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{"created":"2022-01-31T14:06:33.522357+00:00","id":"lit19099","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Kossel, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 69: 138-142","fulltext":[{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Chemie der Protamine.\nVon\nA. Kossel.\n(Aus d'm physiologischen Institut der Universit\u00e4t Heidelberg.)\nI.\nVor kurzem bot sich die M\u00f6glichkeit, die Testikeln von Crenilabrus pavo zu untersuchen, welche Herr Professor 0. Cohnheim auf der zoologischen Station bei Monte Carlo gesammelt hatte. In diesem Material, f\u00fcr dessen Beschaffung ich Herrn Professor Cohnheim auch an dieser Stelle meinen Dank abstatte, fand sich ein Protamin vor, welches einem bisher weniger bekannten Typus der einfachsten Proteinstoffe angeh\u00f6rt und welches als ^Crenilabrin\u00bb bezeichnet werden mag.\nDie im Alkohol aufbewahrten Testikel wurden in der fr\u00fcher beschriebenen Weise mit Schwefels\u00e4ure extrahiert und die filtrierte L\u00f6sung mit Alkohol gef\u00e4llt. Der Niederschlag wurde in Wasser gel\u00f6st, mit Natriumpikrat gef\u00e4llt, das Pikrat des Crenilabrins mit Schwefels\u00e4ure und \u00c4ther von Pikrins\u00e4ure befreit und wiederum in das Sulfat \u00fcbergef\u00fchrt.\nDas Crenilabrinsulfat scheidet sich \u2014 ebenso wie ich dies fr\u00fcher bei anderen Protaminen beschrieben habe \u2014\u25a0 aus der konzentrierten w\u00e4sserigen L\u00f6sung als \u00d6l ab, auch gibt es in schwach ammoniakalischer L\u00f6sung mit einer L\u00f6sung von * Witte- Pepton\u00bb einen Niederschlag. Die Millonsche Reaktion fiel positiv aus, die Glyoxyls\u00e4urereaktion von Hopkins und Cole war negativ.\nLine mit geringer Substanzmenge \u2014- 2,5 g des Sulfats \u2014 ausgef\u00fchrte Schwefels\u00e4urespaltung ergab folgendes Resultat.1)\nb Bez\u00fcglich der Einzelheiten des analytischen Verfahrens sei auf die Mitteilung von F. Weiss, Diese Zeitschr., Bd. LU, S. 107 (1907). verwiesen.","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Chemie der Protamine.\n139\nStickstoff in Prozenten des Gesamtstickstoffs. Argininstickstoff:\na)\tKjeldahl-Bestimmung der Argininfraktion . . 42,3 \u00b0/o\nb)\tArginin als Pikrolonat gewogen..............37?6 ,\nLysinstickstoff:\na)\tKjeldahl-Bestimmung der Lysinfraktion . . . 11,0 -\nb)\tLysin als Pikrat gewogen....................2,9 \u00bb\n^Monoamidostickstoff\u00bb :\nKjeldahl-Bestimmung im Filtrat der Lysinfraktion 25,1 \u00bb\nUnter den Spaltungsprodukten fehlte Ammoniak und Histidin. Der Darstellung des Lysins als Pikrat kommt, da es sich um eine sehr geringe Substanzmenge handelte, keine quantitative Bedeutung zu. Der in der Mutterlauge verbleibende leil des Lysinpikrats mu\u00dfte in diesem Falle einen bedeutenden Fehler bedingen. Anderseits d\u00fcrfte die Kjeldahl-Bestimmung in der durch Phosphorwolframs\u00e4ure f\u00e4llbaren Fraktion einen etwas zu hohen Wert ergeben.\nBerechnet man aus obigen Stickstoffwerten die prozentischen Gewichtsmengen des Arginins, so ergibt sich aus der Kjeldahl-Bestimmung 23,7 \u00b0/o, aus der W\u00e4gung des Pikro-lonats 21,5 \u00b0/o des lufttrockenen Crenilabrinsulfats an Arginin. F\u00fcr das Lysin w\u00fcrde man nach Ma\u00dfgabe der Kjeldahl-Bestimmung im Phosphorwolframs\u00e4ureniederschlag 10,3 \u00b0/o- Lysin erhalten.\nAls Bausteine des Crenilabrins sind somit sicher nachgewiesen: Arginin, Lysin und gewisse Monoamidos\u00e4uren, unter denen auf Grund der Millonschen Reaktion Tyrosin anzunehmen ist. Es fehlen die Histidin, Tryptophan und Ammoniak bildende Gruppe. Das Crenilabrin unterscheidet sich von den Protaminen der Salmingruppe (d. h. dem Salmin, Clupein und Scom-brin) durch den Gehalt an Tyrosin und an Lysin, sowie durcli den h\u00f6heren Gehalt an den durch Phosphorwolframs\u00e4ure nicht f\u00e4llbaren \u00abMonoaminos\u00e4uren\u00bb. Es unterscheidet sich ferner von dem a-Cyprinin durch den niedrigen Gehalt an Lysin, vom Sturin durch das P ehlen des Histidins und durch die Anwesenheit des Tyrosins, vom Gyclopterin durch das Felgen der Trypto-\n10*","page":139},{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"140\nA. Kessel,\nphangruppe. Es hat wohl am meisten \u00c4hnlichkeit mit dem \u00df-Cvprinin, doch ist der Gehalt an Arginin in Crenilahrin ein viel h\u00f6herer.\nDiese Ergebnisse zeigen von neuem die gro\u00dfe Mannigfaltigkeit der Protamingruppe, aber man mu\u00df auch in diesem Falle, wie bei allen Protaminen, die M\u00f6glichkeit zulassen, da\u00df die als Crenilahrin analysierte Substanz nicht einheitlich ist. sondern eine Mischung mehrerer Protamine darstellt. W\u00e4re dies letztere der Fall, so m\u00fc\u00dfte die Fortsetzung dieser Untersuchungen und die Aufteilung der bisher bekannten Protamine uns die Kenntnis noch einfacherer, nat\u00fcrlich vorkommender Kombinationen von Eiwei\u00dfbausteinen verschaffen. Bis jetzt m\u00fcssen die Protamine der Salmingruppe als die einfachsten Proteinstoffe betrachtet werden.\nII.\nW. D. Malen\u00fck hat meine fr\u00fcheren Untersuchungen \u00fcber das aus dem deutschen St\u00f6r gewonnene Sturin fortzusetzen gesucht, indem er eine andere, im kaspischen Meer vorkommende Accipenserart in \u00e4hnlicher Weise verarbeitete.1) Malen \u00fck hat meine Darstellungsweise des Sturins haupts\u00e4chlich in folgenden Punkten ver\u00e4ndert:\n1.\tDie von mir nach Mieschers Vorgang benutzte F\u00e4llung der Spermamasse mit Essigs\u00e4ure wurde von Malemik nicht im unmittelbaren Anschlu\u00df an die \u00fcbrigen chemischen Manipulationen, sondern zeitlich getrennt von denselben, bereits am Fangorte vorgenommen, die Niederschl\u00e4ge in starken Spiritus \u00fcbertragen und in solcher Form aus dem Fangort transportiert.\n2.\tDie schwefelsauren Extrakte wurden ohne die von mir angegebene vorhergehende Alkoholf\u00e4llung (auch ohne vorhergehende Neutralisation) mit Natriumpikrat gef\u00e4llt.\n\u00d6. Der Pikratniederschlag wurde in Aceton gel\u00f6st, filtriert und aus der Acetonl\u00f6sung das Protaminsulfat durch Schwefels\u00e4ure gef\u00e4llt.\n') these Zeitschrift, Bd. LVIJ, S. 99.","page":140},{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Chemie der Protamine.\nUl\nDie unter 1. genannte Ab\u00e4nderung des Darstellungsverfahrens mu\u00dfte den Erfolg haben, da\u00df w\u00e4hrend des Transportes der mit Essigs\u00e4ure gef\u00e4llten und offenbar \u00fcbersch\u00fcssiges F\u00e4l-lungsmittel enthaltenden Spermamasse ein betr\u00e4chtlicher Teil der in den K\u00f6pfen enthaltenen Nucleins\u00e4ure zersetzt und somit Xucleinbasen abgespalten wurden.\nDie unter 2. erw\u00e4hiite Ab\u00e4nderung meiner Methode mu\u00dfte dahin wirken, da\u00df die abgespaltenen Nucleinbasen und speziell das Adenin, welche bei meinem Verfahren durch den Alkohol gel\u00f6st und lortgeschafft werden. mit in den Pikrins\u00e4uronieder-schlag hineingelangen. Dies mu\u00dfte um so mehr der Fall sein, da Malen\u00fck die Pikrins\u00e4uref\u00e4llung bei ziemlich stark saurer Keaktion vornahm, w\u00e4hrend bei meinen Versuchen der \u00dcberschu\u00df der S\u00e4ure durch den Alkohol entfernt war. Adenin ist aber bei Gegenwart von S\u00e4ure leicht durch Natriumpikrat f\u00e4llbar. Die unter 1. und 2. genannten Ab\u00e4nderungen, welche Malen\u00fck meinem Verfahren hat zuteil werden lassen, mu\u00dften somit eine Verunreinigung seines Pr\u00e4parats mit Adenin bew irken.\nMalen\u00fck findet nun, wie hiernach zu erwarten war, in der Tat eine Beimischung von Adenin, setzt aber merkw\u00fcrdigerweise voraus, da\u00df auch meine Pr\u00e4parate mit Adenin verunreinigt gewesen sind. Durch diese Fiktion erkl\u00e4rt er die Tatsache, da\u00df das von mir untersuchte Pr\u00e4parat des deutschen St\u00f6rs einen h\u00f6heren Stickstoffgehalt gezeigt hat, als das von ihm dargestellte einer anderen Spezies. Herr Malen\u00fck erhebt also gegen mich den Vorwurf, da\u00df ich das von mir entdeckte und genau beschriebene Adenin bei der Darstellung des Sturins und bei der Untersuchung seiner Spaltungsprodukte \u00fcbersehen habe \u2014 und zwar in einer Menge, die etwa 10 % des Sturins betragen m\u00fc\u00dfte! Ich kann diese Meinung des Herrn Malen\u00fck auf sich beruhen lassen. Das von mir dargestellte Sturin enthielt keine nachweisbaren Spuren von Adenin, ebensowenig anorganische Verunreinigungen.\nHerr Malen\u00fck hat ferner bei der von mir angegebenen Darstellungsmethode Schwierigkeiten gefunden, als er versuchte, das Protaminpikrat in das Sulfat \u00fcberzuf\u00fchren. Ich mu\u00df aus \u2022 einer Beschreibung schlie\u00dfen, da\u00df er das Sturinpikrat in einen","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\nA. K os s el. Zur Chemie der Protamine.\nSch\u00fctteltrichter gebracht und die klebrigen, der Wandung anhaftenden Massen mit Schwefels\u00e4ure und \u00c4ther zu zersetzen versucht hat. Wenn man in dieser Weise verf\u00e4hrt, geht die Umsetzung allerdings sehr schwierig und langsam vor sich. Schnell gelangt man aber zum Ziel, wenn man das Protaminpikrat mit 2()\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure in einer Reibschale durchknetet und die so erhaltene feine Aufschwemmung der \u00c4therextraktion unterwirft. Ich habe es f\u00fcr \u00fcberfl\u00fcssig gehalten, diese von mir benutzte Manipulation in den fr\u00fcheren Mitteilungen genauer zu beschreiben. Fachgenossen, welche in derartigen Untersuchungen einige Erfahrung haben, werden sie als selbstverst\u00e4ndlich betrachten.","page":142}],"identifier":"lit19099","issued":"1910","language":"de","pages":"138-142","startpages":"138","title":"Zur Chemie der Protamine","type":"Journal Article","volume":"69"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:06:33.522363+00:00"}