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{"created":"2022-01-31T14:04:18.452917+00:00","id":"lit19062","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"Ludwig Pincussohn","role":"author"},{"name":"Adolf R. Walther","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 68: 471-476","fulltext":[{"file":"p0471.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Fermente verschiedener Bakterienarten.\nVon\nEmil Abderhalden, Ludwig Pineussohn und Adolf R. Walther.\nMit vier Kurvenzcichnungen im Text.\n(Aus dem physiologischen Institute der tier\u00e4rztlicher. Hochschule. Hcrlii\u00fc (Der Redaktion zugegangen am 14. August 1!*10.)\nEs ist wiederholt darauf hingewiesen worden, da\u00df die M\u00f6glichkeit gegeben ist, bei Anwendung von Substraten bekannter Struktur die Zellfermente verschiedener Herkunft zu vergleichen und durch eventuelle Unterschiede in der Art des Abbaues zu charakterisieren. Vorl\u00e4ufig stehen uns zu derartigen Untersuchungen als Substrat nur die synthetisch dargestellten Polypeptide zur Verf\u00fcgung. Da diese sehr schwer zug\u00e4nglich sind, so haben wir zu den ersten orientierenden Versuchen Peptone angewandt, die wir nach einheitlichen Methoden aus verschiedenartigen Eiwei\u00dfstoffen dargestellt hatten. Sie sind alle durch Einwirkung von 70\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure in der K\u00e4lte auf bestimmte Proteine gewonnen worden. Die Struktur dieser Peptone kennen wir zwar nicht, wir k\u00f6nnen jedoch die Art des Abbaues dieser Substanzen unter dem Einflu\u00df peptolytischer Fermente verschiedener Herkunft vergleichen. Wir betrachten die Verwendung von Peptonen nur als Notbehelf und werden die gewonnenen Resultate, sobald sich Gelegenheit bietet, mit Hilfe von synthetisch dargestellten Polypeptiden kontrollieren.\nWir haben vorl\u00e4ufig folgende Fragestellungen in Angriff genommen:\n1. Enth\u00e4lt die Kulturftiissvjked vet schiedcnarti</er Bakterien Stoffe, die auf Peptone einwirken?\nDiese Fragestellung suchten wir in folgender Weise zu beantworten: Wir z\u00fcchteten einige Bakterienarten \u2014 paratyphus\u00e4hnlicher Bacillus (hygien. Institut der tier\u00e4rztl. Hochschule, Berlin), Streptococcus pleuropneumoniae. Paratyphus B. (hygien. Institut der Universit\u00e4t, Berlin) \u2014 auf Bouillon und zwar verschieden lange* Zeit. Die Kulturfl\u00fcssigkeit wurde dann zentrifugiert. Nun setzten wir eine he-","page":471},{"file":"p0472.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022*/2 E. Abderhalden, L. Pincussolin und A. R. Walther.\nstimmte Menge der Kulturfl\u00fcssigkeit zu einer 10\u00b0/oigen Peptonl\u00f6sung. Das Gemisch wurde dann in ein Polarisationsrohr eingef\u00fcllt und die Anfangsdrehung bestimmt. Die Ablesung wurde von Zeit zu Zeit wiederholt und festgestellt, ob \u00c4nderungen vorhanden waren. Die Resultate sind die folgenden:\nDie Kulturfl\u00fcssigkeit des paratyphus\u00e4hnlichen Bacillus verhielt sich ganz verschieden, je nach dem Zeitpunkt, in dem sie zur Untersuchung gelangte. Nach 2t\u00e4giger Kultur spaltete die Kulturfl\u00fcssigkeit Gaseinpepton und Eieralbuminpepton. Eiereiwei\u00df wurde nicht angegriffen. Eine Kulturfl\u00fcssigkeit, in der die Bazillen 3 Tage gewachsen waren, zeigte deutliche Spaltung von Edestin-, Gelatine- und Seidenpepton; nach 5t\u00e4gigem Wachstum war das Resultat in bezug auf das Edestin- und Gelatinepepton das gleiche, Seiden-, Casein- und Eieralbuminpepton wurden wenig angegriffen, dagegen lie\u00df sich ein deutlicher Einflu\u00df auf das Eiereiwei\u00df erkennen. Wurde die Kulturfl\u00fcssigkeit 8, 11, 14 Tage nach erfolgter Einimpfung untersucht, so ergab sich keine Einwirkung auf die angewandten Peptone. Auch das Eiereiwei\u00df wurde nicht angegriffen. Einige Kurven m\u00f6gen die erhaltenen Resultate belegen.\nBeim Streptococcus pleuro-pneumoniae Sch\u00fctz war das Resultat ein \u00e4hnliches. Spaltung beobachteten wir in den ersten Tagen nach erfolgter Impfung. 6 Tage nach der Impfung konnten wir in keinem Falle eine Spaltung nach weisen; 3 Tage sp\u00e4ter jedoch war wieder eine deutliche Einwirkung auf die angewandten Peptone erkennbar. Bei noch l\u00e4ngerer Ausdehnung der Versuche beobachteten wir wiederum ein Verschwinden und ein Wiederauftreten der spaltenden Wirkung der Kulturfl\u00fcssigkeit.\nDer Para typhus B wies ein wesentlich anderes Verhalten als die beiden obengenannten Bakterien auf. Die Kulturfl\u00fcssigkeit zeigte sich, zu verschiedenen Zeiten nach erfolgter Einimpfung untersucht, gegen\u00fcber den angewandten Peptonen fast durchweg indifferent. Nur beim Caseinpepton wurde eine geringf\u00fcgige Einwirkung beobachtet.\n\u00dcberblickt man die gefundenen Resultate, dann ergibt sich, da\u00df sich auf dem eingeschlagenen Wege unzweifelhaft ein Einblick in die Stoffwechselvorg\u00e4nge und vor allem in die Fer-","page":472},{"file":"p0473.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Fermente verschiedener Bakterienarten. 473\nmentabgabe verschiedenartiger Bakterien erhalten l\u00e4\u00dft. Ebenso geht aus den wenigen Beobachtungen schon hervor, da\u00df verschiedene Bakterien ein verschiedenartiges Verhalten zeigen. Der Abbau der Peptone schien in spezifischer Weise zu erfolgen, doch reichen unsere Versuche noch nicht zu einer endg\u00fcltigen Schlu\u00dffolgerung aus. Einige Kurven m\u00f6gen die Art der beobachteten Einwirkung auf bestimmte Proteine resp. Peptone erl\u00e4utern.\nParatyphus\u00e4hnlicher Bacillus (Hygicn. lnstit. Tier\u00e4rztl. Hochschule, Berlin) geimpft auf Bouillon am 25. IV.\nAm I IV----------gepr\u00fcft auf folgende Peptone (\u2018 \u00bb ccm Pepton. 1* \u00ab ccm\nt 80. IV.\tBouillon, 2 ccm physiologische Kochsalzl\u00f6sung):\nbeiden-pepton\nBowllon\\O\u00dfO\\ .\t................................,\nJhne {\tf\u2014\u00ab\u2014-\u2014\u2014-\u2014- \u2014\t_______r\nPepton { QtOT\u2014r-*\" i\tT-'-?-?-----\u2014\u25a0 i\ti\t\u25a0 \u20144\nStunden 1\t2\t3\t\u00ab\t5\t6\t7\t6\t9\t22 2<* 26 28 30\nDieselbe Kultur gepr\u00fcft am 8. und 6. V. ergab keinerlei Drehungs\u00e4nderung.\nStreptococcus pleuro-pneumoniae Sch\u00fctz, geimpft auf Bouillon\nam 28. IV.\nAm I 2l V\u2019------ gepr\u00fcft auf folgende Peptone ('/* ccm Pepton, *1 '/\u00ab ccm\nt 4. V.\tBouillon, 2 ccm physiologische Kochsalzl\u00f6sung):\nforo\u00bb \u00f4etphn\u00c0\npepton) 020\\\n\\025'\n1000\n010\u2019 015\nBnudlon |' OOO' ohne Pepton\n1 U nc/i\nI o mV\nStunden /\n9\t22 2k 26 28\nDieselbe Kultur an denselben Peptonen gepr\u00fcft am 4., 9., 20.. 25. V. ergab keinerlei Drehungs\u00e4nderung.","page":473},{"file":"p0474.txt","language":"de","ocr_de":"J'\"* E- Abderhalden, L. Pincussohn und A. R. Walth\ner,\naj l,5ccm Kullur Pneumococcus b) l,5ccm Kultur Pneumococcus pneurnon. Sch\u00fctz,\tpneu mon. Sch\u00fctz,\n0.5 \u00bb 5\u00b0 oige Caseinpeptonl\u00f6sung,\t0,5 \u00bb 5\u00b0;oige Eieralbumin-\npeptonl\u00f6sung.\no.O \u00bb Kochsalzl\u00f6sung.\t5,0 \u00bb Kochsalzl\u00f6sung.\nc) 1,5 ccm Kultur Pneumococcus,\n0,5 \u00bb 5\u00b0/oige Eiereiwei\u00dfl\u00f6sung,\n5,0\t\u00bb Kochsalzl\u00f6sung.\nStunden /\t2\t3\n7 S t2 tS 21t\na) 1.5 ccm Kultur Paratyphus, 0,5 \u00bb 5\u00b0/oige Caseinpeptonl\u00f6sung,\n5.0\t\u00bb Kochsalzl\u00f6sung.\nb) 1,5 ccm Kultur Paratyphus, 05 \u00bb 5\u00b0/oige Eieralbuminpeptonl\u00f6sung,\n0,5 \u00bb Kochsalzl\u00f6sung.\ne) 1,5 ccm Kultur Paratyphus,\n0.5 * 5\u00b0/oige Eiereiwei\u00dfl\u00f6sung,\n5,0\t* Kochsalzl\u00f6sung.\n~T\u2014\nStunden /\t2\t3\nEine ganz \u00e4hnliche Fragestellung hat Wolfgang Weich ar dt1) in Angriff genommen. Er verwendete Pre\u00dfs\u00e4fte von Typhus- und Colibazillen. Er hat gleichfalls die optische Methode ben\u00fctzt. Unsere Versuche sind unabh\u00e4ngig von denen\n*) Wolfgang Weichardt, Studien \u00fcber das Wachstum und den Stoffwechsel von Typhus- und Colibacillus und \u00fcber die T\u00e4tigkeit ihrer Fermente. Zentralblatt f. d. gesamte Physiol, u. Pathol, d. Stoffwechsels, N. F., Jg. V, S. 131, 1910.","page":474},{"file":"p0475.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Fermente verschiedener Bakterienarten. 475\nWeichardts unternommen worden. Sie bilden ein Glied einer Reihe von Fragestellungen, die im hiesigen Institute in Angriff genommen worden sind.\n'\u2022 Lassen wh hi Verwendung einer bestimmte Substrate enthaltenden Kulturfl\u00fcssigkeit bei Z\u00fcchtung verschiedenartiger Bakterien Unterschiede im Abbau der Substrate feststellen '? '\nZur Entscheidung dieser F rage z\u00fcchteten wir verschiede ne Bakterien auf Bouillon, Bouillon -J- lft/o Seidenpeptonl\u00f6sung, ferner auf l\u00ab/0igen L\u00f6sungen der aus Seide, Gelatine, Edestin, Eiereiwei\u00df gewonnenen Peptone. Wir bestimmten jedesmal die Anfangsdrehung vor der Impfung und bestimmten dann das Drehungsverm\u00f6gen nach einiger Zeit wieder. Bei jeder Versuchsreihe wurde das Drehungsverm\u00f6gen der Kulturfl\u00fcssigkeit ohne Impfung mit verfolgt. Die erhaltenen Resultate ergeben sich aus der untenstehenden \u00dcbersicht.\nVersuche \u00fcber die \u00c4nderung der Drehung von Bouillon und Peptonl\u00f6sungen durch wachsende Bakterien.\n\tBakterienart (1 Tropfen)\t10 cm-Rohr\t\t\nN\u00e4hrboden\t\tAnfangs- drehung\tDrehung nach 36 Std.\tDrehung nach 72 Std.\nBouillon\tohne\t\u2014 0,3\u00ab \u00bb\t\u2014 0,40\u00b0\t- 0,40\u00ab\nl\tParatyphus (hyg. Inst. Tier\u00e4rztl. .Hochsch.)\t- 0,3\u00ab\t\u2014 0,5\u00ab\t\u2014\ni>\t!\tFringillarum\t- 0,3\u00ab\t- 0,50\t\u2014\nBouillon -f- l\u00b0/o Seidenpepton\tohne\t\u2014 0.33\t\u2014 0,33\t\u2014 0,34\ndesgl.\tBa. equisepticus\t\u2014 0,33\t\u2014 0,42\t\u2014 .0,44\n>\tStreptococcus -pleuropneum. Sch\u00fctz\t. - 0,33\t- 0,42\t\u2014\nI\u00bb\tparatyphusiihnlicher B.\t- 0,33\t- 0,<1\u00ab\t\u2014\nSeidenpeptonl\u00f6sung 1 \u00b0/o\tallein\t+ 0.07\t+ \u00bb.\u00ab\"i\t-j- 0,06\ndesgl.\tParatyphus\t-f 0.07\t\u2014 0,02\t\u2014 0,08\n1\tFringillarum\t4- 0.07\t-f 0.06\t\u2014 0,06","page":475},{"file":"p0476.txt","language":"de","ocr_de":"4/t) Abderhalden. Pine us.soli n u. Walther, \u00dcber Bakterienarten\n\u00c4nderung der Drehung von P/oigen Peptonl\u00f6sungen durch wachsende Bakterien.\nPepbinldsungen mit 1 Tropfen der Kultur geimpft, narb (\u00bbt\u00e4gigem Aufenthalt im Brutschrank Drehung bestimmt.\nBestimmung im 5 cm-Rohr.\nPepton iProteus Sub* PY\u00b0\" Flexner StrePt\u00fcC- \u00df coli Kontroll,\u2018 !tilis cyaneus\u2019| pyog.\tj ohne\nGelatine\t\u2014 0.12\t\u2014 0.11\t- 0.11\t\u2014 0,10\t\u2014 0.17 \u20140.17\t0.10\nSeide\t+ 0,01\t\u2014 0,01\t\u2014 0,08\t+o,oi\t0,0 -0,01\t0,0\nEdestin\t\u2014 0.12\t-0,12\t-0.11\t\u2014 0,13\t\u2014 0,10 ; \u20140.18\t\u2014 0.11\nKieralbumin\t-0.11\t-0.11\t- 0.12\t\u2014 0.05\t\u2014 0.0t) 1-0,12,\t\u2014 0,15\nDie verschiedenen Bakterien zeigten gegen\u00fcber den verschiedenen Kulturboden ein verschiedenes Verhalten. Eine Erweiterung der Versuche unter m\u00f6glichst verschiedenartigen Bedingungen und Anwendung m\u00f6glichst gut bekannter Substrate als N\u00e4hrboden wird unzweifelhaft zu noch sch\u00e4rferen Resultaten f\u00fchren. Wir glauben durch diese vorl\u00e4ufigen Versuche gezeigt zu haben, da\u00df die Verfolgung des Drehungs-verm\u00f6gens der Kulturfl\u00fcssigkeit selbst, oder aber der bei ihrer Einwirkung auf bestimmte Proteine oder Peptone auftretenden Ver\u00e4nderungen uns ein neues Mittel an die Hand gibt, um die verschiedenartigen Mikroorganismen zu diflerenzieren.j1)\nWir wollen auch hier noch ausdr\u00fccklich bemerken, da\u00df wir die Bezeichnungen Fermentwirkung, Spaltung usw- nur als vorl\u00e4ufige betrachten, da ja nicht bestimmt erwiesen ist. da\u00df die beobachteten Drehungs\u00e4nderungen auf einen Abbau zur\u00fcckzuf\u00fchren sind. Sie sind zun\u00e4chst ja nur ein Hinweis darauf, da\u00df Ver\u00e4nderungen eingetreten sind. Weitere Untersuchungen m\u00fcssen dann deren Art klar stellen.\n') Vgl. hierzu auch W. Weiclvardt. 1. r.","page":476}],"identifier":"lit19062","issued":"1910","language":"de","pages":"471-476","startpages":"471","title":"Untersuchungen \u00fcber die Fermente verschiedener Bakterienarten","type":"Journal Article","volume":"68"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:04:18.452922+00:00"}