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{"created":"2022-01-31T14:10:27.827157+00:00","id":"lit19100","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Lohrisch, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 69: 143-151","fulltext":[{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"Bemerkungen zur Frage der Celluloseverdauung beim Hunde und \u00fcber die Methoden der quantitativen Cellulosebestimmung.\nVon\nDr. H. Lohrisch-Chemnitz.\n(Der Redaktion zugegangen am ld. .September 1010.)\nIn einer fr\u00fcheren Arbeit1) habe ich Versuche dar\u00fcber angestellt, ob der Hund imstande ist, Cellulose zu verdauen. Die \u00e4lteren Angaben hier\u00fcber2) lauteten negativ. Die Berechtigung, diese Angaben nachzupr\u00fcfen, war zweifellos vorhanden. Denn einmal schien es a priori bei dem so gleichartigen anatomischen Bau der Verdauungsorgane des Garnivoren und Menschen unwahrscheinlich, da\u00df der Carnivore nicht imstande sein sollte, Cellulose in gleicher Weise zu verdauen wie der Mensch. Anderseits war zu den v. Knieriem sehen Versuchen2) sehr grobe Cellulose wie Watte, Leinwand und Gras verf\u00fcttert worden, Stoffe, von denen mindestens die beiden ersten so schwer angreifbar sind, da\u00df wohl auch der Pflanzen-tresser und der Mensch kaum nennenswerte Mengen davon verdauen d\u00fcrften.\nIch verf\u00fctterte daher an Hunde neben Fleischkost reine Cellulose, die nach der von Simon und mir3*4) angegebenen Methode aus Wei\u00dfkraut hergestellt worden war. In drei Versuchen fand ich dabei, da\u00df von der verf\u00fctterten Cellulose 31.1\u00b0/o, 37,45\u00b0/o und 5,4\u00b0/o nicht wieder erhalten wurden, und schlo\u00df daraus, da\u00df der Hund Cellulose zu verdauen imstande ist.\nMeine Versuche sind nun neuerdings von Scheunert und L\u00f6tsch5\u00ab6) nachgepr\u00fcft worden mit dem Resultate, da\u00df die Autoren beim Hund keine Celluloseverdauung nachweisen konnten. Es hat sich dabei herausgestellt, da\u00df in meinen Versuchen die positive Celluloseverdauung auf einer T\u00e4uschung beruht, hervorgerufen dadurch, da\u00df ich, im Gegensatz zu meinen s\u00e4mtlichen sonstigen Versuchen, bei den Hundeversuchen auf chemischem Wege (Simon-Lohrisch) dargestellte Reincellulose verf\u00fcttert habe. Scheunert und L\u00f6tsch konnten nachweisen, da\u00df diese nach unserer Methode dargestellte Reincellulose bei no chmaliger Behandlung mit der gleichen Methode Substanz-","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\nH. Loh risch.\nVerluste bis zu 30\u00b0/o erleiden kann. Es ist dies ein Umstand, den ich bei Anstellung meiner Hundeversuche leider nicht ber\u00fccksichtigt habe und der die Celluloseverdauung in meinen Versuchen vorgetauscht hat. Offenbar ist, wie dies aus den Versuchen von Scheunert und L\u00f6tsch hervorgeht, bei der zweiten Hehandlung im Kote die schon einmal demselben Verfahren unterworfene verf\u00fctterte Reincellulose so angegriffen worden, da\u00df Celluloseverluste eingetreten sind.\nDie sonstigen Bedenken, die Scheunert und L\u00f6tsch gegen die Methodik meiner Hundeversuche \u00e4u\u00dfern, da\u00df n\u00e4mlich lufttrockene, nicht absolut trockene Cellulose berechnet worden und da\u00df der Aschegehalt der verf\u00fctterten Cellulose nicht ber\u00fccksichtigt worden sei, sind hinf\u00e4llig. Es ist selbstverst\u00e4ndlich, da\u00df die verf\u00fctterte Cellulosemenge immer aschefreie Cellulose-trockensubstanz bedeutet. Es ist dies allerdings nicht ausdr\u00fccklich bemerkt worden.\nIch habe daraufhin, um die Frage auch meinerseits nochmals zu kontrollieren, unter Vermeidung des obengenannten Fehlers noch einen Hundeversuch ausgef\u00fchrt.\nEin mittelgro\u00dfer kurzhaariger Hund wurde 4 Tage lang mit kleinen Mengen klargewiegten Pferdefleisches gef\u00fcttert, wozu am vierten Tage 0,\u00df g Carminpulver gegeben wurde. Am f>. Tage hungerte der Hund und erhielt dann am (\u00bb., 7. und S. Tage t\u00e4glich eine Zulage von Wei\u00dfkraut ziim Fleisch. Dieses Wei\u00dfkraut wurde so pr\u00e4pariert, da\u00df getrocknetes, im Handel erh\u00e4ltliches Wei\u00dfkraut fein gewogen, noch st\u00e4rker getrocknet, im M\u00f6rser nach M\u00f6glichkeit fein verrieben und durchgesiebt wurde. Eine gr\u00f6\u00dfere Menge* so liergestellten gesiebten Wei\u00dfkrautes wurde sorgf\u00e4ltig gemischt und von der Mischung ein gewisses Quantum, zum Verf\u00fcttern bestimmt, in einem luftdicht schlie\u00dfenden Glase abgewogen. Zu gleiche! Zeit wurden mit kleinen Mengen derselben Mischung mehrere luftdicht schlie\u00dfende Wiegegl\u00e4schen beschickt; diese kleinen Quanten dienten zur Hestimmung des Gellulosegehaltes des Wei\u00dfkrautes und besa\u00dfen al>'> denselben Wassergehalt wie das verf\u00fctterte Wei\u00dfkraut. Es beziehen sich die unten folgenden Wei\u00dfkrautzahlen also stets auf lufttrockenes Kraut Das zum Verf\u00fcttern bestimmte Wei\u00dfkraut wurde nun an den erw\u00e4hnten drei Tagen, nachdem der inzwischen ausgeschiedene Fleischkot keine Heste von Eellulose mikroskopisch erkennen lie\u00df, in drei Portionen rest-und verlustlos verf\u00fcttert. Das Kraut wurde dazu mit hei\u00dfem Wassei angeriihrt. bis es zu einem dicken Brei aufgequollen war, und dann mit m\u00f6glichst wenig Fleisch und etwas !Salz gut vermischt. Der Hund fra\u00df nach vorausgegangenem Hungertag das geringe Fleischquantum mit dem","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"t her Celluloseverdauung beim Hunde usw.\n145\nKraut begierig auf. Am 9. Tage bekam der Hund wieder Fleisch mit \"\u2022\u2022'lg Carmin, die n\u00e4chsten 2 Tage weiter Fleisch und hernach Knochen. Auf diese Weise gelang es, den wei\u00dfkrauthaltigen Kot innerhalb der Carmin-tage genau abzugrenzen.\nDer gesamte gesammelte Kot wurde zun\u00e4chst auf dem -Wasserbade in gewogener Schale lufttrocken gemacht. Dann wurde er aus der Schale m\u00f6glichst ohne Verluste entfernt, im M\u00f6rser unter peinlichster Vermeidung von Verlusten zu Pulver verrieben, gut gemischt, in der urspr\u00fcnglichen Schale im Trockenschrank scharf getrocknet und dann als absoluter Trockenkot gewogen. Von diesem Trockenkot wurden kleine Quanten, zur Cellulosebestimmung im Kot dienend, in gleichzeitig im Trockenst blanke getrocknete gut schlie\u00dfende Wiegegl\u00e4schen gegeben. Die unten folgenden Kotzahlen beziehen sich also immer auf Trockensubstanz.\nDie Cellulosebestimmung im Wei\u00dfkraut und im Kot wurde nach der Methode Si mon-Lohrisch ausgef\u00fchrt.\nIm einzelnen gestaltete sich der Versuch folgenderma\u00dfen:\nTag\tF\u00fctterung\n1.\u20143. Fleisch.\n4.\tFleisch mit 0,8 g Carmin.\n5.\tHunger.\n-1\n'\u2022 Insgesamt 177.4 g Wei\u00dfkraut mit wenig Fleisch\n\u00ab\u25a0 J\n0. Fleisch mit 0,8 g Carmin.\n10. -11. Fleisch.\n12. Knochen.\nCellulosebestimmung im Wei\u00dfkraut.\n1.\tII.\nWiegeglas -j- Wei\u00dfkraut\t\t- 81,0242\t- 82,8000\n\u2014 Wiegeglas \t\t\t29,7925\t30.7409\nVerwendetes Wei\u00dfkraut\t\t1.8317\t1.0197\nFilter trocken\t\t= 0.8487\t- 0.8250\nWiegeglas -j- Filter -f- aschehaltige Cellulose .\t= 81,0800\t- 31,0495\n-- Wiegeglas\t\t80,7405\t30,7404\nFilter -j- aschehaltige Cellulose\t\t-= 0.9895\t\u2014 0*0091\n\u2014 Filter\t\t0,8187\t0,8250\nAsdiehaltige Cellulose\t\t== 0,0958\t- , 0.0841\n\u2014 Asche (unter Ber\u00fccksichtigung der Filterasche)\t0,0080\t0,0022\nBeincellulosegehalt des Wei\u00dfkrautes. . .\t\u2014 0,0922\t= 0.0819\n\t--= 5,08\u00b0/*\t- 5.00o,o.\nDas verf\u00fctterte Wei\u00dfkraut enth\u00e4lt demnach im Mittel 5,045\u00b0 >\nCellulose.\nVerf\u00fcttert wurden 177,4 g Wei\u00dfkraut -= 8.95 g Cellulose..","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146\nH. Lohrisch,\nTrockenkot und Cellulosebestimmung im Kot.\nDie Trockenkotmenge betr\u00e4gt 98,9 g.\n3 Kotanalysen (in derselben Weise ausgef\u00fchrt wie im Wei\u00dfkraut) ergaben folgende Cellulosewerte:\n2.5271 Kot enthalten 0,2516 Cellulose = 9,96 \u00b0o \u00bb\t\u00bb\t0,2143\t,\t~ 9.88 \u00b0/o\n3,3421 \u00bb\t*\t0,3312\t\u00bb\t== 9,91 o 0.\nIm Mittel enth\u00e4lt der Kot 9,92 > Cellulose.\n98.9 g Trockenkot enthalten 9,81 g \u00bb\nDas Resultat des Versuches ist demnach:\nVerf\u00fcttert:\t8,95 g Cellulose.\nWiedergefunden: 9,81 \u00bb\t\u00bb\nEs geht also auch aus diesem Versuche das Unverm\u00f6gen des Hundes, Cellulose zu verdauen, hervor, und ich vermag danach meine fr\u00fcheren Angaben \u00fcber eine positive Celluloseverdauung beim Hunde nicht aufrecht zu erhalten. Neuerdings ist das gleiche auch von v. H\u00f6sslin7) in zwei Versuchen naoh-gewiesen worden; dabei zeigte sich, da\u00df auch bei wochenlanger F\u00fctterung von Cellulose am Hunde keine Anpassung an diese neue Nahrung und keine F\u00e4higkeit, Cellulose zu verdauen, eintritt. Damit ist die Frage der Celluloseverdauung beim Hunde nun definitiv in negativem Sinne entschieden.\nWeiterhin m\u00f6chte ich noch einige Bemerkungen \u00fcber die 1004 ver\u00f6ffentlichte Cellulosemethode Simon-Lohrisch und \u00fcber die Rohfaser- und Cellulosemethoden im allgemeinen anschlie\u00dfen.\nScheunert, L\u00f6tsch und Grimmer5\u20196*8'9) haben bei Anwendung meiner Methode h\u00e4ufig gro\u00dfe Differenzen in den Kontrollanalysen gefunden und f\u00fchren dies darauf zur\u00fcck, da\u00df die konzentrierte Kalilauge und das Merck sehe 30\u00b0/oige Wasserstoffsuperoxyd unkontrollierbare Mengen von Cellulose zerst\u00f6ren. Da\u00df die genannten Substanzen einen Teil der Cellulose zerst\u00f6ren k\u00f6nnen, ist nicht zu bestreiten. Allein, wo h\u00e4tten wir heutzutage eine Methode der quantitativen Cellulosebestim-mung, bei der Celluloseverluste durch die angewendeten Chemikalien sich vermeiden lie\u00dfen? Durch Hoffmeister wissen wir, da\u00df schon verd\u00fcnnte Laugen Cellulose l\u00f6sen k\u00f6nnen: auch verd\u00fcnnte Minerals\u00e4uren l\u00f6sen Cellulose, wenn auch in geringem Grade (vgl. hier\u00fcber die Literatur bei Lohrisch4\u201910)). Schon","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Celluloseverdauung beim Hunde usw.\t.147\nbeim alten We en der-Verfahren haben wir keinerlei Garantie daf\u00fcr, da\u00df nicht ein Teil der Cellulose und der sonstigen Roh-faserbestandteile gel\u00f6st wird und beim Filtrieren zu Verlust gellt. Naturgem\u00e4\u00df ist die Gefahr, da\u00df Cellulose bei der (juanti-tativen Methode gel\u00f6st resp. zerst\u00f6rt wird, um so gr\u00f6\u00dfer, je intensiver wirkende Chemikalien benutzt werden. Und darin liegt eben die Schwierigkeit jeder Cellulosemethode, da\u00df wir gezwungen sind, auf die zu untersuchende Substanz mit kr\u00e4ftigen chemischen Mitteln einzuwirken, um aus einem Gemisch von Eiwei\u00df, Fett, Kohlenhydraten, inkrustierenden Substanzen und Cellulose die Cellulose m\u00f6glichst rein herauszusch\u00e4len, zu welchem Zwecke wir eben die \u00fcbrigen Substanzen zerst\u00f6ren m\u00fcssen. Keine der bisherigen Methoden ist so beschaffen, da\u00df es dabei ohne Celluloseverluste nachweisbar abginge. Die angewendeten chemischen Mittel wirken entweder zu schwach und wir erhalten keine Reincellulose : oder sie wirken zu energisch und dann gibt es eben Celluloseverluste. Den richtigen Mittelweg innezuhalten sehe ich vorl\u00e4ufig noch keine M\u00f6glichkeit. Wir wissen nicht, bis zu welchem Grade der Konzentration bei der Untersuchung cellulosehaltigen Materials auf Heincellulose wir Laugen, S\u00e4uren und andere Oxydationsmittel iH.,()2, Kaliumchlorat) einwirken lassen d\u00fcrfen, wenn sie in ihrer l\u00f6senden resp. zerst\u00f6renden Wirkung eben vor der Cellulose Halt machen sollen. Dazu reichen unsere Kenntnisse von der chemischen Beschaffenheit reiner Cellulose noch nicht aus. Nun mag ja die Einwirkung des 30\u00b0/oigen H202, zumal.in Verbindung mit Kalilauge, eine besonders intensive sein und es m\u00f6gen dadurch vielleicht etwas gr\u00f6\u00dfere Fehler bedingt werden als mit anderen Methoden. Dann leiden aber auch eine Anzahl andere Methoden an den gleichen Fehlern: z. B. wird beim Konigschen Glycerinschwefels\u00e4ureverfahren1 *) ebenfalls reich-ll( h mit H202 bei Anwesenheit von Ammoniak gearbeitet: bei der Langeschen Methode12) wird konzentrierte Kalilauge bei hohen Temperaturen angewendet; und bei der von Scheunert und L\u00f6tsch5>8) neuerdings vorgeschlagenen Modifikation der Methode Simon-Lohrisch treten ebenfalls durch die konzentrierte Kalilauge unvermeidliche Celluloseverluste ein.","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"II. Lohrisch.\nUS\nAus dem Vorstehenden erhellt, und dar\u00fcber mu\u00df man sieh klar sein, da\u00df jede Methode eine anders beschaffene Cellulose liefert, soda\u00df sich die Cellulose, die ich mit meiner Methode erhalte, sicherlich nicht mit der Cellulose anderer Methoden vergleichen l\u00e4\u00dft. Die Cellulose ist nun einmal vorl\u00e4ufig noch eine nicht scharf definierbare und deshalb auch nicht quantitativ exakt bestimmbare Substanz. Damit m\u00fcssen wir uns ab-finden und m\u00fcssen mit den quantitativen Cellulosemethoden, wenn auch ungern, ein Kompromi\u00df abschlie\u00dfen dahingehend, da\u00df an die quantitativen Cellulosemethoden eben nicht der strenge Ma\u00dfstab angelegt werden kann, der bei anderen quantitativen chemischen Methoden, etwa den N-Bestimmungsine-thoden, selbstverst\u00e4ndlich unerl\u00e4\u00dflich ist. Wenn Simon und ich anfangs die Hoffnung hegten, unsere Methode zu einer ganz exakten quantitativen im strengsten chemischen Sinne ausbauen zu k\u00f6nnen, so haben wir doch bald die Schwierigkeiten eingesehen, die sich dem entgegenstellen, und haben uns mit dem erreichbaren begn\u00fcgt. Ich r\u00e4ume also Scheunert gern ein. da\u00df, wenn wir unsere Methode eine \u00ab quantitative -nennen, dies cum grano salis zu verstehen ist. Bei reichlichem und langj\u00e4hrigem Arbeiten mit der Methode ist es mir nat\u00fcrlich auch vorgekommen, da\u00df mitunter die Kontrollanalysen weitgehende Differenzen zeigten. In solchen F\u00e4llen mu\u00df man eben 8 oder 1 Analysen mehr ausf\u00fchren. Im allgemeinen aber, mull ich sagen, habe ich kaum so gro\u00dfe Differenzen (10\u201415 \u00b0/o in den Kontrollanalysen gesehen wie Scheunert mit Grimmer und L\u00f6tseh5-6\u2019 *- ,Jj und v. H\u00f6sslin und Lesser.13) Ich habe schon fr\u00fcher eine Anzahl Analysenwerte ver\u00f6ffentlicht, 4) zum Teil gut \u00fcbereinstimmen, zum Teil aber auch gewisse Differenzen zeigen.\nLs kamen in den Kontrollanalysen z. B. Werte vor wie : 1,61 \u00b0/o \u2014 1,55 \u00b0/o,\n3,970/0 \u2014 4,07 \u00b0'o,\n0,282 \u00b0/o \u2014 0,208 \u00b0/o,\nalso Differenzen, die man f\u00fcr sonstige chemische quantitative Methoden nicht gelten lassen k\u00f6nnte, die aber bei meiner Methode mit in Kauf genommen werden m\u00fcssen und die zeigen.","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Celluloseverdauung beim Hunde usw.\t149\nda\u00df ich von vornherein nicht zu hohe Anspr\u00fcche an die quantify'\u00ae Exaktheit der Methode gestellt habe. Anderseits zeigen z. B. meine Raupenversuche1) sehr sch\u00f6n, wie exakt die Methode arbeiten kann. Auch die Zahlen im obigen Hundeversuche zeigen doch eine relativ recht gute \u00dcbereinstimmung der Analysen, die auf alle F\u00e4lle f\u00fcr den in Betracht kommenden Zweck gen\u00fcgt. Gelegentlich allerdings trifft man wohl auch einmal falle an, in denen auch in zahlreichen Analvsen keine rechte \u00dcbereinstimmung zu erzielen ist. Hier spielt offenbar die Beschaffenheit des Untersuchungsmaterials eine Rolle. In solchen 1* allen mu\u00df man sich dann eben mit einem Mittelwerte aus den am meisten \u00fcbereinstimmenden Analysen zufrieden geben. Hdnt man dabei aber eine gen\u00fcgend gro\u00dfe Anzahl Analysen aus, so ist die Fehlerbreite dann auch keine allzu gro\u00dfe.\nAls Simon und ich unsere Methode ausarbeiteten, taten wii dies in der Absicht, ein m\u00f6glichst kurzes Verfahren zu besitzen. Eine quantitative Cellulosemethode, die f\u00fcr die Zwecke der Klinik und f\u00fcr physiologisch-chemische Untersuchungen beim Menschen brauchbar sein soll, mu\u00df den Vorzug der K\u00fcrze haben, denn es fehlt im allgemeinen die Zeit, um tagelang an einigen Analysen zu arbeiten. In dieser Hinsicht sind alle \u00e4lteren Methoden unbrauchbar: das Weender Verfahren nimmt unter Umst\u00e4nden 2-3 Tage, noch viel l\u00e4ngere Zeit aber nehmen andere Methoden, z. B. die von Schulze, Hoffmeister, K\u00f6nig u. a. in Anspruch (vergleiche hierzu Loh-risch4)). Die Methode Simon-Lohrisch dagegen erlaubt, die Analysen in ca. 5 Stunden fertig zu stellen. Ferner kam es uns darauf an, m\u00f6glichst reine Cellulose zu erhalten. Hierzu waren nat\u00fcrlich eingreifend wirkende Mittel (Lauge, II,02) n\u00f6tig, um die Cellulose m\u00f6glichst befreit von den inkrustierenden Substanzen zu erhalten. Wenn dadurch auch die Genauigkeit der Methode etwas gelitten hat, so ist damit anderseits der Vorteil der Gewinnung sehr reiner Cellulose gegeben, und das mu\u00df doch schlie\u00dflich der Zweck jeder Cellulosemethode sein. In der Tat entdeckt man, wenn man die nach unserem Verfahren hergestellte Cellulose mikrochemisch (.lodchlorzink) untersucht, nur sehr sp\u00e4rliche Beimengungen inkrustierender .^ub-","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\nH. Lohrisch\nstanzen. Beimengung von St\u00e4rke habe ich auch bei Untersuchung sehr st\u00e4rkehaltigen Materials nicht finden k\u00f6nnen (vergleiche Lohrisch,10) S. 11). K\u00fcrze und Gewinnung sehr reiner Cellulose sind jedenfalls zwei unbestreitbare Vorz\u00fcge der Methode.\nMeiner langj\u00e4hrigen Erfahrung nach ist die Methode Simon-Loh risch durchaus brauchbar, wenn es sich darum handelt, Ausnutzungsversuche anzustellen, bei denen es auf einen Vergleich zwischen der eingef\u00fchrten und ausgeschiedenen Cellulose ankommt. Wenn man hierbei im F\u00fctterungsmaterial und im Kot die Cellulose mit unserer Methode bestimmt, die Methode beherrscht, insbesondere gr\u00f6\u00dften Wert darauf legt, da\u00df die Kochzeiten in allen Analysen peinlichst genau eingehalten werden, da\u00df immer die gleichen Mengen Lauge und I1.,02 bei gleicher Hitze angewendet werden, so erh\u00e4lt man meist Analysenresultate (vergleiche obigen Hundeversuch), die sich sehr wohl verwerten lassen und vor allen Dingen v\u00f6llig gen\u00fcgen, um die zugef\u00fchrte mit der ausgeschiedenen Cellulose zu vergleichen. Auch v. H\u00f6sslin spricht sich neuerdings in diesem Sinne aus.7) Die sorgf\u00e4ltigste Herstellung ganz gleichm\u00e4\u00dfiger Verh\u00e4ltnisse bei den einzelnen Analysen ist bei unserer Methode ebenso n\u00f6tig wie z. B. bei der Verzuckerung der Hemicellulosen durch Hydrolyse. Hierbei erh\u00e4lt man nach Schulze14) fast niemals die der Theorie nach zu erwartende Zuckermenge vollst\u00e4ndig, sondern es tritt neben der Inversion der Hemicellulosen zu Zucker bei zu langem Kochen eine Wirkung entgegengesetzter Art. eine Reversion ein, soda\u00df man um so weniger Zucker erh\u00e4lt, je l\u00e4nger man kocht. Auch hier lassen sich gut \u00fcbereinstimmende Resultate nur dann erzielen, wenn immer eine ganz gleichm\u00e4\u00dfige Ausf\u00fchrung der Methode stattlindet. Es ist also in der physiologischen Chemie nicht nur unsere Methode, deren man sich mit einer gewissen Vorsicht bedienen mu\u00df.\nJedenfalls ber\u00fchren die anerkannterma\u00dfen nicht unberechtigten Einw\u00e4nde Scheunerts gegen die Methode die Resultate und Schlu\u00dffolgerungen aus meinen zahlreichen Untersuchungen \u00fcber Verdauung und N\u00e4hrwert der Cellulose beim Menschen4\u2019110) in keiner","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Celluloseverdauung beim Hunde usw.\n151\nWeise. Lediglich die Hundeversuche sind aus den oben angef\u00fchrten Gr\u00fcnden zu korrigieren.\nLiteratur. .\n1.\tLohrisch, \u00dcber die Verdauung und Verwertung der Rohfaser und Cellulose im tierischen und menschlichen Organismus. Zentralblatt f\u00fcr die gesamte Physiologie und Pathologie des Stoffwechsels, 1007, Nr. 21.\n2.\tv. Knieriem, \u00dcber die Verwertung der Cellulose im tierischen Organismus. Zeitschrift f\u00fcr Biologie. Neue Folge, Bd. III.\n3.\t0. Simon und Lohrisch, Eine neue Methode der quantitativen Cellulosebestimmung in Nahrungsmitteln und Faeces. Diese Zeitschrift, l\u2018.\u00ab)L Bd. XLII, lieft 1 und 2.\n4.\tLohrisch, \u00dcber die Bedeutung der Cellulose im Haushalte des Menschen. Diese Zeitschrift, 1006, Bd. XLVII, Heft 2 und 3.\nf>. Scheunert und L\u00f6tscli, Vermag der Hund Cellulose oder Hohfaser zu verdauen? Biochemische Zeitschrift, 1000, Bd. XX, Heft 1 u.2.\n(i. Dieselben, \u00dcber die Celluloseverdauung bei den Haustieren. 2. Mitteilung. Vermag der Hund Cellulose zu verdauen? Berliner tier\u00e4rztliche Wochenschrift, 1000, Nr. 47.\n7.\tv. H\u00f6sslin, Zur Kenntnis der Celluloseverdauung. 2. Mitteilung. Die Ausnutzung der Cellulose beim Hund. Zeitschrift f\u00fcr Biologie, Bd. L1V.\n8.\tScheunert und L\u00fctsch, \u00dcber die quantitative Cellulosebestim-nning mit Hilfe der Methoden von \u00abLange* und \u00abSimon und Loh-risch\u00bb. Diese Zeitschrift. 11)10, Bd. LXV, Heft 8.\n1). Grimmer und Scheunert. \u00dcber die Celluloseverdauung hei den Haustieren. 4. Mitteilung. \u00dcber die Methode der quantitativen Ccllu-losebestimmung von Simon und Lohrisch. Berliner tier\u00e4rztliche Wochenschrift, 11)10, Nr. 7.\n10.\tLoli risch, Der Vorgang der Cellulose- und Hemiccllulose-vmlauung beim Menschen und der N\u00e4hrwert dieser Substanzen f\u00fcr den menschlichen Organismus. Zeitschrift f\u00fcr experimentelle Pathologie und Therapie, 1008, Bd. V.\n11.\tK\u00f6nig, Die Zellmembran und ihre Bestandteile in chemischer und physiologischer Hinsicht. Landwirtschaftliche Versuchsstationen, 1!*<\u00bb7, Bd. LXV.\n12.\tLange, Zur Kenntnis des Lignins. I. u. II. Mitteilung. Diese Zeitschrift, 1800, Bd. XIV.\n13.\tv. H\u00f6sslin und Lesser, \u00dcber die Zersetzung der Cellulose durch den Inhalt des Coecums des Pferdes. Zeitschrift f\u00fcr Biologie, Bd. LIV.\n14.\tE. Schulze, \u00dcber die zur Gruppe der stickstofffreien Extrakt-stufle geh\u00f6renden Pflanzenbestandtcile. Journal f\u00fcr Landwirtschaft, 1004,\nJahrgang.","page":151}],"identifier":"lit19100","issued":"1910","language":"de","pages":"143-151","startpages":"143","title":"Bemerkungen zur Frage der Celluloseverdauung beim Hunde und \u00fcber die Methoden der quantitativen Cellulosebestimmung","type":"Journal Article","volume":"69"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:10:27.827163+00:00"}