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{"created":"2022-01-31T14:05:17.457262+00:00","id":"lit19118","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schulze, E.","role":"author"},{"name":"U. Pfenninger","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 69: 366-382","fulltext":[{"file":"p0366.txt","language":"de","ocr_de":"Ein Beitrag zur Kenntnis der in den Ptlanzensamen enthaltenen\nKohlenhydrate.\nVon\nE. Schulze und U. Pfenninger.\nAus .lern agrikulturchemisehen Laboratorium des Polytechnikums in Z\u00fcrich.)\n(Der Redaktion zugegangen am 3. Oktober 1910.)\nDie nachfolgenden Mitteilungen bilden eine Erg\u00e4nzung der vor kurzem in dieser Zeitschrift1) von E. Schulze und Ch. Godet publizierten Abhandlung \u00abUntersuchungen \u00fcber die in den Pllanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate\u00bb. In dieser Abhandlung ist gezeigt worden, da\u00df wasserl\u00f6sliche Kohlenhydrate, die bei der Oxydation durch Salpeters\u00e4ure Schleims\u00e4ure liefern, in den Pllanzensamen sehr verbreitet sind; allem Anschein nach ist ihre Verbreitung in den Samen fast eben so gro\u00df, wie diejenige des Rohrzuckers. Wenn ein Kohlenhydrat bei der Oxydation Schleims\u00e4ure liefert, so darf man annehmen, da\u00df unter den bei seiner Hydrolyse entstehenden Produkten Galaktose sich findet. Neben dieser Glukose sind unter den Produkten der Hydrolyse jener wasserl\u00f6slichen Kohlenhydrate in vielen F\u00e4llen D-Glukose (Traubenzucker) und Fruktose nachgewiesen worden.\nWie in der oben genannten Abhandlung dargelegt worden ist, stehen der Isolierung dieser wasserl\u00f6slichen Kohlenhydrate mannigfache.Schwierigkeiten entgegen. Dies hat zur Folge gehabt, da\u00df nur eines dieser Kohlenhydrate, n\u00e4mlich die in Raumwollsamen und im Embyro des Weizenkorns enthaltene k\u00fcrzlich auch in den Samen zweier Leguminosen2) gefundene\n') Bd. LXI. S. 270\u2014Hol.\nRourquelot und Bridel fanden Raffmose in den Samen von Krythrina fusca und Kntada scandens (Journal de Pharm, et de Cliim.. Bd, XXX. S. 102, 1000. Referat im Biochem. Zentralbl., Bd. IX, S. 104).","page":366},{"file":"p0367.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 3G7\nMelitose (Raffinose), bis jetzt in zweifellos reinem Zustande dargestellt worden ist. Letzteres kann f\u00fcr die in den Samen der I.upinusarten vorkommende Lupeose,1) die bis jetzt nicht zur Krystallisation gebracht werden konnte, nicht mit Sicherheit behauptet werden; immerhin ist es wahrscheinlich, da\u00df die Lupeosepr\u00e4parate einheitliche, wenn auch von Beimengungen nicht v\u00f6llig freie Substanzen waren. F\u00fcr die l\u00f6slichen, bei der ( \u00bbxydation Schleims\u00e4ure liefernden Kohlenhydrate, die aus den Samen von Phaseolus vulgaris, Phaseolus multiflorus, Onobryehis sativa, Sinapis alba und Picea excelsa dargestellt worden sind, ist es dagegen fraglich, ob dieselben einheitliche Substanzen oder Gemenge verschiedener Kohlenhydrate waren.\nUm einen Beitrag zur Ausf\u00fcllung der L\u00fccken zu liefern, die in unseren Kenntnissen \u00fcber jene Kohlenhydrate sich noch vorfinden, haben wir die Untersuchung der Lupeose und des in den Samen von Phaseolus vulgaris enthaltenen l\u00f6slichen Kohlenhydrats wieder aufgenommen. Die dabei erhaltenen \u00fcesultate teilen wir im folgenden mit.\nI. Lupeose.\nDie Lupeose wurde in unserem Laboratorium aus Samen von Lupinus luteus und von Lupinus angustifolius dargestellt.2) Die Samen wurden entweder mit hei\u00dfem verd\u00fcnntem Weingeist oder mit Wasser extrahiert. Zur Abscheidung der Lupeose aus den Extrakten dienten verschiedene Verfahren, in betreff deren wir- auf die bez\u00fcglichen Abhandlungen verweisen. In jedem Falle suchte man die Lupeose schlie\u00dflich durch wiederholte F\u00e4llung aus w\u00e4sseriger L\u00f6sung mittels Alkohol zu reinigen. Nach dem Trocknen im Exsikkator bildeten alle Lupeosepr\u00e4-parate wei\u00dfe, leicht zerreibliche Massen, die in Wasser sehr\n*) Mitteilungen \u00fcber dieses urspr\u00fcnglich als \u00df-Galaktan bezeichnte Kohlenhydrat sind von K. Schulze in den Landw. Versuchsstationen, il l. XLI, S. 210\u201422:1. sowie in den Berichten d. Deutsch, chem. 'Ges., IM. XXV, S. 221B. gemacht worden.\n*1 Wir verweisen auf die oben schon zitierte Abhandlung von H. Schulze, sowie auf eine Abhandlung von M. Mer lis, die in den Landw. Versuchsstationen. Bd. XLVIII, S. 110, publiziert worden ist.","page":367},{"file":"p0368.txt","language":"de","ocr_de":"368\nE. Schulze und U. Pfenninger,\n- leicht l\u00f6slich waren; die L\u00f6sungen reduzierten erst nach dem Erhitzen mit einer S\u00e4ure die Fehlingsche L\u00f6sung. Im Polari-sutionsapparat erwies sich die Lupeose als stark rechtsdrehend : f\u00fcr die verschiedenen Pr\u00e4parate wurde in 4\u20145 \u00b0/o igen L\u00f6sungen M\u00bb ==\tLd8\u20141440 gefunden (die Differenzen k\u00f6nnen wohl\nauf kleinen Beimengungen, die durch das in Anwendung gebrachte Reinigungsverfahren sich nicht entfernen lie\u00dfen, zur\u00fcckgef\u00fchrt werden). Bei der Oxydation durch Salpeters\u00e4ure lieferten die Lupeosepr\u00e4parate 38\u201440\u00b0/o Schleims\u00e4ure; dies f\u00fchrt zu der Annahme, da\u00df die H\u00e4lfte der bei Hydrolyse der Lupeose entstandenen Produkte aus Galaktose bestand. Diese Zuckerart wurde aber nicht nur durch die Schleims\u00fcurebildung nachgewiesen, sondern aus den Produkten der Hydrolyse auch in Krystallen isoliert. Als zweites Produkt der Hydrolyse wurde Fruktose nachgewiesen. Der Versuch, unter den bei Oxydation der Lupeose entstandenen Produkten auch Zuckers\u00e4ure, das Oxydationsprodukt des Traubenzuckers, nachzuweisen, schlug fehl. Die polarimetrische Untersuchung einer mit Schwefels\u00e4ure erhitzten Lupeosel\u00f6sung, in der auch der Gehalt an reduzierendem Zucker bestimmt worden war, f\u00fchrte aber zu der Schlu\u00dffolgerung, da\u00df in dieser L\u00f6sung neben Galaktose und Fruktose noch eine dritte Zuckerart sich vorlinden m\u00fcsse, und da\u00df demnach die Lupeose ein Polysaccharid sei.1) An der Richtigkeit dieser Auffassung stiegen jedoch sp\u00e4ter wieder Zweifel auf, nachdem die Elementaranalyse eines bei 100\u00b0 im Wasserstoffstrome bis zur Konstanz des Gewichts getrockneten Lupeosepr\u00e4parates Zahlen gegeben hatte, die der Formel eine.' Disaccharids, C12H22On, entsprechen. Bei Mitteilung dieses Resultates wurde jedoch darauf aufmerksam gemacht, da\u00df vielleicht jenes Pr\u00e4parat noch ein Molek\u00fcl erst in h\u00f6herer Temperatur entweichendes Wasser enthielt und da\u00df die verdoppelte Formel, C2iH4t022, nach Abzug dieses Molek\u00fcls in C24H420,, (also in die Formel eines Tetrasaccharlds) \u00fcbergehen w\u00fcrde. Jedenfalls waren neue Versuche erforderlich, um mit Sicherheit\n'l Die bez\u00fcglichen Angaben finden sich in den oben zitierten Abhandlungen von K. Schulze.","page":368},{"file":"p0369.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der in den Pllanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 339\nentscheiden zu k\u00f6nnen, ob die Lupeose ein Disaccharid oder ein Polysaccharid sei.\nBei Wiederaufnahme der Untersuchung wurde zun\u00e4chst gepr\u00fcft, ob die bei 100\u00b0 im Wasserstoffstrom getrocknete Lupeose bei Erh\u00f6hung der Temperatur noch eine Gewichtsabnahme erlitt. Die bez\u00fcglichen Versuche,1) f\u00fcr welche ein von fr\u00fcher lier in unseren H\u00e4nden befindliches Lupeosepr\u00e4parat verwendet wurde, zeigten, da\u00df dieses Kohlenhydrat, nachdem es zuvor in der angegebenen Weise getrocknet worden war, im Wasserstoffstrom auf 120\u00b0 erhitzt werden konnte, ohne da\u00df eine weitere Gewichtsabnahme erfolgte. Erst bei Erh\u00f6hung der Temperatur auf 125\u2014130\u00b0 trat Gewichtsverlust ein; doch f\u00e4rbte sich die Lupeose bei dieser Temperatur gelb und sinterte etwas zusammen; sie schien also eine Ver\u00e4nderung erlitten zu haben. Es ist demnach fraglich, ob die bei 100\u00b0 getrocknete Lupeose noch ein Molek\u00fcl Hydratwasser enthielt. Trotzdem aber kann es keinem Zweifel unterliegen, da\u00df die Lupeose ein Polysaccharid, nicht ein Disaccharid ist; denn es gelang uns, unter den bei ihrer Hydrolyse entstehenden Produkten auch Traubenzucker nachzuweisen (man vergleiche die weiter unten folgenden Angaben). Man mu\u00df daher fragen, ob die \u00dcbereinstimmung der bei Analyse der Lupeose erhaltenen Zahlen mit den von der Formel C^H^On geforderten Werten nicht in anderer Weise zu erkl\u00e4ren ist, als durch die Annahme, da\u00df in der bei ,100\u00b0 getrockneten Lupeose noch ein Molek\u00fcl Hydratwasser enthalten ist. Es ist nun darauf aufmerksam zu machen, da\u00df das f\u00fcr die Analyse verwendete Pr\u00e4parat nicht durch Krystallisation, sondern nur durch wiederholte Ausf\u00e4llung mit Alkohol gereinigt werden konnte. Auf diesem Wege sind aber, wie kaum hervorgehoben zu werden braucht, Beimengungen nur schwierig ganz zu entfernen; der Beweis daf\u00fcr liegt auch darin, da\u00df die auf diesem Wege gereinigte Lupeose noch 2.0\u00b0/o Asche enthielt. Es mu\u00df nun f\u00fcr m\u00f6glich erkl\u00e4rt werden, da\u00df das Resultat der Elementaranalyse durch solche Beimengungen beeinflu\u00dft worden ist. Gesetzt zum Beispiel, da\u00df die 2\u00b0 o Asche\n*) Diese Versuche wurden unter Mitwirkung von G. Trier aus-gef\u00fchrl.","page":369},{"file":"p0370.txt","language":"de","ocr_de":"i>/{'\tE. Schulze unil U. Pfenninger,\nin dem analysierten Pr\u00e4parat in Verbindung mit einer organischen S\u00e4ure sieb vorf\u00e4nden, so kann dadurch das Ergebnis der Elementaranalyse etwas ver\u00e4ndert worden sein.\nF\u00fcr die weiter noch auszuf\u00fchrenden Versuche mu\u00dften wir uns neue Pr\u00e4parate von Lupeose verschaffen. Eines dieser Pr\u00e4parate stellten wir aus fein zerriebenen, von den Schalen gr\u00f6\u00dftenteils befreiten Samen von Lupinus luteus dar, die zur Entfernung von Phosphatiden und einigen anderen Bestandteilen zuvor bei oO\"(!. mit Alkohol behandelt worden waren. Sie wurden mit Wasser extrahiert. Den Extrakt befreiten wir von den durch Bleiessig f\u00e4llbaren Bestandteilen, entfernten aus dem Filtrat vom Bleiniederschlage das Blei durch Schwefelwasserstoff, engten es sodann im Wasserbade stark ein und gossen es nun in absoluten Alkohol. Die dadurch hervorgebrachte starke F\u00e4llung wurde in Wasser gel\u00f6st, die L\u00f6sung mit Phosphorwolframs\u00e4ure versetzt, der dadurch hervorgebrachte Niederschlag abfiltriert, das Filtrat zur Entfernung der Phosphorwolframs\u00e4ure mit Barytwasser bis zum Eintreten alkalischer Reaktion versetzt. Nachdem zur Entfernung des \u00fcbersch\u00fcssigen Baryumhydroxyds Kohlens\u00e4ure eingeleitet worden war, wurde filtriert : das Filtrat w'urde zur Beseitigung einer darin noch vorhandenen kleinen Barytmenge mit etwas. Ammoncarbonat versetzt, dann stark eingeengt und hierauf in absoluten Alkohol gegossen. Das in dieser Weise zur Ausscheidung gebrachte Kohlenhydrat suchten wir sodann durch wiederholte F\u00e4llung mit Alkohol aus w\u00e4sseriger L\u00f6sung m\u00f6glichst gut zu reinigen. Dabei verfuhren wir stets in der Weise, da\u00df wir die ziemlich konzentrierte, aber nicht sirup\u00f6se L\u00f6sung1) langsam,\n\u2022V' ,st die L\u00f6sung zu konzentriert, so scheidet sie sich nach dem Eingie\u00dfen in den absoluten Alkohol in sirup\u00fcsen Tropfen aus. Bei st\u00e4rkerer Verd\u00fcnnung der L\u00f6sung f\u00e4llt dagegen das Kohlenhydrat in feiner Verteilung aus, was selbstverst\u00e4ndlich f\u00fcr seine Befreiung von Nebenbestandteilen \\on Bedeutung ist. Hin und wieder \u2014 insbesondere dann, wenn \u00ab\u25a0s schon mehrmals durch Alkohol gef\u00e4llt worden ist \u2014 scheidet es sich in Alkohol in so feiner Verteilung ab, da\u00df die Fl\u00fcssigkeit milchig wird und sich nur schwer filtrieren l\u00e4\u00dft. Durch Zusatz von einigen Tropfen veid\u00fcnnter Natronlauge kann man aber bewirken, da\u00df die ausgeschiedene Substanz sich zusammcnballt und sich in der Fl\u00fcssigkeit absetzt. Man","page":370},{"file":"p0371.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der in den Pllanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. .\u2018171\nin der Regel tropfenweise, in absoluten Alkohol einflie\u00dfen lie\u00dfen; das gef\u00e4llte Kohlenhydrat wurde nach einiger Zeit ab-lillriert und mit Alkohol ausgewaschen (\u00fcber ein anderes Verfahren zur Reinigung des Kohlenhydrats machen wir weiter unten noch eine Mitteilung). Ein zweites Lupeost1-Pr\u00e4parat stellten wir nach einem anderen Verfahren aus den Samen von Lupinus angustifolius dar. Der w\u00e4sserige Samenextrakt wurde mit Bleiessig versetzt, solange als noch eine F\u00e4llung entstand : dem filtrate f\u00fcgten wir noch etwas Rleiessig, sodann konzentrierte Ammoniakfliissigkeit zu. Dabei entstand ein starker wei\u00dfer Niederschlag, der die Lupeose einschlo\u00df. Nach dem Abfiltrieren und Auswaschen wurde dieser Niederschlag mittels Schwefelwasserstoff zersetzt. Die vom Schwefelblei durch Filtration getrennte Fl\u00fcssigkeit wurde dann ebenso behandelt, wie es oben f\u00fcr die bei Verarbeitung der Samen von Lupinus luteus erhaltene lupeosehaltige L\u00f6sung angegeben worden ist. Die durch wiederholte F\u00e4llung mit Alkohol gereinigte Lupeose wurde schlie\u00dflich im Exsikkator \u00fcber konzentrierter Schwefels\u00e4ure getrocknet. Sie bildete ebenso wie das aus Lupinus luteus dargostellte Pr\u00e4parat. eine wei\u00dfe, leicht zerreibliche, in Wasser sehr leicht l\u00f6sliche Masse.\nWie oben schon erw\u00e4hnt worden ist, hatte der Versuch, unter den Oxydationsprodukten der Lupeose Zuckers\u00e4ure nachzuweisen, fr\u00fcher ein negatives Resultat gegeben. Bei Wiederholung des Versuchs gelangten wir aber zu einem positiven Ergebnis: die in bezug auf diesen Punkt fr\u00fcher gemachte Angabe mu\u00df daher als irrt\u00fcmlich bezeichnet werden.!) F\u00fcr unsere Versuche verwendeten wir je 5\u20140 g der beiden von uns dargestellten Lupeosepr\u00e4parate. Bei der Oxydation dieser Pr\u00e4parate durch Salpeters\u00e4ure, ebenso auch bei der Darstellung des sauren Kaliumsalzes der Zuckers\u00e4ure und des\nkann sp\u00e4ter das zugef\u00fcgte Nalron durch Essigs\u00e4ure neutralisieren, ohne da\u00df die Fl\u00fcssigkeit wieder milchig wird.\n*) Das negative Resultat des fr\u00fchei*en Versuchs ist wahrscheinlich auf zu starke Oxydation der Lupeose zur\u00fcckzuf\u00fchren. Vermutlich ist damals, um Material zu sparen, f\u00fcr die Pr\u00fcfung auf Zuckers\u00e4ure die Fl\u00fcssigkeit benutzt worden, welche nach dem Abfiltrieren der bei Oxydation der Lupeose mit der 12faehen Menge Salpeters\u00e4ure (spez. Gew. 1.11) entstandenen Schleims\u00e4ure \u00fcbrig geblieben war.","page":371},{"file":"p0372.txt","language":"de","ocr_de":"372\nE. Schulze und t\\ Pfennijiger.\nzuckersauren Silbers verfuhren wir genau nach den von B. Tol-lens'i gegebenen Vorschriften. Das saure Kaliumsalz wurde zweimal aus Wasser umkrystallisiert; es war selir schwer l\u00f6slich in Wasser und stimmte im Aussehen mit dem entsprechenden Salze der Zuckers\u00e4ure \u00fcberein. Die* Analyse des zuckersauren Silbers gab folgende Resultate:\n1 0.5572 g Substanz gaben 0,2810 g oder 50,Id \u00b0 u Ag.\n2. 0,8122 \u00bb\t-\t\u00bb\t0.4098 \u00bb\t\u00bb\t50.60 \u00bbo\t>f .\nd. 0,9594 \u00bb\t\u00bb\t\u25a0>\t0,4862 \u00bb\t>\t50.68 \u00b0/o\nDie Theorie verlangt f\u00fcr zuckersaures Silber einen Silbergehalt von 50,0\u00b0/o. Zu bemerken ist noch, da\u00df das f\u00fcr die erste Bestimmung verwendete Pr\u00e4parat nur im Vakuumexsikkator getrocknet worden war: die f\u00fcr die beiden anderen Bestimmungen benutzten Pr\u00e4parate haben wir zuerst im Vakuumexsikkator, dann im Luftbade bei ca. 60\u201470\u00b0 getrocknet.\nDie im vorigen mitgeteilten Versuchsergebnisse f\u00fchren zu der Schlu\u00dffolgerung, da\u00df unter den bei Hydrolyse der Lu-peose entstehenden Produkten auch d-Glukose (Traubenzucken sich vorfindet. Da nun unter diesen Produkten auch Galaktose und Fruktose nachgewiesen worden sind, so mu\u00df die Lupeose f\u00fcr ein Polysaccharid erkl\u00e4rt werden, wie es auch E. Schulze in den oben zitierten Abhandlungen getan hat.\nEs schien unn\u00f6tig, die bei der Hydrolyse dieses Kohlenhydraten entstehenden Produkte noch einmal auf Fruktose zu untersuchen: dagegen wurde noch einmal unter Befolgung der von Tolle ns gegebenen Vorschrift die Schleims\u00e4urequantit\u00e4t bestimmt, die bei der Oxydation des Kohlenhydrates mittels Salpeters\u00e4ure entstand. Dabei wurde folgendes Resultat erhalten :\n3,9225 g Substanz (wasser- uud aschenfrei in Rechnung gestellt) gaben 1,5228 g oder 38,8\u00b0/\u00ab Schleims\u00e4ure.\nDie Zahl liegt zwischen den fr\u00fcher bei Bestimmung der Schlcims\u00e4ureausbeute gefundenen Werten (38\u201440\u00b0/o) und f\u00fchrt wie die letzteren zu der Schlu\u00dffolgerung, da\u00df die H\u00e4lfte des\n') Diese Vorschriften finden sich auch in dein von B. Tollens bearbeiteten Abschnitt von E. Abderhaldens Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden in Bd. il, S. 106.","page":372},{"file":"p0373.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. ' 373\nbei Hydrolyse jenes Kohlenhydrates entstandenen Zuckers aus Galaktose bestand. Auf Grund dieses Befundes mu\u00df man es aber f\u00fcr sehr wahrscheinlich erkl\u00e4ren, da\u00df die Lupcose ein Tetrasaccharid ist.\nWir versuchten die Lupeose auch durch F\u00e4llung mit Methylalkohol zu reinigen. Wir fanden, da\u00df sie in diesem Alkohol bedeutend l\u00f6slicher ist, als in \u00c4thylalkohol: als wir eine w\u00e4sserige Lupeosel\u00f6sung in Methylalkohol gossen, die dabei entstandene F\u00e4llung abfiltrierten und dem Filtrat \u00c4thylalkohol zuf\u00fcgten, entstand noch ein starker Niederschlag. Da die geringe Menge f\u00e4rbender Substanz, die in dem zur Verwendung gelangten Lupeosepr\u00e4parat sich noch vorfand, fast vollst\u00e4ndig in die durch Methylalkohol erzeugte F\u00e4llung eingegangen war und da es f\u00fcr m\u00f6glich erkl\u00e4rt werden mu\u00dfte, da\u00df auch andere etwa noch vorhandene Beimengungen das gleiche Schicksal hatten, so schien es angezeigt, diesen Weg zur besseren Heini gung der Lupeose zu benutzen. Wir l\u00f6sten daher ein durch wiederholte F\u00e4llung mit Alkohol gereinigtes Lupeosepr\u00e4parat in Wasser, gossen die L\u00f6sung in Methylalkohol, entfernten den dabei entstandenen Niederschlag durch Filtration und versetzten das Filtrat mit einer gro\u00dfen Menge von absolutem Alkohol. Die dabei entstandene, vollkommen wei\u00dfe F\u00e4llung wurde abfiltriert, mit Alkohol ausgewaschen und sodann \u00fcber konzentrierter Schwefels\u00e4ure getrocknet. Die Untersuchung dieses Pr\u00e4parates im Soleil-Ventzkeschen Polarisationsapparate gab folgendes Resultat :\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 15 ccm 0,7171 g Substanz (wasser- und aschenfrei in Rechnung gestellt) enthielt, drehte im 200 mm-Rohr bei l\u00f6\u00b0 C. 42,9\u00b0 nach rechtSL Demnach ist (u]d \u2014 -f- 148,0\u00b0.\nDiese Zahl ist h\u00f6her als die fr\u00fcher unter nahezu gleichen Bedingungen f\u00fcr die Lupeose gefundenen Werte ([ajo = + 138 bis + 144\u00b0), was wohl auf einen h\u00f6heren Reinheitsgrad des jetzt benutzten Pr\u00e4parates zur\u00fcckzuf\u00fchren ist.\nEs schien angezeigt, auch noch das spezifische Drehungsverm\u00f6gen des durch Methylalkohol gef\u00e4llten Teils der Lupeose zu bestimmen. Wir l\u00f6sten diesen Teil in Wasser auf; d\u00e0 di\u00eb","page":373},{"file":"p0374.txt","language":"de","ocr_de":"374\nK- Schulze und U. Pfenninger.\nLosung etwas gef\u00e4rbt war, so wurde sie mit Tierkohle behandelt, dann stark eingeengt und hierauf in absoluten Alkohol gegossen. Das dabei niedergefallene Kohlenhydrat wurde abfiltriert, mit Alkohol gewaschen und \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet. Die Untersuchung im Polarisationsapparate gab folgendes Desultat:\nLine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 15,2 ccm 0,7804 g Substanz iwasser- und aschenfrei in Rechnung gestellt) enthielt, drehte im 200 mm-Rohr bei 18,05\u00b0 C. 41,4\u00b0 S. V. nach rechts: demnach ist |u[i, = -f- 138,7\u00b0.\nDie Zahl liegt innerhalb der fr\u00fcher f\u00fcr das spezifische Drehungsverm\u00f6gen der Lupeose gefundenen Werte, ist aber niedriger als das Resultat, das bei Untersuchung des ersten Pr\u00e4parates im Polarisationsapparate erhalten wurde. Dies erkl\u00e4rt sich, wenn man annimmt, da\u00df der durch Methylalkohol aus der w\u00e4sserigen L\u00f6sung gef\u00e4llte Teil der Lupeose noch Beimengungen enthielt.\n\\\\ ir bestimmten auch noch die Schleims\u00e4uremenge, die bei der Oxydation des zuletzt beschriebenen Lupeosepr\u00e4parates mittels Salpeters\u00e4ure entstand. Dabei erhielten wir folgendes Resultat:\n2,1090 g Substanz (vvasser- und aschenfrei in Rechnung gestellt) gaben 0,8360 g oder 34,7\u00b0/o Schleims\u00e4ure.\nDie Schleims\u00e4ureausbeute war also hier niedriger als bei dem ersten Pr\u00e4parat.\nDiese Beobachtungen erkl\u00e4ren sich, wenn man folgende Annahmen macht: die nur durch F\u00e4llen mit Alkohol aus w\u00e4sseriger L\u00f6sung gereinigte Lupeose ist noch durch eine kleine Menge eines anderen Kohlenhydrats, welches ein schw\u00e4cheres Drehungsverm\u00f6gen besitzt und bei der Oxydation weniger Schleims\u00e4ure liefert, verunreinigt. Dieses Kohlenhydrat l\u00e4\u00dft sich gr\u00f6\u00dftenteils entfernen, indem man die w\u00e4sserige Lupeose-losung in Methylalkohol gie\u00dft: wenn man die dabei entstandene F\u00e4llung, welche auch Lupeose enth\u00e4lt, abfiltriert und dem Filtrate absoluten Alkohol zusetzt, so f\u00e4llt reinere Lupeose nieder.\nLine St\u00fctze f\u00fcr diese Annahmen liefern in gewisser Hinsicht auch die im folgenden Abschnitt mitgeteilten Ergebnisse,","page":374},{"file":"p0375.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der in den Pilanzensatnen enthaltenen Kohlenhydrate. 375\ndie wir bei Untersuchung der in den Samen von Phaseolus vulgaris enthaltenen Kohlenhydrate erhielten.\nDie Wahrnehmung, da\u00df die Lupeose in Methylalkohol sich mehr l\u00f6st als in \u00c4thylalkohol, veranlage uns noch, einen \\ ersuch zur \u00dcberf\u00fchrung dieses Kohlenhvdrats in Krystallform zu machen. Wir erhitzten das reinste der in unseren H\u00e4nden befindlichen Lupeosepr\u00e4parate mit einer zur v\u00f6lligen L\u00f6sung ungen\u00fcgenden Methylalkoholquantit\u00e4t ca. 1 Stunde lang am K\u00fcckllu\u00dfk\u00fchler. Die filtrierte L\u00f6sung wurde dann unter einer Glasglocke \u00fcber konzentrierter Schwefels\u00e4ure der langsamen \\ erdunstung \u00fcberlassen. Ls gelang uns aber nicht, dabei eine krystallinische Ausscheidung zu erhalten.\nII. Kohlenhydrate aus den Samen von Phaseolus vulgaris.\nIn der oben zitierten Abhandlung von E. Schulze und C h. Godet sind zwei Kohlenhydratpr\u00e4parate beschrieben worden, die aus zwei verschiedenen Mustern der Samen von Phaseolus vulgaris dargestellt worden waren. Das eine dieser Pr\u00e4parate (a) war aus dem w\u00e4sserigen, durch Versetzen mit Bleiessig gereinigten Samenextrakt durch Bleiessig und Ammoniakfl\u00fcssigkeit gef\u00e4llt worden, w\u00e4hrend das zw\u2019eite (b) durch Erhitzen eines weingeistigen Samenextraktes mit Strontiumhydroxyd zur; Abscheidung gebracht worden war; beide Pr\u00e4parate wurden durch wiederholte F\u00e4llung mit Alkohol aus w\u00e4sseriger L\u00f6sung gereinigt. F\u00fcr Pr\u00e4parat a wurde, in ca. 4n/oiger w\u00e4sseriger L\u00f6sung, bei 18\u00b0 G. |a]i> = -|- 104\u00b0, f\u00fcr Pr\u00e4parat b in ca. 51 2\u00b0,oiger L\u00f6sung bei 18\u00b0 G. [\u00ab'\u201e = + lll\u00f6 gefunden. Bei der Oxydation durch Salpeters\u00e4ure lieferte Pr\u00e4parat a 20,8\u00b0/o, Pr\u00e4parat b dagegen 23,6\u00b0'o Schleims\u00e4ure. Beide Pr\u00e4parate lieferten bei der Oxydation auch Zuckers\u00e4ure. Ob unter den Produkten der Hydrolyse dieses Kohlenhydrats auch Fruktose sich Vorfand, wurde nicht festgestellt; es wurde nur konstatiert, da\u00df beide Pr\u00e4parate sehr stark die Seliwanoffsche Reaktion gaben. Es schien angezeigt, diese Frage noch einer Pr\u00fcfung zu unterw erfen. WTir verwendeten dazu 7,6 g des Pr\u00e4parates b. >)\n') Die Gewichtsangabe bezieht sich auf das wasserhaltige Kohlen-hydrat. Die zur Verwendung gelangte Trockensubstanzmenge war also geringer.","page":375},{"file":"p0376.txt","language":"de","ocr_de":"E. Schulze und U. Pfenningor,\n876\nDieses Guantum wurde mit 4,5 ccm Schwefels\u00e4ure vom spezifischen Gewicht 1,156 und 58 ccm Wasser 1 Stunde lang auf 80\" erhitzt.l) Dann wurde die Fl\u00fcssigkeit mittels Baryumcar-bonat von der Schwefels\u00e4ure befreit, filtriert und eingedunstef. Den dabei erhaltenen Sirup extrahierten wir in der W\u00e4rme mit absolutem Alkohol. Die alkoholische L\u00f6sung wurde mit soviel \u00c4ther versetzt, da\u00df eine starke Ausscheidung entstand. Die von letzterer getrennte Fl\u00fcssigkeit wurde eingedunstet, der sirup\u00f6se Verdampfungsr\u00fcckstand in Wasser gel\u00f6st, die L\u00f6sung im Polarisationsapparate untersucht. Dabei ergab sich folgendes Resultat: eine L\u00f6sung, die in 25 ccm 2,50 g des Sirups enthielt, drehte im Soleil-Ventzkeschen Polarisationsapparate bei Zimmertemperatur 6,65\u00b0 nach links; daraus berechnet sich f\u00fcr den Sirup [a]\u00bb = \u2014 18,4\u00b0.\nDer Sirup wurde nun noch einmal in Alkohol gel\u00f6st, die L\u00f6sung wieder mit \u00c4ther versetzt, bis eine Ausscheidung entstand, die von letzterer getrennte Fl\u00fcssigkeit wieder eingedunstet. Die Untersuchung des so gewonnenen Produktes im Polarisationsapparate gab folgendes Resultat: eine L\u00f6sung, die in 20 ccm 0,6748 g Substanz (berechnet aus dem spezifischen Gewicht der L\u00f6sung; enthielt, drehte bei 17\u00b0 C. 4,0\u00b0 S.-V. nach links: demnach ist [a]D = \u2014 20,4\u00b0. Diese Angaben beweisen, da\u00df bei der Hydrolyse des Kohlenhydrats auch ein linksdrehender Zucker entstand; eine Best\u00e4tigung der Annahme, da\u00df dieser Zucker Fruktose war, wird durch die Reaktionen der in der beschriebenen Weise erhaltenen Zuckerl\u00f6sung gegeben. Diese L\u00f6sung gab nicht nur die Seliwanoffsche, sondern auch die Pierertsche Reaktion (Reduktion einer nach Vorschrift bereiteten L\u00f6sung von Glykokoll-Kupfer in der K\u00e4lte); auch die Gr\u00fcn- bezw. Blauf\u00e4rbung mit Ammonmolvbdat, die als charakteristisch f\u00fcr Fruktose angegeben wird, trat ein.\nDas aus den Samen von Phaseolus vulgaris zur Abscheidung gebrachte Kolfienhydrat lieferte also bei der Hydrolyse Galaktose, d-Glukose und Fruktose.\nNachdem wir gefunden hatten, da\u00df die Lupeose sich bei\n') Unter Befolgung einer von Tollens f\u00fcr den gleichen Zweck gegebenen Vorschrift.","page":376},{"file":"p0377.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. 377\nder F\u00e4llung durch Methylalkohol etwas anders verh\u00e4lt als bei der b \u00e4llung durch \u00c4thylalkohol, schien es angezeigt, die dar\u00fcber gemachten Beobachtungen auch zur Reinigung des aus Pha-seolus-Samen dargestellten Kohlenhydrats zu verwerten. F\u00fcr den bez\u00fcglichen Versuch mu\u00dften wir ein neues Pr\u00e4parat dieses Kohlenhydrats darstellen. Dazu verwendeten wir lein zerriebene Phasoolus-Samen, die zuvor bei 50\u00b0 C. mit Alkohol extrahiert worden waren (durch diese Operation war neben den Phosphat iden auch ein gro\u00dfer Teil des in den Samen enthaltenen Rohrzuckers entfernt worden). W ir behandelten dieses Material bei einer Temperatur von ca. 50\u00b0 mit Wasser. F\u00fcr die Darstellung des Kohlenhydrats aus dem w\u00e4sserigen Extrakt wurde dann dasjenige Verfahren verwendet, das wir auch bei der Darstellung von Lupeose aus den Samen von Lupinus luteus benutzten (m. vgl. die dar\u00fcber oben gemachten Angaben); nur mit dem Unterschiede, da\u00df wir das Produkt, nachdem es einmal mit Alkohol gef\u00e4llt worden war, zur Entfernung des darin noch vorhandenen Restes des Rohrzuckers wiederholt mit kleinen Mengen 95'b\u00f6igen Alkohols auskochten. Den dabei ungel\u00f6st gebliebenen Teil des Kohlenhydrats reinigten wir dann durch wiederholte Ausf\u00fcllung mit Alkohol aus w\u00e4sseriger L\u00f6sung.\nDas in dieser Weise erhaltene Produkt zerlegten wir in zwei Teile, indem wir seine w\u00e4sserige L\u00f6sung in Methylalkohol gossen, den dabei entstandenen Niederschlag abfiltrierten und dem Filtrat absoluten Alkohol in bedeutender Quantit\u00e4t zusetzten, wobei noch eine starke F\u00e4llung entstand. Jeder dieser beiden Teile wurde zur Reinigung noch einmal in Wasser gel\u00f6st und aus der L\u00f6sung wieder mit absolutem Alkohol gef\u00e4llt. So erhielten wir zwei Pr\u00e4parate, die wir im folgenden mit I und II bezeichnen wollen. Bei der Untersuchung irn Soleil-Ventzkesehen Polarisationsapparat gab das Pr\u00e4parat I folgendes Resultat:1;\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in l\u00f6 ccm 0,1)252 g Substanz\n*.) Hier, wie bei allen anderen Bestimmungen, berechneten wir die fiir den Versuch verwendete Trockensubstanzmenge aus dem Resultat, das beim Trocknen des bez\u00fcglichen Pr\u00e4parates bei 100* im WasserstofT-\u00ee-trom erhalten wurde.\n25\nIC\u2019Pl>e-Seyler s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXIX.","page":377},{"file":"p0378.txt","language":"de","ocr_de":"378\nE. Schulze und U. Pfenninger,\niwasser- und aschenfrei in Rechnung gestellt) enthielt, drehte im 200 mm-Rohr bei 22\u00b0 C. 23,8\u00b0 nach rechts: demnach ist \u00ab|i> = + 104,7\u00b0.\nVom Pr\u00e4parat II wurden zwei Bestimmungen gemacht; sie lieferten folgende Resultate:\na)\tEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 16 ccm 0,7332 g Substanz (wasser- und aschenfrei in Rechnung gestellt) enthielt, drehte im 200 mm-Rohr hei 18,5\u00b0 C. 36,2\u00b0 nach rechts; demnach ist |\u00ab!n= + 135,8\u00b0.\nb)\tEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 18,4 ccm 0,7140 g Substanz (wasser- und aschenfrei in Rechnung gestellt) enthielt, drehte im 200 mm-Rohr bei 22\u00b0 C. 31,0\u00b0 nach rechts1, demnach ist |a|i, = -f 137,3\u00b0.\nIm Mittel wurde also f\u00fcr Pr\u00e4parat II [a]D = -j- 136,5\u00b0 gefunden. Diese Zahl weicht sehr weit von derjenigen ab, die bei Untersuchung des Pr\u00e4parates I f\u00fcr \\a]n gefunden wurde: die Schlu\u00dffolgerung, da\u00df hier zwei verschiedene Kohlenhydrate vorhanden waren, mu\u00df demnach als eine berechtigte angesehen werden.\nDie bei Bestimmung des Drehungsverm\u00f6gens des Pr\u00e4parats II erhaltene Zahl liegt dem f\u00fcr die Lupeose gefundenen Werte sehr nahe. Es mu\u00df daher f\u00fcr m\u00f6glich erkl\u00e4rt werden, da\u00df dieses Pr\u00e4parat aus Lupeose, die jedoch noch durch eine kleine Menge des weniger stark drehenden Kohlenhydrats verunreinigt war, bestand. War diese Vermutung richtig, so mu\u00dfte Pr\u00e4parat II auch bei der Oxydation durch Salpeters\u00e4ure ungef\u00e4hr so viel Schleims\u00e4ure geben, wie die Lupeose. Dies war in der lat der Fall, wie aus folgenden Angaben hervorgeht:\n2,4761 g Substanz (wasser- und aschenfrei in Rechnung gestellt), gaben 0,8636 g oder 35,0% Schleims\u00e4ure.\nBeim Eindunsten der von der Schleims\u00e4ure abfdtrierten Fl\u00fcssigkeit wurden noch 0,086 g Schleims\u00e4ure erhalten ; rechnet man dieses Quantum zu der zuerst erhaltenen Menge hinzu, so steigt die Schleims\u00e4ureausbeute auf 38,3%.\nWie aus den im vorigen Abschnitt gemachten Angaben zu ersehen ist, lieferte die Lupeose bei der Oxydation durch Salpeters\u00e4ure 38\u201440% Schleims\u00e4ure.","page":378},{"file":"p0379.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate. .\u20181*79\nWir versuchten nun, das Pr\u00e4parat II noch einer Reinigung zu unterwerfen, indem wir seine w\u00e4sserige L\u00f6sung in Methylalkohol gossen, die dabei entstandene F\u00e4llung abfiltrierten und das Filtrat mit einer gro\u00dfen Menge absoluten Alkohols vermischten. Die durch den Alkohol gef\u00e4llte Substanz wurde abfiltriert, mit Alkohol gewaschen und hierauf im Exsikkator getrocknet. Bei l'ntersuehung dieses Pr\u00e4parates im Soleil-Ventzkeschen Polarisationsapparate erhielten wir folgendes Resultat:\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10,4 ccm 0,5920 g Substanz (wasser- und aschenfrei in Rechnung gestellt) enthielt, drehte im m mm-Rohre bei 18\u00ab G. 40,5\u00b0 nach rechts: demnach ist \u00abin =\t140,5\u00b0.\nDiese Zahl liegt dem f\u00fcr das Drehungsverm\u00f6gen der Lupeose gefundenen Werte noch etwas n\u00e4her, als die oben angegebenen.\nDie im vorigen mitgeteilten Beobachtungen machen es -ehr wahrscheinlich, da\u00df das von uns aus den Samen von Phaseolus vulgaris dargestellte Kohlenhydratpr\u00e4parat aus einem Gemenge von Lupeose mit einem anderen Kohlenhydrat bestand. Das letztere besa\u00df ein weit niedrigeres Drehungsverm\u00f6gen als die Lupeose und lieferte auch bei der Oxydation weniger Schleims\u00e4ure. Ohne Zweifel ist aber die Trennung dieser-beiden Kohlenhydrate auf dem beschriebenen Wege keine vollst\u00e4ndige gewesen; es mu\u00df daher das Pr\u00e4parat I etwas Lupeose, das Pr\u00e4parat II etwas von dem schw\u00e4cher drehenden Kohlenhydrat ein geschlossen haben. Demgem\u00e4\u00df ist auch anzunehmen, da\u00df dieses zweite Kohlenhydrat, falls wir es ganz rein h\u00e4tten darstellen k\u00f6nnen, ein noch geringeres Drehungsverm\u00f6gen gezeigt haben w\u00fcrde als das Pr\u00e4parat I.\nDie in der Abhandlung von E. Schulze und Gh. Godet beschriebenen Kohlenhydratpr\u00e4parate aus den Samen von Phaseolus vulgaris bestanden h\u00f6chstwahrscheinlich gleichfalls aus Gemengen von Lupeose mit dem schw\u00e4cher drehenden Kohlenhydrat. Doch ist es m\u00f6glich, da\u00df diese beiden Gemengteile hier in anderem Verh\u00e4ltnis sich vorfanden, als in dem jetzt von uns untersuchten Pr\u00e4parat. *) Denn jene beiden. Pr\u00e4-\n\u2019) F\u00fcr das eine dieser Pr\u00e4parate wurde [a\u2019u \u2014 -f- 104 \u2022, f\u00fcr das","page":379},{"file":"p0380.txt","language":"de","ocr_de":"xm\nK. Schulze und U. Pfenninger.\nparate, sind in etwas anderer Weise und aus zwei anderen Mustern der Phaseolussamen dargestellt worden. Dies kann von Linflu\u00df auf die Beschaffenheit der gewonnenen Produkte gewesen sein; insbesondere mu\u00df es f\u00fcr m\u00f6glich erkl\u00e4rt werden, da\u00df die verschiedenen Samenmuster jene beiden Bestandteile nicht stets in dem gleichen Mengenverh\u00e4ltnis enthielten. Als eine St\u00fctze l\u00fcr eine solche Anschauung kann auch die Tatsache dienen, da\u00df wir nur aus dem einen jener beiden Samenmuster, nicht aber aus dem anderen Rohrzucker zu isolieren vermochten. Da\u00df in dem einen Falle der Rohrzucker vollst\u00e4ndig fehlte, ist wohl nicht anzunehmen ; wahrscheinlich aber land er sich nur in so kleiner Menge vor, da\u00df seine Isolierung mi\u00dflang.\nDie in den oben zitierten Abhandlungen schon er\u00f6rterte Frage, ob die Lupeose eine einheitliche Substanz ist, kann auch jetzt noch nicht mit Sicherheit entschieden werden; wahrscheinlich aber ist es, da\u00df diese Frage zu bejahen ist. Denn man hat aus verschiedenen Samenarten unter Anwendung verschiedener Verfahren Lupeosepr\u00e4parate darstellen k\u00f6nnen, die im spezifischen Drehungsverm\u00f6gen nur relativ geringe, durch das Vorhandensein kleiner Beimengungen erkl\u00e4rbare Differenzen zeigten; auch lieferten diese Pr\u00e4parate s\u00e4mtlich bei der Oxydation mittels Salpeters\u00e4ure Schleims\u00e4urequantit\u00e4ten, aus denen geschlossen werden konnte, da\u00df die H\u00e4lfte der bei Hydrolyse dieser Pr\u00e4parate gebildeten Produkte aus Schleims\u00e4ure bestand. \\\\ \u00e4re die Lupeose kein einheitliches Produkt, so w\u00fcrde man kaum zu diesem Krgebnis gekommen sein \u2014 es sei denn, dal) die bez\u00fcglichen Pr\u00e4parate aus zwei Kohlenhydraten bestanden\nzweite -f- 111\" gefunden. Die letztere Zahl liegt zwischen den v- n uns f\u00fcr die Pr\u00e4parate I und II gefundenen Werten, w\u00e4hrend dio Za!., loi mit demjenigen Werte \u00fcbereinstimmt, den wir jetzt f\u00fcr Pr\u00e4parat I gefunden haben. Das Pr\u00e4parat, f\u00fcr welches |a]i> \u2014 -f- 104\u00b0 gefunden wurde, kann ebenso wie das jetzt von uns untersuchte Pr\u00e4parat I ;m> einem Gemenge von wenig Lupeose mit einer gr\u00fcfieren Quantit\u00e4t <!.\u2022> niedriger drehenden Kohlenhydrats bestanden haben, w\u00e4hrend das Pi\u00e4-parat. f\u00fcr welches [\u00ab]u = -f- 111\u00b0 gefunden wurde, wahrscheinlich me\u2019:-. Lupeose und weniger von dem schw\u00e4cher drehenden Kohlenhydrat einschl\"!'*","page":380},{"file":"p0381.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der in den Pflanzensamen enthaltene\u00bb Kohlenhydrate. ' 381\nh\u00e4tten, die nicht nur last das gleiche spezifische Drehungs-verm\u00fcgen besa\u00dfen und eine der obigen Angabe entsprechende Ausbeute an Schleims\u00e4ure lieferten, sondern auch bei der F\u00e4llung durch \u00c4thyl- und durch Methylalkohol aus w\u00e4sseriger L\u00f6sung sich ganz gleich verhielten. Es ist aber nicht wahrscheinlich, da\u00df zwei verschiedene Kohlenhydrate in allen diesen Punkten genau \u00fcbereinstimmen.\nDie Lupeose stimmt sowohl im spezifischen Drehungsver-tnogen wie in bezug auf die Schleims\u00e4ureausbeute fast ganz mit der Stachvose \u00fcberein.1) Die letztere l\u00e4\u00dft sich aber in Krystallform \u00fcberf\u00fchren, was bei der Lupeose bis jetzt nicht gelungen ist. Die Gr\u00fcnde, aus denen die Lupeose f\u00fcr verschieden von der Stachvose zu erkl\u00e4ren ist, sind \u00fcbrigens in den oben zitierten Abhandlungen E. Schulzes schon aufge-tiihrt worden. Wir haben jetzt noch einen Versuch ausgef\u00fchrt, dessen Resultat gleichfalls eine St\u00fctze f\u00fcr jene Annahme liefert. Man kann die Stachvose umkrystallisieren, indem man sie in der vierfachen Menge Wasser l\u00f6st, die L\u00f6sung nach und nach mit so viel Alkohol versetzt, da\u00df eine Tr\u00fcbung entsteht, und sodann einen Stachyose-Krystall in die Fl\u00fcssigkeit bringt; an den Wandungen und am Roden des Gef\u00e4\u00dfes scheiden sich dann binnen 12\u201424 Stunden Krystalle aus. Auf dem gleichen M ege kann man auch die durch Alkohol aus w\u00e4sseriger L\u00f6sung gef\u00e4llte Stachvose wenigstens partiell in Krystallform \u00fcberf\u00fchren. \\\\ ir haben nun das reinste unserer Lupeosepr\u00e4parate der gleichen Behandlung unterworfen (auch in diesem Falle wurden einige Stachyosekrystalle in die Fl\u00fcssigkeit gebracht). Es gelang uns aber nicht, auf diesem Wege die Lupeose in Krystallform \u00fcberzuf\u00fchren; dies spricht f\u00fcr ihre Verschiedenheit von der Stachvose.\nlanret2) hat gefunden, da\u00df die Stachyose identisch mit einem aus Eschenmanna dargestellten Tetrasaccharid ist,\u2019 und da\u00df letzteres durch Erhitzen mit 20\u00b0/oiger Essigs\u00e4ure in Fruk-\nb Vorausgesetzt, da\u00df man die bez\u00fcglichen Zahlen auch hei der stachyose f\u00fcr die wasserfreie Substanz berechnet.\t*\ns) Compt. rend., Bd. CXXXIV. S. 1586: Bull. soc. chim. [3', Bd. XXVII.\n917, sowie Compt. rend., Bd. CXXXVI, S. 1569.","page":381},{"file":"p0382.txt","language":"de","ocr_de":"'*82 E Schulz\u2018\u2018 und t\\ Pfonninger. \u00dcber Kohlenhydrate.\ntose und ein Trisaccharid gespalten werden kann; dieses Tri-sacchurid la\u00dft sich in Krystallen erhalten. Wir werden pr\u00fcfen, oh die Lupeose sich ebenso oder \u00e4hnlich verh\u00e4lt. Ein vorl\u00e4ufiger Versuch schien zu ergeben, da\u00df auch die Lupeose beim Erhitzen mit verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure Fruktose liefert. Gesetzt, da\u00df daneben ein Trisaccharid sich bildet, so wird durch dir n\u00e4here Untersuchung dieses Produktes wahrscheinlich auch die krage, ob die Lupeose identisch mit Stachvose ist, oder nicht, endg\u00fcltig zu entscheiden sein. Die interessanten Versuche/ welche C. Neuberg, in Verbindung mit T. Marx und S. Lachmann,1) \u00fcber das Verhalten der Raff\u00eenose und der Stachvose gegen Enzyme gemacht hat, lassen es w\u00fcnschenswert erscheinen, auch das Verhalten der Lupeose gegen Enzyme zu untersuchen.\nZum Schlu\u00df sei noch erw\u00e4hnt, da\u00df N. Castoro2) aus den Samen von Cicer arietinum ein Kohlenhydrat dargestellt hat, dessen Indentit\u00e4t mit Lupeose er f\u00fcr sehr wahrscheinlich erkl\u00e4ren konnte. -)\nM Biocheni. Zeitschr., Bd. Ill, S. 519 u. 589, sowie Bd. XXIV. S. 171.\nI her das Verhalten der Stachyose gegen Enzyme liegen auch von ander. i Seite noch einige in C. Neubergs Abhandlung erw\u00e4hnte Versuche \\ur.\n*) Gazetta Chimica Italiana. Anno XXXIX. Parte I.","page":382}],"identifier":"lit19118","issued":"1910","language":"de","pages":"366-382","startpages":"366","title":"Ein Beitrag zur Kenntnis der in den Pflanzensamen enthaltenen Kohlenhydrate","type":"Journal Article","volume":"69"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:05:17.457267+00:00"}