwesenheit des mit dem Dextrosazon gleichzeitig ausfallenden Galaktos-azons l\u00e4\u00dft, wie schon Plimmer1) hervorhebt, die Schmelzpunktidentifizierung f\u00fcr Versuche dieser Art ungeeignet erscheinen.\nDie Pr\u00fcfung auf Maltase geschah genau in der gleichen Weise: nur wurden zu jedem Versuch je 50 ccm einer 4\u00b0/oigen Maltosel\u00f6sung (Kahlb\u00e4um) ben\u00fctzt. Die Resultate waren Hier (mit einer einzigen Ausnahme) stets eindeutig.\nZum Invertinnachweis dienten je 20\u201450 ccm einer H\u201c o igen Rohr^uckerl\u00f6sung, die mit den Darmextrakten versetzt und unter Toluolzusatz im Brutschrank gehalten wurden. Die Spaltung des Rohrzuckers wurde durch den positive!# Ausfall der Trommerschen Probe erkannt.\nDie Resultate meiner Untersuchungen habe ich in der nebenstehenden Tabelle zusammengefa\u00dft. Wo sich keine besonderen Angaben finden, wurde der frische Organbrei mit den Zuckerl\u00f6sungen angesetzt. Auf eine Aufz\u00e4hlung der Kontroll-vers\u00fcche wurde verzichtet, da sie stets negativ ausfielen.\nDie Untersuchungen brachten ein recht \u00fcberraschendes Krgebnis. A priori w\u00e4re man geneigt, anzunehmen, da\u00df die Lactase, die zur Verwertung der physiologischen Nahrung des Neugeborenen, der Muttermilch, unentbehrlich ist, auch das erste nachweisbare Doppelzuckerferment beim Embryo w\u00e4re; es ist aber gerade das Gegenteil der Fall. Die Lactase fehlt bei kleinen Embryonen, die \u00fcber Maltase und Invertin verf\u00fcgen.\n') A. Plimmer. Journ. of Physiol., 1906. Bd. XXXIV. S. 102.","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"2\\\nJ. Ibrahim,\n\u25a0a a\n\u00c4 S) O \u00c4\n91 .91 W W\nte : \u00ab-\nW \u00ab \u00ab >+ W\n> = \u00ab c\nM CM\nCM' M CM M -\u00bb\u2022\n+ 4- 4- + 4-4- + + + + + + +\n\u2022* k* \u00bb\t\u00ab\ti5 \u00ab\t\u00ab\t\u00ab\t\u00ab\nH h \u00abH H 91\t91\t91\t91\ns \u00bb\nTT /%*\n. JZ U\n2 rt 2 e\u00f4 2 C\u00d6\n2 5 2 5 2?\n\u00abo \u00ab o \u00abs 5\n<fl PS\n\u25a0S\u00ae S\u00ae fe\u00ae\ns","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"orl s^lzung.\nPi.\u2018 Doppelzuckerfermenle beim menschlichen Neugeborenen usw. \u00cf. 25\na a -f\no>\n\u2022T?\t.\n+ 4-0 +\n^\t**\t** \u00ceC\n'N *>1 <M <N in\n\u00bb T3 C\nO SA\n\u00ab4 sa i;\nD BE\n3\t3\nO \u00a3 -C\nbfi \u00fc\n\u00bb X 6*. 1\u00ae\nI","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"Fortsetzung.\n26\tJ. Ibrahim,\nr q o\nM \u25a0\u00ab \u00a3\nes q\na \u00ab\u00bb q\n\u00ae + -h + + +\nOl (M\nOl Ol Ol Ol\nOJ \u2022\u2666**\u2022<}<\nOl Ol (M Ol\nOl Ol Ol\n-i- + + 4- +\n+ + \u25a0 + + +","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"Die Doppelzuckerfermente beim menschlichen Neugeborenen usw. I. 27\nDer kleinste Embryo, bei dem Lactase vorhanden zu sein schien (Nr. 11), stammte aus dem 7. Monat, war 35 cm laug und 590 g schwer : doch war das Resultat fraglich, da sich nur sehr geringe Mengen atypischer Osazone in der Hitze ausgeschieden hatten, obwohl die Versuchsdauer 60 Stunden betragen hatte. V\u00f6llig negativ fielen aber die Versuche bei zwei \u00e4lteren F\u00f6ten aus dem 7. und 8. Monat aus (42 bezw. 46 cm). Hier war nicht der frische Organbrei zum Versuch verwandt worden, sondern Extrakt\u00e9, die 12 bezw. 9 Tage gestanden hatten. Die M\u00e4ltase-proben mit diesen Extrakten fielen positiv aus; gleichwohl mu\u00df zugegeben werden, da\u00df hier eine Fehlerquelle vorliegen k\u00f6nnte.1) \u2014 Bei einem F\u00f6tus aus dem 9. Monat (Nr. 19) von 48 cm L\u00e4nge blieb die Probe wieder fraglich, w\u00e4hrend sie bei einem etwas j\u00fcngeren F\u00f6tus (Nr. 18) von 47 cm L\u00e4nge sicher positiv ausgefallen war.\n. Bei allen drei Neugeborenen war Lactase deutlich nachzuweisen.\nEs scheint aus diesen Untersuchungen hervorz\u00f9gehen, da\u00df die Lactase eines der letzten Verdauungsfermente ist, die beim menschlichen Embryo auftreten, vielleicht sogar das letzte. Mit der Plimmerschen Feststellung, da\u00df die Lactase bei der Ratte erst am Tag vor der Geburt gefunden wird, vorher aber fehlt, stimmte diese Beobachtung gut \u00fcberein.\n\u00dcber die Verteilung der Lactase in den einzelnen D\u00fcnndarmabschnitten l\u00e4\u00dft sich auf Grund meiner Versuche nur sagen, da\u00df die Probe in der Regel im ersten Drittel oder der oberen H\u00e4lfte st\u00e4rker positiv ausfiel; sie war z. B. im Fall Nr. 23 im oberen Drittel deutlich positiv, w\u00e4hrend sie im mittleren und unteren Abschnitt fraglich blieb. Diese Befunde stehen im Gegensatz zu der einen Beobachtung von Orb\u00e4n,8) der die Lactase im oberen D\u00fcnndarm vermi\u00dfte, w\u00e4hrend sie im mittleren und unteren D\u00fcnndarm vorhanden war. Sie stimmen da-\nWejnland (1. c. S. 48) gibt an, da\u00df die Darmlactase erheblich l inger wirksam bleibt. Er hat beobachtet, da\u00df ein mit Chloroformtf asser hergestellter Extrakt der D\u00fcnndarmschleimhaut vom Kalb seine Wirksamkeit vom 14. 1. bis 10. III. behalten hatte.\n*) R. Orb\u00e4n, I. c. S. 442.","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"J. Ibrahim\n28\ngegen gut zu den Befunden vonPautz und Vogel1) und Weinland2) am neugeborenen Kinde. Aus den Tabellen dieser Autoren ergibt sich auch eine st\u00e4rkere bezw. ausschlie\u00dfliche Wirkung der Schleimhaut des oberen D\u00fcnndarms. Bei den Kindern, in deren Darmschleimhaut Lactase gefunden wurde, war sie auch im Darminhalt vorhanden ; meist fiel sogar hier die Probe noch st\u00e4rker aus. Die Lactase im Meconium ist wohl mit Sicherheit als ein Sekret der Darmschleimhaut aufzufassen und ebenso wie das hier enthaltene Invertin ein Beweis daf\u00fcr, da\u00df die Verdauungsorgane des F\u00f6tus bereits sezernieren. Im Dickdarminhalt war die Lactase \u00fcbrigens sp\u00e4rlicher vorhanden oder fehlte ganz; auch Sch o enb erne r3) konnte die gleiche Beobachtung machen.\nDie Maltase konnte schon in erheblich fr\u00fcheren Perioden des Embryonallebens in der Darmschleimhaut und im Darminhalt aufgefuoden werden. Der j\u00fcngste Embryo, bei dem sie sich mit Sicherheit nachweisen lie\u00df. (Nr. 6), stammte aus dem 6. Monat, war 27 cm lang und 390 g schwer; doch war das Resultat auch noch bei dem viel kleineren Embryo (Nr. 3) aus dem 4. Monat (20 cm; 150 g) mit gr\u00f6\u00dfer Wahrscheinlichkeit als positiv anz\u00fcsprechen. Die im'kochenden Wasser unl\u00f6slichen Osazone waren nur in ihrer Krystallform nicht ganz typisch f\u00fcr Glukosazon gewesen. Jedenfalls kann wohl als erwiesen gelten, da\u00df die Maltase sich schon sehr fr\u00fch einstellt, erheblich fr\u00fcher als die Lactase.\nDas Invertin endlich fand sich nicht nur in s\u00e4mtlichen Embryonen, bei denen die Lactase- und Maltaseproben positiv ausfielen, sondern auch noch bei einem erheblich kleineren Embryo aus dem Anfang des 4. Monats von 12,5 cm L\u00e4nge und 34 g Gewicht. Eine Maltaseprobe war bei diesem Embryo unterblieben, da ja schon bei dem erheblich gr\u00f6\u00dferen Embryo (Nr. 3) von 20 cm L\u00e4nge die Probe fraglich^geblieben war. Die Invertinprobe fiel schon nach 12 Stunden kr\u00e4ftig positiv aus. Au\u00dfer dem Invertin w\u00e4re bei diesem F\u00f6tus nach meinen\n\u2018) W. Pautz und J. Vogel, 1. c. S. 307.\n*) E. Weinland, 1. c.\n) R. Schoenberner, 1. c. S.'19.","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"Die Doppelzucfcerfermenle beim menschlichen Neugeborenen usw. .1.\t29\nfr\u00fcheren Untersuchungen nur eventuell noch ein diastatisches Ferment in der Parotis zu erwarten gewesen. Es w\u00fcrde auch eine solche Probe mit 2 \u00b0/o St\u00e4rkemehll\u00f6sung angesetzt; sie war nach 20h negativ; nach 36h schien eben eine Spur von Reduktion bei der Trommerschen Probe vorhanden zu sein.\nEs scheint also die Cohnheirasche Feststellung auch f\u00fcr den menschlichen Embryo zuzutrelTen, da\u00df das Invertin das erste nachweisbare Verdauungsferment ist. \u2014 Wie aus Nr. 1 der Tabelle ersichtlich ist, hatte ich Gelegenheit, auch einen ganz kleinen Embryo von 2,5cm L\u00e4nge zu untersuchen; er wurde in toto mit Quarzsand zerrieben und auf Invertin, Malta.se und Diastase untersucht. Es blieben aber s\u00e4mtliche Proben (nach 26h) negativ.\n\u00dcber die Verteilung der Maltase und des Invertins in den einzelnen Darmabschnitten vermag ich nichts auszusagen. In der Regel fanden sich alle Abschnitte wirksam. Nur in einem Fall (Nr. 12) fiel die Maltaseprobe mit der Schleimhaut des unteren D\u00fcnndarms negativ aus; w\u00e4hrend sie im oberen D\u00fcnndarm positiv war. In einigen Versuchen wurde gepr\u00fcft, ob das Duodenum bereits Maltase und Invertin produziert. Diese Varsuche fielen positiv aus. Auch Miura1) fand das Invertin bei\\ Neugeborenen schon in der Schleimhaut des Duodenums.\nDer Inhalt des Dickdarms enthielt in allen F\u00e4llen, bei denen er untersucht wurde, kr\u00e4ftig wirksame Maltase und In-vertase, was im Gegensatz zu den geringen Lactasebefunden noch besonders erw\u00e4hnt sei.\nVom teleologischen Standpunkt aus bildet das zeitliche Auftreten der drei Doppelzuckerfermente im menschlichen F\u00f6talleben ein R\u00e4tsel. Das f\u00fcr die Verwertung der physiologischen Nahrung notwendige Ferment erscheint zuletzt; die Maltase k\u00f6nnte ja m\u00f6glicherweise im Glykogenstoffwechsel eine Rolle spielen ; dem Invertin aber, das zuerst und in so fr\u00fchen Stadien des Embryonallebens erscheint, verm\u00f6gen wir f\u00fcr den physiologisch ern\u00e4hrten Neugeborenen nach dem heutigen Stande unseres Wissens \u00fcberhaupt keine Bedeutung beizumessen, da\n\u25a0) K. Miura. I. c. S. 276.","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"30\nJ. Ibrahim,\n\u00bbins auch nicht bekannt ist, welche Aufgabe ihm etwa im intermedi\u00e4ren Stoffwechsel zufallen k\u00f6nnte. Die merkw\u00fcrdige Tatsache wird sich* wohl auch sicher nicht durch teleologische Spekulationen begr\u00fcnden lassen ; auch die Wahrscheinlichkeit, daf\u00fcr eine Erkl\u00e4rung auf phylogenetischem bezw. vergleichend physiologischem Gebiet zu finden, scheint mir nicht sehr gro\u00df zu sein.\nEs liegt nahe, zu erw\u00e4gen, ob aus den erhobenen Befunden sich nicht auch praktisch wichtige Folgerungen ergeben. F\u00fcr kleine Fr\u00fchgeburten pflegen wir als geeignetste Nahrung die Muttermilch zu w\u00e4hlen, die bekanntlich sehr viel (ca. 7\u00b0/o) Milchzucker enth\u00e4lt. Fr\u00fchgeburten, die wir als lebensf\u00e4hig betrachten, fallen aber z. T. noch in die F\u00f6talperiode, in der ich die Lactase mit der Orb\u00e4n sehen Methode nicht nach(weisen ' konnte. Aprioristische Spekulationen d\u00fcrften auch hier nicht sehr angebracht sein; denn empirisch steht dje Tatsache fest, da\u00df es h\u00e4ufig gelingt, solche Fr\u00fchgeburten mit Frauenmilch gro\u00df zu ziehen^ Es w\u00e4re denkbar, da\u00df sehr geringe Lactase-mengen sich dem Nachweis durch die Orb\u00e4nsche Methode entziehen. Es w\u00e4re ferner nicht nur denkbar, sondern sogar wahrscheinlich, da\u00df das fehlende Ferment sich bei den kleinen Fr\u00fchgeborenen einstellt, sobald sie mit Milch ern\u00e4hrt wer^n. Gerade f\u00fcr den Milchzucker ist eine solche Anpassungsf\u00e4higkeit des Organismus durch die bekannten Untersuchungen von Weinland1) erwiesen.\t/\nDas Fehlen der Lactase in der Darmschleimhaut und im Darminhalt fr\u00fchgeborener Kinder m\u00fc\u00dfte sich klinisch in doppelter Richtung \u00e4u\u00dfern. Es ist durch Orb\u00e4n,2) sowie durch Langstein und Steinitz3) gezeigt worden, da\u00df in den F\u00e4ces der S\u00e4uglinge regelm\u00e4\u00dfig Lactase enthalten ist und durch die Orbansche Methode nachgewiesen werden kann. Selbst bei verdauungskranken Kindern ist Langstein und Steinitz3) dieser Nachweis stets gegl\u00fcckt. Es w\u00e4re zu erwarten, da\u00df in\n') E. Woinland, 1. e.\n*).R. Urban. 1. c.\n:i) L. L\u00e4ngstem lind K. Steinitz. Hofmeisters Beitr\u00e4ge. 1901\u00bb, Rd. VII, H. fl.","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"Die Doppelzuckerfermente beim menschlichen Neugeborenen usW. 1.\t31\nden ersten Entleerungen kleiner Fr\u00fchgeburten die Lactase fehlt. (Im erstentleerten Meconium d\u00fcrfte sie nach meinen obigen Befunden auch bei \u00e4lteren Fr\u00fchgeburten bezw. Neugeborenen \u00f6fter fehlen.)\nEs ist aber ferner zu erwarten, da\u00df im Urin kleinerer Fr\u00fchgeburten, die mit Milch, speziell mit Frauenmilch ern\u00e4hrt werden, Milchzucker ausgeschieden wird; denn wenn auch ein Teil des Milchzuckers im Darmkanal eventuell vergoren werden mag, so m\u00fc\u00dfte doch wohl ein Teil ungespalten resorbiert werden und im Urin wiedererscheinen; das w\u00e4re wenigstens in den ersten Lebenstagen zu erwarten, bis es zu einer reichlicheren Lactaseproduktion gekommen w\u00e4re.\nIch hatte Gelegenheit, mich in einem einschl\u00e4gigen Fall von der Richtigkeit dieser Erw\u00e4gungen zu \u00fcberzeugen.\nAm 9. XII. 08 wurde ein fr\u00fchgeborener Knabe aus dem 8. Monat, Ludwig Gm., 1, Stunde nach der Geburt ins Spital aufgenommen. Die L\u00e4nge betrug 42 cm, das Gewicht 1670 g. Lr war also in dem Alter, in dem die Lactasebefunde nach den Leichenuntersuchungen negativ ausfallen konnten.\nDas Kind erhielt als Nahrung lediglich abgedr\u00fcckte Frauenmilch, auf 8 Mahlzeiten innerhalb 24 Stunden verteilt (am 9. XII. nur einmal 10 g) am 10. XII. 80 g, am 11. XII. 70 g, am 12. XII. HOg.\nAm 11. XII. zeigten sich die ersten Milchbr\u00f6ckel im Stuhl ; am 13. XII. gelang es, einen goldgelben, etwas schleiipdurch-mengten Stuhl morgens 5 Uhr bei der Entleerung aufzufangen; er wurde sofort in eine Schale gebracht, k\u00fchlgestellt, um 614 Uhr mit 100 ccm Wasser versetzt, die eine H\u00e4lfte g\u00e7kocht, die andere H\u00e4lfte ungekocht, mit je 3 g Milchzucker versetzt und nach Ghloroformzusatz 25 Stunden in den Brutschrank (37\u201438\u00b0) gebracht. Die weitere Verarbeitung erfolgte wie bei allen Lactaseproben. Das Ergebnis war negativ.\nEs gelang erst wieder nach ein paar Tagen, frischen Stuhl zu gewinnen. Hier fiel die Lactaseprobe positiv aus.\nL\u00e4\u00dft sich hieraus auch nicht sicher schlie\u00dfen, da\u00df in den ersten Lebenstagen gar keine Lactase vorhanden war, so kann man doch wohl folgern, da\u00dfjiur geringe Mengen des Ferments","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"32\nJ. 1 h rail im.\nsezerniert wurden, vielleicht auch, da\u00df die Fermentmengen unter der Milchf\u00fctterung rasch Zunahmen.\nDer Urin des Kindes wurde in den ersten Lebenstagen mehrmals auf Zucker untersucht. Die Trommersehe Probe fiel stets negativ aus: die Phenylhydrazinprobe wies jedoch mehrmals Zucker nach.\u00bb ln der K\u00e4lte schieden sich Osazone aus, deren mikroskopische Identifizierung nicht ganz sicher gelang. Die Menge der gebildeten Osazone war nur sp\u00e4rlich, so da\u00df zWar sicher steht, da\u00df Zucker, wahrscheinlich Milchzucker ausgeschieden wurde, da\u00df aber doch nur der geringste Teil des in der Frauenmilch zugef\u00fchrten Milchzuckers unge-spaltcn resorbiert worden war.\nDie Entwicklung des Kindes ging befriedigend voustatten : 5 Wochen wurde es ausschlie\u00dflich mit Frauenmilch ern\u00e4hrt und wog am Ende der 5. Woche 1760 g. Dann wurde es im Verlauf der n\u00e4chsten 6 Wochen langsam auf Rahmmischungen abgestillt, und 13 Wochen alt mit einem Gewicht von 2770 g bei einer Zweidrittelmilchern\u00e4hrung entlassen.\n\u2014 Von \u00e4hnlichen Erw\u00e4gungen ausgehend, hat k\u00fcrzlich Not liman n1) bei einer gr\u00f6\u00dferen Anzahl von fr\u00fchgeborenen Kindern die Entleerungen auf ihren Lactasegehalt und den Urin auf das Vorhandensein von Milchzucker gepr\u00fcft. Er hat genau analoge Befunde erheben k\u00f6nnen. Bei Kindern, die bereits eine Reihe von Tagen oder Wochen gelebt hatten und mit Frauenmilch ern\u00e4hrt worden waren, fand sich stets Lactase im Stuhl : zweimal wurde das Ferment auch im Meconium gefunden (es ist nicht mitgeteilt, ob in den ersten Meconiumentleerungen) und zwar bei ziemlich kleinen Fr\u00fchgeburten aus dem 8. Monat (42 cm L\u00e4nge, 1350 bez\\v. 1750 g).\nDagegen vermi\u00dfte Nothmann das Ferment bei zwei anderen, etwas kleineren Kindern aus dem 7. bezw. 8. Monat (35 cm und 1900 g bezw. 40 cm und 1100 g) noch am 6. bezw. 5. Lebehstage in einem Stuhl, der mit Bestimmtheit aus einer Zeit stammte, wo nicht nur Milch bereits verabfolgt war, sondern deren Reste in den F\u00e4ces bereits ausgeschieden wurden: das\n*) H. Nollimann, Monatschr. f. Kinderheilk.. 1909. Bd. VIII..Nr. 7.","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"P e Poppelzuckerfermente beim menschlichen Neugeborenen usw. I. 33\nFerment stellte sich'wie bei meinem Fall, im Verlauf der n\u00e4chsten Tage ein.\nAuch im Urin dieser Kinder konnte Nothmann Milchzucker mit der Osazonprobe nachweisen* und zwar nicht nur in den ersten Lebenstagen, sondern auch noch nach Wochen, und Monaten, sogar bei fr\u00fchgeborenen Kindern, die von vornherein Lactase im Stuhl ausgeschieden hatten und sich befriedigend k\u00f6rperlich entwickelten. Der gleichzeitige Nachweis von Lactase im Stuhl und von Milchzuckerausscheidung im Urin, dem bei verdauungskranken S\u00e4uglingen auch Langstein und Steinitz1) begegnet sind, hat z. Z. wohl noch keine befriedigende Erkl\u00e4rung gefunden. Ich m\u00f6chte mich an dieser Stelle mit der~blo\u00dfen Erw\u00e4hnung der Nothmannschen Befunde begn\u00fcgen, ohne auf die Krkl\u00e4rungsm\u00f6glichkeiten einzugehen.\nAus der klinischen Beobachtung meines Falles und den Nothmannschen Fr\u00fchgeburten l\u00e4\u00dft sich jedenfalls nicht> der Schlu\u00df ableiten, da\u00df die Lactosurie f\u00fcr diese Kinder irgend einen Nachteil mit sich brachte; es yr\u00e4re also verkehrt, aus diesen Beobachtungen folgern zu wollen, da\u00df die Frauenmilch keine geeignete Nahrung f\u00fcr diese Kinder darstellt, oder, da\u00df \u00ablie Milch so beschr\u00e4nkt werden m\u00fcsse, da\u00df keine Lactosurie zustande kommt. Ist doch wahrscheinlich gerade die Milchdarreichung bezw. die Milchsteigerung die wirksamste Anregung zur gesteigerten Lactaseproduktion. Diese Annahme wird auch durch einige von Nothmann mitgeteilte, speziell darauf gerichtete Beobachtungen nahe gelegt.\nAnders liegt die Frage nach dem zweckm\u00e4\u00dfigsten Zuckerzusatz bei k\u00fcnstlicher Ern\u00e4hrung kleiner Fr\u00fchgeburten mit Kuhmilchverd\u00fcnnungen. Hier glaube ich wohl, da\u00df man aus meinen Befunden die praktische Konsequenz ziehen darf, da\u00df in den ersten Lebenstagen oder Wochen ein Zusatz von Milchzucker, weniger zweckm\u00e4\u00dfig ist ais die Beigabe eines anderen Doppel-zuckers; erfahrungsgem\u00e4\u00df wirken gr\u00f6\u00dfere Rohrzuckermengen aus anderen Gr\u00fcnden oft nicht g\u00fcnstig, dagegen scheint die Maltose in Form eines zweckm\u00e4\u00dfigen Pr\u00e4parates theoretisch\n\u25a0*) L Langstein und F. steinitz, 1. c.\nHojpe-.Seyler s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXVI.\t3","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"34\nJ. Ibrahim.\nf\u00fcr die k\u00fcnstliche Ern\u00e4hrung dieser Kinder in der ersten Zeit der geeignetste Zusatz. Praktische g\u00fcnstige Erfahrungen, die ich bei der Ern\u00e4hrung fr\u00fchgeborener Kinder z. B. mit dem Soxh let sehen N\u00e4hrzucker, einem Gemisch aus gleichen Teilen Dextrin und Maltose, machen konnte, lassen sich in gleichen) Sinne verwerten. Ein abschlie\u00dfendes Urteil hier\u00fcber w\u00e4re nat\u00fcrlich nur auf Grund einer gr\u00f6\u00dferen Reihe vergleichender Ern\u00e4hrungsversuche zu f\u00e4llen, .die schon aus \u00e4u\u00dferen Gr\u00fcnden recht schwer ganz gleichartig gestaltet werden k\u00f6nnen. Jedenfalls d\u00fcrfte zur Anregung der Lactaseproduktion der in der zugef\u00fchrten Kuhmilch enthaltene Milchzucker vollauf gen\u00fcgen\nZum Schlu\u00df seien noch eine Reihe von Untersuchungen kurz erw\u00e4hnt, die ich angestellt habe, um zu pr\u00fcfen, ob die Doppelzuckerfermente au\u00dfer im D\u00fcnndarm auch noch in anderen Teilen des Verdauqngstraktus beim Neugeborenen Vorkommen.\nZun\u00e4chst lag es nahe, die Fermente auch in der Dickdarmschleimhaut zu suchen. Ich habe eine gr\u00f6\u00dfere Zahl positiver Befunde f\u00fcr Maltase oder Invertin erheben k\u00f6nnen, in anderen F\u00e4llen fielen die Proben negativ aus; Lactase habe ich nie nachweisen k\u00f6nnen. Es ist hier eine Tatsache zu ber\u00fccksichtigen, die den Wert der positiven Befunde etwas in ^rage stellt, n\u00e4mlich der Fermentgehalt des Meconiums, das gerade an der Dickdarmschleimhaut sehr z\u00e4h anhaftet. Ich habe .diese Fehlerquelle nicht gen\u00fcgend beachtet und Werde vielleicht noch Gelegenheit linden, die Frage mit erh\u00f6hter Sorgfalt nachzupr\u00fcfen. Auch aus den Tabellen von Miura1) und von Pautz und Vogel2) kann man ersehen, da\u00df diese Autoren wechselnde bezw. wenig verwertbare Befunde \u00fcber Maltase und Invertin in der Dickdarmschleimhaut zu verzeichnen hatten.\nMehrmals habe ich die Speicheldr\u00fcsen neugeborener Kinder auf Invertin, Maltase und Lactase gepr\u00fcft, stets mil negativem Befund; das verwandte Material ist vielleicht zu gering gewesen, da meist nebeneinander auf .zwei oder drei Fermente gefahndet wurde. Es w\u00e4re also wenigstens,in bezug\n.* *> K. Miura. 1. c. S. 27<\u00bb.\n*) W. Pautz und J. Vogel, 1. c. S. 30\u00df.","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"|)i.\u2018 l)o}>|>elzuekerfermenle beim menschlichen Neugeborenen usw. I. 85\nauf die Maltase noch in geeigneterer Weise nachzupr\u00fcfen, ehe man bestimmt behaupten d\u00fcrfte, da\u00df sie fehlt\nIn bezug auf die Maltase ist bei der Untersuchung blutreicher Organe eine Fehlerquelle nicht au\u00dfer acht zu lassen, das ist eben der Blutgehalt der Organe. Ich habe mehrmals (nicht immer) mit dem Pankreasbrei bezw. Pankreasextrakt neugeborener Kinder positive Maltaseproben erhalten, mehrmals auch mit dem Pankreasextrakt \u00e4lterer S\u00e4uglinge. Ich vermag nicht sicher auszuschlie\u00dfen, da\u00df der Blutgehalt der Organe an dem positiven Resultat beteiligt war. Mehrmals habe ich als Kontrollorgan gleichzeitig die Thymusdr\u00fcse untersucht, die ja erheblich blutreicher zu sein pflegt als das Pankreas. Die Befunde waren meist negativ, in einem Fall bei einem kr\u00e4ftigen Neugeborenen und Verwendung der ganzen Thymusdr\u00fcse zum Extrakt fiel aber die Maltaseprobe positiv aus. \u2014 Invertin und Lactase habe ich sowohl in der Thymus wie im Pankreas stets vermi\u00dft. Das Fehlen einer Pankreaslactase beim menschlichen Neugeborenen habe ich gemeinsam m|t Kaumheimer1) auch noch mit der PI immer sehen2)\u00bb Methode des Lactasenachweises darzutun vermocht.\nEs sei auch noch erw\u00e4hnt, da\u00df ich \\in der Magenschleimhaut neugeborener Kinder die Doppelzuckerferfoiente gesucht habe, aber, wie zu erwarten war, mit negativem Erfolg. Der positive Maltasebefund von Pautz und Vogel3) ist aus den auf S. 20 angef\u00fchrten Gr\u00fcnden nicht ganz beweisend.\nAls Ergebnis der vorliegenden Untersuchungen l\u00e4\u00dft sich kurz zusammenfassend behaupten:\n1.\tLactase, Maltase und Invertin sind beim neu^ geborenen Menschen stets in der D\u00fcnndarmschleimhaut und im gesamten Darminhalt vorhanden. Im Dickdarminhalt findet sich zuweilen wenig oder keine Lactase.\n2.\tVon den drei Fermenten tritt das Invertin im\nV J- Ibrahim und L. Kaumheimei. Diese Zeitschrift; 1901\u00bb. \u00dfd. LXII. S. 287.\n*; A. P I immer. Journ. of Physiol., 19(Xi. Bd. XXXIV. S.\n!) W. Paulz und J. Vogel, 1. c. S. 306.","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"J- Ibrahim, \u00dcber Doppelzuckerfermente usw. I.\nmenschlichen Embryonalleben zuerst auf. Es ist schon im Anfang des 4. Monats vorhanden und wahrscheinlich das erste Verdauungsferment, das \u00fcberhaupt nachgewiesen werden kann; es fehlt noch im 2. Monat.\n3.\tDie Maltase erscheint erheblich fr\u00fcher als die Lactase, ist wahrscheinlich sdhon am Ende des 4. Monats des F\u00f6tallebens vorhanden.\n4.\tDie Lactase ist das letzte Doppelzuckerferment, das im Verlauf des Erobryonallebens sich e'instellt, wahrscheinlich das letzte Ferment, das \u00fcberhaupt in der F\u00f6talentwicklung gebildet wird. Sie scheint noch bei Fr\u00fchgeburten im 8. Monat, die im allgemeinen als lebensf\u00e4hig gelten, fehlen zu k\u00f6nnen bezw. nur in sehr geringenMengen vorhanden zu sein. Bei kleinen lebenden Fr\u00fchgeburten kanrr die Lactase in den ersten Lebenstagen auch im Stuhl vermi\u00dft werden, sie stellt sich jedoch (angeregt durch die Milchf\u00fctterung?) bald ein. \u2014 In der Schleimhaut des oberen D\u00fcnndarms scheint die Lactase reichlicher zu sein als in der des unteren D\u00fcnndarms.\n5.\tInvertin und Lactase kommen beim Neugeborenen nur in der Darmschleimhaut vor, Maltase auch im Blut und wahrscheinlich auch gelegentlich im Pankreas.","page":36}],"identifier":"lit18953","issued":"1910","language":"de","pages":"19-36","startpages":"19","title":"Die Doppelzuckerfermente (Lactase, Maltase, Invertin) beim menschlichen Neugeborenen und Embryo. I. Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"66"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:01:53.645731+00:00"}