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{"created":"2022-01-31T15:12:19.951016+00:00","id":"lit19105","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Ackermann, D.","role":"author"},{"name":"Fr. Kutscher","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 69: 265-272","fulltext":[{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"V,\n\u00dcber die Aporrhegmen.11\nVon\nD. Ackermann und Fr. Kutscher.\n(Aus dt'!) physiologischen Instituten zu W urzburg un<l Marburg.)\n(Uer Kedaktion zugegangen am ls. September lido.i\nMit dem Namen \u00abAporrhegmu\u00bb bezeichnen wir alle die-jenigen Bruchst\u00fccke der Aminos\u00e4uren des Eiwei\u00dfes, welche aus diesen aul physiologischem Wege und zwar im Leben der Tiere sowohl wie der Bilanzen entstehen k\u00f6nnen. Diese Einh\u00fcllung eines neuen Namens f\u00fcr die genannte K\u00f6rperklasse ist gerechtfertigt, ja notwendig aus folgenden Gr\u00fcnden.\nBis vor wenigen Jahren kannte man derartige Substanzen \u2014 es seien als Beispiele Cadaverin, Putrescin, Skatul, Oxy-phenyl\u00e4thylamin herausgegriflen \u2014 nur als Produkte der Eiwei\u00df-f\u00e4ulnis und kam mit der Bezeichnung Ptomain oder F\u00e4ulnis-hase aus, welchen solche K\u00f6rper wie Phenylessigs\u00e4ure, Indol-piopions\u00e4ure usw. als F\u00e4ulniss\u00e4uren gegen\u00fcbergestellt werden konnten. In den letzten Jahren mehren sich nun aber die Befunde solcher Substanzen auch bei h\u00f6heren Organismen. I\u00bbiu von Baumann2) seinerzeit im Harn der Cystinuriker aufgefundenen Diamine konnten schlie\u00dflich noch als Produkte der Fiiulnis gelten, wiewohl schon manches gegen diese Anschauung sprach, nicht mehr aber war eine solche Auffassung berechtigt, als in Kutschers Laboratorium zuerst von M. Schenck3) das Tetramethylendiamin in der frischen Hefe und dann von Kiel\u00e4nder4) das Penta- und das Tetramethylendiamin in Seeale cornutura gefunden wurden. Noch bedeutungsvoller fast\nM Der Inhalt dieser und der beiden folgenden Arbeiten, Fl von uns v\"r l\u00e4ngerer Zeit bereits in den wissenschaftlichen Gesellschaften Wurzbnrgs und Marburgs vorgetragen und in deren Publikationsorganen kurz zum Abdruck gebracht worden.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XIII, S. o(\u00bbi.\n\u2022t Wochenschrift f\u00fcr Brauerei, Jahrg. Nr. 1(J.\n*) Sitzungsberichte d. Ges. z. Bef\u00f6rd. d. ges. Naturwissenschaften, Marburg 11)08.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. l.XIX,\t\u2022 18","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"266\nD. Ackermann und Fr. Kutscher,\nwar die Auffindung des Pyrrolidins in den Mohrr\u00fcbenbl\u00e4ttern durch Pictet und Court, einer Base, die zwar als Eiweiti-f\u00e4ulnisprodukt noch nicht bekannt, aber doch mit Sicherheit als solche zu vermuten ist. Damit wurde es mehr und mehr klar, da\u00df die Bildung solcher Aminos\u00e4urebruchst\u00fccke nicht auf die niedere Pflanzenwelt beschr\u00e4nkt ist. Wir h\u00e4tten aber auch .jetzt noch mit der Einf\u00fchrung eines neuen Namens gez\u00f6gert wenn es uns nicht neuerdings gelungen w\u00e4re, eine typische *Eiwei\u00dff\u00e4ulnisbase\u00bb aus dem Organismus des Warmbl\u00fcters zu\ngewinnen.\nWie die beiden folgenden Untersuchungen zeigen werden, gelingt es. durch F\u00e4ulnis von Glutamins\u00e4ure den in der N\u00e4he der Aminogruppe stehenden Komplex C02 abzuspalten und so zur Y-Aminobutters\u00e4ure zu gelangen, welche mit Alkaloidf\u00e4llungsmitteln reagiert.\nCOOH\n' I\nHC \u2022 NH,\nH,C -----------\u25ba\nI\nH,C\n'I\nCOOH\nH.C-NH,\n1\nHX\n1\nH,C\nI\nCOOH\nAnderseits l\u00e4\u00dft sich aus dem Harn von Hunden, die mit Phosphor vergiftet sind, eine Base gewinnen, welche nichts anderes ist als die ersch\u00f6pfend methylierte Y-Aminobutters\u00e4uro.\nCHS\nH,o-NfcH3\n..i 1 CH*\nHX\nCOO\nHierin sehen wir einen bedeutsamen Fingerzeig f\u00fcr die fr\u00fcher von uns schon einmal ge\u00e4u\u00dferte Vermutung, da\u00df der Abbau der Aminos\u00e4uren im K\u00f6rper der Pflanze wie des Tieres \u00fcber dieselben Substanzen f\u00fchrt, wie der durch F\u00e4ulnis bewirkte. Diese schon durch ihre Einfachheit sich empfehlende Annahme wird gest\u00fctzt durch Analogien mancherlei Art: wir weisen nur darauf hin, da\u00df der fermentative Abbau der Fette.","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Aporrhegmen.\n2()7\nKohlenhydrate und Eiwei\u00dfk\u00f6rper, soweit wir ihn genau kennen, in der ganzen Organismenwelt in denselben Bahnen sich bewegt.\nUnter den geschilderten Gesichtspunkten gewinnen F\u00e4ulnisversuche mit einer einzigen Aminos\u00e4ure neue Bedeutung, weil sie nicht blo\u00df einen Beitrag zur Chemie der Mikroorganismen liefern, sondern auch ein Bild geben, wie sich in der gesamten Lebewelt der Abbau des betreffenden K\u00f6rpers gestalten mu\u00df.\nF\u00fcr die Auffassung der Aporrhegmen als regelm\u00e4\u00dfige in der ganzen Organismenwelt sich bildende Abbauk\u00f6rper der Aminos\u00e4uren spricht noch das Auftreten verschiedener Methylierungsprodukte derselben bei h\u00f6heren Organismen, au\u00dfer dem r-Aminobutyrobetain des Phosphorharns sei hier an das Tetra-methylputrescin *) aus Hyoscvamus muticus und das H\u00f6rdenin2) \u2022'= Dimethyl-p-Oxyphenyl\u00e4thylamin) aus Malzkeimen erinnert. Dies alles sind physiologische Bruchst\u00fccke von Aminos\u00e4uren, also Aporrhegmen, die, statt weiter abgebaut zu werden, demjenigen Vorgang unterlegen haben, der in Tier- und Pflanzenwelt so weit verbreitet ist, n\u00e4mlich der Methylierung.'\nDieser Vorgang der Methylierung hat f\u00fcr die Physiologie erneutes Interesse gewonnen, seitdem im Marburger Physiologischen Institut R. Engeland3) den Nachweis erbrachte, da\u00df eine ersch\u00f6pfende Methylierung der meisten Aminos\u00e4uren des Kiwei\u00dfmolek\u00fcls, also die \u00dcberf\u00fchrung in ihre Betaine ein leicht auszuf\u00fchrender Versuch sei, und ferner gleich in seiner ersten Mitteilung darauf hingewiesen hatte, da\u00df sich nun \u00abdie weite Verbreitung der Betaine in den Pflanzen und wahrscheinlich auch in den Tieren erkl\u00e4ren und schlie\u00dflich auf die dem Eiwei\u00df entstammenden Aminos\u00e4uren zur\u00fcckf\u00fchren\u00bb lassen. In weiteren Mitteilungen hat Engeland4) dann die Beziehungen der Betaine und anderer k\u00fcnstlich leicht zu erzeugender Methylierungs-\n*) Willst\u00e4tter und Heubner, Berl. Ber., Bd. XL, S. 3869.\n*) L\u00e9ger. Compt. rend., Bd. CXLII, S. 108; Bd. CXLIII, S. 23 t und 916; Bd. CXLIV, S. 208.\n::) Sitzungsberichte zur Bef\u00f6rderung der gesamten Naturwissenschaften zu Marburg, 10. Februar 1909.\n4,i Berl. Ber., Bd. XL1I, S. 2962, und Archiv d. Pharmazie, Bd. CXLVII,","page":267},{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"Produkte der im Eiwei\u00df steckenden Aminos\u00e4uren zu den Alkaloiden er\u00f6rtert.\nDiese Gedanken haben neuerdings E. Schulze und li. I rier1) sowie E. Winterstein und G. Trier2) sich zu eigen zu machen versucht und kommen zu dem Resultat, da\u00df die Methylierung der Aminos\u00e4uren und auch anderer stickstoffhal-tiger K\u00f6rper, die zur Rildung der \u00abAlkaloide.\u00bb f\u00fchrt, f\u00fcr dm Organismus den Zweck habe, die betreffenden Substanzen vor\u00fcbergehend oder f\u00fcr immer aus dem Stoffwechsel auszuschalten\nWir m\u00f6chten hier noch einen weiteren Gesichtspunkt anf\u00fchren, von dem aus die Frage bisher nicht er\u00f6rtert wurde, der uns aber seit Jahren gel\u00e4ufig gewesen ist und unsere eingehenden Untersuchungen \u00fcber die Stoffwechselprodukte der Kaltbl\u00fcter, sp\u00e4ter der niederen und h\u00f6heren Pflanzen veranla\u00dft hat.\nEs ist zweifellos eine auff\u00e4llige Tatsache, da\u00df methylierte stickstoffhaltige K\u00f6rper sich im Organismus der Pflanze in so gro\u00dfer Zahl finden, w\u00e4hrend dieselben im Tierleibe, soweit unsere Kenntnisse jetzt reichen, sehr zur\u00fccktreten.\nEine methylierte Aminos\u00e4ure war in der Tierwelt bis vor kurzem \u00fcberhaupt\u2022*) etwas Unbekanntes, bis es uns gelang. au> den Muskeln der Krabbe (Crangon vulgaris) und auch des Flu\u00dfkrebses (Astacus fluviatilis) das Prototyp der Retaine, n\u00fcmlieh das ersch\u00f6pfend methylierte Glykokoll in erheblichen Mengen zu gewinnen. Die mit der gleichen Methodik vorgenommene Untersuchung des Muskelextraktes von Dornhai (Acanthias vulgaris' b f\u00fchrte zur Auffindung desselben K\u00f6rpers auch bei diesem Tier: gleichzeitig fand sich hier als physiologisch sehr interessante Substanz das Trimethylaminoxyd. Wenn nun auch nat\u00fcrlich nicht bestimmt behauptet werden kann, da\u00df das Glykokollbetain im Organismus des Warmbl\u00fcters nicht zu finden sein wird, so i-t es doch sehr unwahrscheinlich, da\u00df es in irgendwie gr\u00f6\u00dferer\n') Diese Zeitschrift, Bd. LXVII, Heft 1.\n*) Winterstein -Trier. \u00abDie Alkaloide\u00bb, Berlin 1910.\n\u2018i In der Miesmuschel fand Brieger zwar schon fr\u00fcher das Betam. d<u h war hier F\u00e4ulniswirkung nicht ganz ausgeschlossen.\n4) A. Suwa. Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. CXXVIH. S'. 121.","page":268},{"file":"p0269.txt","language":"de","ocr_de":"Iber die Aporrliegmen.\n2 m\nMenge auftritt. denn sonst w\u00e4re es von F. Kutscher hei meinen eingehenden Untersuchungen des Hindermuskelexlraktes bestimmt gefunden worden.\n\\\\ ir m\u00f6chten deshalb hinsichtlich des Abbaues der Aminos\u00e4uren und der Methylierung der Aminos\u00e4uren sowohl, wie ihrer Aporrhegmen eine Trennung machen zwischen den Warmbl\u00fctern auf der einen Seite und den Kaltbl\u00fctern sowie Pflanzen auf der andern Seite. In allen denken wir uns den Abbau der Aminos\u00e4uren so. wie bei der b\u00e4uluis, da\u00df also durch einen un wesentlichen anaeroben Vorgang die Aporrhegmen entstehen, diese aber dann durch einen oxydativen Vorgang, wie ihn in einfachster Weise die aeroben Saprophyten durchf\u00fchren, weiter zerst\u00f6rt werden.\nbei den Pflanzen und Kaltbl\u00fctern nun spielt die Oxydation \u2018\u2018ine wesentlich geringere Holle als bei den Warmbl\u00fctern. Ist doch die Oxydation die Hauptrjuelle f\u00fcr W\u00e4rmebildung und Bewegung; diese beiden Formen der kinetischen Knergie aber fallen bei der Pflanze so gut wie v\u00f6llig weg; beim Kaltbl\u00fcter treten sie zum mindesten gegen\u00fcber dem Warmbl\u00fcter stark in den Hintergrund, denn f\u00fcr Erhaltung einer hohen Eigentemperatur haben diese Tiere nicht zu sorgen, anderseits sind line Bewegungen nur dann schnell, wenn sie, wie im Wasser, auf geringen Widerstand sto\u00dfen: auf dem Lande aber sind die Kaltbl\u00fcter, besonders wenn nicht eine erh\u00f6hte Au\u00dfentemperatur zu schnellerer Oxydation und damit gr\u00f6\u00dferer Lebhaftigkeit zwingt, mit ihren Bewegungen recht sparsam.\nDa also bei Kaltbl\u00fctern und Pflanzen die oxydativen Vorg\u00e4nge zur\u00fccktreten, k\u00f6nnen sich die auf anaerobem Wege aus den Aminos\u00e4uren entstehenden Aporrhegmen eher ansammeln und fallen nun nicht der Verbrennung, sondern zun\u00e4chst der Methylierung anheim; beim Warmbl\u00fcter aber werden die Aporrhegmen als BrennmateriaV gebraucht und diese k\u00f6nnen sich deshalb den Luxus solcher Aufstapelung nicht leisten. Wir m\u00fcssen ferner auch bedenken, da\u00df diejenige Atomgruppierung, welche die Methylierung hervorruft \u2014 sei e< der Formaldehyd, wie Pictet will, sei es ein anderer ihm nabe stehender K\u00f6rper , in dem rasch verbrennenden Warm-","page":269},{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"270\nD. Ackermann und Fr. Kutscher,\nbl\u00fcterorganismus nicht in so gro\u00dfen Mengen sich wird zur Verf\u00fcgung halten k\u00f6nnen, wie im langsam ablaufenden Stoffwechsel von Pflanze und Kaltbl\u00fcter. Hier mu\u00df diese Atomgruppierung offenbar meist in gr\u00f6\u00dferen Mengen sich finden, derartig, da\u00df sich diese ganze Organismenklasse sogar die Methylierung der v\u00f6llig ungespaltenen Aminos\u00e4uren neben der Methylierung der Aporrhegmen gestatten kann.\nGanz in Wegfall kommt aber die Methylierung auch beim Warmbl\u00fcter nicht, wie schon lange bekannt ist. Sie mu\u00df unserem obigen Gedankengange zufolge dann besonders angeregt sein, wenn die Oxydation notleidet. Das ist der Fall bei der Phosphorvergiftung. Die Leber, welche von jeher als ein Hauptw\u00e4rmeherd des K\u00f6rpers gilt, ist gesch\u00e4digt, die Aminos\u00e4uren werden nicht mehr v\u00f6llig zerst\u00f6rt, sondern treten teilweise im Harn auf, da darf es nicht wundernehmen, da\u00df st\u00e4rker methyliert wird, und als erstes Beweismittel f\u00fcr die Richtigkeit dieser Anschauung diene die im folgenden geschilderte Isolierung eines ersch\u00f6pfend methylierten Aporrhegmas aus dem Harn eines mit Phosphor vergifteten Hundes, n\u00e4mlich des t-Aminobutyro-betains.\nNaturgem\u00e4\u00df wird man in den zur Methylierung besonders disponierten Pflanzen auch nicht immer auf Methylierungsprodukte sto\u00dfen, so z. B. ist das Auftreten derselben bei der gemischten, d. h. anaeroben und aeroben F\u00e4ulnis nicht wahrscheinlich, weil es sich hier um einen mit Oxydation und st\u00e4rkerer W\u00e4rmebildung einhergehenden Proze\u00df handelt.\nAn dieser Stelle m\u00f6ge auch noch eine Betrachtung dar\u00fcber Platz finden, warum gerade das Betain des Glykokolls ein soweit verbreitetes Betain ist; es scheint, da\u00df das Glykokoll dem nat\u00fcrlichen Abbau einen ganz besonderen Widerstand entgegensetzt: seine erhebliche Resistenz gegen\u00fcber der F\u00e4ulnis ist schon seit Nencki bekannt und auch wir konnten dieselbe beobachten. Ferner ist das Glykokoll zum mindesten in Form von Hippurs\u00e4ure die einzige Aminos\u00e4ure, deren regelm\u00e4\u00dfiges Vorkommen im Harn sicher erwiesen ist, sie ist es auch, die im Warmbl\u00fcterorganismus zu verschiedenen Kuppelungsvorg\u00e4ngen stets zur Verf\u00fcgung steht, schlie\u00dflich sehen wir sie","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"(\u2019ber die Aporrhegmen.\n271\niiionomethyliert in Form von Sarkosin mit einem modifizierten HarnstofTrest gekuppelt als Kreatin respektive Kreatinin im Muskel und Harn des Warmbl\u00fcters. Wir d\u00fcrfen uns also nicht wundern, wenn wir gerade diese gegen den Abbau besonders resistente Aminos\u00e4ure als Belain bei Pflanze und Kaltbl\u00fcter so h\u00e4ufig wiederfinden. Damit entf\u00e4llt gleichzeitig v\u00f6llig die Notwendigkeit. das Betain als ein Oxydationsprodukt des Cholins aufzu-fassen; dies war schon durch Engelands Zur\u00fcckf\u00fchrung der lletaine auf die Aminos\u00e4uren ausgesprochen. Was \u00fcbrigens die Herkunft des Cholins angeht, so k\u00f6nnte man sieh dasselbe auch durch Reduktion des Betains entstanden denken.\nNicht unerw\u00e4hnt darf es bleiben, da\u00df die Methylierung der Aminos\u00e4uren und ihrer Aporrhegmen noch eine andere Bedeutung haben k\u00f6nnte. Es w\u00e4re m\u00f6glich, da\u00df durch dieselbe der Stickstoff gelockert werden soll, damit er sich nach dem Vorbilde der Hofmannschen Reaktion abspalten k\u00f6nne. Ein typisches Beispiel f\u00fcr die Bem\u00fchungen des Organismus, den dreiwertigen Stickstoff durch \u00dcberf\u00fchrung in die fiinfwertige Form sich leichter zug\u00e4nglich zu machen, w\u00fcrde das Methyl-pyridylammoniumhydroxyd liefern, das von uns im Kaffee, im Krabbenextrakt und im menschlichen Harn aufgefunden worden ist. Bei seiner Bildung aus Pyridin, die sich beim Tiere ohne Schwierigkeit experimentell erzeugen l\u00e4\u00dft,1) tritt das Bestreben des pflanzlichen und tierischen Organismus, den Stickstoff leicht angreifbar zu machen und dann den Pyridinring zu sprengen, deutlich hervor. Unsere Auffassung gibt gleichzeitig eine befriedigende Erkl\u00e4rung f\u00fcr die Entstehung des Methylpyridylammoniumhydroxyds. Unsere Theorie erf\u00e4hrt dadurch keine wesentliche Modifikation, insonderheit w\u00fcrden die Gr\u00fcnde f\u00fcr das Zur\u00fccktreten der Methylderivate beim Warmbl\u00fcter gegen\u00fcber der Pflanze und dem Kaltbl\u00fcter dieselben bleiben.\nWir geben zum Schlu\u00df eine \u00dcbersicht \u00fcber die bisher bekannten Aporrhegmen, deren Methylderivate, sowie die Methv-liorungsprodukte der zugeh\u00f6rigen Aminos\u00e4uren, soweit sie in der Natur beobachtet sind.\n\u2018) His, Archiv f. exp. Path. u. Pharm., Bd. XXII. S. 253.","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"2/2 \u2019I). Ackermann und Kr. Kutscher. \u00dcber die Aporrhegmen.\nAmino-\ns\u00e4ure\nAporrhegma\nMetliylierte.s\nAporrhegma\nMel liyli-rt*. Ammonium\nHistidin\nArg in in\nLysin\nGlutamin-\ns\u00e4ure\nAsparagin-\ns\u00e4ure\n(ilykokoll\nLeucin\nProlin\nPhenyl-\nalanin\nTyrosin\nTryptophan\nImidazolyl\u00fclliylamin \\ Imidazolpropions\u00e4ure f\nt F\u00e4ulnis)\nOinifhin (Arginuse der Warmbl\u00fcter.\nF\u00e4ulnis)\nAgmatin illeringssperma, Mutterkorn) Tetianietliylendiamin i F\u00e4ulnis.\n(\u2019.yslinurie. Hefe, Mutterkorn) \u00ab''-Aminovalerians\u00e4ure iF\u00e4ulnis)\nPenlauiethylendianiin (F\u00e4ulnis, Mutterkorn)\n\u2022f-Aminohutlers\u00e4ure (F\u00e4ulnis)\n\u00df-Alatiin l Fleischextrakt, F\u00e4ulnis [?jj Hernsteins\u00e4nre (F\u00e4ulnis. Mutterkorn, Hefe, tierische Fl\u00fcssigkeiten)\nTetramelhyl-\nputiesein\n(Hyoseyamus\nmuticus)\n*f-l \u00bbuty ro-betain (Phosphorharn i\nMethylamin (?)\t\u25a0\t\tfdykoko\u00fc-\n\t\t\tbetain is. lir\nIsoamylamin (F\u00e4ulnis [?J)\t\t\tverbreit' 11\nIsovalerians\u00e4ure (F\u00e4ulnis)\t\tX-Methyl-\tStachydrin\nPyrrolidin Mohrr\u00fcbenbl\u00e4tter'\t\tpyrrolin (Roimicotin)\t(Stachvs tubenfera.\nPhenyl\u00e4thylamin\t\t\tC.itnis\nPhenylessigs\u00e4ure Plienylpropions\u00e4ure\t(F\u00e4ulnis)\t\taurantiumi\np-()\\vphenvl\u00e4thvlamin (Hakterien-\t\tHorden in\tSurinam;))\n\tWirkung)\t(Malzkeime)\t\np-Oxyphenylessigs\u00e4ure\t(F\u00e4ulnis, nor-\t\t\nrnaler Harn, sowie Harn nach j P- Vergiftung)\np-Oxyphenylpropions\u00e4ure (F\u00e4ulnis und\nHarn)\nIndol (F\u00e4ulnis. Orange- und Jasminbl\u00fcten)\nSkatol (F\u00e4ulnis, Zibeth. F.eltis reti-\nculosai\nIndolpropions\u00e4ure\nIndolessigs\u00e4ure\nF\u00e4ulnis)\ni","page":272}],"identifier":"lit19105","issued":"1910","language":"de","pages":"265-272","startpages":"265","title":"\u00dcber die Aporrhegmen","type":"Journal Article","volume":"69"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:12:19.951022+00:00"}