The Virtual Laboratory - Resources on Experimental Life Sciences
  • Upload
Log in Sign up

Open Access

Über das Verhalten der Nucleinbasen bei Verdunkelung von Pflanzen

beta


JSON Export

{"created":"2022-01-31T14:11:06.008217+00:00","id":"lit19000","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Kiesel, Alexander","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 67: 241-250","fulltext":[{"file":"p0241.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Verhalten der Nucleinbasen bei Verdunkelung von\nPflanzen.\nVoit\nAlexander Kiesel.\n(Au? dem pflanzcnphysiolopisohcn Laboratorium \u00ab1er Vniver.-iU.t Moskau,\u00bb\nDer Redaktion zupepanpen am 14. Juni utitu\nDie Nucleinbasen sind als normale Stoffwechselprodukte in h\u00f6heren Pflanzen schon \u00f6fters angegeben worden,1) ohne da\u00df bei denselben ein n\u00e4herer Zusammenhang zwischen den einzelnen Vertretern dieser Gruppe naehgewiesen wurde, wie es bereits im Stoffwechsel der Tiere der Fall ist.2)\nSo wurde hier, nachdem Horbaczewski die Bildung von Harns\u00e4ure aus Nucleinbasen nachwies,3) dieser Proze\u00df in seine einzelnen Phasen haupts\u00e4chlich durch Schi tt.enheim und Jones samt Mitarbeitern4) zerlegt, woraus zu folgern war, da\u00df die genannten Substanzen im folgenden Verh\u00e4ltnis zu einander stehen :\nAdcnin -j~ H80 \u2014^ Hypoxanthin -j- 0 \u2014^ Xanthin -j- 0 \u2014^ Harns\u00e4ure Adenaser')\thypoth. Hypoxanlhinoxydase Xanthinoxydase6}\nGuanin -f- H20.\u2014> Xanthin -f- 0 \u2014^ Harns\u00e4ure Guanase.7)\nMit der Harns\u00e4urebildung ist der Proze\u00df aber nicht abgeschlossen, denn die Harns\u00e4ure wird ebenfalls zerst\u00f6rt durch Fermente, die Schi t ten heim uricoly tische Fermente oder\n\u2019) Czapek, Biochemie der Pflanzen, Bd. II. 8. 70, 170, 104, 109, 200. 250.\n2) Sammelreferat von B. Bloch, Bioch! Zentralbl., Bd. V (1906), S. 521. 561, 817, 873.\n:1) Monatsh. f. Chemie, Bd. X, S. 624 (1889\u00bb; Bd. XII, S. 221 (1891)..\n4) Literatur s. Abderhalden, Lehrbuch der physiolog. Chemie, 11. Aufl.. S. 398.\t.\n6)\tJones und Winlernitz, Diese Zeitschrift, Bd. XLIV, S. 1 (l\u2018HJ5).\n#) Burian, Diese Zeitschrift, Bd. XL1II, S. 497 (1905).\n7)\tJones und Partridge, Diese Zeitschrift, Bd. XLII, S. 343 (1904).","page":241},{"file":"p0242.txt","language":"de","ocr_de":"242\nAlexander Kiesel.\nUricooxydasenl) nennt. Welche Produkte dabei entstehen, dar\u00fcber ist man noch nicht ganz einig geworden.\nSo nahm Wiener2) die Bildung von Glvkokoll an. Anderseits wird die Oxals\u00e4urebildung im Organismus oft der Zerst\u00f6rung der Harns\u00e4ure zugeschrieben und der Harnstoff wird ziemlich allgemein als deren Endprodukt angesehen. Endlich hat Wieehowski durch sichere Versuche3) nachgewiesen, da\u00df Harns\u00e4ure durch tierische Gewebe in Allantoin \u00fcbergef\u00fchrt wird, welches er f\u00fcr ein nicht weiter im Organismus der Tiere zerfallendes Endprodukt des Nucleinstolfvvechsels ansieht.1)\nDieser Befund ist f\u00fcr die Erforschung des Stoffwechsels der Pflanzen von allergr\u00f6\u00dftem Interesse, da ja bis jetzt in Pflanzen noch niemals Harns\u00e4ure und nur f\u00fcr ein pflanzliches Objekt5) Harnstoff, aber schon \u00f6fters Allantoin (bis auf 1\u00b0 <> der Trockensubstanz) aufgefunden wurde.\u00df)\nSchon vor 30 Jahren verwies E. Schulze auf die m\u00f6gliche Verwandtschaft des Allantoins mit dem Hypoxanthin und Xanthin.7)\nDer eben angef\u00fchrte Vorgang der Ver\u00e4nderung derNuclein-basen wurde gewisserma\u00dfen in Kossels Laboratorium f\u00fcr niedere Pflanzen aufgefunden, indem Baginski das Verschwinden des Xanthins8) und Schindler einige Jahre sp\u00e4ter1') die Entstehung des Hypoxanthins aus Adenin und des Xanthins aus Guanin bei F\u00e4ulnis nachwiesen. Au\u00dferdem konnte Schindler die allm\u00e4hliche Ver\u00e4nderung der Nueleinbasen bei Selbstg\u00e4rung\n*) DieseZeitschrift. Bd.XLV (1905). S. 121.161 ; Bd. LXVI (1010), S. 53.\n*1 Archiv l\u2018. exper. Pathol, u. Pharm., Bd. XL, IS. 310(1807) : Bd. XLlll. 'S,; 37f> (1800'.\n3)\tHofmeisters Beitr\u00e4ge. Bd. IX (1007). S. 205.\n4)\tBiocherili Zeitschrift, Bd. XXV, H. 0, S. 431 (1010t.\nr) Lycoperdonai ten, Bamberger und Landsiedl, Monatshefte f. Chem., lid. XXIV. S. 218 (1003).. .\n,ll Schulze und Barbi\u00e9ri, Journ. f. prakt. Chem., N. F\u201e Bd. XXV. S. 145 (1882): Ber. d. Deutsch, chem. Ges., Bd. XIII. S. 1602 (1881): Schulze und Bosshard, Diese Zeitschrift, Bd. IX, S. 420 (1885i.\n7) Diese Zeitschrift. Bd. IX. S, 429.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. VIH. S. 308 (1884).\ny) Diese Zeitschrift, Bd. XIII, S. 432 (1880).","page":242},{"file":"p0243.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Verhalten der Nucleinbasen\t*\t243\nder Hefe nachweisen, wie aus den von ihm f\u00fcr jo 400 g Pre\u00dfhefe angegebenen Zahlen zu ersehen ist.\n\tFrische Hefe ! m g\t24 st\u00e4ndige\t48 st\u00e4ndige Selbstg\u00e4rung in\t\t72 st\u00e4ndige <f\nAdenin.....\t0.1735\t|\t0,0340\t! Spuren\tc\nHypoxanthin . .\t0.3741\t0,2094\t0.197\t0\nGuanin\t\t0,115\t0,104\t0.0711\t0\nXanthin ....\t0.0982\t|\t0,1009\t0,0985\t0\nSoweit mir bekannt ist, sind in der Literatur keine Angaben \u00fcber die Ver\u00e4nderung der Nucleinbasen in h\u00f6heren Pflanzen vorhanden.\nDer von mir im Jahre 1905 im Laboratorium von Prof. E. Schulze ausgef\u00fchrte Versuch,1) in dem junge dem Felde entnommene, dicht \u00fcber dem Boden abgeschnittene Pflanzen von Rotklee teilweise sofort, teilweise nach kurzer Verdunkelung (\u00fc\u00f6 Stunden) verarbeitet wurden, ergab, da\u00df die Quantit\u00e4t der Nucleinbasen nach der Verdunkelung geringer war, als bei der Kontrollportion ('S. 75).\nDaraus war zu schlie\u00dfen, da\u00df die Nucleinbasen eine Ver\u00e4nderung bei der Verdunkelung erlitten hatten. Ich unternahm deshalb eine neue Untersuchung im folgenden Jahre, die jetzt zum Abschlu\u00df gekommen ist.\nDie Erwartungen fanden darin ihre volle Best\u00e4tigung und es war mir m\u00f6glich, eine Ver\u00e4nderung der Nucleinbasen nachzuweisen, die dem oben angef\u00fchrten Schema nahe kommt.\nZur Untersuchung wurden in Bl\u00fcte sich befindende Pflanzen von Wei\u00dfklee (Trifolium repens L.) genommen, die im Moskauer Botanischen Garten aufgewachsen waren und das Alter von ca. 3 Monaten hatten (Mai-August).\nDie der Erde entnommenen Pflanzen wurden sorgf\u00e4ltig von den ihnen anhaftenden Bodenbestandteilen befreit und in zwei Portionen geteilt. Die erste Portion (9,65 kg) wurde sofort zur Untersuchung genommen, die zweite (10,92 kg) 77 Stunden\nDiese Zeitschrift. Bd. XL1X. S. 72 M900).","page":243},{"file":"p0244.txt","language":"de","ocr_de":"214\tAlexander Kiesel,\nan dunklem Orte stellen gelassen, wobei sich die unteren Teile (Wurzel) in oft erneutem ausgekochtem Wasser befanden.\nLufttrockensubstanz des Ausgangsmaterials \u2014 ll,28\u00b0/o.\nDie Verarbeitung der beiden Portionen geschah in der gleichen Weise. Die frischen zerkleinerten Pflanzen wurden mit hei\u00dfem Wasser zweimal extrahiert und abgepre\u00dft. Die Extrakte wurden mit Bleiessig gef\u00e4llt, wobei sie vor der v\u00f6lligen F\u00e4llung ann\u00e4hernd auf ihr halbes Volumen eingedampft wurden. Der \u00dcberschu\u00df des Bleies wurde mit Schwefels\u00e4ure entfernt, der Gehalt der Schwefels\u00e4ure auf ca. 3 \u00b0/o gebracht und die basischen Substanzen m\u00f6glichst vollst\u00e4ndig mit Phosphorwolframs\u00e4ure ausgef\u00e4llt. Nach dem Zerlegen der F\u00e4llung mit Baryt und Entfernen des \u00fcbersch\u00fcssigen Baryts mit Kohlens\u00e4ure wurden in der mit Salpeters\u00e4ure neutralisierten Fl\u00fcssigkeit die Nuclein-basen mit salpetersaurem Silber ausgef\u00e4llt und mit Wasser ausgewaschen.\nDie so erhaltenen Silberverbindungen wurden nach den Angaben von Schindler1) mit Salpeters\u00e4ure (spez. Gew. 1,1) behandelt und das in der L\u00f6sung nach Erkalten und 24st\u00e4ndigem Stehen gebliebene salpetersaure Silberxanthin mit Ammoniak ausgef\u00e4llt, mit Schwefelwasserstoff zerlegt und eingedampft, wobei sich das Xanthin ausschied.\nEs wurde in einer geringen Menge verd\u00fcnnter Natronlauge gel\u00f6st und durch Essigs\u00e4ure wieder zum Ausscheiden gebracht, wobei sich in der 2. Portion sehr rasch, in der 1. viel langsamer und in viel geringerer Menge schwach gelbe, kleine Krystallaggregate des Xanthins ausschieden.\nDas Gewicht des so erhaltenen Rohxanthins betrug:\nI.\tPortion 0,0114 g\nII.\t\u00bb\t0,058 \u00bb\nBeim Umrechnen auf je 10 kg des Ausgangsmaterials:\nI.\tPortion 0,012 g\nII.\t*\t0,053 '\u00bb\u2022\nSomit konnte eine Zunahme des Xanthins bei der Verdunkelung nachgewiesen werden.\n') Diese Zeitschrift. Bd. XIII, S. 432 (1889).","page":244},{"file":"p0245.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das \\ erhalten der Xucleinbasen.\t215\nDie Xanthinpr\u00e4parate wurden durch folgende Reaktionen identifiziert :\n1.\tNach Abdampfen mit Salpeters\u00e4ure gab der gelbe R\u00fcckstand mit Natronlauge eine sch\u00f6ne rote F\u00e4rbung, die beim Er-w\u00e4rmen in Purpurrot \u00fcberging.\n2.\tEine mit Natronlauge versetzte L\u00f6sung von Natriumhypochlorit gab beim Eintr\u00e4gen einer kleinen Menge des Pr\u00e4parats aus der II. Portion einen olivgr\u00fcnen Ring, der dann ins Braune \u00fcberging. Die Reaktion bei der I. Portion war lange nicht so gut \u2014 der olivgr\u00fcne Ring war hier schlecht bemerkbar.\n3.\tBeim Abdampfen einer salzsauren L\u00f6sung der Pr\u00e4parate mit Kaliumchlorat gab das aus dec IL Portion erhaltene eine rotbr\u00e4unliche. F\u00e4rbung, die in einer Ammoniakatmosph\u00e4re in die charakteristische rosarote \u00fcberging. Die Reaktion mit der I. Portion ergab keine deutliche F\u00e4rbung.\nL Das Xanthinpr\u00e4parat aus der II. Portion wurde durch die charakteristische Form der .Silberverbindung unter dem Mikroskop identifiziert. Nach Versetzen einer ziemlich konzentrierten salpetersauren L\u00f6sung des Pr\u00e4parats mit salpetersaurem Silber entstand, ein wei\u00dfer Niederschlag, der sich beim Erw\u00e4rmen aufl\u00f6ste und nach dem Erkalten wieder in Form von kleinen kugelartigen Massen ausschied ; dieselben bestanden aus d\u00fcnnen gebogenen, haarartigen Nadeln.1)\nAus den angef\u00fchrten Reaktionen folgt mit Sicherheit, da\u00df im Pr\u00e4parate aus den verdunkelten Pflanzen wirklich Xanthin vorlag, welches sich bei dem Verdunkeln gebildet haben mu\u00dfte.\nDie aus der Salpeters\u00e4ure beim Erkalten und Stehen ausgeschiedenen Silberverbindungen der anderen Nucleinbasen wurden mit warmem Schwefelammonium zerlegt und das Filtrat zur trockene eingedampft; der R\u00fcckstand wurde mit Ammoniak bei gelindem Erw\u00e4rmen behandelt, um die Trennung de.s Guanins vom Adenin und Hypoxanthin zu bewirken, die dabei in;L\u00f6sung gehen mu\u00dften. Der ungel\u00f6ste R\u00fcckstand, welcher das'.Guanin enthalten mu\u00dfte, wurde mit dem Guanin vereinigt, welches im Schwefelsilberniederschlage zur\u00fcckgeblieben war und durch\n\u2018j Neubauer und Vogel, Anleitung z. qualitativen und quantitativen Analyse des Harns, 181)8.\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXVU.\t17","page":245},{"file":"p0246.txt","language":"de","ocr_de":"Alexander Kiesel.\nErw\u00e4rmen mit Salzs\u00e4ure ausgezogen und mit Ammoniak gef\u00e4llt werden konnte. Die vereinigten guaninhaltigen Fraktionen wurden zur Reinigung, mit einer geringen Menge schwacher Natronlauge unter schwachem Erw\u00e4rmen behandelt und das in L\u00f6sung gegangene Guanin mit Alkohol und Essigs\u00e4ure ausgef\u00e4llt. Aus der I. Portion schied sich das Guanin allm\u00e4hlich in Form von charakteristischen Drusen aus, dagegen konnte aus der II. Portion nur eine kleine Menge eines flockigen Niederschlages erhalten werden, der keine Guaninreaktionen gab.\nDie Menge des Guanins betrug:\nI.\tPortion 0,0601 g, auf 10 kg berechnet 0,062 g\nII.\t\u00bb\t0\nDas nach beschriebenem Verfahren erhaltene Guaninpr\u00e4parat gab folgende Reaktionen:\n1.\tBeim Verdampfen mit Salpeters\u00e4ure blieb ein gelblicher R\u00fcckstand nach, der mit Natronlauge eine rote F\u00e4rbung gab. die beim Erw\u00e4rmen in . eine blaurote \u00fcberging.\n2.\tMit Ferricvankalium gab das Pr\u00e4parat beim Stehen rote prismatische Drusen.\n3.\tMit Metaphosphors\u00e4ure bildete sich sphr bald ein feiner wei\u00dfer Niederschlag.\n4.\tMit Pikrins\u00e4ure versetzt schied sich das nadelf\u00f6rmige Pikrat aus.\n5.\tBeim \u00dcberf\u00fchren in das salzsaure Salz wurden die f\u00fcr dieses Salz charakteristischen feinen langen Nadeln erhalten.\nDemnach mu\u00dfte Guanin vorliegen, welches sich bei dem Verdunkeln in der II. Portion umgewandelt haben mu\u00dfte. Es w\u00e4re mit R\u00fccksicht auf die f\u00fcr das Xanthin erhaltenen\nr ,\nResultate an eine Bildung von Xanthin aus dem Guanin zu denken.\nDie beim Digerieren in Ammoniak gel\u00f6ste Menge der Nucleinbasen wurde zur langsamen Entfernung des Ammoniaks stehen gelassen, wobei sich ein feiner krystallinischer Niederschlag bildete. Da man aber nicht sicher sein konnte, auf diese Weise eine quantitative Trennung des Adenins vom Hypoxanthin zu bewirken, wurde eine Trennung nach BruhnsL\n~ Diese Zeitschrift, Bd. XIV, S. 538 (1890).","page":246},{"file":"p0247.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Verhalten der Nucleinbasen.\t247\nmit l,l\u00b0/o w\u00e4sseriger Pikrins\u00e4ure im wiederaufgel\u00f6steu Niederschlage, sowie in der Fl\u00fcssigkeit getrennt vorgenommen.\nBei der Verarbeitung der I. Portion konnte aus dem in Wasser aufgel\u00f6sten Niederschlage und ebenfalls in der Fl\u00fcssigkeit eine sofortige F \u00e4llung des Adeninpikrates (zusammen 0,47 + 0,12 = 0,59 g) erhalten werden, welche sogleich abgenutscht und mit kaltem Wasser ausgewaschen wurde.\nDie II. Portion gab keine sofortige F\u00e4llung mit Pikrins\u00e4ure, wie in der L\u00f6sung des Niederschlages, so auch in der Fl\u00fcssigkeit. Bei 2t\u00e4gigem Stehen bildeten sich aber in der L\u00f6sung des Niederschlages tafelf\u00f6rmige Krystalle eines Pikrates t0,223 g), die kein Adeninsalz darstellen konnten. .\nAus der Menge des Adeninpikrates konnte die Menge des Adenins berechnet werden:\nI.\tPortion 0,59 g Pikrat = 0,22 g freies Adenin, auf 10 kg berechnet: 0,228 g.\nII.\tPortion 0.\nZur Identifikation des Adenins wurde aus dem Pikrat das freie Adenin wiedergewonnen und mit demselben die Reaktionen vorgenommen. Das Verfahren war folgendes:\nDas Pikrat wurde mit 10\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure zerlegt und die Pikrins\u00e4ure durch Aussch\u00fctteln mit \u00c4ther entfernt. Nach Entfernen der Schwefels\u00e4ure durch Baryt aus hei\u00dfer L\u00f6sung und des \u00fcbersch\u00fcssigen Barvums mit Kohlens\u00e4ure wurde das Filtrat zur Trockene eingedampft, in hei\u00dfem Wasser aufgenommen und wieder eingedampft, wobei ein feiner krystal-linischer R\u00fcckstand erhalten wurde, der dann zu den Reaktionen genommen wurde.\n1.\tDie Xanthinprobe war negativ.\n2.\tNach M2 st\u00e4ndigem Erw\u00e4rmen im Wasserbade mit Zink und Salzs\u00e4ure, wobei sich eine vor\u00fcbergehende deutliche Rosaf\u00e4rbung bemerkbar machte, wurde Natronlauge bis zur starken alkalischen Reaktion zugesetzt und von Zeit zu Zeit gesch\u00fcttelt. Nach einiger Zeit entstand in der Fl\u00fcssigkeit die charakteristische Bosaf\u00e4rbung.\n3.\tNach Aufl\u00f6sen in schwacher Salzs\u00e4ure (getrennt vorgenommen f\u00fcr die beiden erhaltenen und zerlegten Pikratf\u00e4l-\n. 17*","page":247},{"file":"p0248.txt","language":"de","ocr_de":"2\u00ce-8\nAlexander Kiesel.\nlungen) von 3\u20145 mg der Adeninpr\u00e4parate wurde tropfenweise ein berechneter \u00dcberschu\u00df von Goldchloridl\u00f6sung zugesetzt. Heim Stehen im Exsikkator schieden sich nach wenigen Stunden die charakteristischen orangefarbigen, mit schiefen Fl\u00e4chen versehenen Prismen des Goldchloriddoppelsalzes aus.\ni.\tMit essigsaurem Kupfer gaben die Pr\u00e4parate keine F\u00e4llung, was auf die Abwesenheit von Hypoxanthin in denselben hinweist.\nDaraus ist also zu ersehen, da\u00df das Adenin, welches in normalen P\u00fcanzen enthalten war, bei Verdunkelung der Pflanzen bis auf nicht nachweisbare Spuren oder sogar vollst\u00e4ndig verschwenden wrar, was wohl doch eher durch destruktive Prozesse zu erkl\u00e4ren ist.\nDie beim Stehen aus der II. Portion (s. oben) ausgeschiedenen tafelf\u00f6rmigen Krystalle des Pikrats, welches vermutlich eine Verbindung des Hypoxanthins darstellte, die sich beim Stehen in den genannten Bedingungen ausscheiden konnte, wurden mit 10\u00b0/nigcr Schwefels\u00e4ure zerlegt und die Pikrins\u00e4ure-durch Aussch\u00fctteln mit \u00c4ther entfernt. Nach dem Entfernen der Schwefels\u00e4ure durch Baryt und des \u00dcberschusses vom letzteren durch Kohlens\u00e4ure wurde die Fl\u00fcssigkeit zur Trockene verdampft, der R\u00fcckstand in hei\u00dfem Wasser gel\u00f6st und wieder eingedampft.\nMit einem kleinen Teile des R\u00fcckstandes wurden folgende Reaktionen vorgenommen :\n1.\tDie Xanthinreaktion \u2014 v\u00f6llig negativ.\n2.\tMit essigsaurem Kupfer bildete sich sofort in der K\u00e4lte ein hellgr\u00fcner flockiger Niederschlag, wie es f\u00fcr das Hypoxanthin charakterisiert ist.\n3.\tEin kleiner Teil des R\u00fcckstandes wurde in verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure gel\u00f6st und mit Goldchlorid versetzt. Es entstanden beim Stehen im Exsikkator dabei keine f\u00fcr das Adenin charakteristischen Krystalle.\nDer gr\u00f6\u00dfte Teil des Pr\u00e4parates wurde in schwacher Salpeters\u00e4ure gel\u00f6st, ein wenig eingedampft und stehen gelassen, wobei die sehr charakteristischen w'etzsteinf\u00f6rmigen Krystalle des Hypoxanthinnitrats erhalten wurden.","page":248},{"file":"p0249.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Verhalten der Nucleinbasen.\t219\nDemnach konnte ein Teil des Hypoxanthins aus der II. Portion in Form des Pikrats erhalten werden.\nDie nach dem Ausf\u00e4llen der Pikrate erhaltenen L\u00f6sungen aus beiden Portionen wurden in der schon \u00f6fters angegebenen Weise von der Pikrins\u00e4ure befreit und eingedampft. *\nNach dem Aufnehmen der R\u00fcckst\u00e4nde in hei\u00dfem Wasser wurde das in L\u00f6sung gegangene Hypoxanthin mit ammoniakalischer Silbernitratl\u00f6sung geflillt, ausgewaschen und mit Schwefelwasserstoff zerlegt. Die zur Trockene eingedampften Filtrate wurden in hei\u00dfem Wasser aufgenommen und wieder abgedainpft. Die so erhaltenen R\u00fcckst\u00e4nde (freies Hypoxanthin) wurden gewogen:\nI.\tPortion 0.055 g, auf 10 kg berechnet: 0,057 g.\nII.\tPortion 0,070 g, mit dem aus dem Pikrat (0,223 g) erhaltenen: 0,070 + 0,079 = 0,149 g, auf 10 kg berechnet 0,136 g.\nMit einem Teil der Pr\u00e4parate wurden die oben unter 1 und 2 f\u00fcr das Hypoxanthin angegebenen Reaktionen ausgef\u00fchrt mit dem gleichen Ergebnis wie dort.\nDer Rest der aus beiden Portionen erhaltenen Pr\u00e4parate wurde in das Nitrat \u00fcbergef\u00fchrt, wobei die schon angegebene charakteristische Krystallform des Hypoxanthinnitrats f\u00fcr beide Pr\u00e4parate erhalten wurde.\nDaraus ist zu ersehen, da\u00df w\u00e4hrend der Verdunkelung eine Vergr\u00f6\u00dferung der Hypoxanthinmenge in den Pflanzen stattgefunden hat, und voraussichtlich hatte sich diese aus dem verschwundenen Adenin gebildet.\nDie erhaltenen Resultate lassen sich in folgender Tabelle zusammenstellen:\n\tKontrollportion (I) g\tVerdunkelte Pflanzen Differenz \u00a3\tj\t\u00bb P\t1 .\t*\nGuanin . . . .\t0.062\to\t.4'0,002\nXanthin ....\t0.012 (?)\t\u2022 \u2022;\u2022\u2022\u2022\u2022 . . \u2022\u2022 \u2022\u2022 ;} :. 7 - . 0,0\u00f63\t4-0,041\nAdenin ....\t0.228\t0 - 0,228\nHypoxanthin . .\t0.0\u00d47\t0.136\t-f 0,070\nDie Zahlen dr\u00fccken die Menge der freien Nucleinbasen aus und beziehen sich auf je 10 kg des entsprechenden frischen Materials oder auf je 1128 g Lufttrockensubstanz.","page":249},{"file":"p0250.txt","language":"de","ocr_de":"2oO Alexander Kiesel, \u00dcber das Verhalten der Nucleinbasen\nWenn man die Menge der Nucleinbasen f\u00fcr jede Portion summarisch ausdr\u00fcckt, so erh\u00e4lt man:\nI.\tPortion \u2014 0,359 g freier Nucleinbasen\nII.\t\u00bb\t\u2014 0,189 g \u00bb\t\u00bb\nSomit hatte ich auch die Best\u00e4tigung meiner fr\u00fcheren Angabe1) \u00fcber die Verminderung der Nucleinbasenmenge bei Verdunkelung von Rotklee in diesem Falle bei Wei\u00dfklee erhalten. Die Ver\u00e4nderung der Nucleinbasen bestand in einer starken Desamidation, die von weiterem Zerfall begleitet war, die wohl, wie im Tierreich, der T\u00e4tigkeit von Fermenten zuzuschreiben sind.\nDie Methoden, welche wir f\u00fcr die Isolierung der Nucleim basen kennen, sind wohl nicht ohne Verlust, dennoch glaube ich, da\u00df bei sorgf\u00e4ltigem gleichartigem Verfahren man zu vergleichbaren Zahlen kommen kann und die Unvollkommenheit der Methoden die erhaltenen Resultate nicht hinf\u00e4llig macht.\nFin anderer Versuch, vorgenommen mit Rotklee, sollte entscheiden, ob sich nicht etwa bei Verdunkelung doch Harns\u00e4ure in Pflanzen bilden sollte.\nDie Verdunkelung dauerte 5 Tage lang, wobei f\u00fcr die Kontrollportion, in der auch die Nucleinbasen untersucht wurden, 8,3 kg, f\u00fcr die verdunkelte Versuchsportion 7,2 kg frischer Pflanzen verwendet wurden.\nDas Verfahren zum Ausscheiden der Harns\u00e4ure entsprach den Angaben von Kr\u00fcger und Salomon,2) wobei zuerst die durch Rleiessig f\u00e4llbaren Substanzen entfernt und das \u00fcbersch\u00fcssige Blei durch Schwefelwasserstoff ausgeschieden wurde.\nln beiden Portionen konnte ich nicht die geringste Spur Harns\u00e4ure nachweisen.\nIn der Kontrollportion wurden nach dem Abtrennen der \u00abHarns\u00e4ure \u00bb die 4 Nucleinbasen Xanthin, Guanin, Adenin und Hypoxanthin nach dem oben f\u00fcr Wei\u00dfklee beschriebenen Verfahren nachgewiesen.\nDie Entscheidung der Frage, ob sich bei dem Verschwinden der Nucleinbasen in Pflanzen Allantoin bildet, soll den Gegenstand einer n\u00e4chsten Untersuchung bilden.\nM l. c. *) Diese Zeitschrift, Bd. XXVI. S. 373.","page":250}],"identifier":"lit19000","issued":"1910","language":"de","pages":"241-250","startpages":"241","title":"\u00dcber das Verhalten der Nucleinbasen bei Verdunkelung von Pflanzen","type":"Journal Article","volume":"67"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:11:06.008227+00:00"}

VL Library

Journal Article
Permalink (old)
http://vlp.uni-regensburg.de/library/journals.html?id=lit19000
Licence (for files):
Creative Commons Attribution-NonCommercial
cc-by-nc

Export

  • BibTeX
  • Dublin Core
  • JSON

Language:

© Universitätsbibliothek Regensburg | Imprint | Privacy policy | Contact | Icons by Font Awesome and Icons8 | Powered by Invenio & Zenodo