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{"created":"2022-01-31T14:13:14.725234+00:00","id":"lit19047","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"London, E. S.","role":"author"},{"name":"C. Schwarz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 68: 346-351","fulltext":[{"file":"p0346.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Verdauungs- und Resorptionsgesetze.\nVI. Mitteilung.\nDas Distanzgesetz der Duodenals\u00e4fteauel\u00f6sung.\nV on\nE. S. London und C. Schwarz (Wien).\n(Aus dem pathologischen Laboratorium des K. Institutes f\u00fcr experimentelle Medizin\nzu St. Petersburg.)\n(Der Redaktion zugegangen am 30. Juli 1910.)\nNachdem von J. P. Pawlow\u00bb) und seinen Sch\u00fclern Becker und Dolinski die Tatsache festgestellt war, da\u00df der den Magen verlassende sauer reegierende Speisenbrei das ausl\u00f6sende Moment f\u00fcr die Pankreassaftsekretion abgibt, war es eine nahe liegende Frage, ob dem Duodenum allein diese T\u00e4tigkeit zukommt oder ob auch andere tiefer gelegene Darmabschnitte den Sekretionsreiz aufzunehmen imstande sind.\nDie Frage wurde von einer Reihe von Autoren (Gottlieb,2) Popielski,3) Wertheimer und Lepage4) dahin beantwortet, da\u00df die sekretionserregende Wirkung der S\u00e4ure auf das Pankreas nur vom Duodenum und dem oberen Abschnitte des D\u00fcnndarmes ausgel\u00f6st wird, w\u00e4hrend sie in den \u00fcbrigen Teilen des Verdauungstraktus ganz ausbleibt. Da jedoch fast alle diese Schlu\u00dffolgerungen durch Versuche an narkotisierten resp. curarisierten Tieren, oder an nicht narkotisierten Tieren im vivisektorischen Versuch gewonnen wurden, so erschien es zweckm\u00e4\u00dfig, diese Versuche mit einer einwandfreien, physiologische Bedingungen erf\u00fcllenden Methode zu wiederholen. Wir wandten uns zum sogenannten \u00abpolychymotischen Hund\u00bb, der in der ersten Mitteilung dieser Serie beschrieben worden ist.\n') .1. P. Pawlow, Die Arbeit der Verdauungsdr\u00fcsen, 1898: Becker, Arch, des soc. biol., 1898; Dolinski, ibid., 1891.\n*) Goltlieb, Arch. f. exp. Path. u. Pharm., 1894. Bd. XXXIII.\n'\u25a0') L. Popielski, Pfl\u00fcgers Arch., 1901, Bd. LXXXVI.\n4> Wertheimer und Lepage, Journal de physiol, et de pathol. g\u00eaner.. 1901.","page":346},{"file":"p0347.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Verdauungs- und Resorptionsgesetze. VI. 317\nZu vorliegenden Versuchen standen uns drei Hunde zur Verf\u00fcgung, von denen jeder eine zweikamtnerige Fistelkan\u00fcle zwischen den beiden Papillen im Duodenum trug (Tabelle I und II), einer jedoch au\u00dferdem noch eine einfache Fistelkan\u00fcle im unteren Ileum ca. 75 cm vom coecum entfernt (Tabelle III) besa\u00df. S\u00e4mtliche Hunde waren seit Wochen operiert und durch viele Versuche bereits an das Gestell so gew\u00f6hnt, da\u00df sie w\u00e4hrend des Versuches zumeist schliefen.\nDer Gang der Versuche, die t\u00e4glich nur einmal an jedem Hund angestellt wurden, gestaltete sich immer in der Art, da\u00df dem Hunde nach ca. 20st\u00fcndigem Hungern durch den anal-w\u00e4rts gelegenen Teil der zweikammerigen Fistelkan\u00fcle in den Darm ein Ballonapparat von bekannter L\u00e4nge eingef\u00fchrt und analw\u00e4rts langsam soweit vorgeschoben wurde, bis der Kork die Fistelkan\u00fcle fest abschlo\u00df. Nach Aufbl\u00e4hung des Ballons wurde die Reizsubstanz langsam innerhalb 10 Minuten in den Darm injiziert und an den beiden Kammern der Fistelkan\u00fcle die Sekrete der ersten und zweiten Papille zusammen oder getrennt aufgefangen, bis die \u00d6ffnung des Pylorus der Sekretion ein Ende machte. Als Reizsubstanz dienten ausschlie\u00dflich 100 ccm einer 5\u00b0/oigen L\u00f6sung von Pepton Witte in Hundemagensaft, der mit der vierfachen Menge Wasser verd\u00fcnnt und auf ca. 35\u00b0 G erw\u00e4rmt war. Die folgenden 3 Tabellen I, II und III) geben die Versuchsresultate \u00fcbersichtlich wieder. In der Tabelle IV sind weitere Versuche dargelegt, in denen wir das Pepton (5 g) in Magensaftl\u00f6sungen von verschiedenen Konzentrationen (2,5\u201420 \u00b0/o) auf l\u00f6sten.\nEinen unserer 3 Versuchshunde (Tabelle II) haben wir get\u00f6tet und die Sektion ergab, da\u00df 126 cm von der Fistel entfernt die Grenze zwischen Jejunum und Ileum gelegen war. Das Ileum also bot uns beim Vorschieben des Ballons unwiderstehliche Schwierigkeiten. Da wir aber bei dieser Ballonlage (Versuch XIII) eine nicht unbedeutende (24 ccm) Ausl\u00f6sung der Duodenals\u00e4fte erzielen konnten, so ist der Schlu\u00df gerechtfertigt, da\u00df\n1. durch eine saure Peptonl\u00f6sung nicht nur vom Duodenum, sondern auch vom ganzen Jejunum, und","page":347},{"file":"p0348.txt","language":"de","ocr_de":"E. S. London und G. Schwarz.\n\u2022UK\noberen Ileum Gallen wie Pankreassaftsekretion in erheblicher St\u00e4rke ausgel\u00f6st wird. Dem unteren Ileum fehlt diese F\u00e4higkeit.\nFm genauere quantitative Daten zu erzielen, versuchten wir die Zahlen der Tabellen I und II rechnerisch zu behandeln. Die Tabellen V. VI, VII und VIII stellen die Resultate dieser Behandlung dar.\nWie aus der grundlegenden Arbeit von Sw ante Air heil ins1) und unseren weiteren Untersuchungen bekannt, nimmt die Quadratwurzelregel in der quantitativ-funktionellen T\u00e4tigkeit des Magendarmkanals eine dominierende Stellung ein. WH haben aus diesem Grunde versucht, auch hier die Quadratwurzelformel anzuwenden.\nFolgt die Duodenals\u00e4ftesekretion der Quadratwurzelregel, so muH sich die Formel\nDs = k\\ L\nan wenden lassen, in der Ds die Menge der Duodenals\u00e4fte bedeutet und L die L\u00e4nge des ausl\u00f6sungsf\u00e4higen Darmabschnittes.\nFs hat sich nun gezeigt, da\u00df bei der Annahme, da\u00df die L\u00e4nge des die Duodenals\u00e4ftesekretion ausl\u00f6senden Darmabschnittes 192 cm betr\u00e4gt, die gewonnenen Saftmengen mit den nach obiger Formel berechneten eine gute \u00dcbereinstimmung zeigen (Tab. V und VI).\nDie Konstante k ist in beiden Tabellen fast dieselbe (\u00df.\" in der Tabelle V und 3,07 in der Tabelle VI).\nDer S\u00e4ftestickstofT folgt ebenfalls der Quadratwurzel an.-der wirkenden Darmabschnittl\u00e4nge, wie aus den Tabellen VII und VIII zu ersehen ist.\nDie Berechnungen sind nach der Formel\nN = kJ L.\nN ist die Menge des S\u00e4ftestickstoffs und k ist die Konstante, welche in der Tabelle VII sich als 11,21 und in der Tabelle VIII 20,0 gleich erwiesen hat.\nAus dem Gesagten ist also ferner zu schlie\u00dfen, da\u00df\n2. die L\u00e4nge des D\u00fcnndarmabschnittes, welchem das Verm\u00f6gen zukommt, durch bestimmte chemische\n*i Diese Zeitschrift. Bd. LXIII, S. 328.","page":348},{"file":"p0349.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Verdauungs- und Resorptionsgesetze. VI. 349\nSubstanzen die Sekretion der Galle und des Pankreas-Haftes aus zu l\u00f6sen, bei einem 15 \u201416 Kilo schweren Hunde ungef\u00e4hr 2 Meter betr\u00e4gt, was ann\u00e4hernd */s der Gesamtl\u00e4nge des Darmes ausmacht.\n3. Die Sekretion ausl\u00f6sende Wirkung des Darmes -Menge der Duodenals\u00e4fte und deren Stickstoff) analw\u00e4rts mit der Quadratwurzel der Distanz von der Reizstelle abnimmt.\nZur Absch\u00e4tzung der Bedeutung des HCI-Gehaltes der anregenden Peptonl\u00f6sung und zur Aufkl\u00e4rung des Mechanismus der Duodenals\u00e4ftesekretionsausl\u00f6sung m\u00fcssen noch weitere Versuche unternommen werden.\nTabelle 1.\nNum- mer des Ver- suches\tEntfernung des ausl\u00f6senden Darmabschniltes von der zweiten Papille in ccm\tMenge der S\u00e4fte in ccm\t\t\tGe- samt-N der S\u00e4fte in g\tDauer des Pylorus-schlusses resp. des Versuches in Min.\n\t\terste Papille\tzweite Papille\tzu- sammen\t\t\nI\t22\t26\t14\t10\t0,141\t65\n11\t35\t21\t15\t36\t0,138\t58\nIII\t86\t19,5\t14\t33,5\t0,114\t\u2014\nIV\t93\t16,5\t13,5\t30\t0.112\t* 60\nV\t122\t15\t12\t27\t0,110\t50\nVI\t156\t\u2014\t\u2014 '\t14,5\t0,074\t39\nTabelle 11.\nNummer des Versuches\tEntfernung des ausl\u00f6senden Darm-ahschnittes von der zweiten Papille in ccm\tMenge der Duodenals\u00e4fte in ccm\t. Gesamt-N der S\u00e4fte in g\tDauer des Py- lorusschlusses resp. des Versuches in Min. *\u2022\nVII\t10\t44\t0,256\t38\nVIII\t17\t44\t0,297\t44\nIX\t19\t40\t0,293\t48\nX\t35\t32\t0,258\t59\nXI\t60\t30\t0,197\t56\nXII\t110\t32\t0,181\t40\nXIII\t123\t24\t0,130\t46\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXVI1I.\t' 23","page":349},{"file":"p0350.txt","language":"de","ocr_de":"350\nE. S. London und C. Schwarz,\nTabelle III.\nNummer des Ver- suches\tReizstelle a)\tvon der zweiten Papille b)\tvor dem Coecum in ccm\tMenge der S\u00e4fte in ccm\t\t\tGesamt-N der S\u00e4fte in ccm\tDauer des Versuche* (Pylorus-schluss.'si in Min\n\t\terste Papille\tzweite Papille\tzusam- men\t\t\nXIV\ta \u2014 10\t20\t18\t38\t0,114\t45\nXV\tb \u2014 72\t0\t0\t0\t0\t0\nXVI\ta \u2014 10\t22\t19\t41\t0,121\t53\nTabelle IV.\nNummer des Ver- suches\tKonzentration des Magensaftes in \u00b0/o\tMenge der S\u00e4fte in ccm\t\t\tGesamt-N der S\u00e4fte in g\tDauer de.s Versuches (Pylorus-schlusse* in Min.\n\t\terste Papille\tzweite Papille\tzusam- men\t\t\nXVII\t20\t25\t14\t39\t0,170\t57\nXVIII\t10\t26\t15\t41\t0,180\t55\nXIX\t5\t21\t10\t31\t0,145\t64\nXX\t2,5\t23,5\t9,5\t33\t0,153\t7o '\nTabelle V.\nNummer des Versuches\tL\u00e4nge des Darmabschnittes in ccm\tMenge der Duodenals\u00e4fte in ccm\t\t\n\t\tbeobachtet\tberechnet\tDifferenz\nI\t170\t40\t.39,1\t+ 0.9\nII\t157\t36\t37,6\t\u2014 1.6\nIII\t136\t33,5\t34,9\t- 1,4\nIV\t99\t30\t29.8\t-f 0.2\nV\t70\t27\t25,1\t+1.\u00bb\nVI\t36\t14,5\t18.0\t\u2014 3.5","page":350},{"file":"p0351.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Vcrdauungs- und Resorptionsgesetze. VI. 351\nTabelle VI.\nNummer des Versuches\tL\u00e4nge des Darmabschnittes in ccm\tMenge der Duodenals\u00e4fte in ccm\t\t\n\t\tbeobachtet\tberechnet\tDifferenz\nVII\t182\t44\t42\t+ *\nVIII\t175\t44\t41\t\nIX\t178\t40\t40\t0\nX\t157\t32\t38\t\u2014 0\nXI\t132\t30\t35\t5\nXII\t82\t32\t29\t\u2022+3\nxiii !\t69\t24\t20\t\t 2\nTabelle VII.\nNummer des Versuches\tL\u00e4nge des Darmabschnittes in ccm\tDer Duodenals\u00e4ftestickstoff in g\t\t\n\t\tbeobachtet\tberechnet\tDifferenz\nI\t170\t0,141\t0,145\t\u2014 0,004\nII\t157\t0,138\t0,140\t- 0,002\nIII\t13\u00ab\t0,114\t0,131\t\u2014 0,017\nIV\t99\t0.112\t0,112\t0\nV\t!\t70\t0,110\t0,004\t-f 0,010\nVI\t30\t0,074\t0,067\t+ 0,007\nTabelle VIII.\nNummer des\tL\u00e4nge des Darmabschnittes\tDer Duodenals\u00e4ftestickstoff in g\t\t\nVersuches\tin ccm\tbeobachtet\tberechnet\tDifferenz\nVII\t182\t0,256\t0,278\t\u2014 0,022\nVIII\t175\t0,297\t0,273\t4- 0,024\nIX\t173\t0,293\t0,271\t+ 0,022\nX\t157\t0,258\t0,258\t0\nXI\t132\t0.197\t0,237\t\u2014 0.040\nXII\t82\t0,181\t0,187\t\u2014 0.006\nXIII\t69\t0,130\t0,171\t\u2014 0.041","page":351}],"identifier":"lit19047","issued":"1910","language":"de","pages":"346-351","startpages":"346","title":"Zur Kenntnis der Verdauungs- und Resorptionsgesetze. 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