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{"created":"2022-01-31T14:07:17.100377+00:00","id":"lit19055","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Suid\u00e1, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 68: 381-390","fulltext":[{"file":"p0381.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber die Ursachen der F\u00e4rbung animalischer Fasern.\nII. Mitteilung.\nDas Farbstoff\u00e4llungsverm\u00f6gen der vom Guanidin eich ableitenden Substanzen.\nVon\nW. Saida.\nll)er Redaktion zugegangen am 12. August 1910.)\nIm Jahre 1906 ver\u00f6ffentlichte ich in dieser Zeitschrift1) die Resultate einiger Studien \u00fcber die Ursachen der F\u00e4rbung animaler Fasern. Damals teilte ich das Verhalten einer Reihe von Spaltungsprodukten der Eiwei\u00dfk\u00f6rper und diesen nahestehenden Substanzen gegen Farbstoffe saurer oder basischer Natur mit und machte ich besonders auf das hervorragende F\u00e4llungsverm\u00f6gen des Guanidins und einiger die Guanidyl-gruppe enthaltender Verbindungen f\u00fcr saure Farbstoffe aufmerksam. .\nGelegentlich der Versammlung deutscher Naturforscher und Arzte in Salzburg im Jahre 1909 konnte ich mitteilen,* *) da\u00df eine Vorbehandlung der animalischen Faser mit Phosphorwolframs\u00e4ure das Anf\u00e4rben dieser Faser mit sauren Farbstoffen verhindert, da\u00df das Anf\u00e4rben jedoch sofort wieder in normaler Weise geschehen kann, wenn man die mit Phosphorwolframs\u00e4ure pr\u00e4parierte Faser mit einer verd\u00fcnnten L\u00f6sung von Ammoniumcarbonat behandelt und dann sorgf\u00e4ltig ausw\u00e4scht.\nSeither gelang es mir neuerlich, Beobachtungsmaterial zu sammeln, welches nicht nur die in der erstgenannten Ver\u00f6ffentlichung gemachten theoretischen Betrachtungen st\u00fctzt, sondern das auch die Beziehungen der Farbstoffe zur Guanidin-gruppe beleuchtet.\n\u2019) Diese Zeitschrift, Bd. L, S. 174.\n*) Zeitschr. f. angew. Chem.. Bd. XXII, S. 2131.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXVJ1I.\t25","page":381},{"file":"p0382.txt","language":"de","ocr_de":"882\nW. Suida,\nDa\u00df das Guanidin sowie die diesem nahestehenden Substanzen (Dicyandiarnid, Melamin) mit Farbs\u00e4uren krystallisierte. nach bestimmten Verh\u00e4ltnissen zusammengesetzte Verbindungen liefert, hat schon L. Radiberger1) bewiesen. Ebenso ist das Pikrat des Guanidins und sind Pikrate vieler die Gruppe\ni\tI\n= N \u2014 C \u2014 N = bezw. = N \u2014 G = N \u2014 enthaltende Verbindungen schon lange bekannt und analysiert.\nWenn man auch aus diesen Daten schlie\u00dfen mu\u00dfte, da\u00df hier salzartige Vereinigungen basischer und saurer Substanzen Vorlagen, so konnte man doch auch der Ansicht sein, da\u00df hier auch solche rein additioneile Vorg\u00e4nge, bedingt durch das Vorhandensein mehrerer basischer Gruppen im Guanidin, vor sich gehen, wie dies bei den Glycinverbindungen der Guanidinsalze der Fall ist.2)\nZur Entscheidung dieser Frage habe ich mir zuerst reines salzsaures Guanidin hergestellt. Die w\u00e4sserige L\u00f6sung desselben gibt ebenso wie das Guanidincarbonat mit den w\u00e4sserigen L\u00f6sungen der Pikrins\u00e4ure oder der reinen chlorfreien Farbs\u00e4uren schwerl\u00f6sliche krystallinische Niederschl\u00e4ge. Der quantitative Verlauf dieser Reaktionen zeigt, da\u00df das von den erhaltenen Niederschl\u00e4gen abgesaugte noch etwas gef\u00e4rbte Filtrat das gesamte (bei Pikrins\u00e4ure), oder doch nahezu das gesamte Chlor als Salzs\u00e4ure enth\u00e4lt:\n1.\t0,599 g Pikrins\u00e4ure wurden in Wasser gel\u00f6st und hierzu eine L\u00f6sung von 0,25 g salzsa\u00fcrem Guanidin gef\u00fcgt. Der entstandene, gewaschene Niederschlag wog 0,658 g -87,38 \u00b0/o der theoretischen Ausbeute. Im Filtrate wurden 0,0914 g Chlor gefunden gegen 0,0915 g Chlor im Guanidin-chlorhydrat.\n2.\t1,20 g reine, chlorfreie Krystallponceaus\u00e4ure wurden mit 0,5 g salzsaurem Guanidin in w\u00e4sseriger L\u00f6sung vereinigt. Das Gewicht des etwas gewaschenen Niederschlages betrug 1,158 g = 76,7\u00b0/o der theoretischen Ausbeute (der K\u00f6rper ist\n') Monatshefte f. Chemie. 1908, 982.\n*> Nencki. Sieber, Journ. f. pr. Chem. [2], Bd.XVH, S.480. \u2014Baumann, Ber.. Md. VII. S. 1151.","page":382},{"file":"p0383.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber die Ursachen der F\u00e4rbung animalischer Kasern 383\nnicht ganz unl\u00f6slich, aber die freie Farbs\u00e4ure ist in Wasser \u00e4u\u00dferst leicht l\u00f6sliclij. Itn Filtrat wurden 0.1724 g Chlor gefunden, d. h.\tdes im verwendeten salzsauren Guanidin\nenthaltenen Chlors.\nSchon die schwache Pikrins\u00e4ure ist also trotz der Bildung eines keineswegs ganz unl\u00f6slichen Salzes imstande, die Salzs\u00e4ure aus ihrer Verbindung mit Guanidin zu verdr\u00e4ngen.\nEs schien mir nun das salzsaure Guanidin als ein sehr gutes Reagens auf saure oder basische Farbstoffe zu sein, besonders dann, wenn noch eine freie S\u00e4ure, wie Essigs\u00e4ure, zugegen war. Ich stellte mir deshalb eine Reagenztl\u00fcssigkeit her aus 5 g salzsaurem Guanidin und 3 g Eisessig in 100 ccm Wasser und untersuchte mit dieser eine gro\u00dfe Reihe von sauren und basischen Farbstoffen, welche in w\u00e4sseriger L\u00f6sung mit S\u00e4uren allein keine F\u00e4llungen zu geben imstande sind. Je einen Kubikzentimeter dieser Reagenzl\u00f6sung f\u00fcgte ich zu 2\u20143 ccm der kalten Farbstoffl\u00f6sung und beobachtete nach etwa einer Viertelstunde, ob eine Ausscheidung stattgefunden hatte. Hierbei ergab sich:\nI.\tDa\u00df alle rein basischen, nicht sulfurierten Farbstoffe keine F\u00e4llung ergaben. Die untersuchten Farbstoffe waren: Chrysoidin, Neuphosphin G, Brillantgr\u00fcn, Fuchsin, Krystall-violett, Methylgr\u00fcn, Neuviktoriablau B, Pyronin G, Rhodamin 3 B, Phosphin N, Baumwollbau R, Echtbaumwollblau B, Neumethylenblau GG, Methylenblau BG, Methylengr\u00fcn extra gelblich G conc., Toluidinblau 0, Neumethylenblau N, Neutralviolett, Neutralrot, Neutralblau, Echtneutralviolett B, Safranin T, Irisviolett, IndazinM und Thioflavin T (25 Farbstoffe).\nII.\tDa\u00df man bei den Farbstoffen, welche Aminosulfo-s\u00e4uren sind, wohl eine Abnahme der F\u00e4llbarkeit mit Zunahme der Aminogruppen und der Sulfoxylgruppen h\u00e4ufig wahrnehmen kann, da\u00df indes dieser Schlu\u00df nicht immer gerechtfertigt ist und da\u00df hier wohl auch noch andere Momente mit im Spiele zu sein scheinen. Die untersuchten Farbstoffe waren:\nOrseilbersatz N extra\tChinolingelb\nToluylenrot\tGuineagr\u00fcn B\nS\u00e4ureviolett 6 BN\tPatentblau VN\tsuperfin","page":383},{"file":"p0384.txt","language":"de","ocr_de":"384\nW. Suida,\nEchts\u00e4ureviolett 10 B S\u00e4ureviolett 4 B extra S\u00e4ureviolett 7 B Botviolett 5 BS\nLicht gr\u00fcn SF bl\u00e4ulich Lichtgr\u00fcn SF gelblich Echtgr\u00fcn Marineblau BW Fuchsin S Pyraminorange 3 G.\nVon den vorstehenden 16 Farbstoffen gaben die links befindlichen reichliche Niederschl\u00e4ge, die rechts angef\u00fchrten jedoch keine F\u00e4llungen mit dem Guanidinreagens.\nIII.\tDali nahezu alle untersuchten Oxyazofarbstoffe (mit Ausnahme von Eosamin B und Azofuchsin G) sowie Pikrins\u00e4ure und Alizarinrot mehr oder weniger quantitativ gef\u00e4llt werden. F\u00fcr den quantitativen Verlauf der Reaktion scheint hier neben der Zahl auch die Stellung der Hydroxyl- und Sulfoxylgruppen von Einflu\u00df zu sein. Untersucht wurden folgende 20 Farbstoffe: Pikrins\u00e4ure, Echtrot, Ponceau 2 G, Orange GG, Ponceau 2 R, Ponceau 3 R, Krystallponceau, Echtrot B, Coccin 2 B, Echtrot NS, Croceinscharlach 0 extra, Brillantcrocein 9 B, Chrysoin, Alizarinrot S, Chromotrop 2 R, Chromotrop 2 B, Azocochenille, Eosamin B, Azofuchin G, Dianilblau.\nIV.\tDa\u00df die Oxyfarbstoffe, welche gleichzeitig noch freie oder alkvlierte Aminogruppen enthalten, mit Zunahme der Aminogruppen immer schlechter gef\u00e4llt werden; es erscheint jedoch nicht ausgeschlossen, da\u00df hier auch die Zunahme der Sulfoxylgruppen die F\u00e4llbarkeit dieser Farbstoffe beeinflu\u00dft. Die 11 untersuchten Farbstoffe waren: Phenoflavin, Palatinschwarz, Lanacylviolett, Cyanol extra, Viktoriaviolett 4 BS, Chromotrop 6 B, Oxaminblau B, Lanacylblau B, Diaminschwarz BH, Chicagoblau 6 B, Diaminreinblau.\nV.\tDa\u00df, w\u00e4hrend die Carbons\u00e4ure-Disulfos\u00e4ure (Tartrazin) keine F\u00e4llung ergibt, die Farbstoffe, welche Hydroxylgruppen und Carboxylgruppen oder diese und Sulfoxylgruppen aufweisen, gleichg\u00fcltig ob sie noch Aminogruppen enthalten oder nicht, F\u00e4llungen geben. Sind in den Farbstoffen aber keine Hydroxylgruppen, dagegen Amino- oder alkylierte Aminogruppen neben Carboxylgruppen vorhanden, so tritt keine F\u00e4llung ein. Die untersuchten 7 Farbstoffe waren: Tartrazin,","page":384},{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber die Ursachen der F\u00e4rbung animalischer Fasern. 38;)\nBenzoorange R, Oxaminmarron, Oxaminrot, Carbazolgelb, Rhodamin S, Rhodamin G, Chromgr\u00fcn.\nWenn das Guanidinehlorhvdrat somit auch kein untr\u00fcgliches Erkennungsmittel f\u00fcr alle Farbstoffe genannt werden kann, so d\u00fcrfte es doch in vielen F\u00fcllen ein brauchbares Hilfsmittel bei der Identifizierung von Farbstoffen sein.\nJedenfalls l\u00e4\u00dft sich aber aus diesen Versuchen entnehmen, welche wichtige Rolle bei der Fixation von sauren Farbstoffen dui ch basische Substanzen einerseits den Phenolhvdroxvl-gruppen und anderseits den aromatischen Aminogruppen zu-kommt. Die Carboxyl- und die Sulfoxylgruppen, insbesondere die letzteren spielen viel bescheidenere, untergeordnetere Rollen. Fa\u00dft man diese Tatsache ins Auge, so gelangt man abermals zur Erkenntnis der besonderen Wichtigkeit der Verbindungen der Phenole mit den Aminen. Soweit hier Farb-stofie mitspielen, sind diese Verh\u00e4ltnisse schon in einer Arbeit von b. Glassner und W. Suida1) ber\u00fchrt worden. In neuester Zeit hat J. Dollinger2) eine Reihe von nahezu unl\u00f6slichen Phenol-Amin-Verbindungen untersucht und beschrieben und auch ihr Verhalten gegen Farbstoffl\u00f6sungen gepr\u00fcft. Diese Arbeit wird von dem Genannten nun auf die Farbstoffverbindungen ausgedehnt. Einzelne solche Verbindungen sind schon seinerzeit von R\u00f6theli^ hergestellt und beschrieben worden.\nIn Erkenntnis der Wichtigkeit der Guanidylgruppe f\u00fcr die Fixation der sauren Farbstoffe durch die animalischen Fasern war ferner zu untersuchen, ob die Verhinderung der Farbs\u00e4ureverbindung auf der Faser durch Vorbehandlung mit Phosphorwolframs\u00e4ure sich auch beim Guanidin behufs Verhinderung der Bildung der Farbs\u00e4ureverbindung verwenden lasse.\nDas Verhalten von Guanidinsalzen gegen Phosphorwolfram-s\u00e4ure scheint nicht bekannt zu sein; ich habe trotz eifrigem Suchens in der Literatur dar\u00fcber nichts finden k\u00f6nnen. F\u00fcgt man zu irgend einem in Wasser l\u00f6slichen Guanidinsalz Phos-\n') Ann. Chem.. Bd. CCCLXI, S. 353.\n*) Sitzungsber. d. kaiserl. Akademie d. YVissensch., Bd.CXIX. Abl.Uh. April 1910.\ns) Inauguraldissertation. Z\u00fcrich 1898.","page":385},{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":"Ithorwolframs\u00e4ure, so f\u00e4llt sofort ein dicker, sich rasch absetzender wei\u00dfer Niederschlag aus, der auch beim Kochen der Fl\u00fcssigkeit unter Zusatz von mehr Wasser nicht in L\u00f6sung geht. Dieses Phosphorwolframat l\u00f6st sich jedoch sofort auf Zusatz von Ammoniak oder Ammoncarbonat auf. Kocht man den Niederschlag mit Farbs\u00e4uren, welche sonst l\u00f6sliche Guanidinsalze prompt f\u00e4llen, so tritt keine Ver\u00e4nderung ein: Beim Abk\u00fchlen setzt sich der wei\u00dfe Niederschlag am Boden des Gef\u00e4\u00dfes ab und \u00fcber demselben steht die unver\u00e4nderte Farb-s\u00e4urel\u00f6sung. F\u00fcgt man aber ein wenig Ammoniak oder Ammoncarbonatl\u00f6sung hinzu, so tritt momentan Ver\u00e4nderung ein, der Niederschlag wird gef\u00e4rbt und gewinnt ein krystallinisches \u00c4u\u00dfere. Ks l\u00e4\u00dft sich also der seinerzeit beschriebene.1) mit der Faser ausgef\u00fchrte Versuch mit ganz gleichem Erfolge im Reagenzglas mit Guanidin ausf\u00fchren. Da die Phosphorwolframs\u00e4ure ein vorz\u00fcgliches F\u00e4llungsmittel f\u00fcr die basischen Spaltungsprodukte der Eiwei\u00dfk\u00f6rper darstellt, diese Spaltungsprodukte aber zum Teil auch die auch im Guanidin enthaltene Gruppe N\u2014C\u2014N enthalten, so ist wohl kaum mehr zu zweifeln, da\u00df diese Spaltungsprodukte resp. die in ihnen enthaltene N\u2014G\u2014N-Gruppe es sind, welche die Farbs\u00e4uren auch in den Eiwei\u00dfk\u00f6rpern binden. Da ferner die Arbeiten L. Badl-bergers2) ergeben haben, da\u00df die Verbindungen des Guanidins mit Farbs\u00e4uren nach st\u00f6chiometrischen Verh\u00e4ltnissen zustande kommen, so ist auch zu schlie\u00dfen, da\u00df auch mit der Faser beim F\u00e4rben mit Farbs\u00e4uren chemische Verbindungen, d. h. Verbindungen nach st\u00f6chiometrischen Verh\u00e4ltnissen entstehen.\nEs war nun von gro\u00dfem Interesse, m\u00f6glichst viele Substanzen, welche zu den Eiwei\u00dfk\u00f6rpern oder ihren Spaltungsprodukten in Beziehungen stehen und die physiologisch-chemisch wichtig sind, in den Kreis der Untersuchung zu ziehen und insbesondere deren Verhalten gegen Farbstoffe zu pr\u00fcfen. Bei der Durchf\u00fchrung dieser Versuche zeigte sich folgendes:\na) Alle untersuchten offenen oder zyklischen Substanzen, welche die Gruppe = N \u2014 GO \u2014 N = oder \u2014N = C(OH) \u2014 N\n1 ! Zeitschr. f. angew. Chemie, Bd. XXII, S. 2131.\n*) 1. c.","page":386},{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber die Ursachen der F\u00e4rbung animalischer Fasern. 387\nenthalten, d. h. an dem zwischen den zwei Stickstoff\u00e4tomen stehenden Kohlenstoffatom Sauerstoff oder eine Hydroxylgruppe enthalten, sind nicht imstande, mit Farbs\u00e4uren1) schwer- oder unl\u00f6sliche Verbindungen einzugehen. Diese Substanzen zeigen auch, wie bekannt, meist sauren Charakter, we\u00dfhalb manche unter ihnen mit basischen Farbstoffen schwer l\u00f6sliche Verbindungen bilden (z. B. Barbiturs\u00e4ure, Harns\u00e4ure, Cyanurs\u00e4ure, Arnmelid, Ammeiin). Gepr\u00fcft wurden hier folgende Substanzen :\nHarnstoff, Biuret, Cyanurs\u00e4ure, Arnmelid, Ammeiin, Parabans\u00e4ure, Barbiturs\u00e4ure, Alloxan, Harns\u00e4ure, Theobromin, Caf-fein, Phenylharnstoff, a-Phenylhydantoin, Glycinanhydrid, Phenylglycinanhydrid. Die Pr\u00fcfung wurde in derselben Weise vorgenommen, wie dies seinerzeit2) beschrieben worden war.\nb)\tAlle Guanidinderivate mit offener Kette, welche nicht durch saure Gruppen substituiert sind, wie Guanidin, Amido-guanidin, Cyanguanidin (Dicyandiamid), Guanylharnstoff (Dicyan-diamidin), Biguanid, Arginin geben in w\u00e4sseriger L\u00f6sung mit Farbs\u00e4uren schwerl\u00f6sliche, teils krystallinische, meist fast unl\u00f6sliche Verbindungen. Nitroguanidin, Guanylessigs\u00e4ure (Gly-kocyamin) und Kreatin geben unter gleichen Umst\u00e4nden keine schwerl\u00f6slichen Farbs\u00e4ureverbindungen.\nc)\tAlle untersuchten zyklischen Verbindungen, welche die Guanylgruppe enthalten, oder zwischen zwei Stickstoffatomen ein Kohlenstoffatom besitzen, an welches kein Sauerstoffatom gebunden erscheint, geben in w\u00e4sseriger L\u00f6sung mit Farbs\u00e4uren schwer- oder unl\u00f6sliche, teils krystallinische Verbindungen. Die untersuchten Substanzen waren folgende : Kreatinin M, Glykocyamidin, Melamin, Acetoguanamin, Malonylguanidin, Histidin, Guanin und Pilocarpin. Es ist hier gleichg\u00fcltig, ob man die freien Basen oder deren l\u00f6sliche Salze zu den Versuchen verwendet.\nBetrachtet man das Guanidin als ein Aminoformamidin, so kann man alle unter b) uud c) genannten Substanzen als\n\u2018) Als Farbs\u00e4uren wurden meist Pikrins\u00e4ure, Orange-Il-S\u00e4ure. Krystallponceau-S\u00e4ure, Orange-GG-S\u00e4ure, Congo-S\u00e4ure usw. verwendet.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. L. S. 174.\n3) Vgl. H. Huppert, Analyse des Harns, S. 255.","page":387},{"file":"p0388.txt","language":"de","ocr_de":"388\nW. Suida,\nAmidine auffassen. Ob die Eigenschaft, Farbs\u00e4uren in schwer-oder unl\u00f6sliche Verbindungen abzuf\u00fchren, eine allgemeine Eigenschaft der Amidine ist, sollen weitere Untersuchungen erweisen. Unm\u00f6glich erscheint dies nicht, denn schon E. Bamberger1) und auch W. Dieckmann2) haben die schwere L\u00f6slichkeit von Diguanid-, Formamidin-, Acetamidin- und Benzenvl-amidinpikrat hervorgehoben, obzwar die Bildung solcher Pikrate nicht immer mit der Entstehung anderer schwer- oder unl\u00f6slicher Farbs\u00e4ureVerbindungen Hand in Hand geht.\nRecht weitgehend parallel mit der Bildung von schwer-oder unl\u00f6slichen Farbs\u00e4ureverbindungen ist aber die F\u00e4llbarkeit bezw. Nichtf\u00e4llbarkeit der untersuchten Substanzen durch Phosphorwolframs\u00e4ure. Durch die L\u00f6sung dieser S\u00e4ure werden gef\u00e4llt die verd\u00fcnnten w\u00e4sserigen L\u00f6sungen von:\nGuanidin, Amidoguanidin, Kreatinin, Arginin, Histidin. Methylbenzimidazol, Diguanid, Guanin, Acetoguanamin, Melamin. GuanylharnstofT, Glykocyamidin, Pilocarpin.\nFerner werden auch durch Phosphorwolframs\u00e4ure gef\u00e4llt die verd\u00fcnnten w\u00e4sserigen L\u00f6sungen von Kreatin, Glykocvamin, Ammeiin, Theobromin, CafTein und Piperazin (welche keine *schw\u2019erl\u00f6slichen Farbs\u00e4ureverbindungen liefern); nicht gef\u00e4llt wird Dicyandiamid (welches mit Farbs\u00e4uren relativ schwerl\u00f6sliche Verbindungen gibt).\nDurch Phosphorwolframs\u00e4ure werden nicht gef\u00e4llt die auch nicht durch Farbs\u00e4uren f\u00e4llbaren L\u00f6sungen von Harnstoff, Biuret, Nitroguanidin, Cyanurs\u00e4ure, Ammelid, Parabans\u00e4ure, Barbiturs\u00e4ure, Harns\u00e4ure, PhenylharnstofT, a-Phenyl-hydanfoin, Glycylglycin, Glycinanhydrid.\nHervorzuheben ist in dieser Hinsicht das Verhalten von Melamin, Ammeiin, Ammelid und Cyanurs\u00e4ure; die ersten zwei Substanzen werden durch Phosphorwolframs\u00e4ure gef\u00e4llt, di\u00bb' letzteren zwei nicht. Ebenso interessant ist das Verhalten der untersuchten Purink\u00f6rper :\nHarns\u00e4ure (2-6-8-Trioxypurin) gibt keine F\u00e4llung:\nTheobremin (ein 2-(>-Dioxypurin) \u00bb eine\n\u2018j Ber. Bd. XXV, S. 545.\n*) Ber. Bd. XXV, S. 546.","page":388},{"file":"p0389.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber die Ursachen der F\u00e4rbung animalischer Fasern. 389\nCaffein (ebenfalls ein 2-6-Dioxypurin) gibt eine F\u00e4llung Guanin (ein 6-Oxypurin)\t> \u2022 \u00bb\t.\u00bb\nIst somit die Imidazolgruppe sauerstofffrei, so entstellt eine F\u00e4llung mit Phosphorwolframs\u00e4ure. In gleicher Art ist wohl auch das negative Verhalten des Malonylguanidins durch die Bindung der beiden CO-Gruppen an den beiden Stickstoff-atomen zu erkl\u00e4ren.\nEine vollst\u00e4ndige Ausnahme bildet indes das Dicyan-diamid und der Guanylharnstoff (Dicyandiamidin); die-L\u00f6sung des ersteien K\u00f6rpers wird durch Phosphorwolframs\u00e4ure nicht, die L\u00f6sung des letzteren K\u00f6rpers dagegen vollst\u00e4ndig gef\u00e4llt, obzwar beide Substanzen mit Farbs\u00e4uren schwerl\u00f6sliche Verbindungen geben. Wird die w\u00e4sserige L\u00f6sung von Dicvan-diamid mit Phosphorwolframs\u00e4ure versetzt, dann wenig Salzs\u00e4ure zugef\u00fcgt und das Gemenge nun erw\u00e4rmt, so entsteht allm\u00e4hlich ein immer st\u00e4rker werdender Niederschlag, offenbar in dem Ma\u00dfe, als Dicyandiamidin entsteht. Es ist demnach die Phosphorwolframs\u00e4ure ein vorz\u00fcgliches Erkennungsmittel daf\u00fcr, ob Dicyandiamid oder Guanylharnstoff (Dicyandiamidin) vorliegt.\nBez\u00fcglich der Durchf\u00fchrung der angef\u00fchrten Versuche ist zu bemerken, da\u00df es ganz einerlei ist, ob man hierzu die freien Basen oder deren neutrale Salze verwendet.\n\\ on den zahlreichen in die l ntersuchung gezogenen K\u00f6rpern waren einige in gen\u00fcgend reinem Zustande im Handel zu bekommen ; viele dieser Substanzen mu\u00dften aber erst eigens f\u00fcr die Zwecke dieser Arbeit nach verschiedenen Methoden darzustellen versucht bezw. gewonnen werden. Herr -Hofrat Professor Dr. E. Ludwig \u00fcberlie\u00df mir Kreatin und Kreatinin-Chlorzink, wof\u00fcr ich auch hier meinen besten Dank ausspreche.\nZur Gewinnung ganz reinen Biguanids erweist sich die Methode von Herth1) aus Dicyandiamid und ammoniakalischer Kupferl\u00f6sung als die sicherste; Malonylguanidin wurde nach Michael2) und Acetoguanamin nach v. Xenckis3) Vorschrift gewonnen.\n*) Monatsli. f. Chemie. I. S. 88.\n*i Journ. f. pr. Chemie. II. Bd. 49, S. 85 *; Ber. Bd. VII. S. 1584.","page":389},{"file":"p0390.txt","language":"de","ocr_de":"390 W. Suida, Studien \u00fcber d. Ursachend, F\u00e4rbung animalischer Fasern.\nDas zuerst von H. Leuchs und W. Manasse1) hergestellte N-Glvcyl-N-phenylglycinanhydrid gewann ich neben etwas unl\u00f6slichem Diphenyldiazipiperazin2) durch Erhitzen eines Gemenges von Phenylglycin und Glykokoll (im Verh\u00e4ltnisse gleicher Molek\u00fcle) auf 140 bis 150\u00b0 im \u00d6lbade bis zum Aufh\u00f6ren des Sch\u00e4umens. Die umkrystallisierte Substanz sinterte im R\u00f6hrchen bei 226\u00b0 und schmolz bei 243\u00b0 (Leuchs und Manasse fanden 245\u00b0) unter Braunf\u00e4rbung. Die Analyse ergab :\nBerechnet f\u00fcr CloHl0N4O2:\tgefunden:\nG\t\u00ab3,1\u00ab \u00b0/o\t\u00ab2.80\tV\nII\t5.2\u00ab \u201e\t\u2014\t*)\nN\t14.74 \u201e\t14.64\t.,\nHerr L. Radiberger hat die n\u00e4here Untersuchung einiger hier genannter Verbindungen von Farbs\u00e4uren mit Basen begonnen und berichtet anschlie\u00dfend \u00fcber seine bisher gewonnenen Resultate.\n*) Ber. Bd. XL, S.3241.\nu) Schmelzpunkt 263\u00b0.\nPie Wasserstoffbestimmung ging verloren.\nI","page":390}],"identifier":"lit19055","issued":"1910","language":"de","pages":"381-390","startpages":"381","title":"Studien \u00fcber die Ursachen der F\u00e4rbung animalischer Fasern. II. Mitteilung: Das Farbstoff\u00e4llungsverm\u00f6gen der vom Guanidin sich ableitenden Substanzen","type":"Journal Article","volume":"68"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:07:17.100382+00:00"}