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{"created":"2022-01-31T14:05:45.241242+00:00","id":"lit18958","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Ringer, A. J.","role":"author"},{"name":"Graham Lusk","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 66: 106-119","fulltext":[{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"Ober die Entstehung von Dextrose aus Aminos\u00e4uren bei Phlorhizinglykosurie.\nVon\nA. J. Ringer und Graham Lnsk.\n(Aus dem physiol. Laboratorium der Cornell-University Medical College, New York.) (Der Redaktion zugegangen am 24. M\u00e4rz 1910.)\nKnopf1) gab einem Hund, der t\u00e4glich 3 Injektionen von Phlorhizin erhalten hatte, 50 g Asparagin. Wenn man annimmt, da\u00df das Asparagin vollst\u00e4ndig resorbiert wurde, kann man berechnen, da\u00df 20,55 g Dextrose daraus entstanden sei.\nStiles und Lusk2) gaben ein Verdauungsprodukt von Pankreas und Fleisch, das nur Aminos\u00e4uren enthielt, einem Hund, der Phlorhizin erhalten hatte, und fanden eine Ausr : Scheidung von \u00abExtra Dextrose\u00bb, welche ungef\u00e4hr 40\u00b0/o der eingegebenen Menge betrug. Diese Experimente stellten den synthetischen Ursprung des Zuckers aus Protein sicher fest.\nHalsey3) f\u00fctterte Leucin an verschiedene Hunde, die Phlorhizin erhalten hatten, und kam zu dem Schlu\u00df, da\u00df Leucin nicht in Dextrose verwandelt werden kann.\nLusk1) fand, da\u00df, wenn 20 g Glutamins\u00e4ure eingegeben wurden, die Ausscheidung von Extra Dextrose im Harn 13,5 g betrug, und schlo\u00df, da\u00df 3 Kohlenstoffatome der Glutamins\u00e4ure in Dextrose verwandelt wurden. Andere Experimente, die \u00fcber Zufuhr von Aminos\u00e4uren bei Phlorhizinglykosurie ver-\n\u2019) Knopf, Archiv f\u00fcr experimentelle Pathol, und Pharmak., 1908. Bd. XLIV, S. 123.\n*) Stiles u. Lusk, American Journ. of Physiol. 1903, Bd. IX, S. 380.\ns) Halsey, American Jorn. of Physiol., 1904, Bd. X, S. 229.\n4) Lusk, American Journ. of Physiol., 1908, Bd. XXII, S. 174.","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Entstehung von Dextrose aus Aminos\u00e4uren. 107\n\u00f6ffentlicht wurden, widersprechen sich in ihren Resultaten,1) und sind von geringem Wert wegen der ungeeigneten Methode, die Glykosurie zu erzeugen. Die richtige Methode ist die in einem einzigen Experiment von Crem er*) angegebene^ die in mehreren Arbeiten aus unserem Laboratorium8) weiter entwickelt wurde. Die jetzt befolgte Anordnung besteht darin, alle 8 Stunden 2 g Phlorhizin subcutan einzuspritzen, das in 25 ccm l,2\u00b0/oiger L\u00f6sung von kohlensaurem Natron aufgel\u00f6st und auf 40\u00b0 erw\u00e4rmt ist. Nachts kann die Zeit zwischen 2 Injektionen 10 Stunden dauern, aber dann sollte die 12 st\u00e4ndige Periode des Harnsammelns zwei Stunden nach ider Morgeninjektion beendet sein. Dies sichert die Entfernung aller Dextrose, die w\u00e4hrend der langen Nachtzeit im K\u00f6rper zur\u00fcckgeblieben sein k\u00f6nnte. Folgende methodische Details m\u00fcssen deshalb f\u00fcr die Sammlung des Urins in 12 st\u00e4ndigen Perioden beachtet werden:\n8 Uhr vorm. 2 g Phlorhizin,\n10 \u00bb\t\u00bb\tKatheter und Blase ausgesp\u00fclt. Die. Pe-\nriode beginnt.\n3 Uhr nachm. 2 g Phlorhizin,\n10 \u00bb\t\u00bb Katheter und Blase ausgesp\u00fclt. Die neue\nPeriode beginnt, 2 g Phlorhizin.\n8 Uhr vorm. 2 g Phlorhizin,\n10 \u00bb\t\u00bb\tKatheter und Blase gesp\u00fclt. Ende der\nPeriode, die neue Periode beginnt.\nDer erste Tag der Behandlung mit Phlorhizin ist immer von einer Ausschwemmung von Zucker aus dem K\u00f6rper begleitet. Am zweiten Tag erh\u00e4lt der Hund ein kaltes Bad und wird dann mehrere Stunden (6) in einem gro\u00dfen kalten Zimmer\n') Zu dieser Kategorie geh\u00f6ren die folgenden: \u00dfaer u. Blum, Hofmeisters Beitr\u00e4ge, 1907, Bd. X, S. 80; Ibid., 1908, Bd. XI, S. 101; Claesner u. Pick, Ibid., 1908, Bd. X, S. 473; H\u00f6ckendorf, Biochem. Zeitschrift, 1909, Bd. XXHl, S.281; Pfl\u00fcger u. Junckersdorf, Pfl\u00fcgers Archiv, 1910, Bd. CXXXI, S. 201.\n*) Cr einer u. Ritter, Zeitschrift f. Biologie, 189^ Bd. XXIX, S. 25\u00ab.\nJ) Reilly, Nolau u. Lusk, American Joum. of Physiol., 1898. Bd. I, S. 395; Stiles u. Lusk, Ibid., 1903, Bd. X, S. 67; Lusk, Zeitschrift f. Biologie, 1898, Bd. XXXVI, S. 82; Ibid., 1901, Bd. XLIf, S. 31.","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108\nA. J. Ringer und Graham Lusk,\nbei 0\u00b0 gehalten, soda\u00df K\u00e4lteschauer eintreten und das K\u00f6rperglykogen entfernt wird.1) Am folgenden Tag ist ein bestimmtes Verh\u00e4ltnis D : N hergestellt, welches von Periode zu Periode w\u00e4hrend des Experiments fortdauert und die Basis f\u00fcr die Versuche bildet.\nViele Jahre lang ergab das Phlorhizin von Merck, 3mal t\u00e4glich hungernden Hunden eingespritzt, am 3. Tag ein Verh\u00e4ltnis D:N, welches best\u00e4ndig war und 3,65:1 betrug. Neuerdings hat das Phlorhizin dieser Firma dieses Verh\u00e4ltnis nicht mehr gegeben. Gl\u00fccklicherweise bleibt das Verh\u00e4ltnis bei dem neuen Pr\u00e4parat auch gleichm\u00e4\u00dfig, nur etwas niedriger, d. h. 3,2 bis \u2014 2,7 : 1. Man kann noch mit dem Pr\u00e4parat arbeiten, obwohl die Unsicherheit in bezug auf dieses Verh\u00e4ltnis die Arbeit weniger befriedigend macht. Einige Phlorhizin-pr\u00e4parate von Merck erzeugen Tetanus und den Tod der Hunde. Solche Pr\u00e4parate mu\u00df man nicht verwenden, sondern sich neue verschaffen. Halsey2 *) machte schlimme Erfahrungen in dieser Hinsicht und die Schwierigkeit hat sich auch manchmal in unserer eigenen Arbeit gezeigt.8)\nEs mu\u00df hinzugef\u00fcgt werden, da\u00df Embden und Salomon4 S.) Glykokoll, Alanin und Asparagin Hunden Ohne Pankreas gegeben haben und gro\u00dfe Zunahme von Zucker im Harn beobachteten. Doch gaben sie keine Darlegung der genauen Menge Zucker, welche von jeder einzelnen Aminos\u00e4ure erzeugt werden konnte. Nur bei einem ihrer Hunde wurde der Stickstoffgehalt im Harn bestimmt, und da bewies das Verh\u00e4ltnis D : N eine unvollst\u00e4ndige Entfernung des Pankreas.\nVersuche.\nln unseren Experimenten wurde Glykokoll, i-Alanin, Aspa-ragins\u00e4ure, d-Glutamins\u00e4ure und Tyrosin Hunden gegeben,\n*) Lusk, American Journ. of Physiol., 1908, Bd. XXII, S. 163.\nHalsey, Sitzungsberichte der Ges. z. Bef\u00f6rderung der ges. Naturwissenschaften, Marburgs 1889, S. 102.\ns) Lusk, Zeitschrift f. Biologie, 1901, Bd. XLIJ, S. 37.\n*) Embden u. Salomon, Hofmeisters Beitr\u00e4ge, 1901. Bd. V,\nS. 507, und Bd. VI, S. 63.","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Entstehung von Dextrose aus Aminos\u00e4uren. 109\nwelchen Phlorhizin eingespritzt war, und die Menge des Zuckers, die von jedem erzeugt wurde, bestimmt. Gelegentlich sind auch Essigs\u00e4ure, Glycerins\u00e4ure, Propylalkohol und eine Emulsion von Baumwollsamen\u00f6l gegeben worden, und ihr Einflu\u00df auf die Ausscheidung von Zucker bestimmt worden.\nIn den eingegebenen Aminos\u00e4uren wurde eine Stickstoff-bestimmung gemacht, um ihre Reinheit zu kontrollieren. Die Zahlen der Analyse der Harnbestandteile sind das Mittel aus Doppelanalysen. Stickstoff wurde nach Kjeldahl, Dextrose nach Allihn, Harnstoff nach M\u00f6rner-Sj\u00f6quist in der Modifikation von Spiro,1) Ammoniak nach Folin, Aceton allein nach Huppert-Messinger und zusammen mit \u00df-Oxybutter-s\u00e4ure nach Shaffer2) bestimmt.\nDie Aminos\u00e4uren wurden gew\u00f6hnlich in Wasser oder in Natriumbicarbonat gel\u00f6st und durch eine Schlundsonde eingegeben. Der Hund wurde dann in aufrechter Stellung gehalten, mit den Hinterf\u00fc\u00dfen auf dem Boden und sein Rucken an die Knie des W\u00e4rters gelehnt. Dies verhinderte Erbrechen, besonders nach Glykokoll.\nIm allgemeinen vermehrte die Einf\u00fchrung von Aminos\u00e4uren bei Phlorhizinglykosurie die Stickstoffausscheidung im Urin, ersparte aber auch etwas K\u00f6rpereiwei\u00df. Dies widerspricht dem Verhalten einzelner Aminos\u00e4uren, wenn sie einem hungernden Hunde eingegeben werden. Sogar Glykokoll und Alanin, welche ganz in Dextrose \u00fcbergef\u00fchrt werden k\u00f6nnen, zeigten diese Ersparung. Da\u00df die Aminos\u00e4uren nicht als solche im Urin erschienen, wird bewiesen dadurch, da\u00df keine Zunahme von Reststickstoff auf die Einf\u00fchrung folgte. Als Reststickstoff wird bezeichnet die Differenz zwischen dem Gesamt-N und der Summe von Harnstoff- und Ammoniak-N. Die Menge der Dextrose, welche aus den verschiedenen Aminos\u00e4uren entsteht, kann nur berechnet werden, wenn man annimmt, da\u00df die Aminos\u00e4ure ganz absorbiert wird und da\u00df Stickstoff daraus in dem Urin der 12 st\u00e4ndigen Periode nach der Eingabe ausgeschieden wird. Dies ist der Fall bei normalen Hunden.\n\u2018) Spiro, Hofmeisters Beitr\u00e4ge, 1907, Bd. IX, S. 481.\n*) Shaffer, Journal of Biological Chemistry, 1908, Bd. V, S. 211.","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\nA. J. Ringer und Graham Lusk,\nWenn nun der Stickstoff der eingegebenen Aminos\u00e4ure von dem Gesamtstickstoff der 12-Stundenperiode abgezogen wird, so erh\u00e4lt man die Menge Stickstoff, die der K\u00f6rper verloren hat. Das K\u00f6rper-N, vervielfacht mit dem Dextrosewert des Verh\u00e4ltnisses D : N, ergibt den Zucker, der sich aus der Zersetzung des K\u00f6rpereiwei\u00dfes dieser Zeit gebildet haben k\u00f6nnte. Wenn diese aus K\u00f6rpereiwei\u00df gebildete Dextrose abgezogen wird von der Menge der wirklich in dem Urin der Periode gefundenen Dextrose, so wird der Rest die Dextrose sein, die sich aus der eingegebenen Aminos\u00e4ure gebildet hat. So wurden bei Hund II, Periode II, 20 g Glykokoll (3,77 g N) eingegeben. Gesamt-N im Urin war 11,1 g, K\u00f6rper-N war (11,1\u20143,77 g) 7,33 g, 7,33X2,8 = 20,50 g Dextrose aus dem K\u00f6rpereiwei\u00df. 32,71 g Gesamt-Dextrose \u2014 20,50g = 12,21 g Extra-Dextrose erhalten aus 20 g Glykokoll.\nBei diesen Berechnungen haben wir dasjenige Verh\u00e4ltnis D : N angenommen, welches in den Hungerperioden als das vorherrschende festgestellt war. Wenn w\u00e4hrend eine* auf die Einf\u00fchrung einer Substanz folgenden Periode das Verh\u00e4ltnis besonders hoch blieb, so wurde angenommen, da\u00df die hier ausgeschiedene Dextrose aus der Substanz stamme, die in der fr\u00fcheren Periode eingegeben war. Bei Anwendung dieser Methoden haben wir folgende Resultate erhalten:\nNach Eingabe von 20 g Glykokoll\nExtra-Dextrose\nHund\tII Periode\tII\t12,21\n\u00bb\tHI\t*\tIV\tU, 77\n\u00bb\tHI\t\u00bb\tVI-f VIII 13,29\n\u2022 IV\t.IV\t11,12\n\u00bb\tV\t*\tII\t15,77\nDa 20 g Glykokoll ein Maximum von 16 g Dextrose geben k\u00f6nnen, ist es klar, da\u00df Glykokoll ganz in Dextrose \u00fcbergef\u00fchrt werden kann.\nNach Eingabe von 20 g i-Alanin war die Extrazuckerausscheidung die folgende:\nExtra Dextrose\nHund I Periode 11 -f- II! 18,76 \u2019 I\t\u00bbIV\t18,78.\n1","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Entstehung von Dextrose aus Aminos\u00e4uren. 111\nDa angenommen werden kann, da\u00df 20 g Alanin 20,22 g Dextrose ergeben, und da 92<Vo dieser Menge als Extrazucker im Urin erhalten wurde, so ist es klar, da\u00df Alanin vollst\u00e4ndig in Dextrose verwandelt werden kann. Diese Reaktion wird wahrscheinlich stattfinden, indem das Alanin unter gleichzeitiger \u00dcberf\u00fchrung in Milchs\u00e4ure desamidiert wird, denn Mandel und Lusk1) haben gezeigt, da\u00df Milchs\u00e4ure vollst\u00e4ndig in Dextrose \u00fcbergef\u00fchrt werden kann.\nDie Ausscheidung von Extra-Dextrose nach Eingabe von 20 g Asparagins\u00e4ure war folgende:\nExtra-Dextrose\nHund II Periode V\t11,26\n\u00bb\tHI\t* *\t11\t+HI\t13,43\n\u00bb\tIV\t\u00bb VI\t10,08\n>\tV\t.IV\t14,92\nEine Berechnung zeigt, da\u00df die folgende Menge Dextrose entstehen kann aus 20 g Asparagins\u00e4ure: aus 2 Atomen der 4 in seinem Molek\u00fcl enthalten C 9,02 g, von 3 C-Atomen 13,52 g, aus 4 C-Atomen 18,04 g. Der Durchschnitt der erhaltenen Resultate zeigt, da\u00df 3 von den 4 in Asparagins\u00e4ure enthaltenen Kohlenstoffatomen im Organismus in Dextrose verwandelt werden. Neben dem hier in Frage kommenden intermedi\u00e4ren Proze\u00df kann man nur Vermutungen haben. Es k\u00f6nnte sein, da\u00df die Asparagins\u00e4ure nach der Desamidierung in \u00df-Milchs\u00e4ure verwandelt wird, die in Dextrose \u00fcbergef\u00fchrt werden k\u00f6nnte.\nCOOH\tCOOH \u2014\tCOOH\nr.H,\t\t^ 1 \tCH,\tI CH,\nCHNH,\tHOH CHOH\tCH,OH\nCOOH\t1 COOH\tCO,\nDie Angabe von H\u00f6ckendorf,*) da\u00df Propylalkohol bei Phlorhizin-Glykosurie in Dextrose umgewandelt wird, aber \u00c4thyl- und Butylalkohol nicht, schien von besonderem Interesse. Deshalb wurde Propylalkohol mit \u00c4thylalkohol gemischt und in 2 F\u00e4llen eingegeben. In beiden war eine vermehrte Zuckerausscheidung. Die Resultate waren folgende:\nl) Mandel u. Lusk, American Journ. of Physiol., 1906, Bd. XVJ,S. 129.\n*) H\u00f6ckendorf, loc. cit.","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nA. J. Ringer und Graham Lusk.\nPropylalkohol Extra-Dextrose Hund VIII\tPeriode II\t10 g\t5,24 g\n\u00bb IX\t*\tVI\t5 \u00bb\t3,25 \u00bb\nHund VIII zeigte starke Vergiftungserscheinungen, Hund IX jedoch nicht. Die Verwandlung von Propylalkohol in Dextrose ist sehr wahrscheinlich nach diesen Experimenten, wenn man sie in bezug auf die von H\u00f6ckendorf betrachtet. Dies zeigt wieder deutlich, mit welcher Leichtigkeit eine Kette von 3 Kohlenstoffatomen in Dextrose verwandelt werden kann.\nBei Eingabe von 20 g Glutamins\u00e4ure wurden folgende Resultate erhalten.\nExtra-Dextrose\nHund V\tPeriode VI\t13,16\nLusks') Hund I\t13,46\nDie Erkl\u00e4rung dieser Versuche wird durch die Tatsache erm\u00f6glicht, da\u00df, wenn 3 C-Atome der Glutamins\u00e4ure Dextrose bilden, 12,24 g Extra-Dextrose im Harn erscheinen m\u00fc\u00dften, w\u00e4hrend, wenn 4 C-Atome Dextrose bilden, 16,32 g erlangt werden m\u00fc\u00dften. Die Resultate zeigen, da\u00df 3 Kohlenstoffatome von den 5 in Glutamins\u00e4ure enthaltenen in Dextrose \u00fcbergef\u00fchrt werden k\u00f6nnen.\nDie zwei oben genannten Resultate wurden erhalten, als das Verh\u00e4ltnis D : N im Hungerzustand von Hund V 2,6 :1 war, w\u00e4hrend bei Lusks Hund I das Verh\u00e4ltnis 3,65: 1 betrug. In bezug auf die Menge des Zuckers und Glutamins\u00e4ure bei Diabetes sind hiernach die Resultate unabh\u00e4ngig davon, ob das Verh\u00e4ltnis 3,65 oder 2,8 : 1 betr\u00e4gt, wenigstens was die Glutamins\u00e4ure betrifft. Die biologische Theorie w\u00fcrde die Entfernung des Aminoradikals durch Hydrolyse fordern, und vielleicht w\u00fcrde eine hydrolytische Spaltung bei dem \u00df-Kohlen-stoffatom stattfinden, wie folgt :\nCOOH 1\t\t\u25ba\tCOOH\n1 CH,\t\t| CH,\n\u00dfCH*\tHOH\tCH,OH I\nCHNH,\tHOH\tCHOH I\nCOOH\t\tCOOH\n') Lusk, American Journ. of Physiol., 1908, Bd. XXII, S. 176.","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Entstehung von Dextrose aus Aminos\u00e4uren. 113\nUm die M\u00f6glichkeit dieser Theorie zu untersuchen, haben wir 10 g Natriumacetat dem Hund VI, Periode II, eingegeben und fanden, da\u00df es ohne Einflu\u00df auf die Zuckerausscheidung war, w\u00e4hrend Glycerins\u00e4ure, dem Hund II, Periode VII, und dem Hund IV, Periode VIII, beigebracht, eine betr\u00e4chtliche Zunahme in der Zuckerausscheidung hervorbrachte. Erbrechen und Diarrh\u00f6e verhinderten quantitative Bestimmungen bei diesen letzterw\u00e4hnten beiden Hunden.\nInfolge dieser Resultate kann man auch schlie\u00dfen, da\u00df Serin, welches durch Desamidierung in Glycerins\u00e4ure \u00fcbergeht, in Dextrose umwandelbar ist.\nIn einem Fall wurden 10 g und in einem andern 7,5 g Tyrosin eingegeben, demHund VII, Periode II, und demHund VIII, Periode IV. In keinem Fall konnte eine Entstehung von Zucker aus Tyrosin mit Sicherheit nachgewiesen werden, und im letzteren Fall best\u00e4tigte die starke Ausscheidung von 2,1 g \u00df-Oxybutter-s\u00e4ure im Urin die Entdeckung von Baer und Blum,*) da\u00df dies ein normales Produkt der Tyrosinzersetzung ist.\nDreimal wurden etwa 10 g eines Esters von Glukosamin eingegeben, C6Hn05NH. CO . C2H5.\nDiese Substanz wurde einem von uns (L), von Professor Karl Spiro von Stra\u00dfburg gegeben, und seiner Freundlichkeit verdanken wir die Gelegenheit, die Wirkung von Glukosamin bei Phlorhizin-Glykosurie zu pr\u00fcfen. Das Material war dasselbe, das Forschbach2) Hunden ohne Pankreas und Meyer* * 8) mit Phlorhizin gef\u00fctterten Kaninchen gegeben hatten. Forschbach wies darauf hin, da\u00df, obwohl eine positive Zunahme der reduzierenden Kraft des Urins keinen Umsatz von Glukosamin in Dextrose im Organismus bedeute, doch ein negatives Resultat sicher bewiese, da\u00df Glukosamin bei seiner Zersetzung nicht durch das Stadium einer Glukose hindurchgeht. Ein klares negatives Resultat zeigte der Hund VI, Periode V, w\u00e4hrend bei Hund VII, Periode IV, und bei Hund IX, Periode IV, anscheinend\n') und Blum, Archiv f. exp. Pathologie und Pharmakologie,\n1907. Bd. LVI, S. 96.\n8) Forschbach, Hofmeisters Beitr\u00e4ge, 1906, Bd. VIII, S. 319.\ns) Meyer, Hofmeisters Beitr\u00e4ge, 1907, Bd. IX, S. 134* HAppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXVI:\t\u2022 8","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nA. J. Ringer und Graham Lusk,\nZunahme der Dextrose im Harn stattfindet, welche aber von der Gegenwart des Glukosamins selber herr\u00fchren kann. Wir schlie\u00dfen deshalb mit Forschbach und Meyer, da\u00df Glukosamin im Organismus nicht in Dextrose verwandelt wird. Schlie\u00dflich gaben wir dem Hund IX, Periode VIII, 50 ccm einer von Dr. L. H. Mills pr\u00e4parierten, feinen Fettemulsion, welche 66,4 \u00b0/o Baumwollsamen\u00f6l enthielt. Diese war ohne Einflu\u00df auf die Ausscheidung von Harnzucker, was durch das unver\u00e4nderte D : N-Verh\u00e4ltnis bewiesen wird.\nIm Verlauf der Arbeit wurden verschiedene Bestimmungen der Acetonk\u00f6rper gemacht. Nur bei Tyrosin zeigte sich eine deutliche Zunahme dieser K\u00f6rper. Einf\u00fchrung von Glykokoll, Asparagin- und Glutamins\u00e4ure verringerte gew\u00f6hnlich die Ausscheidung der Acetonk\u00f6rper, sogar wenn Glykokoll fast vollst\u00e4ndig in Traubenzucker verwandelt worden war. Vermehrte Diurese folgte immer auf die Einf\u00fchrung der Aminos\u00e4uren, und ob diese vermehrte Bewegung des Wassers durch den K\u00f6rper die Verbrennung der Acetonk\u00f6rper beg\u00fcnstigte oder nicht, ist eine offene Frage.\nWas nun die Bildung von Zucker aus Fleisch anbetrifft, so kann man seinen Ursprung jetzt ann\u00e4hernd bestimmen. Es ist festgestellt, da\u00df bei einem mit Phlorhizin gef\u00fctterten Hund1 *) und bei einem diabetischen Menschen*) aus 100 Teilen zersetzten Eiwei\u00dfes 58 Teile Dextrose hervorgehen k\u00f6nnen.\nOsborne3) hat eine Analyse von Ochsenmuskel publiziert. In einem k\u00fcrzlich in Boston gehaltenen Vortrag hat Osborne gezeigt, da\u00df infolge der Ungenauigkeit der Fisch ersehen Estermethode man ruhig die Zahlen f\u00fcr Alanin und Asparagins\u00e4ure verdoppeln kann. Die Arbeit von Parker und Lusk4) zeigte, da\u00df 4 \u00b0/o Glykokoll entstehen konnten durch die Zersetzung von\n*) Reilly, Nolan u. Lusk, American Journ. of Physiol., 1898. Bd. 1, S. 395. Sliles u. Lusk, Ibid., 1903, Bd. X, S. 67.\n*) Mandel u. Lusk, Deutsches Archiv f\u00fcr klinische Medizin, 1904, Bd LXXXI, S. 472.\nH) Osborne u. Jones, American Journ. of Physiol., 1909, Bd. XXIV, S. 437.\n4) Parker u. Lusk, American. Journ. of Physiol., 1900, Bd. Ill, S. 472.","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Entstehung von Dextrose aus Aminos\u00e4uren. 11\u201d)\nProtein in einem hungernden Kaninchen. Einer der Verfasser (Ringer)* 1) nahm an einem Tag in seiner Nahrung 3 g benzoesaures Natron zu sich und dann 3 Tage lang 6 g t\u00e4glich. Die Glykokollausscheidung stieg auf 3,41; 3,55; 3,25 und 3,48 \u00b0/o des an diesen vier aufeinanderfolgenden Tagen zersetzten Eiwei\u00dfes. Man kann ruhig berechnen, da\u00df ungef\u00e4hr 4\u00b0/\u00ab Glykokoll aus dem gew\u00f6hnlichen Fleischeiwei\u00df entstehen.\nWenn man diese Betrachtungen anwendet auf die Entstehung des Zuckers aus Aminos\u00e4uren, so kann man folgende Tabelle aufstellen:\n\tOsbornes Analyse\tWieder berechnet\tD\u00e9xtrose- entstehung\nGlvkokoll\t\t2,06\t4,0\t8,2\nAlanin\t\t . . .\t3,72\t7,5\t7,5\nAsparagins\u00e4ure . . ... . .\t4,51\t9,0\t6.1\nGlutamins\u00e4ure\t\t\t15,49\t15,5\t9,5\n\t25,78\t36,0\t26,3\nEs ist klar, da\u00df aus diesen vier S\u00e4uren 26 oder beinahe die H\u00e4lfte der 58 Teile der Dextrose, die von Eiwei\u00df her-stammt, entstehen k\u00f6nnen. In andern Worten: 45\u00b0/oder gesamten Zuckerausscheidung bei Diabetes kann aus de\u00ab 4 genannten S\u00e4uren entstehen.\nZusammenfassung.\nGlykokoll und Alanin k\u00f6nnen ganz in Dextrose verwandelt werden. Drei Kohlenstoffatome der Asparagins\u00e4ure und der Glutamins\u00e4ure k\u00f6nnen in Dextrose verwandelt werden. Tyrosin gibt keine Dextrose, vermehrt aber die \u00df-Oxybutters\u00e4ure im Harn. Glukosamin gibt keine Dextrose. Glycerins\u00e4ure und Propylalkohol geben Dextrose, aber Essigs\u00e4ure gibt keine.\n) Chittenden, Long u. Heiter, The influence of sodium benzoate.\nI S. Dept, of Agriculture. 1909, Report 88, S. 67\u00ab.\nH*","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle\n110\nA. J. Ringer und Graham Lusk,\n\u00bbO il\nsc ec\n** 35\n\u00bb\u00df 5C 5C i\u00df tC\n> > \u00a3\nSC CO\nSI W SJ 51\n1 * O w\nr \u00abJ M\n; as *\nCi 00\nC! ^ 00 O\u00ab\n= c\n2 \u2022* ;\n> 5","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle II.\n\u00dcber die Entstehung von Dextrose aus Aminos\u00e4uren 117\no Ol\n35 35\nW Ol \u00ab5 \u00ab\n\u00a9 \u00ab-\nC. O\nIC X. \u00bbO K \u00bb\u00a35\nCO X\nI \u00bbo *\u25a0\u00ab\nO bfi.\niO\n05\t05\n75\t\u00a9","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle III.\n11H\tA. J. Ringer und Graham Lusk,\nx x\n<\u00a9 X\n9} 95 \u00ce1\n\u2022Jt u\nX .\nX X te\n\nQi *+ V\nX IM K\nT. flj\nC bfi\n= 5","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Entstehung von Dextrose aus Aminos\u00e4uren. 119\nr>. qc\n\u00ab >Q \u00ab\t\u00ab\nco cc (M ec\nco co\n9) CO\n09 CO\nec ec\n>. i. o r.\"\nS i\u00abC\ni I r\nco . co <o r- i> x\nec ec co\noo\nOt\neo co c \u00e4\ni\u00df *B\ns \u00ab o\n\u25a03 C S\n\u2022\u00a9*\noo X a oi oi\nCO CO","page":119}],"identifier":"lit18958","issued":"1910","language":"de","pages":"106-119","startpages":"106","title":"\u00dcber die Entstehung von Dextrose aus Aminos\u00e4uren bei Phlorhizinglykosurie","type":"Journal Article","volume":"66"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:05:45.241247+00:00"}