Open Access
{"created":"2022-01-31T14:04:05.007575+00:00","id":"lit19029","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hammarsten, Olof","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 68: 109-118","fulltext":[{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Gallen einiger Polartiere.\nIV. Mitteilung.\n\u00dcber die Gallen einiger Seehunde.\nVon\nOlof Hanimarsten.\nil)er Redaktion zugegangen am 8. August UMO.I\nDie untersuchten Gallen stammten voa folgenden Tierarien her: Phoca barbata (0. F. M\u00fcller), Phoca groen-landica (0. F. M\u00fcller), Phoca foetida (0. F. M\u00fcller) und t.ystophora cristata (Erxleben). Pie Gallen waren, wie wohnlich, direkt in Alkohol aufgesammolt worden und ihre \\ erarbeitung geschah in wesentlicher \u00dcbereinstimmung mit der \u20221er \\\\ allro\u00dfgalle.1) Dies gilt auch hinsichtlich der quantitativen Analysen, und ich d\u00fcrfte wohl also hier, unter Hinweis auf meine fr\u00fcheren Arbeiten auf diesem Gebiete, die erhaltenen Zahlen ohne weiteres anf\u00fchren k\u00f6nnen.\nI. Quantitative Zusammensetzung der untersuchten Gallen.\nGalle von Phoca barbata (Mischgalle von mehreren\nIndividuen).\n\\ on den in absolutem Alkohol l\u00f6slichen Stoffen waren : \u00c4therf\u00e4llbar\t96,5 \u00b0/o\nNicht \u00e4therf\u00e4llbar 8,5 \u00b0/o.\n100 Teile in absolutem Alkohol l\u00f6sliche Stoffe enthielten: Taurocholate\t90,84\nGlykoeholat und Seifen 5,66 Phosphatide\tSpuren\nCholesterin, Fett, Farbstoff 3,50.\n\\i Diese Zeitschrift, Bd. LXI.\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXVIII.\n8","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"no\nO lof Hammarsten.\nH. Galle von Phoca groenlandica (Mischgalle von mehreren\nIndividuen).\nVon den in absolutem Alkohol l\u00f6slichen Stoffen waren: \u00c4therf\u00e4llbar\t98,07 \u00b0/o\nNicht \u00e4therf\u00e4llbar 1,93\u00b0/o.\n100 Teile in absolutem Alkohol l\u00f6sliche Stoffe enthielten : Taurocholate\t89,67\nGlykocholat und\tSeifen\t4,10\nPhosphatide (als\tLecithin\tberechnet)\t4.30\nCholesterin, Fett, Farbstoff\t1,93.\nC Galle von Phoca foetida (Mischgalle von 2 Individuen\nVon den in absolutem Alkohol l\u00f6slichen Stoffen waren \u00c4therf\u00e4llbar\t96,79%\nNicht \u00e4therf\u00e4llbar 3,21 %.\n100 Teile in absolutem Alkohol l\u00f6sliche Stoffe enthielten Taurocholate\t88.64\nGlykocholat und\tSeifen\t6,51\nPhosphatide (als\tLecithin\tberechnet)\t1,64\nCholesterin, Fett, Farbstoff\t3.21.\n1). Gallen von Cystophora cristata (von 2 verschiedenen\nIndividuen, u und b).\nVon den in absolutem Alkohol l\u00f6slichen Stoffen waren\n(/\tb Mittel\n\u00c4therf\u00e4llbar\t88%\t89,37%\t88,69 %\nNicht \u00e4therf\u00e4llbar 12%\t10,63%\t11,31%.\n100 Teile in absolutem Alkohol l\u00f6sliche Stoffe enthielten\n\ta\tb\tMittel\nTaurocholate\t70,24\t74,55\t72.4o\nGlykocholat und Seifen\t9.63\t4,69\t7,16\nPhosphatide (als Lecithin berechnet)\t12,98\t15,18\t14,0*\nCholesterin, Fett. Farbstoff\t7.15\t5,58\t6.36\nFolgende Zusammenstellung gibt eine Vergleichs\u00fcbersichf von der Zusammensetzung der Gallen, wie oben mit .1, D. ' und /> bezeichnet.","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchung \u00fcber die Gallen einiger Polartiere. IV.\n111\nA li C 1>\n*/\u00bb\nTaurocholate\t90,84 89,(37 88,64 72,40\n(ilykocholat und Seifen\t5,66\t4,10\t6,51\t7,16\nPhosphatide (als Lecithin berechnet)\tSpuren\t4,30\t1,64\t14,08\nCholesterin, Fett, Farbstoff\t3,50\t1,93\t3,21\t6,30.\nS\u00e4mtliche untersuchten Gallen sind also reich an Tauro-cliolat und arm an Glykocholat. Dementsprechend wurden die Losungen der schleimfreien Gallen in Wasser nicht von Bleizucker, Kupfersulfat, Alaun, Chlorcalcium oder Chlorbaryum, Zinkchlorid, Quecksilberchlorid oder Silbernitrat gef\u00e4llt. Kisen-ehlorid gab eine F\u00e4llung, welche neben einer reichlichen Menge Farbstoff auch einen kleinen Teil der Gallens\u00e4uren enthielt, lileiessig und in noch h\u00f6herem Grade Bleiessig mit Ammoniak erzeugte eine reichliche, sehr volumin\u00f6se F\u00e4llung.\nBemerkenswert ist der verschiedene Gehalt an Phosphat\u00e9 len. Im allgemeinen ist er klein, in der Galle A sind nur Spuren vorhanden, in der Galle 1) (von Cystophora) betr\u00e4gt er aber rund 14\u00b0/o. Dementsprechend ist auch in dieser Galle 'lie Menge der \u00e4therf\u00e4llbaren Stoffe kleiner als in den anderen. W\u00e4hrend in diesen letzteren s\u00e4mtliche Phosphatide so vollst\u00e4ndig von dem \u00c4ther mit den Gallensalzen ausgef\u00e4llt wurden, 'lall die \u00e4therl\u00f6slichen Stoffe bis auf Spuren von Phosphatiden nur aus Cholesterin, Fett und Farbstoff bestanden, blieb in der Fvstophoragalle ein bedeutender Teil der Phosphatide neben < twas gallensaurem Salz in der Alkohol-\u00c4therl\u00f6sung zur\u00fcck. I \u00bba die Gesamtmenge der Cystophoragalle nur eine geringe war, und da die drei \u00fcbrigen Gallen nur wenig Phosphatide enthielten, konnte eine n\u00e4here Untersuchung \u00fcber die Art der i< tzteren nicht ausgeluhrt werden. Die Menge der Phosphatide wurde einfach aus dem Phosphorgehalte der alkoholl\u00f6slichen Nolle als Lecithin berechnet. Das Cholesterin wurde eben-lalls nicht direkt bestimmt; sein Vorkommen in allen 4 (lallen war aber leicht zu konstatieren.\nBilirubin kam in ziemlich reichlicher Menge in den 3 erstgenannten Gallen vor; in der nur schwach gef\u00e4rbten alkoholischen L\u00f6sung der Galle I> gelang aber sein Nachweis nicht","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\n01 of Hammarsten,\nund dasselbe gilt bez\u00fcglich dieser Galle auch f\u00fcr den Nachweis von Urobilin. Dieser Farbstoff fehlte in der Galle B, kam in geringer Menge in der Galle V und in reichlicher Menge in der Galle A vor. In den 3 Gallen J, B und 1) konnte auch eine reduzierende, jekorin\u00e4hnliche Substanz in geringer Menge nachgewiesen werden.\nII. Die Gallens\u00e4uren der untersuchten Gallen.\nDie Hauptuntersuchung wurde auf das Studium der Gallen-s\u00e4nren eingerichtet und das Verfahren war hierbei im wesentlichen dasselbe wie bei der Untersuchung der Wallro\u00dfgalle. Es wurde also erst durch F\u00e4llung mit Eisenchlorid eine Fraktion 1 und dann aus dem Filtrate eine aus der schwerl\u00f6slichen u-1 aurochols\u00fcure bestehende Fraktion 2 gewonnen. Dagegen wurden nicht zwei besondere Fraktionen 3 und \\ hergestellt, sondern der nach Ausscheidung von Fraktion 2 zur\u00fcckgebliebene Hest der Gallens\u00e4uren wurde, ohne weitere Trennungsversuche, zur Darstellung der entsprechenden Cholals\u00e4uren verwendet. Dez\u00fcglich der n\u00e4heren Details der Untersuchungsmethoden kann ich auf meine Arbeit \u00fcber die Wallro\u00dfgalle1) hinweisen, und ich beschr\u00e4nke mich also hier auf eine Darlegung der Yer-suehsergebnisse. Es soll hierbei jede Art von Galle gesunder' besprochen werden.\nA. Galle von Phoca barbata.\nAus der Eisenfraktion I konnte ich in kleiner Menge eine Glykochols\u00e4ure isolieren, die einen intensiv bitteren Geschmack hatte. Sie war jedenfalls nicht gew\u00f6hnliche Glykochols\u00e4ure, indem ihr Alkalisalz von L\u00f6sungen von Chlorbarvum. Chlorcalcium oder Ghlormagnesium reichlich gef\u00e4llt wurde. Sie verhielt sich also wie Glykocholeins\u00e4ure. In der Eisenfraktion kam auch eine schwefelhaltige, intensiv bitter schmeckende S\u00e4ure vor, die vielleicht Taurocholeins\u00e4ure war.\nAus der Fraktion 2, welche lange nicht so reichlich wie aus der Wallro\u00dfgalle zu erhalten war, erhielt ich eine in Wasser\n\u2018) Diese Zeitschrift, Bd. LXI.","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"Lntersuchung \u00fcber die Gallen einiger Polartiere. IV.\n113\nschwerl\u00f6sliche Taurocholsiiure, deren Identit\u00e4t mit a-Phoeae-taurochols\u00e4ure wohl unzweifelhaft ist. Sie hatte n\u00e4mlich dieselbe Krvstallform, gab dieselben Farbenreaktionen und lieferte ein Natriumsalz, dessen L\u00f6sung in Wasser bei der Konzentration 4,18 \u00b0/o $e spezifische Drehung [a|Jj* \u2014 -f- 40,3\u00b0 zeigte.\nDie spezifische Drehung des reinen Salzes aus Wallro\u00dfgalle zeigte bei den Konzentrationen 3,98\u20145,45\u00b0 .<> die spezifische Drehung [a]*\u2019 = -j-40,55\u201441,54\u00b0.\nDie a-Phocaetauroehols\u00fcure kommt jedoch in der Galle von Phoca barbata in viel geringerer Menge als in der des \\\\ allrosses vor. Sie wurde nach demselben Prinzipe wie die S\u00e4ure der Wallro\u00dfgalle, unter Impfen mit ein wenig der krystallisierten S\u00e4ure, bestimmt und ihre Menge war 6,78 \u00b0/o der gesamten Gallens\u00e4uren. Dieser Wert ist allerdings nur ein ungef\u00e4hrer, zeigt aber, da\u00df diese Galle bedeutend \u00e4rmer an u-l\u2019hocaetaurochols\u00e4ure als die Wallro\u00dfgalle ist, in welcher ihre Menge reichlich 50\u00b0/o von den gesamten Gallens\u00e4uren betrug.\nDie in der Galle von Phoca barbata in gr\u00f6\u00dfter Menge vorkommende Gallens\u00e4ure ist die in der Wallro\u00dfgalle gefundene, als \u00df-Phocactaurochols\u00e4ure bezeichnete Taurochols\u00e4ure. Diese S\u00e4ure wurde nicht als solche isoliert; aber ihr Vorkommen wurde durch den Nachweis der entsprechenden Cholals\u00e4ure, welche \u00fcber das Barvumsalz dargestellt und gereinigt wurde, bewiesen. Die zweimal aus Aceton umkrystallisierte * S\u00e4ure hatte den Schmelzpunkt -f- 218\u00b0 C. F\u00fcr die aus Wallro\u00dfgalle dargestellte reine \u00df-Phocacholals\u00e4ure wurde der Schmelzpunkt 220\u2014222\u00b0 G. gefunden.\nDie C- und J/-Bestimmung.ergab folgende Zahlen-:\n0,2688 g lieferten 0,280 g HaO = 0,68 .> H und 0,684 g (10, \u2014 70,71 \u00b0/o 0.\nDies stimmt hinreichend genau mit der geforderten Formel der \u00df-Phocaecholals\u00e4ure (= lsochols\u00e4ure) C2tlI40O..\nCJ4lho05.\tBerechnet:\tGefunden:\nC\t70,59%\t70.71\".\u00bb\nH\t0,80 V\t0,68 V\nAu\u00dfer den nun genannten S\u00e4uren konnte auch gew\u00f6hn-","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\n01 of Hammarsten,\nliehe Taurochols\u00e4ure \u2014 als Chols\u00e4ure \u2014 nachgewiesen werden. Ihre Menge war aber, wie in der Wallro\u00dfgalle, nur eine geringe.\nDie Galle dieser Seehundart enthielt also dieselben S\u00e4uren wie die Wallro\u00dfgalle. In quantitativer Hinsicht bestand aber der Unterschied, da\u00df die Menge der a-S\u00e4ure bedeutend kleiner und die der \u00df-S\u00fcure bedeutend gr\u00f6\u00dfer als in der Wallro\u00df-galle war.\nB. Galle von Phoca groenlandica.\nDiese Galle enthielt ebenfalls eine Glvkochols\u00e4ure. welche bez\u00fcglich des Geschmackes und ihres Verhaltens zu den l\u00f6slichen Erdalkalisalzen wie eine Glykocholeins\u00fcure sich verhielt. Das unzureichende Material gestattete jedoch leider keine mehr eingehende Untersuchung. Die a-Phocaetaurochols\u00e4ure mit allen ihren typischen Eigenschaften war leicht zu isolieren. Ganz rein wurde sie jedoch nicht erhalten, denn das Natriumsalz zeigte die spezifische Drehung [a]jj' = + 39,41\u00b0 statt 40,5\u201441.5\u00b0. Diese Galle war reich an a-S\u00e4ure, denn ihre Menge betrug 44,52% von der Gesamtgallens\u00e4uremenge. In dieser Hinsicht stand also die Galle des Gr\u00f6nlandseehundes der Wallro\u00dfgalle nahe. Die \u00df-Phocaetaurochols\u00e4ure kam auch in reichlicher Mengt' vor und wurde als die entsprechende \u00df-Cholals\u00e4ure isoliert. Sie wurde aus Aceton umkrystallisiert und an dem Schmelzpunkte und dem negativen Ausf\u00e4lle sowohl der Mvliusschen Jodchols\u00e4urereaktion wie der Salzs\u00e4urereaktion erkannt. Gew\u00f6hnliche Chols\u00e4ure. erkennbar durch Schmelzpunkt, Farbenreaktionen und Krystallform, konnte ebenfalls, obzwar in nur geringer Menge, isoliert werden. Diese Galle enthielt also dieselben S\u00e4uren wie die Wallro\u00dfgalle und stand ihr durch den hohen Gehalt an a-S\u00e4ure nahe.\n\u00ab\nC. Galle von Phoea foetida.\nDie Gesamtmenge der zu verarbeitenden Galle war s > klein, da\u00df ich sie nur auf die Anwesenheit der zwei spezifischen S\u00e4uren pr\u00fcfen konnte. Die a-Phocaetaurochols\u00e4ure konnte ich isolieren und ihre Identit\u00e4t durch Schwerl\u00f6slichkeit in Wasser, Krystallform und Farbenreaktion konstatieren. Dagegen konnte","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchung \u00fcber die Gallen einiger Pulartiere. IV. \u2022\t115\nich sie nicht in reinem Zustande, in einer zur Bestimmung .1er spezifischen Drehung des Natriumsalzes gen\u00fcgenden Menge erhalten. Ihre Menge, in gew\u00f6hnlicher \\\\ eise (unter Impfung) bestimmt, war 20,3 \u00b0/o von den gesamten Gallens\u00e4uren. Die auskrystallisierte S\u00e4ure war jedoch gelb gef\u00e4rbt und unrein, '0 da\u00df der obige Wert nur ein ungef\u00e4hrer ist. Er berechtigt aber immerhin zu dem Schl\u00fcsse, da\u00df diese Galle ziemlich reich an der fraglichen S\u00e4ure war.\nDie \u00df-S\u00e4ure wurde, wie gew\u00f6hnlich, als die entsprechende Cliolals\u00e4ure nachgewiesen. Die letztere konnte indessen infolge \u20221er geringen Menge des Untersuchungsmateriales nicht in gen\u00fcgend reinem Zustande isoliert werden. Durch das negative Verhalten der S\u00e4ure zu der Myliusschen Jodprobe und der Stlzs\u00e4ureprobe konnte indessen gezeigt werden, da\u00df hier eine andere S\u00e4ure als Chols\u00e4ure und a-Phocaechols\u00e4ure vorlag. F\u00fcr ihre Identit\u00e4t mit \u00df-Cholals\u00e4ure sprach der Schmelzpunkt, \u25a0welcher zwar nicht konstant war, aber immer \u00fcber 200\u00b0 lag. 1 >as Aussehen des krystallisierenden Baryumsalzes und dessen sehr gro\u00dfe Schwerl\u00f6slichkeit in Wasser sprachen ebenfalls zugunsten einer solchen Identit\u00e4t. Gew\u00f6hnliche Taurochols\u00e4ure, als typische Chols\u00e4ure aus dem Taurocholatgemenge erhalten, kam auch in dieser Galle in geringer Menge vor.\nD. Galle von Cvstophora cristata.\nWie in der Wallro\u00dfgalle und den Gallen der zwei erstgenannten Seehunde konnte ich auch in dieser Galle eine filykochols\u00e4ure nachweisen, welche durch die Schwerl\u00f6slichkeit ihrer Erdalkalisalze wie auch durch ihren intensiv bitteren Beschmack wie die Glykocholeins\u00e4ure sich verhielt.\nDer Nachweis und die Isolierung von a-Phocaetaurochol-'iiure in dieser Galle war mit gewissen Schwierigkeiten verkn\u00fcpft. Nach Zusatz von gegen 3\u00b0/o CHI zu der 15\u201420\u00b0/oigen bosung der vorher durch F\u00e4llung mit Eisensalz gereinigten gallensauren Salze schied sich, selbst nach Impfung mit ein -vcnig krvstallisierter S\u00e4ure, keine u-Phocaetaurochols\u00e4ure aus, w\u00e4hrend dies in den anderen Gallen der Fall war. Selbst in \u2018 ner Konzentration von 25\",o wurde die L\u00f6sung nach Zusatz","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116\nOlof Hammarsten.\nvon Salzs\u00e4ure nur nach einiger Zeit schillernd von feinen Nadeln, die nicht abgesaugt werden konnten. Es wurde deshalb die L\u00f6sung in d\u00fcnner Schicht bei gegen 0\u00b0 der freiwilligen Verdunstung \u00fcberlassen. Hierbei setzten sich nach einiger Zeit am oberen Fl\u00fcssigkeitsrande Drusen von Krystallnadeln ab, die in die Fl\u00fcssigkeit verteilt wurden. Ihre Menge vermehrte sich nun, und nachdem die Fl\u00fcssigkeit zu einem Sirup sich konzentriert hatte, enthielt sie eine so reichliche Men<*c von Krystallnadeln, meistens zu B\u00fcscheln oder Ballen gruppiert, dal\u00bb ich sie absaugen konnte.\nDie so gewonnene Masse war fast wei\u00df. Sie wurde in das Natriumsalz \u00fcbergef\u00fchrt, dieses in Wasser zu einer ziemlich konzentrierten L\u00f6sung gel\u00f6st und mit Salzs\u00e4ure versetzt. Au Hallender weise war die Menge der hierbei sich ausscheiden-den. krystallisierten S\u00e4ure viel kleiner als man aus der Menge des gel\u00f6sten Natriumsalzes zu erwarten h\u00e4tte. Der Grund hierzu lag, wie ich bei einer mehr eingehenden Untersuchung fand, darin, da\u00df die Hauptmasse der aus der sirup\u00f6sen L\u00f6sung aus-krystallisierten S\u00e4ure gew\u00f6hnliche Taurochols\u00e4ure war. Fine Kontrollprobe mit Taurocholat zeigte auch, da\u00df gew\u00f6hnlich\u00ab-Taurochols\u00e4ure bei gen\u00fcgender Konzentration unter den oben genannten Bedingungen aus Wasser krystallisieren kann.\nDie obengenannte, zum zweiten Male ausgel\u00e4llte, kry-stallisierte S\u00e4ure, welche das Aussehen der a-PhocaetaurochoI-s\u00e4ure hatte, wurde zwischen Papier stark gepre\u00dft und war nun rein wei\u00df. Sie wurde in das Natriumsalz \u00fcbergef\u00fchrt und dessen spezitische Drehung bestimmt. Bei der Konzentration 1,08\" wurde gefunden (0)*\u00bb= + 39,3\u00b0. Da die spezifische Drehung des reinen Salzes als Mittel -j- 41,1\u00b0, die des gew\u00f6hnlichen Faurocholates 23\u201424\u00b0 und die des \u00df-Phocaetaurocholates 25.31 ist, kann wohl kein Zweifel dar\u00fcber bestehen, da\u00df hier das etwas unreine Salz der a-Phocaetaurochols\u00e4ure vorlag. Dies wurde noch weiter dadurch best\u00e4tigt, da\u00df die ausgef\u00e4llte freie S\u00e4ure in Wasser schwerl\u00f6slich war und bei der Salzs\u00e4ureprobe die sehr sch\u00f6n violettblaue Farbe der a-S\u00e4ure und ihr Absorptionsspektrum gab.\nDie Galle von Cystophora enthielt also unzweifelhaft wie","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"117\nUntersuchung \u00fcber die Gallen einiger Polarticre. IV.\ndie anderen Seehundgallen die ct-Phocaetaurochols\u00e4ure. Die Menge dieser Saure war aber sehr klein und sie konnte nicht quantitativ bestimmt werden.\nDagegen enthielt diese Galle verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig viel gew\u00f6hnliches Taurocholat und hierdurch wurden auch die Isolierung und der Nachweis der \u00df-Phocaes\u00e4ure etwas erschwert. Wie gew\u00f6hnlich wurde sie als die entsprechende Cholals\u00e4ure durch die Darstellung des Baryumsalzes isoliert. Nun ist allerdings dieses Baryumsalz sehr schwerl\u00f6slich in Wasser, w\u00e4hrend das gew\u00f6hnliche Baryumcholat darin verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig leicht l\u00f6slich ist: aber trotzdem ist es schwer, hei Anwesenheit von etwas gi oberen Mengen Chols\u00e4ure das Baryumsalz der \u00df-S\u00e4ure rein zu erhalten. Es sind hierzu wiederholte Umkrystallisationen, wobei das Baryumsalz jedesmal erst in das Natriumsalz umgewandelt werden mu\u00df, notwendig, und dies kann nicht ohne grobe Verluste an Material geschehen. Aus dem Grunde habe i' h auch aus dieser Galle keine zur Elementaranalyse \u2014 sei (\u2018s des Baryumsalzes oder der freien S\u00e4ure \u2014 gen\u00fcgende Menge Material erhalten. Ich habe nur den Schmelzpunkt der Niure pr\u00fcfen und ihre Farbenreaktionen studieren k\u00f6nnen.\nDie S\u00e4ure gab weder die Myliussehe Jodprobe noch eine I'arbenreaktion mit Salzs\u00e4ure, und hierdurch wie auch' durch den hohen Schmelzpunkt, 218\u00b0 C., unterscheidet sie sich von gew\u00f6hnlicher Ghols\u00e4ure und von a-Phocaechols\u00e4ure. Durch den negativen Ausfall der Farbenreaktionen wie auch durch die grobe Schwerl\u00f6slichkeit des Baryumsalzes \u00e4hnelt sie der Cholein-s;iure und der Desoxvehols\u00e4ure, unterscheidet sich aber von beiden durch den h\u00f6heren Schmelzpunkt. Die wasserfreie Uioleins\u00e4ure schmilzt bei 185\u2014187\u00b0 G. und dieDesoxychols\u00e4ure, wasserfrei aus Aceton krvstallisiert, hat den Schmelzpunkt 1 /2 173\u00b0 G. Aus diesen Gr\u00fcnden und da der Schmelzpunkt der in Bede stehenden S\u00e4ure \u2014 218\u00b0 G. \u2014 dem Schmelzpunkte der reinen \u00df-Phocaecholals\u00e4ure, 220-222\u00b0 C., nahe liegt, sehe\nlr,\u2018 berechtigt, diese Cholals\u00e4ure als \u00df-Phocaecholals\u00e4ure zu betrachten.\nDie Galle von Cystophora cristata enthielt also eine Glvko-\u00ab boleins\u00e4ure und drei Taurochols\u00e4uren. Von den letzteren kam","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"11\u00ab\t0. Ha mmarslcn, \u00dcber die Gallen einiger Polartiere. IV.\ndie \u00ab-Phocaetaurochols\u00e4ure nur in sehr geringer Menge vor. In ziemlich bedeutender Menge enthielt diese Galle gew\u00f6hnliche Taurochols\u00e4ure : die in gr\u00f6\u00dfter Menge vorkommende S\u00e4ure war aber die \u00df-Phocaetaurochols\u00e4iire.\nDie untersuchten vier Arten von Seehundgallen enthielten also dieselben Gallens\u00e4uren wie die Wallro\u00dfgalle. Das relative Mengenverh\u00e4ltnis war in der Galle des Gr\u00f6nlandseehundes auch ziemlich ann\u00e4hernd dasselbe, in den anderen Seehundgallen war es dagegen ein mehr abweichendes. Am meisten abweichend von allen \u00fcbrigen war die Galle von Cystophora, indem sie sehr arm an a-Phoeaetaurochols\u00e4ure, aber reicher an Phospha-tiden als die anderen war. Gemeinsam f\u00fcr alle von mir untersuchten Phocaceengallen ist es, da\u00df sie zwei spezifische, bei anderen Tieren noch nicht beobachtete Cholals\u00e4uren, die a- und \u00df-Phoc\u00e4echolals\u00e4uren, enthalten.","page":118}],"identifier":"lit19029","issued":"1910","language":"de","pages":"109-118","startpages":"109","title":"Untersuchungen \u00fcber die Galle einiger Polartiere. IV. Mitteilung: \u00dcber die Galle einiger Seehunde","type":"Journal Article","volume":"68"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:04:05.007581+00:00"}