Open Access
{"created":"2022-01-31T14:02:46.889026+00:00","id":"lit19091","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Cohnheim, Otto","role":"author"},{"name":"Dimitri Pletnew","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 69: 102-105","fulltext":[{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"Der Gasumsatz der Magenmuskulatur.1)\nVon\nOtto Cohnheim und Dimitri Pletnew.\n! Aus item physiologist hi n Institut der Universit\u00e4t Heidelberg.)\n(Her Redaktion zugegangen am August 1910.)\nIm Gegensatz zu dein D\u00fcnndarm bewegt sich der aus dem K\u00f6rper entfernte Magen von Hunden und Katzen in Ring er scher L\u00f6sung nicht oder ganz mangelhaft. Beim Hundemagen kann man in der feuchten Kammer einzelne Bewegungen sehen, welche die Form dieser Bewegungen zu erkennen gestation. An diesem Objekt haben Hofmeister und Sch\u00fctz2) die Bewegungen des Magens zuerst studiert. Der Katzenmagen scheint sich nicht besser zu bewegen. Es ist uns indes gelungen, auch den Magen au\u00dferhalb des K\u00f6rpers zu lebhaften Bewegungen zu veranlassen, indem wir eine Beobachtung Gannons benutzten. Gannon1) zeigte n\u00e4mlich, da\u00df nach Durchschneidung der zum Magen f\u00fchrenden Nerven die Bewegungen des Magens f\u00fcr einige Zeit aufgehoben sind, da\u00df sie aber sp\u00e4ter wieder anfangen und in der zweiten Woche wieder ganz normal werden. Die autonomen Zentren, die in der Muskulatur des Magens gelegen sind, werden in dieser Zeit also selbst\u00e4ndig. Wir vermuteten und es best\u00e4tigte sich, da\u00df zur Zeit der Selbst\u00e4ndigkeit der autonomen Zentren der Magen auch au\u00dferhalb des K\u00f6rpers so gut Bewegungen ausf\u00fchren w\u00fcrde, wie der Darm. Wir durchschnitten daher in \u00c4thernarkose unter aseptischen Kautelen bei Katzen beide Vagi und beide Splanchnieh lie\u00dfen die Tiere eine Reihe von Tagen am Leben und unter-\n*) Mit Unterst\u00fctzung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Stiftung Heinrich Lanz).\n*) F. Hofmeister und J. Sch\u00fctz, Archiv f. exp. Path. u. Pharm.. Bd. XX, S. 1, 1885. -- W. B. Gannon, Americ. Journ. of Physiol., Bd. XX.\n3) W. B. Cannon, American Journal of Physiology, Bd. XVII, 190\u00bb.","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"Der Gasumsatz der Magenmuskulatur.\t10,\u20181\nsuc hten erst dann ihre M\u00e4gen. Die Durchschneidung der Splanch-nici erfolgte nach den Angaben von Langley und Magnus, wie sie von Magnus1) genau beschrieben worden sind. Es wurden alle Nerven, die mit der Arteria coeliaca und mit der Arteria mesenterica superior verlaufen, im Mesenterium durchschnitten, letztere wegen etwaiger Anastomosen am Magen-ausgang. Die Splanchnici wurden also postganglion\u00e4r ausge-schaltet. Die Vagi haben wir zuerst am Halse zu durchscbneiden ve rsucht, verloren aber mehrere Tiere. Gannon scheint nach einer Bemerkung in seiner Publikation auch Schwierigkeiten gefunden zu haben. Wir durchschnitten nun die Vagi in der Bauchh\u00f6hle, unmittelbar unter dem Zwerchfell. Man zieht den Magen hervor und sucht an der Cardia die Vagus\u00e4ste auf. In der Kegel ist jeder Vagus hier bereits in \u00c4stevgeteilt und es ist daher n\u00f6tig, die Durchschneidung sehr sorgf\u00e4ltig rings um die Cardia auszuf\u00fchren. Diese Durchschneidung und die der Splanchnici f\u00fchrten wir in einer Sitzung aus, und es gelang uns, drei Katzen am Leben zu erhalten.\nAm Versuchstage wurde die Katze get\u00f6tet, die Bauchh\u00f6hle rasch er\u00f6ffnet und der Magen herausgenommen, soda\u00df e in St\u00fcckchen Speiser\u00f6hre und ein St\u00fcckchen Darm noch an ihm hingen. In beide wurden Glasr\u00f6hren eingebunden und diese durch ein Gummirohr miteinander verbunden. Vorher wurde' der Magen, der in allen drei F\u00e4llen mit Fleischresten gef\u00fcllt war, noch mit Salzs\u00e4ure von 0,2\u00b0/o stark angef\u00fcllt. Wenn der Magen nun Bewegungen ausf\u00fchrte, so mu\u00dfte er seinen Inhalt durch den Pylorus austreiben, der Inhalt kam dann aber durch das Gummirohr durch die Cardia wieder in den Magen zur\u00fcck. Der Magen mu\u00dfte also wirkliche .Arbeit leisten, es ging aber nichts von seinem Inhalt in die Ringer sehe Losung \u00fcber. In den zwei gut gelungenen F\u00e4llen sah man tats\u00e4chlich den Inhalt durch die Glasr\u00f6hrchen str\u00f6men. Es zeigte sich aber auch in allen F\u00e4llen, da\u00df Kohlens\u00e4ure aus der Ringer-schen L\u00f6sung ausgetrieben war, es war offenbar Salzs\u00e4ure durch die Magenwand nach au\u00dfen gegangen. Die drei Versuche,\n') R. Magnus, Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. CXV. S. 824 (1906).","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"104\tOtto Cohnhe im und Dimitri Pletnew,\ndie ebenfalls eine Stunde dauerten, f\u00fchrten zu folgenden Resultaten :\nVersuch I. 3 Tage nach der Operation. Der Magen zeigte keine Spur von Bewegung und verbrauchte in 35 Minuten keinen Sauerstoff. Sp\u00e4ter wurde Chlorbaryum zugesetzt, und der Magen kontrahierte sich kr\u00e4ftig. Sauerstoffverbrauch 9.2 mg. Kohlens\u00e4ureproduktion 73,8 mg. Vgl. die n\u00e4chste Abhandlung.\nBei den beiden folgenden Versuchen zeigte der Magen dagegen au\u00dferordentlich lebhafte Bewegungen. Der Fundusteil verhielt sich v\u00f6llig ruhig. Der Pylorusteil dagegen zeigte eine peristaltische Welle nach der anderen. Es liefen fortw\u00e4hrend ganz tiefe Einschn\u00fcrungen \u00fcber ihn hin. Das Bild war genau so, wie es von Cannon bei der Katze, von den Radiologen beim Menschen oft geschildert ist. Nur fiel uns auf, da\u00df die Wellen sich nicht auf das St\u00fcck beschr\u00e4nkten, das nach dem anatomischen Bau der Schleimhaut als Antrum pylori bezeichnet werden mu\u00df. Sie beginnen vielmehr etwa in der Mitte zwischen Cardia und Pylorus. In einem Falle bildete sich an dieser Stelle eine ganz tiefe Einschn\u00fcrung und blieb fast 20 Minuten unver\u00e4ndert an dieser Stelle stehen, w\u00e4hrend distalw\u00e4rts die Wellen fort liefen. Derartige Bilder sind auch radiologisch gesehen worden und haben schon zu der irrt\u00fcmlichen Annahme eines Sanduhrmagens gef\u00fchrt. Die ganze Methodik, bei der Katze erst die* Nerven zu durchsehneiden und sp\u00e4ter den Magen herauszunehmen, kann bei dem Studium der Magenbewegungen zweifellos gute Dienste leisten.\nVersuch II. 0 Tage nach der Operation. Gewicht des Magens 27 g, davon 11 g Muskeln, 10,5 mg Kohlens\u00e4ure, dazu 10,1 mg ausgelriebene, 8\u201410 mg Sauerstoff. 70 Minuten.\nVersuch III. 8 Tage nach der Operation. Gewicht 20 g. davon 9 g Muskeln, 23,3 mg Kohlens\u00e4ure, dazu S mg ausgetriebene, die Sauerstoffbestimmung ging leider verloren. Versuchsdauer 90 Minuten.\nEndlich haben wir noch zweimal den Magen von neugeborenen H\u00fcndchen 24 Stunden nach der Geburt in derselben Weise auf seinen Gaswechsel studiert, es ergab sich, da\u00df im Gegensatz zum erwachsenen Tier der Magen des neugeborenen","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"Der Gasumsatz der Magenmuskulatur.\n105\nauch ohne vorherige Nervendurchschneidung kr\u00e4ftige und regelm\u00e4\u00dfige Bewegungen zeigt. Hier sind offenbar die einzelnen Organe noch selbst\u00e4ndiger.\nVersuch IV. Kleiner Hund, Gewicht des leeren Magens 1 g, Sauerstoffverbrauch 1 mg.\nVersuch V. Gewicht des Magens 2,5 g, 11,1 mg Kohlens\u00e4ure, dazu 9,6 mg ausgetriebene Kohlens\u00e4ure. 1 Stunde.\nDer respiratorische Quotient konnte nur in einem Falle bestimmt werden und da bestand eine Unsicherheit. Er scheint etwa von der Gr\u00f6\u00dfe zu sein, wie bei den Darm versuchen. Die Muskulatur des Magens produziert bei ununterbrochener st\u00e4rkster T\u00e4tigkeit 170 und 175 mg Kohlens\u00e4ure f\u00fcr 100 g und Stunde.\nHoppe-Scyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXIX.'\n8","page":105}],"identifier":"lit19091","issued":"1910","language":"de","pages":"102-105","startpages":"102","title":"Der Gasumsatz der Magenmuskulatur","type":"Journal Article","volume":"69"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:02:46.889032+00:00"}