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{"created":"2022-01-31T14:07:07.887742+00:00","id":"lit18992","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Letsche, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 67: 177-191","fulltext":[{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"Ober das Verhalten von H\u00e4moglobin gegen Hydrazin und die Frage nach dem Gasbindungsverm\u00f6gen des Blutfarbstoffs.\nVorl\u00e4ufige Mitteilung.\nVon\t\u2019\n\u00a3. Letsche.\n(Aus dem physiologisch-chemischen Institut der Universit\u00e4t T\u00fcbingen.)\n(Der Redaktion zugegangen am 8. Juni 1910.)\nUm Blut oder eine Blutfarbstoffl\u00f6sung vollkommen sauerstofffrei zu bekommen, sind im Laufe der Zeit eine ganze Reihe von Mitteln, die im einzelnen hier nicht aufgef\u00fchrt zu werden brauchen, angewendet worden. Alle diese verschiedenen Mittel haben ihre Vorz\u00fcge und ihre Nachteile, und man wird, je nach dem Zweck, f\u00fcr welchen man eine L\u00f6sung reduzierten H\u00e4moglobins herstellt, dieses oder jenes bevorzugen.\nWill man die L\u00f6sung ben\u00fctzen zur Feststellung der Gasmengen, die eine H\u00e4moglobinl\u00f6sung von bestimmter Konzentration aufzunehmen imstande ist, so wird man es vermeiden, ein Reduktionsmittel anzuwenden, das den Absorptionskoeffizienten der L\u00f6sung f\u00fcr das betreffende Gas beeinflu\u00dft. Ausgeschlossen ist weiter ein Mittel, das mit dem anzuwendenden Gase reagiert, und vollends gar ein solches, das das H\u00e4moglobinmolek\u00fcl tiefergehend ver\u00e4ndert.\nEin Reduktionsmittel, das diesen Anforderungen entsprechen sollte, sah H\u00fcfner1) in dem von Curtius entdeckten Hydrazin.\nDer Entdecker Curtius gibt \u00fcber die Wirkungsweise der Salze des Hydrazins, soweit sie uns hier interessiert, folgendes an:2) \u00abDie Absorptionsstreifen, welche eine w\u00e4sserige Blut-\n*) Archiv f. Anat. u. Physiol. (Physiol. Abt.) 18114. S. 156.\n8) J. f. prakt. Chem. Bd. XXXIX, S. 27 ff. (43). 1889.","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"17\u00d4\nE. Letsche.\nlosung aufweist, verschwinden auf Zusatz einer Hydrazins a lz-l\u00f6sung fast momentan\u00bb. An Stelle von Hydrazinsalzen verwendet H\u00fcfner1) Hydrazinhydrat in 25\u00b0/oiger L\u00f6sung, denn \u00abbei Anwendung eines Salzes w\u00fcrde gleichzeitig die zu f\u00fcrchtende S\u00e4ure auftreten\u00bb..\nNach H\u00fcfner1) bleibt bei Anwendung von ann\u00e4hernd 1 Mol. Hydrazinhydrat auf 1 Mol. Oxyh\u00e4moglobin die Wirkung des Hydrazinhydrats bei der Bildung von reduziertem H\u00e4moglobin stehen. Bei Anwendung gr\u00f6\u00dferer Mengen des Reduktionsmittels entsteht nach H\u00fcfner4) H\u00e4mochromogen und nach v. Z\u00e9ynek3) ist damit die Einwirkung des Hydrazins auf H\u00e4moglobin noch, nicht zu Ende, vielmehr werden \u00abdiese beiden \u2014 Oxy- und Met-H\u00e4moglobin \u2014 durch einen \u00dcberschu\u00df des Reagens noch weiter zerst\u00f6rt\u00bb.\nDiese Angaben m\u00fcssen, meine ich, von vorneherein schon das Hydrazinhydrat als ein f\u00fcr den gedachten Zweck nicht besonders geeignetes Reagens erscheinen lassen. Beobachtungen bei Versuchen4) zur Feststellung des Gasbindungsverm\u00f6gens des Blutfarbstoffs schienen diese Vermutung zu best\u00e4tigen und lie\u00dfen es geraten erscheinen, das Hydrazin auf sein Verhalten gegen H\u00e4moglobin nochmals zu pr\u00fcfen.\n\u00dcber die Zusammensetzung einer H\u00e4moglobinl\u00f6sung sowohl nach der qualitativen wie nach der quantitativen Seite . gibt bei einiger \u00dcbung am raschesten und sichersten das Spektrophotometer Aufschlu\u00df und es sei darum, zum leichteren Verst\u00e4ndnis der im folgenden aufgef\u00fchrten Resultate, in aller K\u00fcrze an einige Punkte aus der Spektrophotometrie erinnert.5)\nDie Menge des in einer bestimmten Gegend des Spek-\n________ ____ i\n*) i. c. s. ir>(>.\n*) Arch. f. Anat. und Physiol. (Physiol. Abt.), 1899. S. 499.\n3)\tDiese Zeitschrift; M. XXV, S. 492.\n4)\tDiese Versuche wurden nach dem Erscheinen der Arbeit von Manchot: \u00abUntersuchungen \u00fcber die Sauerstoffbindung im Blute\u00bb, Annalen. Bd. CCCLXX, S. 240 ff., unternommen.\ns) Zur genaueren Orientierung \u00fcber die hierbei in Betracht kommenden Fragen sei auf die Arbeiten von Bunsen und Roscoe, Vier-ordt. H\u00fcfner, Lambling, Cherbuliez, Saint-Martin u. a. hingewiesen.","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Verhalten von H\u00e4moglobin gegen Hydrazin. 179\ntrums von einer gef\u00e4rbten L\u00f6sung absorbierten Lichts steht in einem konstanten Verh\u00e4ltnis zu der Lichtmenge, die dieselbe L\u00f6sung in einer 2. Gegend des Spektrums absorbiert. H\u00fcfner w\u00e4hlte als f\u00fcr die Zwecke der Spektrophotometrie. des Blutfarbstoffs am besten geeignet die Gegend zwischen den beiden Absorptionsstreifen des Oxyh\u00e4moglobins und die Region des 2. nach dem violetten Ende des Spektrums zu gelegenen Streifens oder in Wellenl\u00e4ngen ausgedr\u00fcckt das Intervall von 556,5\u2014564,5 pp und dasjenige von 534\u2014542 jup. M Das Verh\u00e4ltnis der Extinktionskoeftizienten2) einer Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung in den erw\u00e4hnten Spektralbezirken ist nach den Untersuchungen H\u00fcfners, die in seinem Institut vielfach best\u00e4tigt\nworden sind~= 1,58.3) Zuletzt hat E. E. Butterfield*) an\neiner l\u00e4ngeren Beobachtungsreihe die Richtigkeit dieser Angabe erwiesen und auch ich habe als Mittel einer Reihe von gegen 100 Versuchen, die ich in den letzten Monaten anstellte, die Zahl 1,58 gefunden.5)\nJede Ver\u00e4nderung des Blutfarbstoffs ist von einer \u00c4nderung der Lichtabsorption seiner L\u00f6sung begleitet und diese findet ihren deutlichsten Ausdruck in der \u00c4nderung des Verh\u00e4ltnisses der beiden Extinktionskoeffizienten oder k\u00fcrzer des Quotienten.\nWird eine Blutfarbstoffl\u00f6sung reduziert, so f\u00e4llt der Quotient von 1,58 auf 0,76 ; beim Meth\u00e4moglobin (alkal.) ist das Verh\u00e4ltnis 1,19, beim H\u00e4matin 1,09, beim H\u00e4mochromogen 0,506) usw.\n\u2018) H\u00fcfner hat die Wellenl\u00e4ngengebiete etwas breiter, ca. 11 44, ben\u00fctzt; doch ist es zweckm\u00e4\u00dfiger, die Spektralbezirke etwas enger zu nehmen.\n*) Definition siehe Bunsen und Hoscoc, Photochem.'Untersuch.. Poggendorfs Annalen der Physik, Bd. Cl, S. 237.\n3) e' bedeutet den Extinktionskoeffizienten in dem Intervall 534 bis 542 44, \u20ac den entsprechenden in der Region 55H.5\u20145(54.5 uu.\n. 4) Diese Zeitschrift. Bd. LXII, S. 188,\n6) An dem H\u00fcfnerschen Spektrophotometer, das mir zur Verf\u00fcgung steht, ist der Rauchglaskeil stets ganz ausgeschaltet. Die Breite des Eintrittsspaltes ist \u2018/\u00abo mm, die Okularspaltbreite entspricht 8.5 411.\nc) In diesem Falle ist f\u00fcr die Bestimmung des einen Extinktions-","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"180\nE. Letsche,\nIst also die Angabe von H\u00fcfner, da\u00df Hydrazin in etwa molekularer Menge einer L\u00f6sung von Oxyh\u00e4moglobin zugesetzt, dieses nur reduziert, richtig, so mu\u00df der Quotient von 1,58 auf 0,76 fallen und nach dem Verbrauch des Hydrazins, beim Sch\u00fctteln der L\u00f6sung mit Luft wieder auf 1,58 steigen.\nDamit ist der Weg, den die Untersuchung zu nehmen hatte, angedeutet.\nZu meinen Versuchen dienten mir folgende Hydrazinpr\u00e4parate :\n1.\tHydrazinhydrat in 50\u00b0/oiger w\u00e4sseriger L\u00f6sung von Kahlbaum-Berlin enthielt nach d\u00e8r Analyse in 1 ccm 0,42 g Hydrazinhydrat;J) nach l\u00e4ngerem Stehen war der Gehalt schlie\u00dflich auf 0,324 g pro Kubikzentimeter gesunken.\n2.\tHydrazinhydrat von Raschig-Ludwigshafen.2)\n3.\tHydrazinsulfat, ein etwa 8 Jahre altes Pr\u00e4parat von Kahlbaum-Berlin.\n4.\tHydrazinsulfat von Raschig-Ludwigshafen.\nDiese 4 Pr\u00e4parate verhielten sich H\u00e4moglobinl\u00f6sungen gegen\u00fcber vollkommen gleich, und ich beschr\u00e4nke mich daher der K\u00fcrze wegen darauf, im wesentlichen nur die bei Anwendung von Hydrazinhydrat-Kahlbaum erhaltenen Resultate anzuf\u00fchren.\nDie beiden ersten Pr\u00e4parate kamen bald unverd\u00fcnnt, bald mehr oder weniger stark mit destilliertem Wasser verd\u00fcnnt zur Anwendung. Die Sulfatpr\u00e4parate wurden erst wiederholt aus Wasser umkrystallisiert und dann in Wasser unter Zu-r satz von etwas mehr Soda, als der vorhandenen H2S04 \u00e4quivalent war, gel\u00f6st.\nDas Blut stammte von gesch\u00e4chteten Rindern; es kam\nkoeffizicnten (c) statt des Intervalls von 556,5\u2014564,5 pp die Region von \u00bb54\u2014562 4|i zu w\u00e4hlen. Siehe auch B\u00fcrker, Bestimmung des H\u00e4moglobins in Tigerstedts Handbuch der physiol. Methodik, 1910, S. 200.\n*) Au\u00dfer Spuren von Alkali enthielt das Pr\u00e4parat keine Verunreinigung.\n*) 1 ccm enthielt 0,85 g Hydrazinhydrat. (Wegen der Methode siehe Rupp, J. f. pr. Ch., Bd. LXVII, S. 140.)","page":180},{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Verhalten von H\u00e4moglobin gegen Hydrazin. 181\nsp\u00e4testens V\u00ab Stunde nach der T\u00f6tung der Tiere ins Laboratorium und wurde sofort in die K\u00e4lte gestellt. Die Versuche wurden stets am selben Tage noch angesetzt; bei keinem Versuche kam Blut, das \u00fcber Nacht gestanden hatte, zur Anwendung.\nZun\u00e4chst untersuchte ich die Wirkung von Hydrazin auf H\u00e4moglobin einfach in der Weise, das ich Oxyh\u00e4moglobin-\nTabelle 1.\nNurn-\tg\ti Ange-\t\". g\tAnge-\tMol.\tQuo- tient V\niner j (h'S 1 Vor-\tH\u00e4mo- globin in\ti wandt ccm Hb-\tHydrazin-1hydrat in\twandt ccm Hydra- zin-\tjllydra-zin auf ! 1 Mol.\t\nsuclis\t100 ccm\tL\u00f6sung\t! 100 ccm\tl\u00f6sung\t* Hb\t6\n1 a) 1\t\t\t1\t1 ' 0\t- i 0\t1 57\nb>!\t0,123\t100\tL 0,0225\t0.55 \u2022 \u2022 ' v\t0,37\t1.49\nc) ,\t\t\t\t1,10\t0,74\tL; \u2014\n2 a),\t\t\t1 ' \u25a0 \u25a0 \u2022\t... 0\t0\t1,58\nb) ;\t7,5\t25\t0,0225\t20,0\t0,81\t\nc) 1\t\t\t[\u2022 I\t40,0\t1.62\t_\n3 a) . !\tJ 1,80 /\t- \u25a0 100\t0.4 .\t0\t0 \u25a0. - ...\t1,57\nbi\t\t\t\t1,0\t0,76\t-\n,4\u00e4) 1\t\t\u2022\t\t0\t0\t1.56\nb) i\t1,79\t25\t0.45\t0-1\t0,34\t; \u25a0 \u25a0 \u25a0\u25a0\u25a0 __ \u2022'\n<?) ; \u2019 1\t\t\u25a0\t\t0,2\t0,08\t1,51\n5 a>;j 1\t\t\u25a0 \u2022 \u2018\u2022*/ \u2018\t. .. \u2022 .\t0\t0\t1,58\nM!\t0,80\t100\t0,225\t0,45\t0,43\t1,56\n0\t\t\t.\t0,88\t0,84\t1,52\n0 a) I 411-60\t\t100\t32,4\t\u00ab\t-\t1,57\n\t\t\t\t0,15\t1,42\t1,47\n/ a) *>): 1\tJ 11,60\t100\t85,0\u2018)\t0\t0\tW\n\t\t\t\t0,03\t0,75\t1,44 ;\n8 a) !\t! 11,60\t100\t0,5 g*) Sulfat in\t0 \u25a0 'j\t0 \u25ba\t1,57\nW !\t1\t\t10 ccm !\t3,6 ,\t1,72\t1,44 j\nBemerkungen\nnach 3(1 Stunden\ndeutlich braun st\u00e4rker braun als b\nstark braun\ndeutlich braun\n) Hydrazinhydrat von Raschig-Ludwigshafen.\tj \u2022\n2\u00bb Hydrazinsulfat von R a s c h i g - Ludwigshafen, 4 mal u mkrystallisierl","page":181},{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"182\nE. Letsche,\nl\u00f6sungen bekannter Konzentration,*) hergestelit durch Aufl\u00f6sen von ausgeschleuderten Blutk\u00f6rperchen in Wasser unter Zusatz von etwas Soda, mit bekannten Mengen Hydrazinhydratl\u00f6sung versetzte und den Quotienten der L\u00f6sung, nachdem sie \u00fcber Nacht gestanden hatte und dann mit Luft gesch\u00fcttelt worden war, feststellte.\nDie. Resultate dieser Versuche gibt Tabelle 1 wieder.\nDie Anordnung dieser Versuche weicht von der H\u00fcfners insofern ab, als \u00fcber der H\u00e4moglobinl\u00f6sung eine Sauerstoffatmosph\u00e4re sich fand, w\u00e4hrend H\u00fcfner bei der Einwirkung des Hydrazins die L\u00f6sung unter einer Wasserstoffatmosph\u00e4re hatte. Ich verfuhr bei den folgenden Versuchen daher so, da\u00df ich mit der L\u00f6sung, unmittelbar nachdem ich sie mit Hydrazin-hydral versetzt hatte, einen mit 2 H\u00e4hnen versehenen Kugelapparat vollst\u00e4ndig anf\u00fcllte und dann einen Teil der L\u00f6sung durch gereinigten Wasserstoff wieder verdr\u00e4ngte.\nTabelle 2.\n\u25a0\u25a0 .Ntim-\tg\tAnge-\t*\tAnge-\tMol.\tQuo-\t\nmer\tH\u00e4mo-\twandt\tHydrazin-\twandt\tHydra-\t\t\ndes\tglobin\tccm\tliydrat\tccm Hydra- zin-\tzin auf\ttient\tBemerkungen\nVer-\tm\tHb-\tin\t\t1 Mol.\t\u20ac'\t\nsuchs\t100 ccm\tL\u00f6sung\t100 ccm\tl\u00f6sung\tHb\te\t\n9 a) :\t\t\t:\t0\t0\t1,56\t\nb)l\t1.80\t100 \u2022 , -\t0,201\t1,0\t0,84\t1,52\t\n1 C) j\t\t\t\t2,0\t0,68\t\u2014\tst\u00e4rker braun als b\n10 a)\ti .5* 1 U-'\t\t42,0 . \u2022\t0\to '\t1,58\t\n\t\t500\t\t\t\t\t\n1\u00bb\t\t, '\t\t0,5\t0,95\t1,50\t\n11 at\t\\ 14,9\t' 600\t42.0\t0 0.4\t0\t1,58\t\n'b)\t/\t\u25a0,\t\t\t0,64\t1,53\t\n12 a)\t! un\t550\t. . \u25a0 . 42.0 \u25a0\t0\t0\t1,58\t\u25a0\nb) )\t\t\t\t0,06\t.1,10\t1,52\t..\n\u2018) Die Konzentrationsbestimmung geschah mittels des H\u00fcfnerschen Spektrophotometers unter vorl\u00e4ufiger Zugrundelegung der von E. E. Butte r-field im hiesigen Institut an diesem Apparat ermittelten Absorptionsverh\u00e4ltnisse.","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Verhalten von H\u00e4moglobin gegen Hydrazin. 183\nAu\u00dferdem erh\u00f6hte ich die Konzentration der Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung, um das Verh\u00e4ltnis von physikalisch absorbiertem und chemisch gebundenem Sauerstoff in der L\u00f6sung zugunsten des letzteren zu verschieben,\nDas Ergebnis dieser Versuche zeigt Tabelle 2.\nSchlie\u00dflich wurden die lolgenden Versuche in der Weise tingestellt, da\u00df nach der Einwirkung des Hydrazinhydrats unter einer Wasserstoffatmosph\u00e4re die L\u00f6sung zur spektrophotome-trischen Bestimmung unter Luftabschlu\u00df mit ausgekochtem destilliertem Wasser verd\u00fcnnt und in die Absorptionszelle des Spektrophotometers ebenfalls unter Verwendung von Luftzutritt \u00fcbergef\u00fcllt wurde. Ein Teil der verd\u00fcnnten L\u00f6sung wird mit Luft gesch\u00fcttelt wie bei den vorhergehenden Versuchen.\nDie Resultate finden sich in der\nTabelle 3.\nNum-\nmer\ndos\nVor-\ng\nH\u00e4mo-\nglobin\nin\nsuchs'100 ccm\nAnge-\nwandt\nccm\nHb\u00bb-\nL\u00f6sung\ng\nHydra-\nzin-\nhydrat\nin\nAnge-\nwandt\nccm\nHydra-\nzin-\n100 ccmj l\u00f6sung\nMol. Hydrazin auf 1 Mol. Hb\nQuotient\nmit\nLufl\nohne\nLuft\nBemerkungen\n13 a) 1\t\t\t\t\t0\t0\t1,56 -\nb)\t\t14,0\t220\t42,0\t0,08\t0,37\t1,48-1,02\nc)\t*\t\t\t\t0,16\t0,74\t1,42; 0,93\n14 a)\t\\\t[l3,3\t250\t42,0\t0\t0\t1,58 1,54\nf>)\tJ\t;\t\t\t0,18\t0,77\t1,53.1,13\n15 a)\t1\t\\ 0,204\t100\t0,15\to\t0\t1,58! -\nb)\tJ\t\t\t\t0,35\t1,3\tl,55j 1,46\nnach 12 Stunden \u00bb 36\t*\nEin Blick auf die in den 3 Tabellen zusammengestellten Versuche zeigt, da\u00df alle L\u00f6sungen, die mit Hydrazinhydrat versetzt wurden, eine Erniedrigung des Quotienten gegen\u00fcber \u00ablen L\u00f6sungen ohne Zusatz aufweisen. Diese Erniedrigung ist zwar in einzelnen F\u00e4llen ziemlich klein, \u2014 ja sie w\u00fcrde in einem Falle (Tabelle 3, 15 b) sogar innerhalb der Fehlergrenzen","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"184\nE. Letsche,\nder Methode liegen, wenn man diese mit H\u00fcfner zu 2,5*/* annimmt1) \u2014, aber ihr konstantes Auftreten l\u00e4\u00dft erkennen, da\u00df es sich nicht um eine zuf\u00e4llige Erscheinung handelt, und l\u00e4\u00dft vermuten, da\u00df die Ursache in der Anwendung des Hydrazins liegt.\nDies wird durch das Folgende best\u00e4tigt. Betrachtet man die in den 3 Tabellen aufgef\u00fchrten Zahlen unter dem Gesichtspunkt des Zusammenhangs von Hydrazinhydrat menge (in Mol. auf 1 Mol. H\u00e4moglobin) und Wert des Quotienten, so scheipt ein solcher Zusammenhang zu fehlen. So entspricht z. B. bei Versuch lb 0.37 Mol. Hydrazinhydrat der Quotient'1.49, bei Versuch 5 b dagegen 0,43, Mol. Hydrazin 1,56.\nDer Grund f\u00fcr dieses Mi\u00dfverh\u00e4ltnis liegt darin, da\u00df die verschiedenen Versuche nicht unter vergleichbaren Bedingungen ausgef\u00fchrt worden sind. Temperatur, Konzentration der H\u00e4moglobinl\u00f6sung und Dauer des Stehens der L\u00f6sung vom Zusetzen der Hydrazinl\u00f6sung an bis zur Ausf\u00fchrung der spektrophoto-metrischen Bestimmung waren bei allen Versuchen verschieden, und zweifellos sind alle diese Faktoren von Einflu\u00df auf den Wert des Quotienten. Die Abh\u00e4ngigkeit des Quotienten von der Dauer des Stehens der mit Hydrazin versetzten H\u00e4moglobinl\u00f6sung und von der Menge des zugesetzten Hydrazinhydrats geht aus den folgenden Zahlen mit Deutlichkeit hervor.\nAusgeschleuderte Blutk\u00f6rperchen werden wie bei den vorhergehenden Versuchen in Wasser unter Zusatz von wenig Soda gel\u00f6st. Aliquote Teile der L\u00f6sung werden mit steigenden Mengen Hydrazinhydratl\u00f6sung versetzt und zusammen mit einer Probe ohne Zusatz in Eis aufbewahrt. Die H\u00e4moglobinl\u00f6sung enthielt 13.2 g in 100ccm; die Konzentration der Hydrazinl\u00f6sung betrug 0,065 g in 1 ccm. Die Resultate der nach 12. 36 und 132 Stunden ausgef\u00fchrten- spektrophotometrischen Bestimmungen sind aufgef\u00fchrt in\n*) Bei einer in der Zeit vom 12.1. bis 10. III. 1910 a\u00f9sgef\u00fchrten Reihe von 50 Bestimmungen des Quotienten an 30 frischen Rinderblut-proben erreichte der Fehler diese Grenze nur ein einziges Mal; bei den \u00fcbrigen Bestimmungen war die Abweichung meist sogar kleiner als 1.5\u00b0.j. und nur zweimal betrug der Fehler 2 \u00b0,\u00f6.","page":184},{"file":"p0185.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Verhalten von H\u00e4moglobin gegen Hydrazin. 185\nTabelle 4.\nNummer der L\u00f6sung\tAngewandt ccm H\u00e4moglobinl\u00f6sung\tAngewandt ccm Hydrazin- l\u00f6sung\tMol. Hydrazin auf 1 Mol. H\u00e4moglobin\tQuotient nach 12\t30 .\t132 Stunden Stunden Stunden\t\t\n0\t\t\u2014\t\u2014\t1,50\t1.50 \u2022\t1.\u00d40\n1\t200\t0.2\t0.17\t1,53\t, U>1\t\no\t250\t0,5\t0,33\t1.52\t1 1.50\t1.43\n\u2022> i\u00df\t200\t0,0\t0.50\t1.48*)\t1,48 *\t\u2014\n4\t250\t1,0.\t0,07\t1.40\t1,47\t1,35\n*) Diese Bestimmung ist unsicher.\nI ber den L\u00f6sungen fand sich bei dieser Versuchsreihe Luft; um mich zu vergewissern, da\u00df dieser Umstand f\u00fcr den Ausfall des Versuchs nicht von Bedeutung sei, habe ich Teile der L\u00f6sungen 2 und 4 nach der bei Tabelle 3 gegebenen Anordnung behandelt und erhielt nach 12 st\u00e4ndigem Stehen f\u00fcr L\u00f6sung 2 den Quotienten 1,51,\n\u25a0>\t4 \u00bb\t\u00bb\t1,50,\nZahlen, die von den direkt erhaltenen so gut wie gar nicht abweichen.\nDie Abh\u00e4ngigkeit des Quotienten von der Menge des angewandten Hydrazinhydrats, wie sie bei den in Tabelle 4 aufgef\u00fchrten Versuchen zum Ausdruck kommt, wird auch zu beobachten sein, wenn die beobachtete Wirkung nicht auf das llydrazinhydrat selbst, sondern auf eine beigemengte Verunreinigung zur\u00fcckzuf\u00fchren ist. Ich habe deshalb die Hydrazin-priiparate verschiedener Herkunft und vermutlich auch verschiedenen Reinheitsgrades hinsichtlich ihrer Wirkung mit einander verglichen. Zu dem Zweck wurden je 200 ccm H\u00e4moglobinl\u00f6sung (11,6 g Oxyh\u00e4moglobin in 100 ccm) mit der auf 1 Molek\u00fcl berechneten Menge Hydrazinhydrat = 0.0634 g versetzt.\nNach der Analyse1) enth\u00e4lt\nvon Pr\u00e4parat 12) : 1 ccm 0,324 g Hydrat \u00bb\t* *'\t2:1 -\t0,852 *\t\u00bb\n*) Cfr. J. f. pr. Ch., Bd. LXVII, S. 140.\n*) Siehe S. 180.\nIloppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXVII.\n13","page":185},{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"186\nE. Letsche,\nSomit sind von Pr\u00e4parat 1 n\u00f6tig 0,21 ccm\n\u00bb\t2\t*\t0,08 ccm.\nVon dem Pr\u00e4parat 4 entsprechen, da es nach der Analyse 83,7 \u00b0/o Hydrazinsulfat enth\u00e4lt, 0,212 g 0,0634 g Hydrazinhydrat. Das Hydrazinsulfat wurde in der eben n\u00f6tigen Menge Soda gel\u00f6st.\nNach dem Zugeben des Hydrazins zu den Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sungen kamen diese \u00fcber Nacht in Eis.\nNach 14 Stunden wurden die Quotienten bestimmt und dabei erhalten f\u00fcr die L\u00f6sung, die einen Zusatz erhalten hatte von\nPr\u00e4parat 1: 1,50 *\t2:1,51\n4: 1,51.\nDer Quotient der entsprechenden Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung ohne Zusatz unter sonst gleichen Bedingungen war 1,57.\nDie Wirkung der 3 Hydrazinpr\u00e4parate entspricht somit ihrem Hydrazingehalt und sie ist somit sicher auf das Hydrazin selbst zur\u00fcckzuf\u00fchren.\nDie Ver\u00e4nderung des H\u00e4moglobins, die im Sinken des Quotienten zum Ausdruck kommt, ist schon mit blo\u00dfem Auge zu erkennen. Die mit Hydrazin versetzten L\u00f6sungen zeigen eventuell schon nach 2\u20143 Stunden einen deutlichen Stich nach Braun. Diese br\u00e4unliche F\u00e4rbung, die am besten beim Sch\u00fctteln zu beobachten ist, lie\u00df mich das Vorhandensein von Meth\u00e4moglobin vermuten. Gegen diese Vermutung spricht aber das Resultat der Untersuchung der L\u00f6sung mit dem Spektrophotometer, wobei keine Andeutung eines gegen Rot zu liegenden Absorptionsstreifens, wie ihn eine alkalische Meth\u00e4moglobinl\u00d6sung zeigt, zu erkennen war. Weiter ergibt aber folgender Versuch, da\u00df auch Meth\u00e4moglobin durch Hydrazin ver\u00e4ndert wird.\nF\u00fcgt man zu einer Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung (11,2 g in 100 ccm) ein wenig Hydroxylamin1) (aus dem Chlorhydrat durch Sodazusatz bis zur alkalischen Reaktion erhalten), so enth\u00e4lt diese L\u00f6sung nach einigem Stehen reichliche Mengen Meth\u00e4moglobin : nach 12 Stunden ist der Quotient der L\u00f6sung 1,26 (1,25); f\u00fcr eine reine Meth\u00e4moglobinl\u00d6sung w\u00e4re er nach H\u00fcfner 1,19.\n*) 1 Mol. auf 1 Mol. Hb.","page":186},{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Verhalten von H\u00e4moglobin gegen Hydrazin. 187\nGab man zu 50 ccm dieser L\u00f6sung 1,45 ccm Hydrazinhydratl\u00f6sung (0,162 g in 10 ccm) entsprechend. 1,4 Mol., so war der Quotient dieser L\u00f6sung nach etwa 24 Stunden 1,35, w\u00e4hrend die Kontrollprobe noch den Quotienten 1,26 zeigte. Das Steigen des Quotienten in diesem Falle ist wohl so zu erkl\u00e4ren, da\u00df neben anderen Reaktionen auch Reduktion eines Teils des Meth\u00e4moglobins zu H\u00e4moglobin eintrat und dies beim Sch\u00fctteln mit Luft in Oxyh\u00e4moglobin \u00fcberging. Denn da\u00df die Wirkung des Hydrazins auf L\u00f6sungen von Oxy- und Meth\u00e4mo-globin jedenfalls zum Teil in einer Reduktion besteht, ist sicher; daneben setzen aber sofort noch andere Ver\u00e4nderungen ein.\nDiese w\u2019eiitergehenden Ver\u00e4nderungen habe ich zun\u00e4chst nicht n\u00e4her untersucht; zur Pr\u00fcfung der in der Einleitung angef\u00fchrten Angaben habe ich nur folgenden Versuch ausgef\u00fchrt.\nZu 10 ccm Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung (1 ccm enth\u00e4lt 0,00149 g) f\u00fcgte ich 0,1 ccm Hydrazinhydratl\u00f6sung entsprechend 0,037 g Hydrat; die L\u00f6sung blieb in einer Reagierr\u00f6hre ruhig stehen; die beobachteten Ver\u00e4nderungen sind in der folgenden Tabelle 5 aufgef\u00fchrt.\nZum Vergleich wurden 10 ccm H\u00e4minl\u00f6sung (0,0006 g, entsprechend 0,0149 g H\u00e4moglobin, in Soda gel\u00f6st) ebenfalls mit 0,1 ccm Hydrazinhydratl\u00f6sung versetzt und ebenfalls stehen gelassen; das Ergebnis findet sich in Tabelle 5.\nTabelle 5.\n\tZeit\t. Farbe\t\tQuotient \u2018)\n\tsofort\t\t\u2022 kirschrot\t0,80 !\nOxyh\u00e4moglobin\t1 Stunde\t\tviolett\t0,85\n\t14 Stunden\t\tgr\u00fcnlichgelb\t1,17\n\tsofort\t\t\t0,51\nH\u00e4min\t1 Stunde\t\t\u2022 kirschrot\t\n\t14 Stunden\t>\t\t0,59\nDie gr\u00fcnlichgelbe, aus Oxyh\u00e4moglobin erhaltene L\u00f6sung\n*) Bez\u00fcglich der Bestimmung des Quotienten siehe die Bemerkung 6 auf S. 179.\t:\t.\n13*","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"188\nE. Letsche,\nenth\u00e4lt nicht etwa H\u00e4matin \u2014 denn ein weiterer Zusatz von Hydrazin ver\u00e4ndert an dem Aussehen der L\u00f6sung nichts mehr.\nDer Versuch zeigt, da\u00df man, entgegen der Angabe von H\u00fcfner,1) aus H\u00e4moglobin reines H\u00e4mochromogen, wie man es \u2014 ausgehend von H\u00e4min in alkalischer L\u00f6sung \u2014 gewinnen kann, nicht erh\u00e4lt. Dies liegt sicher nicht daran, da\u00df der Versuch im offenen Reagenzglase ausgef\u00fchrt wurde; denn wenn dieser Umstand von Einflu\u00df gewesen w\u00e4re, so h\u00e4tte die ganz gleich behandelte H\u00e4minl\u00f6sung auch kein H\u00e4mochromogen liefern k\u00f6nnen.\nErw\u00e4hnt sei noch, da\u00df auch die aus H\u00e4min erhaltene H\u00e4mochromogenl\u00f6sung beim Stehen an der Luft \u2014 aber erst innerhalb 10\u201412 Tagen \u2014 (ob im Licht oder im Dunkeln scheint gleichg\u00fcltig) allm\u00e4hlich die kirschrote Farbe verliert und eine br\u00e4unliche F\u00e4rbung annimmt, die durch Zusatz von neuem Hydrazin nicht mehr ver\u00e4ndert wird.\nDiese Verschiedenheit in dem Verhalten von H\u00e4moglobinl\u00f6sungen und H\u00e4minl\u00f6sungen gegen Hydrazin l\u00e4\u00dft mich vermuten, da\u00df es bei eingehenderen Untersuchungen unter Ben\u00fctzung dieser Beobachtung gelingen k\u00f6nnte, Aufschlu\u00df \u00fcber die Bindung von Globin und Fe-haltiger Komponente im H\u00e4moglobin zu erhalten. \u2014\nDie Bedeutung der Tatsache, da\u00df das H\u00e4moglobinmolek\u00fcl durch Hydrazin angegriffen und tiefergehend ver\u00e4ndert wird, liegt darin, da\u00df, wie eingangs erw\u00e4hnt, mit Hydrazin \u00abreduzierte\u00bb I l\u00fcmoglobinl\u00f6sungen zur Bestimmung der Gr\u00f6\u00dfe des Gasbindungsverm\u00f6gens des Blutfarbstoffs auf absorptiometrischem Wege Verwendung gefunden haben. Inwieweit die f\u00fcr diese Gr\u00f6\u00dfe von H\u00fcfner gefundene Zahl \u2014 1,34 ccm Gas (02, CO) pro 1 g H\u00e4moglobin \u2014 durch die Verwendung von Hydrazin beeinflu\u00dft wird,2) dar\u00fcber m\u00f6chte ich ein abschlie\u00dfendes Urteil heute noch nicht abgeben. Immerhin m\u00f6gen vorl\u00e4ufig folgende Beobachtungen angef\u00fchrt sein.\nBei Absorptionsversuchen nach der von H\u00fcfner ange-\n*) Arch. f. Anal. u. Phys., 181)9, S. 499.\n*) H\u00fcfner seihst hat, darauf sei nur kurz hingewiesen, vor der Vorwondung von Hydrazin durchweg h\u00f6here Zahlen erhalten.","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Verhalten von H\u00e4moglobin gegen Hydrazin. 189\ngebenen Anordnung2) erhielt ich in einer Reihe von Bestimmungen, bei denen Hydrazin als Reduktionsmittel gedient hatte, folgende Werte f\u00fcr die pro 1 g gebundene Kohlenoxy.dgas-menge in ccm:\n1,26; 1,06; 1,13; 1,27.\nAls ich die Reduktion ohne Hydrazinzusatz einfach durch etwa 4st\u00e4ndiges Auspumpen mit einer sehr kr\u00e4ftig wirkenden K\u00f6rtingschen Pumpe ausf\u00fchrte, erhielt ich die folgenden Zahlen:\n1,49; 1,54; 1,45; 1,57.\nEine Undichtigkeit des Absorptiometers w\u00fcrde eine Vergr\u00f6\u00dferung der aufgenommenen Gasmenge Vort\u00e4uschen; eine solche ist bei der Zahl 1,54 nicht mit Sicherheit auszuschlie\u00dfen, bestimmt aber bei den drei andern Zahlen ; denn ich habe in diesen F\u00e4llen den Apparat jedesmal vor und nach dem Versuch auf Dichtigkeit gepr\u00fcft und dicht befunden.\nMan k\u00f6nnte weiter noch einwenden, da\u00df Unterschiede in der Konzentration der H\u00e4moglobinl\u00f6sungen, Unterschiede in der Temperatur und im Druck, bei dem der Absorptionsversuch vorgenommen wurde, vor; Einflu\u00df auf den Ausfall der beiden Reihen gewesen seien.\nBez\u00fcglich der Temperatur sei bemerkt, da\u00df alle Versuche, mit Ausnahme desjenigen, der die Zahl 1,06 ergab und bei 5\u00b0 ausgef\u00fchrt wurde, bei Temperaturen ausgef\u00fchrt worden sind, die, wenn \u00fcberhaupt, nur wenige Zehntelgrade von 15\u00b0 differierten.\nDa\u00df die Konzentration der H\u00e4moglobinl\u00f6sung einen sicher feststellbaren Einflu\u00df nicht aus\u00fcbt, das zeigen meines Erachtens die unter 2 und 3 der untenstehenden Tabelle 6 aufgef\u00fchrten Versuche.\nTabelle 6.\n\tccm CO pro 1 g Hb\tDruck\tTemperatur\tg Hb in 100 ccm\tBemerkungen\n1\t1,57\t774,3\t15,4\u00ab\t1,37\tohne Hydrazin\n2\t1,13\t686,9\t15,7\u00b0\t1,50\tmit\t*\n3\t1,27\t691,0\t15,9\u00b0\t11,51\t> >\n4\t1,06\t701,1\t4,9\u00b0\t1,33\t\u00bb >\n*) Arch. f. Anat. u. Phys. (Physiol. Teil), 1894, S. 155 ff.","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"190\nE. Letsche,\nDie Resultate dieser beiden Versuche weichen allerdings erheblich voneinander ab; immerhin ist die Differenz entfernt nicht so gro\u00df wie diejenige zwischen den Versuchen 1 und 2, die hinsichtlich Konzentration und Temperatur sich ohne weiteres, vergleichen lassen (bez\u00fcglich des Druckes sei auf das Folgende verwiesen).\nEin Teil der Differenz ist sicher auf folgenden Umstand zur\u00fcckzuf\u00fchren.\nDie von einer H\u00e4moglobinl\u00f6sung aufgenommene Gasmenge setzt sich bekanntlich aus 2 Teilen zusammen: der eine Teil wird dem Henry sehen Gesetz entsprechend von der L\u00f6sung physikalisch absorbiert, der andere wird chemisch gebunden.1) Einer direkten Bestimmung ist nur die Summe dieser beiden Teile zug\u00e4nglich und eine Feststellung der von 1 g H\u00e4moglobin chemisch gebundenen Gasmenge kann deshalb nur unter Zugrundelegung mehr oder weniger willk\u00fcrlicher Annahmen \u00fcber die Gr\u00f6\u00dfe des physikalisch absorbierten Teils geschehen.\nDie f\u00fcr meine Versuche verwendeten H\u00e4moglobinl\u00f6sungen enthielten rund 0,9\u00b0/o NaCl. Nach vorl\u00e4ufigen Versuchen ist der Absorptionskoeffizient einer 0,9\u00b0/oigen NaCl-L\u00f6sung f\u00fcr Kohlenoxyd bei 15,3? cii-,.3 = 0,023 und diese Zahl ist der Berechnung der Versuche mit etwa 1,5\u20142\u00b0/o H\u00e4moglobin zugrunde gelegt. Bei Versuch 3 wurde der h\u00f6heren H\u00e4moglobinkonzentration wegen statt 0,023 die Zahl 0,020 und bei 4 wegen der um 10\u00b0 niedereren Temperatur die Zahl 0,025 eingesetzt.\nNoch ein Wort \u00fcber den Einflu\u00df des Druckes. Die beiden unter 1 und 2 der Tabelle 6 aufgef\u00fchrten Versuche sind trotz der etwa 90 mm betragenden Druckdifferenz sehr wohl vergleichbar. Kohlenoxydh\u00e4moglobin ist bekanntlich eine ziemlich feste Verbindung, deren Bestand von dem \u00fcber der L\u00f6sung herrschenden Kohlenoxyddruck nur wenig abh\u00e4ngig ist, wenn nur daf\u00fcr gesorgt ist, da\u00df \u00fcberhaupt Kohlenoxyd in der Atmosph\u00e4re \u00fcber der L\u00f6sung sich findet, wie die einer Arbeit von H\u00fcfner2) entnommene Tabelle zeigt:\n*) Auch dieser Teil ist abh\u00e4ngig von dem Partiardruck, unter dem das mit H\u00e4moglobin reagierende Gas \u00fcber der L\u00f6sung steht.\nArch. f. Anat. u. Phys. (Physiol. Abt.). 1895, S. 222.","page":190},{"file":"p0191.txt","language":"de","ocr_de":"101\n\u00dcber das Verhalten von H\u00e4moglobin gegen Hydrazin.\nPc mm\t\u25a0 ' ; ' x\t100\u2014x\n0,5\t12,0\t874\n1,0\t0.9\t93,1\n2,5\t\t97,1 '\n5.0\tIA\t98.0 :\n10.0\t0.7\t99,3\n80,0 50,0\t0,2 0,15\t- ' 1 99.8 99.85 \u2022\n100,0\tr>. o o\t99,93\nIn dieser Tabelle bedeutet p, den Druck des GO-Gases in der Atmosph\u00e4re \u00fcber der L\u00f6sung, x die Prozente* H\u00e4moglobin, 100\u2014x die Prozente Kohlenoxydh\u00e4moglobin. Aus der Tabelle ergibt sich, da\u00df bei Drucken, unter denen ich meine Versuche anstellte, eine selbst recht gro\u00dfe Differenz in den Drucken zweier Versuche von nachweisbarem Einflu\u00df auf die chemisch gebundenen Kohlenoxydmengen, nicht sein kann. Die Differenz in den Resultaten der Versuche 1 und 2 (Tabelle 6) und der auf Seite 189 aufgef\u00fchrten beiden Reihen ist somit zweifellos auf die Wirkung des Hydrazins zur\u00fcekzuf\u00fchren.\nSobald die Jahreszeit es gestattet, denke ich auf die Absorptionsversuche wieder zur\u00fcckzukommen und werde zun\u00e4chst versuchen, die Frage nach der Gr\u00f6\u00dfe der von H\u00e4moglobinl\u00f6sungen verschiedener Konzentration physikalisch absorbierten Gasmengen auf eine sichere Basis zu stellen. Erst wenn diese Aufgabe befriedigend gel\u00f6st ist, kann die Frage nach der Gr\u00f6\u00dfe der von 1 g H\u00e4moglobin chemisch gebundenen ^ Gasmenge definitiv gel\u00f6st werden.\nT\u00fcbingen, Anfang Juni 1910.","page":191}],"identifier":"lit18992","issued":"1910","language":"de","pages":"177-191","startpages":"177","title":"\u00dcber das Verhalten von H\u00e4moglobin gegen Hydrazin und die Frage nach dem Gasbindungsverm\u00f6gen des Blutfarbstoffs. Vorl\u00e4ufige Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"67"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:07:07.887748+00:00"}