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{"created":"2022-01-31T14:08:00.798384+00:00","id":"lit19005","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Herzog, R. O.","role":"author"},{"name":"R. Betzel","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 67: 309-313","fulltext":[{"file":"p0309.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Theorie der Desinfektion.\nVorl\u00e4ufige Mitteilung.\nV on\nR. 0. Herzog und R. Betzel.\nMit zwei Kurvcnzeiehnunpon im Text.\niA\\m \u00bblern Chemischen Institut der Technischen Hochschule in Karlsruhe.')\n(Der Redaktion zu^egangen ain 15. Juni ISMO.)\nVor etwa zwei Jahren haben wir Versuche in Angriff genommen, welche eine Aufkl\u00e4rung der physikalischen und chemischen Verh\u00e4ltnisse bei den Desinfekt ions Vorg\u00e4ngen bezweckten. Davon ausgehend, da\u00df die Antiseptika und die in der L\u00f6sung suspendierten Mikroorganismen nicht, wie es bisher geschah, als homogenes, sondern als heterogenes System aufzufassen sind, war der Plan, die Verteilung des Antiseptikums zwischen L\u00f6sungsmittel und Organismen zu pr\u00fcfen.,1)\nSeither ist dasselbe Problem von \u00e4hnlichen Gesichtspunkten aus von verschiedener Seite in Angriff genommen und bearbeitet worden. Zuerst hat H. Bechhold2) die Frage behandelt, sich teils auf Adsorptionsversuche im allgemeinen, teils auf Versuche \u00fcber Desinfektion st\u00fctzend, insbesondere boten die Arbeiten von Kr\u00f6nig und Paul3) geeignetes Material, welches\n*) Die Versuche mu\u00dften wegen Milit\u00e4rdienstes Herrn Hetzeis f\u00fcr \u2022 in Jahr unterbrochen werden. \u00dcber unsere vorl\u00e4ufigen Ergebnisse, soweit reichend, wie sie hier mitgeteilt, werden, wurde am 18. Juni 1909 in der Karlsruher Chemischen Gesellschaft berichtet. Vgl. Cliem. Ztg., 11109, Nr. 78.\n*) Intern. Kongre\u00df f. angew. Chem,, Mai-Juni 1909. \u2014 Zeitschrift f. Chem. u. Ind. d. Kpll., Bd. V, S, 22 (1909).\n3) Zeitschrift f. Hyg., Bd. XXV, S. 1 (1897). \u2014 Ferner Paul. Entwurf z. einheitl. Werlbest. Chem. Desinfektionsmittel von \u00bbTh. Paul, Berlin 1901.","page":309},{"file":"p0310.txt","language":"de","ocr_de":"310\nK. 0. Herzog und R. \u00dfetzel,\nauch II. Morawitz1) und H. Freundlich2) ihren Betrachtungen zugrunde legten. Soeben wandten endlich Th. Paul. G. Birstein und A. Beu\u00df3) denselben Gedanken gelegentlich neuer Versuche mit Sauerstoff als Desinfektionsmittel an.\nDie genannten Verfasser gingen alle davon aus, in irgend einer \\\\ eise auf Grund theoretischer \u00dcberlegungen oder rechnerisch die Mitwirkung von Adsorptionsvorg\u00e4ngen festzustellen, eine Zwangslage, solange man mit Bakterien arbeitet. Um diese Schwierigkeit zu vermeiden, haben wir als Mikroorganismen Hefe angewandt, die nach hinreichender Einwirkung des gel\u00f6sten Anfiseptikums durch Zentrifugieren Von der L\u00f6sung getrennt wurde.\nDie vorl\u00e4ufigen, im folgenden kurz mitgeteilten Versuche bezweckten nur die Feststellung, wieviel bei variierter Giftkonzentration von derselben Hefemenge aufgenommen wird. Weder auf die Frage, in welcher Beziehung die aufgenommene Giftquantit\u00e4t z\u00f9 der eigentlich wirksamen steht, noch darauf, inwieweit es sich um reversible Vorg\u00e4nge handelt oder nicht, oder auf den Einflu\u00df der Temperatur usw. wird vorerst eingegangen, doch sollen fortgesetzte Versuche gerade auch nach dieser Richtung Aufkl\u00e4rung bringen.\nDie Antiseptika, welche in relativ verd\u00fcnnter L\u00f6sung auf Mikroorganismen wirken, reagieren, soweit bekannt, entweder mit den Proteinen oder sie besitzen ein erhebliches L\u00f6slichkeitsverm\u00f6gen f\u00fcr Fette und sogenannte Lipoidstoffe oder umgekehrt diese f\u00fcr sie. Von den Giftstoffen letzter Art wurde vorwiegend Chloroform untersucht, von Stoffen, die vorwiegend gegen\u00fcber Eiwei\u00df reaktionsf\u00e4hig sind \u2014 sei es chemisch, sei es, da\u00df sie auf deren kolloidale L\u00f6sungen einwirken \u2014^ Salze, von denen hier nur \u00fcber Silbernitrat berichtet werden soll, ferner Formaldehyd. Auch Phenol wurde gepr\u00fcft.\nDie haupts\u00e4chliche und zum Teil sehr zeitraubende Schwierigkeif der Arbeit lag in der Erzielung einwandfreier Analysen:\n'* *) Kolloidcliem, Beihefte, Bd. I. S. 301 (1910).\n*) Das.. S. 317.\n;i> Biochom. Zeitschrift, Bd. XXV, S. 307 (19101.","page":310},{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Theorie der Desinfektion.\n311\n\u00fcber die schlie\u00dflich angewandte Methodik wird in einer sp\u00e4teren Mitteilung berichtet werden.\n5 g Pre\u00dfhefe werden mit Chloroformwasser von dem angegebenen Gehalt zusammen gebracht (Volumen 99 ccm) und 4 Stunden gesch\u00fcttelt.\nAngewandte Menge Von der Hefe aufgenummene ' /=\nChloroform in g\nChloroformmenge in g\n0.5347\n0.4221\n0.28-14\n0,2814\n0.1407\n0,0563\nIn einem anderen Versuche (mit anderer Hefe usw.) werden' erhalten (eine dritte zwischen beiden angeg\u00e8b\u00e8nen Konzentrationen liegende Bestimmung f\u00e4llt soweit heraus, da\u00df ein grober Versuchsfehler wahrscheinlich ist/:\nAngewandte Menge Chloroform in g\nVon der Hefe aufgenommene \u2018 Chloroformmenge in- g\n0.4221\n0.1688\n0.0541\n0,0167\nDer f\u00fcr die Adsorption berechnete Exponent betr\u00e4gt 1,4. Die folgenden voneinander vollst\u00e4ndig unabh\u00e4ngigen Versuchsreihen sind mit Silbernitrat angestellt, bei der ersten betr\u00e4gt die Menge der zugef\u00fcgten Hefe 5 g, das Volumen der","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\nR. 0. Herzog und R. Betzel,\nL\u00f6sung tOO ccm : hei der zweiten die Hefe 10 g, das Volumen 107.5 ccm.\nAuffallenderweise sind die Gleichgewichtskurven nicht parallel: der Exponent der Adsorptionskurve ist im ersten Fall ungef\u00e4hr V-2, im zweiten 1/a, beide liegen aber innerhalb der von Biltz und Freundlich f\u00fcr die Adsorption als Regel angegebenen Grenzen.\n1. Versuch.\nUrspr\u00fcngliche Menge Silbernitrat in g\n8.181\n4.241\n2.827\n2.120\n1.696\n0.848\nUrspr\u00fcngliche Menge Silbernitrat in g 8.1(58 4,084 2.723 2.042 I .(533(5 0.81(58\nVon der Hefe \u00abaufgenommene Silbernitratmenge in g\n0,643\n0,426\n0.326\n0.276\n0.240\n0,175\n2. Versuch.\nVon der Hefe aufgenommene Silbernitratmenge in g\n0,654\n0.533\n0,454\n0,409\n0,364\n0,293\nEin ganz anderes Bild zeigen die Versuche mit Formaldehyd.","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Theorie der Desinfektion.\t313\n1. Versuch.\nFormaldehyd angewandt\tVon der Hefe\taufgenommene Menge\nin g\tin g\n0,835 0 527\t0.025 A |\n\"\tff 0,263\tU.tMs 0,030\n0,263\t0,029\n0.132 \\)\t0,029\n2. Versuch.\t\nFormaldehyd angewandt\tVon der Hefe\taufgenommene Menge\nin g\tin g\n2.514\t0,047\n1,675\t0,036\n0,83S\t0.044\n0,838\t0.036\n0,447* *)\t0.035\nDie angef\u00fchrten Versuche zeigen also, da\u00df innerhalb der h ehlergrenzen der Methode eine gewisse Hefemenge immer eine bestimmte, von der Konzentration unabh\u00e4ngige Formaldehydmenge bindet.\nVersuche, die mit Phenol2) angestellt wurden, lie\u00dfen innerhalb 1,87- bis 0,187\u00b0/oigen L\u00f6sungen keine Aufnahme des Antiseptikums durch die Hefe erkennen.\nDie angef\u00fchrten Versuche zeigen also, da\u00df Silbernitrat von Hefe so aufgenommen wird, wie dies bei einem Adsorptionsproze\u00df der Fall sein m\u00fc\u00dfte; Chloroform zeigt dasselbe Verhalten, nur f\u00e4llt der Adsorptionsexponent aus den gew\u00f6hnlichen tragen heraus \u2014 was Ireilich auch sonst schon bei typischen Adsorptionsvorg\u00e4ngen beobachtet wurde . \u2014 ; von Formaldehyd wird stets eine konstante Menge gebunden, .unabh\u00e4ngig von der Konzentration ; bei Phenol konnte Aufnahme durch die Organismen nicht nachgewiesen werden. Die Versuche werden in der oben angedeuteten Richtung fortgesetzt.\n') einer noch geringerer Konzentration ist eine offenbar durch einen Versuchsfelder entstellte abweichende Zahl gefunden worden.\n*) Vgl. \u00fcber die Phenolwirkung Reichel, Biochem. Zeitschrift, Bd. XXII, S. 149, 177, 201 (1909).\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXVfI.\t22","page":313}],"identifier":"lit19005","issued":"1910","language":"de","pages":"309-313","startpages":"309","title":"Zur Theorie der Desinfektion. Vorl\u00e4ufige Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"67"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:08:00.798390+00:00"}