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{"created":"2022-01-31T15:51:32.060725+00:00","id":"lit19120","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Konschegg, Artur","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 69: 390-394","fulltext":[{"file":"p0390.txt","language":"de","ocr_de":"!\n\u00dcber das Verhalten des Humins zu Bromlauge.\nVon\nDr. Artur Konschegg, Assistent am Institute.\n<\\u- \u00ab!<m |iharni:ikolo<;isdifn Institute der Universit\u00e4t Innsbruck.\nVorstand: I\u2019rof. I)r. J. Nevinny.\u00bb d\u00bber Itedaktion zujrejraniten am li'. Oktober\nIj\u00eeiM man Sauren odor Alkalien bei h\u00f6herer Temperatur ttuf Kohlenhydrate einvvirken, so f\u00e4rbt sich bekanntlich das Reuktiunsgemisch braun, welche Erscheinung durch die Entstehung von sogenannten Huininsubstanzen erkl\u00e4rt wird. Unter diesem Namen fassen wir heute eine ganze Reihe ihrer Konstitution nach noeh v\u00f6llig unbekannte Verbindungen zusammen, welche sowohl hei der F\u00e4ulnis und langsamen Verwesung vieler organischer K\u00f6rper entstehen, aber auch aus Eiwei\u00dfk\u00f6rpern durch Einwirkung von S\u00e4uren und Alkalien erhalten werden k\u00f6nnen. Inwieweit aber alle diese K\u00f6rper untereinander chemisch gleichartig sind, kann verm\u00f6ge ihrer unbekannten Konstitution nicht gesagt werden.\nHer Gedanke, ob durch kr\u00e4ftige Oxydation derartiger Verbindungen es nicht m\u00f6glich w\u00e4re, zu bekannten K\u00f6rpern und dadurch zu n\u00e4herer Kenntnis der chemischen Natur der IIu-minsubstanzen zu gelangen, veranla\u00dften mich, Versuche in dieser Richtung anzustellen, \u00fcber deren vorl\u00e4ufige Ergebnisse ich nunmehr berichten m\u00f6chte.\nZur Verwendung in diesen Versuchen gelangten Humin-substanzen, die ich aus Kohlenhydraten durch Rehandlung mit Salzs\u00e4ure erhielt.\nIch stellte mir sowohl von Humin als auch von Humins\u00e4ure gr\u00f6\u00dfere Mengen dar, wobei ich bemerken m\u00f6chte, da\u00df die Ausbeute an reiner Substanz durch die wiederholt notwendigen F\u00e4llungen eine ziemlich geringe wird.","page":390},{"file":"p0391.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Vorhalten des Hurnins zu Bromlauge.\n391\nDer nach mehrmaligem Abdampfen der Salzs\u00e4ure aus dem Keaktionsprodukte, das ich durch 12st\u00fcndiges Erhitzen von 250 g Traubenzucker mit 1 1 24\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure erhielt, resultierende R\u00fcckstand bildete eine schwarzbraune br\u00f6ckelige Masse, die in verd\u00fcnnter Kalilauge nicht vollst\u00e4ndig l\u00f6slich war. Aus der abfiltrierten tiefdunkelbraunen L\u00f6sung lallte verd\u00fcnnte Salzs\u00e4ure einen braunen flockigen Niederschlag. Dieser bildet die Humins\u00e4ure; der in KOH unl\u00f6sliche Anteil, das Humin. Heide Anteile wurden nun getrennt verarbeitet.\nDie Humins\u00e4ure wurde abermals in KOH gel\u00f6st und wieder mit HCl gef\u00e4llt.\nBei l\u00e4ngerem Auswaschen zeigt das Kiltrat eine nach und nach immer dunkler werdende F\u00e4rbung, die auf Zusatz von S\u00e4ure unter Ausscheidung brauner Flocken verschwindet.\nUnterwirft man das w\u00e4sserige stark dunkelbraun gef\u00e4rbte Kiltrat der Dialyse, so diffundiert nur reichlich Wasser zur L\u00f6sung. Die Humins\u00e4ure bildet somit mit reinem Wasser eine kolloidale L\u00f6sung. Am Wasserbade eingedampft, hinterl\u00fc\u00dft diese einen schwarzen, k\u00e4sigen R\u00fcckstand, der sowohl in Wasser als auch Alkohol vollst\u00e4ndig l\u00f6slich ist, wobei ich eine harzige Ausscheidung nicht wahrnehmen konnte.\nEine derartige Ausscheidung konnte vielmehr nur dann beobachtet werden, wenn Alkohol zu einer mit KOH versetzten Humins\u00e4urel\u00f6sung zugesetzt wurde. Dasselbe bewirkten auch \u00c4ther und Aceton. Dabei handelt es sich demnach um die Ausscheidung des Kalisalzes der Humins\u00e4ure und nicht um die freie S\u00e4ure selbst.\t'\nGut gewaschen und getrocknet bildet der Abdampfr\u00fcckstand der freien Humins\u00e4urel\u00f6sung ein leichtes braunes, r\u00f6tlichbraun abf\u00e4rbendes Pulver. Die Ausbeute betrug 5 g.\nDer nach wiederholtem Behandeln mit warmer Kali Jauge erhaltene R\u00fcckstand \u2014 das Humin \u2014 bildet eine schleimig z\u00e4he Masse, die fast unfiltrierbar ist. Es wurde daher diese Substanz mehrmals mit verd\u00fcnntem Alkali aufgeschlemmt, um alle Mengen von etwa noch vorhandener Humins\u00e4ure daraus zu entfernen, und sodann \u00fcber geh\u00e4rtetem Filter abgenutscht. Der R\u00fcckstand wurde nun ebenso nunmehr mit Wasser he-","page":391},{"file":"p0392.txt","language":"de","ocr_de":"392\nArtur Konschegg.\nhandelt, um die Lauge zu entfernen. Der nunmehr erhaltene R\u00fcckstand wurde bei 100\u00b0 getrocknet. Dabei resultierte eine harte glasartige spr\u00f6de Masse, die zerrieben ein Pulver gibt, welches merklich dunkler als die gepulverte Humins\u00e4ure ist und auch dunkler abf\u00e4rbt. Das erhaltene Produkt ist sowohl in \\\\ asser, Laugen und S\u00e4uren als auch in \u00c4ther und Alkohl unl\u00f6slich. Seine Ausbeute betrug 8 g.\nSchlemmt man wenig Humin in Kalilauge auf und setzt langsam Drum zu, so tritt L\u00f6sung ein. Nach einiger Zeit scheiden sich jedoch aus der L\u00f6sung wei\u00dfe, unter dem Mikroskop deutlich als Krystalle erkennbare Flocken ab, die sich au\u00dferordentlich leicht in \u00c4ther l\u00f6sen. Das gleiche Verhalten zeigt aber auch die Humins\u00e4ure.\nDa es sich zeigte, da\u00df man dasselbe bromhaltige krystal-lisierte Produkt auch aus nicht so sorgf\u00e4ltig gereinigtem Ausgangsmateriale erhielt, so stellte ich mir nun eine gr\u00f6\u00dfere Menge Humin -f- Humins\u00e4ure her, indem ich (300 g Traubenzucker mit \u00ee- 1 24\"\u00f6liger HCl unter dem R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler durch 12 Stunden erhitzte.\nDie resultierende Masse wurde abgedampft, der R\u00fcckstand noch 2 mal mit Wasser versetzt und abermals abgedampft. Ks resultierte nun eine braunschwarze br\u00f6ckelige Masse in der Mengt' von 250 g.\n100 g des so erhaltenen Rohproduktes wurden lein gepulvert und nach und nach unter K\u00fchlung in einem ger\u00e4umigen Stutzkolben mit Brom und 50\u00b0/oiger K0H zusammengebracht. Das Pulver wurde zuerst mit etwas Kalilauge aufgeschlemmt, sodann 5\u201410 ccm Brom zugef\u00fcgt, dann wieder KOH und abermals Brom. Durch l\u00e4ngere Zeit stellt bei diesem Verfahren das Reaktionsgemisch eine stark sch\u00e4umende, schwarzbraune Masse dar. Wegen des durch entweichende gro\u00dfe Mengen von CO., bedingten Sch\u00e4umens konnte die Reaktion wie oben beschrieben nur langsam durchgef\u00fchrt werden. Bis zur vollst\u00e4ndigen Aufhebung des Reaktionsgemisches kamen unter diesen Umst\u00e4nden 3;>0 ccm Brom und 3000 ccm 50\u00b0/oiger KOH zur Verwendung.\nDer entstandene wei\u00dfe Niederschlag wurde abfiltriert und in Alkohol umkrystallisiert. Seine Menge betrug 80 g. Der ent-","page":392},{"file":"p0393.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Verhalten des Humins zu Brontlaiige.\t393\nstandene K\u00f6rper hatte einen au\u00dferordentlich heftigen stechenden Geruch, der die Augen zum Tr\u00e4nen reizte. Kr war schon in den geringstenMengen von \u00c4ther als aucli Aceton und Chloroform zerflie\u00dflich. Weniger leicht l\u00f6ste er sich in w\u00e4sserigem Alkohol, jedoch auch dieser vermochte beim Erw\u00e4rmen betr\u00e4chtliche Mengen des K\u00f6rpers zu l\u00f6sen. Beim Erkalten schieden sich lange wei\u00dfe Krvstallnadeln aus, die nach wiederholtem Pm-krystallisieren einen konstanten Schmelzpunkt von 92\u00b0 zeigten. Nunmehr bestimmte ich in dem erhaltenen reinen Produkte das Brom nach Carius, wobei sich ergab:\nI.\t0.1780 g Substanz gaben 0;g)48 g AgBr = 0.1720 g Br\nII.\t0,1 Io!) \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0.2(517 \u00bb\t\u00bb \u2014 0.1114 \u00bb \u00bb\nGefunden: 9(5,8 \u00fc/o, 0(5.1 %. Berechnet f\u00fcr CBr4: 0(5,4\u00b0'.\u00bb.\nDer Schmelzpunkt f\u00fcr CBr4 ist 92,5\u00b0. Hiland1) beschreibt diesen K\u00f6rper als einen eigent\u00fcmlich aromatisch schwach nach Kampfer riechenden, dessen Dampf die Nasenschleimhaut stark reizt und die Augen zum Tr\u00e4nen bringt: eine Eigenschaft, die ich auch bei meinem Produkte feststellen konnte. Nach allem dem ergab sich also, da\u00df durch die Einwirkung von Brom und Kalilauge Tetrabrommethan entstanden war.\nWie Collie2) gezeigt hat, entsteht Tetrabrommethan aus den verschiedensten K\u00f6rpern sowohl der aliphatischen als auch aromatischen Reihe durch Behandlung derselben mit Bromlauge. Er konnte diesen K\u00f6rper aus Alkohol, Aceton. Glvcertn, Zucker. Apfels\u00e4ure und Citronens\u00e4ure, weiter aus Phenolen und Naphthalinverbindungen erhalten. Der Reaktionsvorgang besteht nach ihm in einer prim\u00e4ren Oxydation und Sprengung des Molek\u00fcls durch das Brom. Dadurch entsteht Bromoform, welches, wie Wallach3) nachgewiesen hat, durch \u00fcbersch\u00fcssige Bromlauge leicht in Tetrabrommethan umgewandelt wird.\nAus der Entstehung dieses K\u00f6rpers aus den aus Kohlenhydraten erhaltenen Huminsubstanzen ergibt sich, da\u00df eine v\u00f6llige Zerst\u00f6rung des Zuckers durch die Behandlung desselben mit S\u00e4uren wohl nicht stattfindet, sondern wir es mit gro\u00dfer\n*) Annalen der Chemie, Bd. CO.XL. S. 288.\nu) Journ. of the ehern, society. Bd. LXV, S. 2(52.\n\") Annalen der Chemie, Bd. CCLXXV, S. 147.\nlioppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXIX.\t2*5","page":393},{"file":"p0394.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022W \u00bb A i t u r Konschegg. \u00dcber das Verhalten des Humins zu Bromlauge.\nWahrscheinlichkeit in diesen Substanzen mit hydroxylhaltigen Verbindungen des Kohlenstoffs zu tun haben, da gerade solche die Bildung von Tetrabrommethan leicht erm\u00f6glichen.\nOb die Bildung derartiger K\u00f6rper auch aus anderen Hu-minsubstanzen m\u00f6glich ist, bleibt einer weiteren Untersuchung Vorbehalten, jedoch wird es, um der eingangs erw\u00e4hnten Frage n\u00e4her zu treten, notwendig sein, zu untersuchen, ob aus Hu-minsubstanzen nicht auch anderweitige Abbauprodukte erh\u00e4ltlich sind.","page":394}],"identifier":"lit19120","issued":"1910","language":"de","pages":"390-394","startpages":"390","title":"\u00dcber das Verhalten des Humins zu Bromlauge","type":"Journal Article","volume":"69"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:51:32.060731+00:00"}