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{"created":"2022-01-31T15:56:34.585461+00:00","id":"lit19030","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hammarsten, Olof","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 68: 119-159","fulltext":[{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"Vergleichende Untersuchungen \u00fcber Pepsin- und Chymosinwirkung bei Hund und Kalb.\nV on\nOlof Hanimarsten.\nPer Redaktion zupepanpen am August it\u00bbio )\nIn einem vorigen Aufsatze1 ) habe ich vergleichende Untersuchungen \u00fcber Pepsin- und Chymosinwirkung der Mageninfusionen von Kalb einerseits und von Pferd, Huhn und Hecht anderseits mitgeteilt. Aus diesen Untersuchungen wurde der Schlu\u00df gezogen, da\u00df in den Kalbsmageninfusionen entweder \u2666 in anderes Enzym vorkommt oder andere, noch unbekannte \\ erh\u00e4ltnisse als in den anderen Infusionen obwalten. Ich konnte deshalb auch, wenigstens bis auf weiteres, nur das Kalbs-\u00ab hymosin als das typische Chymosin betrachten. \u00dcber die Enzyme des Hundemagens hatte ich keine besondere Untersuchungen ausgef\u00fchrt; aus gewissen, in derselben Arbeit angef\u00fchrten Gr\u00fcnden konnte ich aber als sehr wahrscheinlich behaupten, da\u00df auch beim Hunde die Verh\u00e4ltnisse anders als beim Kalbe liegen m\u00fcssen. Diese Vermutung gewann noch weiter an Wahrscheinlichkeit durch eine Arbeit von'Migay ind Sawitsch,2) in welcher sie unter gewissen Verstichsbe-dingungen eine Parallelit\u00e4t zwischen Pepsin- und Chymosinwirkung bei Menschen und Hunden herstellen konnten. Bang3) bat n\u00e4mlich schon l\u00e4ngst gezeigt, da\u00df Menschen- und Kalbs-chymosin verschieden sich verhalten; und wenn die Enzymwirkungen bei Hund und Mensch \u00fcbereinstimmen, liegt also hierin ein neuer Wahrscheinlichkeitsbeweis f\u00fcr die Nichtidentit\u00e4t der Magenenzyme bei Hund und Kalb.\nl) Diese Zeitschrift, Bd. LVI.\n*i Diese Zeitschrift. Bd. LXII1.\ni Pfl\u00fcgers Archiv. Bd. LXXIX.","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120\nOlof Hammarsten,\nIch fand es also der M\u00fche wert, vergleichende Untersuchungen \u00fcber Pepsinverdauung und Milch-, bezw. Gaseingerinnung bei Hund und Kalb zu unternehmen, und in diesem Aufsatze werde ich haupts\u00e4chlich \u00fcber die Versuche mit Milch berichten.\nDa ich keinen Kalhsmagensaft erhalten kann und also ausschlie\u00dflich auf Kalbsmageninfusionen hingewiesen war, mu\u00dfte ich des Vergleiches halber auch mit Infusionen auf Hundem\u00e4gen arbeiten. Die Infusionen wurden in der von mir in dem vorigen Aufsatze angegebenen Weise dargestellt, und zwar mit Salzs\u00e4ure von 0.2\" <> HCl. Der S\u00e4uregrad wurde in jeder Infusion durch Titration mit n 10-Natronlauge und Lackmus als Indikator bestimmt und. da er regelm\u00e4\u00dfig etwas niedriger als 0.2 \u201c o HCl war, durch S\u00e4urezusatz genau auf diesen Wert gebracht. Der Gehalt an festen Stoffen wurde nach der Neutralisation der S\u00e4ure durch Uintrocknen bestimmt. Die unten mitgeteilten Zahlen geben also den Gehalt an festen Stoffen nach Abzug des bei der Neutralisation gebildeten Kochsalzes an\nDa es f\u00fcr das Chymosin charakteristisch ist, da\u00df es auch bei neutraler oder sogar sehr schwach alkalischer Reaktion wirkt, sollte der Vergleich zwischen den zwei Arten von Infusionen bez\u00fcglich der Chymosinwirkung eigentlich nur bei neutraler Reaktion geschehen. Dies ist aber kaum m\u00f6glich, weil man, wie angegeben wird, eine Hundeinfusion oder Hundomagensaft nicht neutralisieren kann, ohne die labende Wirkung so stark abzuschw\u00e4chen, da\u00df sie bei st\u00e4rkerer Verd\u00fcnnung kaum zum Vorschein kommt. Migay und Sawitsch glaubten zwar in ihren Versuchen mit neutralisierten Infusionen diese Unannehmlichkeit dadurch umgehen zu k\u00f6nnen, da\u00df sie die Milch mit CaCl.,-L\u00fcsung versetzten, wodurch man bekanntlich die Milchgerinnung sehr beschleunigen kann. Sie haben aber hierbei \u00fcbersehen, worauf ich weiter unten zur\u00fcckkomme, da\u00df man durch Zusatz von CaCl2 die Reaktion der Milch ver\u00e4ndert und die Anzahl der H-Ionen vermehrt, und auch diese Versuchsanordnung war also ausgeschlossen.\nIch entschlo\u00df mich deshalb dazu, von Versuchen mit neutralisierten Infusionen g\u00e4nzlich abzustehen und ausschlie\u00df-","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Pepsin- und Chymosinwirkung bei Hund und Kalb. 121\nlieh mit sauren Infusionen zu arbeiten. Der einzige Eingriff, den ich mir erlaubte, besteht also darin, da\u00df ich die Infusionen mit destilliertem Wasser oder mit Salzs\u00e4ure von 0,2 \u00b0/o HCl verd\u00fcnnt habe. Alle Hypothesen von durch die Neutralisation bedingter Sch\u00e4digung oder L\u00e4hmung der Enzyme, Entstehung von hemmenden Substanzen usw., die man gegen die Beweiskraft fr\u00fcherer Versuche ins Feld gef\u00fchrt hat, fallen also bei dieser Versuchsanordnung weg. Zur Entscheidung der Frage, ob die Milchgerinnung eine besondere Chymosin- oder nur eine Pepsinwirkung ist, kann eine solche Versuchsanordnung allerdings nicht gut geeignet sein : sie kann aber andere, sehr lehrreiche Resultate geben. Die erstgenannte Frage d\u00fcrfte wohl auch kaum durch Versuche mit Milch allein gel\u00f6st werden k\u00f6nnen. Zu ihrer L\u00f6sung sind nach meiner Ansicht besonders Versuche mit reinen Caseinl\u00f6sungen n\u00f6tig, und aus dem Crunde habe ich auch das Hauptgewicht auf Versuche mit solchen L\u00f6sungen gelegt. \u00dcber solche Versuche werde ich in sp\u00e4teren Aufs\u00e4tzen ausf\u00fchrlicher berichten. In diesem Aufsatze will ich nur einige wenige Versuche mit reinen Caseinl\u00f6sungen mit-teilen und ich will haupts\u00e4chlich das ungleiche Verhalten von Hunde- und Kalbsmageninfusionen zu der peptischen Eiwei\u00dfverdauung einerseits und der Milchgerinnung anderseits zeigen. I He hier\u00fcber angestellten Versuche sind teils nur orientierende und teils gelten sie die Wirkung verschiedener S\u00e4uremengen \"der des Zusatzes von CaCL. Ich teile hier erst einige orientierende Versuche mit.\nI. Versuche mit Milch.\na) Orientierende Versuche mit Hunde- und Kalbsmageninfusionen.\nVersuch 1. Die beiden Infusionen, welche, wie immer, erst einige Stunden bei K\u00f6rpertemperatur gestanden hatten, um etwa vorhandenes Zymogen in Enzym \u00fcberzuf\u00fchren, wurden genau auf 0,2 \u00b0/o HCl gebracht. Die Kalbsmageninfusion enthielt ( \u00bb,755 o feste Stoffe. Die Hundemagenfusion, welche 0,812ft/o","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122\n01 of Hammarsten.\nfeste Stoffe enthielt, wurde mit so viel Salzs\u00e4ure von 0,2\u00b0 ,> HCl verd\u00fcnnt, da\u00df ihr Gehalt an festen Stoffen ebenfalls 0,755\u00ab > war. Zur Feststellung des relativen Pepsingehaltes wurden die beiden Infusionen teils direkt teils nach weiterer Verd\u00fcnnung mit Salzs\u00e4ure von 0,2 \u00ab/o HCl in dem Verh\u00e4ltnisse 2 : 2 und 1 : 3 nach Mett verglichen. Die relativen Pepsinmengen verhielten sich als Mittel aus diesen Bestimmungen bei Hund und Kalb wie 16: 9 und die Hundemageninfusion enthielt also gegen doppelt so viel Pepsin wie die Kalbsmageninfusion. Die beiden Infusionen wurden nun mit Wasser zu tyio, \u00bb 2o, 1 4o, Vso verd\u00fcnnt. Von jeder Verd\u00fcnnung wurde 1 ccm zu je 10 ccm vorerw\u00e4rmter Milch gesetzt. Die Temperatur war 370 C. Die Resultate waren folgende:\nHund\nVerd\u00fcnnungsgrad Gerinnungszeit\n10\n2>>\n*'40\n\nKeine Gerinnung in 7 Stunden\nK a 11)\nVerd\u00fcnnungsgrad Gerinnungszeit\n10\t1\tMin.\n20\t1\t\u00bb 45 Sek.\n4^\t3\t\u00bb 30 \u00bb\n3 >\t<)\t\u00bb 30 > un\nDa in keiner der Proben mit Hundemageninf\u00fcsion Gerinnung nach 7 Stunden stattgefunden hatte, wurde jede Probe mit 1 ccm Kalbsinfusion 1 /1o versetzt. Die Gerinnung trat nun in allen Proben in weniger als 1 Minute ein. Trotzdem die Hundeinfusion fast doppelt so reich an Pepsin wie die Kalbsinfusion war, zeigte sich also die erstere als unwirksam gegen Milch in einer Verd\u00fcnnung, in welcher die letztere die Milch in etwa 1 Minute koagulierte. Diese Hundeinfusion, welche zu vielen anderen Versuchen verwendet wurde, war jedoch in weniger starker Verd\u00fcnnung wirksam auf Milch.\nVersuch 2. Die Hundemageninfusion enthielt 0.817 und die Kalbsinfusion 0,690 */o feste Stoffe. Der S\u00e4uregrad war in beiden 0,2\u00b0/o HCl. Die Verdauung nach Mett ergab f\u00fcr den Pepsingehalt das Verh\u00e4ltnis Hund: Kalb = 22 : 16 Verd\u00fcnnung mit Wasser wie unten angegeben. Temperatui 35\u201436\tAuf je 10 ccm Milch kam 1 ccm Infusion. Die Re-\nsultate waren folgende:","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Pepsin- und Chymosinwirkung bei Hund und Kalb. 123\nHund\tKalb\nVerd\u00fcnnungsgrad\tGerinnungszeit\tVerd\u00fcnnungsgrad\tGerinnungszeit\n1\u2018)\t1 Min. 15 Sek.\t\t2 Min. 10 Sek.\n*/\u00bb\tF* i\t\u00bb\t*,3*\t\\ \u00bb 20 \u00bb\n*,4\t2 Std. 10 Min.\t\tN * MO r\n\u2018/9\tH \u00bb\t1 !*S\t17 \u00bb\n'/I6\t0 \u00bb (sauer)\t* *66\t3H \u00bb\nWie man ersieht, besteht gar keine Proportionalit\u00e4t zwischen Pepsin- und .Labwirkung der beiden Inlusionen. Die Hundeinlusion wirkt \u00e4u\u00dferst schwach milchkoagulierend, wenn man von fier unverd\u00fcnnten und der mit Wasser auf \u00bb/* verd\u00fcnnten Probe absieht. In der ersteren war aber der S\u00e4uregrad der Infusion <>.2\u00b0 o HCl, in der letzteren 0,1 \u00b0/o. Diese zwei Proben sind also in keiner Weise mit denjenigen der Kalbsinfusionen vergleichbar, weil diese so stark mit Wasser verd\u00fcnnt waren, da\u00df die S\u00e4urewirkung wohl nicht in Betracht kommt. Die ungemein kr\u00e4ftigere Wirkung der Kalbsmageninfusionen wird also hierdurch a fortiori bewiesen. Ein anderes Verhalten, welches ui die Augen springt, ist die Abweichung der Labwirkung in den Hundeinfusionen von dom Zeitgesetze, w\u00e4hrend die Wirkung der Kalbsinfusionen diesem Gesetze gut folgt. Hier kommt aber wiederum die S\u00e4ure Wirkung in der unverd\u00fcnnten und schwach verd\u00fcnnten Hundeinfusion in Betracht, und des Vergleiches halber war es deshalb von Interesse, die Versuche in der Weise auszuf\u00fchren, da\u00df der S\u00e4uregrad der Infusionen in allen Proben derselbe war. Zu dem Ende war es nur notier \u00ablie Infusionen statt mit Wasser mit S\u00e4ure von 0,2 % HCl zu verd\u00fcnnen. Nach diesem Prinzipe wurden die zwei folgenden Versuche ausgef\u00fchrt.\nVersuch 3. Dieselben 2 Infusionen wie im Versuche 1. Verd\u00fcnnung mit Salzs\u00e4ure von 0,2 \u00b0/o. Auf je 10 ccm Milch kamen nur 0,5 ccm Infusion. Der Verd\u00fcnnungsgrad 1 der Ilunde-infusion bedeutet, wie immer, die unverd\u00fcnnte Infusion. Infolge \u2022It kr\u00e4ftig labenden Wirkung der Kalbsmageninfusion mu\u00dfte dieselbe schon von Anfang an nur in ziemlich starker Verd\u00fcnnung angewendet werden. Temperatur 3(3\u201435\u00b0.\nHeilcutet die unverd\u00fcnnte Infusion.","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\n0lof Hammarsten,\nHund\tKalb\nV erd\u00fcnnungsgrad Gerinnungszeit Verd\u00fcnnungsgrad Gerinnungszeit\n1\t2 Min. 45 Sek.\t\u2018/so\t2 Min.\n\t11 \u00bb\t*/\u00bb0\t5 >\n*4\t2 Std. 20 Min.\tV100\t9 \u00bb 30 Sek.\nV\u00bb\t7 \u00bb 20 \u00bb\tVs 00\t19 >\n*, i e\t8\t> (sauer)\t\u2018/400\t37 *\n\t\t\u2018/sOO\t1 Std. 45 Min.\nDa\tder S\u00e4uregrad hier \u00fcberall\tderselbe\twar, sind die\n(ilieder der zwei Versuchsreihen miteinander genau vergleichbar, und man sieht wiederum den vollst\u00e4ndigen Mangel an Parallelit\u00e4t zwischen Pepsin- und Chymosinwirkung. Die Pepsinwirkung war kr\u00e4ftiger in der Ilundeinfusion, die Chymosinwirkung umgekehrt au\u00dferordentlich viel kr\u00e4ftiger in der Kalbsinfusion. Das verschiedene Verhalten gegen\u00fcber dem Zeitgesetze kommt auch in diesem Versuche zum Vorschein.\nVersuch 4. Dieselben Infusionen wie im Versuche 2. Verd\u00fcnnung mit 0,2 \u00b0/0 HCl. Auf je 10 ccm Milch 0,5 ccm Infusion. Temperatur 37\u201436\u00b0.\nHund\tKalb\n\u2022diinnungsgrad\tGerinnungszeit\tVerd\u00fcnnungsgrad\tGerinn\u00fbngszeil\nJ\t8 Min.\t*/3\u00bb\t30 Sek.\nV*\t21 \u00bb\t\u2018/\u00fc4\t1 Min.\nv*\t2 Std. 9 Min.\tV\u00ab SH\t2 \u00bb\n\u00bb s\t3 \u00bb 55 \u00bb\t7*.e\t3 \u00bb\t30 Sek\n*/\u00ab\u2022\t(i >\tVs\u00ab \u00bb\t7 > 15\u201420 \u2022\nDer Versuch zeigt wesentlich dasselbe wie der vorige. Der Pepsingehalt war Hund : Kalb = 22 : 16 ; die Chymosinwirkung war aber 500 mal so stark in der Kalbs- wie in der Hundeinfusion, und von einer Parallelit\u00e4t der zwei Enzvm-wirkungen kann es also keine Rede sein. Da ich in dem folgenden mehrere Beweise f\u00fcr diesen Mangel an Parallelit\u00e4t anl\u00fchren werde, d\u00fcrfte es \u00fcberfl\u00fcssig sein, weitere Versuche dieser Art anzuf\u00fchren. .Ich will also hier nur als festgestellt hervorheben, da\u00df die zwei Enzymwirkungen, die peptische Eiweihverdauung und die Milchkoagulation, in den Mageninfusionen von Hund und Kalb unter den obigen Versuchsbedingungen ganz verschiedenartig sich verhalten.","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Pepsin- und Chymosinwirkling bei Hund und Kalb: 125\nDer Grund hierzu kann nat\u00fcrlich der sein, da\u00df die beiden Tierarten nicht identische Magenenzyme enthalten ; es w\u00e4re aber auch m\u00f6glich, da\u00df die Hundemageninfusionen hemmende Stolle enthielten, welche in den Kalbsmageninfusionen fehlen. In dem letzteren Falle ist es aber schwer zu verstehen, warum diese hemmenden Stoffe nur die Chymosinwirkung und nicht auch die Pepsinwirkung in den Hundemageninfusionen verhindern sollten, wenn man nach der unitarischen Ansicht beide Knzvm Wirkungen nur als eine und dieselbe auffa\u00dft. Da ich gen\u00f6tigt bin, in dem folgenden auf diese Frage zur\u00fcckzukommen, kann ich sie hier beiseite lassen und ich will nur die Frage nach dem Vorkommen von hemmenden Substanzen hier besprechen.\nDa die Hundemageninfusionen zwar schw\u00e4cher als die Mageninfusionen von Kalb wirken, aber nicht unwirksam sind, kann man nicht gern annehmen, da\u00df die erstgenannten Infusionen einen gro\u00dfen \u00dcberschu\u00df an hemmenden Substanzen dem Knzyme gegen\u00fcber enthalten, und es war also nicht zu erwarten, da\u00df man durch Zusatz von einer gr\u00f6\u00dferen Menge Hundeinfusion zu der Kalbsinfusion die Wirkung der letzteren verhindern oder wesentlich abschw\u00e4chen k\u00f6nnte. Dem ist auch so. Wenn ich z. B. von einer Kalbsmageninfusion von dem S\u00e4uregrade 0,2 \u00b0/o HCl, das eine Mal 1 Volumen mit 9 Volumen Hundemageninfusion von demselben S\u00e4uregrade und das andere Mal 1 Volumen mit 9 Volumen Salzs\u00e4ure von 0,2 \u00b0/o vermischte und dann diese zwei L\u00f6sungen mit derselben Milch pr\u00fcfte, so gerann die Milch etwa gleich rasch in beiden F\u00e4llen. Tats\u00e4chlich gerann sie eher ein wenig fr\u00fcher mit dem Gemische der beiden Infusionen, was wohl daher r\u00fchrte, da\u00df die schwache Wirkung des Hundeenzymes hier zu der Wirkung des Kalbs-enzvmes sich hinzu addierte. In dieser Weise konnte ich jedenfalls nicht das Vorkommen von hemmenden Substanzen in der Hundemageninfusion nachweisen.\nDa man bekanntlich die Lab Wirkung der Mageninfusionen sowohl durch S\u00e4urezusatz wie durch Zusatz von CaCl2 un-gemein beschleunigen kann, w\u00e4re es denkbar, da\u00df diese Zus\u00e4tze gerade durch Aufhebung irgend einer hemmenden Wirkung\nHr.ppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXVIIJ.\t. 9","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"J\u201c\u00b0\tOlof Hammarsten,\ndie Gerinnung beschleunigen. Wenn dies der Fall w\u00e4re, k\u00f6nnte man nun ferner denken, da\u00df es vielleicht m\u00f6glich sein w\u00fcrde, die Parallelit\u00e4t der beiden Wirkungen in den zwei Arten von Infusionen durch solche Zus\u00e4tze herzustellen. Aus dem Grunde habe ich einige Versuche in dieser Richtung ausgef\u00fchrt, und ich will erst die Versuche mit verschiedenen S\u00e4uremenzen mittcilen.\nbi Die V irkung verschiedener S\u00e4uremengen auf die\nGerinnung.\nIn diesen Versuchen wurden die Infusionen in bekannten \\ erh\u00e4ltnissen mit Salzs\u00e4ure von 0,2 \u00b0/o verd\u00fcnnt, und der S\u00e4uregrad des Milchinfusiongemenges wurde in der Weise ge\u00e4ndert, da\u00df ich aut je 10 ccm Milch bezw. 0,5 1 oder 2 ccm saurer Infusion zusetzte. Gleichzeitig mit der S\u00e4uremenge schwankte also die Knzymmonge in der Mischung und auch (ein wenig) der Wassergehalt der letzteren. Die Versuche sind also keine\nreinen Versuche \u00fcber die S\u00e4urewirkung allein unter sonst gleichen \\ erh\u00e4ltnissen, denn ihre Aufgabe war nur, zu pr\u00fcfen, ob es m\u00f6glich war, die Parallelit\u00e4t der zwei Enzymwirkungen durch steigenden S\u00e4uregehalt herzustellen. Da die Versuche ohne weiteres verst\u00e4ndlich sind, f\u00fchre ich direkt ein paar solche als Reispiele an.\nVersuch 5. Dieselben Infusionen wie in Versuch 1. Verd\u00fcnnung mit 0,2\u00b0/\u00ab HCl. Temperatur 37\u00bb C. Verd\u00fcnnungs-grad 1 bedeutet wie gew\u00f6hnlich unverd\u00fcnnte Infusion. Die Zeiten in den Kolonnen bedeuten selbstverst\u00e4ndlich hier wie in den folgenden Versuchen die Gerinnungszeiten.\nHund\t\tKalb\t\nYord.- Grad\t| \u2022 o.f> ccm j 1 ccm ; 2 ccm Inf. ; Inf. ! Inf.\tVerd.- Grad\t1 0,5 ccm 1 ccm 2 ccm Inf.\tInf. ! In! '\n1\t2 M. 15 Sk. 1M. 15 Sk. 30 Sek. ,\tV\u00f6O\t5. Min. lM.30Sk. 30Sk.\n' \u00bb\t11 Min. 2 * 15 \u00bb\t1 Min.\t7 too\t9 M. 30 Sk. 3 \u00bb 30 \u00bb\t1 M.\n\u20224\t2St. 20M. 9 Min. IM.30Sk.\t7\u00bb00\t19 Min. 7 \u00bb 30 *\t2 \u00bb\nv,\t7 \u00bb 20 \u00bb 25 M. 30 S. 3 Min.\t7)00\t37 \u00bb\t; 11 Min. 1\n\u2018<0\tS \u00bb.(sauer) 51 Min. (5 \u00bb\t1 1)0\tISt. 15 M. 31 \u00bb\tii","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Pepsin- und Chymosinwirkung bei Hund und Kalb.' 127\nAus dem Versuche ist ersichtlich, da\u00df der Mangel an Parallelit\u00e4t nicht durch steigende S\u00e4ure- (und Ferment-) Zus\u00e4tze aufgehoben w erden konnte. Bei Vergleich von den Proben mit gleichen Mengen Infusion findet man ferner, da\u00df die S\u00e4ure viel st\u00e4rker auf die Hunde- als auf die Kalbsinfusionen wirkt. In den Versuchen mit Kalbsinfusion wird die Gerinnung durch Zusatz von 2 ccm saurer Infusion auf % oder L'io der bei Zusatz von 0,5 ccm erforderlichen Zeit reduziert. In den Versuchen mit entsprechenden Mengen Hundemageninfusion und dem Enzymgehalte 14 und 1 /\u00bb wird die Zeit auf rund \u00bb/\u00dbo oder bus reduziert. Da die Gerinnung mit dem Hundeenzym also viel st\u00e4rker als die mit Kalbsenzym durch dieselbe S\u00e4uremenge beschleunigt wird, ist zu erwarten, da\u00df man eine enzym\u00e4rmere Kalbsinfusion in bezug auf ihre milchkoagulierende Wirkung einer enzymreicheren Ilundeinfusion \u00e4quivalent machen k\u00f6nnen soll. Dies ist in der Tal auch der Fall. So-werden, wie man findet, durch Zusatz von 2 ccm saurer Infusion, die Hunde-infusionen 1, lh und LU in bezug auf milchkoagulierende F\u00e4higkeit \u00e4quivalent den Kalbsinfusionen 1 Iso, Lio\u00bb und 1hoo. Hinsichtlich der Chymosinw'irkung kann man also zwei Infusionen gleichwertig machen, von denen die eine mehr als 50 mal so viel Pepsin wie die andere enth\u00e4lt. Dagegen gelingt es nicht, in dieser Weise zwei Infusionen von etwa demselben Pepsingohalte \u00e4quivalent in bezug auf die Labwirkung zu mache\u00bb, was wohl ohne weiteres verst\u00e4ndlich ist. Sobald ich Kalbs-infusionen von Mio, */\u00ab benutzte, fand n\u00e4mlich die Koagulation in nicht me\u00dfbarer Zeit statt.\nDa s\u00e4mtliche von mir nach diesem Plane ausgef\u00fchrten Versuche im wesentlichen dasselbe Resultat gaben, d\u00fcrfte es genug sein, nur noch einen Versuch mitzuteilen.\nVersuch 6. Kalbsmageninfusion 0,2\u00b0/'u HCl und 0,840% feste Stoffe. Hundeinfusion von demselben S\u00e4uregrad mit 0,890\", \u25a0> festen Stoffen. Verdauung nach Mett ergab f\u00fcr den Pepsingehalt das Verh\u00e4ltnis Hund : Kalb = 25 : 16. Verd\u00fcnnung mit Salzs\u00e4ure von 0,2\u00b0/\u00ab> HCl. Verd\u00fcnnung 1 = unverd\u00fcnnter Infusion. Temperatur 36\u201435\u00b0 C.","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"12S\n01 of Hammarslen.\nIlnnd\t\tK a\t1b\t\u201e\nWrd- 0,.*) (tim\ti mn 2 ccm Grad\tInfus.\tInfus.\tInfus.\tYml.- Grad\t0,\u00f4 ccm Infus.\t1 ccm Infus.\t2 ccm Infus.\n1 UM. an Sk. 1 M. 50 Sk. 20 Sek.\t;/\u00ab\tlM.HOSk.\tHO Sek.\tniilit\n1 *\tId Min. a \u00bb ao \u00bb 10 \u00bb\t1 04\ta Min.\tIMin.\tl\u00f6S.uinref.\n\u20194\t2!) \u00bb\t7 Min. IMin.\t\t(i ->\t2 \u00bb\tao Sek.\nI St. 57M. UM.:$0S. 2 \u00bb\tV*\u2019 \u00ab\t12 \u00bb\t\t1 M. 10 Sk.\n1 tc. 0 \u00bb ao \u00bb\t42 Min. f> \u00bb\t1 6I\u00cf\t2\u00d4 \u00bb\ti) V\t2 * ao >\n\t1 I 0*4\t52 \u00bb\t20 \u00bb\t5 \u00bb JO >\nHier sieht man wiederum, wie bei den st\u00e4rkeren Enzym-vcrd\u00fcnnungen die S\u00e4ure die Wirkung des Hundeenzymcs ungemein viel st\u00e4rker als die des Kalbsenzymes beschleunigt, und m;in lindel ferner, dal\u00bb eine Kalbsmageninfusion, deren Pepsingehalt weniger als 1 r.t von dem der Hundeinfusion betr\u00e4gt, durch S\u00e4urezusatz in bezug auf Milchgerinnung mit der Hundeinfusion \u00e4quivalent gemacht werden kann. Die Unm\u00f6glichkeit, zwei in bezug auf Pepsinwirkung \u00e4quivalente Infusionen auch bez\u00fcglich der Uabwirkung \u00e4quivalent zu machen, ist leicht verst\u00e4ndlich, wenn man aus der Tabelle ersieht, dal\u00bb schon eine Kalbsinfusion von dem Enzymgehalte 1 32 die Milch in dem Verh\u00e4ltnisse 2 : 10 in nicht bestimmbarer Zeit koagulierte, und da es unm\u00f6glich war, mit weniger stark verd\u00fcnnten Kalbsinlusionen zu arbeiten. Man ersieht ferner aus diesen zwei Versuchen, dal\u00bb das Zeitgesetz, welches bei niedrigen Enzym-und S\u00e4uremengen in den Versuchen mit Hundemagcninfusionen nicht zum Vorschein kommt, bei h\u00f6heren S\u00e4ure- und Knzym-mengen hier etwa ebenso gut wie in den Versuchen mit Kalbsinfusionen sich geltend macht.\nDas wesentlichste Resultat dieser Versuche ist aber, dal\u00bb es nicht m\u00f6glich war, zwei bez\u00fcglich des Pepsingehaltes gleichwertige Infusionen auch bez\u00fcglich der Labwirkung gleichwertig zu machen. Dagegen gelang es, zwei Infusionen, von denen die (\u2018ine mehr, als 50- oder 60mal so viel Pepsin wie die andere enthielt, in bezug auf die Labwirkung \u00e4quivalent zu machen, ein Verhalten, welches nicht zugunsten der Identit\u00e4t der zwei Enzymwirkungen spricht.","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"Lber Pepsin- und Ghymosinwirkung bei Hund und Kalb. 120\nDa\u00df die Gegenwart von mehr S\u00e4ure bei niedrigem Enzym-gehalt viel kr\u00e4ftiger die Wirkung des milchkoagulierenden Enz vines von Hund als von Kalb bef\u00f6rdert, kann nat\u00fcrlich daran liegen, da\u00df beide Enzyme vielleicht nicht identisch sind. Es kann aber auch darauf beruhen, da\u00df die Hundeinfusionen hemmende Stoffe enthalten, welche in den Kalbsinfusionen fehlen oder nur in so geringer Menge Vorkommen, da\u00df ihre \\\\ irk\u00fcng nicht einmal bei neutraler Reaktion merkbar ist. Zugunsten einer solchen Ansicht spricht vielleicht auch, da\u00df man (lurch S\u00e4urezus\u00e4tze auch beim Hunde das Zeitgesetz wieder hersteilen kann. Da nun aber, die S\u00e4ure auch die Gerinnung durch das Kalbsenzym stark beschleunigt, mu\u00df man au\u00dfer der obigen auch die weitere Annahme machen, da\u00df die S\u00e4ure au\u00dfer durch etwaige Aufhebung hemmender Einfl\u00fcsse auch in anderer Weise beschleunigend aut die Gerinnung wirkt. Gen\u00fcgende Anhaltspunkte zur Kl\u00e4rung der Frage, ob die Hundeinfusionen hemmende Stof\u00eee enthalten oder nicht, k\u00f6nnen die nun mitgeteilten Versuche jedenfalls nicht liefern.\nc )\nDie Wirkung des Chlorcalciums auf die Gerinnung.\nDiese Versuche wurden in der Weise ausgef\u00fchrt, da\u00df die CaClg-L\u00f6sung (von 10\u00b0/o) nicht den Infusionen, sondern der Milch zugesetzt wurde, so da\u00df der Gehalt der letzteren an GaCl., in den verschiedenen Versuchen 0,05, 0,1, 0,2 und h\u00f6chstens 0,-P/o betrug. In diesen Versuchen wurde teils eine \\ oigleichsprobe ohne CaCl2 und teils eine Kontrollprobe mit CaCl2 ohne Infusion hergestellt, die letztere Probe aus dem Grunde, da\u00df man mitunter Milch erhalten kann, welche, nach Zusatz von gr\u00f6\u00dferen CaCl2-Mengen auch ohne Zusatz von Enzymlosung bei K\u00f6rpertemperatur mehr oder weniger vollst\u00e4ndig gerinnt. Auch zu den Versuchen mit CaGl, wurden s,els mit S\u00e4urc verd\u00fcnnte Infusionen verwendet, und es kamen auf je 10 ccm Milch immer 0,5 ccm Infusion. Da die Versuchs-rosultate ohne weiteres verst\u00e4ndlich sind, bemerke ich hier nur. da\u00df die Zeitangaben in den Tabellen nat\u00fcrlich die Gerinnungszeiten bedeuten.","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"01 of Hammarsten,\n130\nVersuch 7. Dieselben Infusionen wie in Versuch 1. Pepsingehalt nach Mett: Hund : Kalb = 16:9.\nHund\nVenl.-Grad 0.0 V CaCI* . 0,05\u00b0/o OaCl2 0.10 o CaCl2 0.2\"..\n' *\t2 Std. 10 Min. 7 Min. 2 Min. HO Sek. 1 Min.\n1 \u00ef 4 \u00bb HO > 2GMin.30Sek. 7 Min. 2 \u00bb\nCaCI\n15 Sek HO \u00bb\nKall\u00bb\n10 Min. 1 Min. 30 Sek. H Min. 15 Sek. 2 Min. 15 Sek.\n:\ti\ti\n20\t\u00bb\t|\t13 Min. ;\t6 Min. |3 \u00bb 30 \u00bb\nMan ersieht hier sogleich die enorme Beschleunigung, welche das CaCl2 bewirkt, und man findet ferner, da\u00df, gerade so wie Bang1) f\u00fcr das Parachymosin gefunden hat, das CaCI., die Wirkung der Hundemageninfusionen ungemein viel kr\u00e4ftiger als die der Kalbsmageninfusionen beeinflu\u00dft. Ein Gehalt von nur 0,05ft/o CaCI\u00bb k\u00fcrzt z. B. beim Hunde die Gerinnungszeit von 2 St. 10 Min. auf 7 Min., bezw. von 4 St. 30 Min. auf 26 Min. ab, w\u00e4hrend beim Kalbe die Gerinnungszeit nur von 10 Min. auf 4 Min. 30 Sek., bezw. von 20 Min. auf 13. Min. abgek\u00fcrzt wird.\nVersuch 8. Die Hundemageninfusion enthielt 0,871 \u00b0/o feste Stoffe. Die Kalbsmageninfusion war dieselbe wie in dem Versuche 2, mit 0,690\u00b0/o festen Stoffen. S\u00e4uregrad 0,2%. Pepsingehalt, nach Mett bestimmt, Hund : Kalb = 22 :16.\n\tVerd.-Grad 0.0 % CaCl2\t0,05 V CaCl2\t0,1 > CaCI,\t0,2\u00b0/o CaCI,\n\tV\u00ab\t14 Min.\t5 Min.\t2 Min. 30 Sek. 1 Min. 25 Sek.\t\nHund\t42\t\u00bb\t11 \u00bb\t5 Min.\t2 \u00bb 30 .>\n\t18 120 \u00bb > 1\t26 \u00bb\t10 \u00bb\t5 Min.\n\t,.\tkeine Gerinn. /IC | in (i Stund.\t1 Std. 7 Min. *\t23\t\u00bb\t10 \u00bb\nKalb\tl,o4\t13 Min. 1 iss\t25Min 30Sek.\t5 Min. 10 \u00bb\t2 Min. 30 Sek. 5 > 45 \u00bb\t2\tMin. 3\t>\nDa\u00df in diesem Versuche die Gerinnungszeiten in den Versuchen mit Kalbsmageninfusion ohne CaCl2 nicht dieselben wie in dem Versuche 2 mit derselben Infusion, sondern etwas\nt Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. LXXIX.","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Pepsin- und Chymosinwirkung bei Hund und Kalb. 131\nl\u00e4nger sind, liegt wohl kaum daran, da\u00df die Milch nicht in beiden F\u00e4llen dieselbe war. Die Ursache ist wohl vielmehr die verschiedene Enzymmenge, indem in diesem Versuche nur 0.5 ccm der mit S\u00e4ure verd\u00fcnnten, in dem Versuche 2 dagegen 1 ccm der mit Wasser verd\u00fcnnten Infusion verwendet wurde. Au\u00dfer der stark beschleunigenden Wirkung des CaOl., sieht man in diesem Versuche auch, da\u00df bei Gegenwart von 0,05*/\u00ab CaCl2 die Infusionen Hund lJ2 und Kalb Vf,4 und bei Gegenwart von 0,1\u00b0/\u00ab CaCl2 Hund 1U und Kalb V128 hinsichtlich der milchkoagulierenden Wirkung ungef\u00e4hr \u00e4quivalent sind. Eine \u00c4quivalenz bei sehr verschiedenem Pepsingehalte findet man auch in dem folgenden Versuche.\nVersuch 9. Dieselben Infusionen wie im Versuche 6. Pepsinrelation Hund : Kalb = 25:16.\n\tVerd.-Grad\t0,0> CaC.l2\t\t0.1 V Cad,\t0,2 \u00b0/o Cad*\t0,4% CaCI,\n\t! 1/8\t13\tMin.\t2 Min. 30 Sek.\t1 Min. 20 Sek.\t45 Sek.\nHund\tV4\t20\t\u00bb\t5 Min.\t2 . 45 .\t1 Min. 30 Sek.\n\tV \u25a0\t1 bid.\t57 Min.\t10 \u00bb\tfi Min.\t3 \u00bb 15 \u00bb\n\tV16\t0 \u00bb\t30 \u00bb\t34\t\u00bb\tU \u2022\t\u00df \u00bb. 15 \u00bb\n\tj V\u00ab4\t3\tMin.\t1 Min. 30 Sek.\t45 Sek.\t35Sek,(ungef.)\n\t7m\t\u00df\t\u00bb\t3 Min.\tt Min. 30 Sek.\t1 Min 10 Sek.\nKalb\t7*50\t12\t\u00bb\t5 Min. 30 Sek.\t3 Min.\t2 \u00bb 10 \u00bb\n\tI 7\u00aei *\t25\t\u00bb\t11 Min.\t6 *\t4 \u00bb 30 \u00bb\n\t1\t7*\u00aem\t52\t\u00bb\t23\t\u00bb\t12Min.30Sek.\t0 Min.\nDie nun angef\u00fchrten Versuche zeigen also, da\u00df das CaCl2 die Wirkung beider Arten von Infusionen beschleunigt, die Wirkung des Hundeenzymes aber unverh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig viel st\u00e4rker als die des Kalbsenzymes. Es findet hier also ein \u00e4hnliches Verhalten wie in den Versuchen mit verschiedenen S\u00e4uremengen statt. Auch durch Zusatz von CaCl2 kann ferner, wie die Versuche 8 und 9 zeigen, das Zeitgesetz, wenn es bei Abwesenheit von CaCl2 nicht zutrifft, zur Geltung kommen. Da das CaCl2 ferner viel st\u00e4rker auf das Hunde- als auf das* Kalbsenzym wirkt, mu\u00df es unter Umst\u00e4nden eintreffen k\u00f6nnen, da\u00df man durch CaCl2-Zusatz zwei Infusionen, welche bez\u00fcglich des","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\n01 of Hammarsten,\nPepsingehaltes gar nicht \u00e4quivalent sind, in bezug auf die Milehgerinnung \u00e4quivalent machen kann. Dies ist auch in den zwei letzten Versuchen der Fall. Bei Gegenwart von 0.1\" CaCl, waren n\u00e4mlich in Versuch 9 die drei Hundeinfusionen 1 i und 1 s ann\u00e4hernd \u00e4quivalent den Kalbsinfusionen V 12s. rund 1 sis, und bei (\u00eeegenwart von 0,2 \u00b0/o CaCl., waren die Hundeinfusionen 14 und 1\u2019,h \u00e4quivalent den Kalbsinfusionen 1 s:.\u00df und 1 r\u00bb 12. Nun war die Hundeinfusion von Anfang an reicher an Pepsin als die Kalbsinfusion, das Verh\u00e4ltnis war Hund : Kalb etwa wie 1,56 :1 nach Mett gemessen. Man kann also durch CaCI2-Zusatz zwei Infusionen in bezug auf Chymosinwirkung gleichwertig machen, trotzdem die eine mehr als Hl mal reicher an Pepsin als die andere ist.\nDer umgekehrte Versuch, zwei in bezug auf Pepsingehalt \u00e4quivalente Hunde- und Kalbsmageninfusionen auch in bezug auf die Chymosinwirkung gleichwertig zu machen, ist mir dagegen nicht gelungen, und zwar aus dem Grunde, da\u00df die Kalbsinfusionen schon ohne CaCl., kr\u00e4ftiger als die Hundeinfusionen mit CaClj wirken und dies sogar, wenn sie \u00e4rmer an Pepsin als die letzteren sind. So wirkt z. 13. in dem Versuche 9 die Kalbsinfusion 1,'c4 ohne CaCL in 3 Minuten, die Hundeinfusion 1 1\u00ab bei Gegenwart von 0,4\u00b0/o CaCl2 dagegen in 0 Min. 15 Sek. Ging ich dagegen von zwei in bezug auf Pepsingehalt mehr \u00e4quivalenten Infusionen aus, n\u00e4mlich von der Verd\u00fcnnung 1 10 in beiden, so gerann das Milch-Kalbs-infusionsgemenge bei Gegenwart von 0,4\u00b0/\u00ab CaCl., in unme\u00dfbar kurzer Zeit, das Milch-Hundeinfusionsgemenge dagegen nach 0 Min. 15 Sek.\nBei vergleichenden Versuchen mit den Enzymen von Hund und Kalb war es also nicht m\u00f6glich, zwei Infusionen von ungef\u00e4hr demselben Pepsingehalte durch CaCL-Zusatz gleichwertig in bezug auf die Chymosinwirkung zu machen. Dagegen konnte man durch Zusatz von dem Kalksalze eine solche Gleichwertigkeit der Labwirkung in zwei Infusionen erreichen, von denen die eine reichlich 50 oder 60 mal mehr Pepsin (nach Mett gemessen) als die andere enthielt. Die Hunde- und Kalbsmagen-infusionen zeigten also in ihrer labendenden und eiwei\u00dfver-","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"l'ber Popsin- und Chymosinwirkung hoi Hund und Kall). UM\n(huienden Wirkung untereinander ein wesentlich anderes Verhalten als dasjenige, welches die Magens\u00e4fte von Ihmd und Mensch in den Versuchen von Migay und Sawitsch1) zeigten.\nMi gay und Sawitsch konnten n\u00e4mlich durch Zusatz von CaCl2 die Proportionalit\u00e4t zwischen Pepsin- und Ghymosin-wirkung in den genannten Magens\u00e4ften hersteilen. Sie sehen hierin einen Beweis zugunsten der Identit\u00e4t des Pepsins und des Chymosins und sie glauben ferner aus ihren Versuchen schlie\u00dfen zu k\u00f6nnen, da\u00df es m\u00f6glich ist \u00abnach der einen Wirkung auch die andere zu beurteilen, und dies um so mehr, als die Reaktion der Koagulation sehr einfach und bei Hinzu-1 \u00fcgung von CaCl., gen\u00fcgend sensibel ist und zu ihrer Vollendung nur wenig Zeit erfordert\u00bb.\nIch will nun allerdings nicht die M\u00f6glichkeit in Abrede stellen, da\u00df eine solche Beurteilung der einen Enzymwirkung nach der anderen f\u00fcr Magens\u00e4fte derselben Tierart oder solcher Tierarten, welche identische Enzyme enthalten, gestattet sein kann, was indessen noch nicht hinreichend gepr\u00fcft worden ist. \\\\ enn man aber mehr weitgehende Schl\u00fcsse zieht und wenn man glaubt, aus der einen Wirkung die andere im allgemeinen beurteilen zu k\u00f6nnen, so kann ich gar nicht einer solchen Ansicht beipflichten. Wenn ich z. B. nur aus den Milchgerinnung nach CaCl2-Zusatz den relativen Pepsingehalt einer Kalbs- und einer Hundemageninfusion h\u00e4tte beurteilen wollen, so h\u00e4the ich leicht den Schlu\u00df ziehen k\u00f6nnen, da\u00df zwei Infusionen, von denen die eine tats\u00e4chlich 50 oder HO mal mehr Pepsin als die andere enthielt, ungef\u00e4hr dieselben Pepsinmengen enthielten. Ich mu\u00df also fortw\u00e4hrend wie bei fr\u00fcheren Gelegenheiten davor warnen, die Gerinnungsversuche durch Zusatz von CaCR zu komplizieren, bevor man die W irkung dieses Salzes und diese schwierige Enzymfrage \u00fcberhaupt mehr eingehend studiert hat. Ein solches, mehr eingehendes Studium der GaCI2-W\u2019irkung d\u00fcrfte um so mehr erw\u00fcnscht sein, als die Wirkungsweise dieses Salzes nur zum Teil bekannt ist.\nIn diesem Zusammenh\u00e4nge mu\u00df ich hier ein wenig auf die Versuchsanordnung von Migay und Sawitsch eingehen.\n'j 1. c. Diese Zeitschrift, Bd. LXIII.","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"13*\t01 of Hammarsten,\nAls etwas f\u00fcr das echte Chymosin Charakteristisches habe ich wiederholt seine kr\u00e4ftige Wirkung auch bei neutraler Reaktion hervorgehoben. Um nun der Forderung einer neutralen Reaktion bei ihren Arbeiten gerecht zu werden, haben die genannten Verfasser die Magens\u00e4fte mit Bicarbonat neutralisiert und dann, um die Reaktion zu beschleunigen, gew\u00f6hnlich auf je lo ccm Milch 0,5\u20141 ccm einer 10\u00b0('oigen CaCl2-L\u00f6sung zu-gesetzt. ln dieser Weise wurde, wie sie sagen, die Gerinnung in einem neutralen Mitte \u00bb ausgef\u00fchrt. Dies ist nun aber eine unrichtige Annahme, denn CaCI.-Zusatz \u00e4ndert die Reaktion der Milch : sie wird st\u00e4rker sauer.\nDies ist wohl eine recht allgemein bekannte Tatsache, deren Richtigkeit leicht zu konstatieren ist. Wenn man ein nicht zu unempfindliches Lackmuspapier benutzt, kann man sich n\u00e4mlich leicht davon \u00fcberzeugen, da\u00df die Milch durch Zusatz von weniger als 0,5\u00b0/o CaCl2 ihre Reaktion \u00e4ndert und st\u00e4rker als fr\u00fcher auf blaues Papier reagiert. In besonders \u00fcberzeugender Weise hat van Dam1) diese Wirkung von CaCI, gezeigt. Er konnte n\u00e4mlich nachweisen, da\u00df durch Zusatz von 0.2\u00b0/o CaCl2 der Gehalt an H-Ionen in der Milch drei- bis viermal gr\u00f6\u00dfer wird. Durch Zusatz von 0,5\u2014l\u00b0/o CaCl2, wie in den Versuchen von Migay und Sawitsch, vermehrt man also die Anzahl der gerade f\u00fcr die Pepsinwirkung bedeutungsvollen H-Ionen: und da die Wirkung dieses Salzes wenigstens zum Teil eine S\u00e4urewirkung ist, k\u00f6nnen die Versuche von Migay und Sawitsch, in welchen die Parallelit\u00e4t der zwei Enzymwirkungen nach CaCI2-Zusatz erreicht wurde, nicht als Beweise f\u00fcr die Identit\u00e4t des Pepsins und Chymosins herangezogen werden.\nIch komme nun zu der Frage, inwieweit meine oben mitgeteilten Versuche mit der sogenannten unitarischen bezw. dualistischen Auffassung der zwei Enzymwirkungen zu vereinbaren sind.\nZugunsten der Identit\u00e4t der zwei Enzymwirkungen wird als das wichtigste und eigentlich wohl auch als das einzige\n\u25a0) Diese Zeitschrift, Bd. LVIII.","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Pepsin- und Chymosinwirkung bei Hund und Kalb. 135\nArgument die wiederholt beobachtete Proportionalit\u00e4t zwischen Pepsin- und Chymosin Wirkung ins Feld gef\u00fchrt. Nach meiner Ansicht spricht aber diese Proportionalit\u00e4t nicht weniger zugunsten der dualistischen Auffassung, wenn man auf den Standpunkt von Nencki und Sieber\u00bb) sich stellt.\nWenn man n\u00e4mlich mit ihnen sich vorstellt, da\u00df es ein gro\u00dfes Fermentmolek\u00fcl gibt, welches gewisserma\u00dfen zwei >eitenketten enth\u00e4lt, von denen die eine die Pepsinwirkung, die andere dagegen die Chymosinwirkung erzeugt, so ist die Proportionalit\u00e4t zwischen den zwei Enzymwirkungen etwas ebenso Selbstverst\u00e4ndliches, als wenn man nur eine und dieselbe Enzym Wirkung annimmt. Ein an Ferment reicherer H\u00fcnde-magensaft mu\u00df beide Wirkungen in st\u00e4rkerem Ma\u00dfe entfalten als ein ferment\u00e4rmerer ; verd\u00fcnnt man mit Wasser, so m\u00fcssen auch nach der dualistischen Ansicht beide Wirkungen parallel abnehmen. Wird ein Teil der Fermentmolek\u00fcle zerst\u00f6rt* oder gehemmt, so mu\u00df dasselbe geschehen. Ebenso ist es nach der dualistischen Ansicht leicht zu verstehen, da\u00df man, wie wiederholt beobachtet wurde, die eine Wirkung in st\u00e4rkerem Grade als die andere l\u00e4hmen, schw\u00e4chen oder hemmen kann, was nach der unitarischen Ansicht schwerverst\u00e4ndlich ist und bisher jedenfalls nicht in befriedigender Weise erkl\u00e4rt wurde. Man hat also nach meiner Ansicht nicht das Hauptgewicht auf die wiederholt beobachtete Parallelit\u00e4t der zwei Enzymwirkungen zu legen ; es kommt vor allem darauf an, die vielen bisher unerkl\u00e4rten F\u00e4lle, in welchen die Proportionalit\u00e4t nicht vorhanden war, aufzukl\u00e4ren.\nZu diesen F\u00e4llen geh\u00f6rt, unter anderen, der Mangel an Parallelit\u00e4t zwischen den Wirkungen der Kalbsmageninfusionen einerseits und denen der Infusionen auf M\u00e4gen von Mensch und gewissen Tieren anderseits.\nHalten wir uns zun\u00e4chst an die Kalbs- und Hundemageninfusionen, so will ich hier zuerst eine \u00fcbersichtliche Darstellung meiner Versuchsergebnisse, insoferne als sie den Mangel an Parallelit\u00e4t zeigen, machen, damit die Gr\u00f6\u00dfe der Unterschiede\n\u2018) Diese Zeitschrift, Bd. XXXII.","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"01 of Hammarsten.\n136\ndeutlicher in die Augen springt. Als Ma\u00df des Pepsingehaltes habe ich dabei die nach Mett gefundenen Zahlen genommen. Als ungef\u00e4hres Ma\u00df der Chymosinwirkung nehme ich die Yer-d\u00fcnnungsgrade zweier Infusionen, welche, unter den f\u00fcr die W irkung der Hundeinfusionen g\u00fcnstigsten Hedingungen, in bezug auf labende Wirkung gleichwertig waren. Wrenn ich also z. H. das Optimum f\u00fcr die Labung mit Hundeinfusionen bei Zusatz von 2 ccm Infusion von 0,2 \u00b0/o HCl auf 10 ccm Milch erhielt, und wenn ich unter ganz denselben Hedingungen bei Anwendung einer Kalbsinfusion von 0,2\u00b0/o HCl fand, da\u00df die Verd\u00fcnnungen (mit 0,2'Vo HCl) L's, lU, Vs der Hundeinfusionen den Verd\u00fcnnungen 1 12s,1\t1 512 der Kalbsinfusionen \u00e4quivalent\nwaren, so dr\u00fccke ich dies so aus, da\u00df ich sage, da\u00df die Chymo-sinmengen in den zwei Arten von Infusionen ungef\u00e4hr wie 1:61 sich verhielten. Mache ich nun eine solche Zusammenstellung f\u00fcr 4 Versuche, von denen schon zwei in den vorigen mitgeteilt wurden, so linden wir folgendes:\nPepsin Chymosin\n1.\tHund : Kalb\t=\t1\t: 0.56\t1\t: 50\n2.\t-\t\u00bb\t-\t1\t:\t0,64\t1\t: 64\n3.\t>\t\u00bb\t-\t1\t:\t0,72\t1\t: 16\n4.\t\u00bb\t=\t1\t:\t0,75\t1\t:\t60.\nDie Unterschiede sind, wie man ersieht, so au\u00dferordentlich gro\u00df, da\u00df man sie nicht ohne weiteres au\u00dfer acht lassen kann. Nach der dualistischen Ansicht kann man diese Unterschiede durch die Annahme erkl\u00e4ren, da\u00df das Fermentmolek\u00fcl beim Kalbe viel reicher an Chymosinseitenketten als beim Hunde ist. Nach der unitarischen Ansicht ist die Erkl\u00e4rung schwieriger. Man kann allerdings sagen, da\u00df die Magenenzyme nicht bei allen Tierarten identisch sind: aber hiermit ist wenig gewonnen Selbst wenn es verschiedene Pepsine gibt, mu\u00df man n\u00e4mlich die Parallelit\u00e4t zwischen Eiwei\u00dfverdauung und Milchgerinnung linden k\u00f6nnen, wenn diese zwei Prozesse nur eine und dieselbe Enzymwirkung \u2014 eine Pepsinverdauung \u2014 sind. Da diese Parallelit\u00e4t fehlt, mu\u00df man sich also nach anderen Erkl\u00e4rung\u2014 m\u00f6glichkeiten umsehen.\nAls eine solche, welche zur Erkl\u00e4rung der ungleichen","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Pepsin- und Chymosinwirkung bei Hund und Kalb. 137\n\\\\ irkung verschiedener Tierinfusionen vielleicht in Betracht kommen k\u00f6nnte, hat van Dam die wahrscheinlich schnelle Sch\u00e4digung dieser Infusionen durch neutrale Milch herangezogen. Lr hat n\u00e4mlich gefunden, da\u00df hei Gegenwart von nur wenig Enzym oder von gesch\u00e4digtem Knzym die Gerinnung verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig viel rascher hei einer niedrigen Temperatur, z. H. 2.\">\u00b0 (!., als bei einer h\u00f6heren, 37\u00b0 G., verl\u00e4uft. Als das sch\u00e4dliche Agens der Milch betrachtet er die Hydroxvlionen derselben.\nWenn nun diese letztere Ansicht richtig ist. k\u00f6nnte man a priori annehmen, da\u00df hei der von mir befolgten Versuchsanordnung, wo mit sauren Infusionen in gr\u00f6\u00dferer Menge gearbeitet wurde, die Einwirkung der Hydroxvlionen wegfallen w\u00fcrde, und da\u00df dementsprechend die ungleiche Temperatur ohne wesentlichen Einflu\u00df sein sollte. Dem ist auch so, wie aus den folgenden zwei Versuchen hervorgeht.\nVersuch 10. Verd\u00fcnnung der beiden Infusionen von Hund und Kalb mit Salzs\u00e4ure von 0,20/o HCl. \u00dcberall 2 ccm Infusion von 0,2\u00b0/o HCl zu 10 ccm Milch. Die Zeiten bedeuten selbstverst\u00e4ndlich die Gerinnungszeiten.\nVeut.-Grad\nTemp. 20\u00b0 C.\nHund\n1 \u00bb \u2014 1 Min. 30 Sek. Verd.-Grad\n* 4 = 3\tJ\t.\u00bb\nll'i = \u00df\t\u00bb\t\u00bb\nKalb\nV:.\u00ab -=* 1 Min.\n\\\u00fc4\t==\u25a0 2 v\nl i v -t \u2014 3\t\u00bb 30 S<\u201ck.\n>\t1 16 = 13\t\u00bb\nTemp.\nH u n cl\n\\ erd.-Grad *2\t=\t30\tSek.\n\u2022>\t*/4\t=\t1\tMin.\n\u00bb\tlja\t\u2014\t2\t\u00bb\n\u00bb\tijt6\t=\t4\t\u00bb 15\tSek.\n,256 = /\n37\u00b0 C.\nKall>\nVerd.-Grad\t' .t*\t=\t20\t\u00e0 25 Sek.\n\u00bb\t1\to4\t50\tSek.\n\u25a0>\t1\ti2s\t\u2014\t1\tMin. 40 Sek.\n\u00bb\t\u2018\t250\t==\u25a0\t3\t\u00bb 20. \u00ab\nW ie man ersieht, \u00fcbt die niedrige Temperatur unter diesen Versuchsbedingungen keinen g\u00fcnstigen Einflu\u00df aus, und der Mangel an Parallelit\u00e4t (die Pepsinmenge verhielt sich bei Hund und Kalb = 16 : 9) tritt ebenso gut bei der niedrigeren wie hei der h\u00f6heren Temperatur hervor. Dasselbe findet man auch in dem folgenden, nach demselben Prinzipe ungeordneten Vers\u00fcche.\nVersuch 11. S\u00e4uregrad der Infusionen 0,2\u00b0/o HCl. Auf je 10 ccm Milch kamen immer 2 ccm Infusion von 0,2 \u00b0/o HCl.","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138\nOlof Hammarsten.\nPepsingehalt war: Hund : Kalb = 30,25 : 25, also ziemlich nahe derselbe in beiden\nTemp. 21,50 0.\nHund\tKalb\n-Grad '/* = 2 Min. 30 Sek.\tVerd.-Grad\t'/fl 4\t45\u201450 Sek.\n\u00bb\tV* \u2014 5\t\u00bb\t>\t'/|2h\t\u2014 1 Min. 45 Sek\n- V- = io \u00bb\t>\t7*56\t= 3 v 30 >\n\u00bb\tV\u00ab6 = 21\t\u00bb\t\u00bb\t1512\t= 7\t\u00bb\nTemp. 39\u00b0 C.\nHund\tKalb\nVerd.-Grad '/*\t=\t40\tSek.\tVerd.-Grad\t\u00bb/\u00ab*\t=\t20\u201430 Sek.\n\u00bb\t*/4\t=\t1\tMin.\t25 Sek.\t>\t\u00bb/,\u201e\t=\t1\tMin.\n5\tlh\t=\t2\t\u00bb\t40\t\u00bb\t\u00bb\t\u2022/* se\t=\t2\t*\n/* o\t\u2014-\t1)\t\u00bb\t30\t\u00bb\t\u00bb\t* 61 s\t\u2014*\t\\\t\u00bb\nDa die beiden Versuche \u00fcbereinstimmend keine beg\u00fcnstigende Wirkung der niedrigen Temperatur, sondern eher das Gegenteil zeigen, und da die von van Dam angenommene Wirkung der Milchhydroxylionen bei der obigen Versuchsanordnung wohl nicht in Betracht kommt, habe ich es nicht n\u00f6tig erachtet, weitere Versuche dieser Art auszuf\u00fchren.\nKs war also nicht m\u00f6glich, den Mangel an Parallelit\u00e4t zwischen Pepsin- und Chymosinwirkung durch \u00c4nderung der Temperatur aufzuheben, und man mu\u00df aisoversuchen, diesen Mangel in anderer Weise zu erkl\u00e4ren. Wenn man sieh erinnert, da\u00df der einzige Eingriff, welcher bei meiner Versuchsanordnung vorkommt, eine Verd\u00fcnnung mit Salzs\u00e4ure von 0.2\u00b0/o HCl war, so d\u00fcrfte wohl die sonst \u00fcbliche Annahme von einer L\u00e4hmung, Schw\u00e4chung oder Hemmung der einen Enzym-wirkung infolge verschiedener, durch die Versuchsanordnung bedingten Eingriffe ausgeschlossen sein. So weit ich ersehen kann, hat man nur an Verunreinigungen oder hemmende Stoffe, die von vornherein, sei es in der Milch oder in den Infusionen, vorhanden waren, zu denken.\nBez\u00fcglich der Milch w\u00e4re es denkbar, da\u00df ihre langsamere Gerinnung mit Infusionen von anderen Tieren, den Kalbsmageninfusionen gegen\u00fcber, nicht von den Infusionen, wenigstens nicht von ihnen allein, sondern von der Milch herr\u00f6hrte. Das Kalbsenzym ist von Anfang an auf die Kuhmilch","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Pepsin- und Chymosimvirkung bei Hund und Kalb. 13H\neingestellt, w\u00e4hrend dies nicht mit dem Hundeenzym der Fall ist. Die Kuhmilch k\u00f6nnte nun vielleicht Stoffe enthalten, welche auf das Hundeenzym, nicht aber auf das mit dem letzteren nicht identische Kalbsenzym hemmend einwirkten, in welchem Falle der Mangel an Proportionalit\u00e4t zwischen Pepsin- und Chymosinwirkung leicht verst\u00e4ndlich sein w\u00fcrde. Fs w\u00e4re also denkbar, da\u00df man ganz andere Resultate erhielte, wenn man die Hundeinfusion auf Hundemilch statt auf Kuhmilch einwirken lie\u00df. Diese Frage wie auch die, ob \u00fcberhaupt die Infusionen verschiedener Tierm\u00e4gen anders auf die arteigene als auf die artfremde Milch wirken, habe ich jedoch nicht pr\u00fcfen k\u00f6nnen.\nDagegen habe ich in anderer Weise Aufkl\u00e4rung \u00fcber diese Frage zu gewinnen versucht, indem ich n\u00e4mlich statt Versuche mit Milch solche mit reinen Caseinl\u00f6sungen ausge-f\u00fchrt habe. Die Milch mit ihren reichlichen Mengen von Kalksalzen, Phosphaten und anderen Stoffen ist nach meiner Ansicht ein gar zu kompliziertes Material, wenn man die Wirkung des Pepsins oder Chymosins auf das Casein studieren will. Die Milchgerinnung ist auch nicht das f\u00fcr die Chymosinwirkung Wesentliche, wenn sie auch das augenf\u00e4lligste \u00e4u\u00dfere Zeichen derselben ist. Das Wesentliche ist die Paracaseinbildung,, und diese kann man ebensowrohl wie die Pepsinverdauung in gew\u00f6hnlichem Sinne an reinen Caseinl\u00f6sungen studieren. Dies ist ein Grund, warum ich zu Versuchen mit Caseinl\u00f6siingen \u00fcbergegangen bin, und in solchen Versuchen kann man, wie ich sp\u00e4ter zeigen werde, die beiden Enzymwirkungen in demselben Milieu studieren, die Wirkung etwaiger hemmenden Stoffe in der Milch eliminieren und damit zeigen, da\u00df der Mangel an Parallelit\u00e4t wenigstens nicht seinen einzigen Grund in Hemmungsstoffen in der Milch hat. .\nEs bleiben also die in den Infusionen vorkommenden Verunreinigungen oder hemmenden Stoffe \u00fcbrig und diese k\u00f6nnten haupts\u00e4chlich nach zwei Richtungen wirken. Sie k\u00f6nnten einerseits st\u00f6rend auf die Eiwei\u00dfverdauung (nach Mett) und anderseits hemmend auf die Paracaseinbildung wirken und\u2019 hierdurch den beobachteten Mangel an Parallelit\u00e4t beider Wir-","page":139},{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"HO\nOlof Hammarsten,\nklingen hervorbringen. Die erste M\u00f6glichkeit hat van Dam1) in seiner neulich erschienenen Arbeit zur Erkl\u00e4rung der mangelnden Proportionalit\u00e4t in den Wirkungen zweier Infusionen herangezogen. Zur Erkl\u00e4rung der Beobachtung, da\u00df bei gleicher Labungsgr\u00fc\u00dfe zweier L\u00f6sungen das Schweinsenzym eine weit st\u00e4rkere Verdauung nach Mett als das Kalbsenzym zeigt, hat man n\u00e4mlich nach ihm anzunehmen, da\u00df die geringe Verdauung von H\u00fchnereiwei\u00df durch die Kalbsmageninfusionen den Verunreinigungen der letzteren zuzuschreiben ist. Einer solchen Ansicht kann ich jedoch aus mehreren Gr\u00fcnden, unter denen ich nur den folgenden hier hervorheben will, nicht beipflichten.\nWenn die Labung, wie man nach der unitarischen Ansicht annimmt, nichts anderes als eine Pepsinverdauung ist, warum sollen dann die Verunreinigungen in den Kalbsinfusionen diese Pepsinverdauung (die Milchgerinnung) nicht oder jedenfalls nur in viel geringerem Grade als die andere Pepsinverdauung (dir von H\u00fchnereiwei\u00df) hemmen? Warum soll dieselbe Menge Verunreinigungen, welche die Labwirkung einer Kalbsmageninlusion nicht st\u00e4rker herabsetzt, als da\u00df die letztere bez\u00fcglich dieser Wirkung einer Schweinsenzyml\u00f6sung \u00e4quivalent ist, die H\u00fchner-eiwei\u00dfverdauung viel st\u00e4rker hemmen, trotzdem die letzten* unter sonst offenbar g\u00fcnstigeren Verh\u00e4ltnissen als die ersten1 verl\u00e4uft? Die Labgerinnung durch eine KalbsmageninfiiHon kann n\u00e4mlich, wie allgemein bekannt, auch bei neutraler Ih*-aktion mit au\u00dferordentlich gro\u00dfer Geschwindigkeit verlaufen, w\u00e4hrend meines Wissens niemand bisher eine sichere Pepsiu-verdauung in einem neutral reagierenden Medium beobachtet bat. Die M\u00f6glichkeit einer solchen ist nun allerdings eine notwendige Voraussetzung f\u00fcr die Richtigkeit der unitarischen Ansicht: wenn man aber auch hiervon absieht, d\u00fcrften wohl alle dar\u00fcber einig sein, da\u00df die neutrale Reaktion eine h\u00f6chst ung\u00fcnstige, die Gegenwart von S\u00e4ure dagegen eine g\u00fcnstige Bedingung f\u00fcr die Wirkung des Pepsins ist. Die Hemmungs-Wirkung der Verunreinigungen w\u00fcrde also viel st\u00e4rker unter den g\u00fcnstigen als unter den ung\u00fcnstigen Verdauungsbedingungen\n'\u00bb Piese Zeitschrift, Bd. LXIV.","page":140},{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Pepsin- und O.hymosimvirkung bei Hund und Kalb. 141\nzur Geltung kommen, was nicht nur sehr unwahrscheinlich ist. sondern auch vielen anderen Beobachtungen widerspricht.\nHier k\u00f6nnte man aber die folgende Einwendung machen. Das hartgesottene H\u00fchnereiwei\u00df ist ein viel schwerverdaulicherer Eiwei\u00dfk\u00f6rper als das Casein, und es w\u00e4re deshalb m\u00f6glich, da\u00df die Heramungswirkung der Verunreinigungen bei \\ erdauung des leichtl\u00f6slichen Caseins nicht zum Vorschein kommt, w\u00e4hrend sie bei der Verdauung des schwerverdaulichen H\u00fchnereiwei\u00dfes, trotz der g\u00fcnstigeren Reaktion des Milieus sich geltend macht. Diese M\u00f6glichkeit l\u00e4\u00dft sich gl\u00fccklicherweise leicht pr\u00fcfen, wenn man statt der Verdauung nach Mett die Caseinverdauung zur vergleichenden Pr\u00fcfung der Verdauungskraft der Infusionen benutzt. Dies habe ich nun auch getan, wie ich in einem folgenden Aufsatze ausf\u00fchrlicher zeigen werde. In dem letzten Abschnitte des nun vorliegenden Aufsatzes werde ich nur als Beispiele ein paar Versuche anf\u00fchren, welche zeigen, da\u00df die Anwendung von Caseinl\u00f6sung statt hartgesottenen H\u00fchnereiwei\u00dfes das Hauptresultat nicht \u00e4ndert. Der Mangel an Parallelit\u00e4t macht sich auch bei Anwendung von dem erstgenannten Verdauungssubstrate geltend.\nF\u00fcr die Annahme, da\u00df die Verunreinigungen in den Kalbsmageninfusionen die Mettsche Probe st\u00e4rker als die Milch-gerinnung hemmen und folglich bei stark saurer Reaktion eine st\u00e4rkere Hemmung als bei neutraler aus\u00fcben w\u00fcrden, gibt es also gewi\u00df keine Anhaltspunkte. Die schw\u00e4chere ei wei\u00df verdauende Wirkung einer Kalbsmageninfusion \u2014 gegen\u00fcber z. B. einer Schweinsenzyml\u00f6sung bei gleich starker Labwirkung beider \u2014 l\u00e4\u00dft sich dementsprechend auch nicht durch die st\u00f6rende Wirkung dieser Verunreinigungen auf die Eiwei\u00dfverdauung mit der ersteren erkl\u00e4ren. Wer die au\u00dferordentlich kr\u00e4ftige Wirkung der Kalbsmageninfusion auf Milch gesehen li\u00e2t, der findet keine Veranlassung, besondere die Labwirkung st\u00e4rker hemmende Stoffe in ihnen anzunehmen. Wenn nun aber Milchgerinnung und Eiwei\u00dfverdauung dieselbe Enzymwirkung sind, wird das Vorkommen von besonderen, die Pepsinverdauung hemmenden Stoffen ebenso unwahrscheinlich.\nIch sprach hier absichtlich von besonderen hemmenden\nIloppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXVIII.\t.10","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"U2\nOlof Harn mars ten.\nStoffen zum Unterschied von derjenigen Hemmung der Pepsinverdauung. welche hei gr\u00f6\u00dferer Konzentration einer Infusion oder eines Magensaftes durch das Eiwei\u00df zustande kommen kann, denn diese letztere Art von Hemmung kommt in meinen Versuchen nicht in Betracht. Abgesehen davon, da\u00df ich bei der Pepsinbestimmung mich Mett, wie aus dem Versuche 1 hervorgeht, mit verschiedenen Verd\u00fcnnungsgraden, gerade um diesen Fehler zu vermeiden, gearbeitet habe, sind n\u00e4mlich in den ( ierinnungsversuchen mit Kalbsinfusionen die Verd\u00fcnnungen oft so stark, da\u00df der Gehalt an festen Stoffen minimal und belanglos wird. Ich will dies mit einem Beispiel erl\u00e4utern. I\u2019m eine Kalbsmageninfusion hinsichtlich der Labwirkung einer Hundemageninfusion gleichwertig zu machen, mu\u00dfte ich sie so. stark mit Salzs\u00e4ure von 0,2 \u00b0/o HCl verd\u00fcnnen, da\u00df ihr Gehalt an festen Stoffen nur 0,033 g im Liter betrug. Die Hundemageninfusion, deren S\u00e4uregrad ebenfalls 0.2\u00b0/\u00a9 HCl war. hatte einen Gehalt von 2,25 g festen Stoffen im Liter. Beide Infusionen koagulierten Milch in dem Verh\u00e4ltnisse 2 : 10 in etwaweniger als 2 Minuten: die Ilundeinfusioii verdaute gut bei der Mettsehen Probe, die Kalbsmageninfusion war dagegen in 25 Stunden vollst\u00e4ndig unwirksam. Es ist ohne weiteres einleuchtend, da\u00df die peptische Unwirksamkeit der letztgenannten Infusion nicht durch st\u00f6rende Einfl\u00fcsse der verschwindend kleinen Mengen von festen Stoffen, welche sie enthielt, sondern durch ihren, infolge der starken Verd\u00fcnnung zu niedrigen Pepsingehalt bedingt war.\nDer Mangel an Parallelit\u00e4t zwischen den beiden Enzymwirkungen in den Hunde- und Kalbsmageninfusionen l\u00e4\u00dft sich also nach meiner Ansicht nicht durch die Annahme einer Hemmung der peptischen Eiwei\u00dfverdauung durch Verunreinigungen in den Kalbsmageninfusionen erkl\u00e4ren. Erinnert man sieh aber, wie au\u00dferordentlich stark man sowohl durch S\u00e4urezusatz wie durch Zusatz von CaCl2 die Labgerinnung durch Hundeinfusionen beschleunigen kann, so gewinnt man wohl unbedingt den Eindruck, da\u00df die hemmenden Stoffe, wenn solche \u00fcberhaupt vorhanden sind, eher auf die milchkoagulierende als auf die eiwei\u00dfverdauende Wirkung der Magen-","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Pepsin- und Chymosinwirkling bei Hund und Kalb. 143\nenzyme einen Einflu\u00df aus\u00fcben. Will man \u00fcberhaupt den Mangel an Parallelit\u00e4t der beiden Enzymwirkungen durch die Gegenwart von verunreinigenden, st\u00f6renden Stollen erkl\u00e4ren, so hat man wohl also die oben besprochene Hypothese umzukehren und die Annahme zu machen, da\u00df in den Schweinscnzyml\u00f6sungen bezw. in den Hundemageninf\u00fcsionen usw. Verunreinigungen Vorkommen, welche in den Kalbsmageninf\u00fcsionen fehlen und welche gerade auf die Lab Wirkung einen hemmenden Einflu\u00df haben.\nNach einer solchen Hypothese w\u00e4re, scheint es mir, der Mangel an Parallelit\u00e4t auch viel leichter mit der unitarischen Ansicht zu vereinbaren.\nMan darf n\u00e4mlich nicht \u00fcbersehen, da\u00df die Versuchsanordnungen hei der Mett sehen Probe einerseits und den Milchgerinnungsproben anderseits nicht miteinander vergleichbar sind. In dem einen Falle, hei der Mettschen Probe, arbeitet man mit ziemlich viel Enzym und verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig hohen S\u00e4uregraden, meistens etwa 0,2% HCl; in dem anderen, hei der Milchgerinnung, arbeitet man des \u00f6fteren mit wenig Enzym im Verh\u00e4ltnis zu dem Substrate und hei neutraler oder h\u00f6chstens schwach saurer Reaktion. Es w\u00e4re nun denkbar, da\u00df etwaige Hemmungsstoffe in den Infusionen bezw. Enzyml\u00f6sungen von Hund, Schwein und einigen anderen Tieren hei h\u00f6heren S\u00e4uregraden unwirksam werden, w\u00e4hrend sie bei neutraler Reaktion eine starke Wirkung entfalten und bei sehr schwach saurer Reaktion noch recht wirksam sind. In dem Falle k\u00f6nnte man (wenn man vorl\u00e4ufig von der Notwendigkeit eines sauren Mediums f\u00fcr die Pepsinwirkung und von der Wirksamkeit des Chymosins auch bei neutraler Reaktion absieht) die beiden chemischen Prozesse von derselben Enzymwirkung herleiten, und die Paracaseinbildung k\u00f6nnte ein erstes Stadium der Pepsinwirkung sein. Der Mangel an Parallelit\u00e4t w\u00fcrde n\u00e4mlich daran liegen, da\u00df dieses erste, in einem sehr schwach sauren Medium verlaufende Stadium der Pepsinwirkung eine Hemmung erfahre durch gewisse Stoffe, welche in dem viel st\u00e4rker sauren Medium bei der Pepsinverdauung nach Mett unwirksam sind.\nUm diese M\u00f6glichkeit experimentell pr\u00fcfen zu k\u00f6nnen,\n10*","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"Olof Hammarsten,\nHi\nwar es notwendig. Vorsuche mit Caseinl\u00f6sungen statt mit Milch auszuf\u00fchren. Die beiden enzymatischen Prozesse, die Paracaseinbildung und die eigentliche Pepsinverdauung, m\u00fcssen n\u00e4mlich in erster Linie an demselben Materiale, dem Casein, studiert werden und sie m\u00fcssen ferner, wenn m\u00f6glich, in einer und derselben L\u00f6sung verfolgt werden k\u00f6nnen.\nArbeitet man mit einer reinen Caseinl\u00f6sung und einer Infusion oder Enzyml\u00f6sung bei einem so niedrigen S\u00e4uregrade, dal) (\u2018ine typische Pepsinverdauung noch m\u00f6glich ist, so mul) allem Anscheine nach auch die Paracaseinbildung in diesem Gemenge verlaufen k\u00f6nnen, und beide Prozesse finden also in demselben Milieu statt. Wenn nun die Paracaseinbildung und die peptische Caseinverdauung nur verschiedene Stadien der Pepsinwirkung sind, so hat man zu erwarten, da\u00df in dem Gemenge etwa vorhandene hemmende Stoffe ihre Wirkung nicht nur auf das eine Stadium, sondern auf beide aus\u00fcben werden. Man k\u00f6nnte also hoffen, mittels einer solchen Versuchsanordnung bei vergleichender Pr\u00fcfung von z. B. einer Kalbs- und Hundemageninfusion den Mangel an Parallelit\u00e4t aufheben zu k\u00f6nnen, in welchem Falle es wohl keinen Grund g\u00e4be, an der M\u00f6glichkeit einer unitarischen Wirkung zu zweifeln. Wenn es sich dagegen zeigen w\u00fcrde, da\u00df in der Probe mil Caseinl\u00f6sung und Kalbsmageninfusion die Paracaseinbildung rascher und die peptische Caseinverdauung langsamer, in der Probe mit Hundemageninfusion umgekehrt die Paracaseinbildung langsamer und die peptische Verdauung rascher verliefe, so w\u00fcrde dies das Vorkommen von zwei verschiedenen Enzymwirkungen wahrscheinlich machen.\nVon diesen Erw\u00e4gungen ausgehend und da es, unabh\u00e4ngig von der strittigen Frage von der Berechtigung der unitarischen bezw. der dualistischen Ansicht, von Interesse war, die Wirkung der Magenenzyme auf Caseinl\u00f6sungen unter verschiedenen Versuchsbedingungen zu studieren, entschlo\u00df ich mich, die Versuche mit Milch gr\u00f6\u00dftenteils zu verlassen und zu Versuchen mit reinen Caseinl\u00f6sungen \u00fcberzugehen. Da\u00df man hierbei der Kontrolle und des Vergleiches halber bisweilen auch die Mett sehe Probe und die Gerinnungsversuche mit Milch be-","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Pepsin- und Chymosinwirkung bei Hund und Kalb. Hf)\nnutzen mu\u00df, liegt in der Natur der Sache: das Hauptgewicht mu\u00dfte jedoch auf die Y ersuche mit Cascinl\u00f6sungen gelegt werden.\nII. Versuche mit Caseinl\u00f6sungen.\nDas Casein habe ich immer selbst bereitet. Es war mit Alkohol und \u00c4ther behandelt worden, enthielt kein Fett und nur Spuren von MineralstofTen. In \\\\ asser l\u00f6ste es sich nach Zusatz von der n\u00f6tigen Menge Alkali leicht und rasch zu einer klaren Fl\u00fcssigkeit, die nur in dicker Schicht eine schwach angedeutete bl\u00e4uliche Opalescenz zeigte. Ks w urde im Exsikkator \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet und vor der Anwendung wurde in einer kleineren Portion das noch r\u00fcckst\u00e4ndige Wasser \u2018lurch Trocknen bei etwa 101\u00b0 C. bestimmt. Seine Menge betrug meistens gegen 2\u00b0/\u00bb. Hei Abw\u00e4gung der gr\u00f6\u00dferen, nur un Exsikkator getrockneten Portion wurde dieser W assergehalt bei iieksichtigt, und die Angaben \u00fcber den Gehalt der Losungen an Casein beziehen sich also auf wasserfreies Casein.\nZu den Yrersuchen wurden teils neutrale und teils saure Caseinl\u00f6sungen verwendet. Die ersteren erhielt ich durch Verreiben des Caseins in Wasser unter Zusatz von meistens 0 ccm 11 \u00bb\u00ab-Lauge auf je 1 g Casein unter weiterer Verd\u00fcnnung, bis in je 100 ccm Fl\u00fcssigkeit 2 g Casein gel\u00f6st waren. Bei Zusatz von 7 ccm \u00ab 10-Lauge reagierten die L\u00f6sungen ein wenig alkalisch und selbst mit 6,5 ccm war noch eine sehr schwach alkalische Beaktion zu beobachten. Die mit \u00f6 ccm bereiteten L\u00f6sungen zeigten wenigstens in gr\u00f6\u00dferer Konzentration eine sl,ur einer sauren Reaktion, von saurem Caseinat herpiihrond. In 2\u00b0 \u201eiger L\u00f6sung konnte jedoch die Reaktion als praktisch neutral betrachtet werden, und diese L\u00f6sungen wurden deshalb auch als neutrale, 2\u00b0/oige Caseinl\u00f6sungen bezeichnet.\nSauer reagierende Caseinl\u00f6sungen stellte ich in verschiedener W\u2019eise dar. Eine Methode bestand in Zusatz von \u00bb/io-HCl zu den neutralen Caseinl\u00f6sungen, bis die L\u00f6sung ziemlich stark opalisierend wurde, der Niederschlag sich aber noch vollst\u00e4ndig wieder l\u00f6ste. Diese L\u00f6sungen enthielten also saures Caseinat. Nach einer zweiten Methode wurde das Casein mit Wasser verrieben unter Zusatz (auf je 1 g Casein) von 2 ccm","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146\nOlof Hammarsten.\neiner L\u00f6sung von Natriumdiphosphat, welche 4\u00b0/o wasserfreies NaJ\u00dcMlj enthielt. Auch in diesen F\u00e4llen wurden 2\u00b0 .dge Caseinl\u00f6sungen bereitet. Das Casein l\u00f6ste sich unter diesen Verh\u00e4ltnissen leicht und rasch zu auf Lackmus stark sauer reagierenden L\u00f6sungen.\nZur Darstellung von sauren Caseinl\u00f6sungen nach einer dritten Methode benutzte ich die obengenannten neutralen L\u00f6sungen, welche mit einer passenden Menge Salzs\u00e4ure von 0,1 \u00b0,o vermischt wurden. Setzt man die Caseinl\u00f6sung vorsichtig zu der S\u00e4ure unter stetigem Umr\u00fchren, so l\u00f6st sich die zuerst auf tretende Caseinf\u00e4llung last sogleich wieder auf, w\u00e4hrend dies viel schlechter oder bei Anwendung von kleinen S\u00e4ure-mengen nicht gelingt, wenn man den umgekehrten Weg einschl\u00e4gt und die S\u00e4ure zu der Caseinl\u00f6sung setzt. In obiger Weise kann man nun leicht saure Caseinl\u00f6sungeh darstellen, welche keine sicher nachweisbare Menge freier Salzs\u00e4ure, sondern anscheinend nur an das Casein gebundene S\u00e4ure enthalten. Setzt man z. 13. 100 ccm einer neutralen, 2\u00b0/oigen Caseinl\u00f6sung zu 70 ccm einer Salzs\u00e4ure von 0,1 \u00b0,o, so erh\u00e4lt man eine nur schwach bl\u00e4ulich opalisierende L\u00f6sung, die auf Lackmus stark sauer reagiert, w\u00e4hrend sie zu den gew\u00f6hnlichen Reagenzien auf freie Salzs\u00e4ure negativ sich verh\u00e4lt. Taucht man ein Kongopapier in die L\u00f6sung ein, so wird es nicht ver\u00e4ndert. Retupft man es mit einem Tropfen der L\u00f6sung, so sieht man eine schwach angedeutete Reaktion als einen schwer sichtbaren, feinen Ring um den Tropfen herum. Diese Reaktion entspricht ungef\u00e4hr derjenigen, welche man unter \u00e4hnlichen Bedingungen mit einer n/4ooo-Salzs\u00e4ure erh\u00e4lt.\nNach Abzug von derjenigen Menge NaOH, welche zur L\u00f6sung des Caseins verbraucht war und welche eine entsprechende Menge der zugesetzten Salzs\u00e4ure bindet, bleiben in den 170 ccm des obigen Gemenges noch 0,0262 g HCl \u00fcbrig, und cs kommen also in diesem Falle auf je 1 g Casein rund 13,1 mg HCl. Man kann aber auch L\u00f6sungen mit noch etwas weniger S\u00e4ure bereiten, n\u00e4mlich mit 0,011 g HCl auf je 1 g Casein. Diese L\u00f6sungen, welche nicht merkbar auf Kongopapier reagieren, sind aber viel st\u00e4rker opalisierend. Sie ent-","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"I ber Pepsin* und Chymosinwirkung bei Hund und Kalb. H7\nhalten allem Anscheine nach gar keine freie Salzs\u00e4ure, was auch durch die Beobachtungen von T. B. Robertson1) \u00fcber die S\u00e4urebindungsf\u00e4higkeit des Caseins wahrscheinlich wird.\nKr ist n\u00e4mlich durch seine Untersuchungen zu dem Resultate gelangt, da\u00df das Salzs\u00e4ure\u00e4quivalent von 1 g Casein gleich ca. 32 x 10 '* Gramm-Molek\u00fclen Salzs\u00e4ure ist. In anderer Weise ausgedr\u00fcckt, bedeutet dies 0,0117 g I1C1 auf je 1 g Casein, also dieselbe Zahl wie oben.\nNun habe ich allerdings Versuche mit allen obengenannten \u2014 \\eischiedenen Arten von Caseinl\u00f6sungen angestellt! die meisten\nsind aber mit sauren, nach der letzterw\u00e4hnten dritten Methode dargestellten Caseinl\u00f6sungen ausgef\u00fchrt worden, ln diesem Aufs\u00e4tze werde ich auch nur ein paar Versuche dieser Art als Beispiele mitteilen, w\u00e4hrend ich in folgenden Aufs\u00e4tzen \u00fcber die \u00fcbrigen Versuche berichten werde.\nDa die Chymosinwirkung schon bei neutraler, aber noch besser bei schwach saurer Reaktion vonstatten geht, ist es olnio weiteres verst\u00e4ndlich, da\u00df sie auch in diesen, schwach sauren L\u00f6sungen m\u00f6glich sein soll. Da\u00df man in ihnen auch eine Pepsinverdauung in gew\u00f6hnlichem Sinne nachweisen kann, werde ich unten zeigen, und ich will deshalb nun zu der Versuchsanordnung \u00fcbergehen.2).\nZur Pr\u00fcfung auf eine etwaige Paracaseinbildung bin ich von dem l\u00e4ngst bekannten, von mir im Jahre 1873 nachgewiesenen,3) verschiedenen Verhalten des Caseins und Paracaseins zu Calciumphosphat ausgegangen. Hat man zwei, gleich konzentrierte, neutrale L\u00f6sungen von Casein- und Paracasein-\nJourn. of phys. Chemistry, Bd. XIII.\n\u201c) Da\u00df eine Pepsinverdauung des Caseins auch bei Abwesenheit Vf,n frei(,r Salzs\u00e4ure m\u00f6glich ist, hat schon J.Sch\u00fctz (Wien. klin. Wochen-s\u00ab tinft. Jahrg. XX, 1907, S. 1361) sehr wahrscheinlich gemacht. Da er aber nicht die Vordauungsprodukte studierte, sondern nur den Acidil\u00e4tszuwaehs als Zeichen und Ma\u00df der Verdauung betrachtet hat. kann man, solange die Identit\u00e4t von Pepsin- und Chymosinwirkung nicht bewiesen ist. nicht dii* M\u00f6glichkeit ausschlie\u00dfen, da\u00df es hei der von ihm gew\u00fchlten Ver-Mii hsanordnung haupts\u00e4chlich um eine Chymosin- und nicht um eine l\u2019i'psinwirkung sich gehandelt hat.\n3) Upsala L\u00e4karef\u00f6renings F\u00fcrhandl., Bd. IX.","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"lis\nOlof Hammarsten,\nalkali, welche dieselbe Menge Na2HP04 enthalten, und setzt ihnen eine verd\u00fcnnte CaCL-L\u00f6sung (ich benutze gew\u00f6hnlich eine L\u00f6sung von 0,25 S)-hinzu, so kann man in der Para-caseitd\u00f6sung eine flockige F\u00e4llung oder bei K\u00f6rpertemperatur ein Gerinnsel, bezw. gr\u00f6\u00dfere Klumpen von Paracaseinkalk erhalten mit derselben Menge CaCL-L\u00f6sung, welche in der Caseinl\u00f6sung nur eine stark wei\u00dfe Opalescenz, aber keine F\u00e4llung in der durchsichtigen Fl\u00fcssigkeit bewirkt.\nDie Versuchsanordnung war dementsprechend folgende. Von der Caseinl\u00f6sung wurden (meistens) 10 ccm mit 1 oder 2 ccm der zu pr\u00fcfenden Enzyml\u00f6sung (nach Vorerw\u00e4rmen beider L\u00f6sungen auf 36 -38\u00b0 C.) gemischt und dieses Gemenge eine bestimmte Anzahl Minuten bei derselben Temperatur erw\u00e4rmt. Darauf wurde im siedenden Wasserbade erhitzt, um das Enzym zu vernichten. Nach dem Abk\u00fchlen auf Zimmertemperatur wurde die n\u00f6tige Menge n,'io-Lauge und Na2HPOt-L\u00f6sung zugesetzt und darauf mit steigenden Mengen CaCI.,-L\u00fcsung gepr\u00fcft. Wenn eine Paracaseinbildung stattgefunden hatte, erhielt ich nun mit einer gewissen Menge CaCI,-L\u00f6sung, gew\u00f6hnlich 5\u20147 ccm, eine mehr oder weniger reichliche F\u00e4llung von dem oben angegebenen Verhalten, w\u00e4hrend die Kontroll-probe mit gekochter Infusion oder \u00fcberhaupt diejenige Probe, in welcher keine Paracaseinbildung stattgefunden hatte, mehr oder weniger stark wei\u00df opalisierend wurde, aber als durchsichtig und frei von irgend einer F\u00e4llung sich erwies.\nAls Ma\u00df der fortschreitenden Enzymwirkung, d. h. der Pepsinverdauung in gew\u00f6hnlichem Sinne, w\u00e4hlte ich den Zeitpunkt, wo eine Abspaltung von Pseudonuclein stattfand. Gegen die Wahl dieses Zeitpunktes wird man wahrscheinlich Einw\u00e4nde erheben, denn die Pepsinverdauung des Caseins und die Ausscheidung des Pseudonucleins ist ein recht komplizierter, mit der Vorsuchsanordnung wechselnder Vorgang, den man leicht in fehlerhafter Weise deuten kann. Aus diesem Grunde mu\u00df ich in einem besonderen Aufsatze meine Untersuchungen \u00fcber die Casein-Pepsinprobe mitteilen und meine Versuchsanordnung ausf\u00fchrlicher motivieren. Hier will ich nur bemerken, da\u00df unter den hier gew\u00e4hlten Versuchsbedingungen die Feststellung de>","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Pepsin- und Chymosinwirkung bei Hund und Kalb. 149\nobigen Zeitpunktes leicht und zur Verfolgung der Pepsinver-dauung gut geeignet ist. Die Ausscheidung eines Niederschlages von Pseudonuclein oder jedenfalls von einem Spaltprodukte, welches reicher an Phosphor als das Gasein und Paracasein ist, findet n\u00e4mlich bei den hier vorkommenden niedrigen S\u00e4uregraden in verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig kurzer Zeit statt, w\u00e4hrend sie hei anderer Versuchsanordnung oft viele Stunden oder sogar Tage erfordert. Hierzu kommt noch, da\u00df man bei meiner Versuchsanordnung die in der Caseinl\u00f6sung' allm\u00e4hlich stattfirtdenden Ver\u00e4nderungen leicht mit dem Auge verfolgen kann, was bei fier \u00fcblichen Versuchsanordnung und bei Gegenwart von selbst sehr kleinen Mengen freier Salzs\u00e4ure nicht m\u00f6glich ist. Wie die Verh\u00e4ltnisse sich gestalten, geht \u00fcbrigens am besten aus den Versuchen selbst hervor, und ich will deshalb ein paar solche als Beispiele anf\u00fchren.\nVersuch 12. Eine neutrale, 2\u00b0/oige Caseinl\u00f6sung wurde mit so viel Salzs\u00e4ure 0,1 \u00b0/o (auf je 100 ccm Caseinl\u00f6sung 'W ccm Salzs\u00e4ure) gemischt, da\u00df auf je 1 g Casein 0,0121 g HCl kamen. Der Gehalt an Casein in diesem Gemenge war rund 1,2 \u00b0/o und der S\u00e4uregrad des Gemenges (wenn man sich die Salzs\u00e4ure als frei und nicht als von dem Casein gebunden vorstellt) war 0,015 \u00b0/o HCl. Die L\u00f6sung, welche auf Lackmus stark sauer reagierte, war ziemlich stark bl\u00e4ulichwei\u00df opalisierend.\nDie Infusionen waren dieselben wie im Versuch 1 (S. 121). Sie waren mit 9 Volumen Wasser verd\u00fcnnt und ihr S\u00e4uregrad war also 0,02 \u00b0/o HCl. Beide Infusionen hatten denselben Gehalt an festen Stof\u00eeen, n\u00e4mlich 0,075\u00b0/o.\na) Zur Pr\u00fcfung auf Paracaseinbildung wurden folgende 4 Proben angeordnet:\n11, (Hund)\t10 ccm f\u2019aseinl\u00f6sung -j- 2 ccm\tHundeinfusion\t(\u00bbMin. bei 37\u00b0 ('..\nK (Kalb)\t10\t\u00bb\t\u00bb\t-j-2\t\u00bb\tKalbsinfusion\t(\u00bb\t\u00bb\t' \u25a0\u00bb\t37\u00b0 *\nU* (Hund)\t10\t\u00bb\t\u00bb\t-|-2\t\u00bb\tHundeinfusion\t15\t\u00bb\t\u00bb\t37\u00b0 \u00bb\n(. Kontrolle) 10\t\u00bb\t\u00bb\t-f-2\t\u00bb\tgekochte Infus.\t15\t\u00bb\t\u00bb\t37w \u00bb\nDie zu der Kontrollprobe benutzte gekochte Infusion war ein Gemenge von gleichen Volumina der beiden Infusionen.\nAlle 4 Proben wurden im siedenden Wasserbade wei\u00df.","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\n\u00dclof Hammarsten,\nNach dom Abk\u00fchlen wurden sie nach Zusatz von je 1,5 ccm 11 lo-Lauge wieder ganz klar. Darauf Zusatz von 0,5 ccm einer L\u00f6sung von i\u00b0/o (wasserfreiem) Na8HP04 zu jeder Probe. Die CaCL-L\u00f6sung enthielt 0,25 \u00b0/o.\nDie Kontrolleprobe < ' gab nach Zusatz von insgesamt 7 n in CaCl2 nur eine opalisierende L\u00f6sung, die bei 37\u00b0 stark opalisierend, aber vollst\u00e4ndig durchsichtig war.\nDie Probe IIj (llundeinfusion 0 Min.) gab mit insgesamt 7 ccm CaCL-L\u00f6sung keine F\u00e4llung. Sie wurde aber st\u00e4rker opalisierend als C. Hei 37\u00b0 wurde sie stark wei\u00df, aber vollkommen durchsichtig ohne F\u00e4llung.\nDie Probe H., (llundeinfusion 15 Min.) wurde fast undurchsichtig (mit einer geringen Menge einer feinen F\u00fcllung) von 0 ccm CaCl.,. Mit 7 ccm eine deutliche ilockige F\u00e4llung. Hei 37\" milchwei\u00df mit ziemlich gro\u00dfen Flocken von Paracaseinkalk.\nDie Probe K (Kalbsinfusion 0 Min.) gab mit 5 ccm CaCl,-L\u00f6sung eine deutliche feine F\u00e4llung, die von \u00f6 ccm vermehrt und von insgesamt 7 ccm reichlich flockig wurde. Bei 37\" ein lockeres Gerinnsel, welches zu einer z\u00e4hen Masse von Paracaseinkalk sich zusammenzog.\nIn der Probe mit Kalbsenzym hatte also in 6 Minuten eine reichliche Paracaseinbildung stattgefunden. In der entsprechenden Probe mit Hundeenzym war dagegen nach 6 Minuten keine solche nachweisbar, wenn auch ein Vergleich mit der Kontrollprobe zeigte, da\u00df das Hundeenzym doch nicht ganz ohne Kinwirkung gewesen war. Selbst nach 15 Minuten war die Paracaseinbildung in der Probe mit Hundeenzym nicht so reichlich wie in der Probe mit Kalbsenzym nach 6 Minuten.\nb) Zur Heobachtung der fortgesetzten Enzymwirkung wurden folgende 2 Proben angeordnet.\n// (Hund) 10 ccm Caseinl\u00f6sung -f- 2 ccm Hundemageninfusion.\nK (Kalb) 10 ccm Caseinl\u00f6sung -f- 2 ccm Kalbsmagen-, infusion.\nNach 8 Minuten war K stark blauwei\u00df, H war bl\u00e4ulich wei\u00df, nicht halb so stark opalescierend wie K.\nNach 20 Minuten war K (in 10 mm dicker Schicht) un-","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Pepsin- und Chymosinwirkung bei Hund und Kalb. 151\ndurchsichtig mit wei\u00dflichem Schimmer, aber ohne sichtbare F\u00fcllung. II war stark wei\u00df opalescierend, aber durchsichtig. In den n\u00e4chsten 20 Minuten trat keine sicher nachweisbare \u00c4nderung ein.\nNach 1 Stunde war K unver\u00e4ndert, aber II hatte sich etwas gekl\u00e4rt und nach 1 Stunde 15 Minuten war diese Probe auffallend viel heller als vorher. AT nicht merkbar ver\u00e4ndert.\nNach 1 Stunde 30 Minuten hatte auch K sich etwas auf-gehcllt, aber II war nun von neuem stark opalescierend, durchsichtig. Diese Opalescenz nahm dann stark zu. so da\u00df II nach 1 Stunde 45 Minuten fast ganz undurchsichtig war (in 10 mm dicker Schicht). K war zu dieser Zeit noch ein wenig heller geworden.\nNach 2 Stunden war K von neuem mehr wei\u00df geworden. Die ganz wei\u00dfe, undurchsichtige Probe II gab bei leisem l/m-sch\u00fctteln eine reichliche grobflockige F\u00e4llung.\nNach 2 Stunden 20 Minuten war K stark wei\u00df und nach ungef\u00e4hr 2 Stunden 30 Minuten gab diese Probe bei leisem Finsch\u00fctteln eine grobflockige F\u00e4llung.\nFm etwas gr\u00f6\u00dfere Mengen dieser F\u00e4llungen zu erhalten, wurden 2 neue Proben //.und K von je 1 g Gasein in der L\u00f6sung mit den entsprechenden Mengen Infusionen bei 37\u00b0 G. behandelt. Auch diese Proben verhielten sich qualitativ wie di<\u2018 kleineren. II gab F\u00e4llung nach gegen 2 Stunden, K nach ungef\u00e4hr 2 Stunden 30 Minuten.\nPhosphorgehalt der F\u00e4llung in // = 1,33 ft/o P,\n\u00bb\t\u00bb\t>\t> K = 1,43 \u00b0/o P.\n. Die grobflockige F\u00e4llung hatte also einen h\u00f6heren Gehalt an Phosphor als sowohl das Casein wie das Paracasein, und inan kann sie demnach als ein pseudonucleinartiges Verdauungsprodukt bezeichnen. Stellen wir des Vergleiches .halber die Zeiten f\u00fcr ^ie Paracaseinbildung und Pseudonuclei naus-scheidung neben einander (wobei ich davon absehe, da\u00df die Daracaseinbildung in der Probe mit Hundeenzym nach 15 Minuten nicht so weit vorgeschritten war wie in der Probe mit Kalbsenzym nach 6 Minuten), so ergibt sich folgendes:","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\n\u00dclof Hammarsten.\nParacaseinbildung Pseudonueleinausscheidung Hundeenzym\t1\") Minuten\t2 Stunden\nKalbsenzym\t0 Minuten\t2 Stunden 30 Minuten.\nKs ist zu bemerken, da\u00df bei der Mettseben Probe die Ilimdemagoninfusion als die pepsinreichere, bei der Milchprube dagegen die Kalbsinfusion als die chvmosinreicliere sich erwies Zu demselben Hesultate f\u00fchrt, wie man ersieht, auch die Probe mit der Caseinl\u00f6sung. Von Interesse war auch das Aussehen der beiden Proben w\u00e4hrend der Verdauung. Erst wurden beide ziemlich rasch stark wei\u00df opalescierend; aber diese Ver\u00e4nderung trat rascher und st\u00e4rker bei Gegenwart von Kalbsenzym auf. Hann kam eine Zeit, wo beide wieder etwas heller wurden, die Probe mit Hundeenzym fr\u00fcher und st\u00e4rker als die andere, und darauf folgte ein zweites Stadium von zunehmender Opales-cenz bis zu vollst\u00e4ndiger Undurchsichtigkeit und Ausscheidung von Pseudonuclein. Dieses zweite Stadium trat fr\u00fcher bei Gegenwart von Hundeenzym auf.\n\u00c4hnliche Hesultate haben auch andere Versuche geliefert, von denen ich hier nur den folgenden als noch ein Beispiel an f\u00fcll re.\nVersuch 13. Die nach Zusammenmischung mit Salzs\u00e4ure von 0,1 \u00b0/o HCl erhaltene saure Caseinl\u00f6sung enthielt 1.21*\u00b0 o Casein. Auf je lg Casein kamen 0,0144 g HCl und der S\u00e4uregrad der Caseinl\u00f6sung (unter derselben Voraussetzung wie in dem vorigen Versuche berechnet) war 0,0174% HCl.\nDie beiden Infusionen, von dem S\u00e4uregrade 0,2 \u00b0/o HCl. wurden erst mit Salzs\u00e4ure von dieser St\u00e4rke derma\u00dfen verd\u00fcnnt, da\u00df sie beide denselben Gehalt an festen Stoffen 0,322% \u2014 hatten. Der Pepsingehalt nach Mett war Hund: Kalb = 10 : 12 und die Labwirkung, mit Milch gepr\u00fcft = 1 :10. Sie wurden nun durch Verd\u00fcnnung mit 9 Volumen Wasser auf den S\u00e4uregrad 0,02% HCl, den Enzymgehalt 1 io und einen Gehalt an festen Stoffen von 0,0322 \u00b0/o gebracht.\na) Zur Pr\u00fcfung auf Paracaseinbildung wurden nach demselben Prinzip wie in dem vorigen Versuche 4 Proben 7/,. A\u00cf //.,, C angeordnet. Der einzige Unterschied bestand darin,","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Pepsin- und Cbymosinwirkung bei Hund und Kalb. 153\n\u00abla\u00df die Proben llx und K 12 Minuten, die Proben Jl, und (' 30 Minuten bei 37.5\u00b0 erw\u00e4rmt wurden.\nDie Probe Jfx (Hundeenzym 12 Min.) gab mit 7 ccm CaCL-L\u00f6sung keine F\u00e4llung, wurde aber bei K\u00f6rpertemperatur st\u00e4rker\nueii> als die Kontrollprobc (' und war also nicht ganz unver\u00e4ndert. Probe K (Kalbsinl\u00fcsion 12 Min.) gab mit 1\u20145 ccm CaCla-L\u00f6sung F\u00e4llung, mit 7 ccm reichliche F\u00e4llung und bei K\u00f6rpertemperatur grobe Paracaseinkalkklumpen. Die Probe 77, Ilundeenzym 30 Min.) gab mit (> ccm CaCl2-L\u00fcsung zweifelhafte F\u00e4llung, mit 7 ccm ziemlich reichliche F\u00e4llung, die bei K\u00f6rpertemperatur etwas mehr grobtlockig in der wei\u00dfen Fl\u00fcssigkeit erschien. Sie war bei weitem nicht so reichlich wie in /v und hallte sich nicht zu gr\u00f6beren Massen zusammen.\nbl Zur Beobachtung der fortgesetzten Enzymwirkung wurden teils kleinere Proben auf je 10 ccm Cascin-1-isung und 2 ccm Infusion und teils zwei gr\u00f6\u00dfere Proben von je 150 ccm saurer Caseinl\u00f6sung und je 30 ccm Infusion, II mit Hunde- und K mit Kalbsmageninfusion, angeordnet.\nDie Probe K war nach 37 Minuten wei\u00df, fast undurchsichtig, II zur selben Zeit nur stark opalescierend. Nacli etwa 1 Stunde, wo K undurchsichtig und 77 stark wei\u00df, aber durchsichtig war, fing die letztere Probe an sich wieder aufzuhellen und sie war nach 1 Stunde 30 Minuten bedeutend heller als fr\u00fcher; K war gleichzeitig nicht sichtbar ver\u00e4ndert. Nach\netwa 2 Stunden war 77 wieder st\u00e4rker opalescierend, K dagegen ein wenig heller. Nach 3 Stunden 30 Minuten war II wei\u00df, vollst\u00e4ndig undurchsichtig und nach 3 Stunden 50\u201455 Minuten fand die Ausscheidung von Pseudonuclein statt. Die l\u2019robe K wurde auch nach und nach immer mehr wei\u00df, und die Ausf\u00fcllung von Pseudonuclein erfolgte in ihr nach 5 Stunden 15 Minuten (ungef\u00e4hr).\nMenge der Pseudonucleinf\u00e4llung in 77 = 52,4\u00b0 o des Caseins, *\t\"\t\u00bb K = 42,10:,\u00bb ,\nPhosphorgehalt der F\u00e4llung in II = 1,30\u00b0P,\n*\t*\t\u00bb \u00c0\u201d == 1,45 \u00b0/o P.\nStellen wir hier wie in dem vorigen Versuche des Yer-","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"01 of Hammarsten.\n151\ngleiches halber die Zeiten f\u00fcr Paracaseinbildung und Pseudo-nucleinausseheidung nebeneinander (wobei icli davon absolu* da\u00df in der Probe mit Hundeenzym die Paracaseinmenge nach \u00dfo Minuten nicht so reichlich wie in der Probe mit Kalbsmageninfusion nach 12 Minuten war), so erhalten wir folgendes Hosultat.\nParacaseinbildung Pseudonucleinausseheiduu\u00ab-Hundeenzym\t30 Minuten\t3 Stunden 55 Minuten\nKalbsenzym\t12 Minuten\t5 Stunden 15 Minuten.\nPie Ver\u00e4nderung in dem Aussehen der beiden Versuchs-ll\u00fcssigkeiten war auch derselben Art wie in dem vorigen Versuche. Sowohl aus den nun als Beispiele mitgeteilten wie aus vielen anderen Versuchen habe ich auch den Eindruck gewonnen, da\u00df hier nebeneinander zwei verschiedene chemische Prozesse verlaufen. Die erste sichtbare Ver\u00e4nderung der Caseinl\u00f6sungcn. welche durch das Auftreten einer zunehmenden Opalcscenz sich kundgibt, tritt fr\u00fcher und rascher bei Gegenwart von Kalbsenzym auf. Nach einiger Zeit holt aber, wenn icli s.\u00bb sagen darf, das Hundeenzym in seinerWirkung das Kalbsenzym (\u2018in, um dann die Wirkung des letzteren zu \u00fcberholen. Dies gilt nat\u00fcrlich jedoch nur in dem Falle, da\u00df, wie in den mit-gcteilteu Versuchen, das Hundeenzym bei der Me tischen Probe kr\u00e4ftiger, bei der Milchprobe dagegen schw\u00e4cher als das Kalbs-enzym wirkt. Man kann \u00fcbrigens diese Unterschiede nur bei passend verd\u00fcnnten Enzytnl\u00f6sungen beobachten. Bei kr\u00e4ftiger Enzymwirkung kann n\u00e4mlich die Spaltung des Gaseins mit Ausscheidung einer reichlichen F\u00e4llung so rasch (in wenigen Minuten) erfolgen, da\u00df man st\u00e4rkere Unterschiede in dem Aussehen der verschiedenen Proben nicht sehen kann.\nDas wesentlichste Besultat der nun als Beispiele mitge-teilten \\ ersuche war also, da\u00df die zwei chemischen Vorg\u00e4nge, die ich als Paracaseinbildung und Pseudonucleinausf\u00e4llung bezeichnet habe, bei Einwirkung von Hunde- und Kalbsenzvm aut dieselbe Gaseinl\u00f6sung nicht diejenige Parallelit\u00e4t zeigen, die inan zu erwarten h\u00e4tte, wenn sie nur zwei verschiedene Stadien desselben enzymatischen Vorganges sind.","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Pepsin- und Chymosinwirkung bei Hund und Kalb. 155\nNun kann man sagen, da\u00df die Indentit\u00e4t des ersten Stadiums mit einer echten Paracaseinbildung nicht exakt b\u00e9wiesen ist, und diese Einwendung ist berechtigt. Ich habe n\u00e4mlich nur die gr\u00f6\u00dfere F\u00e4llbarkeit des Produktes durch GaGl, gezeigt, nicht aber seine Identit\u00e4t mit Paracasein bewiesen, und ich halte es sogar f\u00fcr h\u00f6chst wahrscheinlich, da\u00df dieses Produkt ein schon etwas weiter ver\u00e4ndertes Paracasein ist. Bei Versuchen mit sauren Paracaseinl\u00f6sungen, die nach demselben Prinzipe wie die sauren Gaseinl\u00f6sungen dargestellt waren und welche keine nachweisbare freie Salzs\u00e4ure enthielten, habe ich n\u00e4mlich gesehen, da\u00df eine Paracaseinl\u00f6sung schon in wenigen Minuten von einer Enzyml\u00f6sung weiter ver\u00e4ndert werden kann. F\u00fcr das Hauptresultat ist es aber ziemlich gleichg\u00fcltig, ob das Produkt ein typisches oder ein schon teilweise ver\u00e4ndertes Paracasein ist, und es ist eigentlich nur aus Bequemlichkeitsr\u00fccksichten geschehen, da\u00df ich das erste Stadium als Stadium der Paracaseinbildung bezeichnet habe. Das Wesentliche ist n\u00e4mlich, da\u00df man bei der Einwirkung von Magenenzvin auf eine Caseinl\u00f6sung ein Stadium nachweisen kann, welches dadurch gekennzeichnet ist, da\u00df man nach Zusatz von Alkali-phosphat F\u00e4llung erh\u00e4lt mit einer CaCl2-Menge, welche unter denselben Bedingungen die unver\u00e4nderte Gaseinl\u00f6sung nicht f\u00e4llt. Um von dieser Ver\u00e4nderung des Gaseins in k\u00fcrzerer und bequemerer Weise sprechen zu k\u00f6nnen, habe ich dieses Stadium als Paracaseinbildung bezeichnet.\nEtwas \u00c4hnliches gilt auch hinsichtlich der Pseudonticlein-ausf\u00e4llung. Das Pseudonuelein ist bekanntlich kein K\u00f6rper von konstanter Zusammensetzung und die letztere wechselt sehr mit der Versuchsanordnung. Der Gehalt an Phosphor ist jedoch immer h\u00f6her als in dem Gasein und Paracasein, welche beide denselben Phosphorgehalt von rund 0,K\u00b0/n haben. Da nun das Produkt des zweiten Stadiums immer reicher an Phosphor als das Gasein bezw. Paracasein ist, habe ich mir der Bequemlichkeit und K\u00fcrze halber erlaubt, dieses zweite Stadium das der Pseudonucleinausf\u00e4llung zu nennen.\nWie man nun auch die Dinge benennen will, so bleibt doch das Wesentliche, wie schon oben hervor gehoben, da\u00df","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\nOlof Hammarsten.\nman hei Her liier in Frage kommenden enzymatischen Umsetzung des Caseins zwei verschiedene Stadien unterscheiden kann, von denen das erste fr\u00fcher bei Gegenwart von Kalbsais von llundeenzym, das zweite umgekehrt fr\u00fcher bei Gegenwart von Hunde- als von Kalbsenzym auftrat, wenn ich beide Enzyml\u00f6sungen auf dieselbe Caseinl\u00f6sung einwirken lie\u00df. Heide Prozesse verliefen hier unter ganz denselben Versuchsbedingungen in demselben Milieu und beide waren also in gleich hohem Grade der Wirkung von hemmenden oder st\u00f6renden KinIltissen ausgesetzt. Dieser Mangel an Parallelit\u00e4t scheint mir schwer mit der Annahme zu vereinbaren, da\u00df Pepsin- und Chymosinwirkung eine und dieselbe Enzymwirkung ist.\nIch linde es aber nicht angemessen, auf diese strittige Krage diesmal ausf\u00fchrlicher einzugehen, denn ich will erst meine Untersuchungen nach verschiedenen Richtungen hin etwas weiter f\u00fchren, namentlich mit R\u00fccksicht auf die Natur der unter verschiedenen Verh\u00e4ltnissen entstehenden Spaltungsprodukte. .le mehr ich mit Caseinl\u00f6sungen statt mit Milch gearbeitet habe, um so mehr ist mir n\u00e4mlich die Notwendigkeit sowohl qualitativer Untersuchungen dieser Produkte wie auch quantitativer Restimmungen klar geworden. Um die Wichtigkeit solcher Untersuchungen nur durch ein Beispiel zu beleuchten, will ich folgende Beobachtung anf\u00fchren.\nWenn man eine neutral reagierende L\u00f6sung von Natrium-caseinat in Wasser mit einer neutralisierten Kalbsmageninfusiou bei K\u00f6rpertemperatur behandelt, so wird das Casein bekanntlich in Paracasein von demselben Phosphorgehalte wie das Casein umgesetzt. Wird dagegen dieselbe neutrale Infusion zu einer, nach der obengenannten dritten Methode dargestelltcu sauren Caseinl\u00f6sung, welche keine nachweisbare freie Salzs\u00e4ure enth\u00e4lt, gesetzt, so kann das Casein in wenigen Minuten sich spalten: es findet eine reichliche flockige Ausscheidung statt, es entstehen ganz andere Produkte und der Phosphor verteilt sich auf F\u00e4llung und Fl\u00fcssigkeit. So fand z. B. in einem falle die Spaltung des Caseins in 5 Minuten statt, und ich erhielt aus dem Casein 43,17 \u00b0/o F\u00e4llung mit einem Gehalt\u201c von l,12\u00b0/o Phosphor und 56,83\u00b0/o l\u00f6sliche Produkte mit 0,56v>\u00b0 \u00bb","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Pepsin- und Chymosinwirkung bei Hund und Kalb. 157\nPhosphor. Die l\u00f6slichen Produkte enthalten in solchen F\u00e4llen nur \u00e4u\u00dferst wenig mit S\u00e4ure f\u00e4llbares Eiwei\u00df und bestehen aus prim\u00e4ren und sekund\u00e4ren Albumosen mit etwas sogenanntem echtem Pepton. Wie eine saure Gaseinl\u00f6sung verh\u00e4lt sich unter denselben Versuchsbedingungen \u2014 wenigstens dem Anscheine nach \u2014 eine in derselben Weise bereitete saure Paracaseinl\u00f6sung. Die hierbei entstehenden Produkte habe ich aber noch nicht untersuchen k\u00f6nnen.\nDiese Beobachtungen sind von Interesse, denn sie zeigen, da\u00df das Casein schon in wenigen Minuten eine tiefgreifende Spaltung erleidet. Arbeitet man mit vorerw\u00e4rmten L\u00f6sungen, so kann \u00fcbrigens die Spaltung fast unmittelbar nach dem Zusammenmischen stattfinden. Von besonders gro\u00dfem Interesse ist es aber, da\u00df die enzymatische Umsetzung des Caseins in anderer Weise in einem neutralen wie in einem sauren Medium verl\u00e4uft. Bei neutraler Reaktion, also bei reiner Chymosinwirkung, wird Paracasein gebildet: bei saurer Reaktion tauch bei Abwesenheit von freier Salzs\u00e4ure) entstehen reichlich Albumosen und Peptone.\nWenn man der gang und g\u00e4be-Lehre gem\u00e4\u00df die Unwirksamkeit des Pepsins in einem neutralen Medium als etwas f\u00fcr dieses Enzym Charakteristisches betrachtet, so kann man wohl schwerlich die Paracaseinbildung in einer neutralen Al-kalicaseinatl\u00f6sung als eine Pepsinwirkung auffassen. Dagegen liegt es nahe zur Hand, die in einem sauren Medium verlaufende Spaltung des Caseins unter Albumose- und Peptonbildung immer, also auch bei Abwesenheit von freier S\u00e4ure, als eine Pepsinwirkung zu betrachten. Ich glaube jedoch kaum, da\u00df die Verh\u00e4ltnisse so einfach liegen.\nDie Chymosinwirkung verl\u00e4uft n\u00e4mlich nach aller Erfahrung weder ausschlie\u00dflich noch am besten in einem neutralen Medium. Sie verl\u00e4uft im Gegenteil viel energischer und. rascher hei saurer als bei neutraler Reaktion. Auffallend ist auch die au\u00dferordentliche Geschwindigkeit, mit welcher die Spaltung des Caseins bei der obenerw\u00e4hnten Versuchsanordnung von statten geht. Diese, bisweilen fast augenblickliche Spaltung bei Abwesenheit von freier S\u00e4ure, also unter Verh\u00e4ltnissen,. welche\nIloppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXVIII.\t11","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"Olof Hamniarslen,\n1\u00d4K\nf\u00fcr eine Pepsinverdauung weniger g\u00fcnstig sind, erinnert so sehr an die momentane Gerinnung der Milch, da\u00df man unbedingt den Kindruck einer Labwirkung bekommt.\nIm Laufe meiner Untersuchungen habe ich auch immer mehr den Eindruck gewonnen, da\u00df die Infusionen der Tierm\u00e4gen zwei proteolytische Enzyme1) enthalten, die unter etwas verschiedenen Bedingungen wirken. Das eine w\u00e4re das Chymosin, welches sowohl bei neutraler wie bei schwach saurer Reaktion \u2014 und kr\u00e4ftig auch bei Abwesenheit von freier S\u00e4ure wirkt. Das andere, das Pepsin, welches nicht bei neutraler sondern nur bei saurer Reaktion, und zwar besonders bei Gegenwart von freier S\u00e4ure wirksam ist.\nDa\u00df eine peptische Verdauung auch bei Abwesenheit von freier Salzs\u00e4ure und sogar bei Salzs\u00e4uredefizit (vgl. besonders .1. Sch\u00fctz2)) geschehen kann, ist wohl unzweifelhaft; da\u00df es in diesen F\u00e4llen ausschlie\u00dflich um eine Pepsinwirkung sich handelt, ist aber nach meiner Ansicht nicht bewiesen. Wenn das Chymosin au\u00dfer dem Casein auch andere gel\u00f6ste Eiweifi-stoffe bei Abwesenheit von freier S\u00e4ure spaltet, w\u00e4re es wohl m\u00f6glich, da\u00df es unter den eben genannten Verh\u00e4ltnissen diese seine Wirkung entfaltete. Es k\u00f6nnte sogar m\u00f6glich sein, da\u00df das Chymosin gerade die physiologische Aufgabe h\u00e4tte, die Verdauung im Magen in dem Stadium, wo nur gebundene Salzs\u00e4ure vorhanden ist, zu erleichtern, in welchem Falle das regelm\u00e4\u00dfige Vorkommen des Chymosins in dem Magensafte leicht verst\u00e4ndlich sein w\u00fcrde. Diese M\u00f6glichkeit schien mir jedenfalls als Arbeitshypothese bei dem fortgesetzten Studium der Pepsin- und Chymosinwirkung dienen zu k\u00f6nnen, um so mehr, als gewisse, sonst recht schwerverst\u00e4ndliche Beobachtungen durch die Annahme eines Zusammenwirkens von zwei Enzymen in dem sauren Medium sich leicht erkl\u00e4ren lassen.\n\u2018) Es ist nat\u00fcrlich nicht notwendig, zwei verschiedene Enzyme an-zunehmen; denn die Hypothese von Nencki und Sieber ist auch fur diesen Fall annehmbar.\n2) 1. c. Wiener klin. Wochenschrift, 1(J07, und Bioch. Zeitschrift. Bd. XXII.","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Popsin- und Chymosinwirkung bei Hund und Kalb. 159\nDie vielen Fragen, welche in Ankn\u00fcpfung an diese Hypothese sich aufdr\u00e4ngen, haben meinen Untersuchungen einen viel gr\u00f6\u00dferen Umfang gegeben, als ich von Anfang an beabsichtigt hatte, und es wird deshalb auch wahrscheinlich noch ziemlich lange dauern, bevor ich imstande sein werde, weitere Mitteilungen auf diesem Gebiete zu machen. Unter solchen Umst\u00e4nden habe ich mit der Ver\u00fclTentlichung der oben mitgeteilten Versuche, welche einen mehr vorl\u00e4ufigen und orientierenden Charakter haben, nicht l\u00e4nger z\u00f6gern wollen.","page":159}],"identifier":"lit19030","issued":"1910","language":"de","pages":"119-159","startpages":"119","title":"Vergleichende Untersuchungen \u00fcber Pepsin- und Chymosinwirkung bei Hund und Kalb","type":"Journal Article","volume":"68"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:56:34.585467+00:00"}