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{"created":"2022-01-31T14:06:12.543175+00:00","id":"lit19036","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Rohde, Erwin","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 68: 181-235","fulltext":[{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"Stoffwechseluntersuchungen am \u00fcberlebenden Warmblfltorherzon.\nI. Mitteilung.\nZur Physiologie des Herzstoffwechsels.\nVon\nDr. Erwin Rohde, Assistent des Instituts.\nMit sieben Abbildungen im Text.\n(Aus dem pharmakologischen Institut der Universit\u00e4t Heidelberg.)\n(Der Redaktion zugegangen am 3. August 1910.)\nO\nEs besteht f\u00fcr viele Fragen der Physiologie, wie auch der experimentellen Pharmakologie und Pathologie das Bed\u00fcrfnis, die Vorg\u00e4nge des OrganstofTwechsels und seiner Ver\u00e4nderungen messend zu verfolgen. Die Untersuchung des Gesamtstoffwechsels ist in ihren Grundlinien abgeschlossen und die Bilanz der Energie Wanderungen unter den verschiedensten Bedingungen genau bekannt ; wenn man aber auch die Anfangsund Endglieder der Kette des physiologischen Geschehens kennt, ihre Mittelglieder, der sogenannte Organstoffwechsel, sind der experimentellen Forschung bisher nur wenig zug\u00e4nglich: eine quantitative Messung von Teilprozessen des Gesamtstoffwechsels ist bis heute nur selten versucht worden.\nF\u00fcr die Ausbildung einer solchen Methode erschien das \u00fcberlebende Warmbl\u00fcterherz ganz besonders geeignet. Denn seine bei der Durchstr\u00f6mung mit N\u00e4hrl\u00f6sungen die Isolierung stundenlang \u00fcberdauernde T\u00e4tigkeit gibt einen objektiven Ma\u00dfstab, inwieweit wir in dem Untersuchungsobjekt noch normale Lebens- und damit Stoffwechselfunktionen erwarten d\u00fcrfen.\nMethodik.\nIn dieser Mitteilung soll ein Apparat beschrieben werden, (ler die Leistung des \u00fcberlebenden Herzens durch l\u00e4ngere Zeit-r\u00e4ame zu messen, gleichzeitig aber auch die einzelnen Faktoren 'fines Stoffwechsels \u2014 Sauerstoffverbrauch, Kohlens\u00e4urebildung","page":181},{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"182\nErwin Rohde.\nund Verbrauch zugesetzter N\u00e4hrstoffe \u2014 zu bestimmen gestattet.\nDie im folgenden mitgeteilten Versuche zur Physiologie und Pharmakologie des Herzens verlangten die gleichzeitige Messung der Leistung des Organes und seines Stoffwechsels: doch k\u00f6nnen der \u00ab Leistungsmesser > und der Apparat zur Stoff-wechseluntersuchung am isolierten Herzen auch getrennt zur Anwendung kommen.\nLeistungsmesBung.\nSeitdem C. Ludwig1} wohl als erster das vollst\u00e4ndig aus dem Kreislauf herausgeschnittene Warmbl\u00fcterherz von der Carotis eines anderen lebenden Tieres aus k\u00fcnstlich durchblutet hat. ist diese Methodik bekanntlich durch die von Langenei or ff-} eingef\u00fchrte Durchstr\u00f6mung der Coronargef\u00e4\u00dfe mit de-libriniertem Blut oder k\u00fcnstlichen N\u00e4hrl\u00f6sungen von der Aorta aus Allgemeingut der Physiologie geworden und hat speziell f\u00fcr pharmakologische Zwecke vielfach Anwendung gefunden Bei dem Verfahren Langendorffs schl\u00e4gt das Herz mit leeren Herzh\u00f6hlen; das Pulsvolumen wird nicht gemessen, sondern nur die Exkursionen des \u2018Herzens mittels eines an der Herzspitze befestigten H\u00e4kchens aufgeschrieben.\nEine Messung der Herzarbeit wird also mit dieser Methode nicht bezweckt und kann auch nicht erreicht werden, weil durch den Bau des Herzens als Hohlorgan nur die Ver\u00e4nderung dos Herzinhaltes nach Druck und Volumen ein Bild von der geleisteten Arbeit geben k\u00f6nnen. Deshalb gaben Gott lieb und Magnus3) der Herzkammer des k\u00fcnstlich durch seine Coronar-gef\u00e4\u00dfe durchbluteten Herzens einen Inhalt, indem sie einen an einer Glasr\u00f6hre befestigten Gummiballon einf\u00fchrten und ihn unter Druck mit Luft f\u00fcllten; die Volum- und Druckschwan-kungen wurden graphisch registriert. Diese Vorrichtung erlaubte einen Vergleich der von einer Herzkammer vor und nach der Einwirkung eines Agens ausgeworfenen Pulsvolumina des kirnst-\n'> Wild, Zeitschrift f. ration. Med., 1K4(*. Bd. V.\n*i Langendorff, Pfl\u00fcgers Archiv, 1895. Bd. LXI.\n') Gottlieb u. Magnus. Arch. f. exp. Path. u. Pharm.. Bd. LI. 190.1","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"Stoffwechseluntersuchungen am \u00fcberlebenden Warmbl\u00fcterherzen. I. 183\nliehen Inhalts, also damit f\u00fcr kurze Versuche auch der Herzarbeit.\nVon einem Leistungsmesser aber, der f\u00fcr Stoffwechseluntersuchungen brauchbar sein soll, mu\u00df zun\u00e4chst verlangt werden, da\u00df er stundenlang die vom Herzen geleistete Arbeit automatisch zu sammeln gestattet; weiterhin m\u00fcssen die Einrichtungen m\u00f6glichst den physiologischen Verh\u00e4ltnissen angepa\u00dft sein, vor allem durfte in der Diastole kein wesentlicher Druck auf dem Herzen lasten. Ich erreichte diesen Zweck durch eine weitere Fortbildung der Gummiballonmethode ; um die Ver-dr\u00e4ngung des Inhalts messen zu k\u00f6nnen, mu\u00dfte aber an Stelle der komprimierbaren Luft das unkomprimierbare Wasser als Inhalt des Ballons treten.\nF\u00fcr die Konstruktion eines solchen Arbeitssammlers ergibt sich nun aus der Definition der Arbeit als Gewicht mal Weg, da\u00df man entweder dasselbe Gewicht\nin zunehmende H\u00f6he (Fick scher Arbeitssammler) oder aber die einzelnen Gewichte auf\ndieselbe H\u00f6he heben las-\n%\nsen kann. Diese letztere Form lie\u00df sich hier anwenden. Und so gelangte ich zu einer dem Warmbl\u00fcterherzen angepa\u00dften Modifikation des Kronecker-Wil-1 i a m s sehen Froschherzapparates, wie sie\nFi g. 1.\nLeistungsmesser.\naus der beistehenden\nAbbildung (Fig. 1) erhellt. Nur lie\u00dfen sich am Warmbl\u00fcterherzen die Herzh\u00f6hlen nicht selbst benutzen;1) statt dessen\n*) Versuche, die ich in dieser Richtung anstellte, sind an dem Versagen der Atrio-Ventrikularklappen einstweilen gescheitert; bei schwachen Kontraktionen des Ventrikels schlie\u00dfen sie nicht fest aufeinander.","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"18*\nErwin Rohde,\nwerden die Ver\u00e4nderungen des Inhalts des in die linke Kammer eingef\u00fchrten Gummiballons gemessen.\nGeschreibung des Leistungsmessers.\nWie bei der von Gottlieb und Magnus beschriebenen Methode wird eine Kan\u00fcle, die vorne einen kleinen Gummiballon tr\u00e4gt, durch das linke Herzohr und den Vorhof hindurch in den linken Ventrikel eingef\u00fchrt; um zu verhindern, dali die ( Minting der Kan\u00fcle verlegt werde, liegt eine Platin\u00f6se davor. Der Gummiballon besteht aus zwei luftdicht \u00fcbereinanderge-legten Gummifingerlingen; sie ragen etwa 2,5 cm \u00fcber die \u00d6ffnung der Kan\u00fcle hinaus und fassen ca. 5 ccm Wasser.\nDie Einf\u00fchrung der Kan\u00fcle erfolgt in kollabiertem Zustande durch das linke Herzohr (vgl. S. 203).\nGallon und Kan\u00fcle werden mit Wasser gef\u00fcllt und mit einer sich bald gabelnden R\u00f6hre verbunden; der eine Schenkel f\u00fchrt zu einem kleinen Wasserreservoir, das durch Wasserzuflu\u00df stets bis zum Rand gef\u00fcllt bleibt, der andere zur Ausflu\u00df\u00f6ffnung. ln beiden R\u00f6hren liegen Schlitzventile, und zwar in solcher Anordnung, da\u00df das Wasser nur vom Reservoir zur Ausflu\u00df\u00f6ffnung flie\u00dfen kann. Alle R\u00f6hren sind mit Wasser gef\u00fcllt. Die Ausflu\u00df\u00f6ffnung steht mit dem Wasserreservoir auf gleicher H\u00f6he oder dar\u00fcber. Das Reservoir stand in den Versuchen meist ca. 35 cm \u00fcber dem Herzen und f\u00fcllte den Gummiballon prall mit Wasser, soda\u00df er sich den Herzw\u00e4nden gleichm\u00e4\u00dfig anlegte.\nKontrahiert sich nun das Herz, so pre\u00dft es den Inhalt des R\u00e2lions aus und treibt die entsprechende Wassermenge aus der Ausflu\u00df\u00f6ffnung, da w\u00e4hrend der Kontraktion das Ventil zum Reservoir geschlossen bleibt. In der Diastole \u00f6ffnet sich nun dieses Ventil und die dem Pulsvolumen entsprechende Menge Wasser str\u00f6mt aus dem Reservoir in den Gummiballon und f\u00fcllt ihn wieder. Gei der n\u00e4chsten Systole wiederholt sich das Spiel; die aus der Ausflu\u00df\u00f6ffnung abflie\u00dfende Wassermenge wird gemessen und stellt die Summe der einzelnen Pulsvolumina dar.\nDa\u00df man wie am Williamschen Apparat noch einen","page":184},{"file":"p0185.txt","language":"de","ocr_de":"Stoffwechseluntersuchungen am \u00fcberlebenden Warmbl\u00fcterherzen: I 185\nrelativ hohen Widerstand, der durch Reihung des \\\\ assers an den R\u00f6hrenw\u00e4nden entsteht, mit in Rechnung ziehen mu\u00df. ist leider schlecht zu vermeiden, man kann ihn aber durch m\u00f6glichst weite R\u00f6hren (0,7 cm) so erniedrigen, da\u00df er keinen allzu hohen Retrag ausmacht. F\u00fcr genaue Versuche kann man eine Messung des durch den Reibungswiderstand erh\u00f6hten Druckes an seitlich angebrachten Manometern vornehmen. Besonders der Widerstand des Ventiles ist m\u00f6glichst klein zu machen; die \u00d6ffnung der Schlitze war 2 cm lang und 0,2 cm breit: sie waren \u00fcberspannt mit Goldschl\u00e4gerhaut. Fin in der N\u00e4he des Herzens angebrachtes Hg-Manometer zeigte bei den einzelnen Systolen nur mehr Schwankungen von 2\u20143 mm.1) Aber nicht nur der Widerstand des \u00absystolischen\u00bb Ventils spielt eine gro\u00dfe Rolle, auch das \u00abdiastolische\u00bb, vom Reservoir her, kann Fehlerquellen verursachen; ist es zu schmal oder die Bespannung zu fest, so flie\u00dft in der Diastole weniger \\\\ asser in den Ballon zur\u00fcck, als in der Systole ausgetrieben worden ist.\nUm den Druck zu erh\u00f6hen, gegen den das Herz seine Kontraktionen ausf\u00fchrt, braucht man nur ein Quecksilberventil in die Ausflu\u00dfrohre einzuschalten; durch Einstellung dieses Ventils kann der Systole des Herzens ein beliebiger Widerstand entgegengesetzt werden.\nDie Benutzung des Quecksilberventils zur Erzeugung eines h\u00f6heren systolischen Druckes hat vor der Verl\u00e4ngerung des Ausflu\u00dfrohres nach oben oder der Verengerung der Strombahn durch eine Klemme den Vorteil, da\u00df der Druck genau dosierbar bleibt und nicht durch unbekannte Reibungswiderst\u00fcnde vergr\u00f6\u00dfert wird.\nIn der Diastole steht das Herz also unter dem Druck d.s Wasserreservoirs; der Druck, den es in der Systole zu \u00fcberwinden hat, wird durch das Quecksilberventil eingestellt.\n\u2018j Leider sind die sp\u00e4ter mitzuteilenden Versuche nicht alle mit demselben Reibungswiderstand des R\u00f6hrensysterns ausgef\u00fchrt worden: bis Versuch 83 waren die Widerst\u00e4nde zweifellos zu gro\u00df; denn als die \\ erbreiterung der R\u00f6hren und Ventile auf die obengenannten Werte vor-g* noinmen wurde, erfolgte eine betr\u00e4chtlich gr\u00f6\u00dfere F\u00f6rderung.","page":185},{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"180\nErwin Rohde,\nIm Gegensatz zu der Gottlieb-Magnusschen Methode ist es also m\u00f6glich, das Herz mit geringer diastolischer Spannung gegen einen hohen systolischen Druck anarbeiten zu lassen.\nAn einem Seitenrohr ist au\u00dferdem noch ein kleiner Mareyscher Tambour angebracht, dessen Exkursionen bei den einzelnen Systolen graphisch registriert werden k\u00f6nnen und somit ein ganz gutes Bild der einzelnen Pulse geben.\nZur Kritik der Fehlerquellen dieses Leistungsmessers sei folgendes angef\u00fchrt. Man mu\u00df sich von vornherein* dar\u00fcber klar sein, da\u00df diese Methode niemals die gesamte vom linken Herzen geleistete Arbeit zur Messung bringen kann. Der Ballon wird sich niemals vollkommen den W\u00e4nden des Ventrikels anlegen und so wird stets ein Teil der Kontraktionsenergie des Herzmuskels unausgenutzt bleiben. Die Methode mi\u00dft also nur einen mehr oder weniger gro\u00dfen Bruchteil der tats\u00e4chlich geleisteten Herzarbeit. Die Voraussetzung f\u00fcr die Brauchbarkeit der Methode besteht darin, da\u00df dieser Bruchteil sich w\u00e4hrend der Versuche nicht \u00e4ndert, d. h. da\u00df sich der Ballon w\u00e4hrend den Kontraktionen nicht verschiebt und da\u00df sich seine Anlagerung an den Ventrikelw\u00e4nden nicht ver\u00e4ndert. Da\u00df eine solche Verschiebung entweder nicht vorkommt oder nur in so geringem Ma\u00dfe, da\u00df sie f\u00fcr den mechanischen Effekt nicht in Betracht kommt, daf\u00fcr sprechen meine zahlreichen Beobachtungen, nach denen die Herzen bei gleichem systolischen Druck \u00fcber einige Stunden fast genau die gleichen Pulsgr\u00f6\u00dfen lieferten, bei Erh\u00f6hung des Druckes dann kleinere Pulsvolumina aufwiesen, aber nach dem Zur\u00fcck-kehren zum Anfangsdruck genau dieselben Werte lieferten wie vor der Druckerh\u00f6hung. Daraus darf man schlie\u00dfen, da\u00df sich der Ballon in gelungenen Versuchen nicht verschiebt, also stets derselbe Bruchteil der vom Herzen wirklich geleisteten Arbeit zur Messung kommt.\nEine weitere Voraussetzung f\u00fcr die Annahme, da\u00df man in dem Pulsvolumen einen konstanten Bruchteil der wirklichen Herzarbeit vor sich habe, ist die, da\u00df die Kan\u00fcle nicht zu tief in den Ventrikel eingef\u00fchrt ist und dadurch die Muskulatur an der vollst\u00e4ndigen Zusammenziehung hindert. Das Resultat","page":186},{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"Stuffwcchseluntersuchungen am \u00fcberlebenden Warmbl\u00fcterherzen. 1.\t187\nm\u00fc\u00dfte sein, da\u00df das Pulsvolumen nicht \u00fcber ein gewisses Ma\u00df ansteigen kann. Ob diese mechanischen Verh\u00e4ltnisse richtige sind, erkennt man gleich im Anfang des Experimentes daran, da\u00df bei einzelnen kr\u00e4ftigen Pulsen ein weit gr\u00f6\u00dferes Pulsvolumen gef\u00f6rdert wird als im Durchschnitt sp\u00e4ter. Nat\u00fcrlich darf umgekehrt auch der Ballon nicht in den Vorhof zur\u00fcckschl\u00fcpfen.\nUm hier schon einen Begriff von der F\u00f6rderungsgr\u00f6\u00dfe eines solchen \u00fcberlebenden Herzens zu geben, so sei erw\u00e4hnt, da\u00df die durchschnittliche Stundenf\u00f6rderung gegen einen Druck von 35 cm Wasser 12000 ccm betrug: das Maximum war 17310 ccm.\nVerwendung des Leistungsmessers zu Stoffwechseluntersuchungen.\nWenn auch die beschriebene Anordnung somit keine absoluten Werte der llerzleistung zu messen erlaubt, so sind es \u2022loch zweifellos ann\u00e4hernd \u00e4quivalente. Die beschriebene Anordnung kam bei den im folgenden mitgeteilten Versuchen bei gleichzeitigen Untersuchungen des Stoffwechsels zur Anwendung : sie kann aber auch zu einer Analyse der Druck- und Volumverh\u00e4ltnisse am arbeitenden Warmbl\u00fcterherzen dienen.\nDie Prinzipien einer solchen Analyse seien hier kurz angef\u00fchrt: dabei werde ich mich im wesentlichen den Ausf\u00fchrungen 0. Franks1) anschlie\u00dfen, dem wir die Kl\u00e4rung der ungemein komplizierten Zusammenh\u00e4nge zwischen Frequenz-, Volum- und Druckverh\u00e4ltnissen des Kaltbl\u00fcterherzens verdanken. .\nUnter Anlehnung an Ficks myographische Untersuchungen unterscheidet Frank am Herzen isometrische und isotonische Zuckungen als diejenigen Formen, zwischen denen alle, \u00fcbrigen M\u00f6glichkeiten eingeschlossen liegen m\u00fcssen; dies gilt auch f\u00fcr die \u00dcberlastungszuckung, die man am ehesten in Analogie mit den im K\u00f6rperkreislauf herrschenden Verh\u00e4ltnissen setzen darf.\n1. Isotonische Zuckungen: Der Theorie nach eine Zuckung, l ei der sich von einem festgelegten Anfangsdruck an nur das\nV' 0. Frank. Zeitschr. f. Biologie, Bd. XXXII, XXXVII, XLI.","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"188\nErwin Rohde,\nVolumen, nicht aber der Druck \u00e4ndern kann. Dieser Forderung l\u00e4\u00dft sich exakt gen\u00fcgen durch Benutzung eines weichen Marey-schen Tambours, der direkt an die Herzkan\u00fcle angebracht sein m\u00fc\u00dfte. Will man dagegen stundenlange Untersuchungen vornehmen und dabei die w\u00e4hrend der Systole geleistete Arbeit sammeln, so wird man ohne zu gro\u00dfe Fehler die oben beschriebene Ventileinrichtung benutzen k\u00f6nnen.\nMan stellt zu diesem Zwecke Reservoir und Ausflu\u00df\u00f6fTnung auf dieselbe H\u00f6he und mi\u00dft die Ausflu\u00dfmenge, Das Herz f\u00e4ngt also schon mit der Spannung an sich zu kontrahieren, die es w\u00e4hrend der Kontraktion beibeh\u00e4lt. Nat\u00fcrlich ist die Isotonie dann nur noch eine ann\u00e4hernde; denn durch die zunehmende Reibung des Wassers in der Ausflu\u00dfr\u00f6hre w\u00e4hrend der Systole mu\u00df auch der Widerstand, also die Spannung zunehmen (Auxotonie). Au\u00dferdem ist zu bedenken, da\u00df bei der gro\u00dfen Frequenz des normal schlagenden Herzens der Anfangsdnn k nie ganz der Reservoirh\u00f6he entsprechen wird, da die F\u00fcllung in der kurzen Diastole nur eine ann\u00e4hernd vollst\u00e4ndige sein kann und also bei Beginn der n\u00e4chsten Systole noch kein v\u00f6lliger Druckausgleich eingetreten ist. In Wahrheit haben wir es daher hier mit einer auxotonischen Cberlastungszuckung zu tun, wobei aber die \u00dcberlastung und der Druckzuvvaclis so klein als m\u00f6glich gemacht sind.\nDiese isotonische resp. auxotonische Zuckungsform ist cs. die bei meinen Stoflwechseluntersuchungen Verwendung fand.\n2. Die isometrische Zuckungsform. Der Forderung des gleichen Volumens ist leicht nachzukommen, wenn man als F\u00fcllung des Ballons Wasser benutzt und mittels eines Tonometers die Druckschwankungen registriert. Der Vorteil de-Wassers vor der Luft als F\u00fcllung des Gummiballons liegt in der Unkomprimierbarkeit des Wassers; Gottlieb und Magnus erhielten in ihren Versuchen wegen der Luftf\u00fcllung nur bei hohem Drucke isometrische Kurven. Da man hier aber auch bei niedrigem Druck isometrische Kontraktionen erhalten kann, so bedeutet das eine gr\u00f6\u00dfere Schonung der Herzmuskulatur und gibt die M\u00f6glichkeit in die Hand, isotonische und isometrische Zuckungsformen am selben Herzen zu studieren.","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"Muffwechseluntersuchungen am \u00fcberlebenden Warmbl\u00fcterherzen. I. 189\n3. Die nat\u00fcrliche Zuckung (\u00dcberlastungszuckung). Diese Kontraktionsform, die das Herz im Kreislauf tats\u00e4chlich aus-liihrt, l\u00e4\u00dft sich an dem Apparate leicht hervorrufen : Man braucht nur bei niedrigem Stand des Reservoirs die Ausflu\u00dfrohre in das ouecksilberventil zu senken, so erfolgt nun die Systole gegen einen beliebigen \u00dcberdruck. Die einzelne systolische Kontraktion durchl\u00e4uft dann von niedriger Anfangsspannung ausgehend zuerst eine isometrische Kurve, bis der Druck erreicht ist, unter dem sich das Ventil zum Ausflu\u00dfrohr hin \u00f6ffnet; von da an ist die Kontraktion isotonisch bis zur H\u00f6he der Verk\u00fcrzung. Als bleibende \u00e4u\u00dfere Arbeit der einzelnen Kontraktionen darf man ann\u00e4hernd das Produkt aus Pulsvolumen und einge-\u00bb haltetem \u00dcberdruck betrachten.\nWelche der beschriebenen Kontraktionsformen des Herzens kann nunbei Stoffwechseluntersuchungen am Herzen in eine m\u00f6glichst einfache Proportion zum \\i beitsumsatz gesetzt werden?1)\nBevor wir dieser Frage n\u00e4her treten, sei kurz auf die Zusammenh\u00e4nge zwischen Kontraktionsform und Energiewand-imig hingewiesen, wie wir sie vom quergestreiften Muskel her kennen:2) 1. Bei der isometrischen Zuckung geht die ganze ii ei werdende chemische Energie in W\u00e4rme \u00fcber, da ja keinerlei\n\u2019) Wenn ich hier an der Hand von theoretischen Erw\u00e4gungen eine Darstellung der komplizierten Beziehungen zwischen den mechanischen /u-tands\u00e4nderungen des Herzens, soweit sie dieser Apparat zu messen \u2022 rlaubt. und den thermodynamischen Erscheinungen versuche, bevor ich \u00bb ne ersch\u00f6pfende experimentelle Analyse vorgenommen habe, so geschieht las aus heuristischen Gr\u00fcnden; nur eine m\u00f6glichst exakte begriffliche Ti.-nnung aller bisher bekannten Beziehungen kann zu einem klaren Kin-i ii k in diese verwickelten Verh\u00e4ltnisse f\u00fchren.\nEine Bestimmung der Arbeitsgr\u00f6\u00dfe, die das Herz am Gummi-i't\u00fcnn leistet, zu der die genaue Kenntnis aller Fehler des Apparates '\u2022Schleuderung\u00bb usw.) und des ganzen Druckablaufes w\u00e4hrend der Konditionen geh\u00f6rt, ist hier noch nicht geplant, sondern ausschlie\u00dflich 1 * Benutzung einer Kontraktionsform des Herzens, bei D r die F\u00f6rderungswerte f\u00fcr Stoffwechselfragen verwendet \u25a0'\u2022'erden k\u00f6nnen.\n*) Vgl. besonders 0. Frank, Thermodynamik d. Muskels. Ergehn.\nI hysiol, Bd. Ill, 2, S. 348 f.\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol! Chemie. LXVIII.\n13","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"190\nErwin Rohde.\n\u00e4u\u00dfere Arbeit geleistet wird. Bei der isotonischen Zuckung dagegen wird in der ersten Phase \u2014 in der Systole \u2014 ein Teil der chemischen Energie in \u00e4u\u00dfere mechanische Arbeit um-gesetzt, aber w\u00e4hrend der Diastole in Form von W\u00e4rme dem Muskel zur\u00fcckerstattet, da in dieser Zeit die Arbeit wieder vollst\u00e4ndig vernichtet wird ; dabei w\u00e4chst im Bereich der nahezu maximalen Reize Zuckungsh\u00f6he und W\u00e4rmebildung proportional.1) Bei der -nat\u00fcrlichen\u00bb Zuckung (\u00dfberlastungszuckung endlich bildet sich w\u00e4hrend der isometrischen Phase zwar nur W\u00e4rme, w\u00e4hrend der isotonischen aber auch \u00e4u\u00dfere Arbeit es besteht also ein sehr kompliziertes Abh\u00e4ngigkeitsverh\u00e4ltnis\nWenn ich im folgenden diese Verh\u00e4ltnisse vom quer-getreiften Muskel ohne weiteres auf den Herzmuskel \u00dcbertrag, so bin ich mir des Hypothetischen dieses Vorgehens dabei bewu\u00dft. Vielleicht wird es mir. in Zukunft noch m\u00f6glich sein, diese Annahme experimentell zu st\u00fctzen.\nUntersuchen wir f\u00fcr die oben gegebene Fragestellung zun\u00e4chst die nat\u00fcrliche Form der Herzkontraktion gegen einen \u00dcberdruck von ca. 80 mm Hg, so geben die erhaltenen Pulsvolumina zwar einen ann\u00e4hernd richtigen Ausdruck f\u00fcr die bleibende \u00e4u\u00dfere Arbeit w\u00e4hrend des isotonischen Teiles der Kontraktion, aber sie stehen in keinem Verh\u00e4ltnis zu der Summe dei f\u00fcr die (lesamtkontraktion freigewordenen chemischen Energie denn f\u00fcr den ersten Teil der Kontraktion, den isometrischen, ist ebenfalls eine gewisse, unbekannte Menge chemischer Energie als W\u00e4rme frei geworden. Nehmen wir nun z. B. an, die Kraft des Herzens habe nachgelassen, so da\u00df es zwar noch die isometrische Kontraktion ausf\u00fchren kann, aber gegen den systolischen \u00dcberdruck keinen Puls mehr zu liefern vermag, .\u00ab\u00ab\u00bb w\u00e4re die an dem Pulsvolumen gemessene Arbeit gleich Null, und trotzdem w\u00fcrde eine eventuell erhebliche Menge chemischer Energie frei f\u00fcr die isometrische Zuckung. Bei der Verwendung der \u00dcberlastungszuckung w\u00fcrden die erhaltenen Zahlen sonnt nur zu einem unbekannten Bruchteil der gesamten Energic-\nM Vgl. St\u00f6rring. Arch. f. Physiol., 1805, S. 508, und v. Fr\u00bb-y Handbuch der Physiologie von W. Nagel. Bd. IV, S. 487.","page":190},{"file":"p0191.txt","language":"de","ocr_de":"srnfTwechseluntersuchungen am \u00fcberlebenden Warmbl\u00fcterherzen. 1.\t191\nWandlung in Relation stehen, aber keine Proportion mit ihrer Nimme aufweisen.\nDer oben gestellten Forcierung kann meines Erachtens dagegen theoretisch nur die rein isotonische Zuckung des Herzens bei m\u00f6glichst geringer Anfangs-spannung gen\u00fcgen. Denn im Gegensatz zur \u00abnat\u00fcrlichen* Zuckung wird auch die geringste Kontraktion des Muskels ein Pulsvolumen liefern. Man wird annehmen d\u00fcrfen, da\u00df, wie heim quergestreiften Muskel, so auch hier Zuckungsh\u00f6he und W\u00e4rmebildung in Proportion zueinander stehen; Schwankungen der Zuckungsh\u00f6he m\u00fcssen daher in der Norm von proportionalen Schwankungen des Arbeitsumsatzes begleitet sein. Da der Herzmuskel nicht erm\u00fcdet, so werden wir weiterhin erwarten d\u00fcrfen, da\u00df das Verh\u00e4ltnis von chemischer Energiewandlung und Zuckungsgr\u00f6\u00dfe, der Wirkungsgrad der Muskelmaschine, gleich bleibt.\nDieser theoretischen Forderung l\u00e4\u00dft sich aber praktisch nicht v\u00f6llig gen\u00fcgen, wenn es sich, wie bei StofTwechselunter-\u00ab\u00fcchungen, um die Sammlung der bei gleichem Druck georderten Pulsvolumina handelt; denn durch Einschaltung von Ventilen f\u00fchrt man Widerst\u00e4nde ein, die aus der isotonischen Zuckung, wie oben ausgef\u00fchrt, eine auxotonische machen; die \u00ab inzelne Zuckung findet also gegen steigenden Widerstand statt. Aber auch f\u00fcr auxotonische Zuckungen gilt der Satz, da\u00df die geringste Kontraktion schon ein Pulsvolumen schafft, nur fehlt die strenge Proportion zwischen Pulsvolumen und Arbeitsumsatz; der Arbeitsumsatz wird schneller steigen m\u00fcssen als \u00ablas Pulsvolumen. Wie gro\u00df diese Proportionsverschiebung aber i t. wird f\u00fcr die einzelne Anordnung nur das Experiment lehren kennen. Dies gilt sowohl f\u00fcr meine Untersuchungen mit verbreiterten Ventilen (Vers. 84\u201496), als auch f\u00fcr die mit zu engen Ventilen ausgef\u00fchrten (Vers. 64\u201483).\nWas ich also in Proportion setzen zu k\u00f6nnen glaube, t der Arbeitsumsatz und das Pulsvolumen der einzelnen Herzkontraktionen bei gleichbleibendem Druck. Doch liegen d e Verh\u00e4ltnisse f\u00fcr die Gesamtenergiewandlung und den Arbeits-\u2022 tekt leider weit komplizierter:\n13*","page":191},{"file":"p0192.txt","language":"de","ocr_de":"102\nErwin Rohde,\n1.\tDer Arbeitsef\u00efekt ist die Summe aller w\u00e4hrend der Systolen geleisteten Arbeit in der Zeiteinheit und somit von der Frequenz in hohem Grade abh\u00e4ngig. Nun ist aber bei mittlerer Pulszahl der Arbeitseffekt der g\u00fcnstigste: nicht nur bei fallender nimmt er ab, sondern auch bei steigender, weil die diastolische F\u00fcllung immer ungen\u00fcgender wird (Frank1!). Fs kann auch am \u00fcberlebenden Herzen soweit kommen, dali bei hoher Frequenz der Arbeitseffekt geringer ist als vorher. Somit ist ein Vergleich zweier Leistungsreihen nur m\u00f6glich, wenn die Pulsfrequenz gleich gro\u00df geblieben ist.\n2.\tDie Gesamtenergiewandlung des Herzens besteht neben dem Arbeitsumsatz auch noch aus dem Grundumsatz des ruhenden Muskels. Daher k\u00f6nnte der Arbeitseffekt zum erschlossenen Kalorienverbrauch nur in direkter Proportion stehen, wenn der Grundumsatz sich stets parallel dem Arbeitsumsatz ver\u00e4nderte. Da wir diese Annahme nicht machen d\u00fcrfen, so werden wir auch keine Proportion erwarten k\u00f6nnen. Da wir anderseits aber wohl ein Recht haben, keine gro\u00dfen Schwankungen des Grundumsatzes in der Norm anzunehmen, so wird man doch wohl gleichsinnige \u00c4nderungen des Arbeitseffektes und des Kalorienverbrauches erwarten d\u00fcrfen. Regeln wird man allerdings hier nur aus der experimentellen Erfahrung aufstellen k\u00f6nnen.\nSollen also die Bedingungen f\u00fcr meinen Apparat pr\u00e4zisiert werden, unter denen ein Vergleich der erhaltenen F\u00f6rderungswerte mit der gleichzeitig gewonnenen chemischen Fnergiewandlung erlaubt ist, so kann man folgendes sagen: das Herz mu\u00df unter auxotonischen \u2014 am besten unter m\u00f6glichst angen\u00e4hert isotonischen \u2014 Verh\u00e4ltnissen arbeiten, die F\u00f6rderungsgr\u00f6\u00dfen d\u00fcrfen nur um ein geringes voneinander ditfe-rieren (10\u201420\u00b0/o) und die Pulsfrequenz darf nicht um wesentliche Werte sich \u00e4ndern. Sind diese Bedingungen erf\u00fcllt, so w ird man normalerweise erwarten d\u00fcrfen, da\u00df Schwankungen der einen Reihe gleichsinnige \u00c4nderungen der anderen zur\n') 0. Frank. Zeitschr. f. Biol., Bd. XLI.","page":192},{"file":"p0193.txt","language":"de","ocr_de":"Stoffwechseluntersuchungen am \u00fcberlebenden Warmbl\u00fcterherzen. I. 193\nFolge haben werden. Treten also unter Einwirkung eines Agens \u00c4nderungen des Energiewechsels ein ohne gleichsinnige \u00c4nderungen der F\u00f6rderungsgr\u00f6\u00dfe, so wird man an eine prim\u00e4re Stoffwechselwirkung denken d\u00fcrfen.\nDer Respirationsapparat.\nEs existieren bisher weder f\u00fcr das Herz noch f\u00fcr andere Organe Apparate, die es erlauben, ihren Gesamtstoffwechsel, sei es im K\u00f6rper selbst \u2014 was nat\u00fcrlich die idealste Forderung w\u00e4re \u2014, sei es im \u00fcberlebenden Zustand, zu bestimmen. Speziell f\u00fcr das Herz hat man bisher nur entweder den Gaswechsel (Barcroft und Dixon1)) oder den Verbrauch an Traubenzucker (Joh. M\u00fcller,2) Locke und Rosenheim3)) zu bestimmen gesucht.\nDie \u00e4ltesten derartigen Experimente stammen von Yeo,4) der am Froschherzen mit dem Spektroskop die Zeit feststellte, die eine im Vorhof eingeschlossene H\u00e4moglobinl\u00f6sung braucht, um reduziert zu werden; die Reduktion im arbeitenden Herzen fand er auf diese Weise 6 mal so schnell vor sich gehend als im ruhenden.\nBarcroft und Dixon5) arbeiteten an Herzen, welche nach der Methode von He y mans und Kochmann von einem andern Tier aus durchblutet wurden. Proben des Blutes wurden entnommen und auf Kohlens\u00e4ure und Sauerstoff analysiert und die Werte auf die gemessene Menge des Durchflusses berechnet.\nSo wertvolle Resultate diese Untersuchungen auch gezeitigt haben, \u00fcber den Gesamtstoffwechsel k\u00f6nnen sie schon deswegen keine Auskunft geben, weil die Methode nie'Kohlens\u00e4ure und Sauerstoff w\u00e4hrend l\u00e4ngerer Zeitperioden vollst\u00e4ndig zu bestimmen erlaubt. Denn es ist nur m\u00f6glich, Stichproben zu machen, welche zwar die Richtung der Ver\u00e4nderung er-\nV1 Barcroft und Dixon, Journal of physiol., Bd. XXXV, S. 182.\n\\i Johannes M\u00fcller, Zeitschr. f. allgem. Physiol., Bd. Ill, S. 282.\n! Locke und Rosenheim, Journal of physiol., Bd. XXXVI. S. 208.\n4> Yeo, Journal of physiol., Bd. VI. S. 93.\n') Hcymans u. Kochmann, Arch. Pharm, et de Th\u00e9rapie, Bd. XIII, s 3V9. 1904.\t\u2019\t-, \u2022","page":193},{"file":"p0194.txt","language":"de","ocr_de":"194\nErwin Rohde,\nkennen lassen, aber keine sicheren quantitativen Aufschl\u00fcsse geben k\u00f6nnen; denn die Kohlens\u00e4ureausscheidung geht, wie die Autoren selbst angeben, nicht unmittelbar der Sauerstoll -nufnahme parallel. So darf man sich nicht wundern, wenn besonders zu Zeiten eines sich ver\u00e4ndernden Stoffwechsels die Ausrechnung des respiratorischen Quotienten ganz unm\u00f6gliche Werte ergibt. Da bei den geringen Blutmengen sich auch eine direkte Analyse der N\u00e4hrstoffe im Blut, etwa die des Zucker.', verbietet, so lassen sich aus diesen Untersuchungen \u00fcber die Natur der verbrannten Nahrungsstoffe keine sicheren Schl\u00fcsse ziehen.\nDen Zuckerstoffwechsel des Herzens an der Gr\u00f6\u00dfe de> verbrannten Zuckers zu messen, beabsichtigten die unabh\u00e4ngig von einander gemachten Experimente von Locke und Rosen-heim und von Johannes M\u00fcller. Beide durchstr\u00f6mten mit Lockescher L\u00f6sung; Johannes M\u00fcller mit einem modih-zierten Langendorffschen Apparat, Locke mit einer automatisch funktionierenden Zirkulationseinrichtung. Bei beiden ergab sich ein ganz unzweifelhafter Verbrauch von Zucker und zwar war er am stillstehenden Herzen geringer als am arbeitenden.\nLocke und Rosenheim bedienten sich folgender Einrichtung Von einem Reservoir Hiebt die N\u00e4hrl\u00f6sung (Lockesche L\u00f6sung) dur* i: eine YViirmschlange in die Herzkan\u00fcle und passiert genau wie in \u00abi.-alten Langendorffschen Anordnung die Coronararterien; das Hei;: steckt in einer luftdicht geschlossenen Glastube, an die sich nach unten eine R\u00fchre anschlie\u00dft, die zweimal rechtwinklig gebogen wieder nach oben ins Reservoir zur\u00fcckf\u00fchrt. Die vom Herzen abtropfende Fl\u00fcssigkeit f\u00e4llt also in diese gebogene R\u00f6hre und w\u00fcrde sich schlie\u00dflich soweit ar-sammeln, da\u00df sie in der r\u00fcckleitenden R\u00f6hre in die H\u00f6he des Reserve.i* zu stehen k\u00e4me; diese Stagnation wird aber verhindert durch die sinnreiche Benutzung eines Sauerstoffstromes, der in diese R\u00fcckflu\u00dfr\u00f6hre \\<\u00bbn unten durch eine kleine Spitze eingeblasen wird. Durch passende Weite des Rohres wird es so bewirkt, da\u00df der Sauerstoffstrom die N\u00e4hrl\u00f6sun. hinauf in das Reservoir zur\u00fccktreiht.\nIn eigenen Versuchen, die ich nach der Methode von Locke und Rosenheim vor Ausbildung meiner eigenen Methodik unternahm, war die Gr\u00f6\u00dfe des Zuckerstoffwechsels von Katzenherzen eine \u00fcberraschend gleichm\u00e4\u00dfige: in Versuch'm","page":194},{"file":"p0195.txt","language":"de","ocr_de":"Stoffwochseiuntersuchungen am \u00fcberlebenden Warmbl\u00fcterherzen. J. 195\nvon 2\u20148 Stunden Dauer erwies sich der Stundenverbrauch zwischen 17\u201425 mg Glykose schwankend. Die Kohlens\u00e4urewerte, die ich nach der Pettenkoferschen Methode erhielt, stimmten jedoch nie genau mit dem Zuckerverbrauch \u00fcberein, sondern waren meist etwas h\u00f6her.\nDie auffallende Gleichm\u00e4\u00dfigkeit der Zuckerverbrennung legte den Gedanken nahe, ob nicht die Eigenart der Methodik diese Resultate bedingen k\u00f6nnte.\nEin in die Augen springender Mi\u00dfstand1) des Lock eschen Apparates ist der geringe Druck, unter dem die N\u00e4hrfl\u00fcssigkeit in die Coronararterie einflie\u00dft; dieser ist abh\u00e4ngig von der St\u00e4rke des Sauerstoffstroms, dessen St\u00e4rke aber nicht wesentlich gesteigert werden kann, ohne zu \u00fcberm\u00e4\u00dfiger Schaum-bildung Anla\u00df zu geben.\nInfolgedessen ist der Durchflu\u00df und damit das Sauerstoffangebot f\u00fcr das Herz zu gering. Dieser Punkt scheint mir den wesentlichsten Fehler des Lockeschen Apparates zu bezeichnen.\nMit der Kenntnis der Durchflu\u00dfgr\u00f6\u00dfe l\u00e4\u00dft sich ja leicht die Menge Sauerstoff berechnen, die dem Herzen f\u00fcr setoe Zer-><tzungsprozesse im Maximum zur Verf\u00fcgung steht. Und zwar gestaltet sich die Rechnung sehr einfach so : Die Beobachtung lehrte, da\u00df die Durchflu\u00dfmenge ca. 600\u20141000 ccm Ringer-l \u00bbsung pro Stunde betrug. Da der Sauerstoff-Absorptionskoeffizient f\u00fcr Plasma bei 37\u00b0 und 760 mm Hg = 0,023 ist, so k\u00f6nnen wir also erwarten, da\u00df in den in einer Stunde durchs Herz geflossenen 600\u20141000 ccm N\u00e4hrl\u00f6sung nur 13,8 bis 23 ccm Sauerstoff (= 11,3-19,0 ccm bei 0\u00b0 und '760 mm Hgi absorbiert sind. In der Annahme, das Herz h\u00e4tte allen diesen Sauerstoff verbraucht, k\u00f6nnen wir die Menge Zucker berechnen, die mit dieser Sauerstoffmenge zu Kohlens\u00e4ure und Wasser zersetzt werden konnte; sie betr\u00fcgt 15,3 bis -5 mg.\nDiese Berechnung zeigt in \u00fcberraschender Weise, da\u00df\n') F\u00fcr Lock es Untersuchungen gen\u00fcgte, diese Anordnung \u00fcbrigens \u2022\"likommen; nur die von mir gestellte Forderung m\u00f6glichst maximaler b' henst\u00e4tigkeit lie\u00df sich damit nicht erf\u00fcllen.","page":195},{"file":"p0196.txt","language":"de","ocr_de":"196\nErwin Rohde,\nes an diesem Faktor sehr wahrscheinlich gelegen hat. da\u00df nui so geringe und immer so gleichm\u00e4\u00dfige Mengen Zuckers verbrannt worden sind; zu einem gr\u00f6\u00dferen Stoffverbrauch wird dem Herzen nicht die gen\u00fcgende Menge Sauerstoff geliefert Vorversuche mit erh\u00f6htem Durchflu\u00df lie\u00dfen sofort ein g\u00e4nzlich ge\u00e4ndertes Bild der Verbrennungsprozesse erkennen ; der Zuckerverbrauch ging unter Umst\u00e4nden stark in die H\u00f6he; dabei wurde aber noch betr\u00e4chtlich mehr Kohlens\u00e4ure ausgeschieden, als dem verbrannten Zucker entsprach. Es mu\u00dften demnach noch andere Substanzen neben dem Zucker verbrannt sein Sollten die erhaltenen Resultate nicht ganz l\u00fcckenhaft bleiben in ihrer Ausdeutbarkeit, so zwangen diese Feststellungen dazu, auch f\u00fcr den Sauerstoffverbrauch eine quantitative Bestimmungsmethode auszuarbeiten, um aus dem erhaltenen respiratorischen Quotienten R\u00fcckschl\u00fcsse auf die Natur der verbrannten K\u00f6rpci ziehen zu k\u00f6nnen.\nBeschreibung des Apparates (vgl. Fig. 2).\nVor der Detailbeschreibung mag eine kurze \u00dcbersicht \u00fcber das Wesentliche der getroffenen Anordnung gegeben werden\nDem alten Langendorffschen Verfahren ist die Art der Speisung mit N\u00e4hrl\u00f6sung durch die Coronararterien von dei Aorta aus entnommen ; durch Aufstellung des Reservoirs 1 m \u00fcber dem Herzen wird ein gleichm\u00e4\u00dfiger Druck erzeugt, der rhythmisch noch in der Diastole verst\u00e4rkt werden kann. Die Fl\u00fcssigkeit tritt gleichm\u00e4\u00dfig erw\u00e4rmt in die Coronararterien, flie\u00dft ah aus dem rechten Herzen, wird abgek\u00fchlt und durch eine Pumpe ins Reservoir zur\u00fcckgef\u00fchrt. In der Pumpenr\u00f6hre wird neben der N\u00e4hrl\u00f6sung noch Sauerstoff mitgerissen; dieser ersetzt di\u00bb* Menge Sauerstoff, die das Herz der N\u00e4hrl\u00f6sung entnommen hat, und s\u00e4ttigt sie somit wieder. Gleichzeitig treibt er die vom Herzen gebildete Kohlens\u00e4ure aus der Fl\u00fcssigkeit aus. Dieser Teil des Apparates stellt also die Lunge des Kreislaufes dm Der Sauerstoff wird nun nicht in die Atmosph\u00e4re getrieben wie etwa bei dem Lockeschen Apparat, sondern kehrt na eh Abgabe der aufgenommenen Kohlens\u00e4ure an Barytlauge zum","page":196},{"file":"p0197.txt","language":"de","ocr_de":"Stoffwechseluntersuchungen am \u00fcberlebenden Warmbl\u00fcterherzen. I. 197\nAnfangsteil der Pumpenr\u00f6hre zur\u00fcck. Die beiden Systeme bilden also zwei geschlossene Kreise, die sich in der Pumpenr\u00f6hre Vereinigen. Die Messung des vom Herzen verbrauchten Sauerstoffs erfolgt volumetrisch aus der Abnahme der Sauerstoffmerige.\nDer Apparat besteht nun in der Form, wie er mir zum Studium des Stoffwechsels von\ni\tr\t3\nKatzenherzen diente, aus folgenden Teilen (vgl. Fig. 2).\nZuoberst befindet sich das Reservoir f\u00fcr die N\u00e4hrl\u00f6sung; es besteht aus einer 500 ccm fassenden zylindrischen Glasflasche mit 3 Tubuli oben und einem am unteren Rande. In den oberen drei Tubuli stecken : erstens das Rohr, welches von der Pumpe her die N\u00e4hrl\u00f6sung zur\u00fcckf\u00fchrt, 1 zweitens ein Thermo-\nPumpe\nRespir\u00e4tionsapparat f\u00fcr das \u00fcberlebende Warm\nmeter, das auf dem\tbiuterberz.\nBoden des Gef\u00e4\u00dfes steht und 0,2\u00b0 C. abzulesen erlaubt, und drittens ein Glasrohraufsatz, in dem ein Thermometer steckt, an welchem 0,10 C. abgelesen werden kann ; von diesem Aufsatz gehen zwei d\u00fcnne Glasr\u00f6hren ab, eine (a) nach einer kleinen leeren Waschflasche von 100 ccm Inhalt als Vorlage, um eventuell\nSchaum abzufangen, eine andere (b) in direkter Richtung zum Me\u00dfgef\u00e4\u00df, in welches vom Herzen die Fl\u00fcssigkeit abtropft.\nVon dem unteren Tubulus der Reservoirflasehe geht ein Glasrohr hinab zum Herzen; es geht bald in ein erweitertes Rohr \u00fcber, dessen unteres Ende sich wieder verj\u00fcngt, und das in seinem unteren Ende Glaswolle enth\u00e4lt, durch die die","page":197},{"file":"p0198.txt","language":"de","ocr_de":"108\tErwin Rohde,\nN\u00e4hrl\u00f6sung filtriert wird. Dann folgen zwei \u00fcbereinander geordnete Schlitz ventile von Glas, bespannt mit doppelter Lage von Goldschl\u00e4gerhaut, zwischen denen seitw\u00e4rts ein distal geschlossener Gummischlauch von 6 mm Durchmesser abgeht. Der Gummischlauch liegt unter dem Hebelarm eines kleinen Elektromagneten. L\u00e4uft ein elektrischer Strom durch dessen Windungen und wird der metallische Hebelarm herabgezogen, so pre\u00dft er den Gummischlauch zusammen und erteilt der durch die Schlitzventile herabflie\u00dfenden Fl\u00fcssigkeit einen Antrieb.\nDer Elektromagnet, gebaut von Fr. Hunne-Heidelberg, hat folgende Form: Zwei aufrecht nebeneinander stehende Spulen von 3,5 cm Durchmesser und 5,5 cm H\u00f6he enthalten gut ausgegl\u00fchte Eisenkerne; \u00fcber ihnen ist beweglich ein metallener Hebelarm angebracht. Vorne liegt er mit einer Verbreiterung auf dem Gummischlauch auf, dem als Unterlage seinerseits eine kleine Metallgabel dient ; diese Gabel ist mittels einer Schraube in der H\u00f6he verschieblich, soda\u00df also der Gummischlauch mehr oder weniger an den Hebelarm angepre\u00dft werden kann. Wirkt nun der Elektromagnet und zieht den Hebelarm an, so kann die Pressung des Gummischlauches leicht durch die Schraube der Unterlage variiert werden.\nIn T\u00e4tigkeit gesetzt wird der Elektromagnet durch das Herz selbst und zwar so, da\u00df die rhythmische Druckverst\u00e4rkung nur erfolgt, wenn das Herz in Diastole ist. Erreicht wird dies durch einen Quecksilberkontakt, der vom Schreibhebel des Leistungsmessers isochron derartig unterbrochen wird, da\u00df die Unterbrechung auf die Systole, die Schlie\u00dfung des Stromes auf den Beginn der Diastole F\u00e4llt. Es erwies sich diese Vorrichtung als n\u00f6tig, weil auch bei einem Druck von 100 cm Wasser die Durchstr\u00f6mungsgeschwindigkeit der N\u00e4hrl\u00f6sung durch das Herz oft so schnell abnahm, da\u00df die Aktion des Herzens stark vermindert wurde; da von einer Vermehrung des dauernden Drucks nicht viel zu erwarten war, so wurde zu diesem Hilfsmittel gegriffen, das sich gut bew\u00e4hrt hat. Die Maximalleistung der Pumpe betr\u00e4gt 130 mm Quecksilber.\nDicht unter dem unteren Ventil beginnt ein Schlangenrohr, das durch ein gen\u00fcgend gro\u00dfes Wasserbassin von 370 C.","page":198},{"file":"p0199.txt","language":"de","ocr_de":"Stol\u00efwechseluntersuchungen am \u00fcberlebenden Warmbl\u00fcterherzen. I. 199\nTemperatur (Toluolregulator) zieht; es wird dadurch eine gleichm\u00e4\u00dfige Erw\u00e4rmung der N\u00e4hrl\u00f6sung auf 37\u00b0 garantiert.\nUnterhalb des Wasserbassins tritt die R\u00f6hre in den Luftkasten des alten Langendorlfschen Apparates ein.1) Die Temperatur seines Wassers betr\u00e4gt genau 38\u00b0 (Toluolregulator). In dem Luftkasten befindet sich das Herz, eingeschlossen in eine weite Glasr\u00f6hre von 5 cm Durchmesser und 10 cm L\u00e4nge wie im Lockeschen Apparat. Diese Glasr\u00f6hre ist oben von einem dreifach durchbohrten Gummistopfen luftdicht geschlossen und verj\u00fcngt sich unten zu einer R\u00f6hre von 1 cm Durchmesser.\nDie von oben her in den Luftkasten eintretende Glasr\u00f6hre passiert, bevor sie an das Herz herankommt, noch einen Schaumf\u00e4nger; dieser ist n\u00f6tig, weil die auf ca. 15\u00b0 C. abge-kiihlte N\u00e4hrl\u00f6sung bei der Erw\u00e4rmung auf 370 in der oben genannten W\u00e4rmeschlange eine betr\u00e4chtliche Menge Sauerstoff in Blasenform wieder abgibt. Er besteht aus einer kugelf\u00f6rmigen Erweiterung der R\u00f6hre, deren Form aus der Abbildung ersichtlich ist. Nach unten geht die R\u00f6hre direkt zur Herzkan\u00fcle, weiter, seitw\u00e4rts eine andere in den Beh\u00e4lter des Herzens, die dem Ablassen des Schaumes dient.\nAn den Schaumf\u00e4nger nach unten ist also die Herzkan\u00fcle angeschlossen, die seitw\u00e4rts ein Thermometer tr\u00fcgt. Sie geht durch die mittlere Bohrung des Gummistopfens und wird in die Aorta des Herzens eingef\u00fchrt. Durch das dritte Loch des Gummistopfens f\u00fchrt die Rohre der Herzsonde des (\u00bbLen beschriebenen Leistungsmessers.\nDie R\u00f6hre, in der das Herz h\u00e4ngt, tritt in ihrem verj\u00fcngten Teil aus dem Luftkasten heraus; sie geht direkt \u00fcber in einen Wasserk\u00fchler mit 12 Windungen. Die R\u00f6hre hat, bevor sie in den K\u00fchler eintritt, eine kleine kugelige Auftreibung und seitw\u00e4rts einen R\u00f6hrenansatz (c). Die Zahl der Windungen \u00ables K\u00fchlers ist so gro\u00df gew\u00e4hlt, um eine starke Abk\u00fchlung \u00ab1er vom Herzen abtropfenden Fl\u00fcssigkeit auf 12\u201415\u00b0 zu erm\u00f6glichen.\nDie untere R\u00f6hre des K\u00fchlers steckt in dem dreifach duMibohrten Gummistopfen eines Me\u00dfzylinders (M). der die\n') Gottlieb u. Magnus, 1. c.","page":199},{"file":"p0200.txt","language":"de","ocr_de":"Erwin Rohde,\n200\nGr\u00f6\u00dfe des Durchflusses der N\u00e4hrl\u00f6sung zu bestimmen erlaubt. Vom Boden des Me\u00dfzylinders (Fassungsraum 40 ccm, Einteilung in 0,5 ccm) gehen zwei R\u00f6hren ab, eine nach unten als Ablauf, die durch Gummirohr und Klemme geschlossen ist, die zweite seitlich hinaufziehend zur Pumpe. Die beiden Glasr\u00f6hren, die rieben der K\u00fchlerr\u00f6hre noch in den Me\u00dfzylinder f\u00fchren, werden erst weiter unten in ihrem weiteren Verlauf beschrieben werden.\nDie Pumpe besteht \u00e4hnlich wie beim Elektromagneten aus zwei Schlitzventilen, die aber gr\u00f6\u00dfere \u00d6ffnungen besitzen und mit d\u00fcnnem Gummi bespannt sind; an dem seitlich abgehenden Rohr ist ein kr\u00e4ftiger Gummischlauch von 10 mm lichter Weite angebracht; er wird rhythmisch komprimiert durch eine einfache Hebelpumpe, die durch eine Wasserturbine getrieben wird. Alle R\u00f6hren um die Ventile sind so eng als m\u00f6glich gemacht und das Ganze auf m\u00f6glichst kleine Dimensionen gebracht, um unn\u00f6tige Schaumbildung zu vermeiden und-auch das Fl\u00fcssigkeitsquantum, das stets in, der Pumpe zur\u00fcckbleibt, m\u00f6glichst gering zu machen. Von der Pumpe zieht eine R\u00f6hre nach dem einen Tubulus des Glasreservoirs.\nEine diinne Verbindungsr\u00f6hre (b) vom Glasansatz des Reservoirs abzweigend f\u00fchrt zum Me\u00dfzylinder und tr\u00e4gt am unteren Teil eine Klemme (Kl) an einem Gummiverbindungsst\u00fcck. Sie dient dazu, um Druckschwankungen zwischen Reservoir und dem unteren Teil des Apparates auszugleichen, wenn eine Ablesung des Sauerstoffverbrauches vorgenommen werden soll. Oberhalb der Klemme geht ein Rohr seitw\u00e4rts ab zur Sauerstoffpumpe ; es ist ebenfalls verschlie\u00dfbar. Bevor diese Verbindungsr\u00f6hre durch den Gummistopfen in den Me\u00dfzylinder (M) tritt, tr\u00e4gt sie seitlich dicht angeschlossen ein kleineres 20 ccm fassendes Me\u00dfzylinderchen (0), das zum Zulassen von Agenzien dient ohne \u00d6ffnung des Systems.\nZur Bestimmung des Sauerstoffverbrauches dachte ich anf\u00e4nglich an eine Messung des in den Apparat eintretenden und austretenden Sauerstoffs, wie es ja bei den gebr\u00e4uchlichen Respirationsapparaten f\u00fcr den Menschen geschieht. Jedoch erschien dies bald unm\u00f6glich wegen des zu geringen Verbrauches: bei einem Durchstr\u00f6men von 3\u20144 Litern in der","page":200},{"file":"p0201.txt","language":"de","ocr_de":"Stof\u00efwechseluntersuehungen am \u00fcberlebenden Warmbl\u00fcterherzen. 1. 20t\nStunde und einem Verbrauch von ca. 30 ccm arbeiten die Gasuhren nat\u00fcrlich nicht mehr genau genug, um Bruchteile eines Kubikzentimeters erkennen zu lassen. Auch die Gasanalyse der vom Herzen abtropfenden Ringerl\u00f6sung, wie sie anscheinend Brodi und Cull is1) versucht haben, h\u00e4tte weder gen\u00fcgend genaue noch ausgedehnte Untersuchungen erlaubt: es h\u00e4tte sich derselbe Mi\u00dfstand ergeben wie bei den Durchblutungsversuchen von Barcroft und Dixon: eine Unvergleichbarkeit der Kohlens\u00e4ure- und SauerstofTwerte.\nL\u00e4\u00dft man jedoch den Sauerstoff, wie ich es oben skizziert habe, den Apparat nicht verlassen, sondern in einem luftdicht geschlossenen R\u00f6hrensystem zirkulieren, wobei er sich, stets wieder der aufgenommenen Kohlens\u00e4ure zu entledigen Gelegenheit hat,2) so kann man leicht an seiner Volumabnahme den Sauerstoffverbrauch des Herzens messen. Die Volumabnahme messe ich nun mittels eines kleinen Spirometers, zu dem eine 100 ccm-B\u00fcrette leicht umgewandelt werden konnte; sie dient gleicherma\u00dfen als Sauerstoffreservoir, aus dem sich der Sauerstoffvorrat des ganzen Apparates erg\u00e4nzt.\nDer Spirometer (Sp) besteht also aus einer umgekehrt autgeh\u00e4ngten B\u00fcrette, die in einen hohen Standzylinder mit \\\\ asser eintaucht ; durch dieses Wasser perlt langsam Sauerstoff, um es stets damit ges\u00e4ttigt zu halten und von dieser Seite eine Absorption des Sauerstoffs, der im Apparat ist, zu verhindern. Die B\u00fcrette h\u00e4ngt \u2014 wie bei jedem Spirometer \u2014 an einem Rad, an dem das Gegengewicht nicht auch \u00fcber den gr\u00f6\u00dften Umfang l\u00e4uft wie die B\u00fcrettenschnur, sondern \u00fcber einen spiralig sich verengernden Radkranz. Dadurch wird bewirkt, da\u00df die B\u00fcrette bei jedem Stand im Wasser ausbalanciert ist. Verfertigt wurde das Rad von Fr. Run ne.\nVon dem oberen B\u00fcrettenende f\u00fchrt ein Schlauch an eine Glasr\u00f6hre heran, die das Reservoir mit dem Me\u00dfzylinder unterhalb des Herzens verbindet; an diese selbe Glasr\u00f6hre angeschlossen ist hier auch ein Wassermanometer angebracht.\nWie oben erw\u00e4hnt, f\u00fchrt diese Glasr\u00f6hre (a) vom Re-\n\u2019) Barcroft, Ergehn, d. Physiol., Bd. VII, S. 723.\n*) Also analog dem Reignault-Reisetschen Prinzip.","page":201},{"file":"p0202.txt","language":"de","ocr_de":"202\nErwin Rohde,\nservoir aus zuerst zu einer leeren Waschflasche, sodann aber zu einer mit 150 ccm lJ 10 Normal-Barytlauge gef\u00fcllten gr\u00f6\u00dferen Waschflasche, in der die Kohlens\u00e4ure absorbiert wird, und dann weiter neben dem Spirometer vorbei zum Me\u00dfzylinder. Vor dem Eintritt in diesen sorgt noch eine R\u00f6hrenverbindung (o) mit dem oben beschriebenen K\u00fchler daf\u00fcr, da\u00df am Herzen kein negativer Druck durch die abstr\u00f6mende N\u00e4hrl\u00f6sung entstehen kann.\nBefindet sich nun also das Herz an der Kan\u00fcle, so finden folgende Kreisprozesse in dem Apparate statt:\nIm Reservoir sind ca. 100 ccm N\u00e4hrl\u00f6sung von 12\u201414\u00b0 C.. die in demselben Ma\u00dfe, wie sie nach unten auf dem beschriebenen Wege durchs Herz abflie\u00dft, durch die Pumpe Ersatz bekommt, sich also stets auf dem gleichen Niveau befindet. Die nach dem Herzen str\u00f6mende Fl\u00fcssigkeit kommt mit einem Druck von ca. 80 mm Quecksilber in die Aorta, wozu sich noch die rhythmische Verst\u00e4rkung durch die Pumpenwirkung des Elektromagneten hinzugesellt. Auf dem Wege durch die W\u00e4rmeschlange hat sie sich auf 37\u00b0 C. erw\u00e4rmt: w\u00e4hrend des Versuches findet nur ein ganz geringf\u00fcgiges Schwanken um wenige 0,1\u00b0 statt.\nDie vom Herzen abtropfende Fl\u00fcssigkeit wird gleichm\u00e4\u00dfig stark abgek\u00fchlt auf ca. 12\u201414\u00b0, f\u00e4llt in den Me\u00dfzylinder und wird durch die Pumpe zur\u00fcckgef\u00fchrt ins Reservoir. Durch die starke Abk\u00fchlung wird bewirkt, da\u00df in der Pumpe und im Reservoir N\u00e4hrl\u00f6sung und Sauerstoff stets dieselben Temperaturen haben mit Schwankungen von weniger als l!2\u00b0.\nDie Pumpe bringt gleichzeitig auch den Sauerstoff in Zirkulation und zwar ist er bei geschlossener Klemme (Kl) des direkten Verbindungsrohres (a) gezwungen, durch die Barytlauge zu gehen und dort seine Kohlens\u00e4ure abzugeben. Wenn er also wieder in der Pumpe mit der N\u00e4hrl\u00f6sung in Ber\u00fchrung tritt, vermag er wieder Kohlens\u00e4ure aufzunehmen.\n(Jang des Versuches: Man braucht f\u00fcr den Versuch ca. 1\u20142 Stunden Vorbereitungszeit. Zuerst wird der Apparat mit Wenigem Alkohol ausgewaschen: dann wird dieser wieder mit 2 Liter sterilem Wasser weggesp\u00fclt. Es ist diese Des-","page":202},{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"Stoffwechseluntersuchungen am \u00fcberlebenden Warmbl\u00fcterheizen. I. 203\ninfektion n\u00f6tig, wenn man mit zuckerhaltigen N\u00e4hrl\u00f6sungen arbeitet, will man nicht f\u00fcrchten, die Resultate durch Bakterienwirkung beeinflu\u00dft zu sehen.\nIst aller Alkohol ausgewaschen, so wird das sterile Wasser durch frisch bereitete, m\u00f6glichst sterile N\u00e4hrl\u00f6sung (Lockesche L\u00f6sung) verdr\u00e4ngt.\nDie Verdr\u00e4ngung erfolgt mit zirka einem Liter dadurch, da\u00df je UH) ccm nacheinander den ganzen Apparat durchflie\u00dfen. Dann wird das Reservoir ganz mit N\u00e4hrl\u00f6sung gef\u00fcllt und diese mit Sauerstoff ges\u00e4ttigt. Zu diesem Zwecke wird der ganze Apparat geschlossen wie zu einem \\ ersuch und seitw\u00e4rts bei der R\u00f6hre aus der Bombe ein lebhafter Sauer-stoflstrom eingeblasen. Die N\u00e4hrl\u00f6sung zirkuliert dabei und wird auf ihrem Wege durch das Pumpenrohr mit Sauerstoff ges\u00e4ttigt. Der Sauerstoff bl\u00e4st durch die B\u00fcrette ab. Erkennt man nach 5\u201410 Minuten, da\u00df ieiner Sauerstoff den Apparat verl\u00e4\u00dft, so stellt man den Sauerstoffstrom und die Pumpe ab und nimmt den Gummistopfen mit der Heizkan\u00fcle heraus, um diese in die Aorta des Herzens einzubinden.\nMit Hilfe einer Assistenz kann unterdessen das Tier (Katze oder Kaninchen) soweit pr\u00e4pariert sein, da\u00df die \u00d6ffnung des Brustkorbes erfolgt. Die Pr\u00e4paration besteht in Ausbluten und Aussp\u00fclen des Organismus mit physiologischer Kochsalzl\u00f6sung in der von Langendorff angegebenen Weise.\nNach Freilegung des Herzens und Anschlingung der Aorta descendens f\u00fchrt man nun zuerst die mit Wasser gef\u00fcllte Herzsonde (vgl. S. 184) ein, nat\u00fcrlich mit kollabiertem Ballon, und zwar durch das aufgeschnittene linke Herzohr in den Ventrikel. An dem Herzohr wird sie mit einem Faden angeschlungen. Darauf erfolgt die Einf\u00fchrung der Aortenkan\u00fcle in der \u00fcblichen ^ eise, ebenso die Abtrennung des Herzens.\nDer Gummistopfen mit dem stillstehenden Herzen wird nun in den Apparat eingesetzt, die Gummiverbindungen her-irestellt und eine vorsichtige Aussp\u00fclung des Herzens begonnen. Dabei darf man nicht vergessen, nun bei geschlossener Klemmt i Kl) einen leisen Sauerstoflstrom durch das Reservoir gehen zu lassen, um ein Zur\u00fccksteigen der Barytlauge zu verhindern.\nSofort nach der Verbindung der Herzsonde mit dem bcistungsmesser erfolgen gew\u00f6hnlich kr\u00e4ftige Kontraktionen imt erheblicher F\u00f6rderung; sie geben die Gewi\u00dfheit der richten Sondeneinf\u00fchrung.","page":203},{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"2<H\nErwin Rohde,\nDie Aussp\u00fclung erfolgt 10\u201415 Minuten lang, bis noch ca 200\u2014250 ccm der N\u00e4hrl\u00f6sung \u00fcbrig bleiben; mit dieser Menge wird der Versuch dann fortgesetzt. Man schlie\u00dft das Abflu\u00dfrohr, setzt die Pumpe in Gang und sperrt den Sauerstoffstrom ab; der Elektromagnet kann schon w\u00e4hrend der Aussp\u00fclung in T\u00e4tigkeit gesetzt werden.\nDie Regelung des Durchflusses durch den Elektromagneten erfordert einige Worte: es erschien a priori m\u00f6glich, durch rhythmische Steigerung des Druckes vermittelst des Elektromagneten den Durchflu\u00df ohne Sch\u00e4digung des Herzens um ein beliebiges zu steigern; da stellte sich aber oft bei einer solchen Steigerung eine merkw\u00fcrdige Einwirkung auf das Herz heraus, die zweifellos von der zu gro\u00dfen Erh\u00f6hung des Druckes herr\u00fchrte; die Herzkontraktionen nahmen an St\u00e4rke deutlich ab und erholten sich erst, wenn der Druck wieder vermindert wurde (vgl. Fig. 3). Es scheint dieselbe Erscheinung zu sein, wie sie ganz neuerdings von Popielski1) am Kaninchenherzen beobachtet ist ; die Herzen zeigen dabei deutlich verschiedene Empfindlichkeit.\nNun lag ja die Gefahr nahe, da\u00df dann kein gen\u00fcgend gro\u00dfer Durchflu\u00df, also auch kein gen\u00fcgendes Sauerstoffangebot garantiert werden k\u00f6nnte; jedoch ist mir bisher nie ein solcher Fall vorgekommen. Vielmehr hat die N\u00e4hrl\u00f6sung, wie eine Berechnung aus der Durchllu\u00dfmenge ergab, stets noch einen betr\u00e4chtlichen \u00dcberschu\u00df an Sauerstoff enthalten. Ein absolutes Hindernis, gen\u00fcgenden Durchflu\u00df zu erzwingen, besteht also in dieser Reaktion des Warmbl\u00fcterherzens nicht, aber man mu\u00df darauf achten, einerseits den Druck durch den Elektromagneten nur soweit zu erh\u00f6hen, als es das Herz ohne Verkleinerung seiner Kontraktionen vertragen kann, anderseits einen so gro\u00dfen Durchflu\u00df zu behalten, da\u00df ein \u00fcberreichliches Sauerstoffangebot stattfindet. Es ist denkbar, da\u00df hie und da bei einem Herzen beide Bedingungen nicht erf\u00fcllbar sind und der Versuch dadurch hinf\u00e4llig wird; oft wird dieser Fall aber zweifellos nicht eintreten.\nWie erkennt man nun, ob der Elektromagnet zu stark\n\u25a0*) Popielski, Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. CXXX, S. 375.","page":204},{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"Stoffwechseluntersuchungen am \u00fcberlebenden Warmbl\u00fcterherzen. I. 205\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXVIII\n14\nWirkung allzugro\u00dfer Verst\u00e4rkung des Elektromagneten auf die Gr\u00f6\u00dfe der Herzkontraktionen bei besonders\nempfindlichem Herz. Von links nach rechts zu lesen. Zeit in Sekunden.","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"Erwin Rohde\n2< Hi\nwirkt? Am einfachsten, indem man den seitlichen Abflu\u00df vom Sohaumf\u00e4nger zur Herzr\u00fchre vorsichtig \u00f6ffnet; findet bei dem dann er folgenden Druckabfall eine Vergr\u00f6\u00dferung der Herzkon-traktionen statt, so arbeitet der Elektromagnet zu stark. Man kann nun entweder die Wirkung des Elektromagneten durch Senkung der IJnterst\u00fctzungsgabel abschw\u00e4chen, oder aber den seitlichen Abflu\u00df soweit offen lassen, da\u00df stets der optimale Druck in der Aorta herrscht; meist gen\u00fcgt dazu ein langsamer Durchtritt von Tropfen; es hat diese dauernde \u00d6ffnung des seitlichen Rohres auch den gro\u00dfen Vorteil, da\u00df der Schaum dann von selbst abgelassen wird, man also keine Embolien zu f\u00fcrchten hat. Nat\u00fcrlich mu\u00df man bei der Messung der Durchflu\u00dfgr\u00f6\u00dfe diese Menge abziehen. Man tut gut, sich am Anfang des Versuches \u00f6fters von der richtigen Einstellung dieses Druckes zu \u00fcberzeugen, da man sonst ja eine zu kleine F\u00f6rderung des Herzens bekommt.\nDie Gr\u00f6\u00dfe des Durchflusses betrug iri den Versuchen am Katzenherzen 40\u201480 ccm in 1 Minute und wechselte mit der Gr\u00f6\u00dfe der Herzen.\nRestimmung des Sauerstoffverbrauches.\nAus der oben gegebenen Beschreibung geht hervor, da\u00df der vom Herzen verbrauchte Sauerstoff gleiches Volumen haben mu\u00df mit dem in die B\u00fcrette eindringenden Wasser. Man mu\u00df also mindestens am Anfang und Ende eines Versuches mehrere Ablesungen des Wasserstandes in der B\u00fcrette machen, um den Verbrauch festzustellen. Ein gro\u00dfer Vorteil besteht weiterhin darin, da\u00df man f\u00fcr beliebige Zeitintervalle w\u00e4hrend des Versuches selbst den Sauerstoffverbrauch messen kann: auf diese Weise kann man eine exakte Kurve des Verbrauches erhalten, die z. R. Aufschlu\u00df \u00fcber die zeitlichen Zusammenh\u00e4nge zwischen den Stoffwechselvorg\u00e4ngen und der im Leistungsmesser gemessenen T\u00e4tigkeit des Herzens geben kann.\nWill man nun den Wasserstand in der B\u00fcrette messen, so \u00f6ffnet man zuerst die Klemme (Kl) des direkten Verbindung-rohres (b) zwischen Reservoir und Me\u00dfzylinder, um den Drin k im ganzen Apparat in gleiche H\u00f6he zu bringen; denn solang\u00bb' die Klemme geschlossen ist, herrscht im Reservoir ein \u00dcbe;-","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":">'(.fl\\vecl)seluntersuchungen am \u00fcberlebenden Warmbliiterlierzen. 1. \u2018207\ndruck gegen\u00fcber dem Druck in dem unteren Teil des Apparates, wo durch die Aufh\u00e4ngungsart der B\u00fcrette stets der atmo--ph\u00fcrische Druck garantiert wird. Nach \u00d6ffnung der Klemme sinkt also das Niveau in der B\u00fcrette, aber es tanzt bei jedem himpensto\u00df noch um 1\u20142 cm hin und her. Bei n\u00e4herer Befrachtung wird man aber merken, da\u00df auf diese Wellen sich noch andere aufsetzen, die von den durch die Herzkontraktionen bedingten Volumschwankungen herr\u00fchren; doch sind diese meist nicht so gro\u00df, da\u00df sie wesentlich st\u00f6ren. Vor der Ablesung mu\u00df man aber noch eine Einstellung der B\u00fcrette vornehmen: iii die erhaltenen Sauersto\u00dfwerte auf Atmosph\u00e4rendruck bezogen werden m\u00fcssen, so mu\u00df dieser auch genau im Apparat herrschen, wenn abgelesen wird. Um dies zu erreichen, ist neben der B\u00fcrette ein Wassermanometer angebracht, dessen Siiulen synchron mit dem Pumpengang auf- und abtanzen; man kmi.n sofort erkennen, da\u00df jedes Heben oder Senken der B\u00fcrette eine Verschiebung dieses sehr empfindlichen Manometers her-voiruft. Man stelle die B\u00fcrette also so ein, da\u00df die Niveaus der beiden Manometerschenkel in gleichem Ma\u00dfe um den Null-i unkt schwanken. Erst dann erfolgt die Ablesung des Wasserst andes in der B\u00fcrette, und zwar liest man an dem oberen Nand des V asserspiegels ab; denn bei der Zusammenpressung \u2022les Pumpenschlauches wird das Wasser in der B\u00fcrette nach nuten gedr\u00e4ngt; wenn sich der Pumpenschlauch wieder aus-dehnt, steigt das Niveau auf die H\u00f6he, die es auch bei Ruhig-\u25a0dcllung der Pumpe einnimmt. Man kann also entweder bei l\u2019umpenstillstand ablesen oder bei normalem Dang der Pumpe der oberen Marke, die das Niveau erreicht. Am besten lllt man> bei jeder Ablesung denselben Pumpengang zu w\u00e4hlen, :im m\u00f6glichst vergleichbare Werte zu erhalten. Mit einiger 1 f'iing wird man auch die kleinen Schwankungen des Volumens, du* durch die Herzkontraktionen bedingt sind, erkennen und !\" nicksichtigen k\u00f6nnen. Die B\u00fcrette ergreife man mit einer ^mgo, um sie nicht zu erw\u00e4rmen.\nDarauf wird die Klemme (Kl) wieder geschlossen und der v iiierstoffstrom nimmt nun wieder seinen alten Lauf durch die\nbarytflasche.","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208\nErwin Rohde,\nZur Berechnung der SauerstofTmenge geh\u00f6rt aber neben der Kenntnis des Volumens und des Drucks auch die der Temperatur; darum m\u00fcssen gleichzeitig mit jeder Sauerstoffbestim-mung auch zwei Temperaturablesungen notiert werden, und zwar die Temperatur der N\u00e4hrl\u00f6sung und des Sauerstoffs im Reservoir.\nKorrekturen f\u00fcr die Sauerstoffbestimmung: Da\u00bb Erfordernis f\u00fcr die Bestimmbarkeit des Sauerstoffs auf diesem volumetrischen Wege ist Temperaturgleichheit oder die M\u00f6glichkeit einer exakten Korrektur. Eine Temperaturgleichheit l\u00e4dt sich in einem so verzweigten System nicht herstollen. wohl aber mit Hilfe der Zirkulation ein gleichm\u00e4\u00dfiges Temperaturgef\u00e4lle von\u2019 m\u00f6glichst geringer Ausdehnung. Es wurde daher die vom Herzen abtropfende 37\u00b0 C. warme N\u00e4hrl\u00f6sung stets gleichm\u00e4\u00dfig stark auf ca. 12\u201415\u00b0 abgek\u00fchlt. Dadurch waren sowohl die Temperatursehwankungen der N\u00e4hrl\u00f6sung im Reservoir .als auch die des Sauerstoffs nie gr\u00f6\u00dfer als 0..'> bis 1.0\u00b0 G.\nDie Gr\u00f6\u00dfe der notwendigen Korrektur wurde rein empiris\u00bb ! festgestellt, ')\nBedingung ist allerdings gleiche Zimmertemperatur. I\u2019m die Berechnung der Schwere des Sauerstoffs wurden der b;u< -metrische Druck und als Temperatur die der N\u00e4hrl\u00f6sung g< nommen und auf 0\u00b0 und 7\u00df0 mm Quecksilber umgerechnH\n\u2018) Die abgelesenen TemperatimlifTerenzen waren f\u00fcr meinen Appre.r in der N\u00e4hrl\u00f6sung mit 2. in dem Sauerstoff des Reservoirs mit 3 zu um plizieren, wie das folgende Korrekturschema zeigt:\nZeit\tAn der R\u00fcrette abgelesen j.\t\" \u25a0 ccm\tTemperatur des Sauerstoffs im ; Reservoir 0 C.\tTemperatur d> N\u00e4hrl\u00f6sung 0 C.\nto. 40\t<5,7\t1(5.2\t12.4\n12.40\t35,8\t1\u00d4.S\t12.7\n2 Std.\t21). 1\t\u2014 0,4\t+ 0.3\n\t\u2014 1.2\tkorr. \u2014 1.2\tkorr. -j- (M5\n\t-f- 0.\u00ab\t\t\n\t2S.;\") : 2 -- 14.27) ccm pro Stund\t\te.","page":208},{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"Stoffwechseluntersuchungen am \u00fcberlebenden Warmbl\u00fcterherzen. 1. 209\nDie Dichtigkeit der Gummiverbindungen wurde durch Umschn\u00fcrungen garantiert; Kontrollexperimente vor und nach jeder Versuchsreihe gaben \u00fcber deren Zuverl\u00e4ssigkeit Rechenschaft.\nAbsorption des Sauerstoffs von seiten des Gummis hat man nicht zu f\u00fcrchten; in den kurzen Versuchen habe ich dadurch nie Verluste konstatieren k\u00f6nnen. Ausgedehnte Kontroll-versuche haben mir vielmehr Gewi\u00dfheit \u00fcber die M\u00f6glichkeit verschafft, im blinden Versuch genau gleiches Volumen \u00fcber Stunden hin im Apparat zu behalten. Ein solcher Versuch sei mitgeteilt:\nKon troll experiment.\nZeit \u2022ter Ablesung\t\u25a0 Sauerstoff ccm\tTemperatur des Sauerstoffs im Reservoir 0 C.\tTemperatur der N\u00e4hrl\u00f6sung \u00fc C.\n11.40\t44.8\t17,4\t14,0\n12.00\t44,6\t17,45\t14,0\n12.50\t44.3\t17,55\t14,0\n3.56\t45,3\t17,2\tJ4,0\nDie weitere Frage, ob die vom Herzen verbrauchte Menge Sauerstoff auch gen\u00fcgend genau mit der beschriebenen Anordnung zur Messung gelangen k\u00f6nne, suchte ich experimentell durch Ablassen genau gemessener Menge N\u00e4hrl\u00f6sung zu ent-M Heiden. Dabei hat sich f\u00fcr die verschiedensten Mengen eine gute \u00dcbereinstimmung ergeben, so da\u00df der Fehler der Sauer-Sotfbestimmung f\u00fcr die Stundenwerte sicher stets kleiner als ! \u00fc ccm ist.\nVor Abschlu\u00df eines Experimentes l\u00e4\u00dft man die Pumpe >\u201410 Minuten lang schnell gehen und damit den Sauerstoff \"\u201c'\"liehst h\u00e4ufig die Barytflasche passieren, um eine vollst\u00e4ndige Absorption der Kohlens\u00e4ure zu erreichen.\nBestimmung der Kohlens\u00e4ure.\nDie Bestimmung der Kohlens\u00e4ure in der Barytflasche gequellt in der \u00fcblichen Weise in der abgegossenen klaren \u2022 *ui \\ \u00bblauge. Zur Titration benutzte ich 1 lo-normal-Schwefel-\",lire lind Phenolphthalein als Indikator.","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"210\nErwin Rohde,\nFerner mu\u00df man aber auch den Gehalt der zur\u00fcekor-haltenen N\u00e4hrl\u00f6sung an Kohlens\u00e4ure bestimmen, da durch S\u00e4urebildung des Herzens etwas Kohlens\u00e4ure aus ihr ausgetrieben sein kann. Zu diesem Zwecke versetzte ich anfangs gleiche Teile der zur\u00fcckgewonnenen und der Originall\u00f6sung mit 20 ccm L'io-Barythydrat und 3 ccm konzentrierter Chlorbaryuml\u00f6sun^. titrierte nach 12 Stunden aliquote Teile und konnte so Kohlens\u00e4ureverluste nachweisen. Ganz befriedigen konnten diese Resultate jedoch nicht: in der N\u00e4hrl\u00f6sung konnten sich schwache Basen und schwache S\u00e4uren befinden, die bei dieser indirekten Bestimmung der Kohlens\u00e4ure st\u00f6ren mu\u00dften. In den letzten Versuchen habe ich daher die aus der N\u00e4hrl\u00f6sung austreib-bare Kohlens\u00e4ure direkt gemessen, und zwar auf folgende Weise: Zwei Waschflaschen, in deren einer 50\u2014100 ccm N\u00e4hrl\u00f6sung mit 10\u201420ccm 1 10-normal-Schwefels\u00e4ure anges\u00e4uert, in deren anderer 20 ccm Wio-normal-Barytlauge sich bef\u00e4nden, wurden durch Schl\u00e4uche kurz untereinander und mit einer einfachen Pumpvorrichtung derart verbunden, da\u00df durch die Pumpenst\u00f6\u00dfe die Luft in dem geschlossenen System in der Runde getrieben wurde; auf diese Weise wurde die Kohlens\u00e4ure ander N\u00e4hrl\u00f6sung ausgetrieben und schlie\u00dflich quantitativ in der Barytflasche vviedergefunden. Es wurde also eine Erhitzung der N\u00e4hrl\u00f6sung und damit eine Destillation nicht nur der Kohlens\u00e4ure, sondern auch fl\u00fcchtiger S\u00e4uren vermieden und anderseits kann man so mit einer ganz geringen Menge Barytlaujre arbeiten und die Analysenfehler m\u00f6glichst klein machen.\nZuckerbestimmung.\nEs sind nur verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig kleine Mengen Zucker, die ein Herz in der Norm verbraucht; die Zahlen schwanken zwischen 10 und 40 mg pro Stunde. Ich benutzte die Bangsche Zuckerbestimmung, *) die sich mir bei exakter Innehaltung der Vorschriften als zuverl\u00e4ssig und bequem bew\u00e4hrte. Allerdings kann ich Bangs Angaben \u00fcber die gro\u00dfe Haltbarkeit beider Titrationfl\u00fcssigkeiten nicht best\u00e4tigen: die Hydroxylaminl\u00f6sung zersetzt sich nach einiger Zeit, wde am Auftreten von Schwefelwass* r-\n') Bang, Biochem. Zeitschrift. Bd. II. S. 271.","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"Stoffwechsehmtersuchungen am \u00fcberlebenden WarmbUiterher;\nzen.\n211\nstoffgeruch deutlich zu erkennen ist, und auch in der Kupfer-l\u00f6sung macht sich eine deutliche Abnahme der Reduktionsf\u00e4higkeit bemerkbar; ich arbeitete daher immer mit m\u00f6glichst frischen L\u00f6sungen und benutzte auch aus diesem Grunde die unten angegebene Methode der Konzentrationsbestimmung, um von den eventuell kleinen Fehlern des Titers unabh\u00e4ngig zu sein.\nDie N\u00e4hrl\u00f6sungen sind fast farblos und die Genauigkeit der Titration b'*i Doppelbestimmung durch Interpolation 0.1 ccm. Ich bestimmte keine absoluten Werte, sondern berechnete diese aus der Konzentrationsabnahme in folgender Weise: Bei Beginn des Experimentes f\u00fcllte ich den Apparat mit ca. 500 ccm der 0,2\u00b0/oigen Originall\u00f6sung, lie\u00df zur Aussp\u00fclung des Herzens etwa 250\u2014300 ccm ab und behielt also eine unbekannte Men*e Origmall\u00fcsung, aber von genau bekannter Konzentration f\u00fcr den ei*ent-liehen Versuch im Apparat zur\u00fcck. Die am Ende des Versuches abge-lassene N\u00e4hrl\u00f6sung wurde nun ihrem Prozentgehalt nach mit der Original-l\u00f6sung verglichen: f\u00fcr die gefundene Differenz betr\u00e4gt der Fehler durch \u2022lie \u00cf itration f\u00fcr den Stundenverbrauch, wenn der Versuch 2 Stunden dauerte, etwa 1\u20142 mg. Dieser recht hoch erscheinende Fehler beeintr\u00e4chtigt aber die im folgenden mitgeteilten Resultate nicht, weil aus so geringen Differenzen keine Schl\u00fcsse gezogen worden sind: er r\u00fchrt von d. r gro\u00dfen Menge N\u00e4hrl\u00f6sung her, die ich benutzte, kann also verkleinert werden, wenn sch\u00e4rfere Bestimmungen erforderlich sind.\nI m die absoluten Werte der Zuckerverbrennung zu erfahren, mu\u00dfte mm noch die Menge der benutzten N\u00e4hrl\u00f6sung bestimmt werden. Beim Ablassen aus dem Apparat blieben stets noch etwa 30 ccm zur\u00fcck: in Portionen von 50 ccm wurde deshalb mit zuckerfreier Ringerl\u00f6sung r Apparat s\u00b0lange ausgesp\u00fclt (mit etwa 200\u2014300 ccm), bis man erwarten durfte, allen Zucker im Sp\u00fclwasser zu haben; das Sp\u00fclwasser w urde mit dem Rest der N\u00e4hrl\u00f6sung vereinigt und der Prozentgehalt an Zucker bestimmt. Daraus lie\u00df sich dann leicht die absolute Menge der verwendeten N\u00e4ht l\u00f6sung und des verbrauchten Zuckers berechnen* Be-uders wenn man etwa mit zwei Versuchsperioden arbeitet, gew\u00e4hr-Imstet diese Art der Bestimmung die kleinsten Fehler. Sollte hei der oben skizzierten Berechnung der Menge der N\u00e4hrl\u00f6sung auch ein Fehler von ,cm Fl\u00fcssigkeit sich ergeben, so \u00fcbt er, wie eine Rechnung ergibt, nur ' m,,n ganz geringen Einflu\u00df auf das Resultat aus.\nLie Berechnung der chemischen Energiewandlung. (Kalorien-Verbrauch.)\nDie Versuche haben ergehen, da\u00df neben dem Zucker b'Kh andere Stoffe zu Kohlens\u00e4ure verbrannt werden: man","page":211},{"file":"p0212.txt","language":"de","ocr_de":"212\nKr win Ruh de,\n,,\t. 4 ccm CO., j. XT\nkann aus dem respiratorischen Quotienten T.m Q_ die Natur\ndieser Stoffe erkennen. Es scheint, als ob in der Norm noch fett- oder eiwei\u00dfartige Substanzen zur Verbrennung k\u00e4men: wenigstens l\u00e4\u00dft ein R-Q von 0,72\u20140,78 darauf schlie\u00dfen.\nUm also die Energie Wandlung ann\u00e4hernd bestimmen zu k\u00f6nnen, multiplizierte ich die verbrauchte Zuckermenge mit t,l und den Sauerstoff der Testierenden Stoffe mit 4,7. Dies** Summe dr\u00fcckt dann die kleinen Kalorien aus.\nResultate.\nM\nEs kann nicht der Zweck dieser ersten Publikation sein, ersch\u00f6pfend alle angeschnittenen Fragen der Physiologie des Herzstoffwechsels zu behandeln; es soll vielmehr in dieser Mitteilung nur eine erste Orientierung \u00fcber den Stoffwechsel eines \u00fcberlebenden Herzens, das unter m\u00f6glichst optimalen Redingungen der Sauerstoffversorgung arbeitet, gegeben werden und in einer folgenden Mitteilung dann die Beeinflu\u00dfbarkeit des Herzstoffwechsels durch Adrenalin und Pankreasextrakte gezeigt werden. Dabei k\u00f6nnen nat\u00fcrlich manche Probleme, deren L\u00f6sung weiterem Studium Vorbehalten bleiben soll, nur angedeutet werden.\nDie Methodik f\u00fcr die folgenden Stoffwechseluntersuchungen am \u00fcberlebenden Herzen ist in ihren allgemeinen Z\u00fcgen geschildert worden. Im Speziellen habe ich folgende Anordnung der Experimente gew\u00e4hlt:\nEs erwies sich als zweckm\u00e4\u00dfig, auch die Normalversuche in 2 zweist\u00fcndige Perioden zu teilen, da der Stoffwechsel im Verlaufe von einigen Stunden gleichm\u00e4\u00dfige \u00c4nderungen zeigte.\nGewisse Schwierigkeiten ergaben sich nur zur Zeit des Wechsels zwischen den Perioden. Es w\u00e4re ja leicht m\u00f6glich, diesen Moment d $ Wechseln\u00ab so zu gestalten, da\u00df ohne Unterbrechung der Herzzirkulutmn eine kleine Menge der N\u00e4hrl\u00f6sung zur Analyse entnommen w\u00fcrde. Wenn ich aber eine f\u00fcr das Herz eingreifendere Ma\u00dfnahme durch Unterbrechung der Zirkulation f\u00fcr ca. 7 Minuten traf, um die alte N\u00e4hrl\u00f6sung dm :i frische zu ersetzen, so geschah dies aus folgenden \u00dcberlegungen: * :.* Stichprobe kann nur ein ungenaues Resultat von der Zuckerkonzentrat a der gesamten N\u00e4hrl\u00f6sung geben: wo man sie auch nehmen mag. imu mu\u00df sich ein etwas anderer Wert ergehen, als er in der ganzen Men ..e","page":212},{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"Stoffwechseluntersuchungen am \u00fcberlebenden Warmbl\u00fcterherzen. I 2 13\n\\oihanden ist. Nur aus der Analyse der gut gemischten Gesamtmenge kann man daher richtige Werte erhalten; es erschien deshalb vorteilhafter. den gr\u00f6\u00dften Teil der N\u00e4hrl\u00f6sung abzulassen und durch frische zu ersetzen. Dieser Ersatz der l\u00e4ngere Zeit gebrauchten N\u00e4hrl\u00f6sung ist zweifellos auch f\u00fcr das Herz n\u00fctzlieh, da er die Zuckerkonzentration wieder aut den alten Wert und damit das Herz unter die gleichen Bedingungen bringt, unter denen es in der ersten Periode gearbeitet hat; aber auch die Entfernung von eventuellen StofTwechselabfallprodukten. wie z. B. von Ammoniak oder S\u00e4uren, konnte nur einem gleichm\u00e4\u00dfigeren Weiterverlauf des Stoffwechsels zugute kommen.\nDer Nachteil f\u00fcr das Herz, der durch die Unterbrechung der Zirkulation zweifelsohne gegeben ist, braucht auf der anderen Seite nicht zu hoch eingesch\u00e4tzt werden, denn innerhalb 5\u201410 Minuten hat es sich meist wieder soweit erholt, da\u00df es bei gleicher Frequenz die alten Arbeitswerte lieferte.\nAus diesen Gr\u00fcnden stellte ich also nach Beendigung der Normalperiode den Zuflu\u00df zum Herzen und die Pumpe ab und entnahm etwa 200 ccni (,er N\u00e4hrl\u00f6sung zur Analyse. W\u00e4hrend des Ablassens mu\u00df ein SaueistofTstrom durch den Apparat streichen bei geschlossener Klemme (Kl), einmal, um das Zur\u00fccksteigen der Barytlauge zu verhindern und dann* um die im I\\esei\\oir befindliche Kohlens\u00e4ure noch zur Desorption zu bringen (Quelle eines kleinen Verlustes!). Darauf schaltet man die alte barytflasche aus und eine neue daf\u00fcr ein, schlie\u00dft den Apparat wieder zu. stellt den Sauerstofi'strom ab, l\u00e4\u00dft die Pumpe laufen und pipettiert m den kleinen Zulaufme\u00dfzylinder 200 ccm frischer, mit Sauerstoff ges\u00e4ttigter N\u00e4hrl\u00f6sung; durch geeignete Hahnstellung kann man verhindern, da\u00df Luft mit hineingesogen wird. Nun kann vom Reservoir her das Herz von neuem durchstr\u00f6mt werden. 6\u20148 Minuten sind etwa n\u00f6tig zu'solcher Einschaltung.\nDie Bestimmung des Herzgewichtes erfolgte nach Abtrennung der Vorh\u00f6fe an der Atrio-Ventrikulargrenze; es erwies sich als zweckm\u00e4\u00dfig, erst ca. 2 Stunden nach Abbruch des Versuches zu wiegen, da dann die postmortale Kontraktion ziemlich alles Wasser aus dem Herzen ausgepre\u00dft hatte ; denn eine gewisse \u00d6dembildung findet immer statt.1) F\u00fcr genauere leststellungen ist nat\u00fcrlich das Trockengewicht zu bestimmen.\nVersuchsbedingungen.\nWenn auch weiter unten gezeigt werden kann, dull die absolute Gr\u00f6\u00dfe des Stoffwechsels eines von einer zuckerhaltigen Hingerl\u00f6sung durchstr\u00f6mten Katzenherzens nicht allzu weit von der normalen entfernt ist, so mu\u00df man sich doch\n*) vcrt- auch Locke u. Hosenheim. Journal of physiol.. Bd XXXVI\nS. 2os.","page":213},{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"214\nErwin Rohde,\nstets bewu\u00dft bleiben, da\u00df das Milieu, in welchem die Stoffwechsel Vorg\u00e4nge vor sich gehen, von ausschlaggebendem Einflu\u00df sein kann. Es wird die Aufgabe weiterer Studien sein, die Abh\u00e4ngigkeit des normalen Stoffwechsels von den einzelnen Komponenten des Mutes, z. B. von seinem Ionengehalt, der Gegenwart von Eiwei\u00df, Fett usw. zu erforschen. In der vorliegenden Untersuchung sind immer dieselben Bedingungen innegehalten, um die bei verschiedenen Herzen erhaltenen Werte untereinander vergleichen zu k\u00f6nnen. Diese Versuchsbedingungen sind, um es noch einmal kurz zu pr\u00e4zisieren, die folgenden: Die Durchstr\u00f6mungsfl\u00fcssigkeit (ca. 200\u2014250 ccmi hatte stets eine Temperatur von 37\u00b0, hatte die Zusammensetzung: NaCl = 0,9rt,o, KCl = 0.042'Ve, CaCl2 = 0,012\u00b0 >, NaIlC03 \u2014 0,036\u00b0,\u00bb und enthielt 0,2\u00b0/o Traubenzucker (Merck\u00bb. Die Durchstr\u00f6mungsgeschwindigkeit betrug mindestens 40\u20148o ccm in der Minute und der Druck wurde so geregelt, da\u00df dabei die gr\u00f6\u00dfte Herzleistung resultierte. Die Sauerstoffs\u00e4ttigung der N\u00e4hrl\u00f6sung war durch Ben\u00fctzung einer reinen Sauerstoffatmosph\u00e4re stets maximal.\nI. Gr\u00f6\u00dfe der Energiewandlang des arbeitenden Herzens.\nUnabh\u00e4ngigkeit vom Sauerstoffangebot.\nUm die in allen folgenden Tabellen mitgeteilten Zahlen der absoluten Gr\u00f6\u00dfe des Stoffwechsels kritisch beurteilen zu k\u00f6nnen, m\u00fcssen wir f\u00fcrs erste die Sicherheit besitzen, da\u00df diese Gr\u00f6\u00dfe nicht etwa auch hier, wie dies f\u00fcr die Versuche nach der Locke- Ros en he im sehen Apparatanordnung gezeigt worden ist, von der Gr\u00f6\u00dfe des Sauerstoffangebots abh\u00e4ngig ist. Da\u00df in meinen Versuchen ein \u00dcberschu\u00df des Sauerstoffangebotes vorhanden war, geht aus der Tabelle Nr. 4. sowie aus denen der folgenden Mitteilung hervor. Mit Ausnahme der zwei ersten Experimente, wo die Ventile des Elektromagneten zu schwach bespannt waren, ist stets ein gro\u00dfei \u00dcberschu\u00df an Sauerstoff in der N\u00e4hrl\u00f6sung. Da somit die Voraussetzung optimaler Leistung in bezug auf den Sauerstot\u00ef-verbrauch gegeben ist, so gibt die Gr\u00f6\u00dfe der Energiewandlunur","page":214},{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"SlofTwechseluntersuchungen am \u00fcbet lebenden Warmbl\u00fctei herzen. I. 215\nzusammengehalten mit der Arbeitsleistung in der Tat einen Begriff von der Gr\u00f6\u00dfe der Vitalit\u00e4t des \u00fcberlebenden < trgans.\nGr\u00f6\u00dfe des Kalorien Verbrauches: In der Tabelle NT. 1 linden sich die Zahlen auf Kilogramm K\u00f6rpergewicht und Gramm Herzgewicht ausgerechnet: die Schwankungen der absoluten Werte werden dadurch stark reduziert. Pro Kilogramm K\u00f6rpergewicht betr\u00e4gt der Kalorienverbrauch des \u00fcberlebenden Herzens 60 90 kleiner Kalorien. Oder pro Gramm llerzffe-wieht 10\u201425 kal.\nOb das Schwanken der Werte innerhalb dieser Grenzen aid Verschiedenheiten der Versuchsbedingungen beruht oder ob der Umsatz pro Gramm Herzsubstanz ein konstanterer ist,\nTabelle Nr. 1.\nKalorienverbrauch pro Kilogramm K\u00f6rpergewicht und pro Gramm Herz-gewicht bei normaler Ern\u00e4hrung.\n\\ersuch 83 und 88: Grundumsatz des Herzens (stillgestellt durch Ringerl\u00f6sung ohne CaCI, und KCl).\nYer- stichs- uum- mer\tK\u00f6rper- gewicht\tHerz- gewicht\tKalorienverbrauch pro Stunde kal.\t!..\t. i Kalorienver- 1 brauch pro kg, i und Stunde . J\tKalorienverbrauch pro g Herzgewicht und Stunde\n04\t2680\t14.6\t169\t63.0\t11:6\n05\t2910\t\t184\t! 63.2\t\t\t\n70\t\t11.3\t153\t!\t10,7\n90\t2420\t8.9\t219\t92.6\t24.6\n91\t2170\t8.2\t181\t83.5\t22.1\n07\t2600\t14.0\t170\t67.6\t12.6\n74\t2350\t13.2\t150\t63.7\t11.3\n82\t1950\t\t131\ti\t66.9\t_\n72\t2500\t15,7\t238\t95.3\t15.2\n70\t1800\t8.0\t11\u00bb,6\t66.5\t11.9\n78\t2150\t10.8\t194\t90.4\t18.0\n85\t2000\t6.7\t111\t55.6\t16.6\nH7\t3240\t13.8\t208\t04.3\t15.1\n83 |\to *1\t11,4\t72\t33.7\t6.3 | Grund-\nSK\t2500\t10.5\t83\t33.3\t! Umsatz <\u2019\u00ee> 1 vgl S. 21s.","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"Erwin Rohde,\n216\ndie Zur\u00fcckf\u00fchrung auf das K\u00f6rper- und Herzgewicht also infolge des ungleichm\u00e4\u00dfigen Ern\u00e4hrungszustandes der Tiere die Differenzen erst vort\u00e4uscht, wage ich nicht zu entscheiden: vielleicht kommen beide Umst\u00e4nde in Betracht.\nDie Schwankungen des Energieumsatzes im Verlaufe\nvon Stunden.\nKurz nach Beginn der Durchstr\u00f6mung erreicht die Energiewandlung (an dem Sauerstoffverbrauch gemessen) ihren H\u00f6hepunkt und bleibt auf diesem durch die ersten zwei Stunden gew\u00f6hnlich mit relativ geringen Schwankungen, vgl. Eig. [ und 5; einstweilen ist es nat\u00fcrlich noch nicht zu sagen, woher diese Schwankungen im einzelnen kommen; Temperaturdifferenzen von 0,1\u00b0 k\u00f6nnen sie doch kaum bewirken. Beziehungen zur gleichzeitigen Arbeitsleistung sind wohl deutlich zu erkennen, doch bedarf es noch genauer Studien, hier zwischen Ursache und Wirkung zu unterscheiden.1) Praktisch k\u00f6nnen wir diese Schwankungen einstweilen ignorieren.\nWesentlicher ist, da\u00df sich im Laufe der Stunden meist eine deutliche Tendenz zum Fallen der Kurve zeigt, und zwar nicht nur in der ganzen zweiten Periode, die ja mit einer ca. 10 Minuten langen Unterbrechung unmittelbar der ersten nachfolgt, sondern oft auch schon in der ersten Periode selbst.\nwird das wohl mit dem Beginn des Absterbens Zusammenh\u00e4ngen, ein Begriff, der sich hier vielleicht einmal genauer definieren lie\u00dfe, wenn man ihn etwa auf das Versagen einer bestimmten Funktion oder das Versiegen gewisser Nahrungsquellen zur\u00fcckf\u00fchren k\u00f6nnte.\nIn einigen Versuchen aber ist ein Gleichbleiben der Ener-giewandlung zu beobachten, ja sogar eine Tendenz zum Steigen, doch betr\u00e4gt sie nur wenige Prozente (vgl. Tab. 4, S. 226\u2014227 I )ie Unterbrechung w\u00e4hrend der Aussp\u00fclung in der Pause zwischen der ersten und zweiten Periode hat keinen langdauernden Einflu\u00df gezeigt : vielmehr ist gew\u00f6hnlich nach 10 Minuten der vorige Stand der Sauerstoffzehrung wieder erreicht.\n') Auch ist zu bedenken, da\u00df die Temperaturkorrekturen bei den kleinen Werten relativ gro\u00dfe Fehler verursachen, so klein der Fehler j-auch f\u00fcr den. Gesamtverbrauch an Sauerstoff ist. Vgl. S. 209.","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"Sloffwcchseluntersuchungen am \u00fcberlebenden Warmbl\u00fcterherzen. I. 217\nGr\u00f6\u00dfe der Herzt\u00e4tigkeit, am Leistungsmesser\nbestimmt.\nWas zur Messung kommt, ist die Summe der Pulsvolumina, die \u00ab F\u00f6rderung\u00bb des Herzens. Nur mit dieser wollen wir hier rechnen und einstweilen die \u00abArbeit\u00bb au\u00dfer Betracht lassen, die diese F\u00f6rderung darstellt. Wie S. 192 auseinandergesetzt wurde, darf man f\u00fcr diese F\u00f6rderungszahlen so weit ein Parallelgehen mit dem Gesamtkalorienverbrauch annehmen, da\u00df gleichsinnige \u00c4nderungen beider Reihen zu erwarten sind.\nDie absolute Gr\u00f6\u00dfe der F\u00f6rderung ist pro Stunde durchschnittlich 1200 ccm mit weiten Ventilen und Rohren, mit engen ca. 3000 ccm; beide Kontraktionsformen sind auxotonisch, nur ist der Druckzuwachs in letzterem Falle sehr viel gr\u00f6\u00dfer. F\u00fcr beide aber gilt obige Annahme.\n4 \u2022\t-,\n- -H-j\nKiff. 4.\n' ' rs-*\u20194- Kormalversuch. Verlauf der Kurven des Sauerstoffverbrauchs Mid di r Herzarbeit, darffestellt durch die F\u00f6rderunffsmeiiffe Wasser in\n1\" Minuten\n<in reim \u2014 IOCcchi pro\n.Vj\nVers. 7.'\u00bb. Xormalversueh. Wie Kiff. 4.","page":217},{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"21K\nErwin Rohde,\nI-\nAn dem Verlauf der F\u00f6rderungskurve interessiert uns, wie gr\u00f6l) die Schwankungen der T\u00e4tigkeit im Verlauf der Stunden sind und ob diese Schwankungen mit denen des Sauerstoffver-brauchs im ganzen und im einzelnen parallel gehen.\nVerfolgen wir den Einzelverlauf der F\u00f6rderungskurven (vgl. Fig. i und 5), so finden wir im allgemeinen eine verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig gro\u00dfe Gleichm\u00e4\u00dfigkeit der gef\u00f6rderten Werte: nach 2<) Minuten etwa hat sich das herausgeschnittene Herz erholt und f\u00f6rdert von da ab oft dieselben Mengen durch Stunden hindurch. Dabei ist die Regelm\u00e4\u00dfigkeit der Herzaktion meist eine befriedigende, die Frequenz bleibt in vielen F\u00e4llen gleich gro\u00df, wie mir die Ausz\u00e4hlung der Kurven ergeben hat. Nur selten sind solche Differenzen vorhanden, da\u00df kein Vergleich mehr m\u00f6glich ist.\nNat\u00fcrlich sistiert in deij Durchstr\u00f6mungspause zwischen der ersten und zweiten Peri\u00f6de die Arbeit ganz, hebt sich aber in kurzer Zeit wieder auf den letzten Wert; im allgemeinen ist die F\u00f6rderung der zweiten Periode etwas kleiner als die der ersten; jedoch habe ich auch manchmal die Beobachtung gemacht, da\u00df in der zweiten Periode die Leistung stieg.\nGrundumsatz des Herzens.\nEs l\u00e4ge nahe, die Werte der Leistungsmessung direkt mit dem Kalorienverbrauch des Herzens zu vergleichen, dies ist jedoch \u2014 wie am Gesamtorganismus, so auch hier \u2014 nicht ang\u00e4ngig, weil ein seiner Gr\u00f6\u00dfe nach unbekannter Grundumsatz der ruhenden Herzmuskelsubstanz anzunehmen ist. Um also einen Hegriff von der wirklichen Herzarbeit zu bekommen, die sich ja aus dem Arbeitsumsatz berechnen l\u00e4\u00dft, ist es n\u00f6tig, die Gr\u00f6\u00dfe dieses Grundumsatzes vorher zu erfahren.\nDer Grundumsatz am Herzen ist vermutlich einer direkten Messung zug\u00e4ngig bei einem Herzen, das mit einer Lockeschen Losung ern\u00e4hrt wird, der Calciumchlorid und Kaliumchlorid fehlt. Ein solches Herz steht nach wenigen Minuten still, zeigt aber noch, wie wir aus Lockes Untersuchungen wissen, bei Zufuhr der fehlenden Calcium- und Kaliumsalze wieder spontane Kontraktionen: es ist also als lebend anzusehen. Der","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"Stuffwcchseluntersuchungen am \u00fcberlebenden Warmbl\u00fctcrherzen. 1. 219\nHypothese, den Stoffwechsel des so stillgestellten Herzens als (irunduinsatz anzusehen, steht nur das Bedenken entgegen, da\u00df durch Wegfall der Calcium- und Kaliumsalze sich auch das Milieu ge\u00e4ndert hat. Es w\u00e4re denkbar, da\u00df ein Mangel dieser Ionen an sich schon in der einen oder anderen Weise ver\u00e4ndernd auf den Stoffwechsel wirkt. Es m\u00fc\u00dften Vergleiche mit anderen Methoden der Erzeugung eines Herzstillstandes angestellt werden, bevor wir die hier gefundene Stolfwechsel-gr\u00f6\u00dfe als diejenige des Grundumsatzes mit Sicherheit bezeichnen k\u00f6nnen.\nWir sehen aus den zwei Untersuchungen, da\u00df der Verbrauch ca. 33 Kal. pro Kilogramm Tier und Stunde betr\u00e4gt, also in einigen F\u00e4llen etwa die H\u00e4lfte des Gesamtumsatzes, ein, wie mir scheint, \u00fcberraschend hoher Wert (vgl. Tabelle 1, Seite 215).\nVergleich der F\u00f6rderung des Herzens und der Gesamtenergiewandlung (Kalorien verbrauch).\nWie oben auseinandergesetzt worden ist, wurde die. Konstruktion eines Leistungsmessers aus dem Grunde unternommen, um f\u00fcr die Beurteilung der gefundenen Stoffwechsel werte Anhaltspunkte \u00fcber die geleistete Arbeit zu erhalten. Ein Vergleich beider Messungsreihen wird lehren k\u00f6nnen, ob dieser Zweck erreicht ist.\nBevor wir den Vergleich anstellen, m\u00fcssen wir uns aber \u00ab1er Forderungen erinnern, die erf\u00fcllt sein m\u00fcssen, wenn der Kalorienverbrauch und die gemessene Leistung zueinander in 1 \u00abelation stehen sollen: Die wichtigste Forderung ist gleiche l'ulszahl in beiden Versuchsperioden. Um den Vergleich zu erleichtern, habe ich in der folgenden Tabelle Nr. 2 hinter die Schwankungen des Kalorienverbrauchs und der Leistungswerte f\u00fcr jede Periode die maximale und minimale Pulszahl notiert, 'lie zu beobachten war.\nWir sehen daraus, da\u00df bei drei Versuchen eine befriedigende Gleichheit der Frequenz (Vers. 64, 75 und 84) befanden hat; leider aber vermindert wohl in Versuch 84. eine f arke Irregularit\u00e4t den Wert des Versuches. In zwei weiteren","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220\nErwin Rohde.\nVersuchen (60 und 67) dagegen fallen die Pulszahlen von der ersten zur zweiten Periode betr\u00e4chtlich ab (von 150 auf 123 und von 144 auf 111).\nTabelle Nr. 2.\nVergleich des Kalorienverbrauchs lind der Herzarbeit in ihren Schwankungen\nvon der I. zur II. Periode.\nWr- suclis- nuni- mer\tKrdorien-Verbrauch pro \u00fctd. 1. Pe-II. Periode riode\tDilTe- reiiz zwischen t mul II O O\tIlerzarbeit F\u00f6rderungszahlen, ccm pro Stunde .\t,,\tDifleronz I. 1 e- II. Pe- zwischen .\t. ,\t1 unit II node node \u201e O\tPuls- frequenz I. Periode\tPuls- frequenz II. Periode\tOualitiit der Puls,-\n(54\tIfiS.fi 1 W.2\t\u2014 15.0\t8700 80S\u00ab - lfi.fi\ttos\u2014los\t105\u201410S\tsehr rejrcliniilii.\n(55\t1 S3,(5 1 (5(5.1\t\u2014 0,(5\t7 O 1^ CJ ci\t150\u2014188\t135-123\tde>gl\n(5(5\t171.5 173.S\t-f 1.8\t8200 8800-f (5.0\t144\u2014182\t111-111\t\u00cf-\n75\t132.5 110,0\t\u2014 10,4\t28(55 2680 \u2014 S.2 i\t1 - \u2022' |\t15(5-141\t138\u201413\u00ab\tin iter II. 1\u2019.\nS{\tI4S.8 17(5.8\t-f 15.S\t1220012500 -f- 2.5 i\t102\u2014108\t108\u2014105\triode an-; sproelicie lrre<rnlatit r\nStreng genommen d\u00fcrfen wir daher also nur von den F\u00f6rderungszahlen der Versuche 64 und 75 erwarten, dal\u00bb sie als vergleichbare \u00c4quivalente der vom Herzen geleisteten Arbeit zu betrachten sind, da die mechanischen Bedingungen dei He rztiitigkeit sich nicht ge\u00e4ndert haben : wieweit dann in solchen F\u00e4llen zum Gesamtumsatz eine Proportion zu erkennen sein wird, k\u00f6nnen nur ausgedehntere Untersuchungen lehren.\nVergleichen wir also mit dieser Einschr\u00e4nkung die Werte der Normalversuche untereinander, so finden wir in den Versuchen 64 und 75, wo die Pulse gleich schnell und regelmiilhg geblieben waren, eine befriedigende \u00dcbereinstimmung in den Schwankungen des Kalorienverbrauches und der Leistung-werte1) (vgl. neben Tabelle Nr. 2 auch Fig. 6 und 7 S. 231 32\nV> Der auf Seite UH hervorgehobene Umstand, da\u00df in den V suchen (54\u201475 ein wachsender systolischer Widerstand vorhanden w.t also auxotonische Kontraktionen stattfanden, mindert somit die Verglei- -harkeit der Zahlen nicht betr\u00e4chtlich, da die Abnahme der I.eMun von der I. zur II. Periode nur m\u00e4hig ist.","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"Stoffwechseluntersuchungen am \u00fcberlebenden Warmbl\u00fcterherzen. 1/ 221\nAber auch in den anderen Versuchen mit verminderter Vergleichbarkeit sind die Schwankungen gleichsinnig und nicht allzu different in der Gr\u00f6\u00dfe.\nMan kann wohl aus dem Ausfall dieses Vergleiches die Gewi\u00dfheit ableiten, da\u00df diese Anordnung der Leistungsmessung f\u00fcr Stoffwechseluntersuchungen im Prinzip richtig ist.\nEine Deutung der \u2014 geringen \u2014 Differenzen in den einzelnen Experimenten und damit ein Versuch, die Abh\u00e4ngigkeit aller Faktoren von einander zu erforschen, erfordert noch weitere Arbeit.\nVergleichen wir weiterhin nun im einzelnen die Kurve des Sauerstoffverbrauches (vgl. S. 217 Fig. 4 und 5), die ja ungef\u00e4hr dem Energieverbrauch parallel gehen mu\u00df, mit der F\u00f6r-rlerungskurve, so wird man ebenfalls im gro\u00dfen und ganzen eine erfreuliche \u00dcbereinstimmung finden und wiederum einen Beweis f\u00fcr die Richtigkeit obiger Annahme darin erblicken k\u00f6nnen. Allerdings wird man ja noch nicht ein Parallelgehen aller feineren Schwankungen beider Kurven erwarten k\u00f6nnen. Tm alle Differenzen zu verstehen, wird es n\u00f6tig sein, bei verbesserter Methode die zeitlichen Beziehungen zwischen Sauerst offverbrennung und Muskelaktion noch sch\u00e4rfer zu verfolgen, eine Aufgabe, die ja ohne allzu gro\u00dfe Schwierigkeiten gel\u00f6st werden kann.\nVergleichende Schlu\u00dffolgerungen.\nWir wollen versuchen, an Hand der gewonnenen Zahlen uns eine Vorstellung davon zu machen, welcher Bruchteil der normalen Lebensfunktion in diesem \u00fcberlebenden Herzen noch zu linden ist. Die Grundlage zu einer solchen Kritik der Brauchbarkeit der ganzen Methode der k\u00fcnstlichen forcierten Durchstr\u00f6mung mit Salz-Zuckerl\u00f6sung kann ein Vergleich des Stoffwechsels dieser \u00fcberlebenden Herzen mit demjenigen normaler im K\u00f6rperkreislauf schlagender Herzen abgeben.\nDie Stoffwechselgr\u00f6\u00dfe des normalen Herzens l\u00e4\u00dft sich nun aber leider nicht direkt bestimmen und auch nur ann\u00e4hernd berechnen. Zwar k\u00f6nnte man denken, eine solche Berechnung w\u00e4re aus der Gr\u00f6\u00dfe der Herzarbeit m\u00f6glich (und\nHoppe-Scyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXVI1I.\t1\u00db","page":221},{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222\nErwin Rohde,\nes ist auch schon \u00f6fter ein solcher Versuch unternommen worden), doch d\u00fcrfte eine n\u00e4here \u00dcberlegung zeigen, wieviel Unsicheres an einer solchen Rechnung noch bleibt.\nVon der Ungenauigkeit in der Bestimmung der Herzarbeit will ich hier nicht sprechen, obwohl auch hier ja erhebliche Fehler mit unterlaufen k\u00f6nnen, sondern nur von der Berech-nungsart des Stoffwechsels auf Grund von Messungen der Herzarbeit. Das Problematische liegt meines Erachtens nun darin, da\u00df ohne weiteres die Herzarbeit gleich dem Arbeitsumsatz gesetzt wird, unter Zugrundelegung eines Nutzeffekts von 33n0: denn wie aus der Seite 190 auseinandergesetzten Beziehung zwischen der Form der Herzkontraktion der geleisteten Arbeit und den freiwerdenden chemischen Energien hervorgeht, besteht die nat\u00fcrliche Zuckung im Kreislauf (\u00dcberlastungszuckung \u00bb aus einer isotonischen und einer isometrischen Phase (der Anspannungszeit des Herzmuskels); \u00e4u\u00dfere Arbeit wird nur in der isotonischen Phase geleistet, chemische Energie dagegen auch in der isometrischen frei, nur geht sie vollst\u00e4ndig in W\u00e4rme \u00fcber. Wenn man nun bedenkt, da\u00df bei isometrischen Zuckungen des quergestreiften Kaltbl\u00fctermuskels die gr\u00f6\u00dfte W\u00e4rmebildung stattfindet, also auch die \u00dcberlastungszuckung mehr W\u00e4rme liefert als die freie Zuckung gleicher Anfangsspannung,l) so wird man erkennen, da\u00df eine Berechnung des Arbeitsumsatzes aus der gemessenen mechanischen Arbeit des Herzens m\u00f6glicherweise nur einen Mindestwert ergibt, von dem sich dann heute noch nicht sagen l\u00e4\u00dft, einen wie gro\u00dfen Bruchteil der wirklichen Gr\u00f6\u00dfe er darstellt.\nObgleich wir uns diese Einschr\u00e4nkung vor Augen halten m\u00fcssen, wird aber dennoch ein Vergleich solcher berechneten Werte mit den an den \u00fcberlebenden Herzen gewonnenen Stoffwechselwerten von Interesse sein; auf eine wirklich genaue Feststellung der Vitalit\u00e4t wird man allerdings einstweilen verzichten m\u00fcssen.\n\u2018) Vgl. Nagels Handbuch der Physiologie, v. Frey, Allgemrin\u2022 Physiologie der quergestreiften Muskeln, Bd. IV. 2, S. 493, u. 0. Frank. Thermodynamik der Muskeln. Ergehn, d. Physiologie, Bd. III, 2. S. -Td","page":222},{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"Stoflfwcchselunter.suchungen. am \u00fcberlebenden Warmbl\u00fcterherzen. I. 223\nTabelle Nr. 3.\nZum Vergleich der vom \u00fcberlebenden Herzen geleisteten Arbeit (berechnet aus dem Arbeitsumsatz) mit der Arbeit des Kaninchen- und Menschenherzens.\nVorsuchs- nummer\tKalorienverbrauch pro Stunde pro kg ; pro g K\u00f6rper- Herzgewicht gewicht\t\tArheitsumsatz in kal. pro Stunde pro kg 1 pro g K\u00f6rper- j Herz-gewichl 1 gewicht\t\tHerzarbeit in mkg pro Stunde pro kg\tpro g K\u00f6rper- j Herzgewicht gewicht\t\nNi\t50.8\t12,9\t27.8\t5.9\t2.\u00ab\t0,8\nH\u00f6\t55.\u00ab\t1\u00ab.\u00ab \u2022\t32.\u00ab\t\u00bb,\u00ab\t3.2\tU\nS(>\t78,3\t21.4\t15.3\t11.4\t\u00ab,\u00ab\t*0\nNT\t\u00ab1,3\t15,1\t31.0\t8,1\t4,9\t1.2\n89\t\u00ab7.1\t1\u00ab,7\t34.1\t9,7\t\t1.4\n90\t92.\u00ab\t21.\u00ab\t5!),\u00ab\t17.\u00ab\t8.2\t2.5\n91\t83,5\t22.1\t50,5\t15,1\t7,2\t2.1\nKaninchenherz nach\t\t\t\t\t\t\nTigerstedt\t\t\t\t\t9.8\t\u2014\nMenschenherz nach\t\t\t\t.\t\t\nJ\t\u00bbhannson\t\t\u00ab8.o \u25a0\t14.3\t9.9 \u25a0 .\t2.1 .\n1. Vergleich mit Tigerstedts Messungen an Kaninchenherzen.\nTigerstedt,1) der bei gleichzeitiger Messung des arteriellen Druckes Bestimmungen der Stromgeschwindigkeit mittels der Stromuhr vornahm, gibt f\u00fcr den linken Ventrikel des Ka-ninehenherzens einen Durchschnittswert von 122 gm Arbeit pro Kilogramm und Minute an: das w\u00fcrde f\u00fcr das ganze Herz 9,8 mkg l\u2019i\u2019o Kilogramm und Stunde ergeben, wenn wir f\u00fcr die Arbeit des re chten Ventrikels und der beiden Vorh\u00f6fe noch \u00bb/s der Arbeit \u00ables linken Ventrikels in Rechnung setzen. Berechnen wir nun aus dem nach Abzug des Grundumsatzes \u00fcbrig bleibenden Arbeitsumsatz f\u00fcr unsere Falle die geleistete Arbeit, so ergibt vich, wie Tabelle 3 zeigt, da\u00df unter 7 Messungen l mal ein recht hoher Prozentsatz (\u00f66\u201482%) der normalen Herzarbeit erreicht wurde, 3 mal ein wesentlich niedrigerer (der kleinste\n') Tigerstedt, Ergehn, d. Physiol.. Bd. VI. S. 325.\ni:>*","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"224\nErwin Rohde,\nbetrug aber immerhin noch 26 \u00b0 o). Voraussetzung ist nat\u00fcrlich dabei die Richtigkeit der recht bedeutenden Gr\u00f6\u00dfe des Grundumsatzes, der ja noch manches Hypothetische anhaftet. (Vgl. S. 218).\n2. Vergleich mit Berechnungen der menschlichen\nHerzarbeit.\nIch beziehe mich hier auf die von Ma gnus-Levy berechnete Gr\u00f6\u00dfe des Arbeitsstoffwechsels des Herzens auf Grund der Untersuchungen Johannsons.Johannson sch\u00e4tzt die mechanische Arbeit seines Herzens bei k\u00f6rperlicher Ruhe auf 723 mkg pro Stunde. Magnus-Lev y berechnet daraus einen Aufwand von o,0 Kal. f\u00fcr die T\u00e4tigkeit des Herzens oder 6\u20148\u00b0 o des gesamten Stoffwechsels pro Stunde. F\u00fcr unsern Vergleich la\u00dft sich daraus bei Annahme eines K\u00f6rpergewichts von 73 kg und Ilerzge wichtes von 350 g als Stunden wert berechnen; f\u00fcr den Arbeitsumsatz pro Kilogramm K\u00f6rpergewicht = 6^,5 kal. und pro Gramm Herzgewicht = 14,3 kal. Die Herzarbeit betr\u00e4gt nach der obigen Zahl 2,1 mkg pro Gramm Herzgewicht oder pro Kilogramm K\u00f6rpergewicht = 9,9 mkg.\nStellt man nun diesen Zahlen die Gr\u00f6\u00dfe des Arbeitsumsatzes der \u00fcberlebenden Katzenherzen gegen\u00fcber (Tabelle 3). so lindet man, da\u00df die h\u00f6chsten Werte pro Kilogramm K\u00f6rpergewicht sowie als auch pro Gramm Herzgewicht diese Zahl fast erreichen, die niedrigsten aber immerhin noch 26 \u00b0/o betragen.\nWollen wir aus diesen beiden Vergleichen trotz der entgegenstehenden Bedenken Schl\u00fcsse ziehen, so ergibt sich, da\u00df der Stoffwechsel eines \u00fcberlebenden Herzens sicher einen recht hohen Prozentsatz des normalen darstellen kann, da\u00df wir also in den meisten F\u00e4llen ziemlich physiologische Verh\u00e4ltnisse vor uns haben.\nNebenbei ist es wohl auch von Interesse, die erhaltenen Resultate mit Barcrofts*) Untersuchungen zu vergleichen.\nM Noorden, Handbuch der Pathologie des Stoffwechsels. Bd. 1. S. 214. Anmerkung. 1907.\n*) Barcroft und Dixon, I. c. und Barcroft, Ergebn. d. Physiologie, Bd. VII. S. 720f.","page":224},{"file":"p0225.txt","language":"de","ocr_de":"Stoffwechseluntersuchungen am \u00fcberlebenden Warmbl\u00fcterherzen, I. 225\nA priori sollte man einen sehr hohen Stoffwechsel dieser Herzen erwarten, die bei normalem Druck von unver\u00e4ndertem Blut durchstr\u00f6mt werden; dem ist aber nicht so: die zwei mitgeteilten Protokolle \u00fcber Katzenherzen zeigen nur einen Verbrauch von 0,014\u20140,022 ccm Sauerstoff pro Gramm und Minute, w\u00e4hrend bei unserer Methode ein Verbrauch von 0.083\u20140,075, also ungef\u00e4hr das Dreifache, beobachtet worden ist. Etwas h\u00f6her sind Barcrofts Zahlen f\u00fcr die Hundeherzen (0,017\u20140,040).\nWenn wir nach einem Grunde f\u00fcr diese Differenz suchen, so mu\u00df der schlechte Durchflu\u00df bei dieser Durchstr\u00f6mungsmethode auffallen: er i>t nicht gr\u00f6\u00dfer als 2-14 ccm pro Minute. Wenn auch in solchen Blut-mengen noch immer ein Mehrfaches des wirklich verbrannten Sauerstoffs vorhanden ist und auch f\u00fcr gew\u00f6hnlich keine zu gro\u00dfe Kohlens\u00e4ureansammlung stattfindel, so mu\u00df doch die Tatsache auff\u00e4llig erscheinen, da\u00df im Experiment 0 mit 30 ccm Durchflu\u00df pro Minute ein ganz bedeutend h\u00f6herer Sauerstoffverbrauch i3,0 ccm pro Minute statt sonst 0,2\u20141.2) \u2022zu beobachten ist. Leider ist das Protokoll gerade hier nicht vollst\u00e4ndig, soda\u00df der Wert nicht auf Gramm Herzgewicht ausgerechnet werden kann. Mir erscheint es danach nicht unwahrscheinlich, da\u00df der zu geringe Durchflu\u00df an dem zu kleinen Stoffwechsel schuld ist (Gef\u00e4\u00dfkr\u00e4mpfe? Embolien?).\nWill man aus diesem Vergleich einen Schlu\u00df ziehen, so wird man der Methode der Salz-Zuckerdurchstr\u00f6mung den Vorzug vor der Barc roft-sehen Blutdurchstr\u00f6mung geben, wenn es sich darum handelt, einen m\u00f6glichst hohen, also vermutlich beinahe normalen Stoffwechsel des \u00fcberlebenden Herzens zu erhalten.\nDer weiteren Frage, ob der Leistungsmesser einen erheblichen Bruchteil der wahren Herzarbeit zur Messung bringt, will ich hier noch nicht n\u00e4her treten, so lange mir nicht aus genauer Kenntnis der Fehlerquellen des Apparates und des Druckablaufes w\u00e4hrend einer Kontraktion die Gr\u00f6\u00dfe der Arbeit bekannt ist, die der linke Ventrikel am Gummiballon leistet. Eine \u00dcberschlagsrechnung hat mir ergeben, da\u00df in g\u00fcnstigen F\u00e4llen \u00fcber 80\u00b0/o der wirklichen Arbeit (berechnet aus dem Arbeitsumsatz) des linken Ventrikels zur Messung gelangen k\u00f6nnen.\nII. Die stofflichen Bestandteile des Energiewechsels.\nAls einen Vorteil der Benutzung von Salzzuckerlpsung statt des Blutes zur Durchstr\u00f6mung darf man wohl betrachten, da\u00df es durch Analyse der N\u00e4hrl\u00f6sung m\u00f6glich ist, eine relativ genaue Einsicht in die Qualit\u00e4t der verbrannten NahrungsstofTe zu erhalten.","page":225},{"file":"p0226.txt","language":"de","ocr_de":"226\nErwin Rohde.\ni ill'* 1 ,i\nNoi malversuche am arbeiteui.-n ; )\nVer-\tErn\u00e4hrung\tK\u00fcr-\t\u25a0Im-\tI. Periode\t\nMichs- nnrn- mer\tder Versuchs- tiere\tper- ge- wicht\tge- wicht g\t>auer Sancr. der\t. n. j\u00bbt>_ stofT- riode an- gehot Stun- * den ! ccm\t(Jucker- ^2*, Oa- i\tRest n . \"'r/' K \u2022 1\t1 \u201e\t!\t|\tRest arl.-it . ver- | Bll- \\er- R_q\tk brauch dltng braucht\tR-Q. run; .\tI *\t!r.v;k mg ; ccm i ccm \\\tet\nr. :\tnormal\t2f>80\t14,6\t2,25\t51\t1\t1 17.6 28,1 ! 33.6 0.84 \\\u00b0'Q. 0.73 3706 bv, 20,o \u25a0\u2022 . !\ti\t:\n65\tnormal\t2010\t\u2014\t2.0\t51 i i\t7\t!\t!\t1 31.8 28.5 Si.ll 0,82 7' \u2014\t1-..; 1 ;\t1\ti\ti\t\u2022\n\tZuckerkost\t2540\t12.7\tI 2,17\t80\ti\t, ! \u25a0 ! i 15 36,3 28,4 31,7 0,89\t- :12'h\u00bb IT1.5 !\ti\t4,0 1\t!\n71\t10 Tage Hunger\t1850 (2400)\t9,8\t1,83 77 i\ti\ti\t15,7 28.7 37.0 43.0 0,86 91 v 0,72\t2!u 1 '1 rL/ 1\tif1.\n7.r>\t11 T age Hunger\t1470 (2020)\t7.5\t2.0\t51 1\t!\tj\t: \u25a0 1 11,8 23.3 26,7 ! 0,87\t0.81 2s.;:\u00bb l.>2.{ r 1 1 ! \u201d\n84\terst 10 Tage Hunger, dann Fleisch-Fettkost\t2470 (2920)\t11,5\t1 \u25a0 j 2,08\t51 \u2022 i !\t1\t!\t1\t1, j 1 I !\t! 1\t1 12,3 16,8 24,8 1 29,4 0.84 j\u00dftj 0.73 122m !H I .\t\u25a0 ! \"j ! \u25a0 \u2014\nKt\tnormal gravide\t2650 (2150 ohne Uterus\t11.4\ti i i 2.08 77 i\ti i 1 i 1 9 0 \u00ab 12,3 14.8 (M8-jnrg 0.77\t~\t\"\u25a0 I\t;\ti\ti \u2019\u2019 1 1 ' ! ! ! :\n88\tft Tage Hunger, danr Zuckerkost\t2120 (25(H)\t10,c\t\\ 1,5\t\u00ab3 . i\t:\t1 '\ti\t; 54 6.3 10,5 16.8 0,62\t0.46 - ' i 1\tU-\u2018 i !\t: i ,\t_. : \u00ab. w n\nAlle Stoffwechselwerte sind pro Stunde berechnet: C02 und O, ou\u00ef","page":226},{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"Sloffwechseluntersuchungen am \u00fcberlebenden Warmbl\u00fcterherzen. 1, 227\nir. *.\n.\u00ee-\u00eefii- iulen Herzen (Grundumsatz^.\nII. Periode\nI ..\n. '\u2022 n\nan-; l ot\nin\nj r*o i\t!\nZucker-\t!\t(),-\t!\tResl !\t{ Herz- Kalo-\nver-\tmi- ! Ver.\tj\tRest \"beit rien.\nbrauch dung j brauch j\tj -~L R.Q. I *1^' , ver-\nmg i ccm ' ccm\t\u2022 * j 1\tbrauch\n\u25a0>n*.\n27,4\t24.5\n27,1 ' 0,91 ! 42 I ! \u00ab,8\n33,5\n0,62\t3083 143,2\n2\u00ab,3\t31.0 0,80 IA\nI I I 6,1\n/ /\niS\n42,4\t28,(5 1 30,(5\t0,93\n2510 16(5,1\n3390 173,8\n38,8\n2(5,0 ; 25,9\n1,0\n19,4\n-\t159,1\n21,1 ! 23.0 | 0.92\t\u00b0\u20197\nj !\t! 8,6\n0,78 ! 2(53(5 119,9\nPulsfrequenz :\nI.\tPeriode: 108\u2014108\nII.\t\u00bb\t105-108\nPulsfrequenz:\nI.\tPeriode: 150\u2014138\nII.\t,\t135-123\nPulsfrequenz :\nI. Periode: 141\u2014132\nII \u00bb\t111-111\nI.\u00bb\n8i.5 j 31,8\t33,0 0,04 ; Af ' 0,7\u00ab [ 12500 176,3\n1 /?4\t1\nPulsfrequenz :\nI.\tPeriode: 156\u2014141\nII.\t\u00bb\t138\u2014130\nPulsfrequenz:\nI.\tPeriode: 102\u2014108\nII.\t\u00bb\t108-105\n0.5\t10.4 : 0,91\n!\ti\nU\u2019sach 83 und 88: Bestimmung des Grundumsatzes. Ringerl\u00f6sung ohne Cad,, und KCl.","page":227},{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"228\nErwin Rohde,\nA priori und auf Grund der Experimente am Locke-Rosenheimschen Apparat (S. 195) hatte ich erwartet, da\u00df e.s nur zur Verbrennung des Zuckers k\u00e4me, der in der N\u00e4hrl\u00f6sung angeboten wurde ; schon das erste Experiment mit verbesserter Durchstr\u00f6mung zeigte aber, da\u00df neben dem Zucker eine betr\u00e4chtliche Menge anderer N\u00e4hrstoffe zur Verbrennung kam. Diese Erfahrung best\u00e4tigte sich in allen anderen Versuchen: nach Abzug der Kohlens\u00e4ure- und Sauerstoffwerte f\u00fcr den aus der N\u00e4hrl\u00f6sung verschwundenen Zucker blieb eine in ihrer Gr\u00f6\u00dfe schwankende Menge verbrauchten Sauerstoffs und gebildeter Kohlens\u00e4ure \u00fcbrig, die auf Rechnung anderer Verbrennungsvorg\u00e4nge gesetzt werden mu\u00dfte. Der Schlu\u00df ist also zwingend, da\u00df neben der Verbrennung, durch welche derZucker zerst\u00f6rt wird, noch andere Prozesse in den \u00fcberlebenden Herzen vor sich gehen, durch welche Restandteile des Herzens, die durch eine Aussp\u00fclung nicht entfernbar sind (\u201eReservestoffe\u201c), unter Aufnahme von Sauerstoff zu Kohlens\u00e4ure verbrannt werden. (Vgl. Tab. Nr. 4.)\nEinen Unterschied zwischen Grund- und Arbeitsumsatz in dieser Beziehung habe ich bisher nicht finden k\u00f6nnen; was also weiter unten vom Gesamtumsatz gesagt wird, gilt wahrscheinlich auch f\u00fcr seine beiden Komponenten.\nDie Natur dieser \u00abReservestoffe\u00bb.\nDen ersten Gedanken, da\u00df diese Verbrennung an dem Material durch das Auftreten reduktionshemmender Stoffe vorget\u00e4uscht sein k\u00f6nnte, mu\u00df man fallen lassen, weil der R.-Q. eindeutig daf\u00fcr spricht, da\u00df es sich um fett- oder eiwei\u00dfartige Nahrungsstoffe handelt. *) Zwar sind die Kohlens\u00e4urezahlen bis zum Experiment Nr. 84 nicht ganz einwandfrei (S. 44), aber sie k\u00f6nnen h\u00f6chstens zu hoch sein; auch der R.-Q. k\u00f6nnte als * nur zu hoch ausfallen : trotzdem bleibt aber f\u00fcr die Reservestoffe stets ein R.-Q. von ca. 0,74 \u00fcbrig. Bei allzukleineu Sauerstoff- und Kohlens\u00e4urewerten kann man nat\u00fcrlich eine\n') Bemerkenswert ist, da\u00df in keinem der bisherigen Versuche d . R-Q. sich auf wesentliche Mengen von Glykogen deuten l\u00e4\u00dft.","page":228},{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"Stoffwechseluntersuchungen am \u00fcberlebenden Warmbl\u00fcterherzen. I. 229\neinwandfreie Bestimmung des R.-Q, nicht verlangen: kleine Fehler machen da\u00ab schon zu gro\u00dfe Unterschiede.\nLs liegt der Gedanke nahe, durch StickstolTbestimmung auch noch die Gr\u00f6\u00dfe der Eiwei\u00dfverbrennung festzustellen und somit eine ganz sichere Kenntnis von der Qualit\u00e4t der Reservestoffe zu erhalten ; jedoch haben diese Versuche noch nicht den gew\u00fcnschten Erfolg gehabt; die Gesamtstickstoffzahl in der L\u00f6sung, die dem Herzen zur Ern\u00e4hrung gedient hat, ist unbrauchbar, weil darunter ja auch Eiwei\u00df sein kann, welches aus dem Herzen ausgeschwemmt ist. Der Stickstoffgehalt nach F\u00e4llung mit Phosphorwolframs\u00e4ure hat wechselnde Werte er-geben, jedoch keine, die ein eindeutiges Resultat erkennen lie\u00dfen. Zur Aufl\u00f6sung der Reservestoffe in ihre einzelnen Bestandteile, eine Frage, die ja gro\u00dfes physiologisches Interesse hat, bedarf es also noch weiterer Arbeit. Ebenso mu\u00df die S\u00e4urebildung, die am Herzen unter gewissen Bedingungen zu beobachten ist, noch Gegenstand weiterer Untersuchungen sein.* Es l\u00e4\u00dft sich zwar leicht nachweisen, da\u00df \u00e4therl\u00fcsliche S\u00e4uren in ganz geringen Mengen in die N\u00e4hrl\u00f6sung abgegeben werden, aber \u00fcber die Natur der S\u00e4uren und ihre quantitativen Verh\u00e4ltnisse habe ich noch keine Untersuchungen anstellen k\u00f6nnen.1) Einen gewissen Einblick aber in die Gr\u00f6\u00dfe der S\u00e4urebildung gew\u00e4hrt schon die Kohlens\u00e4urebestimmung der N\u00e4hrl\u00f6sung: findet man weniger Kohlens\u00e4ure in ihr als in der Originall\u00f6sung, so mu\u00df vom Herzen eine entsprechenoe Menge S\u00e4ure gebildet worden sein, welche w\u00e4hrend des Versuches die Kohlens\u00e4ure aus der N\u00e4hrl\u00f6sung austrieb. Doch k\u00f6nnen die so gefundenen S\u00e4urewerte nur Mindestwerte darstellen. In einem daraufhin genau untersuchten Falle mit guter Herzt\u00e4tigkeit (84) habe ich weder in der ersten noch in der zweiten Periode durch diese indirekte Bestimmung deutlich me\u00dfbare Mengen feststellen k\u00f6nnen, in anderen F\u00e4llen dagegen in der ersten Periode 0,f> bis ccm L'io-norm.-S\u00e4ure. Recht erhebliche S\u00e4uremengen bildete ein k\u00fcnstlich stillgestelltes Herz (Vers. 88) : in der ersten Periode\n\u2018) Ich will deshalb hier noch nicht auf die Befunde am quergestreiften Muskel eingehen. wie sie von v. Frey und Gruber, Fl et scher und anderen gemacht sind.\t\\","page":229},{"file":"p0230.txt","language":"de","ocr_de":"230\nErwin Rohde,\n3,5 ccm. Danach scheint es, als ob die Nahrungsstoffe in der Norm vollst\u00e4ndig oder fast vollst\u00e4ndig abgebaut werden. Aus welchen Nahrungsbestandteilen die bei schlechter Herzt\u00e4tigkeit beobachteten S\u00e4uremengen stammen, l\u00e4\u00dft sich heute noch nicht sagen.\nDas Verh\u00e4ltnis der Zuckerverbrennung zum Umsatz\nder Reservestoffe.\n1. In den ersten zwei Stunden des Versuches.\nDas Material ist schon gen\u00fcgend gro\u00df, um hier einige Angaben machen zu k\u00f6nnen. Was zun\u00e4chst bei der \u00dcbersicht aulfallen mu\u00df, ist eine ganz au\u00dferordentliche Unregelm\u00e4\u00dfigkeit: die Werte f\u00fcr den verbrannten Zucker schwanken zwischen 6.8 und 35,0 mg pro Stunde, die f\u00fcr die ReservestofTe von 2 bis 30 ccm 02. Es schien zuerst unm\u00f6glich, eine Regel in diese Willk\u00fcr zu bringen. Beziehungen zum K\u00f6rpergewicht sind nicht zu entdecken. Doch wird, wie ich glaube, eine Aufkl\u00e4rung erm\u00f6glicht, wenn man die Ern\u00e4hrungsverh\u00e4ltnisse zum Vergleich heranzieht, unter denen die Tiere vor dem Tode gehalten worden sind; zur besseren \u00dcbersieht habe ich in der Tabelle Nr. 5 den Quotienten berechnet aus der Sauer-\nTabelle Nr. 5.\nEinflu\u00df der Ern\u00e4hrung auf das Verh\u00e4ltnis der Zucker- zur \u00abReservestoff \u00bb-Verbrennung.\nVersuchs-_ nummer\tSauerstoffverbrauch f\u00fcr Zucker- Reservestoff Verbrennung Verbrennung ccm\tccm\t\tQuotient Z R\tErn\u00e4hrung\n<;<;\t2(5,9\t4.8\t5,(5:1\t\nun\t19.9\ti 4~\tV : 1\tZuckerkost\n95\t20.9\t13.9\t1,5:1\t\nM\t12.5\tlfi.9\t0.8 : 1\tFleisch-Fettkost\nSU\t21.0\t2(5.3\t0.8:1\t\n71\t21.3\t21.7\t1 : 1\t\n7\u00d4\tS.S\t17.9\t0.5: 1\tHunger\n4 4\t5.(5\t23.0\t0,24: 1\t","page":230},{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"St1 jf\u00eewechselunttrsuchungen am \u00fcberlebenden Warmbl\u00fctei herzen. I. 231\nstoffmenge des Zuckers und der der Reservestoffe und stelle nach diesem Gesichtspunkt die Resultate in der Tabelle zusammen: aus diesen, wenn auch wenigen Zahlen geht wohl mit ziemlicher Sicherheit eine Abh\u00e4ngigkeit von der Ern\u00e4hrung vor dem Tode hervor: das Verh\u00e4ltnis des Zuckersauerstoffes zu dem des Reservestoffs ist bei der Zuckerkatze = 5,6 bis 1.5 :1, w\u00e4hrend es bei Fleischfettkost und Hunger sich h\u00f6chstens wie 1,0 : 1 verh\u00e4lt.\nDie Zahlen der anderen Versuche benutze ich aus dem Grunde nicht zu dem Vergleiche, weil ich \u00fcber die Ern\u00e4hrungs-art dieser Tiere nichts Bestimmtes aiissagen kann : sie erhielten Speiseabf\u00e4lle, somit zwar meist Fleisch und Fett, aber hie und da sicherlich auch Kohlenhydrate.\n2. In den weiteren Versuchsstunden.\nDas Mengenverh\u00e4ltnis von Zucker und Reservestoffen bleibt nun aber w\u00e4hrend des einzelnen Versuches nicht das gleiche, cs verschiebt sich von der ersten zur zweiten Periode anscheinend in gesetzm\u00e4\u00dfiger Weise derart, da\u00df die Xuckerver-brennung zunimmt und die Reserve->*offe abneh-men (vgl. Tabelle Nr. 4 und big. 6 und 7) ; und zwar betr\u00fcgt die Zunahme der Zuckerverbrennung bis etwa 10 mg pro Stunde. Dementsprechend steigt regelm\u00e4\u00dfig der R-O von der I. zur II. Periode.\nAls Anhang mag noch kurz die Tatsache Erw\u00e4hnung linden, da\u00df j Lockc-Rosenheimschen Apparat, dessen Fehler, wm oben aus-\n200 I\n16 0\\\t!\nno '\n80 \\ -\n40 t-\n-l000\n\u00bb\n}sooo\n-2000\ni\n-1000\n1 u\no tie n vctf\u2019caucH '\n1 ff %CucAl6od'\nFig.\nVers. W. Xormalversuch. Links: Kalorienverbraueh |iro Stunde in der I. u. II. Versuchsperiode; schwaTZ = .\\nteil der verbrannten Reservestoffe; weit! = Anteil des verbrannten Zuckers.\nRechts: Hcn.arbeit in der I. u. II. Versuchsperiode, dargestellt durch die F\u00f6rderungsgr\u00f6\u00dfen an Kubikzentimeter\nWasser.","page":231},{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"232\nErwin Rohde,\nJ //\n/ zr\nyCcizai&cit'\nFig 7.\nVers. To. Xornialversuch. Wie Fig. 6.\n3000\n2000\n1000\neinandergesetzt. in dein zu geringen Sauerstoffangebot lag, neben der Zuk-kcrVerbrennung von einer Reservestoft-verbrennung so gut wie nichts zu bemerken war. Wenigstens haben die Kohlensitu-rebestimmungen nie-\nmals Werte ergeben, die weit \u00fcber die Gr\u00f6\u00dfe der Zuckerverbrennun. hinausgingen. Es ist das wohl eine sehr bemerkenswerte Folge des zu geringen Sauerstoffangebots, die ich unter den neuen besseren Verh\u00e4ltnissen noch sch\u00e4rfer analysieren zu k\u00f6nnen hoffe.\nSchlu\u00dffolgerungen.\nAls wichtigstes Resultat der Untersuchung ergibt sich demnach, da\u00df auch ein ausgesp\u00fcltes und damit von allen Nahrungsbestandteilen des Blutes befreites Herz Eiwei\u00df und Fett verbrennt, d. h. von seinem eigenen Best\u00e4nde lebt. Wie hat man nun diesen Befund zu deutenv Handelt es sich um die Fortdauer der normalen Stoffwechselvorg\u00e4nge im \u00fcberlebenden Herzen oder um Absterbeerseheinungen V\nWollte man den Stoffwechsel des \u00fcberlebenden Herzens als Sterbestoffwechsel ansehen, so m\u00fc\u00dfte man in den \u00abReserve-, stoffen\u00bb integrierende Bestandteile der Zelle selbst erblicken und annehmen, da\u00df sich den autolytischen vergleichbare Prozesse abspielen. F\u00fcr ein Absterben w\u00fcrde auch die weiter oben schon erw\u00e4hnte langsame Abnahme der Gesamtenergiewandlung sprechen, wie wir sie bei einzelnen Herzen finden. Eine Entscheidung in der Frage, die f\u00fcr die Vergleichbarkeit der Stoffwechselvorg\u00e4nge des \u00fcberlebenden Herzens mit denjenigen des normalen Organs entscheidend ist, ergibt sich aus dem Verhalten der Verbrennungsprozesse in den n\u00e4chstfolgenden Stunden. Handelt es sich n\u00e4mlich um einen autolytischen Vorgang, so mu\u00df die Reservestoffverbrennung in der zweiten Periode steigen. Gerade das Gegenteil ist der Fall: in der zweiten","page":232},{"file":"p0233.txt","language":"de","ocr_de":"Stoffwechseluntersuchungen am \u00fcberlebenden Warmbl\u00fcterherzen. I. 233\nPeriode tritt die Zuekerverbrennung in den Vordergrund und die Reservestoffe werden nicht nur in prozentual, sondern auch absolut geringerer Menge verbrannt. Und so dr\u00e4ngt diese Tatsache zu dem Schl\u00fcsse, da\u00df in diesen Vorg\u00e4ngen keine Absterbeerscheinungen zu sehen sind.\nWenn man sich aber nun auf den Standpunkt stellt, da\u00df wir liier eine Fortsetzung des normalen Stoffwechsels vor uns haben, so erscheint mir die Hypothese am ungewungensten, in den \u00abReservestoffen* Nahrungsmaterial zti erblicken, das im K\u00f6rper schon fixiert, aber noch nicht verbrannt worden ist.1) Denn diese Auffassung l\u00e4\u00dft sich am leichtesten sowohl mit der Tatsache in Einklang bringen, da\u00df die Verbrennung der Reservestoffe im Verlaufe der Stunden in der Norm regelm\u00e4\u00dfig abnimmt, als auch mit dem S. 230 wahrscheinlich gemachten Einflu\u00df der vorangegangenen Ern\u00e4hrung auf das Verh\u00e4ltnis der Zucker- zu der Reservestoffverbrennung im \u00fcberlebenden Herzen. Es w\u00e4re demnach verst\u00e4ndlich, da\u00df ein Herz, das im K\u00f6rper (bei Fleisch-Fettnahrung oder Hunger) haupts\u00e4chlich von Fett und Eiwei\u00df gelebt hat, auch nach der Isolierung zuerst den mitgebrachten Vorrat an Nahrungsstoffen aufzehrt, den man sich als leichter verbrennlich vorstellen m\u00fc\u00dfte als den angebotenen Zucker. Man wei\u00df ja, da\u00df das Verbrennungsmaterial des Gesamtorganismus durch die Nahrung bestimmt wird. Wie das f\u00fcr die Gesamtheit der Organe gilt, so l\u00e4\u00dft sich das auch f\u00fcr das Herz annehmen. Auffallend ist nur, da\u00df ein nicht geringer Teil der vom Herzen zu verzehrenden Substanzen fest fixiert und nicht aussp\u00fclbar ist, und da\u00df dieser Teil trotz \u00fcberreichlichen Angebotes von Zucker zuerst der Verbrennung anheimf\u00e4llt. Dies gilt aber, wie * s scheint, nur f\u00fcr die Eiwei\u00df- und Fettnahrung. Denn bei einem Tier, das vorher reichlich mit Zucker ern\u00e4hrt ist, ist die Zuckerverbrennung des Herzens sofort eine ganz erhebliche und nur geringe Mengen von Reservestoffen werden noch gleich-\n\u2018) Da diese Auffassung mir am meisten Wahrscheinlichkeit zu haben ^ heint, so sei vorl\u00e4ufig das bei den beobachteten Stoffwechsel Vorg\u00e4ngen aus dem Herzen stammende Verbrennungsmaterial als \u00abReservestoff\u00bb bezeichnet, den das Herz gleichsam in den Versuch mitbringt.","page":233},{"file":"p0234.txt","language":"de","ocr_de":"Erwin Rohde,\nm\nzeitig verbrannt. Hei Zuckernahrung verbrennt also anscheinend das Herz direkt den angebotenen Zucker, w\u00e4hrend es bei Eiwei\u00df- und Fettkost erst zu einer Fixierung des Eiwei\u00dfes oder Fettes kommt und erst nach einiger Zeit zu deren Verbrennung. Bemerkenswert erscheint mir, da\u00df der R-Q nie auf Glykogen als \u00abReservestoff\u00bb hingewiesen hat.\nFolgen wir dieser Hypothese, so w\u00fcrden sich also die wechselnden Zahlen vielleicht folgenderma\u00dfen erkl\u00e4ren lassen: Man mu\u00df annehmen, da\u00df im \u00fcberlebenden Herzen ein Rest schon fixierter Nahrungsstoffe aus Eiwei\u00df oder Fett vorhanden ist und zuerst verbrannt wird, da\u00df daneben aber, wohl um den Energiebedarf zu decken, eine entsprechende Menge des Zuckers der N\u00e4hrl\u00f6sung zur Verbrennung kommt. Sinkt der Vorrat an Eiwei\u00df und Fett, so tritt an seine Stelle Zucker aus der N\u00e4hrl\u00f6sung. Dies gilt sowohl f\u00fcr den Gesamtumsatz als auch, was bemerkenswert ist, f\u00fcr seine einzelnen Teile, den Arbeits- und Grundumsatz.\nUm diese Vorstellung experimentell zu begr\u00fcnden, w\u00e4n* einerseits ein Vergleich zwischen dem R.-Q. des lebenden Tieres und seines \u00fcberlebenden Herzens n\u00f6tig, anderseits die Untersuchung der .Stoffwechselvorg\u00e4nge der Herzen nach Zusatz von Fett und Eiwei\u00df oder eventuell seiner Spaltprodukte zur N\u00e4hrl\u00f6sung, Untersuchungen, die ich demn\u00e4chst in Angriff zu nehmen gedenke.\nDie gegebene Deutung scheint mir die wahrscheinlichste zu sein. Man k\u00f6nnte zwar auch die Zuckerverbrennung (( ilv-kolvsej als den prim\u00e4ren Vorgang ansehen und die Verbrennung der Reservestoffe als den sekund\u00e4ren. Da man aber dann f\u00fcr das Ansteigen der Zuckerverbrennung in der zweiten Periode keinen plausiblen Grund angeben k\u00f6nnte, so glaube ich, da\u00df die oben ausgesprochene Hypothese wegen ihrer Einfachheit solange den gr\u00f6\u00dferen Grad von Wahrscheinlichkeit besitzt, bis etwa das Experiment ihre Unhaltbarkeit erweisen w\u00fcrde.\nAber ob man nun diese oder jene Vorstellung f\u00fcr wahrscheinlicher halten mag, schon die Tatsache des Ansteigen-des glykolytischen Prozesses an sich erlaubt weiterhin einen","page":234},{"file":"p0235.txt","language":"de","ocr_de":"Stuf\u00efwechseluntersuchungen am \u00fcberlebenden WarmbliUerlierzen. I 235\nziemlieh sicheren Schlu\u00df auf die Genese dieses \u2014 wie man ja heute geneigt ist anzunehmen \u2014 enzymatischen Prozesses : Im Herzmuskel selbst, der ja so gut von Blut ausgesp\u00fclt zur Untersuchung kommt, da\u00df die N\u00e4hrl\u00f6sung absolut farblos bleibt, mu\u00df die M\u00f6glichkeit vorhanden sein, diesen glykolytischen Proze\u00df von sich aus ansteigen zu lassen, es bedarf also dazu keines \u00e4u\u00dferen Ansto\u00dfes durch ein inneres Sekret\u00bb : ja es scheint mir danach wahrscheinlich, da\u00df \u00fcberhaupt die F\u00e4higkeit zur Glykolyse dem Herzmuskel an sich zukommt, und da\u00df er sie je nach Bed\u00fcrfnis in T\u00e4tigkeit treten lassen kann. Das schlie\u00dft allerdings nicht aus, da\u00df diese F\u00e4higkeit nur gewisse Grade erreichen kann und da\u00df f\u00fcr weitere Steigerungen Reizmittel von au\u00dfen n\u00f6tig sind. Kin weiteres Eingehen auf diese Fragen, die von seiten der Knzvmforschung ja lebhaft ventiliert werden, verbietet sich, solange nicht weitere Versuchsreihen vorliegen.\nDas Gesetz von der Isoenergie der Nahrungsmittel, das f\u00fcr den Gesamtorganismus gilt, l\u00e4\u00dft sich auch am Herzen leicht erweisen. Ein Blick auf die Tabelle lehrt, da\u00df die Herzarbeit mit den verschiedensten Nahrungskombinationen unterhalten werden kann : es gibt Herzen, die mit der Verbrennung von geringen Zuckermengen und viel Reservestollen mit einem R.-Q. von 0,/4 dieselbe Arbeit zu leisten verm\u00f6gen wie in sp\u00e4teren Stunden, wo sie sich fast ausschlie\u00dflich von Zucker ern\u00e4hren. Allerdings kann aus diesen Untersuchungen die weitere Frage, ob der Muskel aus den einzelnen Nahrungsmitteln entsprechend ihrem Kaloriengehalt seine Arbeitsenergie sch\u00f6pft oder ob in dieser Beziehung zwischen den Nahrungsmitteln Unterschiede bestehen, nicht exakt entschieden werden, so lange nicht l\u00e4ngere Versuchsreihen vorliegen.\nIn der Steigerung der Zuckerverbrennung im Verlauf jedes Versuches etwa einen Beweis f\u00fcr die Bevorzugung des Zuckers als Quelle der Muskelkraft anzusehen, verbietet sich aus der Tatsache, da\u00df dasselbe Ph\u00e4nomen auch am still-behenden Herzen zu beobachten ist.","page":235}],"identifier":"lit19036","issued":"1910","language":"de","pages":"181-235","startpages":"181","title":"Stoffwechseluntersuchungen am \u00fcberlebenden Warmbl\u00fcterherzen. I. Mitteilung: Zur Physiologie des Herzstoffwechsels","type":"Journal Article","volume":"68"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:06:12.543180+00:00"}