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{"created":"2022-01-31T14:02:55.889332+00:00","id":"lit18989","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schmid, Julius","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 67: 155-160","fulltext":[{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"Oer Abbau methylierter Xanthine.\nVon\nJulias Schmid.\n(Aus der medizinischen Poliklinik zu Breslau.) (Der Redaktion zugegangen am 2. Juni 15)10.)\nDer Abbau der mehrfach methylierten Xanthine im Organismus ist deshalb von Interesse, weil diese einen wesentlichen Bestandteil bestimmter Genu\u00dfmiltel (Kalfee, Tee, Kakao) bilden und weil die Hauptmenge der im Harn unter gew\u00f6hnlicher Ern\u00e4hrung ausgeschiedenen Purinbasen Methylxanthine\nsind, welche diesen mehrfach methvlierten Xanthinen der Nah-\n\u2014 \u2022\nrung entstammen.\nDie Produkte des Abbaus dieser K\u00f6rper (Coffein, Theobromin und Theophyllin) sind uns nur zum Teil bekannt. Stoffwechselversuche von Bondzynski und Gottlieb,1) Burian und Schur,-) Kr\u00fcger und seinen Sch\u00fclern3) haben ergeben, da\u00df ein Teil (20\u201450 \u00f6/o) des verf\u00fctterten K\u00f6rpers als Mono-methvlxanthin (bezw. nach Verf\u00fctlerung von Coffein teilweise noch als intermedi\u00e4res Dimethylxanthin) im Harn erscheint, ein weiterer Teil unter Aufspaltung des Purinrings zu noch nicht bekannten Endprodukten oxydiert wird; endlich verl\u00e4\u00dft noch eine Restmenge den Organismus unver\u00e4ndert.\nF\u00fcr die im Abbau resultierendem Di- und Monomethyl-xanthine haben sich beim Menschen und bei den einzelnen Tierarten bemerkenswerte Unterschiede ergeben, insofern die Widerstandsf\u00e4higkeit der einzelnen Methylgruppen im Molek\u00fcl bei ihnen eine durchaus verschiedene, spezifische ist.4) Auf\n\u2018) Archiv f. exp. Path. u. Pharm., Bd. XXXYI, S. 45 (1895i.\n*) Archiv f. Phys., Bd. LXXX, S. 241 (1900).\n3)\tLit. s. bei B. Bloch, Biochem. Zentralbl., Bd. V, S. 502 (1900).\n4)\tB. Bloch, 1. c.\n11*","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\nJulius Schmid.\nEinzelheiten dieser bedeutungsvollen Tatsachen k\u00f6nnen wir an dieser Stelle verzichten. Uns interessiert hier die Frage, in welchen Organen die Entmethylierung bezw. der vollst\u00e4ndige Abbau der mehrfach methvlierten Xanthine erfolgt.\nHier\u00fcber* liegen bereits Untersuchungen vor von Albanese,1) wonach der Sitz der Umwandlung des Coffeins in Monomethylxanthin in der Leber ist, und von Schittenhelm,2) welcher zeigen konnte, da\u00df nach Digestion eines w\u00e4sserigen Auszugs von Rindermilz mit Coffein mit Kupfersulfat-Bisulfit ausf\u00e4llbare K\u00f6rper auftreten. Ko take3) fand bei Digestionsversuchen von Coffein mit Rinderleber dasselbe. F\u00fcr die von ihm dabei gefundenen Monomethvlxanthine fehlt jegliche Beweisf\u00fchrung. \u2014 Eine systematische Durchf\u00fchrung dieser Untersuchungen schien noch w\u00fcnschenswert.\nAuf zweierlei Wegen kann man dabei vorgehen. Entweder ist nach Digestion des Organbreis mit einem zugesetzten Tri- oder Dimethylxanthin der Nachweis des bezw. der zii erwartenden Di- bezw. Monomethvlxanthine zu erbringen oder es ist durch Restbestimmung die Menge des umgewandelten Methylxanthins festzustellen. Der erste Weg f\u00fchrte zu keinem Resultat: in einer gr\u00f6\u00dferen Anzahl von Versuchen, die in der unten angegebenen Weise mit Hundeorganen unter Zusatz von Theophyllin angestellt wurden, war nie 3-Methylxanthin, dessen Bildung nach dem .Stoffwechselversuch anzunehmen war, aufzufinden. M\u00f6glicherweise liegt dies daran, da\u00df die Menge des entstehenden 3-Methylxanthin zu gering ist, und dadurch der Anlyse entgeht. Der zweite indirekte Weg f\u00fchrte zum Ziel.\nNach dem Ergebnis des Theophyllinf\u00fctterungsversuchs am Hund (Kr\u00fcger und Schmid1)), wobei 17,7% Theophyllin und 17,9 \u00b0/o 3-Methylxanthin aus dem Harn isoliert wurden, war in den Organbreiversuchen ein restloses Verschwinden des Theophyllins von vornherein nicht zu erwarten. Die Versuche haben ergeben, da\u00df an der Entmethylierung bezw. dem totalen Abbau\n\u2018) Archiv\u00e2t di Farmacolog. e science affini, Bd. II. S. 352 (1903).\ns) Diese Zeitschrift, Bd. XLIII, S. 228 (1904).\n3) Diese Zeitschrift. Bd. LVII, S. 378 (1909).\n4> Diese Zeitschrift. Bd. XXXVI, S. 1 il902).","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"Der Abbau melhylierter Xanthine.\t157\ndes Theophyllins, damit also wohl auch der andern mehrfach methylierten Xanthine, alle daraufhin untersuchten Organe (Blut, Leber, Niere, Milz, Lunge, Muskel) ungef\u00e4hr in gleichem Ma\u00df beteiligt sind. Besonders soll hervorgehoben werden, da\u00df die methylierten Purine auch im B1 u t angegriffen werden, w\u00e4hrend dieses auf die Amino- und Oxvpurine bekanntlich nicht einwirkt.\t\u2022>\nVersuche,\nDie Versuche wurden an Hundeorganen (vom kurz vorher get\u00f6teten Tier) angestellt. Die Organe wurden stark zerkleinert und mit Quarzsand zerrieben, mit der doppelten Gewichtsmenge physiologischer Kochsalzl\u00f6sung und der abgewogenen Menge Theophyllin, sowie mit einer Chloroform-Toluolmischung versetzt. In Versuch I blieben die Organbreiportionen 24 Stunden im Brutschrank (37\u00b0) unter h\u00e4ufigem Sch\u00fctteln, in Versuch il im Wasserbad bei 370 unter st\u00e4ndiger Luftdurchleitung 36 St unden lang stehen und wurden dann sofort verarbeitet.\nVon dem verwandten Theophyllinpr\u00e4parat ergaben 0,230 g = 0,0047 g N = 28,13\u00b0/\u00ab N und 0.2If) \u00bb = 0,0006 v\u00bb = 28,18\u00b0.. *\nVerlangt 28,28 \u00b0/o N.\t>\nDas Theophyllin wurde auf folgende Weise aus dem Organbrei isoliert: das Eiwei\u00df des Organbreis wird in \u00fcblicher Weise durch Essigs\u00e4ure hei\u00df ausgef\u00e4llt, der Niederschlag noch dreimal alkalisch aufgekocht und wieder gef\u00e4llt. Aus den gesammelten Filtraten wurden die Basen durch die Kupfersulfatmethode gewonnen. Diese wurden dann in ungef\u00e4hr 30 ccm Wasser gel\u00f6st und mit soviel starker Natronlauge versetzt, da\u00df die L\u00f6sung 10o/o an \u00c4tznatron enth\u00e4lt. Meist beginnt sofort Thepphyllin-natrium auszufallen; nach 24st\u00e4ndigem Stehen im Eisschrank ist dieses jedenfalls, wie sich aus Kontrollen ergibt, total ausgefallen. Der krystallinische Niederschlag wird \u00fcber Asbest abgesaugt und mit 10\u00b0/o iger Natronlauge ausgewaschen und dann in hei\u00dfem Wasser gel\u00f6st. In einem aliquoten Teil der L\u00f6sung wird durch die N-Bestimmung der Gehalt an Theophyllin festgestellt. Das freie Theophyllin krvstallisiert aus der Theophyllinnatriuml\u00f6sung nach \u00dcbers\u00e4uern mit Essigs\u00e4ure","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\nJulius Schmid,\nbeim Einengen in den charakteristischen langen, gl\u00e4nzenden Nadelprismen aus.\nVersuch I.\nKontrollversuche:\n1.\t70 g Leber-f-0,4g Theophyllin sofort verarbeitet ergibt in *4 der Theophyllinnatriuml\u00f6sung f\u00fcr N \u25a0= 17,10 und 17,45 ccm '/to-N.-S.\nGesamtmenge = 0,3439 g Theophyllin\n= 86,0\u00b0/o Th. wiedergewonnen.\n2.\t80 ccm Blut in 0,15 g Natriumoxalat aufgefangen -f- 0,4 g Theophyllin, sofort verarbeitet, ergibt in */\u00ab der Theophyllinnatriuml\u00f6sung f\u00fcr N = 15,5 und 15,5 ccm V10-N.-S.\nGesamtmenge = 0,3062 g Theophyllin\n= 76,5\u00b0/o Th. wiedergewonnen.\nIm Filtrat vom Theophyllinnatrium keine Kupferf\u00e4llung.\nVersuche:\n1.\t100 g Leber -f-0,4 g Theophyllin(24 Stunden Brutschrank) ergibt in V\u00ab der Theophyllinnatriuml\u00f6sung f\u00fcr N = 13,1 und 13,2 ccm.\nGesamtmenge = 0,2598 g Theophyllin >\t= 64,95\u00b0/o Th. wiedergewonnen.\nDas Filtrat vom Theophyllinnatrium blieb noch weitere 24 Stunden im Eisschrank: kein weiteres Ausfallen von Th. Im Filtrat geringe Kupferf\u00e4llung: f\u00fcr N = 2,4 ccm '/to-N.-S. \u2014 3,4 mg Basen-N.\n2.\t80 ccm Blut in 0,15 g Natriumoxalat aufgefangen -f 0,4 g Theophyllin (24 Stunden Brutschrank) ergibt in \u2018/\u00ab der Theophyllinnatriuml\u00f6sung f\u00fcr N = 6,6 und 6,6 ccm \u2018/\u00bbo-N-S.\nGesamtmenge = 0,1364 g Theophyllin\n= 36,6u/o Th. wiedergewonnen.\nBei weiterem 24st\u00fcndigem Stehen der Theophyllinnatriuml\u00f6sung im Eisschrank kein weiteres Ausfallen von Theophyllinnatrium. Filtrat gibt schwache Kupferf\u00e4llung : f\u00fcr N = 3,0 ccm \u2018/io-N.-S., auf Theophyllin berechnet = 0,014 g.\n3.\t60 g Muskel 4* 0,4 g Theophyllin (24 Stunden Brutschrank) ergibt in V< der Theophyllinnatriuml\u00f6sung f\u00fcr N = 14,05 und 14,20 ccm Vio-N.rS.\nGesamtmenge = 0,2787 g Theophyllin\n= 69,7\u00b0,\u00ab Th. wiedergewonnen.\n,4. 22 g Nieren-{-0,4g Theophyllin (24 Stunden Brutschrank) ergibt in V\u00ab der Theophyllinnatriuml\u00f6sung f\u00fcr N = 9,65 und 10,0 ccm \u2018/io-N.-S.\nGesamtmenge = 0,1846 g Theophyllin\n= 46,1 \u00b0/o Th. wiedergewonnen.","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"Der Abbau methylierter Xanthine.\n159\n5. 31 g Lungen + 0,4 g Theophyllin (24 Stunden Brutschrank) ergibt in 7< der Theophyllinnatriuml\u00f6sung f\u00fcr N = 9,70 ccm */*o-N.-S.\nGesamtmenge = 0,1917 g Theophyllin\n= 47,9\u00b0/\u00ab Th. wiedergewonnen.\nVersuch II.\nKontrollversueh.\n250 ccm Blut in 0,4 g Natriumoxalat aufgefangen + 0,5 g Theophyllin, sofort gef\u00e4llt, ergibt in */* der Theophyllinnatriuml\u00f6sung f\u00fcr N = 40,50 ccm 7\u2018o-N.-S.\nGesamtmenge = 0,3993 g Theophyllin\n\u2014 80\u00b0/o Th. wiedergefunden.\nVersuche:\n1. a) 250 ccm Blut in 0,4 g Natriumoxalat aufgefangen + 0,5 g Theophyllin (36 Stunden Luftdurchleitung) ergibt in */* der Theophyllin-natriuml\u00fcsung f\u00fcr N = 33,85 ccm \u2018/io-N.-S.\nGesamtmenge = 0,3346 g Theophyllin\n= 66,9\u00b0/\u00ab Th. wiedererhalten.\nb) 2. Blutversuch, ebenso angestellt, ergibt 59,2\u00b0/o Theophyllin wiedererhalten.\n2.150 g Leber +0,5 g Theophyllin (36 Stunden Luftdurchleitung) ergibt in '/* der Theophyllinnatriuml\u00f6sung f\u00fcr N = 27,05 ccm '/to-N.-S.\nGesamtmenge = 0,2677 g Theophyllin\n= 53,3 \u00b0/o Th. wiedererhalten.\n3.140 g N i e r e n + 0,5 g Theophyllin (36 Stunden Luftdurchleitung) ergibt in V* der Theophyllinnatriuml\u00f6sung f\u00fcr N = 26,3 ccm Vio-N.-S.\nGesamtmenge = 0,260 g Theophyllin\n= 52\u00b0/o Th. wiedererhalten.\n4.\t/O g Milz + 0,5 g Theophyllin (36 Stunden Luftdurchleitung) ergibt in '/\u00ab der Theophyllinnatriuml\u00f6sung f\u00fcr N = 28,20 ccm 7i\u00ab-N.-S.\nGesamtmenge = 0,279 g Theophyllin\n= 65,8 \u00b0/o Th. wiedererhalten.\n5.\t130 g Lunge + 0,5 g Theophyllin (36 Stunden Luftdurchleitung) ergibt in 7\u00ab der Theophyllinnatriuml\u00f6sung f\u00fcr N = 28,0 ccm Viq-N.-S.\nGesamtmenge = 0,277 g Theophyllin\n= 55,4\u00b0/o Th. wiedererhalten.\nDie Frage, ob im Abbau der methylierten Xanthine (Xanthin und) Harns\u00e4ure entstehen kann, galt bisher nach den Ergebnissen zahlreicher Untersucher (Minkowski,1) Burian und Schur,2) Kr\u00fcger und Schmid,\u00bb) Schmid4) u. a.) als end-\n*) Archiv f. exp. Path. u. Pharm., Bd. XLI, S. 375 (1898).\n*) 1. c.\n3)\tDiese Zeitschrift, Bd. XXXII, S. 104 (1901).\n4)\tD. Arch. f. klin. Med., Bd. LXXVII, S. 505 (1903).","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"160 Julius Schmid, Der Abbau methylierter Xanthine.\ng\u00fcltig negativ entschieden. Wir haben jedoch neuerdings Ursache, diese Untersuchungen wieder aufzunehmen. Besser1) konnte n\u00e4mlich am purinfrei ern\u00e4hrten Menschen \u2014 die fr\u00fcheren Untersuchungen wurden nicht unter dieser Kautele \u00e4ngestellt oder wurde die Purinfreiheit der Nahrung nicht sorgf\u00e4ltig genug behandelt \u2014 auf Colfein- und Theobromindarreichung eine zweifellose Steigerung der \u00dc-Ausscheidung konstatieren, und Schittenhelm2) hat am purinfrei gef\u00fctterten Hund auf dieselben Zulagen eine zwar geringe, aber ausgesprochene Steigerung der Allantoinmenge im Harn erzielt.\nZur Pr\u00fcfung dieser Frage wurde im Anschlu\u00df an die erstangef\u00fchrten Versuche eine weitere Versuchsreihe mit Organextrakten angeschlossen. Verv/endet wurden dazu Rinderorgane (Leber, Darm, Lunge, Milz), da diesen eine ausgesprochene \u00dc-bildende F\u00e4higkeit zukommt und dazu wenigstens im Darm, Lunge und Milz das harns\u00e4urezerst\u00f6rende Ferment fehlt (Schittenhelm3)). Eine geringe U-Bildung aus den organeigenen Purink\u00f6rpern finden wir daher bei diesen Organen schon bei der Autolyse regelm\u00e4\u00dfig.\n500 g des zerriebenen Organbreis wurden mit 1000 ccm Wasser 24 Stunden in der K\u00e4lte stehen gelassen, alsdann durch ein Koliertuch gepre\u00dft. Jeder Extrakt wurde in 2 Teile geteilt und mit 0,5 g Theophyllin bezw. 0,5 g Theobromin und Toluolchloroform versetzt, unter Luftdurchleitung 36 Stunden stehen gelassen.\nIn keinem Falle konnten dann nach der \u00fcblichen Verarbeitung mehr als h\u00f6chstens Spuren von 0 (durch Murexid und Isolierung nach Horbaczewski) nachgewiesen werden. Dieses negative Resultat deckte sich mit den gemeinsam von Brugsch, Pincussohn und Schittenhelm4) durch Digestion von Rindermilz und Pferdelunge unter Zusatz von Coffein gewonnenen Ergebnissen.\n*) Ther. d. GegemV., Bd. L, S. 321 (1909).\n*) Therap. Monatsh., Bd. XXIV, S. 113 (1910).\n3)\tDiese Zeitschrift, Bd. XLV, S. 121 (1905).\n4)\tZentralbl. f. d. ges. Phys. u. Path. d. StofTw., Bd. III, Nr. 8 (1908).","page":160}],"identifier":"lit18989","issued":"1910","language":"de","pages":"155-160","startpages":"155","title":"Der Abbau methylierter Xanthine","type":"Journal Article","volume":"67"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:02:55.889338+00:00"}