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{"created":"2022-01-31T14:06:02.430984+00:00","id":"lit19051","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"London, E. S.","role":"author"},{"name":"W. N. Lukin","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 68: 366-370","fulltext":[{"file":"p0366.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber die spezifische Anpassung der Verdauungss\u00e4fte.\nI. Mitteilung.\nZur Speziflzit\u00e4t des Magensaftes und des Pankreassaftes.\nVon\nE. S. London und W. N. Lnkin.\n(Aus dem pathologischen Laboratorium des K. Institutes f\u00fcr experimentelle Medizin zu\nSt. Petersburg.)\n(Der Redaktion zugegangen am 30. Juli 1910.)\nDie Vorg\u00e4nge bei der Verdauung und Resorption sind in gewissem Sinne als eine besondere Art der allgemeinen Reaktionst\u00e4tigkeit des Organismus gegen\u00fcber fremdartigen K\u00f6rpern zu betrachten. Die Nahrungszufuhr in den Verdauungs-traktus gleicht bis zu einem gewissen Grade der parenteralen Einverleibung von fremdartigen Substanzen in den Organismus. Sie ruft eine Produktion spezieller K\u00f6rper hervor, die bestimmt sind, die fremden Substanzen dem Organismus nutzbar zu machen. Die Lehre von den Verdauungsfermenten ist somit gewisserma\u00dfen ein Abschnitt der Immunit\u00e4tslehre.\nDer Grundstein der gesamten Immunit\u00e4tslehre ist die spezifische Antik\u00f6rperproduktion seitens des Organismus. Die Untersuchungen von W. N. Wasiliew1) haben zuerst gezeigt, da\u00df auch auf dem Gebiete der Verdauungslehre gewisserma\u00dfen das gleiche beobachtet wird. Die verschiedenen Nahrungsbestandteile f\u00fchren zu einer spezifischen Absonderung der entsprechenden Fermente. Diese Beobachtung wurde auch von anderen Autoren gemacht, w\u00e4hrend wieder einige zu abweichenden Resultaten gelangten. Die diesbez\u00fcgliche Literatur wollen wir nach Abschlu\u00df der vorliegenden Untersuchungsreihe besprechen. Die ganze Frage ist auf jeden Fall nicht endg\u00fcltig gekl\u00e4rt und wir f\u00fchren deshalb eine Reihe von Untersuchungen\n\u2018) \u00dcber den Einflu\u00df verschiedener Speiscarten auf die T\u00e4tigkeit der Pankreasdr\u00fcse. Petersburger Diss. .1893.","page":366},{"file":"p0367.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die spezifische Anpassung der Verdauungss\u00e4fte. I. 367\naus, in der Hoffnung, da\u00df die Tempor\u00e4risolierungsmethode es gestatten wird, zur L\u00f6sung der ganzen Frage beizutragen.\nVon diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, bietet der Pankreassaft das gr\u00f6\u00dfte Interesse dar, weil er bekanntlich alle f\u00fcr die Speiseverdauung notwendigen Fermente enth\u00e4lt..\nWir stellten an einem \u00abpolychymotischen\u00bb Hund mit unterbundenem 1. Pankreasgang drei Versuchsserien an. In allen Versuchsserien wurde mit denselben Substanzen in denselben Konzentrationen, aber in verschiedenen Mengenverh\u00e4ltnissen, gearbeitet. Die Fl\u00fcssigkeiten wurden mit m\u00e4\u00dfiger Geschwindigkeit (je 11-2 Minute 1 ccm) in den Darm eingef\u00fchrt und die darauf secernierten Verdauungss\u00e4fte aufgefangen. Als Versuchs-tl\u00fcssigkeiten benutzten wir: i. eine 6\u00b0/oige L\u00f6sung Darmgliadinverdauungsprodukte: 2. eine 7,5\u00b0/0ige L\u00f6sung von Amylodextrin, Krythrodextrin und Traubenzucker zu gleichen Teilen (2,5 \u00b0/o); \u00df. eine Emulsion von je 1 g Triolein, Oleins\u00e4ure und Natrum oleinicum in 100 ccm Wasser. In der ersten Versuchsserie w urden von diesen Fl\u00fcssigkeiten je 200 ccm in den Darm eingef\u00fchrt; in der zweiten je 50 ccm und in der dritten je 100 ccm. Vor dem Beginn der Einspritzungen lie\u00dfen wir den Hund einige Zeit ruhig im Gestell stehen und fingen den sich selbst\u00e4ndig ausscheidenden Pankreassaft auf. In der ersten Versuchsserie wurden die drei Fl\u00fcssigkeiten gesondert an verschiedenen Tagen eingespritzt; die aufgefangenen S\u00e4fte, Galle und Pankreassaft, wurden nach Entnahme von Proben zur N-Bestimmung nach K je Ida hl rasch bei gew\u00f6hnlicher Temperatur auf flachen Tellern im Ventilatorschrank getrocknet und dann im Exsikkator in vacuo bis zum konstanten Gewicht belassen. Von der Trockensubstanz wurden dann aliquote Teile entnommen und durch Aufl\u00f6sung in entsprechender Menge Wasser das urspr\u00fcngliche Saftvolumen hergestellt. In der 2. und 3. Versuchsserie wurden die einzelnen Einspritzungen direkt hintereinander vorgenommen und die gewonnenen S\u00e4fte wurden in frischem Zustande zu den weiteren Pr\u00fcfungen verwendet. Die beiden Versuchsserien erg\u00e4nzen sich. Die erste Versuchsanordnung hat den Vorzug, da\u00df jede einzelne Versuchssubstanz stets am gut ausgeruhten Hund gepr\u00fcft wurde, anderseits mu\u00dften aber die S\u00e4fte zwecks","page":367},{"file":"p0368.txt","language":"de","ocr_de":"368\nE. S. London und W. N. Lukin,\nbesserer Konservierung getrocknet werden und sp\u00e4ter durch Aufl\u00f6sen in Wasser wieder hergestellt werden. Bei der zweiten Versuchsanordnung wurde das Eintrocknen vermieden, die kurzaufeinanderfolgende Einf\u00fchrung der verschiedenartigen L\u00f6sungen legte aber die Vermutung nahe, da\u00df die Wirkung der 2. und 3. Einspritzung gewisserma\u00dfen modifiziert werden. Um diesem Einwand vorzubeugen, wechselten wir in den beiden letzten Versuchsreihen die Aufeinanderfolge der Einspritzungen: in der 2. Versuchsreihe folgten aufeinander Gliadinprodukte, Kohlehydrate und Fettsubstanzen und in der 3. Kohlehydrate, Gliadinprodukte und Fettsubstanzen.\nDie Pr\u00fcfung auf den Gehalt an verschiedenen Fermenten geschah in folgender Weise. Jeder Portion Pankreassaft wurden 18 ccm im 1. Versuch, 12 ccm im 2. und 16 ccm im 3. entnommen und zu gleichen Teilen in die Pr\u00fcfungsgl\u00e4ser verteilt. F\u00fcr die Pr\u00fcfung der eiwei\u00dfspaltenden Kraft wurde nach J. Ho tu1) hergestellte tr\u00fcbe mit HCl neutralisierte Eiereiweitl-l\u00f6sung (1 H\u00fchnereiwei\u00df auf 5 Teile Wasser) verwendet. 10 ccm dieser L\u00f6sung wurden mit dem Pankreassaft vermischt und in den Brutschrank bei 37\u00b0 C. gestellt. Nach 18\u201424 Stunden wurde nach S\u00f6rensen der formoltitrierbare Stickstoff bestimmt und dessen Prozentgehalt zum Gesamtstickstoff berechnet. Diese Zahl wird auch in der Tabelle angegeben.\nZur Bestimmung der amylolytischen Kraft wurde eine 2\" \u00abtige Amylodextrinl\u00f6sung benutzt. Die Daten, die in der Tabelle angegeben sind, bedeuten den Prozentgehalt der Verdauungsfl\u00fcssigkeit an abgespaltenem Zucker nach einer V-ist\u00fcn-digen Fermenteinwirkung.\nDie Lipase wurde nach Volhard-Stade bestimmt.\nAu\u00dferdem haben wir in den S\u00e4ften, wo uns gen\u00fcgend Material zur Verf\u00fcgung stand, die Trockensubstanz und di\u00bb* Asche bestimmt.\nDie gewonnenen Daten sind in der Tabelle I wiedergegeben.\nDer Magensaft enth\u00e4lt, wie bekannt, au\u00dfer dem Pepsin\nN Biochem. Zeitschr., Bd. XXIII, S. 179.","page":368},{"file":"p0369.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die spezifische Anpassung der Verdauungss\u00e4fte. I. 369\nu\u00bb\nta\nW \u00abh (M frl\ni m\n' CS\n* S\n* \u00ab.v\n\u00c7 BJ\u2019s\nCO\n** \u00bbO *<*\n\u00a9. \u00a9 q.\nfa\u00df 5j\nS CS\n\u00ab J=\n\u00a3 ?","page":369},{"file":"p0370.txt","language":"de","ocr_de":"370 E. S. London und W. N. Luk in, \u00dcber Verdauungss\u00e4fte. I.\nnoch eine Lipase. Wir verf\u00fctterten einen Kleinmagenhund (nach Pawlow) abwechselnd mit magerem Fleisch (300 g) und mit Fleisch (300 g), dem wir 30 g Schweinefett zuf\u00fcgten. Wir verglichen dann nach Volhard-Stade die lipolytische Kraft in beiden Serien, wobei wir stets' 18 ccm Saft verwendeten. Die Verdauungsdauer des Eiergelbes im Brutschrank glich 18 Stunden. Zur Kontrolle diente Scheinf\u00fctterungsmagensaft, bei dem das Ferment durch Hitze abget\u00f6tet wurde. In einem Falle (Versuch IV) haben wir den aktiven Saft gepr\u00fcft.\nDie gewonnenen Zahlen sind in der Tabelle II angegeben\nTabelle II.\nNummer des Versuches\tGrad der Fettspaltung\t\t\t\n\tin der Kontrollprobe\tbei Scheinf\u00fctterung\tbei Fleischf\u00fctterung\tbei Fleisch-Fettf\u00fctterung\nI\t4,1\t\u2014\t3,8\t4.1\n11\t3,5\t\u2014\t5.7\t4,6\nIII\t4,8\t\u2014\t5,4\t10.9\nIV\t4.8\t6.5\t6.3\t6,3\nV\t4,1\t\u2014\t5.5\t5.3\nVI\t4.1\t\u2014\t5,9\t5.2\nVII\t4,1\t\u2014\t5,5\t13.3\nAus den angef\u00fchrten Tabellen lassen sich folgende Schl\u00fcsse ziehen :\n1.\tVerschiedene chemische Nahrungsbestandteile, in den Darm eingeleitet, f\u00fchren zur Absonderung spezifisch verschiedener Mengen von Galle (Versuche I\u2014III) und Pankreassaft (Versuch I). Eine Beeinflussung des quantitativen Verh\u00e4ltnisses der Fermente im Pankreassaft durch die verschiedenen chemischen Substanzen etwa im Sinne einer spezifischen Fermentabsonderung ist unter den gegebenen Versuchsbedingungen nicht zu beobachten (Versuche I\u2014III).\n2.\tBei Fettzufuhr l\u00e4\u00dft sich im Kleinmagensati meistenteils (in 5 F\u00e4llen aus 7) kein Anwachsen de.-lipolytisehen Fermentes beobachten.","page":370}],"identifier":"lit19051","issued":"1910","language":"de","pages":"366-370","startpages":"366","title":"Studien \u00fcber die spezifische Anpassung der Verdauungss\u00e4fte. I. Mitteilung: Zur Spezifizit\u00e4t des Magensaftes und des Pankreassaftes","type":"Journal Article","volume":"68"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:06:02.430990+00:00"}