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{"created":"2022-01-31T14:08:24.390143+00:00","id":"lit19093","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Cohnheim, Otto","role":"author"},{"name":"Dimitri Pletnew","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 69: 108-112","fulltext":[{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Gehalt blutfreier Organe an Erepsin.\nVon\nOtto Cohnheim und Dimitri Pletnew (Moskau).\ntAus dom physiologischen Institut der Universit\u00e4t Heidelberg.) (Der Redaktion zugegangen am i. August 1910.)\nSalkowski1) als erster und sp\u00e4ter Jacoby2) haben mit der von ihnen angewandten Methode der \u00abAutodigestion\u00bb oder \u2666 Autolyse\u00bb gefunden, da\u00df in den Organen und Geweben Endo-enzyme vorhanden sind, vermittelst deren eine Eiwei\u00dfspaltung zustande kommt. Auf anderem Wege ist es Vernon3) gewesen, der die Anwesenheit des von einem von unsl) im Jahre 1901 in der Darmschleimhaut gefundenen Erepsins in verschiedenen Geweben festgestellt hat. Es erwies sich bei seinen Versuchen, da\u00df am erepsinreichsten die Darmschleimhaut und davon die Duodenalschleimhaut ist, w\u00e4hrend alle anderen Gewebe bedeutend im Gehalt des Erepsins nachbleiben, mit Ausnahme nur der Nieren, die ungef\u00e4hr doppelt so reich an dem Ferment sind, wie jedes andere Organ. Die letzte Stelle in der Reihe geh\u00f6rt dem Blut und Serum, die nur kleine Mengen Erepsin enthalten.\nAbderhalden5) und seine Mitarbeiter haben das Vor-\n') E. Salkowski, Zeitschrift f. klin. Med., Bd. XVII, Supplem.. S. 77, 1891.\n*) M. Jacoby. Diese Zeitschrift. Bd. XXX, S. 158,1900; Bd. XXXII, S. 120. 1901; Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. Ill, S. 446, 1903.\n3)\tH. M. Vernon, Journal of Physiol., Bd. XXX, S. 330, 1903; Bd. XXXII, S. 33, 1904; Bd. XXXIII, S. 81. 1905.\n4)\tO. Cohnheim, Diese Zeitschrift, Bd. XXXIII. S. 451, 1901; Bd. XXXV, S. 134, 1902.\n:') E. Abderhalden und Y. Teruuchi, Diese Zeitschrift, Bd.XLVII. S. 466. 1906; Bd. XLIX, S. 1, 1906. \u2014 K. Abderhalden und A. Hunter, ebenda, Bd. XLVIII, S. 537, 1906. \u2014 E. Abderhalden und P. Rona, ebenda. Bd. XLIX. S. 31, 1906. \u2014 E. Abderhalden und O. Prym, ebenda, Bd. LUI, S. 320, 1907. \u2014 E. Abderhalden und F. Lussana, ebenda. Bd. LV. S. 390, 1908. \u2014 E. Abderhalden und P. Rona, ebenda, Bd. LX. S. 41.*). 1909. \u2014 K. Abderhalden, A. H. Koelker und F. Medigreceanu. ebenda. Bd. LXII, S. 145, 1909. \u2014 E. Abderhalden und F. Medigreceanu, ebenda. Bd. LXVI, S. 265, 1910. \u2014 E. Abderhalden und J. Pincussohn, ebenda, Bd. LXVI, S. 277, 1910.\u2014 E. Abderhalden, ebenda. Bd. LXVI, S. 137, 1910.","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"109\nt ber den Gehalt blutfreier Organe an Erepsin.\nhandensein proteolytischer Fermente in verschiedenen Organen verschiedener Tiere an einem ausgedehnten Material best\u00e4tigt. Indessen bleibt immer noch der Einwand m\u00f6glich, da\u00df es sich hier nicht um reine Organ- und Gewebsfermente handelt, da\u00df vielmehr eine Beimischung der Fermente der verschiedenen Ulutk\u00f6rperchen vorliegt. Es ist n\u00e4mlich von verschiedenen Beobachtern >) gefunden worden, da\u00df im Gegensatz zu Plasma und Serum Leukocyten, rote Blutk\u00f6rperchen und Blutpl\u00e4ttchen reich an Fermenten sind. Vernon sagt in seinen Arbeiten nichts \u00fcber die Art, wie er die Organe vom Blut befreit hat. Abderhalden mit seinen Mitarbeitern befreite zwar \u00abtunlichst* die von ihnen untersuchten Organe vom Blut, aber \u00fcber die Methode ist nichts angegeben, und es war das meiste von ihnen benutzte Material vom Schlachthaus bezogen. Befreit man die Organe aber erst extra corpus von Blut, so kann man nicht vollkommen sicher sein, da\u00df Blutk\u00f6rperchen, besonders Blut-pl\u00e4ltchen nicht an den Geweben haften und ihre fermentative Wirkung bei den Versuchen aus\u00fcben. Nur Bloch,2) der in Jacobys Laboratorium arbeitete, hat die Leber im blutfreien Zustande untersucht, und Autolyse beobachtet.\nWir hielten es deshalb f\u00fcr zweckm\u00e4\u00dfig, den Gehalt der Organe an Erepsin nachzukontrollieren. Um m\u00f6glichst die Beimischung der Blutfermente zu vermeiden, haben wir die Tiere \u2014 Katzen \u2014 lebend mit erw\u00e4rmter Ring er scher L\u00f6sung ausgewaschen und zwar auf folgende Weise.3) Es wurde eine\n\u2018) E. M\u00fcller und Jochmann, M\u00fcnch, med. Wochcnschr., 1900, S 1393, 1507, 1552 und 2002. \u2014 E. Abderhalden und H. Deetjenj Ue se Zeitschrift, Bd. LI, S. 334,1907; Bd. LUI, S. 280. 1907. - E Abderhalden und B. Oppler, ebenda, Bd. LUI, S. 294, 1907. \u2014 E. Abderhalden und P. Rona, ebenda, S. 380. - E. Abderhalden und \u2022h S. McLester, ebenda, Bd. LV, S. 371. 1908. \u2014 E. Abderhalden mid W. II. Man waring, ebenda, Bd. LV, S. 377,1908. \u2014 E. Abderhalden und L. Pincussohn, ebenda. Bd. LXI, S. 200, 190t); Bd. LXII, S. 243, l\u00fcia \u2014 e. Abderhalden und W. Weichardt, ebenda, Bd. LXII, S. 120, H\u00ab'!\u00bb. \u2014E. L. Opie, The Journ. of exper. Med., 1905; Rockefeller Instit., Bd.IV.1905; Bd. VI, 1900. - H.Deetjcn, Diese Zeitschrift, Bd.LXIIl, 1909.\n*) E. Bloch, Biochem. Zeitschrift, Bd. XXI, S. 519 (1909): .\n\u2019) v\u00dfL 0. v. F\u00fcrth, Archiv f. exper. Path. u. Pharmak., Bd. XXXVI, 231 (1895).","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\nOtto Cohnheim und Dimitri Pletnew,\nCarotis ge\u00f6ffnet, aus welcher das Blut hinausspritzte, w\u00e4hrend zur gleichen Zeit in die Vena jugularis die Ringersche L\u00f6sung unter st\u00e4ndigem Druck hineinflo\u00df. Man konnte dabei beobachten, da\u00df die aus der Carotis ausstr\u00f6mende Fl\u00fcssigkeit allm\u00e4hlich ganz klar wurde, bei noch schlagendem Herzen. Nachdem das Tier auf solche Weise entblutet war, wurden die zur Untersuchung genommenen Organe noch einzeln mit Ringer scher L\u00f6sung ausgewaschen auf die Weise, da\u00df die Ringersche L\u00f6sung durch das zuf\u00fchrende Gef\u00e4\u00df unter Druck durchgeleitet wurde und vermittelst der Vene das Organ verlie\u00df. Nach dieser gr\u00fcndlichen Durchsp\u00fclung wurden die Organe mit der Schere zerkleinert, mit Ouarzsand sorgf\u00e4ltig zerrieben und mit Wasser aufgenommen. Der Hauptteil l\u00f6ste sich, doch nicht alles. Die Emulsion wurde ohne Filtration verwendet.\nZur Pr\u00fcfung auf das Vorhandensein von Erepsin hat Vernon das Verschwinden oder Schw\u00e4cherwerden der Biuret-reaktion von Witte-Pepton benutzt. Abderhalden1) und seine Mitarbeiter beobachteten die Abspaltung von Tyrosin aus Glycyltyrosin oder die Spaltung anderer bekannter Dipeptide oder sie verfolgten die Spaltung von Seidenpepton in Aminos\u00e4uren, die sich durch \u00c4nderung der Drehung kundtut. Diese Methoden sind f\u00fcr bestimmte Fragestellungen von Wert oder wenn es sich darum handelt, den Verlauf einer gr\u00f6\u00dferen Reihe von Spaltungen zeitlich zu verfolgen. Uns kam es nur darauf an. die An- oder Abwesenheit eines Pepton spaltenden Ferments festzustellen und eine angen\u00e4herte Vorstellung der Fermentmenge zu erhalten. Wir haben daher einfach Pepsinpepton zu den Organextrakten hinzugesetzt und nach Ablauf bestimmter Zeiten in dem enteiwei\u00dften Extrakt die Biuretreaktion gepr\u00fcft. Das Pepton wurde durch weitgehende, in Dialysierschl\u00e4uchen erfolgende Verdauung von ausgekochtem Fleisch mit Pepsinoxals\u00e4ure gewonnen, *) das Pepsin stellten wir uns durch Ex-\n\u2018) E. Abderhalden und H. Koelker, Diese Zeitschrift, Bd. LI. S. 291 (1907). \u2014 E. Abderhalden und A. Gigon, ibid., Bd. Llll. S. 251 (1907). \u2014 E. Abderhalden und A. Schittenhelm, ibid., Bd. LXI S. 421 (1909).\n*) 0. Cohnheim. Diese Zeitschrift. Bd. XXXIII, S. 451 (19011: Bd. XLIX. S. 05 (1900).","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Gehalt blutfreier Organe an Erepsin.\t111\ntraktion der Schleimhaut des Fundusteils von Schweinemagen selbst dar. Die Oxals\u00e4ure wurde mit Kreide entfernt, die L\u00f6sung aufgekocht und filtriert. Die Peptonl\u00f6sung enthielt im Kubikzentimeter 25,7 mg N, also ungef\u00e4hr 0,16 g Pepton, gab eine starke, rein rote Biuretreaktion, enthielt keine Oxals\u00e4ure, Spuren von Kalk und reagierte auf Lackmus neutral.\nDies Pepton wurde zu den Organl\u00f6sungen zugesetzt, die L\u00f6sung mit Toluol versetzt in den Brutschrank gestellt. Dann wurden Proben entnommen, mit Kochsalz und Essigs\u00e4ure aufgekocht, filtriert und in dem Filtrat die Biuretreaktion gepr\u00fcft.\n1. Versuchsreihe.\n2 Katzennieren, 11 g schwer, wurden in der geschilderten Weise behandelt und auf 300 ccm Wasser gebracht, das Gemisch wurde in 2 Teile geteilt :\na)\tloO ccm L\u00f6sung, 10 ccm Peptonl\u00f6sung mit 1,6g Pepton, 10 ccm delibriniertes Blut von demselben Tier.\nb)\t150 ccm L\u00f6sung, 10 ccm Pepton, kein Blut, 10 ccm Wasser.\ncj 150 ccm Wasser, 10 ccm Blut, 10 ccm Pepton.\nNach 2 Stunden zeigen alle 3 deutliche Biuretreaktion, nach 7 Stunden c unver\u00e4ndert, a und b schwache Biuretreaktion, in b anscheinend schw\u00e4cher, nach 20 Stunden a ganz schwache Beaktion, b keine Biuretreaktion, c anscheinend unver\u00e4ndert.\nNach 24 Stunden wurden zu a und b weitere 10 ccm Peptonl\u00f6sung hinzugesetzt; in weiteren 32 Stunden wird die Biuretreaktion in b sehr schwach, in a bleibt sie erhalten, wenn auch wohl abgeschw\u00e4cht.\nDie Peptonspaltung durch Nierenextrakt geht also auch bei vollst\u00e4ndiger Entfernung des Blutes vor sich, ja sie scheint durch Hinzuf\u00fcgung von Blut verlangsamt zu werden.\n2 Versuchsreihe.\nEs wurden von einer Katze beide Nieren. 10 g schwer, von einer anderen Katze Lungen, 16 g schwer, und von den '{uergestreiften Muskeln desselben Tieres 45 g genommen und auf beschriebene Weise verarbeitet. Die Nieren wurden auf","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112. 0. Co hnheim u. D. Piet new. Gehalt blutfreier Organe an Erepsin.\n160 ccm Emulsion gebracht, also 10: 160, die Lungen 16 : 200, die Muskeln 45:250. Von allen diesen L\u00f6sungen wurden 20, 40 und 60 ccm genommen, je mit 3 ccm unserer Peptonl\u00f6sung gemischt und unter Toluolzusatz in den Brutschrank gesetzt. Wie in der ersten Versuchsreihe, so auch hier, wurde die Biuretprobe 4 mal t\u00e4glich vorgenommen. Es erwies sich dabei, da\u00df nach 6 Stunden in der Nierenemulsion bei 60 ccm Emulsion kaum Spuren von Pepton noch vorhanden waren, bei 40 ccm deutliche Spuren und bei 20 ccm schwache, aber doch deutliche (qualitativ st\u00e4rker als bei 40 ccm) Biuretreaktion zu sehen war. 20 Stunden nach Anfang des Versuches, am Morgen des n\u00e4chsten Tages, fiel in 40 und 60 ccm Nierenemulsion die Biuretprobe negativ aus, w\u00e4hrend bei 20 ccm sie noch spurenweise vorhanden war.\nBei der Muskelemulsion fiel die Biuretreaktion bei 60 ccm nach 68 Stunden, bei 40 ccm nach 76 Stunden und bei 20 ccm nach 86 Stunden nach Beginn des Versuches negativ aus.\nBei der Lungenemulsion ist die Biuretreaktion nach 58 (?) Stunden bei 60 ccm negativ, bei 40 ccm ist sie nach 62 Stunden und bei 20 ccm nach 76 Stunden negativ.\nAus dieser Versuchsreihe geht hervor, da\u00df die Quantit\u00e4t des proteolytischen Fermentes am st\u00e4rksten in der Niere ist, weiter folgen die Lungen, und noch weiter stehen die quergestreiften Muskeln zur\u00fcck. Berechnen wir die angegebenen Zahlen auf Organgewicht in jeder Emulsion, so ergibt es sich, da\u00df 3 ccm Peptonl\u00f6sung oder etwa 0,5 g Pepton von\n3.7\tg Nieren in 20 Stunden,\n4.8\tg Lungen in 58 Stunden,\n10,8\tg quergestreiften Muskeln in 68 Stunden gespalten werden. Die Reihenfolge der Organe ist dieselbe wie in Vernons Versuchen.\nDas Erepsin, oder jedenfalls ein Ferment, das Pepton wie Erepsin spaltet, kommt also nicht etwa dem Blute zu, sondern den Organzellen selbst.","page":112}],"identifier":"lit19093","issued":"1910","language":"de","pages":"108-112","startpages":"108","title":"\u00dcber den Gehalt blutfreier Organe an Erepsin","type":"Journal Article","volume":"69"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:08:24.390148+00:00"}