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{"created":"2022-01-31T14:15:38.516904+00:00","id":"lit18972","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schumm, O.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 66: 287-304","fulltext":[{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"I.\tEin neues Gitterspektroskop r) und ein Gitterspektrograph mit variabler Dispersion zu Untersuchungen \u00fcber Absorptionsspektra.\n(Eigene Konstruktion des Verfassers.)\nII.\t\u00dcber die Messung und Bestimmung der Absorptionsspektra.\nVon\nO.\tSch\u00fcmm.\nMit 2 Tafeln in Lichtdruck.\n{Aus dem chemischen Laboratorium des allgemeinen Krankenhauses Hamburg-Eppendorf.)\n(Der Redaktion zugegangen am 19. April 1910.)\nI.\nBei der Anwendung spektroskopischer Untersuchungsmethoden werden oft unbefriedigende Resultate erzielt, weil das benutzte Spektroskop nicht zweckentsprechend konstruiert ist.1 2)\nIch habe mich nun seit Jahren bem\u00fcht, die Anwendung der vielfach unentbehrlichen spektroskopischen Methoden auch dadurch zu erleichtern, da\u00df ich an Stelle der teilweise nicht mehr zeitgem\u00e4\u00dfen \u00e4lteren Spektroskope neue, f\u00fcr die Untersuchung von Absorptionserscheinungen geeignetere Spektroskope konstruierte.3)\n1)\tDie Bezeichnung \u00abSpektrometer\u00bb w\u00e4re f\u00fcr derartige Pr\u00e4zisionsinstrumente treffender; ich habe die Bezeichnung Spektroskop\u00bb beibehalten, da man als Spektrometer meistens eine bestimmte Klasse von Spektralapparaten bezeichnet, die rein physikalischen Zwecken dienen.\n2)\tBei der Konstruktion der besseren Spektroskope wurde bis in die j\u00fcngste Zeit hinein haupts\u00e4chlich darauf Bedacht genommen, da\u00df sie f\u00fcr die genauere Untersuchung von Emissionsspektren brauchbar sind. Unbek\u00fcmmert darum, da\u00df sich solche Instrumente durchweg zur Untersuchung von Absorptionsspektren nicht eignen, hat man sie auch f\u00fcr letzteren Zweck benutzt und dabei Mi\u00dferfolge erzielt, die der spektroskopischen Methode an sich nicht zur Last gelegt werden k\u00f6nnen.\n3)\tVgl. 0. Sch\u00fcmm:\n1.\tEin neues Spektroskop, M\u00fcnchener med. Wochenschr., 1907, Nr. 47.\n2.\tBlutspektroskop, Mediz. Klinik, 1908.\n3.\tEin neues Bunsenspektroskop f\u00fcr die genauere Untersuchung der Ab-","page":287},{"file":"p0288.txt","language":"de","ocr_de":"288\n0. Sch\u00fcmm,\nMan ist leicht geneigt, ein Spektroskop als brauchbar und ausreichend anzusehen, wenn es die beiden Absorptionsstreifen einer passend hergestellten Blutl\u00f6sung erkennen l\u00e4\u00dft und au\u00dferdem vielleicht noch die gleichzeitige Beobachtung eines Kontroll-spektrums erm\u00f6glicht. Da\u00df ein Spektroskop,, um wirklich n\u00fctzlich zu sein, weitergehenden Anforderungen gerecht werden mu\u00df, zeigt sich erst, wenn man die spektroskopischen Methoden praktisch, sei es bei klinischen oder bei rein wissenschaftlichen Untersuchungen, h\u00e4ufig anwendet. Man hat wiederholt versucht, sogenannte Universalspektralapparate zu konstruieren, die allen an einen solchen Apparat zu stellenden Anforderungen gen\u00fcgen sollten. Die in dieser Richtung unternommenen Versuche sind, wie ich schon an anderer Stelle dargelegt habe, als fehlgeschlagen anzusehen; einUniversalspektralapparat, dessen Leistung seinen Namen heute noch rechtfertigte, existiert nicht. Will man die spektroskopischen Untersuchungsmethoden den verschiedenen Interessenten zug\u00e4nglich machen, so ist es zweifellos richtiger, Spezialinstrumente zu empfehlen, mit denen der jeweils angestrebte Zweck am besten erreicht wird, als sogenannte Universalinstrumente, die in Wahrheit doch nur f\u00fcr einen Teil der spektroskopischen Arbeiten ausreichen. Derartige Spezialinstrumente sind zum Beispiel das bekannte Handspektroskop mit Wellenl\u00e4ngenskala in der von Martens angegebenen Form, L\u00f6wes Gitterspektroskop f\u00fcr die Untersuchung technischer Farbstoffe, Verfassers Blutspektroskop f\u00fcr einfachere klinische, Verfassers Bunsenspektro-skop f\u00fcr feinere klinische und pharmakologische Untersuchungen, Quincke-Zei\u00df\u2019s und B\u00fcrkers Vergleichsspektroskope usw.\nW\u00e4hrend man fr\u00fcher zur Untersuchung der Absorptionsspektra nur Prismenspektroskope benutzt hat, ist neuerdings\nsorptionsspektra von Fl\u00fcssigkeiten, Diese Zeitschrift, 1909, Bd. LIX,\nH. 1.\n4.\tU. V.-Prismenspektroskop und -Spektrograph, Diese Zeitschrift, 1909,\nBd. LXIII, H. 6, S. 480 u. f.\n5.\tZur Technik spektroskopischer Untersuchungen, Mitteilungen aus den\nHamburger Staatskrankenanstalten, Bd. X, H. 15, 1910.\n6.\tNeue Ausf\u00fchrungsform des Buns en sehen Prismenspektralapparates.\n(Erscheint demn\u00e4chst).","page":288},{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Absorptionsspektren.\t289\nvon Dr. L\u00f6we (beim Zei\u00dfwerk, Jena) ein zur Untersuchung technischer Farbstoffe bestimmtes Spektroskop beschrieben worden, in dem das Spektrum durch ein Gitter erzeugt wird. Die mit Gittern erzeugten Spektra sind bei gleicher Dispersion lichtschw\u00e4cher als Prismenspektra. Gitterspektrum und Prismenspektrum1) unterscheiden sich au\u00dferdem noch insofern, als die durch die einzelnen Farben gebildeten Spektralbezirke bei * ersterem gleiche, bei letzterem ungleiche Ausdehnung haben, derart, da\u00df das rote Ende k\u00fcrzer ist als das violette Ende. Daher eignet sich unter Umst\u00e4nden ein Prismenspektroskop besser zum Aufsuchen schwacher Absorptionsbanden im Orange, w\u00e4hrend ein zweckm\u00e4\u00dfig konstruiertes Gitterspektroskop Absorptionserscheinungen im Blau und Violett sch\u00e4rfer zeigt als Prismenspektroskope. Um auch \u00fcber die im Blau und Violett auftretenden Absorptionserscheinungen m\u00f6glichst exakte Untersuchungen ausf\u00fchren zu k\u00f6nnen, empfiehlt es sich, die Beobachtungen auch mit einem Gitterspektroskop anzustellen. Das oben erw\u00e4hnte Gitterspektroskop vonL\u00f6we-Zei\u00df enth\u00e4lt ein Gitter von kurzer Dispersion, ist demnach relativ lichtstark, soda\u00df es bei Beleuchtung mit Zirkonlicht ein sehr helles Spektrum liefert.\nBei meinen Untersuchungen \u00fcber Gitterspektra benutzteich ein eigenes einfaches Gitterspektroskop und den Originalapparat L\u00f6wes. Da auch das L\u00f6wesche Gitterspektroskop, das in erster Linie f\u00fcr die Zwecke der technischen Farbstoffanalyse konstruiert ist, f\u00fcr h\u00e4matologische und andere physiologischchemische Untersuchungen nicht ausreichte, so habe ich mich bem\u00fcht, ein f\u00fcr solche Zwecke geeignetes Gitterspektroskop herzustellen.\nMeine Versuche f\u00fchrten zur Herstellung des nachstehend beschriebenen neuen Gitterspektroskops, das in seiner Konstruktion von dem Gitterspektroskop von Dr. L\u00f6we-Zei\u00df durchaus abweicht und allen Anforderungen gen\u00fcgt, die an ein\n*) Betreffs der Theorie des Spektrums verweise ich auf das ausgezeichnete Werk \u00abHandbuch der Spektroskopie\u00bb von H. Kays er, das sich mir als zuverl\u00e4ssiger Wegweiser auf dem weitverzweigten Gebiete der Spektroskopie bestens bew\u00e4hrt hat.","page":289},{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"290\n0. Sch\u00fcmm,\nderartiges, f\u00fcr die genaue Untersuchung der Absorptionsspektra von Fl\u00fcssigkeiten bestimmtes Pr\u00e4zisionsspektroskop gestellt werden m\u00fcssen.1)\nDer Apparat als Spektroskop (s. Fig. A).\nDas ganze optische System ist auf einer horizontal gelagerten, vom Unterbau abnehmbaren starken Metallschiene derart aufgebaut, da\u00df der symmetrische Mikrometerspalt, mit dem ein in Schlittenf\u00fchrung seitw\u00e4rts verschiebbarer H\u00fcfner-Rhombus2) vereinigt ist, und der zur Aufnahme des Gitters bestimmte starke Metallrahmen gleichzeitig als Tr\u00e4ger f\u00fcr das Kollimatorrohr dienen.\nDer Spalt liegt horizontal, das Kollimatorrohr l\u00e4\u00dft sich leicht auswechseln. Der Gitterrahmen dient gleichzeitig als Lager f\u00fcr die beiden Zapfen, um die sich die Verl\u00e4ngerungsst\u00fccke des Fernrohrstutzens drehen. Das Beobachtungsfernrohr dreht sich demnach um eine horizontale Achse, und das Spektrum liegt vertikal (Rot oben, Violett unten). Die Feinbewegung des Fernrohrs wird durch eine Mikrometerschraube und Zugfeder vermittelt ; das Fernrohr ist sehr sicher gelagert. Zum Messen dient die in 100 Teile geteilte Me\u00dftrommel und der Index. Das Vorderende der Metallschiene tr\u00e4gt einen beweglichen Objekttisch. Man kann nach Wunsch mit und ohne H\u00fcfner-Rhombus beobachten. Die gew\u00f6hnlich benutzten Objektive haben 20 cm Brennweite. Ich setze in den Apparat je nach Bedarf ein Gitter von ca. 3600, 7200 oder 14400 Furchen pro englischen Zoll ein. Meistens benutze ich das Gitter mit 3600\n*) Dr. H. Kr\u00fcss, Inhaber der Optischen Werkst\u00e4tte von A. Kr\u00fcss, Hamburg, \u00fcbernimmt es, den neuen Apparat in genauer \u00dcbereinstimmung mit meinem Originalapparat herzustellen. \u2014 Auf Wunsch wird der Apparat auch mit einer Wellenl\u00e4ngenskala ausgestattet, oder die Mikrometereinrichtung so geeicht, da\u00df die Wellenl\u00e4nge daran ohne weiteres in Milliontel-Millimetern ahgelesen werden kann.\n2) Der H\u00fcfnersche Rhombus (auch Albrechtscher Glask\u00f6rper genannt) ist schon an mehreren spektroskopischen Apparaten benutzt worden, vor allem von H\u00fcfner, ferner von H. Kr\u00fcss, K. B\u00fcrker, 0. Sch\u00fcmm (vgl. G. u. H. Kr\u00fcss, Kolorimetrie und quantitative Spektralanalyse in ihrer Anwendung in der Chemie, Hamburg-Leipzig, bei L. Voss, 1909, S. 137 ; dort die \u00e4ltere Literatur).","page":290},{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Absorptionsspektren.\t291\nFurchen. Es liefert schon mit Au erlicht ein f\u00fcr manche Zwecke gen\u00fcgend helles Spektrum. Falls die Helligkeit so nicht ausreicht, benutzt man Zirkonlicht (Nernstlampe). Als Me\u00dfokulare benutze ich Okulare mit Fadenkreuz, die in vorz\u00fcglicher Qualit\u00e4t von Carl Zei\u00df in Jena f\u00fcr mich hergestellt wurden.\nDie zu dem Apparat geh\u00f6rige optische Bank, auf der die Nernstlampe, Kondensorlinse, Blauglas, Heliumr\u00f6hre usw. verschiebbar angebracht sind, ist leicht abzunehmen bezw. anzusetzen.\nZum Schutz des Gitters dient eine abnehmbare Metallkapsel, die auf der Figur fortgelassen ist.\nDie Handhabung des Apparates ist verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig einfach. Bevor man ihn in Gebrauch nimmt, hat man sich nur zu \u00fcberzeugen, da\u00df das Gitter in der richtigen Weise befestigt ist. Das geschieht, indem man den Spalt eng stellt, ihn beleuchtet, das Okular auf das Spektrum scharf einstellt und jetzt eine geeignete Fl\u00fcssigkeit, z. B. eine d\u00fcnne Blutl\u00f6sung oder eine d\u00fcnne L\u00f6sung von Kaliumpermanganat durch den Apparat beobachtet. Die Absorptionsstreifen m\u00fcssen dann genau rechtwinklig zum Spektrum liegen. Zur genaueren Pr\u00fcfung beobachtet man durch den Apparat Natriumlicht oder direktes Sonnenlicht, das man n\u00f6tigenfalls mit Hilfe eines Spiegel auf den Spalt lenkt.\nBei Benutzung des Oculars von 25 mm Brennweite zeigt der richtig justierte Apparat nicht nur die Natriumlinie und die Linie D, sondern auch die Linie E des Sonnenspektrums doppelt. Die Eichung der Me\u00dfschraube nach Milliontel-Wellenl\u00e4nge erfolgt wie bei anderen Pr\u00e4zisionsspektroskopen.1)\nDer Apparat als Spektrograph.2) (s. Fig. B.)\nDie Umwandlung des Apparates in einen Gitterspektro-graphen erfolgt in sehr einfacher Weise. Man braucht nur das\n\u00dc Vgl. z. B. Verfassers ausf\u00fchrliche Anleitung zur Eichung eines Pr\u00e4zisionsspektroskops, Klinische Spektroskopie, 1909, Jena, bei G. Fischer (S. 29 u. f.).\n2) Gitterapparate, die nur zum Photographieren von Absorptionsspektren benutzt werden k\u00f6nnen, sind mehrfach konstruiert worden. \u2014 Einen derartigen Gitterspektrographen haben Rost, Franz und Heise","page":291},{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"292\n0. Sch\u00fcmm,\nBeobachtungsfernrohr aus dem Stutzen herauszuziehen, die Spektralkamera1) einzusetzen, festzuklemmen und vorn am Apparat die kleine optische Bank anzuschrauben.2)\nMan kann in diesem Spektrographen Gitter von verschiedener Dispersion benutzen, je nachdem man das Spektrum auf der photographischen Platte kleiner oder gr\u00f6\u00dfer darstellen will. \u2014 Je gr\u00f6\u00dfer die Dispersion des Gitters ist, desto mehr mu\u00df die Kamera nach oben gedreht werden; die richtige Stellung ist leicht zu finden. \u2014 Die Fig\u00ab B. gibt die richtige Stellung der Kamera bei Benutzung eines Gitters von mittlerer Dispersion (7200 Furchen pro engl. Zoll) wieder.\n\u00dcber die Gr\u00f6\u00dfe der mit den verschiedenen Gittern hergestellten Spektrogramme gibt die Spektratafel Auskunft. Das f\u00fcr diese Aufnahmen benutzte Objektiv der Kamera hat 27 cm Brennweite.\nMit Gitter III (14400 Furchen pro engl. Zoll) habe ich die Aufnahmen3) zu Fig. 1 und 2 hergestellt. Fig. 1 gibt die Absorptionserscheinungen verschieden stark verd\u00fcnnten, frischen, defibrinierten menschlichen Blutes wieder. Fig. 1 a zeigt zwischen den Heliumlinien jup 447 und 389 nur den Violettstreifen, wie\nbeschrieben und zur Herstellung der in ihrer grundlegenden Arbeit, \u00abBeitr\u00e4ge zur Photographie der Blutspektra, Berlin 1909, bei J. Springer\u00bb, ver\u00f6ffentlichten Spektrogramme benutzt. In ihrer Abhandlung sind zum ersten Male vollst\u00e4ndige mit einem Gitter hergestellte Spektrogramme des Blutfarbstoffs und seiner n\u00e4chsten Umwandlungsprodukte ver\u00f6ffentlicht worden.\n0 Die Kassettenf\u00fchrung ist in der gleichen Weise eingerichtet wie bei der von W. G u m m e 11 beschriebenen Spektralkamera (vgl. O. S c h um m, \u00abKlinische Spektroskopie\u00bb, S. 47).\n*) Obgleich die optische Bank in der aus der Figur B ersichtlichen Ausf\u00fchrung ziemlich stabil ist, so wurde doch, um bei Ersch\u00fctterungen jede Vibration auszuschlie\u00dfen, noch eine Versteifung angebracht.\n8) Zur Herstellung der Spektrogramme benutze ich vorwiegend die von W. G u mm eit angegebene Spektralplatte. \u00dcber die Herstellung dieser Platte und ihre Vorz\u00fcge hat W. Gummelt k\u00fcrzlich in der \u00abZeitschrift f\u00fcr Fortschritte auf dem Gebiete der R\u00f6ntgenstrahlen\u00bb berichtet. Sie ist derartig sensibilisiert, da\u00df man damit ohne Schwierigkeiten auch die im Rot liegenden Absorptionsstreifen photographieren kann; z. B. den ersten Streifen des Chlorophylls usw. Sie ist schon aus diesem Grunde den an sich sehr guten Perchromoplatten von Perutz vorzuziehen.","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"293\n\u00dcber Absorptionsspektren.\nihn stark verd\u00fcnnte Blutl\u00f6sungen liefern ; Fig. 1 b (etwas konzentriertere Blutl\u00f6sungen) zeigt au\u00dfer dem sehr breiten Violettstreifen auch die beiden in Gelb und Gr\u00fcn liegenden Absorptionsstreifen, Fig. 1 c (noch konzentriertere Blutl\u00f6sungen) zeigt au\u00dfer den starken, zwischen 588 und 502 liegenden Streifen starke einseitige (durch den Violettstreifen bedingte) Absorption von etwa 447 ab. Fig. 2 gibt die Absorptionserscheinungen von Ausz\u00fcgen aus Blutflecken bei verschiedener Konzentration wieder (Fig. 2a st\u00e4rkste, Fig. 2d schw\u00e4chste Konzentration), zwischen\n447 und 389 der Violettstreifen.\nMit Gitter II (7200 Furchen pro engl. Zoll) sind die Aufnahmen zu Fig 3 bis 7 hergestellt. Fig. 3, 4 und 5 sind die Spektrogramme w\u00e4sseriger Ausz\u00fcge aus alten Blutflecken. Der zwischen 447 und 389 (n\u00e4her an 389) liegende intensive Streifen ist der Violettstreifen des Blutfarbstoffs, der also mit dem Gitter II in gro\u00dfer Sch\u00e4rfe darstellbar ist.\nIn Fig. 6 und 7 sind Aufnahmen wiedergegeben, bei denen zwei Fl\u00fcssigkeiten gleichzeitig unter Benutzung des H\u00fcfner-Rhombus1) mit Gitter II photographiert wurden. Auf Fig. 6 gibt das erste Doppelspektrum wieder:\noben neutrale Meth\u00e4moglobinl\u00f6sung, darunter alkalische Meth\u00e4moglobinl\u00f6sung.\nDas zweite Doppelspektrum je:\noben konzentrierte alkalische Meth\u00e4moglobinl\u00f6sung, darunter Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung.\nDas dritte und vierte Doppelspektrum dasselbe wie das zweite,\nnur bei etwas l\u00e4ngerer Exposition.\nDie 3 Doppelspektra auf Fig. 7 zeigen (bei etwas verschiedener Exposition) jedesmal oben das Spektrum der neutralen Meth\u00e4moglobinl\u00f6sung, darunter das der Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung. In Fig. 8 sind die mit Gitter I (3600 Furchen pro engl. Zoll) hergestellten Spektrogramme einer sauren H\u00e4mato-porphyrinl\u00f6sung (die oberen Spektra, verschiedene Exposition) und einer sehr schwachen Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung wiedergegeben.\n') Ein derartiges mit einem Prismenapparat unter Benutzung des H\u00fcfner-Rhombus hergestelltes Spektrogramm zweier L\u00f6sungen hat K. B\u00fcrker k\u00fcrzlich in dieser Zeitschrift ver\u00f6ffentlicht.","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"294\n0. Sch\u00fcmm,\nDas unterste Spektrum zeigt die beiden bekannten Oxyh\u00e4moglobinstreifen wegen der starken Verd\u00fcnnung nur eben angedeutet, den Violettstreifen (rechts durch Linie 389 abgegrenzt) \u00e4u\u00dferst intensiv und scharf.1)\nF\u00fcr die Wahl des zu benutzenden Gitters ist vor allem die Beschaffenheit des vorliegenden Objekts ma\u00dfgebend. Zeigt die betreffende Fl\u00fcssigkeit scharfe Absorptionsstreifen, so lassen sie sich auch mit dem Gitter III gut wiedergeben. Zum Photographieren schwacher, verwaschener Absorptionsstreifen benutze ich das Gitter II oder Gitter I. \u2014 Spektrogramme, die richtig zu sein scheinen, erzielt man wohl am leichtesten mit dem Gitter III. Bei der Benutzung des Gitters I treten leichter die sogenannten Plattenminima auf.2) Im allgemeinen ist dem Gitter II der Vorzug zu geben, wenn es sich darum handelt, schwache und verwaschene Absorptionsstreifen zu photographieren.\nVerwendbarkeit der beschriebenen Apparatur.\nDas Spektroskop (s. Fig. A) eignet sich zu exakten Untersuchungen \u00fcber die Absorptionserscheinungen, besonders zur genauen Bestimmung des Dunkelheitsmaximums der Absorptionsstreifen, zur gleichzeitigen Beobachtung zweier Spektra unter richtigen optischen Verh\u00e4ltnissen und somit zur Feststellung geringer Unterschiede zwischen zwei einander \u00e4hnlichen Spektren.3) Es eignet sich durchweg besser als Prismenapparate zur Beobachtung und Ausmessung von Absorptionsstreifen im Blau\n9 Ich bemerke, da\u00df die reproduzierten Spektrogramme nur den Zweck haben, die Verwendbarkeit des Apparates zu illustrieren, und nicht etwa als Material f\u00fcr genaue Messungen dienen sollen, da die meisten Absorptionsstreifen auf ihnen zu intensiv sind, als da\u00df sie sich genau genug ausmessen lie\u00dfen. F\u00fcr genaue Ortsbestimmungen der Streifen nach dem Spektrogramm gilt in dieser Beziehung das gleiche wie bei der spektroskopischen Ortsbestimmung mit dem Fadenkreuz.\n2)\tIn einem anderen Gitterspektrographen, dessen Kamera mit einem Teleobjektiv ausgestattet ist, habe ich mit dem Gitter I Spektrogramme hergestellt, die etwa die gleiche Gr\u00f6\u00dfe haben wie die im neuen Apparate mit Gitter II her gestellten. Da man im neuen Apparate mit einfacheren Mitteln (Gitter II und einfaches Objektiv von 20\u201430 cm Brennweite) dasselbe erzielen kann, ist letztere Kombination vorzuziehen.\n3)\tDer Apparat l\u00e4\u00dft sich auch als Spektrophotometer verwenden.","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"295\n\u00dcber Absorptionsspektren.\nund Violett.1) Schaltet man zwischen Kondensor und Spalt ein Zei\u00dfsches Blauglas ein, so kann man den Violettstreifen sehr d\u00fcnner Blutl\u00f6sungen usw. direkt beobachten. Vor dem L\u00f6weschen Apparat hat das neue Gitterspektroskop auch den Vorzug, da\u00df es k\u00fcrzer ist. Daher kann man, ohne die Beobachtung unterbrechen zu m\u00fcssen, die zu untersuchende Fl\u00fcssigkeit selbst vor dem Spalt vor\u00fcberf\u00fchren, wodurch bekanntlich das Wahrnehmen sehr schwacher Absorptionserscheinungen erleichtert wird.\nAls Spektrograph (s.Fig.B.) eignet sich der neue Apparat zur Herstellung von Spektrogrammen in verschiedener Gr\u00f6\u00dfe. Bei Benutzung der zugeh\u00f6rigen optischen Bestandteile aus U. V.-Glas l\u00e4\u00dft sich auch ein Teil des Ultraviolett mitphotographieren. \u2014 Da die Befestigung der Kamera eine sehr sichere ist, so kann man die reihenweise untereinander auf einer Platte hergestellten Photogramme gut vergleichen. So lassen sich z. B. die Spektrogramme einer Fl\u00fcssigkeit in ab gestufter Verd\u00fcnnung auf einer Platte untereinander hersteilen. Auf den Wert einer derartigen Darstellung der Absorptionsverh\u00e4ltnisse einer Fl\u00fcssigkeit bei verschiedener Konzentration haben vor kurzem schon Rost, Franz und Heise hingewiesen.2) \u2014 Schiebt man den H\u00fcfner-Rhombus vor den Spalt, so kann man auch noch die Spektra zweier Fl\u00fcssigkeiten gleichzeitig photographieren. Dadurch ist ein sehr genauer Vergleich der Spektrogramme zweier verschiedener Fl\u00fcssigkeiten m\u00f6glich. \u2014 Obgleich die beschriebene Apparatur f\u00fcr Untersuchungen \u00fcber die Absorptionsspektra von Fl\u00fcssigkeiten konstruiert ist, so lassen sich damit auch manche einfachere Untersuchungen \u00fcber Emissionsspektra ausf\u00fchren. Einen Anhalt f\u00fcr die Verwendbarkeit dieser Apparatur zu den letztgenannten Untersuchungen d\u00fcrfte die Beobachtung des\n*) In besonderen F\u00e4llen kann es freilich erw\u00fcnscht sein, die Beobachtungen \u00fcber Absorptionserscheinungen im Violett und einem Teile des Ultravioletts mit einem Prismenspektralapparat zu machen. Ein dazu geeignetes U. V.-Flintglasspektroskop ist k\u00fcrzlich von mir beschrieben worden (Diese Zeitschrift, Bd. LXIII, Heft 6, S. 478).\n2) 1. c.","page":295},{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"296\n0. Sch\u00fcmm,\nSonnenspektrums unter Benutzung der 3 verschiedenen Gitter ergeben.\nII.\nSpektroskopische Methoden werden auch von Chemikern vielfach nicht gen\u00fcgend gew\u00fcrdigt. Das ist freilich kaum verwunderlich, wenn man bedenkt, da\u00df das f\u00fcr spektroskopische Untersuchungen verf\u00fcgbare Instrumentarium an vielen Orten lediglich aus einem Taschenspektroskop, noch dazu ohne Wellenl\u00e4ngenskala, einem veralteten Bunsenspektroskop oder dergleichen besteht. Die neuen, f\u00fcr die Untersuchung von Absorptionsspektren konstruierten Pr\u00e4zisionsspektroskope1) mit Einrichtung zur genauen Ortsbestimmung der Absorptionsstreifen nach Milliontel Wellenl\u00e4ngen und zur gleichzeitigen Beobachtung zweier Spektra gestatten jedoch ein so sicheres Beobachten, da\u00df sich Einw\u00e4nde gegen die Methode nicht erheben lassen; um so mehr, als auch die Handhabung der neuen Apparate einfach und bequem ist. Man mu\u00df sich nur \u00fcber die Grenzen der Leistungsf\u00e4higkeit der spektroskopischen Methode zur Untersuchung der Absorptionsspektren klar sein. Eine kurze Er\u00f6rterung \u00fcber die Messung und Bestimmung der Absorptionsspektra d\u00fcrfte daher von Nutzen sein.\nDie in einem Spektrum auftretende Absorptionserscheinung l\u00e4\u00dft sich f\u00fcr manche Zwecke dadurch gen\u00fcgend charakterisieren,2)\n*) Speziell: Verfassers Bunsenspektroskop mit Vergleichs Vorrichtung (Neukonstruktion, vgl. Jahrb\u00fccher der Hamburger Staatskrankenanstalten, Bd. X, S. 354) und das oben beschriebene Gitterspektroskop, f\u00fcr die Zwecke der Farbenindustrie auch das einfachere Gitterspektroskop von Dr. L\u00f6we-Zeiss.\n2) Da\u00df ein spektroskopischer Befund nur dann vollst\u00e4ndig zur Identifizierung einer Substanz ausreicht, wenn die betr. Substanz durch ein durchaus charakteristisches, genau erforschtes Absorptionsspektrum gekennzeichnet ist, das sich von anderen \u00e4hnlichen Absorptionsspektren zweifelsfrei differenzieren l\u00e4\u00dft, erscheint selbstverst\u00e4ndlich, wird aber leider nicht immer gen\u00fcgend beachtet. Wenn z. B. K. Wind die Anwesenheit von \u00abNitritmeth\u00e4moglobin\u00bb im Blute seiner Versuchstiere f\u00fcr erwiesen h\u00e4lt, weil das Absorptionsmaximum des von ihm beobachteten Streifens im Rot ein wenig weiter nach rechts lag als b\u00e9im \u00abechten\u00bb Meth\u00e4moglobin, so ist dieser Schlu\u00df nicht gerechtfertigt; denn das \u00abNitritmeth\u00e4moglobin\u00bb ist bislang weder als chemisches Individuum sicher-","page":296},{"file":"p0296s0001.txt","language":"de","ocr_de":"Hoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. Band LXVI, Tafel 52/53,","page":0},{"file":"p0296s0002.txt","language":"de","ocr_de":"Verlag von Karl J. Tr\u00fcbner in Strassburg.","page":0},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"297\n\u00dcber Absorptionsspektren.\nda\u00df man den Ort der einzelnen Absorptionsstreifen im Spektrum m\u00f6glichst genau nach Wellenl\u00e4ngen bestimmt (s. unten, Ortsbestimmung der Streifen). Oft ist es notwendig, ein Absorptionsspektrum noch genauer zu charakterisieren, dadurch, da\u00df man au\u00dfer der Ortsbestimmung der Streifen noch ihre relative Breite angibt (s. unter Breitenmessung). Eine noch vollst\u00e4ndigere Charakterisierung einer Absorptionserscheinung w\u00fcrde dadurch erreicht werden, da\u00df man die relative Intensit\u00e4t der einzelnen Streifen, d. h. die mehr oder weniger vollst\u00e4ndige Lichtabsorption am Ort der betreffenden Streifen feststellte. Leider besitzen wir kein Verfahren, das exakt und doch so einfach ist, da\u00df es Aussicht auf die praktische Anwendung bei der Ausf\u00fchrung qualitativ spektroskopischer Untersuchungen h\u00e4tte. Praktisch wird man sich wohl allgemein damit begn\u00fcgen, die relative Intensit\u00e4t der einzelnen Streifen nach dem optischen Eindruck abzusch\u00e4tzen und so zu charakterisieren, da\u00df man z. B. von den 3 ungleich dunklen Absorptionsstreifen eines Spektrums den einen als den dunkelsten, den andern als weniger und den dritten als am wenigsten dunkel bezeichnet.r) Dabei ist es praktisch gleichg\u00fcltig, wenn eine derartige Sch\u00e4tzung der relativen Intensit\u00e4t (im Spektroskop) ein Resultat ergibt, was mit dem bei der wissenschaftlichen Photometrie der Absorptionsstreifen\ngestellt, noch hat Wind \u00fcber einen Kontrollversuch mit einem Gemisch aus Blut und k\u00fcnstlich hergestelltem \u00abNitritmeth\u00e4moglobin\u00bb usw. berichtet. Es h\u00e4tte in diesem Falle weit eingehenderer Angaben bedurft, wenn so weitgehende Schl\u00fcsse lediglich aus dem spektroskopischen Verhalten einer Fl\u00fcssigkeit gezogen werden. Ob das Blut der Wind sehen Versuchstiere das gew\u00f6hnliche Meth\u00e4moglobin oder ein besonderes \u00abNitritmeth\u00e4moglobin\u00bb enthielt, ist nicht erwiesen. Dagegen kann es keinem Zweifel unterliegen, da\u00df das Blut irgend ein Meth\u00e4moglobin enthielt. Das wesentliche Ergebnis seiner Arbeit ist somit gesichert.\n*) Bei der Untersuchung des gleichen mehrstreiligen Absorptionsspektrums mit Prismen aus verschiedenen der gebr\u00e4uchlichen Glassorten habe ich bislang keine erhebliche durch die Glassorte bedingte Verschiedenheit in der relativen Intensit\u00e4t der einzelnen Absorptions-streifen beobachtet. Dagegen mu\u00df man ber\u00fccksichtigen, da\u00df die relative Intensit\u00e4t der Absorptionsstreifen eines mehrstreifigen Spektrums sich etwas verschieden darstellt, je nachdem man die betreffende Fl\u00fcssigkeit mit einem Gitterspektroskop oder mit einem Prismenspektroskop beobachtet.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXVI.","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"298\n0. Sch\u00fcmm,\nerhaltenen nicht \u00fcbereinstimmt. Denn es kommt bei der qualitativen Spektroskopie ja nur darauf an, die relative Intensit\u00e4t der einzelnen Streifen insoweit richtig zu sch\u00e4tzen, da\u00df andere Beobachter bei der einfachen spektroskopischen Untersuchung im analogen Falle zu der gleichen Beurteilung kommen m\u00fcssen. Es lassen sich daher bei der einfachen spektroskopischen Beobachtung nur deutliche Unterschiede in der relativen Intensit\u00e4t der einzelnen Absorptionsstreifen zur Charakterisierung eines Absorptionsspektrums heranziehen.\nVon gr\u00f6\u00dfter Bedeutung ist die Ortsbestimmung der Absorptionsstreifen. Sie wird folgenderma\u00dfen ausgef\u00fchrt. Man verd\u00fcnnt die Fl\u00fcssigkeit n\u00f6tigenfalls soweit, da\u00df der zu bestimmende Streifen noch deutlich sichtbar ist, stellt dann durch Drehen an der Mikrometerschraube die Marke des Me\u00dfokulars auf die dunkelste Stelle des Streifens ein und liest die Stellung an der Mikrometereinrichtung ab. Um die geeignetste Verd\u00fcnnung zu finden, mu\u00df man meistens mehrere Verd\u00fcnnungen pr\u00fcfen. Enth\u00e4lt ein Spektrum mehrereStreifen von verschiedener Intensit\u00e4t und Breite, so mu\u00df man jeden Streifen bei der f\u00fcr seine Messung geeignetsten Verd\u00fcnnung bestimmen. Ungemein zahlreiche, in dieser Art von mir wie auch von andern Beobachtern in meinem Laboratorium ausgef\u00fchrte Bestimmungen des sogenannten Dunkelheitsmaximums von Absorptionsstreifen haben ergeben, da\u00df diese Bestimmungen sich mit einer f\u00fcr praktische Zwecke ausreichenden Genauigkeit ausf\u00fchren lassen.1) Gelegentlich geben Spektroskopiker die Lage von Absorptions-\nstreifen bis auf eine Angstr\u00f6meinheit\nPP\n10\nZehnmilliontel\neiner Wellenl\u00e4nge) genau an. Das ist so aufgefa\u00dft worden, als ob man den Ort eines Absorptionsstreifens in der Tat mit\n*) Genaue Bestimmungen des Dunkelheitsmaximums der Absorptionsstreifen einer Anzahl wichtiger Blutfarbstoffderivate hat meines Wissens zuerst Formanek ausgef\u00fchrt. Ich habe diese Methode ebenfalls hei zahlreichen Untersuchungen angewandt und die dabei erhaltenen Werte k\u00fcrzlich mitgeteilt, vgl. 1. c. Klinische Spektroskopie, S. 50, 53, 58, 59, 60, 65, 67, 80, 81, 85, 87, 88, 90, 98, 101, 102, 103, 107, 108, 115, 120, 122, 123, 126, 127.","page":298},{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Absorptionsspektren.\t299\neiner derartigen au\u00dferordentlichen Genauigkeit feststellen k\u00f6nnte. Das ist aber im allgemeinen nicht der Fall. Auch ein ge\u00fcbter Beobachter mu\u00df sich begn\u00fcgen, z. B. das Dunkelheitsmaximum der beiden Absorptionsstreifen einer Blutl\u00f6sung zu etwa 578 (f\u00fcr den ersten) und etwa 542 (f\u00fcr den zweiten) zu bestimmen. Es hie\u00dfe die Leistungsf\u00e4higkeit der Methode \u00fcbersch\u00e4tzen, wenn man eine Angabe, wonach z. B. das Dunkelheitsmaximum des ersten Streifens zu 578,1 angegeben sein m\u00f6ge, so auffassen wollte, als k\u00f6nnte die Lage dieses Streifens mit dem Fadenkreuz bis auf 0,1 pp zuverl\u00e4ssig bestimmt werden.1)\nZahlenm\u00e4\u00dfige Angaben \u00fcber das Dunkelheitsmaximum der Absorptionsstreifen sind f\u00fcr die Bestimmung eines Absorptionsspektrums deswegen ungemein wertvoll, weil durch sie jeder Untersucher in der Lage ist, seine Beobachtungen \u00fcber ein zu bestimmendes Absorptionsspektrum mit jenen zu vergleichen, auch wenn er mit einem andern Prismenapparat arbeitet.2) Durch sorgf\u00e4ltige Messung gewonnene Angaben \u00fcber den Ort des Dunkelheitsmaximums in absoluten Werten (Milliontel Wellenl\u00e4ngen) bilden daher das Ger\u00fcst f\u00fcr den Bau der qualitativen Absorptionsspektralanalyse.\nDie Charakterisierung eines Absorptionsspektrums l\u00e4\u00dft sich durch zahlenm\u00e4\u00dfige Angabe der seitlichen Begrenzung der einzelnen Streifen vervollst\u00e4ndigen, jedoch nur, wenn zu der Bestimmung ein Spektroskop mit symmetrischem Spalt benutzt wird und -wenn die Bedingungen, unter denen die Messung ausgef\u00fchrt wird, genau bekannt sind; n\u00e4mlich die Spaltweite, Fernrohrvergr\u00f6\u00dferung, Schichtdicke und Konzentration der Fl\u00fcssigkeit und ann\u00e4hernd die Intensit\u00e4t und der Abstand der Licht-\n9 Um einer derartigen \u00dcbersch\u00e4tzung der Genauigkeit spektroskopischer Ortsbestimmungen bei Absorptionsspektren vorzubeugen, habe ich es f\u00fcr richtig gehalten, in meiner Abhandlung \u00fcber die klinische Spektroskopie die Lage der Absorptionsstreifen nur in ganzen pp anzugeben.\n2) Ob sich in dieser Hinsicht kleine Unterschiede ergeben werden, wenn man das Dunkelheitsmaximum des gleichen Absorptionsstreifens einerseits mit einem Prismaapparat, anderseits mit einem Gitterapparat bestimmt, ist noch nicht gen\u00fcgend untersucht. Ich habe bei den von mir bislang gepr\u00fcften Objekten keinen Unterschied gefunden; die Beobachtungen werden noch fortgesetzt.\n20*","page":299},{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"300\n0. Sch\u00fcmm,\nquelle vom Spalt.1) Eine dieser Bedingungen, die Herstellung einer bekannten Konzentration, ist praktisch nat\u00fcrlich oftmals nicht zu erf\u00fcllen. In solchen F\u00e4llen kann man noch den Ausweg w\u00e4hlen, da\u00df man \u00abBreitenmessungen\u00bb der Absorptionsstreifen bei allm\u00e4hlich gesteigerter Verd\u00fcnnung der betreffenden Fl\u00fcssigkeit ausf\u00fchrt und die gefundenen Werte durch eine Kurve oder durch direkte zeichnerische Wiedergabe darstellt.\nZur Bestimmung und Ausmessung der Absorptionsspektra hat man auch das photographische Verfahren herangezogen. Photogramme einiger Absorptionsspektren sind auf der beigegebenen Spektraltafel abgebildet.\nObgleich die Absorptiohserscheinungen auf diesen Spektro-grammen einen recht naturgetreuen Eindruck machen, so darf man sich dadurch nicht zu der Annahme verleiten lassen, da\u00df die photographische Methode unter allen Umst\u00e4nden eine richtige Wiedergabe der Absorptionserscheinungen erlaube. Die neuerdings von mehreren Seiten zum Ausdruck gebrachte Auffassung, da\u00df die photographische Methode objektiver sei als die \u00absubjektive\u00bb Methode der direkten spektroskopischen Beobachtung, ist nur bedingt richtig. Geradezu irrt\u00fcmlich ist aber die Auffassung, da\u00df die photographische Methode frei von \u00abSubjektivit\u00e4t\u00bb sei. Sie mu\u00df im Gegenteil als eine in mehrfacher Hinsicht durchaus subjektive Methode angesehen werden. Der Beweis hierf\u00fcr liegt in der Tatsache, da\u00df ein Spektrogramm des Absorptionsspektrums einer Fl\u00fcssigkeit dann als richtig gilt, wenn es demjenigen Bilde m\u00f6glichst \u00e4hnlich ist, das uns bei der direkten spektroskopischen Beobachtung des betreffenden Objekts durch unser Auge vermittelt wird; mit anderen Worten: wir kontrollieren das Produkt der \u00abobjektiven\u00bb photographischen Methode, das ist das Spektrogramm, durch die \u00absubjektive\u00bb spektroskopische Beobachtung! Meine spektrophotographischen Untersuchungen haben mir gezeigt, da\u00df das spektrophotogra-\nl) Derart ausgef\u00fchrte Breitenmessungen der Absorptionsstreifen im Verein mit den Beobachtungen \u00fcber die relative Intensit\u00e4t und den Bestimmungen des Dunkelheitsmaximums liefern erst eine sichere Unterlage f\u00fcr eine gute Darstellung der Absorptionsspektra durch Kurven oder Zeichnungen.","page":300},{"file":"p0301.txt","language":"de","ocr_de":"301\n\u00dcber Absorptionsspektren.\nphische Verfahren nur in den H\u00e4nden eines erfahrenen Spektro-skopikers brauchbare und verl\u00e4\u00dfliche Resultate liefern kann, sie aber auch unter diesen Umst\u00e4nden nicht immer liefert.1)\nTrotz der auch in hiesigem Institute eifrig betriebenen Versuche ist es bislang nicht gelungen, einen l\u00e4stigen Mangel des spektrophotographischen Verfahrens ganz zu beseitigen, n\u00e4mlich die ungleiche Empfindlichkeit der gebr\u00e4uchlichen photographischen Platten f\u00fcr die Lichtstrahlen verschiedener Wellenl\u00e4nge. Daher mu\u00df man bei dem Photographieren der Absorptionsspektren von Fl\u00fcssigkeiten mit der M\u00f6glichkeit rechnen, da\u00df Intensit\u00e4t und Lage der Absorptionsstreifen durch ein Spektrogramm unter Umst\u00e4nden nicht ganz richtig wiedergegeben werden.\nDer angegebene Fehler tritt um so weniger auf, je gr\u00f6\u00dfer die Dispersion des benutzten Gitters ist. Daher konnte ich auch mit dem Gitter III am leichtesten befriedigende Spektro-gramme erzielen.2) Anderseits ist es oft erw\u00fcnscht, ein Gitter mit geringerer Dispersion zu benutzen, da dann die Absorptionsstreifen sch\u00e4rfer erscheinen. Benutzt man nun das Gitter II, so macht sich die besprochene Fehlerquelle, das Auftreten der sogenannten Plattenminima3) viel mehr bemerkbar. Sie ist\n1)\tDiese Beurteilung deckt sich vollst\u00e4ndig mit derjenigen, zu welcher der Photograph unserer Anstalt, W. Gummelt, gekommen ist. Gummelt hat das Ergebnis seiner spektrophotographischen Versuche in einer Abhandlung zusammengefa\u00dft, die in der \u00abZeitschrift f\u00fcr Fortschritte auf dem Gebiete der R\u00f6ntgenstrahlen\u00bb, Jahrgang 1910, erschienen ist. Wegen der Einzelheiten sei auf diese Abhandlung verwiesen.\n2)\tRost, Franz und Heise benutzten zur Herstellung ihrer Spektro-gramme ein Gitter von etwa gleicher Dispersion wie mein Gitter III. Auch ihre, im \u00fcbrigen musterg\u00fcltigen Spektrogramme weisen zum Teil sehr merklich die bis dahin unvermeidlichen, durch die oben angegebene Fehlerquelle der spektroskopischen Methode hervorgerufenen Banden auf, die dem betreffenden Absorptionsspektrum an sich nicht angeh\u00f6ren. \u2014 Es sei \u00fcbrigens ausdr\u00fccklich hervorgehoben, da\u00df der Wert des Werkes von Rost, Franz und Heise durch jene unvermeidbare Unvollkommenheit eines Teils ihrer Spektrogramme nicht im mindesten beeintr\u00e4chtigt wird.\n3)\t\u00dcber analoge, beim Arbeiten mit Prismenspektrographen verschieden starker Dispersion im hiesigen Institut gemachte Beobachtungen hat k\u00fcrzlich W. Gummelt berichtet (1. c.). Bei einem Apparate mit","page":301},{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"302\n0. Sch\u00fcmm,\nnamentlich dann zu ber\u00fccksichtigen, wenn man versuchen will, durch Ausmessen der Originalspektrogramme oder der davon hergestellten Abz\u00fcge die Dunkelheitsmaxima der Absorptionsstreifen zu ermitteln.\nUm die Ortsbestimmung der Absorptionsstreifen auf diesem indirekten Wege auszuf\u00fchren, benutzt man am besten einen stabilen Gitterspektrographen, z. B. in der Art des oben beschriebenen Apparates. Man photographiert nun zun\u00e4chst ein als Vergleichsspektrum dienendes Emissionsspektrum, z. B. das Heliumspektrum und dann das zu untersuchende Absorptionsspektrum. Auf dem photographischen Negativ oder besser auf dem davon hergestellten Positiv mi\u00dft man dann den Abstand der Heliumlinien, z. B. zwischen den Linien 588 und 502 oder 389 und bestimmt dann die Lage der dunkelsten Stelle des Absorptionsstreifens zu diesen Linien. Die der dunkelsten Stelle des Absorptionsstreifens entsprechende Wellenl\u00e4nge ergibt sich dann leicht durch Rechnung. Zum Ausmessen der Platten dient entweder ein schwach1) vergr\u00f6\u00dferndes Me\u00dfmikroskop oder ein Ma\u00dfstab auf Glas, wie sie in geeigneter Ausf\u00fchrung von Carl Zeiss, Jena, geliefert werden. Benutzt man richtig hergestellte Spektrogramme als Unterlage f\u00fcr die Messungen, so gibt diese Methode ebenfalls gute Resultate. Man hat aber stets die durch die sogenannten Plattenminima bedingte Fehlerquelle zu ber\u00fccksichtigen. Davon, da\u00df man durch Ausmessen der Platten durchweg eine gr\u00f6\u00dfere Genauigkeit erzielt als durch die einfache spektroskopische Messung mit dem Fadenkreuz und der Mikrometerschraube, habe ich mich nicht \u00fcberzeugen k\u00f6nnen. Doch ist es fraglos von Wert, eventuell beide Methoden neben einander\ngeringer Dispersion erhielt er zwar sch\u00e4rfere Bilder der Absorptionsstreifen, aber auch viel leichter, als unliebsame Zugabe, die durch die Plattenminima bedingten \u00abPseudo-Absorptionstreifen\u00bb.\n*) Die den \u00abMe\u00dfmikroskopen f\u00fcr Negative\u00bb von Zeiss beigegebenen Objektive und Okulare liefern eine viel zu starke Vergr\u00f6\u00dferung. Eine Vergr\u00f6\u00dferung ist kaum n\u00f6tig, man kann daher mit Vorteil ein einfaches Me\u00dfwerk benutzen, bei dem ein geeigneter, mit Hilfe einer Mikrometerschraube me\u00dfbar verschiebbarer Index mit der dunkelsten Stelle des Absorptionsstreifens zur Coinzidenz gebracht wird. Ein derartiges einfaches \u00abMikrometer\u00bb werde ich demn\u00e4chst genauer beschreiben.","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Absorptionsspektren.\t303\nanwenden zu k\u00f6nnen, wozu sich die oben beschriebene Apparatur sehr gut eignet.\nBei Untersuchungen \u00fcber die Absorptionserscheinungen an der Grenze des sichtbaren und unsichtbaren Violett, sowie im unsichtbaren Violett (Ultraviolett) ist man nat\u00fcrlich im allgemeinen auf die photographische Methode angewiesen. Will man das Absorptionsspektrum einer Fl\u00fcssigkeit spektrophoto-graphisch darstellen, so empfiehlt es sich, in der von Rost, Franz und Heise angegebenen Art eine Anzahl verschieden starker Verd\u00fcnnungen herzustellen und diese unter einander zu photographieren.\nEine Anwendung der Spektrophotographie, die vielleicht Eingang in die gerichtliche Medizin finden k\u00f6nnte, besteht in dem spektrographischen Nachweis von Blutfarbstoff und seiner n\u00e4chsten Umwandlungspodukte. W\u00e4sserige Ausz\u00fcge aus Blutflecken, die je 1 Jahr alt waren, lieferten mir den bekannten Violettstreifen sehr leicht. Ich konnte ihn mit dem neuen Gitter-spektrographen unter Benutzung von Gitter II noch in einer Verd\u00fcnnung von einem Teil Blut auf 5000 Teile Wasser bei nur 1cm dicker Schicht durch das Spektrogramm nach-weisen, bei gr\u00f6\u00dferer Schichtdicke nat\u00fcrlich in weit st\u00e4rkerer Verd\u00fcnnung. Ehe man dieses Verfahren f\u00fcr gerichtliche Zwecke empfehlen kann, m\u00fcssen freilich noch entscheidende Versuche dar\u00fcber angestellt werden, ob dieser Violettstreifen nur durch Blutfarbstoff und seine n\u00e4chsten Umwandlungsprodukte hervorgerufen werden kann.\nLiteratur.\n1.\tH. Kayser, Handbuch der Spektroskopie, Leipzig, bei S. Hirzel.\n2.\tGamgee, On the Absorption of the Extreme Violett and Ultraviolett Rays of the Spektrum by Haemoglobin, its Compounds and Certain of its Derivatives. Zeitschrift f. Biologie, 1896, Bd. XXXIV, S. 505.\n3.\tO. Sch\u00fcmm, Ein neues Spektroskop, M\u00fcnch, med. Wochenschrift, 1907, Nr. 47.\n4.\tF. L\u00f6we, Ein Gitterspektroskop mit einer nach Wellenl\u00e4ngen geteilten Mikrometerschraube, Zeitschrift f\u00fcr Instrumentenkunde, 1908, Heft 9.\n5.\t0. Sch\u00fcmm, Blutspektroskop, Mediz. Klinik, 1908.\n6.\tK. B\u00fcrker, Ein einfaches Vergleichsspektroskop, M\u00fcnch, med. Wochenschrift, 1908, Nr. 39.","page":303},{"file":"p0304.txt","language":"de","ocr_de":"304\n0. Sch\u00fcmm, \u00dcber Absorptionsspektren.\n7.\tRost, Franz und Heise, Die Photographie des Blutspektrums, Medizinische Klinik, 1909, Nr. 7.\n8.\t0. Sch\u00fcmm, Ein neues Bunsenspektroskop f\u00fcr die genauere Untersuchung der Absorptionsspektra von Fl\u00fcssigkeiten, Diese Zeitschrift, 1909, Bd. L1X, H. 1.\n9.\t0. Sch\u00fcmm, Klinische Spektroskopie, Jena 1909, bei G. Fischer.\n10.\tRost, Franz und Heise, Beitr\u00e4ge zur Photographie der Blutspektra, Berlin 1909, bei J. Springer.\n11.\tH. und P. Kr\u00fcss, Kolorimetrie und quantitative Spektralanalyse in ihrer Anwendung in der Chemie, Hamburg und Leipzig, bei L. Voss, 1909, II. Aufl. Dort auch die betr. \u00e4ltere Literatur.\n12.\tK. B\u00fcrk er, Ein kleiner Universalspektralapparat, Diese Zeitschrift, 1909, Bd. LXIII, H. 4.\nVgl. hierzu 0. Sch\u00fcmm, Zur Abwehr, Diese Zeitschrift, 1909, Bd. LXIV, H. 1.\n13.\t0. Sch\u00fcmm, \u00dcber den Nachweis von Blutfarbstoff durch seinen an der Grenze des sichtbaren Violett liegenden Absorptionsstreifen, Diese Zeitschrift, 1909, Bd. LXIII, H. 6.\n14.\t0. S c h u m m, Kurze Mitteilungen, 2. Zur Technik spektroskopischer Untersuchungen. Mitteilungen aus den Hamburger Staatskrankenanstalten, Bd. X, H. 15, S. 349.\n15.\tK. Wind, \u00dcber die Chilisalpetervergiftung und den spektroskopischen Nachweis des Nitrits im Blute, Inaugural-Dissertation, 1910, Gie\u00dfen, Verlag Fremdenblatt-Druckerei, Hamburg.","page":304}],"identifier":"lit18972","issued":"1910","language":"de","pages":"287-304","startpages":"287","title":"Ein neues Gitterspektroskop und ein Gitterspektrograph mit variabler Dispersion zu Untersuchungen \u00fcb Absorptionsspektra. (Eigene Konstruktion des Verfassers). II. \u00dcber die Messung und Bestimmung der Absorptionsspektra","type":"Journal Article","volume":"66"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:15:38.516910+00:00"}