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{"created":"2022-01-31T15:13:30.555643+00:00","id":"lit18955","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schittenhelm, Alfred","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 66: 53-69","fulltext":[{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"Ober den NucleinstofFwechseldes Schweines.\nVon\nAlfred Schittenhelm.\t\u2022\n(Aus dem Laboratorium der Erlanger medizinischen Klinik.)\n(Der Redaktion zugegangen am 30. M\u00e4rz 1910.)\nIn einer Reihe von Arbeiten habe ich gezeigt, da\u00df es nicht ang\u00e4ngig ist, das Studium des Nucleinstoffwechsels im tierischen Organismus in einseitiger Weise zu betreiben und etwa aus der Verteilung der Nucleinfermente in den Orgatien, so wie man sie aus Reagenzglasversuchen mit Organextrakten erh\u00e4lt, sich ein genaues Bild zurechtzukonstruieren, indem eine derartige Untersuchungsmethode einerseits wohl zu wertvollen Resultaten, anderseits aber dennoch zu fehlerhaften Schlu\u00dffolgerungen f\u00fchren kann. Man mu\u00df unbedingt die im direkten Fermentversuch gewonnenen Anschauungen vergleichen, d\u00fcreb \u00c4nderung der Versuchsanordnung vervollkommnen und vor allem den StofTwechselversuch zur weiteren Beurteilung heranziehen. Wie richtig es ist, bei der Erkenntnis des Nuclein-stoffwechsels aus verschiedenen Quellen zu sch\u00f6pfen, werden wiederum die folgenden Versuche zeigen, welche den N\u00fcclein-stoffwechsel des Schweines aufzukl\u00e4ren bestimmt sind. Derselbe schien mir von besonderem Interesse, da im direkten Fermentversuche die Umsetzung von Guanin namentlich in der Leber und Milz sich als mangelhaft erwies und nun die Frage zu l\u00f6sen war, ob dieses Resultat des Reagenzglasversuchs.im Gesamtstoffwechsel des Tieres sich best\u00e4tigt.\nI. Die Nucleinfermente ir\\ den Organextrakten des Schweines*.\nEs sind bis jetzt nur einige Organe d\u00e8s Schweines auf ihren Fermentgehalt untersucht worden. Jones1) und s\u00e9ine\n') W. Jones und Partridge, \u00dcber die tiuanase, Diese Zeitschrift, 1904, Bd. XLII, S. 343. \u2014 W. Jones und Wintefnitz, \u00dcber die Adenase","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"Alfred Scliittenhelm.\nMitarbeiter, Partridge, Austrian und Winteriiitz, haben festgestellt, da\u00df die Milz des Schweines nur Adenase enth\u00e4lt, nicht aber Guanase und Xanthinoxydase; die Leber des Schweines enth\u00e4lt nach ihnen nur Adenase uijd Xan-* thinoxydase, aber wie die Milz keine Guanase; das Pankreas endlich f\u00fchrt beim Schweine sowohl Guanase als Adenase\u00ab aber keine Xanthinoxydase.\nIn eigenen Versuchen konnte ich1) best\u00e4tigen, da\u00df die Schweineorgane Leber und Milz sich anders verhalten als die Kinderorgane, indem sie das Guanin nur sehr schwer angreifen. Ein v\u00f6lliges Fehlen der F\u00e4higkeit, Guanin in Xanthin umzusetzen, konnte ich nicht konstatieren; man findet namentlich bei der Milz immer etwas Xanthin, in einem Versuch mehr, im andern weniger, offenbar in Abh\u00e4ngigkeit vom Zustand des gerade verwandten Organes und von der zeitlichen Ausdehnung und der Anordnung des Versuches.2) Ich habe endlich Versuche mit Extrakt von Schweinelunge1) angestellt, welche zeigen, da\u00df durch ihn wohl Guanin in Xanthin und Adenin in Hypoxanthin umgesetzt wird, da\u00df in ihm aber die Xanthinoxydase fehlt.\nDie Versuche sind noch keine vollst\u00e4ndigen und umfassen noch nicht s\u00e4mtliche Organe des Schweines. Es erscheint daher zun\u00e4chst notwendig, die L\u00fccken auszuf\u00fcllen. Zu diesem Zweck sind die folgenden Untersuchungen unternommen, welche sich nicht nur auf die Desamidierung und Harns\u00e4urebildung beschr\u00e4nken, sondern auch die Harns\u00e4urezerst\u00f6rung einbegreifen.\nDie Methode der Versuchsanordnung und der Isolierung und Identifizierung der Endprodukte ist in fr\u00fcheren Arbeiten oft genug beschrieben worden, soda\u00df hier auf eine genauere Ausf\u00fchrung verzichtet werden kann.\nDiese Zeitschrift, 1905, Bd. XLIV, S. 1. - W. Jones und C. R. Austrian, liber die Verteilung der Fermenie des Nuclcinstoffwechsels, Diese Zeitschrift, 1906, Bd. XLVIH, S. HO.\n') A. Schill enhelm, Der Nucleinstoffwechsel und seine Fermente bei Mensch und Tier, Diese Zeitschrift, 1905, Bd. XLVI, S. 854. __\n*> A. Schilt enhelm und J. Schmid, Ablauf des Nucleinstoff-wechsels in der Schweineleber. Zeitschrift f. exper. Palhol. u Ther 1907, Bd. IV. S. 482.","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"_\t\u00dcber den NucleinstofTweehsel dos Schweines\t55\nA. Darm und Magen vom Schweine.\n800 g Magen und Darm wurden fein zerkleinert, mit 1600 ccm Wasser unter Zugabe von Chloroform gut verr\u00fchr! und ca. 4 Stunden stehen gelassen. Dann wurde koliert.\nI- ccm Extrakt ohne Zusatz gingen mit Toluol und Chloroform versetzt 2l 2 Tage lang bei 35\u00b0 unter Luft-durchleitung.\nEs fanden sich Spuren von Xanthin und Hypoxanthin, keine Harns\u00e4ure.\n2.\t400 ccm Extrakt wurden mit 0,4 g in wenig Normalnatronlauge gel\u00f6sten Guanins ebenso 2l/a Tage lang digeriert.\nGuanin konnte nicht mehr gefunden werden. Dagegen wurden 0,32 g Xanthin erhalten, welche ins Nitrat verwandelt wurden. Aus diesem wurde mit Ammoniak freies, reines Xanthin wiedererhalten. Harns\u00e4ure war nicht vorhanden.\n0.1U \" verbrauchten nach Kjeldahl 42,2 ccm lo-Normalschwefels\u00e4ure. Verlangt f\u00fcr C,,H4N402: HB,84% N.\nGefunden :\t36,92% N.\n3.\t400 ccm Extrakt wurden mit 0,40 g in wenig Normalj natronlauge gel\u00f6sten Adenins versetzt und ebenso 2l/a Tage lang digeriert.\nHarns\u00e4ure war nicht vorhanden. Adenin wurde nur noch in geringen Spuren wiedergefunden. Dagegen wifrde 1-0 g typisches Hypoxanthinpikrat (= 0,37 g Hypoxanthin) erhalten. Dasselbe wurde unter Zugabe von 3 ccm Salpeters\u00e4ure in Wasser gel\u00f6st, die Pikrins\u00e4ure mit Benzol durch Aussch\u00fctteln entfernt und die^L\u00f6sung eingeengt. Dabei wurde 0,4 g Hypoxanthinnitrat in typischer Krystallform erhalten, aus dessen w\u00e4sseriger L\u00f6sung unter Zugabe von Ammoniak und Einengen Hypoxanthin in reinem Zustand erhalten wurde.\n0.12 g verbrauchten nach Kjeldahl 35,2 ccm n/> o-Normalschwefels\u00e4ure Verlangt f\u00fcr C6H4N40: 41,17% N.\nGefunden:\t41,06% N.\n4.\t400 ccm Extrakt wurden mit 0,3 g in wenig Normalnatronlauge gel\u00f6ster Harns\u00e4ure wie die vorstehenden Versuche 2 Tage digeriert.\nEs wurden 0,24 g Harns\u00e4ure wiedererhalten","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56\nAlfred Sclnttenhclm,\nB.\tSchweinemuskel.\nAus 600 g Schweinemuskel und 1200 ccm Wasser wurde wie \u00fcblich ein Extrakt dargestellt.\n1.\t300 ccm Extrakt wurden ohne Zusatz, wie \u00fcblich,\n2\tTage unter Luftdurchleitung bei 35\u00b0 digeriert. Erhalten wurden durch StickstolFbestimmung der wiederholten Basenf\u00e4llung 0,06 g Basenstickstoff.\n2.\t300 ccm Extrakt wurden mit 0,3 g in Normalnatronlauge gel\u00f6sten Guanins, wie \u00fcblich, 2 Tage unter Luftdurchleitung digeriert.\nWiedererhalten wurden 0,05 g Guanin sowie 0,15 g Xanthin, welches, ins Nitrat verwandelt, typische Krystall-form zeigte.\n3.\t300 ccm Extrakt wurden mit 0,33 g in wenig Normalnatronlauge gel\u00f6sten Adenins wie Versuch 2 digeriert.\nWiedererhalten wurden 0,234 g Adenin (0,63 g Adenin-pikrat mit Sp. 280\u00b0). Aus dem eingeengten Filtrat davon schied sich Hypoxanthinpikrat in kleiner Menge als wohlausge-hildete, typische Krystalle ab, welche, ins Nitrat umgesetzt, wiederum charakteristische Krvstallform zeigten.\n4.\t400 ccm Extrakt -f- 0,3 g in wenig Normalnatronlauge gel\u00f6ster Harns\u00e4ure wurden wie Versuch^und3 digeriert.\nWiedererhalten wurden 0,27 g Harns\u00e4ure.\nC.\tSchweinelunge.\n600 g Organ wurden mit 1200 ccm (Wasser wie \u00fcblich zum Extrakt verarbeitet.\n1.\t300 ccm Extrakt wurden ohne Zusatz, wie \u00fcblich,\n3\tTage unter Luftdurchleitung bei 35\u00b0 digeriert. Erhalten wurden durch Stickstoffbestimmung der wiederholten Basenf\u00e4llung 0,023 g Basenstickstoff.\n2.\t300 ccm Extrakt -f* 0,3 g inl^wenig Normalnatronlauge gel\u00f6sten Guanins wurden wie Versuch 1 3Tage digeriert.\n\"Guanin wurde nicht wiedererhalten, dagegen 0,25 g Xanthin isoliert.\n3.\t300 ccm Extrakt-)- 0,33 g in wenig Normalnatronlauge gel\u00f6sten Adenins wurden wie Versuch 1 3 Tage digeriert.","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den NucleinstofTwechsel des Schweines.\n57\nEs wurden 0,241 g A den in (0,65 g Adeninpikrat mit Sp. 280\u00b0) wiedererhalten.\nDas eingeengte Filtrat schied 0,1 g Hypoxanthinpikrat in typischer Krystallform ab; das daraus hergestellte Nitrat zeigte gleichfalls charakteristische Formen.\n4. 300 ccm Extrakt + 0,3 g in wenig Normalnatronlauge gel\u00f6ster Harns\u00e4ure wurden wie Versuch 1 3 Tage digeriert.\nWiedergewonnen wurden 0,22 g Harns\u00e4ure.\nD.\tSchweinenieretj.\n300 g Organ wurden mit 600 ccm Wasser wie \u00fcblich zu Extrakt verarbeitet.\n1.\t300 ccm Extrakt -(- 0,3 g in wenig Normalnatronlauge gel\u00f6ster Harns\u00e4ure wurden 2 Tage, wie \u00fcblich, unter Euftdurchleitung bei 35\u00b0 digeriert. .\nWiedererhalten wurden 0,2 g Harns\u00e4ure.\n2.\t300 ccm Extrakt -|- 0,3 g in wenig Normalnatronlauge gel\u00f6sten Guanins wurden wie Versuch 1 2Tage digeriert.\nWiedererhalten 0,12 g Guanin; im Filtrat ca. 0,1 g Xanthin.\n\u2022\t* fc\nE.\tSchweinemilz.\n200 g Organ wurden mit 300 ccm Wasser wie \u00fcblich zu Extrakt verarbeitet.\n300 ccm Extrakt wurden mit 0,3 g in wenig Normalnatronlauge gel\u00f6ster Harns\u00e4ure wie die vorstehenden Versuche 2 Tage digeriert.\nWiedererhalten 0,24 g Harns\u00e4ure; im Filtrat 0,&3 g Xanthin.\n4\nF.\tSchweineleber.\n250 g Organ wurden mit 400 tccm Wasser wie \u00fcblich zu Extrakt verarbeitet.\n360 ccm Extrakt rf 0,3 g in wenig Normalnatronlauge gel\u00f6ster Harns\u00e4ure wurden wie die vorstehenden Versuche 2 Tage digeriert.\nEs konnte keine Harns\u00e4ure wiedererhalten werden.","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58\nAlfred Schittenhelm.\nWenn man nun die Resultate aus den Versuchen mit Schweineorganen, wie sie von Jones und seinen Mitarbeitern begonnen, von mir vervollst\u00e4ndigt wurden, zusammenfa\u00dft, so kommt man zu den folgenden Ergebnissen:\n\tGuanas\u00ab*\t\u25a0 Adenase\tXanthin- oxydase\tUriko- oxydase\n1 Leber . . .\t' wenig, manchmal fehlend *\t1\tI 1\tt\t1 T\"\t4-\t4-\nMilz . . . . !\twenig, manchmal 1\tfehlend\tH- !\t1\t-\nPankreas . .\t+ ' !\t+ !\t\u2014\t\u2014\nLunge . . . :\t+ J\t+ i\t\u2014 .\t\u2014\nMagen-Darm I\t+\t+ i\t\u2014\t\u2014\nMuskel . . . {\twenig\tSpuren i\t\u2014\t. \u2014\nNiere . . . i \u20221\t. \u2022 ' !\t\t\t\u2014\nMan ersieht also aus den Versuchen, da\u00df die Umsetzung von Adenin in Hypoxanthin mit den Organextrakten des Schweines relativ gut vonstatten geht, w\u00e4hrend die Umsetzung von Guanin in Xanthin nur in einigen Organextrakten prompt vollzogen wird; die Xanthinoxydase und die Urikooxydase aber scheinen darnach auf die Leber beschr\u00e4nkt zu sein. Wenn man den gro\u00dfen Unterschied betrachtet, der zwischen den mit Schweineorganen und den mit menschlichen Organen oder mit Organen des Hundes und Rindes angestellten Versuchen besteht, so m\u00fc\u00dfte man eigentlich annehmen, da\u00df derselbe auch im StofTwechselversuch zum Ausdruck .kommt.\nII. Die Umsetzung verf\u00fctterter Nucleins\u00e4ure beim normalen Schweine.\nSoweit ich die Literatur \u00fcbersehe, sind bis jetzt keine Stoffwechseluntersuchungen am Schweine zur Aufkl\u00e4rnng des Nucleinumsatzes ausgef\u00fchrt worden.\nIm folgenden berichte ich \u00fcber drei derartige Versuche, welche ich in Gemeinschaft mit Herrn Fritz Meier angestellt habe. Wir haben zu diesen Versuchen junge, noch nicht ausgewachsene Schweine verwandt, weil wir glaubten, dieselben","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"59\n\u00dcber den Nueleinsloffweclisel des Schweines\nleichter im Stoffwechsel halten zu k\u00f6nnen, und weil eventuell dabei auch die Frage er\u00f6rtert werden konnte, ob die verf\u00fctterte Nucleins\u00e4ure f\u00fcr den K\u00f6rperhaushalt verwandt wird. Bei einem schnell wachsenden Tier konnte\u2018man ein Oelizit zwischen Einnahme und Ausgabe erwarten, so da\u00df die letztere hinter der Einnahme zur\u00fccksteht, indem ein Teil der verf\u00fctterten Nucleins\u00e4ure zum Aufbau neuer Zellkerne herangezogen wird.\nWir hielten die Schweine in Stoffwechselk\u00e4figen. Leider ist die Abgrenzung nicht so vollkommen zu machen, wie bei Hunden usw., indem es nicht m\u00f6glich war, zu katheterisieren. Die Schweine stellen schon dem Versuch mit all ihrer nicht geringen Kraft Widerstand entgegen und machen dabei einen solchen L\u00e4rm, da\u00df wir in Anbetracht der klinischen Ruhe sofort davon abstehen mu\u00dften. Wir begn\u00fcgten uns daher, den Urin morgens zu einer bestimmten Zeit wegzunehmen, nachdem wir uns jeweils durch rechtzeitiges Unterstellen eines frischen Glases vergewissert hatten, da\u00df der Morgenurin entleert war. Auf diese Weise erhielten wir eine gleichm\u00e4\u00dfige Abgrenzung, wenn auch kleinere Schwankungen, die sich jedoch in den Perioden ausgleichen, nicht zu vermeiden waren.\nDer Kot wurde, wenigstens im zweiten und dritten Versuch, gleichfalls gesammelt und analysiert. Dabei war jedoch die Abgrenzung infolge der unregelm\u00e4\u00dfigen Def\u00e4kation, die durch eine hartn\u00e4ckige Obstipation hervorgerufen wurde, nahezu vollkommen unm\u00f6glich. Wir mu\u00dften uns darauf beschr\u00e4nken, unvollkommene Stuhlperioden zu untersuchen, die jedoch mit gen\u00fcgender Sch\u00e4rfe die Ausn\u00fctzung namentlich der verf\u00fctterten Nucleins\u00e4ure zeigen.\nDie Methoden zur Analyse waren dieselben wie bei den fr\u00fcheren Versuchen. Als Nahrung gaben wir den Schweinen Milch. Beim 3. Versuch legten wir noch Mehl zu.\nVersuch 1.\nEin 6\u20147 Wochen altes Schwein von 9500 g K\u00f6rpergewicht wurde dauernd mit 1500 ccm Milch t\u00e4glich ern\u00e4hrt. W\u00e4hrend des Versuches nahm das Schwein nur ganz w\u00e9nig","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"Alfred Sehittenhelm\nHO\nan Gewicht zu. Nach einer Vorperiode von 5 Tagen erhielt dasselbe 10 g thymonucleinsaures Natrium in Milch ge-l\u00f6st, nach weiteren 6 Tagen nochmals 20 g desselben Pr\u00e4parates ebenso.\nDas thymonucleinsaure Natrium gab in dem Zustande, wie es verf\u00fcttert wurde, also nicht wasserfrei, sondern nur lufttrocken, folgende Werte: 12,6\u00b0/o Stickstoff und 5,l\u00b0/o Purinbasenstickstoff. Es wurden also zuerst, 0,5 g Purinbasen-N und ~rlann 1,0 g Purinbasen-N verf\u00fcttert.\nVersuch I.\n6\u20147 Wochen altes Schwein; 9500 g K\u00f6rpergewicht\nDatum 1909\tNahrung !\t! Oe- ' samt-1 N\t! Harn-is\u00e4ure- ! N '\t| Purin-! basen- ! N\tAllan-! toin- I N\t\n29. H.\t11500 ccm Milch ! =\u25a0 ca. 7,5 g N\t6,05\t; 0,0053 i\t1 0,013\t0,382 j\t|\t\n21.\ti. 1\tt 1\t! 5,25\t0,012\t0,008\t0,382\ti\n25.\t\u00bb\t6,75\t! 0,0063\t; 0,005\tj 0,315 |\t\n20.\tI \u00bb |\t5,53\tj 0,0053\tJ . 7 0,011\tj 0,391\t\n27.\t\u00bb\t! 6,0\t; 0,0012\tj 0,008\t1 0,355 j\t\n28.\ti ! 1 )\u25a0\t\t\t \u2014\u25a0 \u25a0\t8,3-1\tj 0,027\t0,036\t0,6-11 I\tj 10 g thymonucleinsaures Na\n1.111\ti j\t\u00bb\t5.16\t10,0012\t( 0,008\t0,126\t\n2.\t\t6,01\t! 0,018\t0,021\t0,191\t\n9.\t\t6,6-1\t0,007\t0,007\t0,202\ti\n1.\t\u00bb\t5,55\t0,005\tI 0,008\t0,212\t\n5.\t*\t6,75\t0,007\t! 0,007\t0,320\t\u25a0 \u2022 .\n6.\tI\t>\t6,61\t0,007\t| 0,005\t0,312\t\n7.\t\u00bb\t7,39\t0,026 j \u2022.\tI\t0,057 i\t0,666 j\t20 g thymonucleinsaures Na\n8.\t>\t7,92\t0,007\t0,008 |\t0,371\t\n\tT\t5,80\t0,007\t0,007\t0,103\t\n10.\t9\t5,79\t0,007\t0,005\t0,289\t\n11\t9\t6,05\t\u2014\t- \u2022 |\t0,239 !\t\n12.\t\u2014\t6,12 .1\t\tJ.\t0,277 1\t","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"61\n\u00dcber den Nucleinstof\u00efwcchsel des Schweines.\nBei Betrachtung des Versuches zeigt es sich, da\u00df der gr\u00f6\u00dfte Teil der mit der Nucleins\u00e4ure verf\u00fctterten Purinbasen im Urin in der Allantoinfraktion wieder zum Vorschein kommt, w\u00e4hrend die Harns\u00e4ure- und die Purinbasenfraktion nur eine relativ geringe Steigerung aufweisen. Es hat also das Schwein die verf\u00fctterten Purinbasen in seinem Organismus so umgesetzt, wie wir es bereits aus den Versuchen von Kaninchen und Hund kennen. Ein kleiner Teil derselben kam jedoch im Urin nicht wieder zum Vorschein. Es ist nun wohl m\u00f6glich, da\u00df dieser Teil zur Weiterbildung von Zellkernen herangezogen wurde ; es k\u00f6nnte aber auch sein, da\u00df die Resorption der Nucleins\u00e4ure bei dem jugendlichen Tier keine quantitative war und der Rest mit den Faeces abgegeben wurde. Leider ist deren Analyse unterlassen worden, so da\u00df sich die Entscheidung f\u00fcr diesen Versuch nicht mit Sicherheit treffen l\u00e4\u00dft.\nBesondere Erw\u00e4hnung verdient das auffallende Absinken der Allantoinwerte nach der erstmaligen Verf\u00fctterung von Nucleins\u00e4ure, das sich unmittelbar an die erh\u00f6hte Ausfuhr anschlie\u00dft und vom 1. III. bis 5. III. anh\u00e4lt. Genau dieselbe Beobachtung konnte ich bereits bei der Verf\u00fctterung von Nucleins\u00e4ure jm Hunde machen.1)\nII. Versuch.\nEin 8 Wochen altes Schwein mit ca, 7 kg K\u00f6rpergewicht, welches wieder t\u00e4glich 1500 ccm Vollmilch bekam mit einem aus zahlreichen Analysen resultierenden Durchschnittswert von 8,7 g N und 3,8 g P20-, erhielt nach einer Vorperiode von 5 Tagen 3 Tage hintereinander je 20 g Hefenucleins\u00e4ure von Bay er-Elberfeld. Letzteres Pr\u00e4parat enthielt in 20 g 0,79 g Stickstoff, 0,37 g Purinbasenstickstoff und 0,68 g P205.\nWenn man in diesem Versuche die Einfuhr der in der Nucleins\u00e4ure verf\u00fctterten Purinbasen und Phosphors\u00e4ure der Ausfuhr an Purinabk\u00f6mmlingen und Phosphors\u00e4ure gegen\u00fcber-\n*) A. Schittenhelm. \u00dcber die Umsetzung verf\u00fctterter Nucleins\u00e4ure beim Hunde unter normalen und pathologischen Bedingungen, Diese Zeitschrift, 1900. Bd. LXIl. S! 80.","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"Alfred Schittenlielm,\nXXX\nX X X 00 X\nXXX\nCC CC\nc o o\nX X 4\"\u00bb 4\u00bb Ci\u00ab\no o\ntC 14 to m tc\no\u00ab 4\u00bb Ci\u00ab X\nf',1\tlv*l V\n4 o \u00ab o X\no.\nX X VI\n\u00bb c","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"\u00ce her den Nucleinstoffweclisel des Schweines.\t63\nsteht, so besteht kein Zweifel, da\u00df die Resorption und Umsetzung eine quantitative war. Dabei kommt wie im ersten Versuche der gr\u00f6\u00dfte Teil der verf\u00fctterten Purinbasen, ca. 94\u00b0/o, wieder in der Allantoinfraktion zum Vorschein, w\u00e4hrend nur ungef\u00e4hr 2\u00b0/o in der Harns\u00e4urefraktion und der Rest unter den Purinbasen zu finden sind. Auch der Phosphorumsatz ist entsprechend der vermehrten Einfuhr gesteigert und zwar betrifft die Steigerung sowohl die Urin- wie die Kotphosphors\u00e4ure.\nIII. Versuch.\nNach Verlauf von .2 Monaten wurde das zu Versuch 11 ben\u00fctzte Tier nochmals inVersuch genommen. Das nunmehr 4 Monate alte Schwein wog am Beginn des Versuchs 25,4 kg: es erhielt t\u00e4glich 1500 ccm Milch und 300 g bestes Weizenmehl, letzteres mit einem Gehalt von 5.37 g Stickstoff und 1,5 g P205, so da\u00df die Gesamteinfuhr an Stickstoff 14,07 g und an P20- 5,3 g betrug. Unter dieser Kost nahm das Tier w\u00e4hrend des Versuchs uni 6,2 kg zu, so da\u00df es am Ende 31,6 kg wog. Nach einer Vorperiode von 5 Tagen erhielt das Tier 5 Tage lang Nu Oleins\u00e4ure, die ersten 3 Tage je 10 g, die letzten 2 je 20 g. Das Pr\u00e4parat stammte von B\u00f6hringer S\u00f6hne in Waldhof, die es in entgegenkommendster Weise zur Verf\u00fcgung stellten, wof\u00fcr ich ihnen auch an dieser Stelle danke. Das Pr\u00e4parat enthielt 14,7\u00b0/o Stickstoff, 7,9\u00b0/o Purinbasenstickstoff und 16,8\u00b0/\u00ab P205.\nAuch dieser Versuch ergab wiederum eine gute \u00dcm-setzung der Nucleins\u00e4ure und eine vollst\u00e4ndige Resorption aus dem Darm, welche dadurch gew\u00e4hrleistet wird, da\u00df der Purinbasengehalt des Kotes auch in den F\u00fctterungstagen ein v\u00f6llig gleiches Niveau beh\u00e4lt. Von den mit der Nucleins\u00e4ure verf\u00fctterten Purinbasen sind 72\u00b0/o in der Allantoinfraktion, nur 0,7\u00b0/o erschienen in der Harns\u00e4ure und 2,5\u00b0/o in der Purinbasenfraktion. Es resultiert also, ein Fehlbetrag von 25\u00b0/o, welcher jedoch bei dem rapiden Wachstum des Tieres am einfachsten damit zu erkl\u00e4ren ist, da\u00df es den Rest zum Aufbau seiner Zellkerne herangezogen hat (s, dieselbe Beobachtung in Versuch I). Die Phosphors\u00e4ureausscheidung","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"Alfred Sch it ten helm.\nIO IO\n\u25a0h | 4*\u00bb -r* 4**\n\u00bb o\n\u00a9 c \u00a9\n*0*^1 M ^1 -o\n.N 1 j* \u201eX 35 JT5 35\n;< \u00fc\u00ab cj* a*\nw x cc o;\nIO 10 IO H\no \u00ab\nW W Hk Hk\nx H* to x\n' \u00a9\u25a0 o\n> \u00a9 o\nI 75\nIO O\na\no c\n2 **\nX ^1 IC IC o\nX X\nX +\u00bb H*\n4* IO\n;< x X x Hk\n\u00a9 \\'to. 'io h* 'h- '-c\n<\nCT.\nc\n!\ne\nr\u2014\n\u00ab","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcbor den Nucleinstof\u00efwechsel des Schweines.\t65\nsteigt ann\u00e4hernd der Zufuhr entsprechend bis auf ein m\u00e4\u00dfiges Defizit, welches auch bei ihr zu konstatieren ist. Die Stickstoffbilanz ist dauernd eine stark positive. Das schnell wachsende Tier h\u00e4lt reichlich Stickstolf zur\u00fcck. Dadurch ist aber eine quantitative Verwertung desselben unm\u00f6glich.\nH\u00e4lt man die Erfahrungen aus allen drei Versuchen zusammen, so l\u00e4\u00dft sich ohne weiteres sagen, da\u00df das Schwein zugef\u00fchrte Nucleins\u00e4ure glatt resorbiert und da\u00df die Umsetzung derselben in seinen Organen zu demselben Endresultat f\u00fchrt, wie wir es bei Hund und Kaninchen aus den Stoffwechselver-suehen kennen, und wie wir es f\u00fcr Rind und Pferd aus Versuchen mit Organextrakten voraussetzen m\u00fcssen. Die Nucleins\u00e4ure wird durch die aufeinanderfolgende Wirkung der Nucleinfermente: Nuclease,Purindesamidase, Xan-thinoxydase, Urikooxydase v\u00f6llig umgesetzt. Es erscheint als Endprodukt des Purinanteils Allantoin, w\u00e4hrend von den Zwischenprodukten, Harns\u00e4ure und Purinbasen, nur ein ganz unbetr\u00e4chtlicher Teil, ca. 1\u20145\"/\u00ab, als solche zur Ausscheidung gelangen.\nln denjenigen Versuchen, w\u00e4hrend welcher die Tiere weiter wuchsen, Versuch I und namentlich III, ist bemerkenswert, da\u00df es zu keiner v\u00f6llig quantitativen Ausscheidung der Nucleins\u00e4ure kommt. Es spricht dieser Befund daf\u00fcr, da\u00df die Nucleins\u00e4ure der Nahrung f\u00fcr den Aufbau der Zellkernnucleine herangezogen werden kann, ebenso wie das Nahrungs-eiwei\u00df f\u00fcr den Aufbau des K\u00f6rpereiwei\u00dfes. Es empfiehlt sich jedoch sicherlich, zur v\u00f6lligen Entscheidung dieser Frage weitere Versuche anzustellen, die wiederum am zweckm\u00e4\u00dfigsten an schnell wachsenden Tieren mit reger Zellkernneubildung anzustellen sind. In den vorliegenden Versuchen pa\u00dft es zu der ge\u00e4u\u00dferten Ansicht, da\u00df in Versuch II, wo das Tier w\u00e4hrend des Versuchs im Gewicht v\u00f6llig stehen blieb, eine quantitative Umsetzung klar konstatiert werden konnte.\nEs k\u00f6nnte nun eingewandt werden, da\u00df der Fehlbetrag.daruni zustande kommt, weil das Schwein im Gegensatz zu anderen Tieren Allantoin weiter zu zersetzen vermag. Es mu\u00dftedaher festgestellt werden, da\u00df das Allantoin auch f\u00fcr das Schwein unangreifbar ist.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXVI.\t5","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"**\u201d\tAlfred Schittenhelm.\nDa\u00df in der Tat das, was wir als Allantoinfraktion be-zeichneten, aus Allantoin besteht, zeigte der Umstand, da\u00df es ohne weiteres gelang, aus dem Quecksilberniederschlag durch Zersetzen mit Schwefelwasserstoff und Eindampfen Allantoin in sch\u00f6n kri stallinischer Form zu gewinnen, welches den richtigen Schmelzpunkt von 230\u00b0 hatte, der sich auch nach Vermengen mit einem auf synthetischem Wege gewonnenen Pr\u00e4parate nicht \u00e4nderte. Ein weiterer Versuch zeigte ferner, da\u00df die Wiechowskisehe Methode f\u00fcr das Schwein in gleicher Weise zu verwenden ist wie f\u00fcr den Hund und das Kaninchen.\nWir verf\u00fctterten nun im Anschlu\u00df an den zweiten Versuch 1 g Allantoin gel\u00f6st mit der gew\u00f6hnlichen Nahrung und verabreichten ferner zwei Tage darnach nochmals 1 g in Wasser gel\u00f6stes Allantoin als subcutane Injektion unter die R\u00fcckenhaut. W\u00e4hrend bei der oralen Verabreichung die Ausscheidung zwei Tage anhielt, war sie nach der subcutanen Applikation schon am Tage .der Injektion vollkommen geworden. Heide Versuche gaben ein absolut quantitatives Resultat, so da\u00df ziemlich genau die Menge Allantoin als Zuwachs zur Allantoin-ausscheidung im Urin hinzukam, welche verf\u00fcttert bezw. injiziert worden war.\nEs kann darnach keinem Zweifel mehr unterliegen, da\u00df in der Tat das Allantoin f\u00fcr den Organismus des Schweines unangreifbar ist und ein Endprodukt darstellt.\nIII. Die Purinbasen des Schweineurins.\nWenn auch trotz des differierenden Verhaltens der Organextrakte im direkten Fermentversuch bei den verschiedenen Tieren keinerlei Unterschiede im Stoffwechselversuch zutage traten, so schien doch die M\u00f6glichkeit nicht ausgeschlossen, da\u00df die Differenzen zum Vorschein kommen, sobald man die Purinbasen des Urins genauer untersucht. Die in den direkten Ferment versuchen vorhandene Unf\u00e4higkeit gewisser Organe, vor allem der Leber und Milz, Guanin anzugreifen, k\u00f6nnte eventuell beim Schweine zu einer ge\u00e4nderten Zusammensetzung derPurin-basen des Urins f\u00fchren gegen\u00fcber z. B. dem Menschen, welcher","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"\u00ee bcr den Nucleinstof\u00efweehsel des Schweines.\tB7\nin den genannten Organen das Guanin nach dem Ferment-versuch umzusetzen vermag.\nEine Untersuchung des Schweineurins ist fr\u00fcher mehrfach angestellt worden, ohne da\u00df jedoch Purink\u00f6rper; auch \u2022nicht Harns\u00e4ure, aufgefunden wurden. Erst Salomon1) hat speziell darauf untersucht und fand darin Harns\u00e4ure und Xanthin, sowie einen guanin\u00e4hnlichen K\u00f6rper in ganz geringen Mengen (aus jVI* I 0,02 g).\nUm eine gen\u00fcgende Menge Purinbasen zur differenzierenden Analyse zu erhalten, wurden dem nunmehr f\u00fcnf Monate alten Schwein drei Wochen lang t\u00e4glich 10 g Nucleins\u00e4ure B\u00f6hringer neben der purinbasen freien Milch- und Mehlnahrung gef\u00fcttert. Jede Tagesporti\u00f6n Urin wurde sofort am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler unter Zugabe von so viel Schwefels\u00e4ure, da\u00df das Gemisch 3\u00b0/oig war. einige Stunden gekocht und nun die Purinbasen mit der Kupfersulfat-Bisulfitmethode isoliert. Die gesammelten Oxydul-vcrbindungen der Basen wurden sodann mit Schwefelwasser-sloff zerlegt, etwas eingeengt, und in derselben Weise noch zweimal mit Kupfersulfat-Bisulfit zur Reinigung gef\u00e4llt : dann wurde das die Purinbasen enthaltende Endfiltrat salzsa\u00fcer eingedampft und zur Entfernung der \u00fcbersch\u00fcssigen Salzs\u00e4ure nochmals mit Alkohol zur Trockene verdampft. Das so erhaltene Basengemisch wurde nach dem Verfahren von Kr\u00fcger und Salomon2) identifiziert ; dabei wurde dasselbe mit Wasser bei gelinder Erw\u00e4rmung digeriert und der gel\u00f6ste Teil vom ungel\u00f6sten durch Filtration getrennt.\nDie ungel\u00f6ste Fraktion wurde mit ca. 100 ccm verd\u00fcnnten Ammoniaks leicht erw\u00e4rmt und einige Stunden bei Zimmertemperatur stehen gelassen. Dabei blieb 0,1 g Substanz als ungel\u00f6ster R\u00fcckstand, welche sich als Harns\u00e4ure erwies, sowohl durch die Krystallform als durch die typische sehr starke Murexidreaktion. Das ammoniakalische Filtrat wurde eingedampft, der R\u00fcckstand in 10 ccm 3,3\u00b0/oiger Natronlauge ge-\n') G. Salomon, \u00dcber die chemische Zusammensetzung des Sehweiiie-liarns. Virchows Archiv, Bd. XGV, S. 527 (1884)..\n*) Kr\u00fcger und Salomon, Die Alloxurhasen des Harns. Diese Zeit-schrifl. 18U8, Bd. XXIV. S. 354.","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"' 1\n68\tAlfred Schittenhelm,\nl\u00f6st und die L\u00f6sung 24 Stunden stehen gelassen. Dabei tiel kein Heteroxanthin aus. Die L\u00f6sung wurde nun vorsichtig in verd\u00fcnnte, 50\u00b0/oige Salpeters\u00e4ure tropfenweise unter Umr\u00fchren eingetragen. Nach mehrst\u00fcndigem Stehen im Eisschrank war Xanthinnitrat in typischer Krystallform ausgefallen. Dieses wurde mit etwas verd\u00fcnntem Ammoniak behandelt und die L\u00f6sung eingeengt, wobei das Xanthin in typischen Schollen analysenrein gewonnen wurde:\n0,14 g verbrauchten nach Kjeldahl 36,7 ccm 7io-n-H\u201eSO(.\nVerlangt f\u00fcr G3H4N40#: 36,84\u00b0/o N.\nGefunden:\t36,64\u00b0/o N.\nDie gel\u00f6ste Fraktion wurde mit Ammoniak stark \u00fcbers\u00e4ttigt und 24 Stunden im Eisschrank stehen gelassen. Dabei fiel nichts aus. Es war also kein Guanin vorhanden. Die ' L\u00f6sung wurde zur Entfernung des Ammoniaks eingedampft, der R\u00fcckstand in Wasser gel\u00f6st, filtriert, genau neutralisiert und mit 1 \u00b0/oiger Pikrins\u00e4urel\u00f6sung versetzt. Es fiel kein Adenin-pikrat aus. Nunmehr wurde eingeengt und einige Zeit stehen gelassen. Es schied sich typisches Hypoxanthinpikrat ab, aus dessen w\u00e4sseriger, mit etwas Salpeters\u00e4ure versetzter L\u00f6sung die Pikrins\u00e4ure mit Benzol entfernt wurde. Die salpetersaure L\u00f6sung wurde nun eingeengt, wobei 0,65 g Hypoxanthinnitrat in sch\u00f6ner Krystallform erhalten wurden. Die konzentrierte L\u00f6sung dieser Verbindung wurde durch vorsichtigen Ammoniakzusatz genau neutralisiert, wonach Hypoxanthin analysenrein herauskam:\n0.152 g verbrauchten nach Kjeldahl 40,89 ccm n-H8S04.\nVerlangt f\u00fcr C6H4N40: 41,17 \u00bb o N.\nGefunden:\t40,89\u00b0/\u00ab N. -,\nIn den vereinigten Hypoxanthinliltraten wurden nochmals die Purinbasen mit Kupfersulfatbisulfit gef\u00e4llt und die Kupferoxydulverbindungen mit Schwefelwasserstoff zerlegt; das Filtrat wurde eingedampft, der geringe R\u00fcckstand in hei\u00dfem Wasser gel\u00f6st, genau neutralisiert und mit l\u00b0/oiger Pikrins\u00e4urel\u00f6sung versetzt. Nunmehrwurden 0,09g Adeninpikrat in nadelf\u00f6rmigen Krystallen erhalten; die Substanz wurde durch den charakteristischen Zersetzungspunkt, der bei 281\u00b0 gefunden wurde, identifiziert.","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"liber den Nucleinstoffwechsel des Schweines.\tH9\nDie Purinbasen des Schweineurins bestanden also zum gr\u00f6\u00dften Teil aus Hypoxanthin und Xanthin und aus kleinen\u2019Mengen von Adenin: Guanin fehlte vollkommen.\nDas Resultat stimmt gut \u00fcberein mit dem Befunde von Harns\u00e4ure und Xanthin durch Salomon und mit dem fr\u00fcher von Schittenhelm und Bendix1) erhaltenen Resultat, da\u00df n\u00e4mlich Guanin im normalen Schweineurin nicht vorhanden ist. Die Zusammensetzung des Purinbasengemisches im Schweineurin ist ungef\u00e4hr demjenigen des menschlichen Urines gleich, wie es von Kr\u00fcger und Salomon2) in ihrer klassischen Untersuchung gefunden wurde. Auch hier k\u00f6nnen keine besonderen Differenzen festgestellt werden, obwohl der direkte Organversuch dieselben, namentlich in der Guaninumsetzung, au\u00dferordentlich scharf zeigt.\nWenn Pecile5) im Harn eines gicht krank en Schweines Guanin fand, so ist dieser Befund nur so zu erkl\u00e4ren, da\u00df eine St\u00f6rung der F\u00e4higkeit, Guanin umzusetzen, eingetreten ist. Darin liegt wohl das Typische der Schweinegicht, welche durch Virchow4) und Salomon5) als Guaningicht erkannt wurde.\nI Es handelt sich dabei um Ablagerung von Guanin in den Geweben (Muskeln usw.), analog der Einlagerung von Uraten bei der menschlichen Gicht. Es w\u00e4re von hohem Interesse, Stoffwechselversuche an gichtkranken Schweinen durchzuf\u00fchren. Offenbar- ist aber die Guaningicht eine seltene Krankheit oder wird wenigstens selten diagnostiziert; denn alle Bem\u00fchungen, derartige Tiere zu bekommen, waren bis jetzt vergebens.\n') A. Schittenhelm u. E. Bendix, Vergleichende Untersuchungen \u00fcber die Purinbasen des Urins beim Schweine, Rind und Pferd. Bemerkungen \u00fcber die Guaningichl der Schweine. Diese Zeitschrift.\u00ab 190\u00ab. Bd. XLVIII, S. 140.\n*) R. Kr\u00fcgerund G.Salomon, Die Alloxurbasen des Harns. Diese Zeitschrift, 1898/99, Bd. XXVI, S. 367.\n8) Annal, der Chem., 1876, Bd. CLXXXIH, S. 141.\n4) Virchow, \u00dcber Konkretionen im Schweinefleisch, welche wahrscheinlich aus Guanin bestehen. Vi r c ho ws Archiv, 1866, Bd. XXXV, S. 358.\nDers., Die Guaningicht der Schweine, ebenda, 1866, Bd. XXXVI, 8; 147.\n/) Salomon, Chemische Untersuchung eines von Guaninablagerungen durchsetzten Schinkens, Virchows Archiv. Bd. XCVII, S. 360.","page":69}],"identifier":"lit18955","issued":"1910","language":"de","pages":"53-69","startpages":"53","title":"\u00dcber den Nucleinstoffwechsel des Schweines","type":"Journal Article","volume":"66"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:13:30.555649+00:00"}