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{"created":"2022-01-31T14:38:12.864304+00:00","id":"lit19006","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schmidt, Ernst Willy","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 67: 314-323","fulltext":[{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"Enzymologische Mitteilungen.\nVn\u00bb\nErnst Willy Schmidt.\n(Aus \u00ab1er che,mischen Abteilung \u00abJos physiologischen Instituts in Jena.l ;l)er Re<Iaktnm zugegangen am 21. Juni 1910.)\nI.\n\u00dcber das Erhitzen von Enzymen.\nIn der einschl\u00e4gigen Literatur finden sich eine ganze Anzahl von Angaben \u00fcber das Verhalten von Enzymen h\u00f6heren Temperaturen gegen\u00fcber. Die Angaben sind h\u00e4ufig sich widersprechende : je nach der chemischen Reinheit des verwendeten Fermentpr\u00e4parates schwankt die Empfindlichkeit h\u00f6heren Temperaturen gegen\u00fcber. Die reinsten Enzyme erwiesen sich als sehr thermolabil, so da\u00df im allgemeinen der Schlu\u00df gerechtfertigt erscheint: Die Thermolabilit\u00e4t steht in einem umgekehrten Verh\u00e4ltnis zur Reinheit eines Fermentes. Je weniger verunreinigt ein gewonnenes Enzym ist, um so empfindlicher wird es gegen steigende Hitzegrade. Da nun in quantitativer Hinsicht an den Ferment Verunreinigungen haupts\u00e4chlich Proteink\u00f6rper beteiligt sind \u2014 nur bei den allerreinsten Enzympr\u00e4paraten bleibt in einigen F\u00e4llen die Biuretreaktion aus \u2014, so sind wahrscheinlich diese Eiwei\u00dfstofTe, oder schlechthin kolloide Substanzen, die Ursache f\u00fcr eine gewisse Hitzeresistenz vieler Enzyme. Immerhin sind die W\u00e4rmegrade, die von solchen mit Kolloiden verunreinigten Enzympr\u00e4paraten in L\u00f6sung ertragen werden, noch keine betr\u00e4chtlichen. \u00dcber 60\u00b0 C. geht die Resistenz zumeist nicht hinaus (ausgenommen das Papayotin, das ein noch unaufgekl\u00e4rtes Optimum bei 90\u201495\u00b0 C. haben soll i, so da\u00df im gro\u00dfen Ganzen die Fermente zu den thermo-","page":314},{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"\u25a0 Enzymologischc Mitteilungen.\t315\nlabilen Stoffen gerechnet werden. Die Tatsache, da\u00df die meisten Enzyme durch die Koagulationstemperatur des Eiwei\u00dfes vollst\u00e4ndig vernichtet werden, dient wesentlich mit zur Unterst\u00fctzung der Annahme von der Proteinnatur der Enzyme.\n\\\\ enn nun die ein Ferment fast stets verunreinigenden Eiwei\u00dfk\u00f6rper je nach ihrer Menge modifizierend auf die Thermo-labilit\u00e4t des betreffenden Enzymes einwirken, so k\u00f6nnte es m\u00f6glich sein, durch Eintr\u00e4gen eines Enzymes in eine kolloide L\u00f6sung die Hitzeempfindlichkeit praktisch auszuschalten.\nIch arbeitete mit Trypsin fSchuehard), dessen Thermo-labilit\u00e4t in w\u00e4sseriger L\u00f6sung bekannt ist. Ich trug eine Messerspitze voll Trypsin in 10 ccm einer 5\u00b0/oigen Peptonl\u00f6sung schwach alkalisch) und erhitzte bis zum lebhaften Sieden. Nach dem Erkalten setzte ich dieser gekochten Pepton-Trvpsinl\u00f6sung. (*ine Fibrinflocke zu, diese wurde in normaler Weise verdaut. Lin Kontrollversuch mit in destilliertem Wasser erhitzten Trypsin ergab, da\u00df das Trypsin hierbei zerst\u00f6rt wurde.\nDer Versuch ward in folgender Weise wiederholt: Eine durch Kochen und nachtr\u00e4gliche Filtration vollkommen klar hergestellte 5\u00b0/oige Peptonl\u00f6sung (10 ccm) wurde mit 1 ccm einer ebenfalls klar filtrierten, konzentrierten Trypsinl\u00f6sung ica. 5o/o) versetzt. Das gut durchgesch\u00fcttelte Gemisch wurde im Reagenzrohre zum Sieden gebracht. Die vorher goldklare Fl\u00fcssigkeit wird dabei regelm\u00e4\u00dfig in der N\u00e4he der Siedetemperatur tr\u00fcbe, es entsteht ein flockiger grauer Niederschlag, der beim Erkalten sich langsam ballt und sich in kurzer Zeit am Roden des Glases locker sedimentiert. Wurde die konzentrierte Trypsinl\u00f6sung ohne Peptonwasserzusatz kurz aufgekocht, so blieb sie klar; nachtr\u00e4glich noch einmal mit Peptonwasser erhitzt, trat ebenfalls keine Tr\u00fcbung der L\u00f6sung ein.\nIch trennte nun Niederschlag und L\u00f6sung durch Filtration und pr\u00fcfte sowohl den gut ausgewaschenen, in Alkali unl\u00f6slichen Niederschlag, wie auch die L\u00f6sung auf die verdauende Kraft gegen\u00fcber Fibrin : Die Fibrinflocke wurde in beiden F\u00e4llen restlos gel\u00f6st, das Filtrat verdaute jedoch betr\u00e4chtlich schneller.\nDie ohne Pepton gekochte konzentrierte Trypsinl\u00f6sung\nou","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"316\nErnst Willy Schmidt,\nhatte ihre verdauende Kraft verloren, infolgedessen, auch die vor Zusatz von Pepton erhitzte Trypsinportion. Ein nachtr\u00e4glicher Zusatz von Peptonl\u00f6sung zu schon erhitztem Trypsin \u00fcbte keinerlei Wirkung aus.\nAnstatt Peptonwasser versuchte ich noch Gelatinel\u00f6sungen und Agar-Agarl) in bezug auf eine Schutzwirkung f\u00fcr Trypsin gegen Erhitzen. So wurden 10 ccm einer 2\u00b0/oigen Agarl\u00f6sung mit 1 ccm einer konzentrierten Trypsinl\u00f6sung versetzt und auf 100\u00b0 C. gebracht. Nach Erkalten wurde \u00fcber die feste Agarmasse eine 0,3\u00b0/oige Na,C03-L\u00f6sung geschichtet, der eine Fibrinllocke beigegeben war. Das Fibrin ward bei Bruttemperatur norinaliter gel\u00f6st. Denselben Effekt hatte Gelatine; mit einer 10\u00b0/oigen Gelatinel\u00f6sung (neutral) auf 100\u00b0 G. erhitztes Trypsin behielt seine tibrinverdauende Wirkung bei. \u2014 Das Arbeiten mit Gelatinel\u00f6sungen f\u00fchrte zur Auffindung eines Ph\u00e4nomens: Trypsin spaltet Gelatine bei 100\u00b0 G. momentan bis zu Tryptophan! Bei den verschiedenen Versuchen mit Gelatine war mir schon aufgefallen, da\u00df die Gelatine nach einem ganz kurzen Aufkochen mit Trypsin ihr Erstarrungsverm\u00f6gen2) verliert, sie bleibt ll\u00fcssig. Es ist durch diese kurze, aber allem Anscheine nach \u00e4u\u00dferst heftige Reaktion mit dem Trypsin bei 100\u00b0 G. eine weitgehende strukturelle Modifikation, verbunden mit einer chemischen Umsetzung, vor sich gegangen. Schon w\u00e4hrend des Erhitzens mit Trypsin entstand eine Tr\u00fcbung der gelatin\u00f6sen Fl\u00fcssigkeit. Nach dem Erkalten fiel ein starker gelblicher Niederschlag aus. Auch unter str\u00f6mendem Wasser und nach tagelangem Stehen in der K\u00e4lte konnte eine derart\n\\> Als Adsorbens f\u00fcr Enzyme wurde Agar-Agar verschiedentlich gebraucht (vgl. Euler, Allgemeine Chemie der Enzyme. 1910, S. 57\u00bb. Das von einem Agarw\u00fcrfel adsorbierte Trypsin wird sp\u00e4ter leicht wieder an die umgebende'Fl\u00fcssigkeit abgegeben. Auf diesem Verhallen beruht eine Methode von Eiranian zum Nachweis von Trypsin in Faeces (Kiranian, \u00dcber den Nachweis der Darmfermente, speziell des Trypsins, in den Faeces, nebst einer neuen Methode desselben. Dissertation. Halle 1909).\n*) W. M. Bayliss (Das Wesen der Enzym-Wirkung, 1910, S: 27} erw\u00e4hnt, da\u00df eine Enzymwirkung (Trypsin) von o oder 0 Minuten bei \u25a010 * (\u2019.. gen\u00fcge, um die Erstarrungsf\u00e4higkeit der Gelatine zu vernichten.","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"Enzymologische Mitteilungen.\tHl7\nbehandelte Gelatinel\u00f6sung nicht mehr zum Erstarren gebracht werden. Die Gelatine hatte die Eigenschaften eines Hydrogeles verloren, schon an der \u00c4nderung der Viskosit\u00e4t der Fl\u00fcssigkeit nach der Reaktion mit Trypsin war diese Tatsache zu erkennen.\n. Es ist somit die pl\u00f6tzliche \u00dcberf\u00fchrung einer Gelatinel\u00f6sung in einen irreversiblen Zustand durch Trypsin in der Siedehitze festgestellt. \u2014 in rein chemischer Hinsicht war das Auff\u00e4llige, da\u00df eine solche L\u00f6sung mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uert und mit Bromwasser versetzt eine tief rotviolette F\u00e4rbung gab : die typische Trypthophanreaktion.\nDie Versuche wurden im allgemeinen so ausgef\u00fchrt, da\u00df ( ine klare neutrale iO\u00b0/oige Gelatinel\u00f6sung mit 2 ccm einer konzentrierten, ebenfalls vollkommen klaren Trypsinl\u00f6sung in einem Reagenzglase zusammengef\u00fcgt, \u00fcber der Flamme bis zum heftigen Sieden erhitzt und sofort unter str\u00f6mendem Wasser zum Erkalten gebracht wurde. Die ganze Manipulation kann in etwa\u2019einer halben Minute vorgenommen werden.' In gleicher W eise gibt eine mit Trypsin aufgekochte Peptonl\u00f6sung Tryptophanreaktion.\nZur Kontrolle erhitzte ich wiederum die konzentrierte Trypsinl\u00f6sung f\u00fcr sich und setzte sie dann einer Gelatine-? bezw. Peptonl\u00f6sung zu, die Reaktion blieb nunmehr aus, die Gelatine behielt nach dem Aufkochen ihr Erstarrungsverm\u00f6gen, es entstand kein Niederschlag in der Gelatine- bezw..Peptonl\u00f6sung, die Tryptophanreaktion trat nicht auf.\nAuch der mit Trypsin zusammen gekochten Gelatinel\u00f6sung wurde nachtr\u00e4glich Fibrin zugesetzt, es wurde, wie in den ersten Versuchen mit Pepton und Agar, ebenfalls glatt gel\u00f6st bei schwach alkalischer Reaktion. Schlie\u00dflich sei noch eines kleinen interessanten Versuches Erw\u00e4hnung getan, der eine ganz merkw\u00fcrdige Hitzeresistenz des Trypsins betrifft. Trypsin (Schuchard) wurde trocken in wasserfreies Glycerin eingetragen: durch kr\u00e4ftiges Umsch\u00fctteln ward dann das Trypsin auf das feinste in dem Glycerin verteilt; diese Suspension wurde einige Minuten im Sieden erhalten. 1 ccm dieses Gly-cerintrvpsingemisches wurde zu 10 ccm Na2C03 (0,3%) hinzu-","page":317},{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"Krnst Willy Schmidt,\ngef\u00fcgt und dieser Verdauungsfl\u00fcssigkeit eine Fibrinflocke zugesetzt. Das Fibrin lj wurde in normaler Weise bei Bruttemperatur verdaut. Es hat demnach das in Glycerin eingetragene Trypsin\neine Temperatur von 292\u00ab C. (Siedepunkt des Glycerins] ohne Schaden ertragen.\nVon einer Erkl\u00e4rung der verschiedenen hier kurz mitgeteilten .Tatsachen ist vorl\u00e4ufig noch ganz abgesehen worden : nur eine m\u00f6glichst genaue Beschreibung schien ang\u00e4ngig. Da wir kein einziges Enzym in der Hand haben, das mit Sicherheit als chemisch rein zu bezeichnen ist, so w\u00e4re es m\u00fc\u00dfig, nach Hypothesen zu suchen, um Vorg\u00e4nge zu erkl\u00e4ren, bei denen das diese Vorg\u00e4nge ausl\u00f6sende Agens selbst noch seinem Charakter nach hypothetischer Natur ist.\nII.\nZur Sterilisation von Enzymen.\nBei Anstellung von Versuchen \u00fcber die spezifische Wirksamkeit irgend eines Fermentes ist es von gr\u00f6\u00dfter Wichtigkeit, die Bakterien sicher auszuschalten. Man pflegt durch Zusatz von Desinfizientien dieser Forderung Rechnung zu tragen. Die Beigabe von Protoplasmagiften ist aber immer mehr als ein. wenn auch notwendiges, \u00dcbel erkannt worden. Die fermentative T\u00e4tigkeit wird stets in etwas beeinflu\u00dft, zudem ist die giftige Wirkung der verschiedenen Antiseptika nur eine relative. Vom Thymol2) konnte ich nachweisen, da\u00df es als Desinfiziens f\u00fcr Verdauungsversuche ungeeignet ist. Toluol, Chloroform und Fluornatrium scheinen auch nicht unbedingt sicher eine Ausschaltung der Bakterient\u00e4tigkeit zu garantieren. Es w\u00e4re deshalb von \\Y ert, w'enn man ohne Desinfizientien bei enzy-mologischen Arbeiten, besonders bei einer meist l\u00e4nger andauernden und wegen ihrer alkalischen Reaktion f\u00fcr Bakterien\nl) Das Fibrin war gut; \u00fcberdies wurde ein Versuch gleichzeitig angestellt, ob sich das Fibrin nicht in Alkali bei Bruttemperatur spontan aufl\u00f6st. Das Fibrin blieb jedoch unver\u00e4ndert, w\u00e4hrend das in Glycerin -f- Trypsin eingetragene vollkommen gel\u00f6st war.\n*> ln einer binnen kurzem erscheinenden Arbeit.","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"Enzyniologische Mitteilungen.\t*\t319\nals N\u00e4hrboden sehr geeigneten tryptischen Verdauung, Auskommen k\u00f6nnte. Dieses ist zu erm\u00f6glichen, sobald es gel\u00e4nge, sowohl das lerment, wie auch das der Fermentwirkung zju unterwerfende Objekt durch Hitze steril zu bekommen. \u2014 Nach* den Beobachtungen der vorhergehenden Mitteilung ist nun eine Hitzesterilisation von Trypsin prinzipiell m\u00f6glich. Ein kleiner Versuch erh\u00e4rtet diese Annahme. Ich nahm eine in der beschriebenen \\\\ eisehergestellte Peptontrypsinl\u00f6sung, impfte diese mit einer sporogenen Bakterienform und kochte das Ganze einmal auf. Ein Kontrollr\u00f6hrchen blieb unaufgekocht. Beide R\u00f6hrchen wurden sodann bei 28\u00ab C. 24 Stunden belassen: in dem Kontrollr\u00f6hrchen hatte schon eine Tr\u00fcbung eingesetzt, die erhitzte L\u00f6sung war vollkommen klar. > In dieser waren s\u00e4mtliche vegetativen St\u00e4bchen durch das kurze Aufkochen vernichtet, nur die Sporen waren am Leben geblieben, die jetzt zu keimen begannen. Es wurde deshalb diese L\u00f6sung nochmals kurz aufgekocht, um die jungen Keimst\u00fcbchen abzut\u00f6ten, die sich innerhalb der 24 Stunden aus den Sporen entwickelt hatten. Die so behandelte L\u00f6sung blieb weiterhin klar, eine Bakterienentwicklung stellte sich auch nach l\u00e4ngerem Aufbewahren nicht ein. Trotzdem ist es sehr wohl m\u00f6glich, da\u00df manchmal noch Bakteriensporen ungekeimt bleiben, soda\u00df die L\u00f6sung nur relativ steril zu nennen ist. Ein drittes Erhitzen nach weiteren 18\u201424 Stunden m\u00fc\u00dfte dann diese letzten Bakterienkeime entfernen. Soweit das Prinzip einer fraktionierten Sterilisation von Enzymen. Ich schlug verschiedene Wege ein um eine solche in praxi durchzuf\u00fchren.\nEinmal kann man sich die schon mitgeteilte Tatsache zunutze machen, da\u00df Trypsin eine Temperatur von 292\u00ab C. in Glycerin ohne st\u00e4rkere Sch\u00e4digung ertr\u00e4gt.'\nSodann wurde der Versuch gemacht, Trypsin in Gelloidin suspendiert zu sterilisieren. Ich verteilte Trypsinpulver in einer L\u00f6sung von Gelloidin in Alkohol\u00e4ther. Diese Mischung lie\u00df ich in einer offenen kleinen Petrischale abdunsten, schnitt das restierende feste.Celloidin, in das nun das Trypsin eingeschlossen war, in kleine T\u00e4felchen, die in str\u00f6mendem Dampfe zweimal 10 Minuten sterilisiert wurden. Eingetragen in steriles Wasser","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\nErnst Willy Schmidt,\ndiffundiert aus solcherart hergestellten T\u00e4felchen das Trypsin schnell heraus, die verdauende Kraft ist erhalten, wie durch Versuche mit Fibrin bei alkalischer Reaktion sich zeigen lie\u00df.\nFm ganz sicher zu arbeiten, empfiehlt es sich, zun\u00e4chst das trockene Fermentpr\u00e4parat vorzubehandeln. Man kann das Trypsin in trockenem Zustande bis auf 160\u00b0 C. ohne Schaden erhitzen.1) Fin Erhitzen auf 125\u00b0 C. w\u00e4hrend 10 Minuten gen\u00fcgt f\u00fcr unsere Zwecke vollauf, zumal da Bakteriensporen auch bei 10o\u00b0 C. mindestens 1 Stunde erhitzt werden m\u00fcssen,2) um sicher abget\u00f6tet zu werden, und auch sicher die verschiedenen Trypsinpr\u00e4parate sich in bezug auf die Resistenz gegen\u00fcber 100\u00b0 wechselnd verhalten.\nDie meisten Fermentpr\u00e4parate des Handels sind zudem sehr keimarm, wie ich mich \u00fcberzeugen konnte an verschiedenen Handelstrypsiuen und f\u00fcnf Papayotinpr\u00e4paratcn. Die in den trockenen Pr\u00e4paraten eventuell vorhandenen Sporen k\u00f6nnen nach folgendem Verfahren ohne Zerst\u00f6rung der Fermente abget\u00f6tet werden. Ich l\u00f6ste das Trypsin in wenig sterilisiertem Aqu. \u00ablest, und lie\u00df die L\u00f6sung 12\u201424 Stunden bei 30\u00b0 C. stehen, um sie darauf sterilem, noch fl\u00fcssigem Agar (2\u00b0/o) zuzusetzen. Der Agar ist zuvor zweckm\u00e4\u00dfig gleich in dem Gef\u00e4\u00dfe, in welchem man den Verdauungsversuch vorzunehmen w\u00fcnscht \u2014 etwa in einem Erlenmeyer-Kolben von entsprechender Gr\u00f6\u00dfe \u2014, dreimal (an drei aufeinanderfolgenden Tagen) in str\u00f6mendem Dampfe sterilisiert. In diesem Gel\u00e4\u00dfe wird dann Agar Trypsinl\u00f6sung nochmals an zwei Tagen einige Minuten lang auf 100\u00b0 C. gehalten.;J)\nIst der Trypsinagar fertig sterilisiert, so wird in den mit\n') Oppenheimer, Fermente, Spezieller Teil, PJ10. S. 1%.\n*) Arthur Meyer, Praktikum der botan.Bakterienkunde, 1903. $.4.\n\") Es ist auch r\u00f6tlich, die Agarmasse vor der Verwendung durch W\u00e4ssern so weit wie m\u00f6glich zu reinigen. Es geschieht dieses am besten, indem man sich gleich eine gr\u00f6\u00dfere. Agarportion herstell!, nocli hei\u00df in eine gro\u00dfe Kryslallisierschale gie\u00dft, erstarren L\u00e4\u00dft und destilliertes Wasser dar\u00fcber schichtet. Nach 2\u20143 Wochen sind unter wiederholtem Wechseln des Wassers alle wasserl\u00f6slichen Stoffe aus dem Agar herausditTundiert. Will man nun den Agar verwenden, so schneidet man die zu ben\u00f6tigende Menge aus der Gesamtmenge heraus, l\u00f6st und sterilisiert wie \u00fcblich.","page":320},{"file":"p0321.txt","language":"de","ocr_de":"Enzymologische Mitteilungen.\t3*21\nWatte verschlossenen Erl en me y er-Kolben, auf dessen Hoden der Agar in einer d\u00fcnnen Schicht aufliegt, unter Ber\u00fccksichtigung der bei bakteriologischen Arbeiten \u00fcblichen Kautelen, steriles \\ erdauungsalkali eingebracht, nebst der zu verdauenden sterilen Substanz. W o es nicht darauf ankommt, undenaturiertes Eiwei\u00df zu verwenden, da bieten sich in gekochtem Fibrin und koaguliertem H\u00fchnereiwei\u00df gen\u00fcgend durch Hitze sterilisierte Substanzen. Handelt es sich aber um die im allgemeinen'zur Verwendung gelangende m\u00f6glichst unver\u00e4nderte \u00abFibrinfloeke*, so mu\u00df ein anderer Weg des Keimfreimachens eingeschlagen werden.\nIII.\nVersuche einer aseptischen Verdauung in vitro.\nDen Vorz\u00fcgen, die das Blutfibrin als Testobjekt f\u00fcr peptische und tryptische Verdauung genie\u00dft, stellen mancherlei Nachteile gegen\u00fcber. Die gr\u00fc\u00dfte Schwierigkeit bereitet seine keimfreie Aufbewahrung, ohne es dabei wesentlich zu ver\u00e4ndern. Die \u00fcbliche Aufbewahrung in Glycerin ist unsicher. Die stets am Fibrin in Menge haftenden Bakteriensporeo werden in Glycerin nicht vernichtet. Dann auch ist das Entfernen des Glycerins vor der jeweiligen Benutzung des Fibrins l\u00e4stig und erh\u00f6ht, geschieht es nicht mit sterilem Wasser, \u00fcberdies noch den Keimgehalt des Fibrins. Unter Chloroformwasser oder Alkohol auf bewahrt, liegen die Verh\u00e4ltnisse kaum anders.- Chloroform ist kein absolut sicheres Antiseptikum. Auch: erleidet das Fibrin schlie\u00dflich durch die Einwirkung des Chloroforms Ver\u00e4nderungen, Alkohol, in den Konzentrationen, in denen er wirklich antiseptisch wirkt, ist auch nicht indifferent f\u00fcr das Fibrin. Da beide durch Auswaschen entfernt werden'm\u00fcssen, w\u00e4re auch hier wieder die Gefahr einer nachtr\u00e4glichen Infektion gegeben. ;\u00ff\t* \u2022\nUm all diese \u00dcbelst\u00e4nde zu beseitigen und um somit ohne sonderlichen Eingriff in die Struktur des frischen Fibrins dieses keimfrei zu erhalten, versuchte ich die von v. Tappeinerl) und\n') v. lappeiner und Jodl'bauer. Die sensibilisierend\u00ab/ Wirkung nuoreseierender Substanzen, 1\u00ceK)7. S. f06i,","page":321},{"file":"p0322.txt","language":"de","ocr_de":"322\nErnst Willy Schmidt,\nseinen Sch\u00fclern eruierten Tatsachen \u00fcber die sensibilisierende Wirkung fluorescierender Substanzen auf Mikroorganismen, Enzyme usw. f\u00fcr die Frage der Fibrinsterilisation nutzbar zu machen. So sind u. a. auch von v. Tappeiner und .lodlbauer Versuche \u00fcber die Wirkung lluorescierender Stol\u00eee auf Spaltpilze ausgef\u00fchrt. Es wurden nach diesen Untersuchungen Proteus vulgaris binnen 1\u20142 Tagen bei zerstreutem Tageslichte durch die Gegenwart von 0,01\u20140,05 \u00b0/o Methylenblau in einer Bouillon-kultur get\u00f6tet. Eosin,\u20190.1 \u00b0/o, wirkte betr\u00e4chtlich langsamer, erst nach 10 Tagen waren in diesem Falle die Bakterien vernichtet. Diese Tatsachen nun lassen sich direkt verwenden f\u00fcr die Sterilisation von Fibrin.\nDas frische Fibrin wird in weite St\u00f6pselgef\u00e4\u00dfe mit destilliertem Wasser gef\u00fcllt, dem einige Tropfen Eosin oder besser noch Methylenblau zugesetzt werden. Die Gef\u00e4\u00dfe werden dom Sonnenlichte an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen exponiert, wie sie dann auch weiterhin stets bei Tageslicht aufbewahrt werden. Die Gef\u00e4\u00dfe d\u00fcrfen mir zu etwa 2 3 gef\u00fcllt sein, damit die relativ niedrige Fl\u00fcssigkeitsschicht gen\u00fcgend mit Sauerstoff in Ber\u00fchrung kommen kann.\nDieses lichtsterilisierte Fibrin diente mir nur zur Durchf\u00fchrung aseptischer Verdauungsversuche. Das Fibrin hatte zum\nTeil vier Wochen in Eosinwasser gelegen, ohne sichtbare Ver\u00e4nderung; es speichert den Farbstoff reichlich und h\u00e4lt ihn sehr fest, erst bei der Verdauung wird er wieder frei. Bevor die Flocke zu zerfallen beginnt, zeigt daher schon das Freiwerden des Farbstoffes das Einsetzen des Verdauuungsprozesses an. Das sterile Fibrin mu\u00df unter Beobachtung der n\u00f6tigen Vorsichtsma\u00dfregeln (flambierte Pinzette usw.) aus dem Aufbewahrungsgef\u00e4\u00df in das dem Verdauungsversuche dienende Gef\u00e4\u00df \u00fcbertragen werden (z. B. in ein mit Agartrvpsin in oben geschilderter Weise beschicktes Erlenmeyer-K\u00f6lbchen).\nHierbei besteht immerhin hoch eine Gefahr durch Luftinfektion, besonders bei (Jbertragung gr\u00f6\u00dferer Fibrinmengen. Wurde letzteres notwendig, so schlug ich einen anderen Weg ein; ich brachte die n\u00f6tige Fibrinmenge in einen Erlenmeyer-Kolben mit der entsprechenden Fl\u00fcssigkeitsmenge und setzte","page":322},{"file":"p0323.txt","language":"de","ocr_de":"Knzymologisclie Mitteilungen.\t.\u2018123\ngleich hierzu die fluorescierende Substanz. Der Erleninever-Kolben wurde, wie \u00fcblich, dem Lichte ausgesetzt und nach der Lichtsterilisation das sterile Ferment zugesetzt und der Kolben ins Dunkle (Brutschrank) verbracht. Das Trypsin hatte ich wieder in Agar fraktioniert sterilisiert, nur dieses Mal in kleinen Probierr\u00f6hrchen (4-5 cm lang, 0,3\u20140.4 cm breit), die mit Watte verschlossen waren. Ein solches R\u00f6hrchen, das etwa zu 2/3 mit Trypsinagar gef\u00fcllt ist, wird der Verdauungs-fliissigkeit zugesetzt, indem es kurz vor dem Einbringen in den Erlenmever-Kolben in der Flamme sterilisiert wird : der ebenfalls sorgf\u00e4ltig abgebrannte Wattepfropf wird dabei\u2019 schnell entfernt. Aus einem solchen R\u00f6hrchen diffundiert das Trypsin in die Verdauungsfl\u00fcssigkeit in kurzer Zeit hinein. \u2014 Solcher Art angesetzte Verdauungsversuche ohne Beigabe von Anti-septicis verliefen in vollkommen normaler Weise. Auch nach wochenlangem Stehen waren keine Bakterien wahrzunehmen. Die F\u00e4rbung der Verdauungsfl\u00fcssigkeit beeintr\u00e4chtigt in keiner Weise die \u00dcbersicht \u00fcber das Versuchsbild. Ein chemischer Einflu\u00df durch die fluorescierenden Substanzen auf den Gang der Verdauung d\u00fcrfte wohl kaum bei der au\u00dferordentlichen Verd\u00fcnnung des Stoffes in Frage kommen.","page":323}],"identifier":"lit19006","issued":"1910","language":"de","pages":"314-323","startpages":"314","title":"Enzymologische Mitteilungen","type":"Journal Article","volume":"67"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:38:12.864310+00:00"}