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{"created":"2022-01-31T15:13:25.746979+00:00","id":"lit18973","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Warburg, Otto","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 66: 305-340","fulltext":[{"file":"p0305.txt","language":"de","ocr_de":"Ober die Oxydationen in lebenden Zellen nach Versuchen am Seeigelei.\nVon\nOtto Warburg.\n(Aus der zoologischen Station in Neapel.)\n(Der Redaktion zugegangen am 29. April 1910.)\nDie Versuche \u00fcber die Oxydationen im Ei^habe ich fortgesetzt und verf\u00fcge jetzt \u00fcber viele hundert Messungen. Von diesen will ich einige, die mir wichtig erscheinen, mitteilen.\nAls Material wurde meist Strongylocentrotus lividus gew\u00e4hlt, dessen Eier widerstandsf\u00e4higer sind und sich infolgedessen besser f\u00fcr Experimente eignen. Die Sauerstoffbestim-mungen wurden nach Winkler oder Sch\u00fctzenberger ausgef\u00fchrt und im \u00fcbrigen so, wie ich es in der ersten Arbeit beschrieben habe. Ein Th. hinter den Zahlen bedeutet, wenn nichts dazu bemerkt ist, abgelesene Kubikzentimeter Thiosulfat (1 ccm = ca. 0,06 ccm Sauerstoff), ein H. abgelesene Kubikzentimeter Hydrosulfit (1 ccm = ca. 0,1 ccm Sauerstoff). Zum Vergleich wurden diesmal meist keine Stickstoffbestimmungen gemacht, sondern ein und dasselbe Material in gleiche Teile geteilt; dies ist genauer. F\u00fcr jeden neuen Versuch findet sieh ein Protokoll im Anhang. Die eingeklammerten Nummern entsprechen den Protokollnummern im Anhang.\nI.\nWenn man das Ei des Seeigels befruchtet, so steigt in kurzer Zeit der Sauerstoffverbrauch, z. B. auf das Sechsfache. Ein derartiges Resultat besagt zun\u00e4chst weiter nichts, als dafi eine ruhende Zelle einen niedrigeren Stoffwechsel hat als eine.\n*) Warburg, Diese Zeitschrift, Bd. LVII, S. 1; Bd. LX, S 418","page":305},{"file":"p0306.txt","language":"de","ocr_de":"Otto Warburg,\n\ndie sich entwickelt, und wird in dieser Form fast selbstverst\u00e4ndlich erscheinen. \u00dcber die Verkettung der Prozesse: Zellteilung, Kernteilung, Steigerung der Oxydationen wissen wir eins, durch Loeb:l) Kern- und Zellteilung h\u00f6ren auf, wenn man den Eiern den Sauerstoff entzieht. Die Oxydationen sind also eine notwendige Bedingung f\u00fcr Kern- und Zellteilung. Ich habe mich gefragt, ob auch die Kern- und Zellteilung ihrerseits eine notwendige Bedingung f\u00fcr die Oxydationen sind, mit anderen Worten, ob die erw\u00e4hnten Vorg\u00e4nge unter allen Umst\u00e4nden miteinander verkettet sind. Das ist durchaus nicht der Fall. F\u00fcgt man zu Seewasser sehr wenig Phenylurethan, so wird Zell- und Kernteilung unterdr\u00fcckt, der Sauerstoffverbrauch dagegen sinkt nur sehr wenig.\nAtmung in Seewasser\nBeispiele:\nin Phenylurethan-Seewasser ca. 1 /2000-normal\nfil a)\t7,5\t7,3\tTh.\nb)\t\u00f6,2\t5,0\t\u00bb\nc)\t6,9\t6,5\t\u00bb\nDie gr\u00f6\u00dfte Differenz, die ich \u00fcberhaupt erhielt, ist in Versuch b) mitgeteilt und betr\u00e4gt ca. 20 \u00b0/o, w\u00e4hrend der Unterschied zwischen befruchteten und unbefruchteten Eiern ca. 600 \u00b0/o ist.\nEs war nun wichtig, zu wissen, welche morphologischen Prozesse in dem Phenylurethan-Seewasser noch vor sich gehen. Ich habe deshalb befruchtete Eier in kurzen Intervallen konserviert, die, bei 15\u00b0, teils in Seewasser, teils in Phenylurethan-Seewasser atmeten., Verteilt wurde das Material 30 Minuten nach der Befruchtung, als die Kerne deutlich, noch nicht aufgel\u00f6st, in der Mitte waren. Die Schnitte wurden mit H\u00e4malaun gef\u00e4rbt.-)\n') Pfl \u00fcgers Archiv. Bd. LXU(1895). (Zitiert, wie auch im folgenden, nach: J. Loeb, Die chemische Entwicklungserregung des tierischen Eies.) Die Bilder sollen gelegentlich publiziert werden.","page":306},{"file":"p0307.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Oxydationen in lebenden Zellen.\t307\n\tln Seewasser\tIn Phenylurethan-Seewasser ca. '/\u00abooo-noinial\nNach 25 Minuten\tbeginnende Kernaufl\u00f6sung, Astrosph\u00e4ren\tKerne nicht aufgel\u00f6st, keine Astrosph\u00e4ren\nNach 40 Minuten '\tHantelstadium, beginnende 2-Teilung\tKerne aufgel\u00f6st, Astro* Sph\u00e4ren ganz eng um den Kern\nNach 90 Minuten\tAufl\u00f6sung der Kerne und Astrosph\u00e4renbildung in den 2 er Blastomeren\t\u00c4quatorialplatte\nNach 130 Minuten\tbeginnende 4-Teilung\tdie Astrosph\u00e4ren sind nicht auseinandergegangen.\nEs kommt also in dem Phenylurethan-See wasser zur Anlage der Astrosph\u00e4ren, die aber sehr klein sind und sich nicht vom Kern entfernen, selbst in einer Zeit (130 Minuten), nach der die Kontrolle schon in das Vierzellenstadium \u00fcberzugehen beginnt ; oder : ein Stadium, das in Seewasser in 35 Minuten erreicht wird, wird bei gleichem Alter des Ausgangsmaterials auch in 130 Minuten nicht erreicht. Hieraus folgt, da\u00df auch Kernaufl\u00f6sung und Astrosph\u00e4renbildung nicht die Ursache der Steigerung der Oxydationsprozesse sein k\u00f6nnen.\nZusammenfassend k\u00f6nnen wir sagen: die sichtbaren Ver\u00e4nderungen im sich entwickelnden Ei sind keine Bedingung f\u00fcr die \u00c4nderung der Oxydationen nach der Befruchtung. Da anderseits nach der Loebsehen Entdeckung die Oxydationsprozesse eine Bedingung f\u00fcr die sichtbaren Ver\u00e4nderungen sind, so sind diejenigen chemischen Prozesse, als deren Ma\u00df man den Sauerstoffverbrauch betrachten darf, den morphologischen Prozessen \u00fcbergeordnet. Diese Tatsache wird f\u00fcr jede k\u00fcnftige Fragestellung \u00fcber die Ursachen des Zell Wachstums von Bedeutung sein.\nMan wird bemerken, da\u00df die angef\u00fchrten Zahlen auch von Wichtigkeit sind f\u00fcr die Theorie der Narkose (das Phenyl-urethan geh\u00f6rt in die Klasse der indifferenten Narkotica1)) und\n*) Over ton, Studien \u00fcber die Narkose, Jena, 1901.","page":307},{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"808\nOtto Warburg,\nda\u00df sie weder die Hypothese von Hans Meyer,1) noch die von Verworn st\u00fctzten. F\u00fcr Verworn* *) k\u00f6nnte ich anf\u00fchren, da\u00df gr\u00f6\u00dfere Konzentrationen von Phenylurethan die Atmung allerdings erheblich vermindern, z. B.\nAtmung in See- in Phenylurethan-Seewasser wasser\tca. Vr.oo-normal\n12] 6,5\t3.7 Th.\n5,6 2,5 >\nEs handelt sich aber nicht um die Frage, ob man mit einem Narkoticum die Oxydationen \u00fcberhaupt herunterdr\u00fccken kann, sondern, wie sich die Oxydationen bei der eben wirksamen Grenzkonzentration des Narkoticums verhalten.\nII.\nDie k\u00fcnstliche Beeinflussung der Oxydationsprozesse hat nur dann Bedeutung f\u00fcr das Verst\u00e4ndnis der physiologischen Verbrennung, wenn man eine Beeinflussung auf dem Umweg \u00fcber Wachstum, Entwicklung oder andre physiologische Funktionen3) ausschlie\u00dfen kann. Bei S\u00e4ugetieren, Amphibien usw. ist das geradezu unm\u00f6glich, und deshalb haben uns die Respirationsversuche, die an solchen Objekten vorgenommen wurden, in der Theorie der Oxydationen nicht weiter gebracht. Selbst bei einem so einfachen Material wie den Hefezellen konnte ich eindeutige Resultate nicht erhalten, und man wird gewi\u00df\n') Nach Meyer (M\u00fcnchener med. Wochenschrift, Bd. LVI, S. 1577\u00bb steigt der Stoffwechsel, weil vorher getrennte Substanzen Zusammenkommen. Seine Gr\u00fcnde, soweit sie lebende Zellen betreffen, sind die Entwicklungserregung des tierischen Eis und schlafender Pflanzentriebe durch Narkotica. Es handelt sich aber, wie aus VI dieser Arbeit hervorgeht, um \u25a0eine indirekte Wirkung auf den Stoffwechsel.\n*) Verworn, Deutsche mediz. Wochenschrift, 1909, Nr. 37. Nach Verworn sind w\u00e4hrend der Narkose \u00abdie Oxydationsprozesse in der lebendigen Substanz gel\u00e4hmt\u00bb.\nAus meinen Zahlen dagegen folgt, da\u00df die Furchung des narkotisierten Eis weder unterbleibt, weil der Stoffwechsel gestiegen, noch weil er gesunken ist. Anders ausgedr\u00fcckt: in der Narkose f\u00fchren die Oxydationen nicht zu dem normalen physiologischen Erfolg.\n*) Ein Spezialfall dieser Forderung 4st es, da\u00df die Beeinflussung bis zu einem gewissen Grad reversibel sein mu\u00df.","page":308},{"file":"p0309.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Oxydationen in lebenden Zellen.\t309\nnicht sagen k\u00f6nnen, da\u00df Pepton die Atmung steigert, wenn eine mit Pepton ern\u00e4hrte Hefe mehr Sauerstoff verbraucht als eine hungernde.\nVor einiger Zeit teilte ich mit,1) da\u00df das befruchtete oder unbefruchtete Ei des Seeigels in einer hypertonischen L\u00f6sung, in der die Entwicklungsprozesse sistiert sind, viel mehr Sauerstoff verbraucht als in Seewasser. Hier handelt es sich um eine direkte Beeinflussung der Oxydationsprozesse: doch hat die Versuchanordnung den Nachteil, da\u00df man die Eier in einer bestimmten hypertonischen L\u00f6sung eine ganz bestimmte Zeit lassen mu\u00df, wenn man Furchungen erhalten will, und da\u00df sie andernfalls beim Zur\u00fcckbringen in Seewasser bald zerfallen. Die hypertonische L\u00f6sung gibt also, in Neapel wenigstens, keine reinen Resultate. Die Zahlen \u00fcber die Atmung der Strongylocentrotus-Eier sind nur mitgeteilt, weil die Verh\u00e4ltnisse etwas anders, liegen, als bei Arbaeia, die mir zu meinen fr\u00fcheren Versuchen diente.\nDagegen fand ich, da\u00df sich die Oxydationen im Ei (Strongylocentrotus lividus) durch \u00c4nderung der Wasser-stoffionenkonzeptration des Seewassers sehr erheblich beeinflussen lassen, und hier liegen die Verh\u00e4ltnisse so einfach, da\u00df eine ausf\u00fchrliche Beschreibung der Versuche angezeigt ist.\nHerbst2) und Loeb3) haben fast gleichzeitig .die Entdeckung gemacht, da\u00df f\u00fcr die Entwickelung des Eis eine bestimmte Konzentration der OH-Ionen eine notwendige Bedingung ist. Loeb kn\u00fcpfte daran die Vermutung, da\u00df in alkalischer L\u00f6sung die Oxydationen beg\u00fcnstigt w\u00fcrden ^sp\u00e4ter4) konnte er seine Hypothese experimentell st\u00fctzen, als sich zeigte, da\u00df f\u00fcr die Entwicklungserregung des Eis durch Alkalien Sauerstoff n\u00f6tig ist. \u2014\nWenn man zu Seewasser Salzs\u00e4ure gibt, so steigt, wegen des Gehalts an Bicarbonat, die Wasserstoffionenkonzentration\nV) Diese Zeitschrift, I. c.\n*) Archiv f. Entwicklungsmechanik, Bd. VII, S. 486, u. Bd. XVII, S.385.\n3)\tEbenda, Bd. VII, S. 631, und Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. CIII.\n4)\tLoeb. Entwicklungserregung, Seite 123. .","page":309},{"file":"p0310.txt","language":"de","ocr_de":"310\nOtto Warburg\nsehr langsam, w\u00e4hrend die Spannung der Kohlens\u00e4ure schnell w\u00e4chst. Da nun die Kohlens\u00e4ure, abgesehen von den Wasserstoffionen, die sie abspaltet, physiologische Wirkungen, z. B. als Narkoticum, aus\u00fcbt, so eignet sich anges\u00e4uertes Seewasser nicht f\u00fcr Versuche \u00fcber den Einflu\u00df der Wasserstoffionen. Alle Versuche, bei denen weniger als 3 ccm n/10-HCl zu 100 ccm Neapler Seewasser\" zugegeben wurden, sind nicht Salzs\u00e4ure-, sondern Kohlens\u00e4urewirkungen; also Mischwirkungen von C02-Molek\u00fclen und Wasserstoffionen. \u2014 Macht man Seewasser mit Laugen alkalisch, so w\u00e4chst die Hydroxylionenkonzentration sehr langsam, wieder wegen des Gehalts an Bicarbonat. Aus diesen Gr\u00fcnden benutzte ich k\u00fcnstliche L\u00f6sungen; eine Mischung von 100 Molek\u00fclen NaCl, 22 Molek\u00fclen KCl und 20 Molek\u00fclen CaCl*,1) alle fi/io normal, wird im folgenden als \u00ab Salzl\u00f6sung \u00bb bezeichnet. In einer derartigen Fl\u00fcssigkeit entwickeln sich die befruchteten Eier von Strongylocentrotus zu schwimmenden Larven, wenn ihr eine passende Menge Hydroxylionen zugesetzt sind.2)\n1. ln einer Salzl\u00f6sung, die auf 1000 ccm 10 ccm n/io-NaOH enth\u00e4lt, steigt der Sauerstoffverbrauch des befruchteten Eis sehr stark an, w\u00e4hrend Zell- und Kernteilung sistiert sind.\nZum Beispiel:\n1000 Salzl\u00f6sung Kontrollsalzl\u00f6sung vom OH-Ionen-\n4- 10 NaOH (keine Entwicklung)\ngehalt des Seewassers2) (normale Entwicklung)\n7.6\tTh.\n5.7\t\u00bb\n6.8\t>\u2018\n[3] 12,8\nln einem Fall fand ich eine Steigerung von nur 40\u00b0 und die Entwicklung war nicht vollst\u00e4ndig sistiert, sondern nur verlangsamt.\n2. ln einer Salzl\u00f6sung, der weder Bikarbonat noch NaOH zugef\u00fcgt ist, ist der Sauerstoffverbrauch sehr stark herabgedr\u00fcckt, Zell- und Kernteilung sind sistiert. .\nM Eine derartige L\u00f6sung ist von Loeb vielfach benutzt worden *) Auf 1000 Salzl\u00f6sung 5 m/*-Bicarbonat und 2 \u201c/to-NaOH.","page":310},{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Oxydationen in lebenden Zellen.\t311\nZum Beispiel:\nSalzl\u00f6sung\tSeewasser\nBefruchtete\tEier 0,8 H\t2,4 H [4|\nLarven\t3,0 \u00bb\t9,8 \u00bb\nEine Salzl\u00f6sung, die nicht unter besonderen Vorsichtsma\u00dfregeln hergestellt wird, enth\u00e4lt immer Spuren von C02; der Kohlens\u00e4uredruck in der Zelle mu\u00df unter solchen Bedingungen in der Zelle unnormal gro\u00df werden und es fragte sich, ob hierdurch die Wirkung der k\u00fcnstlichen Fl\u00fcssigkeit auf die Atmung zustande kommt. Einer kohlens\u00e4urefreien!) Salzl\u00f6sung werden H-Ionen in Form von NaH2P04 zugef\u00fcgt.\nAuf 1000 Salzl\u00f6sung 0,5 ccm n-NaH2P04 Seewasser [5] 1,1 H\t5,7 H.\nDie Atmung ist also noch tiefer gesunken, als in dem Versuch mit C02-haltiger Salzl\u00f6sung. Die Atmungskohlens\u00e4ure kommt, da die Eier kaum atmen, nicht in Betracht.\nUm aber ganz sicher zu gehen, habe ich noch 2 L\u00f6sungen verglichen, die bei gleicher Wasserstoffionenkonzentration ganz verschiedene Mengen C02 enthielten, und erhielt keinen Unterschied im Sauerstoffverbrauch.\n1000 Seewasser + 10 ccm n/io-HCl\tSalzl\u00f6sung\nTension der Kohlens\u00e4ure Tension der Kohlens\u00e4ure ca. 16 mm\tca. 0,15 mm\n[6] 5,5\t5,8\nHiermit ist sichergestellt, da\u00df die k\u00fcnstliche Salzl\u00f6sung verm\u00f6ge ihres Wasserstoffionengehalts die Oxydationen herabdr\u00fcckt, w\u00e4hrend die Konzentration der C02-Molek\u00fcle in den untersuchten Grenzen die Atmung nicht beeinflu\u00dft. \u2022\nIch verteilte nun gleiche Teile einer Eiportion in folgende 3 Fl\u00fcssigkeiten:\nI.\tSalzl\u00f6sung Reaktion gegen Hosols\u00e4ure2) br\u00e4unlich.\nII.\t1000 Salzl\u00f6sung -f- 5 \"Vs-Bicarbonat -f- 2 n/io-NaOH-Reaktion gegen Neutralrot gelb; Phenolphthalein schw\u00e4ch rosa.\nIII.\t1000 Salzl\u00f6sung + 10 ccm *Mio-NaOH.\n\u2018) Das zur Herstellung benutzte destillierte Wasser wird in Jenaer Gef\u00e4\u00dfen ausgekocht.\n8i Auf 10 ccm L\u00f6sung 0,05 ccm einer 0,3 Vigen Indikatorl\u00f6sung.","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\nOtto Warburg\nWenn auch die Indikatoren f\u00fcr die Salzl\u00f6sung noch nicht mit der Gaskette geeicht sind, so l\u00e4\u00dft sich die Wasserstoffionenkonzentration dieser 3 L\u00f6sungen mit Hilfe der Friedenthal-schen Tabelle1) ann\u00e4hernd folgenderma\u00dfen angeben:\n1. 10-\u00ab.\nII.\tio-8.\nIII.\t10\u201c.\nSauerstoffverbrauch bei H-Ionenkonzentration :\n10 ,! : 1,4 H. keine Furchung,\n10 * : 3,9 H. normale Furchung,\n10\u201411: 8,1 H. keine Furchung.\nDer Sauerstoffverbrauch w\u00e4chst also sehr langsam mit abnehmender Wasserstoffionenkonzentration der Salzl\u00f6sung; in dem angef\u00fchrten Beispiel ist er nicht umgekehrt proportional den Konzentrationen der Wasserstoffionen, sondern eher mit ihren Logarithmen.\nEin Ei, dessen Atmung auf Ms gesunken ist, furcht sich nicht 3mal so langsam, sondern gar nicht; ein Ei, dessen Atmung auf das Doppelte gestiegen ist, furcht sich nicht doppelt so schnell, sondern gar nicht. Hieraus ergibt sich, da\u00df die Beeinflussung der Oxydationen durch Wasserstoffionen nicht indirekt durch Beeinflussung der Entwicklung erfolgt. Nach den Atmungsversuchen in Seewasser zur\u00fcckgebracht, furchten sich die Eier weiter; die in der alkalischen Salzl\u00f6sung gewesen waren, erreichten nicht das Larvenstadium, dagegen stets diejenigen, die in der sauren Salzl\u00f6sung geatmet hatten.\nIII.\nWie kommt nun die Beeinflussung der Oxydationen durch Wasserstoffionen zustande?\nDie einfachste und n\u00e4chstliegende Erkl\u00e4rung ist die, da\u00df in alkalischer L\u00f6sung die tierischen Verbrennungen, wie so viele chemische Reaktionen, beschleunigt werden. Vorausgesetzt wird dabei, da\u00df die Ionen in die Zellen eindringen. Grade diese Voraussetzung war mir, nach dem Studium der\n') Arbeiten aus dem Gebiet der experimentellen Physiologie. S. 336.","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Oxydationen in lebenden Zellen.\t313\nArbeiten Overtons,1) unwahrscheinlich. Ich will nun zeigen, da\u00df die OH-Ionen nicht in das Ei eindringen.\nLoeb*) hat gefunden, da\u00df die lebenden und sich furchenden Eier des Seeigels mit Neutralrot sich rot f\u00e4rben, und konnte mit Hilfe dieses Farbstoffs demonstrieren, da\u00df das befruchtete Ei mehr S\u00e4ure bildet als das unbefruchtete. Ich benutzte zur Entscheidung meiner Frage den gleichen Farbstoff. Befruchtete Eier von Strongylocentrotus wurden mit Neutralrot gef\u00e4rbt und dann in die alkalische Salzl\u00f6sung (H : 10~u) gebracht, die die Oxydationen so erheblich steigert. In dieser L\u00f6sung blieben sie stundenlang3) rot, genau so wie in Seewasser. Hiermit ist jedoch nichts entschieden, da man nicht wei\u00df, ob das Neutralrot als Indikator in der Zelle anwendbar ist.\nIch habe mir deshalb eine Fl\u00fcssigkeit hergestellt, deren Hydroxylionen von einer in die Zelle eindringenden Base geliefert wurden. In 50 ccm Seewasser wurden 2 ccm n'io-NH3 gegeben; die OH-Ionenkonzentration ist dann viel kleiner als die der alkalischen Salzl\u00f6sung. Trotzdem schlagen in einer solchen L\u00f6sung die mit Neutralrot rotgef\u00e4rbten Eier, innerhalb einer Minute etwa, in Gelb um. W\u00e4scht man hierauf mit ammoniakfreiem Seewasser, so stellt sich die rote F\u00e4rbung ebenso schnell wieder her und die rotgef\u00e4rbten Eier furchen sich ungesch\u00e4digt weiter. Das Neutralrot zeigt also auch in der lebenden Zelle eine \u00c4nderung des Hydroxylioneng\u00e8halts an.\nGegen diese Feststellung kann der Einwand gemacht werden, da\u00df in der alkalischen Salzl\u00f6sung doch OH-Ionen eindringen und da\u00df schon sehr wenig gen\u00fcgen, um die Atmung zu steigern; mit andern Worten, da\u00df die Atmung ein empfindlicherer Indikator auf OH-Ionen ist als Neutralrot. Ich habe deshalb die Atmung des befruchteten Eies in Ammoniakseewasser untersucht, in der das mit Neutralrot gef\u00e4rbte Ei gelb ist.\nBeispiel:\nSeewasser\tAmmoniakseewasser\n_______\u00df] 10,1\t11,0 Th.\nDI ') Besonders Pfl\u00fcgers Archiv. Bd. XCII. S. 115, 316 (1902) und Bd CV, S. 176 (1901).\t\\\n*) Biochem. Zeitschrift, Bd. II, S. 31 (1906\u00bb.\n\u2018) Solange ich sie \u00fcberhaupt beobachtete.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXVI\t21","page":313},{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"314\tOtto Warburg.\nWie man sieht, atmet das gegen Neutralrot alkalische Ei nur 10\u00b0/o mehr, als das gegen Neutralrot saure Ei. Diese Eier sind nicht gesch\u00e4digt, sondern in Seewasser zur\u00fcckgebracht, entwickeln sie sich zu schwimmenden Larven (w\u00e4hrend der Exposition in dem Ammoniakseewasser findet keine Furchung statt).\nDie geringe Steigerung, die f\u00fcr die zu entscheidende Frage gar nicht in Betracht kommt, ist auf die \u00c4nderung der OH-lonenkonzentration au\u00dferhalb des Eis zur\u00fcckzuf\u00fchren.\nEs gibt jetzt noch zwei M\u00f6glichkeiten: entweder reagieren die OH-Ionen mit der Plasmahaut und die Oxydationen \u00e4ndern sich, weil sich die Plasmahaut \u00e4ndert; oder sie \u00fcben ihre Wirkung aus nur durch ihre Anwesenheit in der die Zelle umsp\u00fclenden L\u00f6sung. Die Entscheidung wird getroffen durch zwei Tatsachen, die .laques Loeb1) gefunden hat:\n1.\tDie Hydroxylionen wirken nur bei Anwesenheit von Sauerstoff auf das Ei.\n2.\tDie Membranbildung, d. h. die Ver\u00e4nderung des Eies, die eine \u00c4nderung der Oxydationen zur Folge hat, geht auch ohne Sauerstoff (man h\u00e4tte sonst daran denken k\u00f6nnen, da\u00df die direkte Reaktion der OH-Ionen mit der Plasmahaut nur unter Sauerstoffaufnahme erfolgt).\nResultat:\nDie Beeinflussung der Atmung durch Vermehrung der OH-Ionenkonzentration oder, was dasselbe sagt, durch Verminderung der H-lonenkonzentration kommt weder dadurch zustande, da\u00df die Ionen eindringen, noch dadurch, da\u00df sie mit der Plasmahaut reagieren, sondern einfach durch ihre Anwesenheit in der die Zelle umsp\u00fclenden L\u00f6sung. Die Plasmahaut ist der einzige Teil der Zelle, der mit dem \u00e4u\u00dferen Milieu in Ber\u00fchrung ist, und deshalb mu\u00df ihr physikalischer oder chemischer Zustand von gr\u00f6\u00dfter Bedeutung f\u00fcr die physiologische Verbrennung sein.\nWir n\u00e4hern uns hier der Loebschen2) Theorie, nach der die Membranbildung ein entscheidender Vorgang f\u00fcr die Ent-\nLoeb, Entwicklungserregung, z. B. S. 128.\n*)\t* *\t>\tEinleitung, Seite XVI.","page":314},{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Oxydationen in lebenden Zellen.\t315\nvvicklungserregung ist. Loeb hatte beobachtet, da\u00df immer dann der Ansto\u00df zur Entwicklung gegeben ist, wenn das Ei auf irgend eine Weise zur Membranbildung gebracht wurde. Wie aber die oberfl\u00e4chliche Cytolyse solche Wirkungen hervorbringt, blieb eine offene Frage. Ich glaube, da\u00df wir in den mitgeteilten Versuchen ihre Beantwortung sehen d\u00fcrfen.\u2019)\nLoeb hat an eine \u00c4nderung der Durchl\u00e4ssigkeit f\u00fcr Sauerstoff gedacht. Es ist im allgemeinen seit Pfl\u00fcger und Pfeffer bekannt, da\u00df in den Zellen stets \u00fcbersch\u00fcssiger Sauerstoff ist, und man m\u00fc\u00dfte schon f\u00fcr das Ei eine Ausnahmestellung nach dieser Richtung annehmen. Nun habe ich aber nachgewiesen,2) da\u00df die Oxydationsgeschwindigkeit im Ei unabh\u00e4ngig vom Sauerstoffdruck, d. h. unabh\u00e4ngig von der Sauerstoffkonzentration im Ei ist, w\u00e4hrend diese Geschwindigkeit durch Ver\u00e4nderung anderer Bedingungen sehr erheblich beeinflu\u00dft werden kann. Daraus ergibt sich, da\u00df Durchl\u00e4ssigkeits\u00e4nderungen f\u00fcr Sauerstoff nicht in Betracht kommen k\u00f6nnen f\u00fcr die Oxyd\u00e4tions-gr\u00f6\u00dfe. (Selbstverst\u00e4ndlich mu\u00df nach dem MiissenWirkungsgesetz die Reaktionsgeschwindigkeit des Sauerstoffs sich \u00e4ndern, wenn seine Konzentration sich \u00e4ndert. Da sich nun die Oxydationsgr\u00f6\u00dfe nicht \u00e4ndert, so hei\u00dft das, da\u00df die \u00dcbertragung (fes Sauerstoffs sehr schnell erfolgt, im Vergleich zur Bildung der Sauerstoffaffinit\u00e4ten. Diese \u00dcberlegungen sind in \u00e4hnlicher Form schon im Jahre 1889 von Pfeffer3) sehr klar ausgesprochen worden. F\u00fcr die experimentelle Begr\u00fcndung jedoch liegen die Verh\u00e4ltnisse beim Seeigelei sehr g\u00fcnstig, weil wir hier eine direkte Steigerung der Oxydationen durch andere Mittel sehr leicht erreichen.)\n*) Sichtbare Membran und Plasmahaut sind ja nicht \u2022 zu verwechseln. Die Beziehungen lassen sich so ausdr\u00fccken, da\u00df Membranbildung ohne Ver\u00e4nderung der Plasmahaut nicht vorkommt, \u00abdagegen h\u00e4ufig das Umgekehrte.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. LVII, S. 4. Herr Dr. M. Henze hat k\u00fcrzlich diese Verh\u00e4ltnisse in etwas anderer Weise und genauer untersucht und ist. wie er mir mitzuteilen erlaubt, zu demselben Ergebnis gelangt.\n) Abhandlungen der mathematisch-physikalischen Klasse der K\u00f6nigl. S\u00e4chsischen Gesellschaft der Wissenschaften, Bd. XV, Nr. 5.","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"Otlo Warburg,\n316\nHier ist auch der Ort, auf eine Hypothese von Lillie1) einzugehen. Nach diesem Forscher hat die Plasmahaut Bedeutung f\u00fcr die Oxydationsprozesse, weil ihre Durchl\u00e4ssigkeit f\u00fcr Kohlens\u00e4ure unter verschiedenen \u00e4u\u00dferen Bedingungen verschieden ist; die Kohlens\u00e4ure soll in der Zelle in einem Gleichgewicht mit oxydablen Stoffen stehen; wenn mehr fortgeschafft wird, soll mehr verbrannt werden. Es ist nun erstens, besonders durch Overton, bekannt, da\u00df die Plasmahaut f\u00fcr Kohlens\u00e4ure ebenso durchl\u00e4ssig ist, wie f\u00fcr die andern lipoidl\u00f6slichen Stoffe; zweitens f\u00e4llt im speziellen die Lilli esche Hypothese durch den Versuch \u00fcber die Unabh\u00e4ngigkeit der Oxydationsgr\u00f6\u00dfe von der Tension der Kohlens\u00e4ure, den ich oben mitgeteilt habe.\nIV.\nNach diesem Resultat kam ich auf die Vermutung, da\u00df Wirkung der Salze auf das Ei in gleicher Weise zustande kommen k\u00f6nne, indirekt, durch Beeinflussung der Oxydationen.\nIch ging aus von den Versuchen J. Loebs \u00fcber die Giftigkeit einer reinen Kochsalzl\u00f6sung.2) Wenn man n\u00e4mlich Seetiere in eine reine NaCl-L\u00f6sung von der Konzentration des Seewassers bringt, so sterben sie bald, f\u00fcgt man aber Ga-Ionen oder selbst Zn- oder Pb-lonen in bestimmten Mengen hinzu, so wird die Giftigkeit der NaCl-L\u00f6sung aufgehoben. Erkl\u00e4rungsm\u00f6glichkeiten f\u00fcr diese merkw\u00fcrdigen Erscheinungen sind von Loeb mehrere gegeben worden, ohne da\u00df er sich f\u00fcr eine bestimmte entschieden h\u00e4tte. Das Gemeinsame ist die Voraussetzung, da\u00df das Chlornatrium in die Zelle hineindiffundiert.\nH\u00f6her,3) der sich viel mit der Theorie \u00e4hnlicher Tatsachen besch\u00e4ftigt hat, ist der Meinung, da\u00df die Salze auf die Plasmahaut wirken \u00abdurch Auflockerung oder Verdichtung der Hautkolloide\u00bb. Seine Argumente sind teils die Resultate\n') Lillie (R), Amer. Journ. of Physiology, Bd. XXIV, S. 11 und Bd. XXVI, S. 10\u00ab.\n\u2022) Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. LXXXVIII. S. 68.\n') Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. V, S. 432 (u. Gordon) u. Bd. XI. S. 35. Zeitschrift f. allg. Physiol., Bd. X, S. 173.","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Oxydationen in lebenden Zellen.\t317\nOvertons, teils eigene Untersuchungen \u00fcber die \u00c4hnlichkeit der lonenwirkungen auf Kolloide und lebende Zellen.\nOverton1) hat am Froschmuskel Beobachtungen \u00fcber die Wirkung isoosmotischer Salz- (und Non-Elektrolyt)l\u00f6sungen gemacht, die nicht weniger \u00fcberraschend waren, als die Loebschen Ergebnisse an Fundulus; er neigt zu der Ansicht, da\u00df durch die Plasmahaut ein Kationenaustausch stattfindet. \u2014\nWenn man die Eier von Strongyl\u00f6centrotus lividus etwa eine Stunde nach der Befruchtung in eine reine, dem Seewasser isotonische NaCl-L\u00f6sung bringt, so beginnt ein Teil schon nach ca. 10 Minuten die Symptome der schwarzen Cyto-l\\se zu zeigen; nach 20 bis 30 Minuten sind die meisten Eier cytolysiert und nat\u00fcrlich nicht mehr imstande, sich in Seewasser zu entwickeln. Ich habe nun gefunden, da\u00df die Giftigkeit einer NaCl-L\u00f6sung durch eine SpurNatrium-cyanid aufgehoben werden kann (Konzentration des Cyanids: !'ioooo-n. [9a]), das hei\u00dft: wenn man die Sauerstoff-atmung herunterdr\u00fcckt, so wirkt eine NaCl-L\u00f6sung nicht giftig. Dies kann zwei Ursachen haben: entweder eine atmende Zelle wird durch die unbekannte sch\u00e4digende Wirkung des Chlornatriums st\u00e4rker affiziert als eine Zelle, deren Stoffwechsel gehemmt ist, oder die NaCl-L\u00f6sung wirkt auf die Oxydationen und mit Hilfe der Oxydationen giftig. Von diesen beiden M\u00f6glichkeiten kann ich, auf Grund von Messungen, die zweite als die richtige bezeichnen. In einer reinen NaCl-L\u00f6sung sind die Oxydationen des befruchteten Eies so stark gesteigert, da\u00df diese Steigerung allein die Giftwirkung v\u00f6llig hinreichend erkl\u00e4rt.\nIch habe oben mitgeteilt, da\u00df die befruchteten Eier in einer reinen NaCl-L\u00f6sung schnell zerst\u00f6rt werden, und man wird fragen, wie eine exakte Messung unter solchen Umst\u00e4nden m\u00f6glich ist. Man mu\u00df hier einen kleinen Kunstgriff benutzen, n\u00e4mlich die Atmung in einer cyanidhaltigen NaCl-L\u00f6sung-messen und vergleichen mit einer cyanidhaltigen L\u00f6sung, die au\u00dfer NaCl noch andere Ionen in passender Menge, z. B. CaCl2 und KCl enth\u00e4lt. Man findet dann das Verh\u00e4ltnis 5:1.\n\u2019) Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. Xf.il, S. 34\u00ab.","page":317},{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"318\nOtto Warburg.\nDie NaCl-L\u00f6sung wirkt also nicht giftig, weil in ihr NaCl in das Ei hineindilfundiert oder weil andere Salze aus dem Ei austreten, sondern weil die Oxydationen auf das 5fache gesteigert werden.\nBeispiele:\n(Die Fl\u00fcssigkeiten waren beide Vioooo-n. bez\u00fcgi. NaCN.) NaCl-L\u00f6sung\t\u00ab Salzl\u00f6sung \u00bb\n3,8\t0,7 Thiosulfat,\n19]\t3,9\t0,8 Hydrosulfit.\nEbenso wie nach Loeb die Giftwirkung durch Zusatz zweiwertiger Ionen beseitigt wird, finden wir die normale1) Oxydationsgr\u00f6\u00dfe, wenn wir zu der NaCl-L\u00f6sung eine geeignete Menge CaCl2 zuf\u00fcgen.\nAtmung in NaCl,'KCl, CaCl2, MgCI2, -MgS04: 7,8 Th.\nNaCl, KCl, CaCl*:\t7,5 \u00bb }|10J\nNaCl, CaCl,:\t8,2\nln L\u00f6sung 1 und II ging die Entwicklung zu Larven (beobachtet bis zur Abwertung der Dotterhaut) so gut wie in Seewasser; in III furchten sich die Eier lange Zeit wie normal, erreichten aber nicht das Larvenstadium.\nV.\nVon dem gleichen Gesichtspunkt aus betrachte ich die Resultate, die ich mit kleinen Mengen Kupfer-, Silber- und Goldionen erhielt. In Seewasser, das bez\u00fcglich dieser Metalle l/iooooo-normal war, blieb die Furchung befruchteter Eier von Strongylocentrotus stehen oder war sehr verlangsamt, w\u00e4hrend der Sauerstoffver-brauch stets gr\u00f6\u00dfer war, als in der Kontrolle normal sich furchender Eier.\n\t\t\tKontrolle in\tSteigerung in \u00b0/o der\nKonzentration :\t\t\tSeewasser :\tAtmung in Seewasser\nAu\t10 5:\t6,5\t5,1\t27\nAu\t10 :\t6,0\t4,0\t50\nAg\t10\t3,7\t3,1\t20\nCu\t10\t5,4\t4,4\t23\nCu1/*\t10-V:\t12,0\t7,8\t54\nCu2 .1\t10 *:\t8,8\t5,4\t63\n') Normal hei\u00dft in diesem Zusammenhang: dieselbe Gr\u00f6\u00dfenordnung.","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Oxydationen in lebenden Zellen.\t819\nIn Seewasser zur\u00fcckgebracht begannen die Eier innerhalb weniger Stunden zu cytolysieren\nDie Zahlen erlauben keinen Vergleich der Wirksamkeit der Metalle, weil f\u00fcr jeden Versuch anderes Material benutzt wurde und man aus der Tabelle ersieht, da\u00df verschiedenes Material durch das gleiche Metall verschieden stark beeinflu\u00dft wird. L\u00e4\u00dft man die Metallkonzentrationen um Zehnerpotenzen wachsen, so werden die Eier so schnell zerst\u00f6rt, da\u00df Atmungsversuche (ohne Zentrifuge) nicht ausf\u00fchrbar sind.\nDie Giftwirkung der Goldionen wird durch Kaliumcyanid 'aufgehoben. Seewasser, das in bezug auf KCN \u00fciooo-, in bezug auf Gold V\u00fc ioo-normal war, lie\u00df die Eier 20 Stunden unver\u00e4ndert, w\u00e4hrend sie in der Kontrolle ohne Cyanid schon nach 80 Minuten zu Schatten geworden waren. \u00c4hnliche Versuche ergaben dasselbe Resultat, wenn nur mehr Cyanid als Gold in der L\u00f6sung war. Da das Gold durch Cyanid entionisiert wird, das Cyanid ferner die Atmung herabdr\u00fcckt, so liegen 2 Erkl\u00e4rungsm\u00f6glichkeiten vor. zwischen denen ich nicht entschieden habe.\nDie gew\u00f6hnliche Wirkung der Schwermetalle hat mit der Beeinflussung der Atmung durch Cu, Ag und Au offenbar nichts zu tun; denn selbst um Zehnerpotenzen gr\u00f6\u00dfere Konzentrationen folgender Ionen beeinflu\u00dften die Furchung1) nicht: Co, Ni, Fe, Sn, Zn, Cd, Pb, Pt11, Pt,v.\nMetallspuren haben in der biologischen Literatur eine gewisse Rolle gespielt. Ich erinnere an die \u00aboligodynamischen Erscheinungen\u00bb N\u00e4gelis2) und an die Giftwirkung des aus Kupferapparaten destillierten Wassers, die von Locke\u00bb) und Herbst4) beobachtet wurde ; ferner an dem Befund von H e r b s t,5) da\u00df man mit Silberspuren, und den von Delage,6) da\u00df man mit Kupferspuren Ansto\u00df zur Entwicklung geben kann.\n1 ) Beobachtet wurde stets nur wenige Stunden.\n*\u2019 Carl v. N\u00e4geii, Neue Denkschriften der allg. Schweiz. Ges i. d. ges. Naturw., Bd. XXXIII.\n3)\tLocke, Journal of Physiol., Bd. XVIII (1895).\n4)\tHerbst, Archiv f. Entwicklungsmechanik. Bd. VII (1898).\n5)\tHerbst, Membranbildung durch Silberspuren. Mitt. der zoolog. Stal. Neapel, Bd. XVI, 1904.\n) Delage, Comptes R., Bd. CXLIX, 890.","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\tOtto Warburg,\nVI.\nWir haben uns bisher nur mit der Beeinflussung der Oxydationen im befruchteten Ei besch\u00e4ftigt; wir gehen jetzt \u00fcber zu den Versuchen am unbefruchteten Ei, die wegen ihrer Beziehung zur Entwicklungserregung spezielles Interesse beanspruchen, die aber auch allgemein f\u00fcr den Mechanismus der Oxydationen neues ergaben.\nAnsto\u00df zur Entwicklung ist bis jetzt durch folgende Agenzien1) gelungen :\n1.\tHypertonische L\u00f6sung (Loeb2)).\n2.\tOH-Ionen (Loeb3)).\n3.\tSilberspuren (Herbst4)) und neuerdings auch Kupferspuren (Delage5)).\nL Lipoidl\u00f6sliche S\u00e4uren (Loeb6)).\n5. Lipoidl\u00f6sende Stoffe, wie Alkohole, Benzol, Ester (Hert-wig,7) Herbst,8) Loeb9)).\nDa\u00df derartig vorbehandelte Eier, wenn sie in Seewasser sich zu entwickeln beginnen, mehr Sauerstoff verbrauchen als unbefruchtete Eier, ist nach den bisher mitgeteilten Versuchen nur ein anderer Ausdruck f\u00fcr die Tatsache der Entwicklungserregung. Wenn wir aber vorausschicken, da\u00df alle f\u00fcnf erregenden Fl\u00fcssigkeiten Kern- und Zellteilung des, befruchteten Eies vollst\u00e4ndig sistieren, so ist es durchaus merkw\u00fcrdig, da\u00df die Atmung w\u00e4hrend der Exposition in einem Teil dieser Fl\u00fcssigkeiten steigt.\nF\u00fcr die Atmung des unbefruchteten Eies in der hypertonischen L\u00f6sung sind in den beiden fr\u00fcheren Mitteilungen\nl) Hierbei sind Versuche mit Serum und \u00e4hnlichen unbekannten Gemischen nicht ber\u00fccksichtigt.\n*1 Loeb. Entwicklungserregung, S. 37.\n>\t\u00bb\t\u00bb\tS. 118.\n4> Herbst, loc. cit.\n) Belage, loc. cit.\ne\u00bb Loeb, Entwicklungserregung, S. 60.\n) 0. n. R. Hertwig, \u00dcber den Befruehtungs- und Teilungsvorgang des tierischen Eies, Jena 1887.\nRiolog. Zentralblatt, Bd. XIII (1893).\n\"I Loeb. Entwicklungserregung. S. 63 u. 64.","page":320},{"file":"p0321.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Oxydationen in lebenden Zellen.\t321\nVersuche mitgeteilt. Die Verh\u00e4ltnisse liegen genau so bei Strongyiocentrotus, wie bei Arbacia, d. h. in der hypertonischen L\u00f6sung (1000 Seewasser, 43 g NaCl, 30 ccm n/io-NaOH) verbraucht das unbefruchtete 8\u2014lOmal so viel Sauerstoff als in Seewasser. In gleicher Weise steigern OH-Ionen und Spuren der Metalle Kupfer, Silber, Gold die Atmung des unbefruchteten Eies um viele 100 \u00b0/o.\nKontrolle, in See-\nwasser :\n112] Ag = Seewasser, Konzentration\tIO5:\t8,0\t1,0Th.\n|13| Au =\t\u00bb\t\u00bb\t10-5:\t3,4\t1,8\t\u00bb\n14 Cu =\ta\t\u00bb\t10 \u2022' :\t5,4\t1,0\t\u00bb\ni15l 0H\t*\tca.\tlQ- \u2018:\t8,5')\t1,3\t\u00bb\nln allen diesen L\u00f6sungen wird die Oberfl\u00e4che des Eies\netwas runzlig und h\u00e4ufig bilden sich Membranen. Besonders sch\u00f6n ist die Membranbildung in Silberseewasser, wie dies Herbstl) 2) beschrieben hat. Wollte ich beim Zur\u00fcckbringen in Seewasser Furchungen erzielen, so eignete sich am besten eine \u2018/\u00e4ooooo-normale Goldseewasserl\u00f6sung und eine Exposition von 20 Minuten bei 13\u00b0.\nDie f\u00fcnf entwicklungserregenden Mittel lassen sich nun in zwei Klassen trennen, und zwar auf Grund ihres Verhaltens zu befruchteten Eiern: hypertonische L\u00f6sungen, Alkalien,Metallspuren k\u00f6nnen die Oxydationsprozesse beschleunigen; S\u00e4uren und fettl\u00f6sende Stoffe k\u00f6nnen sie verlangsamen. Beispiele f\u00fcr das Verhalten der befruchteten Eier gegen OH-Ionen und Metallspuren sind mitgeteilt. In der hypertonischen L\u00f6sung 1000 ccm Seewasser, 43 g NaCl, 30 ccm \" VNaOH) fand ich (Strongyiocentrotus befruchtet) :\nSeewasser Hypertonische L\u00f6sung 2,1\t5,7 H.\n(Die Atmung des befruchteten Eies von Strongyiocentrotus in der hypertonischen L\u00f6sung wird also nicht so stark beein-tlu\u00dft wie bei Arbacia; dies ist der einzige erhebliche Unterschied, den ich bis jetzt zwischen den beiden Seeigeln fand.)\nl) Oie Zahlen f\u00fcr OH sind umgerechnef. Siehe Versuche.\n'*) loc. cit.","page":321},{"file":"p0322.txt","language":"de","ocr_de":"m\nOtto Warburg.\nBeispiele f\u00fcr lipoidl\u00f6sende Stoffe:\n! 171 Urethan: 8,8, Kontrolle in Seewasser: 5,7 Th. jlH] Alkohol: 1,9,\t\u00bb\u2022\t-\t\u00bb\t3,1\nDahin geh\u00f6ren auch die in Abschnitt I erw\u00e4hnten Versuche mit Phenylurethan in st\u00e4rkerer Konzentration. Beispiele f\u00fcr S\u00e4uren sind in Abschnitt H z. B. Kohlens\u00e4ure gegeben : wobei wieder zu beachten ist, da\u00df man es bei der Wirkung einer eindringenden S\u00e4ure mit drei Faktoren zu tun hat: S\u00e4uremolek\u00fcle im Ei, Wasserstoffionen im Ei, Wasserstoffionen au\u00dferhalb des Eies.\nWir haben so das wichtige Resultat: die Oxydationen im unbefruchteten Ei k\u00f6nnen durch Stoffe entfesselt werden, die die entfesselten Oxydationen herabdr\u00fccken. Es handelt sich offenbar bei den S\u00e4uren und fettl\u00f6senden Stoffen um eine indirekte Wirkung auf die Oxydationen. In der Tat hat Loeb gefunden, da\u00df f\u00fcr die Entwicklungserregung durch die Substanzen der zweiten Klasse kein Sauerstoff n\u00f6tig ist. Hier f\u00fchren die Loeb sehe Membranbildungstheorie und meine Resultate \u00fcber die Bedeutung der Oberfl\u00e4che f\u00fcr die Atmung wieder zusammen: die zweite Gruppe beschleunigt die Atmung, weil sie die Oberfl\u00e4che ver\u00e4ndert.\nVon der ersten Gruppe ist die Wirkung der OH-Ionen am besten untersucht. Wir rufen uns erstens das Resultat des Abschnitts II ins Ged\u00e4chtnis zur\u00fcck: die OH-Ionen, die nicht eiridringen, reagieren nicht direkt mit der Oberfl\u00e4che; bedenken zweitens, da\u00df sie nur bei Gegenwart von Sauerstoff die Oberfl\u00e4che ver\u00e4ndern (sie wird runzlig und f\u00fchrt h\u00e4ufig zur Membranbildung) und drittens, da\u00df zu dieser Ver\u00e4nderung der Oberfl\u00e4che, wenn sie mit andern Mitteln vorgenommen wird, nach der Loebschen Entdeckung kein Sauerstoff n\u00f6tig ist; das zusammen hei\u00dft nichts anderes, als da\u00df die OH-Ionen mit Hilfe der Sauerstoffatmung die Oberfl\u00e4che des unbefruchteten Eies ver\u00e4ndern.\nDie erste Gruppe wirkt also prim\u00e4r auf die Oxydationen; die Folge davon ist eine Ver\u00e4nderung der Oberfl\u00e4che, die Folge der ver\u00e4nderten Oberfl\u00e4che ist eine Ver\u00e4nderung der Atmung. Die zweite Gruppe","page":322},{"file":"p0323.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Oxydationen in lebenden Zellen.\t323\nver\u00e4ndert prim\u00e4r die Oberfl\u00e4che und nur dadurch die Oxydationen.\nEs wird auf den ersten Blick merkw\u00fcrdig erscheinen, da\u00df die Sauerstoffatmung imstande ist, die Oberfl\u00e4che des Eies zu ver\u00e4ndern. Wir kennen aber ein sehr sch\u00f6nes und \u00fcbersichtliches Experiment von Loeb,\u00bb) die k\u00fcnstliche Membr\u00e4nbildung durch S\u00e4uren, die die gr\u00f6\u00dfte \u00c4hnlichkeit mit der Sauerstoffatmung hat. Die Analogie wird noch deutlicher bei der God-levvskisehen Modifikation2) der Methode, der die Fetts\u00e4ure durch Kohlens\u00e4ure ersetzte.\nDie k\u00fcnstliche Membranbildung nach Loeb geht in Neapel quantitativ, und derartig erregte Eier sind von nat\u00fcrlich befruchteten kaum zu unterscheiden. Es kommt aber, ebenso wie in Kalifornien, in der Regel nicht zu Furchungen. Loeb3) vermutete, da\u00df die Oxydationsprozesse zwar in Gang gesetzt sind, aber in falschen Bahnen verlaufen. Die Messung ergab, dal! die erste dieser Vorstellungen durchaus zutrifft. Die Oxydationen der Eier mit k\u00fcnstlichen Membranen sind fast von derselben Gr\u00f6\u00dfe, wie die befruchteter Eier in Seewasser.\nBefruchtete Eier K\u00fcnstliche Membraneier\nl18l 10,5\t9,0 Th.\nVII.\nDas Verhalten der Eier mit k\u00fcnstlichen Membranen gibt Veranlassung zu einer Bemerkung \u00fcber das Verh\u00e4ltnis der Oxydationsprozesse zur Entwicklung. Wir haben in Abschnitt 1 gesehen, da\u00df man die Entwicklung des befruchteten Eies verhindern kann, ohne da\u00df die Oxydationen erheblich beeinflu\u00dft werden, und konnten im Zusammenhang mit andern Tatsachen daraus den sichern Schlu\u00df ziehen, da\u00df der Stoffwechsel nicht die Folge, sondern eine Bedingung der Entwicklung ist; aber auch nur eine Bedingung. Wir kennen jetzt eine Reihe von F\u00e4llen, in denen die Oxydationen auf der richtigen H\u00f6he sind, die Entwicklung aber ausbleibt: Narkose, Ammoniak, Eier mit k\u00fcnstlichen Membranen. Wir kennen ferner die Beeinflussung\n') Loeb, Entwicklungserregung, S. 60.\nArchiv f\u00abr Entwicklungsmechanik, Bd. XXVI, S. 278.\n:\u00ee) Loeb, Entwicklungserregung. S. 71.","page":323},{"file":"p0324.txt","language":"de","ocr_de":"m\nOtto Warburg.\nder Atmung durch die Wasserstoffionen, Hydroxylionen und Metallspuren, die keine entsprechende Beeinflussung der Entwicklungsgeschwindigkeit, sondern Stillstand der Entwicklung zur Folge hat. An der Grenze aller derartigen Beeinflussungen findet man verlangsamte Entwicklungsgeschwindigkeit bei unver\u00e4nderter oder gesteigerter Atmung. Es wird dann also zu derselben physiologischen Leistung viel mehr Sauerstoff verbraucht, als normalerweise.\nEine ganz besondere Stellung nimmt die Blaus\u00e4ure als oxydationsbeeinflussendes Mittel ein. Hier liegen die Verh\u00e4ltnisse so, da\u00df einer stark verminderten Oxydationsgeschwindigkeit auch eine stark verminderte Entwicklungsgeschwindigkeit entspricht; und zwar ist diese verlangsamte Entwicklung, die ich ca. 16 Stunden lang beobachtete, sehr sch\u00f6n und von der normalen Entwicklung nur durch die Geschwindigkeit zu unterscheiden. Wenn man also in befruchteten Eiern die Oxydationen, immer reversibel, einerseits durch Wasserstoffionen, anderseits durch Blaus\u00e4ure, um den gleichen Betrag herunterdr\u00fcckt, so findet man im ersten Falle keine Entwicklung, im zweiten \u201enormale, verlangsamte Entwicklung. Nachdem ich gezeigt habe, da\u00df die Wasserstoffionen nur auf die Oberfl\u00e4che wirken, ist der erste Fall nicht wunderbar; denn sie werden eben ganz einseitig die Verbrennungen beeinflussen, und diese sind sicher nicht die einzigen chemischen Prozesse, die im Ei vor sich gehen. Um so wichtiger ist die Wirkungsweise der Blaus\u00e4ure, von der man wei\u00df, da\u00df sie in die Zellen eindringt; es gibt keinen besseren Vergleich, als die Temperaturwirkung, bei der auch Oxydations- und Entwicklungsgeschwindigkeit parallel gehen. Vielleicht werden die hier angedeuteten Verh\u00e4ltnisse einmal eine Rolle spielen, wenn man in die Ursache der Zersetzlichkeit lebender Molek\u00fcle tiefer eindringen will. \u2014 Praktisch, bei Anstellung von, Experimenten, sind sie geeignet, vor einem Irrtum zu bewahren. Ich habe oben mitgeteilt, da\u00df die reine Kochsalzl\u00f6sung deshalb giftig wirkt, weil sie die Oxydationen so enorm steigert. Man k\u00f6nnte nun versuchen, die Oxydationen wieder durch Blaus\u00e4ure auf den normalen Wert herabzudr\u00fccken und dann normale Ent-","page":324},{"file":"p0325.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Oxydationen in lebenden Zellen.\t325\nWicklung zu erwarten. Ich selbst habe, ehe ich mir. \u00fcber die Cyanidwirkung klar war, solche Versuche gemacht und nat\u00fcrlich stets mit negativem Erfolg. F\u00fcr derartige Ziele m\u00fc\u00dfte man Agenzien kombinieren, von denen das eine einseitig die Oxidationen steigert, das andere einseitig die Oxydationen herabdr\u00fcckt; also nach den bisherigen Erfahrungen auch keine eindringenden Substanzen, die ja die Entwicklung schon verhindern, ehe sie die Oxydationen beeinflussen.\nBeispielef\u00fcr Cyanid (Strongylocentrotus befruchtet) :\nIn Seewasser Cyanid Viooooo-n. Cyanid L'ioooo-n.\nI19l 6>2\t2,0\t1,2 Th.\nIn der Viooooo-n-L\u00f6sung sehr langsame Furchung ; in der \u2022Zioooo-n-L\u00f6sung keine Furchung.\nVIII.\nWenn auch der Mechanismus der Atmung bisher unbekannt war, so wu\u00dfte man doch in der Regel bei Organismen, die W\u00e4rme produzieren, sich bewegen, wachsen, zu welchen Leistungen die disponibel werdende Energie herangezogen wurde. Bei der Furchung nimmt die Gesamtmasse der Zelle nicht zu, sondern sogar etwas ab; das einzige, was man sieht, ist eine rapide Vermehrung der Kerne, und so entstand die Hypothese, da\u00df der Sauerstoff zur Bildung der Kerne verwandt w\u00fcrde. Die Konsequenz aus dieser Auffassung, ein rapides Anwachsen des Sauerstoffverbrauchs, traf nicht zu. Weil die Frage von allgemeiner Bedeutung ist, habe ich meine fr\u00fcheren Versuche wiederholt nachgepr\u00fcft und immer best\u00e4tigt, gefunden: der Sauerstoffverbrauch w\u00e4chst ganz langsam im Lauf der Furchung und nicht entfernt in dem Ma\u00dfstabe, wie die Kerne.\nBeispiel Strongylocentrotus befruchtet in Seewasser:\nIm 2-Zellenstadiura Im 64-Zellenstadium\n[20]\t7,3\t10,2 Th.\nWir stehen hier also bez\u00fcglich des Zweckes der Oxydationen vor einem vollst\u00e4ndigen R\u00e4tsel. Die physikalischchemische Ursache des Anwachsens der Oxydationen im Lauf","page":325},{"file":"p0326.txt","language":"de","ocr_de":"32\u00ab\nOtto Warburg,\nder Furchung wird, nach den obigen Resultaten, zweifellos mit dem Wachsen der Oberfl\u00e4che Zusammenh\u00e4ngen. Auf quantitative Beziehungen einzugehen, ist verfr\u00fcht.\nIX.\nMan hat h\u00e4ufig im Zusammenhang mit den heutigen Anschauungen \u00fcber die Bedeutung der intracellul\u00e4ren Fermente daran gedacht, da\u00df das Spermatozoon derartige Stoffe in das , Ei einf\u00fchrte oder dort aktivierte. Die Vermutungen beziehen sich teils auf Oxydasen, teils auf Lipasen.\nDie Br\u00fcder Hertwig1) haben zuerst angegeben, da\u00df es gelingt, mehrere Spermatozoen in ein Ei zu bringen. Derartige Eier zerfallen dann etwa zu gleicher Zeit wie die normal befruchteten in zwei Zellen, in mehrere Furchungskugeln.2) Ich habe die Atmung solcher polyspermer Eier mit der normaler Eier verglichen und gefunden, da\u00df der Sauerstoffverbrauch polyspermer Eier nur ganz unwesentlich erh\u00f6ht ist. Man kann dieses Resultat auch so ausdr\u00fccken, da\u00df ein polyspermes Ei z. B. nur die H\u00e4lfte Sauerstoff verbraucht, um in das Vierzellenstadium zu gelangen, als ein mono-spermes.\nBeispiel:\nMonosperm\tPolysperm\n[21]\t7,6\t8,3 Th.\nDieses Resultat gibt gewi\u00df keinen Anhaltspunkt daf\u00fcr, da\u00df das Spermatozoon Oxydasen ins Ei bringt. Dagegen stimmt es wieder gut zu der Anschauung, da\u00df die Ver\u00e4nderung der Plasmahaut das Wesentliche f\u00fcr die Oxydationen ist ; wenn die Haut ver\u00e4ndert ist, so werden weitere Spermatozoen die Oxydationen nicht mehr beeinflussen.\nDie Vermutung, da\u00df bei der Entwicklungserregung Lipasen im Spiel sind, hat Loeb3) h\u00e4ufig ausgesprochen und auf die Keimung \u00f6lhaltiger Samen hingewiesen, bei der solche Fer-\n*) \u00dcber den Bcfruchtungs- und Teilungsvorgang des tierischen Eis unter dem Einflu\u00df \u00e4u\u00dferer Agentien. Jena 1887.\n*) Vgl. auch Boveri, Zellenstudien, Heft \u00f6.\n> Loeb, Entwicklungserregung, S. 196.","page":326},{"file":"p0327.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcb\u00e9r die Oxydationen in lebenden Zellen.\t327\nmentationen beobachtet wurden. Lyon hat dann auf dem internationalen Physiologen-Kongre\u00df in Heidelberg behauptet, einen Unterschied im Lipasegehalt befruchteter und unbefruchteter Seeigeleier gefunden zu haben. Eine Arbeit dar\u00fcber liegt nicht vor.\nIch setzte buttersaures \u00c4thyl zu Seewasser, in dem sich die Eier befanden, und drehte die Eier mit der esterhaltigen Fl\u00fcssigkeit, wie es f\u00fcr die Atmungsversuche beschrieben ist. Der Ester dringt in das lebende Ei ein und die dur\u00e7h Verseifung gebildete Butters\u00e4ure tritt quantitativ aus, weil der Partialdruck der Butters\u00e4uremolek\u00fcle in dem bicarbonathaltigen Seewasser fast gleich Null ist. Die Butters\u00e4ure l\u00e4\u00dft sich im Seewasser neben Ester und Kohlens\u00e4ure sehr genau bestimmen (siehe Methodik). Es stellte sich zun\u00e4chst heraus, da\u00df das unbefruchtete lebende Ei Butters\u00e4ureester spaltet, und zwar in einer Menge, die im Verh\u00e4ltnis zum Gesamtstoffwechsel gar nicht unbedeutend ist. Als ich aber Eier untersuchte, deren Stoffwechsel durch Befruchtung oder hypertonische L\u00f6sung gesteigert war, konnte nicht der geringste Unterschied konstatiert werden (Versuche Anhang 22). Lyon arbeitete nicht mit lebenden, sondern zerquetschten Eiern; vielleicht erkl\u00e4ren sich so meine abweichenden Resultate. Es ist aber, abgesehen von den Bedenken, die stets gegen Versuche mit zerst\u00f6rten Zellen zu erheben sind, bei der Lyonschen Versuchsanordnung schwer, wirklich vergleichbare Messungen anzustellen (Art des Zerkleinerns usw.). Zu betonen ist noch, da\u00df die von mir gew\u00e4hlte Konzentration des Butters\u00e4ureesters weder f\u00fcr das unbefruchtete Ei entwicklungserregend, noch f\u00fcr das befruchtete entwicklungshemmend war.\nZusammenfassend kann ich sagen, da\u00df ich f\u00fcr die Bedeutung intracellul\u00e4rer Fermente bei der Entwicklungserregung keine experimentelle Grundlage finden konnte.\t'\nX.\nUm zu wissen, was aus dem Sauerstoff im Ei wird, habe ich zun\u00e4chst einige Kohlens\u00e4urebestimmungen gemacht, die ergaben, da\u00df die gebildete Kohlens\u00e4uremenge von derselben Gr\u00f6\u00dfenordnung ist, wie die verbrauchte Sauer-","page":327},{"file":"p0328.txt","language":"de","ocr_de":"328\nOtto Warburg.\nstoffmenge. Dies wurde nachgewiesen f\u00fcr die befruchteten Eier in Seewasser und f\u00fcr die unbefruchteten in der hypertonischen L\u00f6sung.\nDie Menge der Atmungskohlens\u00e4ure ist klein im Verh\u00e4ltnis zur Kohlens\u00e4uremenge im Seewasser. Ich habe deshalb mit k\u00fcnstlichen Salzl\u00f6sungen gearbeitet. Die an das Wasser abgegebene Kohlens\u00e4ure kann nicht als Atmungskohlens\u00e4ure betrachtet werden. Ich habe deshalb die in den Eiern pr\u00e4-formierte Kohlens\u00e4ure vor und nach dem Versuch bestimmt, gleichzeitig den Kohlens\u00e4uregehalt der Salzl\u00f6sung. Die Gesamt-dillerenz entspricht dann der neuentstandenen Kohlens\u00e4ure.\nSchlu\u00dfbemerkung.\nDas wichtigste und durchaus unerwartete Resultat der vorliegenden Untersuchung ist der Nachweis, da\u00df die Plasmahaut als solche, nicht deshalb, weil Stoffe durch sie ein- oder austreten, eine wichtige Rolle im oxydativen Stoffwechsel der Zelle spielt. In Kapitel II konnte dies geradezu bewiesen werden.\nAlle Substanzen, die die Oxydationen direkt steigern, d. h. alle, die die Atmung des befruchteten Eies steigern, sind solche, die nach Over ton in die lebende Zelle nicht eindringen.\nDie Biologen, die mit Pre\u00dfs\u00e4ften von Organen arbeiteten, haben in der Regel die Beobachtung gemacht, da\u00df gerade die wichtigsten chemischen Funktionen darin fehlen. Man hat diese Erfahrung so ausgedr\u00fcckt, da\u00df f\u00fcr die meisten biologischen Reaktionen Struktur Vorbedingung w\u00e4re. Nachdem die Bedeutung der Oberfl\u00e4che f\u00fcr die Oxydationsprozesse erkannt ist, haben derartige Befunde nichts \u00dcberraschendes mehr.\nMan wird fragen, was man sich unter der sonderbaren Rolle der Plasmahaut zu denken hat. Es ist ebenso leicht, Hypothesen hier\u00fcber zu machen, wie es schwer ist, zwischen derartigen Vermutungen zu entscheiden, und deshalb hat eine Diskussion der M\u00f6glichkeiten wohl wenig Zweck. Ich selbst neige, auf Grund der Tatsachen in Abschnitt II und III, zu einer elektrochemischen Auffassung der Oxydationsprozesse, wobei die elektromotorischen Kr\u00e4fte durch ausw\u00e4hlende L\u00f6slichkeit der Plasmahaut f\u00fcr Wasserstoffionen entst\u00fcnden.","page":328},{"file":"p0329.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Oxydationen in lebenden Zellen.\n329\nMan k\u00f6nnte aber auch daran denken, da\u00df die Stoffe au\u00dferhalb der Zelle an der Grenze von Plasmahaut und umsp\u00fclendem Medium verbrannt w\u00fcrden, wobei dann wieder Adsorptionen eine gro\u00dfe Rolle spielen k\u00f6nnten usw. usw.\nMethodik.\nDie Sauerstoflbestimraung mit Indigo und Hydrosulfit im Seewasser. Die Methode von Sch\u00fctzenberger und Risler beruht darauf, da\u00df Indigblau durch Hydrosulfit zu Indigwei\u00df \u00bb reduziert, das Indigwei\u00df mit dem sauerstoffhaltigen Wasser in Reaktion gebracht und das gebildete Indigblau durch Hydrosulfit zur\u00fccktitriert wird. Die Methode ist bisher f\u00fcr Seewasser nicht benutzt worden und hat auch sonst offenbar h\u00e4ufig keine gute Resultate gegeben.\nDie Reaktion des Sauerstoffs mit Indigwei\u00df geht, wie wir durch Manchot und Herzog1) jetzt wissen, nach folgendem Schema:\n,H\n'\\l\n^ + <\n= J + HA-\nDas Wasserstoffsuperoxyd reagiert dann bei Gegenwart von Alkali mit einem 2. Molek\u00fcl Indigwei\u00df.\n<\n+ HA = J + 2 H,0.\nsoda\u00df also f\u00fcr jedes Atom Sauerstoff schlie\u00dflich ein Molek\u00fcl Indigblau entsteht.\nSowie das Superoxyd nicht sehr schnell mit Indigwei\u00df reagiert, beobachtet man, da\u00df nach eingetretener Entf\u00e4rbung allm\u00e4hlich wieder Blauf\u00e4rbung auftritt. Soviel ich aus der Arbeit von Roscoe2) ersehen kann, hat er immer mit dieser Nachbl\u00e4uung zu tun gehabt und dadurch erkl\u00e4ren sich wohl auch die Schwierigkeiten, die er z. B. bei Gegenwart von NHS fand.\nDa wir durch Manchot wissen, da\u00df die sekund\u00e4re Reaktion nur bei Gegenwart von Alkali schnell verl\u00e4uft, so ist eine alkalische Reaktion der Fl\u00fcssigkeit n\u00f6tig. Nun bemerkt man aber bei Sauerstoffbestimmungen im Seewasser, da\u00df bei alka-\n) Liebigs Ann., Bd. CCCXVl, S. 318 (1901).\n*) Berichte d. d. chem. Gesellschaft, Bd. XXII.\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXVI.\t22","page":329},{"file":"p0330.txt","language":"de","ocr_de":"830\nOtto Warburg,\nlischer Reaktion die Nachbl\u00e4uung auftritt. Dies kommt daher, da\u00df in alkalischer L\u00f6sung das Calciumsuperoxyd schneller ausf\u00e4llt, als es mit dem Indigwei\u00df reagiert und dann erst allm\u00e4hlich wieder in L\u00f6sung geht, in dem Ma\u00dfstab, als das gel\u00f6ste Peroxyd durch Reaktion mit dem Indigwei\u00df fortgeschafft wird.\nDie praktische Konsequenz dieser Verh\u00e4ltnisse ist, da\u00df eine ganz bestimmte Reaktion eingehalten werden mu\u00df, und zwar fand ich, da\u00df eine bicarbonathaltige Fl\u00fcssigkeit, die etwas Soda enth\u00e4lt, diese Bedingung am besten erf\u00fcllt; denn ein solches System ist gleichzeitig ziemlich resistent gegen Reaktionsverschiebung und das ist wesentlich f\u00fcr eine bequeme Anwendung der Methode.\nDie Menge Wasser, die zur Bestimmung verwendet Wurde, betrug ca. 219 ccm; auf Grund obiger \u00dcberlegung wurde zu einem neutralen Bestimmungs-Wasser 0,5 n-Na2C03 und 0,5 ccm n-NaHC03-L\u00f6sung zugef\u00fcgt; zu Seewasser nur 0,5 n-Na2C03: zu alkalischen Fl\u00fcssigkeiten n-NaHC03 usw.\nDas Hydrosulfit stammte von der Bad. Anilin- und Sodafabrik. Ca. 3 g wurden in 1500 ccm Wasser gel\u00f6st und 30 ccm n-NaOH zugesetzt ; es wurden ferner 5 g reines indig\u00f6disulfo-saures Na (gleichfalls von der Bad. Anilin- und Sodafabrik) zum Liter gel\u00f6st. Die Titerstellung geschah, wie in der zweiten Arbeit angef\u00fchrt, mit Kupfer.\nIn dieser Form ist die Methode ausgezeichnet. Im besonderen habe ich mich \u00fcberzeugt, da\u00df Ammoniak, selbst in gro\u00dfen Mengen, die Resultate nicht im geringsten beeinflu\u00dft. F\u00fcr spezielle F\u00e4lle, z. B. bei Gegenwart von viel Phosphat, f\u00e4llte ich in dem Wasser, das Ca, K und Na enthielt, das Calcium durch eine konzentrierte L\u00f6sung von Oxalat aus. Der Umschlag in der milchigen oxalathaltigen Fl\u00fcssigkeit ist noch besser zu sehen als in einer klaren Fl\u00fcssigkeit und vielleicht werden manche ein derartiges Verfahren, bei dem ein \u00dcberschu\u00df an Alkali nichts schadet, vorziehen.\nZu der Winklerschen Methode ist nichts hinzuzuf\u00fcgen. \u2014 Die Kohlens\u00e4urebestimmung habe ich in einer besonderen Mitteilung beschrieben.1)\n') O. Warburg, Diese Zeitschrift, Bd. LXI, S. 261.","page":330},{"file":"p0331.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Oxydationen in lebenden Zellen.\t331\nBestimmung kleiner Butters\u00e4uremengenim Seewasser: 5 ccm einer mit ausgekochtem destillierten Wasser hergestellten Butters\u00e4urel\u00f6sung verbrauchten beim direkten Titrieren, mit 190 ccm ausgekochtem Wasser verd\u00fcnnt, 1. 8,6 ccm n \u00bb<> n-BaOH, 2. 8,7 (Phenolphthalein). 5 ccm derselben L\u00f6sung wurden zu 150 ccm Seewasser zugesetzt; dann 5 ccm 10\u00b0/oige KHS04-L\u00f6sung und ca. 20 Minuten zur Entfernung der Hauptmenge der C02 am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler gekocht. Dann am absteigenden K\u00fchler destilliert; zuerst wurden 90 ccm abdestilliert; dann 2mal 50 ccm C02-freies Wasser nachgef\u00fcllt und 50 ccm abdestilliert : verbraucht 8,6 ccm n/so-Ba\u00dcH. Soll die Butters\u00e4ure neben Butters\u00e4ureester bestimmt werden, so wird zun\u00e4chst aus alkalischer L\u00f6suug mit s\u00e4urefreiem \u00c4ther der Ester ausgesch\u00fcttelt.\nVersuche.\nDas Volumen der Flaschen, in denen die Eier zur Sauerstoffbestimmung gedreht wurden, war ca. 306 ccm ; das Volumen der Flaschen, in die das Bestimmungswasser abgehebert wurde, ca. 225 ccm f\u00fcr die Titration mit Thiosulfat. Der Bestimmungstrichter f\u00fcr die Titration mit Hydrosulfit fa\u00dfte 219 ccm. Die Zahlen also, die pro 225 resp. 219 ccm angegeben sind, sind die abgelesenen Zahlen in Kubikzentimeter. Der Fehler bei der Winklerschen Bestimmung ist etwa 0,2 ccm, bei der Indigomethode etwa 0,4 ccm, wenn man als Fehler die gr\u00f6\u00dften Abweichungen zwischen 2 Bestimmungen bezeichnet, die Vorkommen k\u00f6nnen. Der prozentische Fehler der Bestimmung ist demnach, wie ein Vergleich mit den Ausschl\u00e4gen lehrt, sehr klein. Gr\u00f6\u00dfere Fehler entstehen durch ganz and\u00e9re Faktoren; vergleicht man z. B. die Atmung von Eiern, die sich furchen, mit solchen, die sich nicht furchen, so mu\u00df man stets ber\u00fccksichtigen, da\u00df im Lauf der Furchung die Atmung steigt: diese Steigerung l\u00e4\u00dft sich aber noch nicht quantitativ in Rechnung bringen. Andere Fehler k\u00f6nnen entstehen durch verschiedene Senkungsgeschwindigkeiten der Eier. Alle diese Faktoren werden bei sp\u00e4tem Arbeiten eventuell zu ber\u00fccksichtigen sein ; hier aber hat es sich nur darum gehandelt, die Verh\u00e4ltnisse ganz im groben festzulegen, und es ist nie aus einer kleinen Differenz irgend ein Schlu\u00df gezogen worden.\n","page":331},{"file":"p0332.txt","language":"de","ocr_de":"m\nOtto Warburg,\n1.\tStrongylocentrotus befruchtet l30. t = 16\u00b0. 230 Material in 2 gleiche Teile. Ein Teil in Seewasser, der andere in Phenylurethan-Seewasser (1 g Phenylurethan, in 5 ccm absolutem Alkohol gel\u00f6st, in 12 Liter See wasser. L\u00f6sung dann etwa Vsooo-normal). Gewaschen mit den beiden Fl\u00fcssigkeiten. Atmungsversuch 255\u2014 340. Nach der Atmung waren die Eier aus Seewasser im 4-Zellenstadium, die aus Phenylurethan-Seewasser ungefurcht. Die in Seewasser hatten 7,5, die in Phenylurethan-Seewasser 7,3 ccm Thiosulfat pro 225 ccm verbraucht. Proben nach der Atmung in Seewasser zur\u00fcckgebracht, ergaben schwimmende Larven (diese Angaben hei\u00dfen stets, da\u00df sich alle Eier zu schwimmenden Larven entwickelten).\nDie Grenzkonzentration des Phenylurethans, die eben die Furchung verhindert, ist f\u00fcr die verschiedenen Seeigel nicht ganz gleich, und wird \u00fcberhaupt stets zwekm\u00e4\u00dfig durch einen Vorversuch ausprobiert.\n2.\tStrongylocentrotus befruchtet 3 00. t= 15\u00b0. Verteilt zu gleichen Teilen 330 in Seewasser und Phenylurethan-Seewasser von bekanntem Sauerstoffgehalt. Phenylurethan-Seewasser: 0,5 g in 2,5 ccm Alkohol in 1500 ccm Seewasser; L\u00f6sung dann ca. 1lr,oo-n. Mit den Atmungsfl\u00fcssigkeiten gewaschen. Atmungsversuch 345\u2014430. Nach der Atmung waren die Eier aus Seewasser im 2-Zellenstadium, die aus Phenylurethan ungefurcht. Verbrauch auf 225 ccm in Seewasser 6,5, in Phenylurethan-Seewasser 3,7 ccm Thiosulfat.\n3.\tStrongylocentrotus befruchtet 1110. II30 in 2 gleiche Teile. Beide gewaschen mit einer k\u00fcnstlichen \u00abSalzl\u00f6sung* (100 NaCl, 2,2 KCl, 2,0 CaCl2, alle ca. 6/io-normal), solange, bis mit BaCl2 das abgeheberte Waschwasser nur noch bei l\u00e4ngerem Stehen opalescent wird. Dann einmal mit L\u00f6sung I resp. L\u00f6sung 11 gewaschen.\nL\u00f6sung I: 1000 ccm Salzl\u00f6sung + 10 ccm nlio-NaOH.\nL\u00f6sung II: 1000 ccm Salzl\u00f6sung + \u00f6 ccm m VNa-Bi-earbonat + 2 ccm nfio-NaOH.\nAtmungsversuch 1210\u2014l\u00f6\u00b0. Nach der Atmung Eier aus I ungefurcht, aus II alle im 4-Zellstadium. Verbrauch auf 225 ccm in I 12,8, in II 6,8 ccm Thiosulfat.","page":332},{"file":"p0333.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Oxydationen in lebenden Zellen.\t333\nDie OH-Ionenkonzentration, bei der die Furchung vollst\u00e4ndig sistiert ist, wechselt etwas und ist deshalb durch einen Vorversuch auszuprobieren.\n4.\tStrongylocentrotus befruchtet 915. Verteilt im 2-Zellen-stadium zu gleichen Teilen. L\u00f6sung 1: 100 NaCl, 2,2 KCl, 2,0 CaCl2, alle 6/io-normal. Mit L\u00f6sung 1 resp. mit Seewasser gewaschen. Das destillierte Wasser, das zur Herstellung von L\u00f6sung I benutzt war, war nicht ausgekocht. Atmungsversuch 124\u2019\u2014215. Verbrauch auf 219 ccm in L\u00f6sung I 0,8 ccm. in Seewasser 2,4 ccm Hydrosulfit, (Seewasser darf als Kontroll-fl\u00fcssigkeit genommen werden; denn eine dem Seewasser isoalkalische \u00abSalzl\u00f6sung\u00bb ver\u00e4ndert die Atmung nicht, wie aus Versuch 10 hervorgeht.)\n5.\tStrongylocentrotus befruchtet 940. t = 15 \u00b0. Salzl\u00f6sung (100 NaCl, 2,2 KCl, 2,0 CaCl2 alle 6/io-normal) mit ausgekochtem Wasser hergestellt. Dann pro Liter 0,5-n-NaH2P\u00d64. Eier mit dieser Salzl\u00f6sung gewaschen, bis Reaktion des Waschwassers sich nicht mehr \u00e4ndert. Atmungsversuch ll15\u20141215. Kein Ei war gefurcht. Verbrauch auf 219 ccm 1,1 ccm Hydrosulfit. Nun mit Seewasser gewaschen und Atmung in Seewasser 12?\u00f6\u2014l:l\". Verbrauch auf 219 ccm 5,7 ccm Hydrosulfit.\n6.\tStrongylocentrotus befruchtet 1010. Verteilt zu gleichen Teilen 1040 in L\u00f6sung I und II und damit gewaschen, bis Reaktion unver\u00e4ndert.\nL\u00f6sung I: 1000 ccm Seewasser, 10 ccm n!io-HCl.\nL\u00f6sung II: 1000 ccm Salzl\u00f6sung, an der Luft gesch\u00fcttelt.\nDie Tension der Kohlens\u00e4ure in L\u00f6sung I bestimmte icli mit Hilfe von Herrn Dr. Henze nach Krogh. Bei der Herstellung der L\u00f6sung 1 s\u00e4ttigt man das Seewasser zuerst mit Sauerstoff, unterschichtet dann die Salzs\u00e4ure, sch\u00fcttelt in ganz gef\u00fcllter Flasche um und hebert dann vorsichtig ab. Sauerstoffverbrauch in I 5,5 Thiosulfat, in II 5,8 ccm auf 225 ccm.\n7.\tDie Salzl\u00f6sungen wurden mit nicht ausgekochtem destillierten Wasser hergestellt.\nL\u00f6sung I: Salzl\u00f6sung (100 NaCl, 2,2 KCl, 2,0 CaCL).\nL\u00f6sung II: 1000 ccm Salzl\u00f6sung -)- 5 ccm n, 2-Natrium-bicarbonat -f- 2 ccm nio-NaOH.","page":333},{"file":"p0334.txt","language":"de","ocr_de":"Otto Warburg,\nm\nL\u00f6sung III: 1000 ccm Salzl\u00f6sung -f- 12 ccm n 10-NaOH f- 0,3 g NaCl.\nStrongylocentrotus befruchtet ll05. In 2 gleiche Teile geteilt und zun\u00e4chst sehr gr\u00fcndlich durch Waschen mit neutraler Salzl\u00f6sung vom Seewasser befreit. Dann in L\u00f6sung II und III verteilt 1210. Zu Beginn des Atmungsversuchs Hantelstadium. Versuch 1230\u2014l05. Sauerstoffverbrauch in II 3,9, in III 8,1 ccm Hydrosulfit. Die Eier aus L\u00f6sung II, die sich normal gefurcht hatten, wurden nun gr\u00fcndlich mit L\u00f6sung I gewaschen, bis die Reaktion des Waschwassers sich nicht \u00e4nderte. Atmungsversuch in I 2M\u2014330. Sauerstoffverbrauch 1,4 ccm Hydrosulfit.\n8.\tStrongylocentrotus befruchtet 950. L\u00f6sung I: 1000 ccm Seewasser + 40 ccm n/io-NH3; ist gegen Phenolphthalein rot, aber bedeutend heller als die alkalische Salzl\u00f6sung. Eier in 2 gleiche Teile geteilt. Atmungsversuch 1100\u20141200. Verbrauch in Seewasser 10,1 Thiosulfat, in L\u00f6sung I 11,0 ccm pro 225 ccm.\n9.\tStrongylocentrotus befruchtet 1200. 123:\u00bb in Seewasser, dem pro Liter 1 ccm 1110-n-NaCN-L\u00f6sung (frisch bereitet) zugesetzt war. Einmal damit gewaschen. Dann in 2 gleiche Teile. Verteilt l00 in L\u00f6sung I und II.\nL\u00f6sung 1: 1000 ccm (nicht ausgekochtes) destilliertes Wasser, 35 g NaCl, 1 ccm \u00bbVio-NaCN.\nL\u00f6sung II : 1000 ccm destilliertes Wasser, 35 g NaCl + 22 ccm \u00ae/io-n-KCI-|-20 ccm 6/io-n-CaCl8 -f~ 1 ccm n'm-NaCN.\nBeide L\u00f6sungen reagieren gegen Neutralrot gelb, gegen Phenolphthalein Spur rosa; kommt von Dissoziation des Cyanids. Cut gewaschen mit den L\u00f6sungen. Versuch l40\u2014230. Verbrauch in I pro 219 ccm 3,9 ccm Hydrosulfit, in II 0,8 ccm Hydrosulfit. Nach der Atmung waren beide ungefurcht.\n9 a. F\u00fcr Cyanidversuche mit der reinen Kochsalzl\u00f6sung ist es n\u00f6tig, die Eier vorher mit cyanidhaltigem Seewasser zu waschen; denn die Wirkung der NaCl-L\u00f6sung setzt oft sofort ein und offenbar schneller, als die Blaus\u00e4ure in die Zellen eindringt.\nDurch Vorversuche mu\u00df man sich ein Material verschaffen, das m\u00f6glichst empfindlich gegen NaCl ist; ferner die Versuche immer erst zirka eine Stunde nach der Befruchtung beginnen.","page":334},{"file":"p0335.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Oxydationen in lebenden Zellen. .\t335\nLoeb hat \u00f6fters auf periodische Erscheinungen bei Giftwirkungen hingewiesen. Ich glaube, da\u00df das NaCl in Abst\u00e4nden von 5 zu 5 Minuten nicht gleich wirkt (bei etwa 16\u00b0), verf\u00fcge aber nicht \u00fcber die n\u00f6tige Zahl von Versuchen, um das sicher behaupten zu k\u00f6nnen.\n10.\tStrongylocentrotus befruchtet 11\u00b0.\nL\u00f6sung 1: 100 NaCl + 2,2 KCl + 2,0 CaCl2 + 7,8 MgCl, + 3,8 MgS04, alle \u00ab/to-normal: dazu 5 ccm m'2-Na-Bicarbonat + 2 n;io-NaOH pro Liter.\nL\u00f6sung II: 100 NaCl -f 2,2 KCl + 2,0 CaCl2, alle */io-normal ; dazu 5 m,2-Na-Bicarbonat + 2 n to-NaOH pro Liter.\nL\u00f6sung III: 100 NaCl + 2,0 CaCl2, io-normai ; dazu 5 m 2-Na-Bicarbonat -|- 2 n/io-NaOH pro Liter.\nDie Reaktion dieser 3 L\u00f6sungen entspricht dem des Seewassers.\nEier in 2 gleiche Teile geteilt; ab 1130 mit 1 und II gewaschen; bis erst beim Stehen Opalescenz mit BaCl2 in II. Atmungsversuch 1155\u20141255. Sauerstoffverbrauch pro 225 ccm in I 7,8, in II 7,5 ccm Thiosulfat. Nach der Atmung Eier sowohl aus I wie aus II im 2-Zellenstadium. Nun die Eier, die in I geatmet hatten, mit III gewaschen. Atmungsversuch in III 200\u2014300. Sauerstoffverbrauch 8,2 ccm Thiosulfat pro 225 ccm.\n11.\tL\u00f6sung I: Seewasser.\nL\u00f6sung II : 1000 Seewasser + 1,6 ccm 2 X 10\u201c2-n-CuS04.\nStrongylocentrotus befruchtet 925. t= 14\u00b0. Verteilt gleiche Teile IO05 und je einmal gewaschen. Versuch 1025\u2014ll25. Sauerstoffverbrauch in I 7,8, in II 12,0 Thiosulfat pro 225 ccm.\n12.\tL\u00f6sung I: Seewasser;\nL\u00f6sung II: 1000 Seewasser + 0,5 ccm einer 0,3\u00b0/oigen L\u00f6sung von Ag2S04, also in bezug auf Ag 10-5-normal. Frischbereitet. Strongylocentrotus unbefruchtet. In 2 gleiche Teile und ab 1035 mit I und II gewaschen. Versuch 11 00\u201412 00. Sauerstoffverbrauch pro 225 ccm in 11,0, in II 8,0 ccm Thiosulfat.\n13.\tWie 12. Goldl\u00f6sung 1000 Seewasser -j- 1 ccm n!mo-AuCI3.\n14.\tWie 12. Kupferl\u00f6sung 1000 Seewasser [-1 ccm n io\u00bb-CuS04 (0,25 \u00b0/oige L\u00f6sung).","page":335},{"file":"p0336.txt","language":"de","ocr_de":"33\u00ab\nOtto Warburg.\n15.\tL\u00f6sung 1: Seewasser.\nL\u00f6sung II: 1000 Salzl\u00f6sung + 10 n/io-NaOH.\nStrongvlocentrotus unbefruchtet in Seewasser 60 Minuten pro 225 ccm Sauerstoffverbrauch, 2,5 Thiosulfat. Nun die H\u00e4lfte der Eier, die in I geatmet hatten, mit neutraler Salzl\u00f6sung sehr gut gewaschen und in II 45 Minuten. Verbrauch pro 225 ccm 6,4 ccm Thiosulfat. Auf gleiche Mengen und 60 Minuten umgerechnet also in I 1,3. in II 8,5 ccm Thiosulfat verbraucht.\n\u00c4hnliche Resultate erhielt ich in einer ganzen Anzahl von Versuchen. Ich habe aber auch Eier gesehen, die sich in der alkalischen Salzl\u00f6sung nur sehr wenig ver\u00e4nderten (Indikator: Kern geht in die Mitte und wird sehr deutlich; Oberfl\u00e4che des Eies wird runzlig oder bildet Membranen). Man wird sich deshalb zweckm\u00e4\u00dfig in Vorversuchen ein geeignetes Material aussuchen.\n16.\tL\u00f6sung I: Seewasser.\nL\u00f6sung II : 1000 Seewasser + 10 g Urethan.\nStrongylocentrotus befruchtet 1025. t = 15\u00b0. 5 Minuten nach der Befruchtung verteilt zu gleichen Teilen in I und II. Einmal mit I und II gewaschen. Atmung 1045\u2014ll45. Sauerstoffverbrauch pro 225 ccm in I 5,7, in II 3,8 ccm Thiosulfat. Proben, nach der Atmung in II in Seewasser zur\u00fcckgebracht, entwickelten sich zu schwimmenden Larven.\n17.\tL\u00f6sung I: Seewasser.\nL\u00f6sung II : 1000 Seewasser -f- 60 ccm absoluter Alkohol.\nDie Konzentration des Alkohols liegt weit \u00fcber der narkotischen Grenzkonzentration.\nSphaerechinus befruchtet ll30. t = 14\u00b0. Gleiche Teile zu verschiedenen Zeiten verteilt in I und II und gewaschen mit I und II einmal. Atmung 1245\u2014l45 in Seewasser, 240-^340 in II. Sauerstoffverbrauch in 13,1, in II 1,9 ccm Thiosulfat pro 225 ccm. Proben, nach der Atmung in Seewasser zur\u00fcckgebracht, entwickelten sich aus II zu schwimmenden, nicht hochsteigenden Larven.\n18.\tStrongylocentrotus unbefruchtet. Eier mit Seewasser gewaschen und in 2 gleiche Teile. Ein Teil mit Samen befruchtet","page":336},{"file":"p0337.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Oxydationen in lebenden Zellen.\t337\n1045. Der andere Teil nach der Loebschen Fetts\u00e4ureraethode, etwa zu gleicher Zeit, zur k\u00fcnstlichen Membranbildung gebracht. Dazu eignet sich in Neapel eine Mischung von 50 ccm Seewasser und 2,5 ccm n/5-Valerians\u00e4ure. Exposition 2 Minuten. Versuch 1130\u20141230 in Seewasser. Sauerstoffverbrauch pro 225 ccm der samenbefruchteten Eier 10,5, der k\u00fcnstlichen Membraneier 9,0 ccm Thiosulfat.\n19.\tL\u00f6sung I : Seewasser.\nL\u00f6sung II : 1000 ccm Seewasser + 1 ccm \u2018/jo-n-NaCN.\nL\u00f6sung III: 1000 ccm Seewasser -f- 0,1 ccm Vio-n-NaCN.\nDas Cyanid mu\u00df stets frisch hergestellt sein.\nStrongylocentrotus befruchtet 1035. Verteilt in l und II zu gleichen Teilen ll15. Einmal mit I und II gewaschen. Versuch ll35\u2014235. Sauerstoffverbrauch pro 225 ccm in I 0.2 in II 1,2 ccm Thiosulfat. Jetzt Material, das in I geatmet hatte, in III gewaschen. Versuch l30\u2014230. Sauerstoffverbrauch in III pro 225 ccm 2,0 ccm Thiosulfat.\nProben aus II und III nach der Atmung in Seewasser zur\u00fcckgebracht, entwickelten sich zu hochsteigenden Larven.\n20.\tStrongylocentrotus befruchtet 1035. In 2 gleiche Teile. Ein Teil 1145\u20141245 auf Atmung untersucht. Sauerstoffverbrauch pro 225 ccm 7,3 ccm Thiosulfat. Der andre Teil furchte sich bei 16\u00b0 in gro\u00dfen Schalen und wurde 427\u2014527 auf Atmung untersucht. (Beide in Seewasser ) Sauerstoffverbrauch pro 225 ccm 10,2 ccm Thiosulfat.\n21.\tStrongylocentrotus unbefruchtet gut gewaschen. Dann in 2 gleiche Teile. Ein Teil, 50 ccm Seewasser -f- Eier, in 450 ccm konzentrierter Salzl\u00f6sung folgender Zusammensetzung: 100 NaCl; 2,2 KCl; 2,0 CaCl2: 7,8 MgCl2; 3,8 MgS04. Auf 1000 0,5 ccm n-NaH2P04. Dann wenig Sperma dazu und solange Seewasser, bis infolge \u00c4nderung der Reaktion die Sper-matozoen sich in lebhafter Bewegung um die Eier ansammeln. Dann noch etwas Sperma und 10 Minuten stehen gelassen. So wurde erreicht, da\u00df fast jedes polysperm war und zwar ohne mehr Sperma zu ben\u00f6tigen, als f\u00fcr die monosperme Befruchtung. Da\u00df tats\u00e4chlich mehrere Spermatozoen eingedrungen waren, wurde besonders dadurch kontrolliert, da\u00df sich die","page":337},{"file":"p0338.txt","language":"de","ocr_de":"338\n011o Warburg,\nmeisten Eier simultan in 3, 4 und mehr Blastomeren teilten.1) Die Kontrollprobe wurde mit der gleichen Gesamtspermamenge in Seewasser befruchtet, und diese Eier entwickelten sich ganz normal \u00fcber das 2-Zellenstadium.\nDie monosperme und die polysperme Befruchtung wurden etwa gleichzeitig gegen 1040 vorgenommen. Atmungsversuch ll20\u20141230, Sauerstoffverbrauch der monospermen Eier 7,6, der polyspermen 8,3 ccm Thiosulfat.\n22. \u00abLipase\u00bb im (sich furchenden) lebenden Ei.\nStrongylocentrotus befruchtet 930. Nach etwa einer Stunde (t. = 16\u00b0) die Eier zentrifugiert. Zentrifugat 20 ccm, mit UOccm folgender Fl\u00fcssigkeit verd\u00fcnnt: 100 Seewasser + 1 n/io-NaOH -f- 0,1 ccm neutrales buttersaures \u00c4thyl. Also Konzentration des \u00c4thvlbutyrats 0,09 ccm = ca. 0,08 g auf 100 ccm = ca. ^\u00ab-normal. 1050\u2014l15 in einer Flasche mit gro\u00dfer Luftblase bei 19\u00b0 gedreht. Nach dieser Zeit waren die Eier sch\u00f6n gefurcht und die L\u00f6sung ganz klar. iZentrifugiert und tiberstehende Fl\u00fcssigkeit 150 ccm, 3 mal mit 75 ccm s\u00e4urefreiem \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt, nachdem 1,5 ccm n/io-NaOH dazu. Dann sauer mit 5 ccm 10\u00b0/o KHS04 und wie oben destilliert. Destillat verbrauchte 6,4 ccm nlso-BaOH (Phenolphthalein).\nKontrolle, auf die gleiche Weise nur ohne Eier, ergab : 0,5 ccm \"WBaOH.\n22 a. Strongylocentrotus gleiche Teile. Ein Teil befruchtet, ein Teil unbefruchtet. Butters\u00e4urebestimmung wie in 22, ergab : unbefruchtet 2,9 ccm n/8o-BaOH, befruchtet 3,0 ccm \" so-BaOH.\nStickstoff eines Teils ergab: 33 n/io-HCl. Also auf 20 \" w-HCl Stickstoff 1,8 \"so-BaOH.\n22 b. Strongylocentrotus unbefruchtet in hypertonischer L\u00f6sung.\nHypertonische L\u00f6sung: 100 Seewasser + 4 ff NaCl + 1 ccm n to-NaOH + 0,1 ccm \u00c4thylbutyrat. Butters\u00e4urebestimmung ergab: = 3,4 ccm n,8o-BaOH. N = 41 n/io-HCl. Also auf 20 n/io-Stickstoff 1,7 Weo-BaOH; das ist dasselbe, wie unbefruchtete oder befruchtete Eier in Seewasser (22 a).\nVgl. auch Boveri. Zellenstudien, Heft 5.","page":338},{"file":"p0339.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Oxydationen in lebenden Zellen.\t339\n23.\tStrongylocentrotus unbefruchtet in hypertonischer L\u00f6sung.\nHypertonische L\u00f6sung: 1000 ccm Salzl\u00f6sung (100 NaCl; 2,2 KCl ; 2,0 CaCl2) mit ausgekochtem destillierten Wasser hergestellt. Dazu 43 g NaCl. Mit Luft gesch\u00fcttelt unter Kohlen-s\u00e4ureabschlu\u00df. Eier zun\u00e4chst' sehr sorgf\u00e4ltig mit neutraler C0,-freier Salzl\u00f6sung von See wasser befreit. Dann in 2 gleiche ' Teile und beide einmal mit der hypertonischen L\u00f6sung gewaschen. Dann beide Mengen mit der hypertonischen L\u00f6sung aut 306 aufgef\u00fcllt. Dann eine Flasche eine Stunde bei 18\u00b0 gedreht; aus der anderen nach gleichm\u00e4\u00dfigem Verteilen der Eier und nach Zugabe von verd\u00fcnnter H2S04 ausgekocht. 230 ccm in den C02-Bestimmungsapparat gehebert. Vorgelegt 23 ccm BaOH = 32,6 \"/ioo HCl. Nach Versuch 23 ccm BaOH = 30,9 n/ioo HCl. Nach einer Stunde aus der andern Flasche in gleicher Weise 230 ccm Eier -{- Fl\u00fcssigkeit abgehebert. 23 ccm vorgelegten Barytwassers waren jetzt: 29,1 nfioo-HCl. Die gebildete C02 also = 1,8 n/8o-BaOH.\nEs waren also 1,8 auf 230 oder 2,4 auf 306 gebildet. Da 1 ccm \",'ioo HCl = 0,11 ccm C02, so waren 0,26 ccm C02 gebildet. Die Stickstoffbestimmung wurde im Rest (306 -23 ccm) ausge-l\u00fchrt und ergab: 9,5 ccm \"/io HCl. Es sind also auf 20 \"no HCl 0,14 ccm C02 entstanden. In der gleichen L\u00f6sung findet auf 20 n/io etwa ein Sauerstoffverbrauch 0,2 ccm statt (nicht an demselben Material gemessen).\n24.\tStrongylocentrotus befruchtet in k\u00fcnstlicher Salzl\u00f6sung. Salzl\u00f6sung: 100 NaCl; 2,2 KCl; 2,0 CaCl2, mit ausgekochtem destilliertem Wasser hergestellt. Auf 1000 ccm 1 c\u00e7m n/io KOH. Gegen .Neutralrot dann gelb. Befruchtet 11\u00b0\\ Sehr gut mit der k\u00fcnstlichen Salzl\u00f6sung gewaschen, der aber\nkeine Lauge zugesetzt war. Im \u00fcbrigen wie 23. Atmung [ 00_\u00a300t\nTiter Baryt:\t23,0cem = 32,6\u00bb/ioo-HCl| Diffcrcnz\n230ccm Eier -f Fl\u00fcssigkeit\tpr\u00e4formicrte\nausgekocht:\t23,0 \u00bb =28,\u00f6nWHCI\n230 ccm Eier -)- Fl\u00fcssigkeit nach Atmung ausgekocht: 23,0 \u2022 \u2014 21,5\"/ioo-HCl\nDifferenz entstandene C.O*","page":339},{"file":"p0340.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022MO Otto Warburg, \u00dcber die Oxydationen in lebenden Zellen.\nN in (306-230) ccm = 11,2 \"Zio-HCl.\nDifferenz in n/ioo-HCl auf 230: 7,4; auf 306: 9,8; auf 20 n/io-N: 4.7 \u00bb/loo-HCl; auf 20 n/io-N pro Stunde: 1,6 nlioo-HCl = 0,18 ccm C02 (0\u00b0, 760 mm).\nF\u00fcr den Sauerstoffverbrauch wird unter den gleichen Bedingungen ca. 0,2 bis 0,3 ccm pro Stunde u. 20 n/io N gefunden.\nDiese Zahlen sagen, wie ich noch betonen m\u00f6chte, \u00fcber den respiratorischen Quotienten gar nichts; wer daf\u00fcr Interesse hat, m\u00fc\u00dfte in derselben Probe Sauerstoff und Kohlens\u00e4ure bestimmen, also Gasanalysen machen.\nDie Resultate dieser Untersuchung verdanke ich nicht zum geringsten Teil den sch\u00f6nen Arbeitsbedingungen der zoologischen Station in Neapel. Ich m\u00f6chte auch hier Herrn Dr. Reinhard Dohm und Herrn Dr. Martin Henze danken.\nHeidelberg, April 1910.","page":340}],"identifier":"lit18973","issued":"1910","language":"de","pages":"305-340","startpages":"305","title":"\u00dcber die Oxydationen in lebenden Zellen nach Versuchen am Seeigelei","type":"Journal Article","volume":"66"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:13:25.746985+00:00"}