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{"created":"2022-01-31T14:52:07.841228+00:00","id":"lit18968","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Masing, Ernst","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 66: 262-264","fulltext":[{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Bedeutung dee Eieens f\u00fcr die tierischen Oxydationen.\nVon\nErnst Masing.\n(Aus der Zoologischen Station in Neapel und der Medizinischen Klinik in Heidelberg.) (Der Redaktion zugegangen am 8. Mai 1910.)\nEs ist mehrfach die Ansicht vertreten worden, da\u00df die Oxydationsprozesse der tierischen Zelle durch einen eisenhaltigen Komplex vermittelt werden. Als Analogon konnte dabei auf das H\u00e4moglobin hingewiesen werden, dessen eisenhaltiger Kern doch wahrscheinlich die Hauptrolle bei der Sauer-stoff\u00fcbertragung im Blute spielt. Auch die Beobachtungen von Manchot1) \u00fcber die Autoxydation des Ferrosulfats d\u00fcrften daf\u00fcr sprechen.\nSpitzer2) lie\u00df Zellen und Organextrakte, die Nucleo-proteide enthielten, auf H202 einwirken und fand stets eine starke Zersetzung von H202 ; daraus schlie\u00dft er auf die F\u00e4higkeit seiner Pr\u00e4parate, Sauerstoff zu \u00fcbertragen. Am wirksamsten waren aus der Leber extrahierte Nucleoproteide. In allen wirksamen Pr\u00e4paraten lie\u00df sich Eisen nachweisen; wurde ein Nucleoproteid gespalten, so hatte nur das eisenhaltige Spaltungsprodukt die F\u00e4higkeit zu katalysieren (S. (551, 652).\nDiese Befunde von Spitzer sind nun die Hauptst\u00fctze der Hypothese von der Bedeutung des Eisens f\u00fcr die Oxydationen geworden. \u2014 Die Voraussetzung ihrer Allgemeing\u00fcltigkeit ist nat\u00fcrlich, da\u00df das Eisen konstant in der tierischen Zelle vorkommt; das ist denn auch von verschiedenen Seiten behauptet worden, und zwar soll besonders der Zellkern Eisen f\u00fchren.\nSo will Macall um3) auf mikrochemischem Wege durch Behandlung mit Schwefelammon und Glycerin maskiertes Eisen in allen Zellkernen nachgewiesen haben ; er kommt zum Schlu\u00df, da\u00df das Chromatin der Histologen stets Eisen enthalte. \u00c4hnlich\n') Zeitschrift f\u00fcr anorg. Chemie, Bd. XXVII, S. 420. Zitiert nach Loeb, \u00abDynamik der Lebenserscheinungen>, S. 34.\n*) \u00abDie Bedeutung gewisser Nucleoproteide f\u00fcr die oxydative Leistung der Zelle* *, Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. LXVII, S. 615.\n') \u00abDas Eisen in Geweben und Zellen\u00bb, Asher-Spiros Fortschritte der Physiologie, 7. Jahrg., 1908, S. 565.","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Bedeutung des Eisens.\t263\nurteilt Hammarsten,1) wenn er in seinem Lehrbuche sagt: *Die Nucleine enthalten Eisen in verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig reichlicher Menge\u00bb. Bei seinen Untersuchungen \u00fcber die Lachsmilch war schon fr\u00fcher Mi es eher2) auf einen K\u00f6rper, den er \u00abKarvogen\u00bb nannte, gesto\u00dfen; freilich stellte es sich entgegen Mieschers urspr\u00fcnglicher Ansicht sp\u00e4ter heraus, da\u00df das \u00abKaryogen\u00bb eisenfrei ist.3) Auch Sauerland4) hat in einer k\u00fcrzlich erschienenen Arbeit in mehreren Nucleins\u00e4urepr\u00e4paraten und in den K\u00f6pfen von Heringssperma Eisen vermi\u00dft. Immerhin l\u00e4\u00dft dieses an Zellbestandteilen gewonnene negative Ergebnis durchaus die M\u00f6glichkeit offen, da\u00df die ganzen Zellen doch Eisen enthielten.\nDaher erlaube ich mir, einige im Laufe des Jahres 1909 an nicht vorbehandelten ganzen Zellen ausgef\u00fchrte Eisenbestimmungen kurz mitzuteilen. Bei der Wahl des Materials waren drei Bedingungen zu erf\u00fcllen : Die Zellen mu\u00dften frei von st\u00f6renden Verunreinigungen (z. B. H\u00e4moglobin) sein: sie mu\u00dften reichlich Kernstoffe enthalten, da das Eisen ja in den Kernen sitzen soll : endlich war es w\u00fcnschenswert, da\u00df sie einen lebhaften Sauerstoffverbrauch hatten, da quantitative Beziehungen zwischen Eisengehalt und Sauerstoff\u00fcbertragung denkbar waren. Die Geschlechtsprodukte niederer Tiere erschienen daher am geeignetsten.\nA. Es wurden dicke Suspensionen von Seeigelsperma (Arbacia pustulosa) in etwas Seewasser hergestellt, die 10 bis 50 Millionen Spermatozoen5 *) in 1 qmm enthielten. 10 bis 20 Milliarden hatten einen nach Winkler\u00ab) bestimmten Sauerstoffverbrauch von etwa 0,4\u20140,5 mg 02 pro Stunde7) (5 bis 6 ccm n/ioo-Thiosulfatl\u00f6sung).\n') Lehrbuch der physiol. Chemie, Wiesbaden 1904, S. 126.\n*) Die physiolog. u. histochemischen Arbeiten von F. Mi esche r, Leipzig 1897, S. 112 u. a. 0.\n3)\tDen Hinweis hierauf verdanke ich der Freundlichkeit von Herrn Prof. Schmiedeberg; vgl. Miescher-Schmiedeberg, Arch. f.\u2018experiment. Pathol, u. Pharmak., Bd. XXXVll, S. 142, und Schmiedeberg, ibidem, Bd LVII, S. 316.\n4)\t\u00ab\u00dcber den Eisengehalt der echten Nucleins\u00e4ure\u00bb, Diese Zeitschrift, Bd. LXVI, S. 16.\n\u00f6) In der Thoma-Zei\u00dfschen Z\u00e4hlkammer abgesch\u00e4tzt.\n*) cf. Treadwell, Analyt. Chemie, Bd. II, S. 565.\n7) Diese Werte entsprechen ann\u00e4hernd den von Warburg (Diese Zeitschrift, Bd. LVII. S. 10) gefundenen.","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"264 Ernst Masing, Zur Frage der Bedeutung des Eisens.\n1.\t20 ecm Sperma nach Neumann *) verascht und weiterbehandelt ergaben nur unme\u00dfbare Spuren Fe.\n2.\t40 ccm Sperma, ebenso behandelt, ergaben etwas deutlichere Spuren.\nDa die Reagenzien nicht ganz eisenfrei zu erhalten waren, sind diese Angaben jedenfalls noch zu hoch.\n3.\t20 ccm Sperma und 20 ccm Seewasser mit dem Neu-mannschen S\u00e4uregemisch verascht gaben beide (nach m\u00e4\u00dfiger Verd\u00fcnnung mit Wasser) Spuren von Rotf\u00e4rbung mit Rhodankali. vielleicht die Spermaasche ein wenig mehr als das Seewasser.\nB.\t60 ccm Seeigeleier in dicker Suspension verascht gaben eine ganz geringe Rotf\u00e4rbung mit Rhodankali, die ebenso stark ist wie die des verwandten S\u00e4uregemisches.\nC.\t15 ccm Lachssperma (1 ccm enth\u00e4lt 18,9 mg N) \u2014 durch Streichen aus'dem Hoden ausgedr\u00fcckt \u2014 wurden nach Neumann verascht. Die auf 60 ccm verd\u00fcnnte Aschenl\u00f6sung gab sehr schwache Rosaf\u00e4rbung mit Rhodankali. Eine mit H2S04 stark anges\u00e4uerte Standardl\u00f6sung von 0,03 mg Fe in 100 ccm H20 gab st\u00e4rkere Rhodanreaktion. Also sind in 15 ccm Sperma jedenfalls weniger als 0,02 mg Fe enthalten.2)\nIn den untersuchten Objekten waren also nur Spuren von Eisen vorhanden; wahrscheinlich sind diese Spuren als Verunreinigungen aufzufassen, denn in Versuch A 3 und B gaben Seewasser und das Veraschungsgemisch fast die gleiche Rhodanfarbung wie die Aschenl\u00f6sung. Ganz sicher l\u00e4\u00dft sich das vollst\u00e4ndige Fehlen von Eisen ja nicht behaupten. Immerhin fehlt aber nach diesen Ergebnissen der Ansicht, da\u00df das Chromatin der Zelle stets Eisen enthalte und da\u00df die Oxyd\u00e2t ionsprozesse an die Gegenwart von Eisen gebunden seien, der reale Boden.\n\u2018) Diese Zeitschrift, Bd. XXXVII ; Archiv f. Physiol., 1900, S. 159, und 1902. S. 362.\n*\u2022 Hieraus ergibt sich, da\u00df auch Sperma h\u00e4moglobinf\u00fchrender Tiere sich in bezug auf den Fe-Gehalt ebenso verh\u00e4lt wie Seeigelsperma.","page":264}],"identifier":"lit18968","issued":"1910","language":"de","pages":"262-264","startpages":"262","title":"Zur Frage der Bedeutung des Eisens f\u00fcr die tierischen Oxydationen","type":"Journal Article","volume":"66"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:52:07.841234+00:00"}