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{"created":"2022-01-31T16:46:28.977225+00:00","id":"lit19021","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Pollak, Leo","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 68: 69-74","fulltext":[{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Adrenalingew\u00f6hnung.\nVon\nDr. Leo Pollak.\n(Aus dem pharmakologischen Institut zu Wien.)\n(Der Redaktion zugegangen am 24. Juli 1910.)\nIn einer k\u00fcrzlich erschienenen Arbeit hat Watermann1 *) Versuche mitgeteilt, aus denen hervorgeht, da\u00df Kaninchen nach mehrt\u00e4giger Vorbehandlung mit gro\u00dfen Dosen r-Suprarenin auf sonst sicher wirksame Gaben von 1-Suprarenin nicht mehr mit Glykosurie reagieren. So blieb ein Tier, welches in 5 aufeinander folgenden Tagen 10, 20, 30, 40 und 50 mg r-Supra-renin subcutan erhalten hatte und dabei stets Zucker ausschied, am 6. Tage auf 0,4 mg der 1-Form zuckerfrei, obwohl nach fien Erfahrungen des Verfassers und anderer Autoren diese Oosis sonst mit Sicherheit zu Glykosurie f\u00fchrt. Nach einigen Fagen wirkt dann die gleiche Menge 1-Suprarenin wieder gly-k< \u00bbsurisch, doch bleibt die Gr\u00f6\u00dfe der Zuckerausscheidung l\u00e4ngere Zeit auffallend niedrig. Es schien sich also in diesen Versuchen um einen neuen Fall von \u00abImmunisierung\u00bb gegen 1-Suprarenin \u00ablurch Vorbehandlung mit der r-Form zu handeln, \u00e4hnlich wie dies bereits fr\u00fcher Abderhalden*) und seine Mitarbeiter f\u00fcr die toxische Suprareninwirkung an M\u00e4usen, Fr\u00f6hlich3) im akuten Versuch f\u00fcr die Blutdruckwirkung an Katzen und Hunden zeigen konnte. Anderseits war schon fr\u00fcher von mehreren Autoren darauf hingewiesen worden, da\u00df auch bei l\u00e4nger fort-\n') Diese Zeitschrift, Bd. LXIII (1909), S. 290.\n*) Abderhalden und Slavu, Diese Zeitschrift, Bd. LIX, S. 129 l!i09). ~ Abderhalden und Kautzsch, Diese Zeitschrift, Bd. LXI,\nS- 119 (1909).\n3) Zentralblatt f\u00fcr Physiologie, Bd. XXIII, Nr. 8.","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\nLeo Poliak,\ngesetzten subcutanen Injektionen von 1-Adrenalin die Glvkosurie schlie\u00dflich ausbleiben kann. In einer vor ca. Jahresfrist erschienenen Arbeit konnte ich1) dann zeigen, da\u00df diese scheinbare Adrenalingew\u00f6hnung in Wahrheit nur auf einer Zunahme der Zuckerdichte der Nieren beruht. Die fortgesetzten Adrenalininjektionen erzeugen zwar noch immer eine betr\u00e4chtliche Hyperglyk\u00e4mie, die Niere l\u00e4\u00dft aber trotz reichlicher Diurese den Zucker nicht mehr durch.\nDa es sich in den Versuchen von Watermann um einen analogen Vorgang handeln konnte, anderseits die Frage des Schutzes (\u00abImmunit\u00e4t\u00bb) gegen einen chemisch wohldefinierten K\u00f6rper durch Vorbehandlung mit dem optischen Antipoden hohes theoretisches Interesse beansprucht, habe ich auf Anregung von Herrn Doc. Dr. Fr\u00f6hlich diese Versuche neuerdings aufgenommen.\nZur Verwendung kam das r- und 1-Suprarenin der H\u00f6chster Farbwerke als essigsaures Salz und zwar stets in Form sub-cutaner Injektionen. F\u00fcr unzersetzte L\u00f6sungen wurde Sorge getragen; die Blutzuckerbestimmung geschah nach Pfl\u00fcger-AI lihn (Enteiwei\u00dfung nach Schenck).\nAus Versuch I geht hervor, da\u00df der durch Vorbehandlung mit r-Suprarenin (in der Anordnung von Watermann) erreichte Schutz gegen 1-Suprarenin kein betr\u00e4chtlicher ist. W\u00e4hrend in den Versuchen von Abderhalden und Kautzsch die M\u00e4use gegen die 10\u201420 fache Dose von 1-Adrenalin bez\u00fcglich der toxischen Wirkung gesch\u00fctzt waren, tritt hier auf 0,7 mg 1-Suprarenin noch Glykosurie ein ; erst 0,5 mg ist unwirksam. (Der Schwellenwert f\u00fcr normale Kaninchen von + 2 kg liegt nach Abderhalden, Watermann und meinen eigenen Erfahrungen bei 0,4\u20140,5 mg 1-Suprarenin.) Jedenfalls kann man durch gen\u00fcgend lang fortgesetzte Vorbehandlung nur mit der 1-Form unter Umst\u00e4nden bedeutend h\u00f6here Grade von Immunit\u00e4t erzielen. In Versuch II ist es \u00fcberhaupt nicht zu einer Schutzwirkung gekommen und das gleiche zeigen die beiden Versuche III und IV.\n') Arch. f. exper. Path. u. Pharmak., Bd. LXI. S. 102 (1000).","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"Versuch I.\tVersuch II.\nI !\t\u2022\nKaninchen 1750 g; R\u00fcben-IIaferfutter.\tKaninchen 2250 g: R\u00fcbe-Hafer.\nZur Frage' der Adrenalingcw\u00fchnung.\n71\nbe\ns\n3\n-c\n<b\n\u00fc\nC 3\nh N\niS <j,\n3* b* C V\ns\n%\no\na\nC\nb0\nC\n3\nJ*\nu\n<U\n\u00a3\nc\n<\nu\no\n\u00fc\ng N\nei---\n\u00e0 \u00ab\nSa\u00df\nS\nV\ns\nc\no\n2\n<u\n3\nrt\nQ\nbk\nl ' 31\n\u00a3\no>\nO\nU *, I\n\u2022\u00e4 = =\nj3 ei \u2014\n\u00ab \u00a3 \u00ae.\nei g a\n\u00df r\u00bb\n-91 3> O 3\t' j\u00e4\n15\u00ae \u00e4\n3 C x\n55 -2 \u00a7\nfl; ^ i;\nto\n3'\n?i\n51\n\u00a3\u2022\n+ H\u2014I\u2014I\u2014I\u2014b H\u2014b\n+\u00d4\no\nH\u2014I\u2014b\n\u00a3\to\tO\tC\tO >3\t00\tO\n\u00fc\t\u00ef\tX\t^\t3\tcv. c\tJ N\t5\nc ~ o o\nx 5 \u00e4 t-\n31\t\u00bb->\n_C\nc\ng to\nS S\n3\n72\nh\n>3 X\nO O >3 O O T*H TH TH 31\ni?5\t3\n72\ng a\u00bb\ni- c\nci\n\u2014 O 5* t-\n1^ i -\nc d\n.3\t\u00bb3\nd d\n\u00a9 i> x\no\n31\nft -> N M ^ th 31 31 31 31\n\u20223\n31\nN\n31\n'3 X 31\t31\nTH 31\nb6\n>5\nX\n+ -b + -b-b-b-b +\n\u00e8, + + \u00a9 o +\n\u00a3\tO\t>3\tO\to\t-v.\t>3\tfl.\tO\n\u00ab\tO\tu5\t^\tO.\t**\tt>\t- \u2022\t3\n-2\nu\n\"x\nO O >3 >3 >3 \u00a9 31 C\u00bb *$\u2022 \u00a9\nC\n5\n2 5\u00ae\n? c\nM\n\u00a7\u2022*\n72\nO C >3 \u00a9 O O\n~H TH 4\u2014I 31\tift\n0 **\n2 !\u00fb -S C >3 a. t-\n3 TH\n72\nO O\n>3 >3\nd d\no\n31\nS \u2014 \u2014\nh\t\u00ef\tS\tT\t91\t3\t\u2022*\nTH\t-H\tth\t31\t31\t31\t31\n>3 \u00a9 31\t31\nX th 31","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nLeo Poliak\nKaninchen 2400 g; Hafer, R\u00fcbe.\tI\tKaninchen 2150 g; Hafer, R\u00fcbe.","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Adrenalingew\u00f6hnung.\n73\nDie Blutzuckerbestimmungen in Versuch II und III ergaben betr\u00e4chtliche Hyperglyk\u00e4mie: 0,27\u00b0/o und 0,36\u00b0/o. Demgegen\u00fcber k\u00f6nnte der niedrige Prozentgehalt der entsprechenden Harn-Portionen (0,5 \u00b0/o resp. 0,23 \u00b0/o) auff\u00e4llig erscheinen, wenn es \u00fcberhaupt gestattet ist, zwischen dem Zuckergehalt des Harns und der (nur in einem Zeitpunkte untersuchten) Blutzuckerh\u00f6he bestimmte Beziehungen zu postulieren.\nDie aus diesen Versuchen hervorgehende Unsicherheit in der Erzielung einer Suprareningew\u00f6hnung trotz genau gleicher Versuchsanordnung entspricht ganz den Erfahrungen, die ich fr\u00fcher bei meinen Versuchen \u00fcber Gew\u00f6hnung an 1-Suprarenin sammeln konnte. Manche Tiere scheiden bereits nach ein bis zwei Wochen hindurch fortgesetzten Injektionen selbst auf gr\u00f6\u00dfere Adrenalindosen keinen Zucker mehr aus, w\u00e4hrend andere, gleichgef\u00fctterte selbst bei zwei Monate durchgef\u00fchrter Immunisierung* dauernd auf kleine Adrenalingaben mit Gly-kosurie reagieren. Sprach schon dieser Umstand f\u00fcr den gleichen Kntstehungsmechanismus der Gew\u00f6hnung, so geht derselbe mit Gewi\u00dfheit aus dem Versuch V hervor.\nVersuch V.\nDatum\tInjektion\tZucker\tDatum\tInjektion\tZucker\tAnmerkung\n\tr-Suprarenin\t\t\tr-Suprarenin\t\t\n2'. IV.\t10 mg\t+\t3,\u2019V.\t45 mg\t~f\t\nL'ii.\t20 \u00bb\t\t4.\t50 \u00bb\t+\t,\n\t30 \u00bb\t+\t5.\t50 \u00bb\t+\t\n\u25a02S.\t\u2022\t30 \u00bb\t+\t\t1-Suprarenin\t\t\n;>< \u2666\t35 >\t+\t6.\t0.5 mg\t0\t1 Stunde nach der\n'U\\\t\t\t\t\t\tInjektion Blutent-\n\t40 \u00bb\t+\t\t\t\tn\u00e4hme : 20,5 ccm\n1. V.\t40 ,\t+\t\t\t\tBlut mit 0,25 \u201c/o\n\t\t1\t\t\t\tBlutzucker. --\n\t40 \u00bb\t4-\t\t\u25a0\t\tHarnmenge :\n\t\t\t\t\t\t50 ccm.\nAuf 0,5 mg 1-Suprarenin keine Glykosurie bei deutlicher Hyperglyk\u00e4mie (0,25 \u00b0:o) und ausreichender Diurese. Also auch ,1!er Zunahme der Zuckerdichte der Nieren, keine Unteremplind-iK-likeit gegen\u00fcber Suprarenin. Da\u00df die beobachtete Hyper-","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\tLeo Pullak, Zur Frage der Adrenalingew\u00fchnung.\nglyk\u00e4mie in diesem Falle nicht als Nachwirkung der gro\u00dfen Dosis r-Suprarenin vom Tage vorher zu deuten ist, lie\u00df sich experimentell leicht feststellen. Auch nach 50 mg r-Suprarenin ist die Hyperglyk\u00e4mie im Verlaufe von 24 Stunden vollkommen abgeklungen.\nSchlie\u00dflich ergibt sich noch die Frage, warum erst bei der Injektion der linksdrehenden Form sich die Zunahme der Zuckerdichtigkeit der Nieren bemerklich macht. Dies ist lediglich eine Frage der Dosierung. 50 mg r-Suprarenin f\u00fchren trotz der schw\u00e4cheren Wirksamkeit der r-Form zu bedeutend st\u00e4rkerer Hyperglyk\u00e4mie als 0,5 mg 1-Suprarenin. In einem Falle fand ich nach 50 mg r-Suprarenin 0,4 \u00b0/o Blutzucker, gegen\u00fcber 0,25 ft/o nach 0,5 mg 1-Adrenalin. Die Zuckerdichte der Nieren ist eben, wie zu erwarten stand, nur eine relative, auf welchen Umstand auch die erw\u00e4hnte Unsicherheit bei der Gew\u00f6hnung zur\u00fcckzuf\u00fcliren sein d\u00fcrfte.\nZusammenfassend l\u00e4\u00dft sich also sagen, da\u00df man durch l\u00e4ngere Vorbehandlung mit r-Suprarernin ebensowenig einen wirklichen Schutz gegen die zuckertreibende Wirkung des 1-Suprarenin erzielen kann wie dies bei Vorbehandlung mit der 1-Form selbst der Fall ist.","page":74}],"identifier":"lit19021","issued":"1910","language":"de","pages":"69-74","startpages":"69","title":"Zur Frage der Adrenalingew\u00f6hnung","type":"Journal Article","volume":"68"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:46:28.977231+00:00"}