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{"created":"2022-01-31T14:05:50.286878+00:00","id":"lit19035","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Oswald, Adolf","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 68: 173-180","fulltext":[{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"Eine einfache Methode zur Darstellung von salzsaurem Glukosamin aus Ovomukoid, zugleich ein Beitrag zur Kenntnis\ndes Ovomukoids.\nVon\nAdolf Oswald.\nf.\\u* \u00ablern agrikultur-chemischen Laboratorium des Eidgen\u00f6ssischen Polytechnikums\nin Z\u00fcrich.)\n(Der Kedaktinn zugegangen am :tl. Juli l'.'in.)\nZur Identifizierung von Glukosamin in Gemischen von Kiwei\u00dfspaltprodukten besitzen wir zurzeit drei Verfahren: die Benzoylierung nach Schotten-Baumann (mit nachfolgender Trennung der Benzoate nach Fr. M\u00fcller1)), die Darstellung der Phenylisocyanatverbindung nach Steudel2) und die Oxydation zu Norisozuckers\u00e4ure nach Neuberg-Wo Iff.3) Das ei>te Verfahren gestattet durch Verseifung der Benzoate zu Glukosamin als solchem zu gelangen, die Regeneration desselben aus der Phenylisocyanatverbindung resp. deren Anhydrid, einem \u00ab-Tetraoxybutyl-Y-phenyl-p-hydroxyimidazol, ist bisher ni< ht durchgef\u00fchrt worden, das dritte Verfahren schlie\u00dft einen direkten Nachweis aus. Das erste und dritte Verfahren haben den Nachteil, da\u00df sie recht schlechte Ausbeuten geben. Seemann1) erhielt aus 34 g Ovomukoid blo\u00df 0,5 g krystallisiertes Benzoat und aus den verseiften Mutterlaugen 0,8 g krystalli-\n*) Fr. M\u00fcller, Beitr\u00e4ge zur Kenntnis des Mucins und einiger damit verbundener Eiwei\u00dfstoffe, Zeitschrift f. Biol., Bd. XLII, S. 4(iH (1901).\na) H. St eu del, Eine neue Methode zum Nachweis von Glukosamin und ilne Anwendung auf die Spaltungsprodukte der Mucine, Diese Zeitschrift, Bd. XXXIV, S. 353 (1901).\n'*) C. Neuberg und H. Wolff, \u00dcber den Nachweis von Chitosamin, her. d. Deutsch, ehern. Ges., Bd. XXXIV, S. 3840 (1901).\n4) J. Seemann, \u00dcber die reduzierenden Substanzen, welche sich aus H\u00fchnereiwei\u00df abspalten lassen, Inaug.-Dissert., Marburg 1898.\nHoppe-Seylcr's Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXVI1I.\n12","page":173},{"file":"p0174.txt","language":"de","ocr_de":"174\nAdolf Oswald,\nHierton Zucker, w\u00e4hrend nach den Titrationswerten 12 g Zucker im gesamten Ausgangsmaterial enthalten waren.1) Aus 100 g krystallisiertem Ovalbumin erhielt Langstein2) knapp soviel Benzoate, um eine Stickstoffbestimmung auszuf\u00fchren und aus den verseiften Mutterlaugen gerade soviel des salzsauren Zuckers, als f\u00fcr eine Kohlenstoff-, Wasserstoff- und Stickstoffbestimmung notwendig war. Nach der Titration waren 10 -11 g Glukosamin darin enthalten. Neuberg und Heymann3) erhielten blo\u00df o,8 g Norisozuckers\u00e4ure aus 20 g Pseudomucin, w\u00e4hrend nach ihren eigenen titrimetrischen Messungen \u00fcber 6 g reduzierender Substanz, auf Traubenzucker bezogen, sich daraus abspalten lie\u00dfen. Mit Hilfe der Phenylisocyanatmethode erh\u00e4lt man kein Keaktionsprodukt in F\u00e4llen, wo die anderen Verfahren noch (*in positives Resultat liefern. Es soll hierauf sp\u00e4ter eingegangen werden.\nHie Besch\u00e4ftigung mit einem bisher nicht untersuchten Mucin, von welchem mir nur eine geringe Menge zur Verf\u00fcgung stand, veranla\u00dfte mich, zu pr\u00fcfen, ob sich nicht eine Methode ausfindig machen lie\u00dfe, welche gestattet, in kleinen Huantit\u00e4ten von Proteinen Glukosamin nachzuweisen. Um das wertvolle Material, um dessentwillen die Bearbeitung dieses Gegenstandes vorgenommen wurde, zu schonen, wandte ich mich vorerst anderen Mucink\u00f6rpern zu. Ich w\u00e4hlte zun\u00e4chst das Ovomukoid, von welchem mir ein Pr\u00e4parat aus der Sammlung des hiesigen Instituts von Prof. Winterstein in entgegenkommender Weise zur Verf\u00fcgung gestellt wurde.\n1 g des Pr\u00e4parates wurde nach dem Vorgehen von Seemann4) eine Stunde mit 40 ccm eines Gemisches von 1 Teil\n\u2018) Im Biochemischen Handlexikon ist angegeben, da\u00df aus 100 g Ovomukoid 20,4 g Aminohexosc gewonnen sind, mit dem Hinweis auf Seemanns Inaug.-Dissert. Diese Angabe ist unrichtig, ich habe sie im Original vergeblich gesucht, vielmehr bestehen die Angaben zu recht, wie sie hier oben im Text angef\u00fchrt sind.\n*) L. Langstein, Die Kohlenhydratgruppe des krystallisiertcn Ovalbumins, Diese Zeitschrift. Hd. XXXI, S. 49 (1900).\n) C. Neuberg und F. Heymann, Zur Kenntnis des Pseudu-mucins. Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. II, S. 201 (1902).\n4 loc. cit.","page":174},{"file":"p0175.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Darstellung von salzsaurem Glukosamin.\t175\nk\u00e4uflicher konzentrierter Salzs\u00e4ure und 9 Teilen Wasser unter lUickflu\u00dfk\u00fchlung auf dem Wasserbade erhitzt. Die von einem dunklen Schlamm abfiltrierte braune Fl\u00fcssigkeit wurde nach folgendem Prinzipe verarbeitet.\nW'interstein1) hatte aus einem durch Spaltung mit konzentrierter Salzs\u00e4ure erhaltenen Zersetzungsgemische von Pilzcellulose salzsaures Glukosamin dadurch erhalten, da\u00df er die durch Huminsubstanzen schwarz gef\u00e4rbte Fl\u00fcssigkeit gegen Wasser dialysierte und das Dialysat einengte. Daraus kry-stallisierte ohne weiteres der salzsaure Aminozucker. Auf einen Hinweis von Prof. WTinterstein auf dieses Verfahren dialy-siorte ich das Spaltungsgemisch nach vorherigem Einengen auf dom W\u2019asserbade gegen destilliertes Wasser. Es l\u00e4\u00dft sicli das in sehr einfacher Wreise durchf\u00fchren, indem man ein quadratf\u00f6rmig zugeschnittenes Pergamentpapier trichterf\u00f6rmig zusammenfaltet, mit der L\u00f6sung beschickt und auf einen mit Wrasser gef\u00fcllten Filtrierstutzen stellt.\nDas 24st\u00fcndige Dialysat wurde auf dem W7asserbade bis zur Sirupkonsistenz eingeengt und sich selbst \u00fcberlassen. Nach dem Abk\u00fchlen schieden sich harte Krystalle aus von dem typi-M-hen Aussehen des salzsauren Glukosamins. Sie wurden ab-filtnert und mit starkem Weingeist, in dem sie sich nicht l\u00f6sten, farblos gewaschen. Die Ausbeute betrug 0,2 g, also nicht viel weniger, als sich nach den Titrationswerten erwarten lie\u00df (0,3 g). Die Menge reichte aus, um eine Stickstoffprobe (nach Lassai gne) und eine Reduktion nach Fehling anzustellen und \u2022kn Chlorgehalt zu bestimmen. Alle drei Reaktionen fielen positiv aus, au\u00dferdem stimmte, wie erw\u00e4hnt, die Krvstallform tiir salzsaures Glukosamin. Zuerst waren die von Fr. M\u00fcller*) beschriebenen rhomboedrischen Platten erhalten worden, beim Fmkrystallisieren aus W7asser unter Zusatz von Weingeist er-Falt ich auch die von Ledderhose3) und Fr. M\u00fcller be-\nb E. Win ter stein, Zur Kenntnis der in den Membranen der h!ze enthaltenen Bestandteile (II. Mitteilung), Diese Zeitschrift, Bd. XXI, >. 134 (1894).\nb loc. cit.\n1 G. Ledderhose, \u00dcber Glykosamin, Diese Zeitschrift, Bd. IV \u2022\" 139 H880).\n12*","page":175},{"file":"p0176.txt","language":"de","ocr_de":"176\nAdolf Oswald.\nschriebenen typischen Hexagondodekaeder und zwar beide von letzterem abgebildete Formen.\nDie Krystalle schmeckten s\u00fc\u00df mit bitterem Nachgeschmack und verbrannten auf dem Platinblech unter starker Bl\u00e4hung und ohne Hinterlassung von Asche.\nDa die Mutterlauge der Krystalle starke Biuretreaktion zeigte \u2014 sch\u00f6n granatrote F\u00e4rbung \u2014 und da hiermit erwiesen war, da\u00df die Gegenwart von Peptonen (und wohl auch Albumosen) das Auskrvstallisieren des salzsauren Glukosamins nicht verhinderte, so versuchte ich, das Verfahren dadurch zu vereinfachen, da\u00df ich das Dialysieren weglie\u00df und das Zersetzungsgemisch direkt einengte.\nZu dem Behufe wurden 0,75 g des gleichen Ovomukoid-pr\u00e4parates in gleicher Weise zersetzt. Die vom ungel\u00f6sten braunen R\u00fcckstand abfiltrierte L\u00f6sung wurde ohne weiteres auf dem Wasserbade bei gelinder W\u00e4rme eingeengt. Nach passender Kinengung schieden sich schon in der W\u00e4rme, mein noch aber beim Abk\u00fchlen wieder die Krystalle aus. Die Roh ausbeute, welche ein ziemlich farbloses Pr\u00e4parat darstellte, betrug 0,11 g. S\u00e4mtliche oben erw\u00e4hnten Proben auf salzsaures Glukosamin fielen positiv aus.\nZur weiteren Sicherstellung des Resultates und um gen\u00fcgend Material f\u00fcr quantitative Analysen zu erhalten, nahm ich eine Darstellung aus einem anderen Ovomukoidpr\u00e4parat vor. Ich ging von 24 Eiern aus und verfuhr nach der Vorschrift von C. Th. M\u00f6rner,1) indem ich die verd\u00fcnnte Eierklarlosung in der Hitze unter Essigs\u00e4urezusatz koagulierte und das von dem Koagulat getrennte Filtrat einengte und mit starkem Alkohol versetzte. Der wei\u00dfe Niederschlag (6 g) wurde ab-dann in oben geschilderter Weise mit 3\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure gespalten und auf Glukosamin verarbeitet. Aus dem Pr\u00e4parat erhielt ich in mehrfachen Fraktionen insgesamt 1,6 g salzsaures Glukosamin (Rohprodukt). Beim einmaligen Umkrystallisieren aus W asser, dem etwas verd\u00fcnnte Salzs\u00e4ure zugesetzt wurde, und Alkohol waren die Krystalle schneewei\u00df.\n\u2018) <\u2019.. Th. M\u00f6rner, \u00dcber eine im H\u00fchnereiwei\u00df in reichlicher Men_<-vorkommende Mucinsubslanz, Diese Zeitschrift, Bd. XVIII, S. 525 (ls:\u00bbm","page":176},{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"\u00ee'ber Darstellung von salzsaurem Glukosamin.\t177\nEine Chlorbestimmung ergab 16,49 \u00b0/o CI. Berechnet f\u00fcr i:,HuO.NCl 16,43 \u00b0/o.\n0,1056 g Substanz ergaben 0,0711 g AgCl = 0,01752 g CI.\nEine Stickstoffbestimmung ergab 6,37 f\\o N. Berechnet\n6,50 \u00b0, o N.\n0,1961 g Substanz ergaben 0,012496 g N.\nDie Krystalle reduzierten Fehlingsche L\u00f6sung und zeigten die weiter oben erw\u00e4hnten Formen.\nUm sicher zu sein, da\u00df das Glukosamin dem Ovomukoid entstammte und nicht etwa, was allerdings wenig wahrscheinlich war, von vornherein dem Ovomukoid beigemengt war, indem es im H\u00fchnerei schon vorgebildet vork\u00e4me und von jenem bei der F\u00e4llung mitgerissen worden w\u00e4re, stellte icli mir ein weiteres Ovomukoidpr\u00e4parat aus 25 Eiern dar, das ich vor der Spaltung der Dialyse gegen Wasser aussetzte. Leim Einengen der Dialysate auf dem Wasserbade stellte sich heraus, da\u00df sie reduzierende Eigenschaften hatten, und zwar reduzierten sie Fehlingsche L\u00f6sung langsam in der K\u00e4lte, \u00abgleich aber in der W\u00e4rme. Ich konnte ein Osazon darstellen, das bei einmaligem Umkrystallisieren bei 205\u00b0 schmolz. Aus dem eingeengten Filtrate der Ovomukoiddarstellung gewann ich ein Osazon vom Schmelzpunkt 215\u00b0. Der aus dem eingeengten Dialysat des Ovomukoids resultierende Sirup schied auf Zusatz weniger Tropfen starker Salzs\u00e4ure beim l\u00e4ngeren Stehen keine Glukosaminkrystalle aus. Es d\u00fcrfte sich somit um hei der Ausf\u00e4llung des Ovomukoids von diesem mitgerissenen Traubenzucker handeln, von welchem, \u00e4lteren Angaben zu-f -lge,1) geringe Mengen im Eierklar Vorkommen. Die Menge des dem Ovomukoid anhaftenden Zuckers war \u00fcberdies nur >ehr gering.\nDas in Wasser gel\u00f6ste Ovomukoid wurde nun gegen W asser so lange dialysiert, als noch reduzierende Substanz in h<\u2018 Dialysate \u00fcberging. Das danach von dem beigemengten Kohlenhydrat getrennte Ovomukoid wurde alsdann der Spaltung mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure unterworfen, und ergab bei gleicher Behandlung, wie oben, krystallisiertes salzsaures Glukosamin.\n\\) Vgl. Neumeister, Lehrbuch der physiol. Chemie, 2. A\u00fcfl., S. 591.","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"178\nAdolf Oswald.\nDamit war erwiesen, da\u00df das Glukosamin bei der Spaltung aus dem Ovornukoid hervorgegangen war.\nEs ergibt sich sonach aus dem Mitgeteilten, da\u00df aus dem durch einst\u00fcndiges Erw\u00e4rmen mit ca. 3\u00b0 oi\u00aee.. Salzs\u00e4ure erhaltenen Spaltungsgemisch des Ovo-mukoids durch einfaches Einengen auf dem Wasserbade salzsaures Glukosamin in krystallisierter Form sich gewinnen l\u00e4\u00dft.\nDiese Methode hat neben der gro\u00dfen Einfachheit den Vorteil, da\u00df sie gestattet, mit sehr geringen Mengen Ausgangsmaterial auszukommen, da in schon weniger als einem Gramm der Nachweis des Glukosamins gelingt. Sie hat den weiteren Vorteil, da\u00df sie die \u00fcbrigen Eiwei\u00dfspaltprodukte unber\u00fchrt l\u00e4\u00dft und ihre Untersuchung ohne weiteres gestattet.\nEs interessierte mich in der Tat, zu erfahren, welche anderen Produkte der Eiwei\u00dfspaltung neben dem Aminozucker zugegen waren. Diese Frage ist nicht ohne Bedeutung f\u00fcr unsere Auffassung von der Natur der Mucine.\nZu diesem Zwecke wurden die Mutterlaugen der verschiedenen Darstellungen vereinigt, mit Wasser verd\u00fcnnt und mit Phosphorwolframs\u00e4ure gef\u00e4llt. Der gut ausgewaschene Niederschlag sowie das Filtrat wurden in der \u00fcblichen Weise mit Baryt von der \u00fcbersch\u00fcssigen Phosphorwolframs\u00e4ure befreit. Das Filtrat hinterlie\u00df beim Eindunsten auf dem Wasserbade nur eine ganz geringe Menge eines hellgelben Sirups, und da dieser auf Phosphm-wolframs\u00e4urezusatz noch eine F\u00e4llung gab, wurde er abermals mit dem Reagens versetzt. Der alsdann von phosphorwolframs\u00e4uref\u00e4llbaren Bestandteilen freie Sirup, dessen Menge nur \u00e4u\u00dferst gering war, gab keine Millonsche Reaktion und lie\u00df nach wochenlangem Stehen weder Tyrosin- noch Leucinkrystalle ausfallen. Auf andere Aminos\u00e4uren wurde der geringen Meng.* wegen nicht untersucht. Der Sirup gab eine au\u00dferordentlich starke Moli sch sehe Reaktion und eine minimale Biuretreaktion\nDer phosphorwolframs\u00e4uref\u00e4llbare Anteil gab sehr stark.* Biuretreaktion und zwar eine purpurrote, wie sie bei Gegenwai t von Peptonen ausf\u00e4llt. Mit ges\u00e4ttigter Ammonsulfatl\u00f6sung vei-selzt, gab die neutralisierte L\u00f6sung eine F\u00e4llung. Die st\u00e4rk-t\u00bb*","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Darstellung von salzsaurem Glukosamin.\n179\nF\u00e4llung trat ein bei Ganzs\u00e4ttigung, schw\u00e4cher war sie bei2 .(-S\u00e4ttigung und noch schw\u00e4cher bei F *-S\u00e4ttigung. Es waren somit Proto-und Deuteroalbumosen sowie Peptone zugegen. Au\u00dferdem ist zu ber\u00fccksichtigen, da\u00df ein Teil des Eiwei\u00dfes als unl\u00f6slicher K\u00f6rper von vornherein zur\u00fcckblieb. Es resultiert hieraus, da\u00df au\u00dfer dem Glukosamin nur h\u00f6here Spaltprodukte des Eiwei\u00dfes vorhanden waren, d. h. es wird das Glukosamin schon abgetrennt, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen Aminok\u00f6rper noch in h\u00f6herem Verb\u00e4nde bleiben. Das Glukosamin scheint sonach in lockerer Bindung im Molek\u00fcl enthalten zu sein als die \u00fcbrigen Aminok\u00f6rper. Diese Tatsache d\u00fcrfte nicht ungeeignet sein, die alte Auflassung von der glukosidischen Natur der Mucine, die in neuerer Zeit von mancher Seite verlassen wird, zu st\u00fctzen. Bevor diese Frage weiter diskutiert werden kann, m\u00fcssen selbstverst\u00e4ndlich auch andere Mucine untersucht werden.\nZu erw\u00e4hnen ist noch, da\u00df die Albumoscn und Peptone keine Molisch-Udranszkysche Reaktion gaben, somit s\u00e4mtliches Glukosamin abgespalten worden war.\nDie Gewinnung von salzsaurem Glukosamin nach dem hier geschilderten Verfahren ist mir auch aus anderen Mucinen gegl\u00fcckt. Hier\u00fcber soll in einer anderen Mitteilung die Rede sein.\nZum Schl\u00fcsse sei mir gestattet, auf einen Punkt einzugehen. SteudeP) hat mit Hille seines Phenylisocyanatverfahrens aus dem durch Kochen mit 3\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure erhaltenen Spaltungsgemisch des Ovomukoids keine Phenylureidoglukose bekommen, und da auf Zusatz von Glukosamin zu dem Spaltgemisch ein solches Derivat bezw. sein Anhydrid, das a-Tetra-oxybutyl-f-phenyl-p-hydroxyimidazol, leicht zu gewinnen war, schlo\u00df er daraus, da\u00df bei der erw\u00e4hnten Spaltungsart kein Glukosamin aus dem Ovomukoid entsteht. Da nun aber bei Zerlegung des Mukoids mit konzentrierter Salzs\u00e4ure das gesuchte Produkt sich linden lie\u00df, nimmt er an, da\u00df bei der Spaltung mit verd\u00fcnnter S\u00e4ure zun\u00e4chst eine polymere Form des Glukosamins abgespalten werde, welche dann bei weiterer Hydrolyse in Glukosamin zerfalle. Meine oben geschilderten Erfahrungen sprechen nicht in diesem Sinne, sondern deuten\n) b>c. dt.","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"1*0 Adolf Oswald. \u00dcber Darstellung von salzsaurem Glukosamin.\ndarauf hin, dal) schon die Spaltung mit verd\u00fcnnter S\u00e4ure den Aminozucker als solchen losl\u00f6st.\n(legen diese Schlu\u00dffolgerung l\u00e4\u00dft sich jedoch ein Einwand erheben. Es k\u00f6nnte in der Tat durch das lange Einenden der verd\u00fcnnten salzsauren L\u00f6sung auf dem Wasserbad, wobei die Konzentration an Salzs\u00e4ure allm\u00e4hlich zunimmt und schlie\u00dflich ziemlich erheblich wird, doch eine Spaltung eines urspr\u00fcnglich polymeren Produktes im Sinne Steudels stattlinden. Gegen eine solche Annahme sprechen allerdings die Dialysierversuche mit dem nur wenig oder gar nicht eingeengten Spaltgemische, welche dargetan haben, da\u00df die Dialy-sate ohne weiteres reduzierten. Um jedoch diesem Einwand voll zu entgehen, machte ich folgenden Versuch. Ich spaltete * g Ovomukoid mit 3\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure in gleicher Weise wie fr\u00fcher und versetzte danach die abgek\u00fchlte L\u00f6sung so lange mit Bleicarbonat in Substanz, bis sich keine Kohlens\u00e4ure mehr entwickelte. Von dem Bleichlorid filtrierte ich ab, f\u00e4llte aus dem Filtrat das gel\u00f6ste Blei mit Schwefelwasserstoff und engte die so erhaltene hellgelbe, nur schwach sauer reagierende L\u00f6sung auf dem Wasserbad bei gelinder W\u00e4rme bis zum d\u00fcnnfl\u00fcssigen Sirup ein. Alsdann lie\u00df ich abk\u00fchlen, setzte 2 Tropfen konzentrierte Salzs\u00e4ure hinzu und lie\u00df bei Zimmertemperatur im Vakuum \u00fcber Schwefels\u00e4ure stehen. Nach einigen Stunden schieden sich Glukosaminkrystalle aus. Somit wrar erwiesen, da\u00df Glukosamin als solches und nicht ein polymeres Produkt desselben bei der Spaltung mit verd\u00fcnnter S\u00e4ure aus dem Ovomukoid abgespalten wird.","page":180}],"identifier":"lit19035","issued":"1910","language":"de","pages":"173-180","startpages":"173","title":"Eine einfache Methode zur Darstellung von salzsaurem Glukosamin aus Ovomukoid, zugleich ein Beitrag zur Kenntnis des Ovomukoids","type":"Journal Article","volume":"68"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:05:50.286883+00:00"}