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{"created":"2022-01-31T14:10:14.594611+00:00","id":"lit19125","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Sobolewa, W.","role":"author"},{"name":"J. Zaleski","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 69: 441-451","fulltext":[{"file":"p0441.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die quantitative Bestimmung des Acetaldehyds mittels Pyrrol und die Anwendung dieser Methode auf die Bestimmung\nder Milchs\u00e4ure.\nVon\nW. Sobolewa und J. Zaleski.\nMit ci-ner Abbildung im Text.\n4\n(Aus dem chemischen Laboratorium des medizinischen Institutes f\u00fcr Frauen\nin St. Petersburg.\u00bb\n(Der Redaktion zugegangen am 7. Oktober t'Jto.)\nWie bekannt bilden die Aldehyde mit dem Pyrrol bei Gegenwart von S\u00e4uren oder Salzen, die dabei als Kontakt -Substanzen auftreten, amorphe farbige Kondensationsprodukte; da diese K\u00f6rper in keinem bekannten L\u00f6sungsmittel l\u00f6slich sind, so sind sie hierzu noch wenig erforscht.1) Die Leichtigkeit, mit welcher diese Kondensationsprodukte entstehen, hat Ihl2) bewogen, sie als qualitatives Reagens auf Aldehyde vorzuschlagen ; eine mit Salzs\u00e4ure leicht anges\u00e4uerte alkoholische Pvroll\u00f6sung wird durch Aldehyd intensiv rot gef\u00e4rbt. Diese F\u00e4rbung tritt nur bei st\u00e4rkeren Aldehydl\u00f6sungen (nicht unter 0,l\u00b0/o) auf, schw\u00e4chere geben eine wei\u00dfliche Tr\u00fcbung, die sich nur langsam f\u00e4rbt und sp\u00e4ter sich als amorpher Niederschlag am Boden des Gef\u00e4\u00dfes sammelt. Fm diese f\u00fcr Aldehyde charakteristische Tr\u00fcbung zu erzeugen, empfiehlt es sich, statt alkoholischer schwache (ca. 0;2\u00b0/o) w\u00e4sserige Pyroll\u00fcsungen\n*) Aus den zahlreichen Mitteilungen \u00fcber diese K\u00f6rper erw\u00e4hnen wir: Pictet, Ber., Bd. XXVIII, S. 1905; Feist, Ber., Bd. XXXV, 1617. Baekeland, Chem. Zeit. (1909). S. 817 u. ff., hat analoge, aus Aldehyden und Phenolen entstehende K\u00f6rper untersucht und auf ihre gro\u00dfe praktische Bedeutung hingewiesen.\n*) Anton Ihl, Chem. Zeit. (1890), S. 1571. Siehe auch Hans Meyer, Analyse und Konst, org. Verb., 2. Aull. S. 068.\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. LX1X.\n20","page":441},{"file":"p0442.txt","language":"de","ocr_de":"W. Sobolewa und J. Zaleski,\n442 -fr\nzu benutzen. Die Versuchsl\u00f6sung wird mit Salzs\u00e4ure anges\u00e4uert, w\u00e4sserige Pyrroll\u00fcsung, aber nicht im \u00dcberschu\u00df, zugesetzt, das (jemisch auf dem Wasserbade ein wenig erw\u00e4rmt und darauf sich selbst \u00fcberlassen. Nach einiger Zeit tr\u00fcbt sich die L\u00f6sung, falls ein Aldehyd zugegen war; es gelingt auf djesem Wege, noch 0,2\u20140,3 mg Acetaldehyd oder Formaldehyd nachzuweisen. F\u00fcr die h\u00f6heren und die aromatischen Aldehyde ist diese Reaktion weniger empfindlich; dieselbe Reaktion geben auch Ketone, Aceton z. B. recht scharf. Anwesenheit von Hydroxylgruppen in den untersuchten Aldehyden und Ketonen dr\u00fcckt die Empfindlichkeit soweit, da\u00df in diesem Falle Pyrrol nicht mehr als Reagens zu benutzen ist.\nBeim Studium der Bedingungen, unter denen sich in Aldehydl\u00f6sungen die wei\u00dfliche Tr\u00fcbung resp. die milchige Opa-Iescenz bildet, sind von uns Umst\u00e4nde bemerkt worden, auf denen eine quantitative Bestimmungsmethode f\u00fcr Aldehyde aufgebaut werden konnte. Werden n\u00e4mlich zu einem bestimmten Volumen der mit einer gewissen Menge HCl versetzten w\u00e4sserigen Pyrroll\u00fcsung Aldehydl\u00f6sungen verschiedener Konzentration hinzugegossen, so wird das Auftreten der Tr\u00fcbung nur nach Zusatz einer bestimmten Aldehydmenge beobachtet, d. h. das Volumen der zugesetzten L\u00f6sung ist ihrer Konzentration umgekehrt proportional. (Wir haben haupts\u00e4chlich das Verhalten des Acetaldehydes zur Pyrrolprobe untersucht ; im folgenden ist immer, wenn schlechthin von Aldehyd die Rede ist, das Acetaldehyd gemeint.) Bei einer solchen Titration bis zu entstehender milchiger Tr\u00fcbung werden aber nicht \u00fcbereinstimmende Resultate erhalten: die Zahlen schwanken in weiten Grenzen (ca. 20\u00b0/o). Die Tr\u00fcbung tritt n\u00e4mlich nicht sofort nach Zugabe eines gen\u00fcgenden Quantums an Aldehyd ein, sondern erst sp\u00e4ter, soda\u00df im allgemeinen die Titrationsgeschwindigkeit das Endresultat wesentlich beeinflu\u00dft. Befriedigerende Resultate wurden erhalten, wenn mehrere (3\u20145) Proben parallel bohandelt wurden, von denen jede genau gemessen dieselbe Menge der Pyrroll\u00fcsung und S\u00e4ure enthielt, die jedoch mit verschiedenen, stufenweise ansteigenden, Mengen der Aldehydl\u00f6sung versetzt wurden; waren die Aldehydmengen ent-","page":442},{"file":"p0443.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die quantitative Bestimmung des Acetaldehyds usw. 443\nsprechend gew\u00e4hlt, so tr\u00fcbten sich nach einiger Zeit die Proben mit gr\u00f6\u00dferem Aldehydgehalt, w\u00e4hrend die anderen klar blieben; die kleinste Aldehydmenge, welche eine Tr\u00fcbung verursacht! dient als Ma\u00df f\u00fcr die Konzentrationsbestimmung von Alde-hydl\u00f6sungen.\nNach vielen Vorversuchen erwiesen sich f\u00fcr solche Bestimmungen folgende Bedingungen am zweckm\u00e4\u00dfigsten: das Volumen der Pyrroll\u00f6sung hat ca. 15 ccm zu betragen, 5\u201410 mg Pyrrol, sowie 1\u20142\u00b0/o freie S\u00e4ure zu enthalten; eine solche Probe tr\u00fcbt sich allm\u00e4hlich schon in dem Falle, wenn der \u00dcberschu\u00df des Aldehydes nur ca. 0,5 mg betr\u00e4gt.\nBei unseren Bestimmungen haben wir 2 L\u00f6sungen benutzt . a) 2 4*o/o Salzs\u00e4ure und b) eine w\u00e4sserige Pyrroll\u00f6sung, dargestellt durch direktes Eintr\u00e4gen (ohne Alkoholzusatz) von\n1\u20142 ccm reinem, k\u00e4uflichem Pyrrol (von Kahlbaum oder Merck) in 1 1 Wasser.\nBei Verwendung frisch rektifizierter Pr\u00e4parate trat die Tr\u00fcbung weniger scharf ein, als mit Pyrrol, das schon einige Zeit an der Luft gestanden und etwas gelblich geworden war, so da\u00df f\u00fcr unsere Zwecke letzteres vorzuziehen ist. Die w\u00e4sserige, durch Papier filtrierte Pyrroll\u00f6sung war vollkommen klar und hatte bei gr\u00f6\u00dferer Schichtdicke einen Stich ins Gelbe. Beide L\u00f6sungen wurden getrennt aufbewahrt und nur w\u00e4hrend der Versuche gemischt, da sich Pyrrol bei Gegenwart von S\u00e4uren schnell br\u00e4unt.\nDer zu den Versuchen benutzte Acetaldehyd (Kahlbaum, Siedep. 21\u00bb) wurde zweimal in sorgf\u00e4ltig getrockneten Gef\u00e4\u00dfen destilliert; w\u00e4hrend der Destillation stieg die Temperatur nicht \u00fcber 30\u00b0. Vom zweiten Destillat wurde etwas \u00fcber 1 g in einen gewogenen Kolben mit eingeschliffenem Glasstopfen gegeben, in dem sich eine gewogene Menge Wasser befand ; der Aldehydzusatz wurde durch eine neue W\u00e4gung bestimmt\u2019 und die Losung sodann bis zum Aldehydgehalt, 0,l\u00bb/o, verd\u00fcnnt. Obgleich die Aldehydkonzentration einer derart bereiteten L\u00f6sung nicht ganz genau ist, konnte die L\u00f6sung doch als Ur-l\u00f6sung zur Bereitung anderer verd\u00fcnnteren, die wir f\u00fcr verschiedene Vorversuche gebraucht haben, dienen.","page":443},{"file":"p0444.txt","language":"de","ocr_de":"W. Sobolewa und J. Zaleski,\n444\nBei den Bestimmungen wurden gro\u00dfe, etwa 50 ccm haltende Reagenzgl\u00e4ser benutzt ; in dieselben wurden aus B\u00fcretten gleiche Volumina der Pyrroll\u00f6sung und entsprechende Mengen Salzs\u00e4ure, jedoch verschiedene Mengen Aldehydl\u00f6sung gef\u00fcllt; die Menge der letzteren stieg von Probe zu Probe um dieselbe Gr\u00f6\u00dfe an. Die Reagenzgl\u00e4ser wurden mit Gummipfropfen geschlossen, stark durchgesch\u00fcttelt und stehen gelassen. Nach einer halben Stunde bietet das llerausfinden der Probe, die von der geringsten Menge Aldehyd getr\u00fcbt worden ist, schon keine Schwierigkeiten. Die Differenzen in den Mengen des zugegossenen Aldehyds k\u00f6nnen ca. \u00bb.'\u00abs\u20141/\u00bb3, im \u00e4u\u00dfersten Palle 1 i 4o des Volumens, das eine Tr\u00fcbung hervorruft, betragen. Werden die Differenzen kleiner gew\u00e4hlt, so kann die Bestimmung der ersten getr\u00fcbten Probe mit Schwierigkeiten verkn\u00fcpft sein; werden jedoch die angegebenen Grenzen eingehalten und die zugegebenen L\u00f6sungen m\u00f6glichst genau abgemessen, so f\u00e4llt es nie schwer, zu entscheiden, welche L\u00f6sungen tr\u00fcbe sind und welche nicht. Die getr\u00fcbten L\u00f6sungen erinnern an verd\u00fcnnte St\u00e4rkel\u00f6sungen mit gleichm\u00e4\u00dfig durch die ganze L\u00f6sung auftretender wei\u00dflicher Opalescenz und geben, vor einen dunkeln Schirm mit kleiner Licht\u00f6lfnung gebracht, ein deutlich wahrnehmbares Strahlenb\u00fcndel. Bei l\u00e4ngerem (mehrst\u00fcndigem) Stehen f\u00e4rben sich alle Proben gelb und scheiden darauf am Boden der Reagenzgl\u00e4ser geringe Niederschl\u00e4ge aus. Ps sei noch erw\u00e4hnt, da\u00df zum Abf\u00fcllen der Aldehvd-l\u00f6sung B\u00fcretten dienten, die, je nach der Konzentration der L\u00f6sungen, in 0,1 oder 0,05 ccm geteilt waren.\nIm folgenden geben wir die Ergebnisse zweier unserer Versuchsreihen.\nI. Die Pyrrolprobe bestand aus 5 ccm 0,l\u00b0/oiger Pyrroll\u00f6sung 10 ccm 2,2'Voiger HCl. Spalte 1 enth\u00e4lt die Prozentgehalte der untersuchten Aldehydl\u00f6sungen, 2 und 3 die Anzahl der Kubikzentimeter dieser L\u00f6sung, die eine (2) und die keine (3) Tr\u00fcbung der Pyrrolprobe verursachten, 4 in Milligrammen die Aldehydmenge, welche der geringsten beobachteten Tr\u00fcbung entsprach, die sogenannte Aldehydkonstante, 5 die Abweichungen der einzelnen Aldehydkonstanten vom Mittel.","page":444},{"file":"p0445.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die quantitative Bestimmung des Acetaldehyds usw.\n\n1\t2\t3\t4\t- \u00bb\n0,035\t1,25\t1,2\t0,438\t- 13\n0,03\t1,5\t1.45\t0.450\t\u2022\n0,025\t1.8\t1,75\t0,450\t- i\n0,024\t1,85\t1,8\t0,444\t- \u2014\ti\n0,023\t1,95\t1,9\t0,449\t'\t 0\n0,022\t2,05\t2,0\t0,451\t1 0\n0,021\t2,2\t2.1\t0,402\t4- it\n0,02\t2,3\t2,2\t0,460\t-f 9\n0,015\t2,9\t2.8\t0,435\t- 16\n0,012\t3,9\t3,8\t0,468\ti 4 17\n\t\tMittel .\t. . 0,451\t1\nAus diesen Daten berechnet sich der mittlere Fehler der Einzelbestimmung der Aldehydkonstante zu 0,0104 mg, also in Prozenten, bezogen auf die anwesende Aldehydmenge, zu 2,3\u00b0/o und der wahrscheinliche Fehler zu l,6\u00b0/o.\nII. Die Pvrrolprobe bestand aus 5 ccm 0,2\u00b0/oiger Pyrrol-l\u00f6sung -j- 10 ccm 2,2\u00b0/o iger HCl.\n1\t2\t3\t4\t\u2022r)\n0.035\t1.8\t1.7\t0,630\t- \u00ab\n0,03\t2.1\t2.0\t0.630\t6\n0.027\t2.3\t2.2\t0,621\tr-- 15\n0,025\t2.5\t2.4\t0,625\t11\n0,022\t2.9\t2.8\t0,638\trf 2\n0,02\t3,2\t3.1 \u2022\t0,640\t4- 4\n0,019\t3.4\t*\u25a0\u00bb\t0,646\t-f lo\n0.018\t3,6\t3,5\t0,648\t4- 12\n0,015\t4,3\t4,2\t0,645\t4- \u00bb\nl\t\tMittel .\t. . 0,636\t\nIn dieser Reihe betr\u00e4gt der mittlere Fehler, mit dem \u00bb1er Einzelwert der Aldehydkonstante behaftet ist, 0,0098 mg, also bezogen auf die bestimmte Aldehydmenge l,5\u00b0/o, und der wahrscheinliche Fehler 1,0\u00b0'<>.","page":445},{"file":"p0446.txt","language":"de","ocr_de":"Somit ist die Aldehydmenge, die in den benutzten Pyrrol-proben eine Tr\u00fcbung hervorruft, in einem gewissen Konzentrationsintervall, zwischen 0,035\u20140,015 \u00b0/o, eine konstante Gr\u00f6\u00dfe, die sogenannte Aldehydkonstante. Eine jede Aldehydl\u00f6sung kann auf dieses Konzentrationsintervall gebracht werden: st\u00e4rkere L\u00f6sungen einfach durch entsprechendes Verd\u00fcnnen mit Wasser, schw\u00e4chere durch Mischung mit st\u00e4rkeren L\u00f6sungen, deren Verh\u00e4ltnis zur Pyrrolprobe zuvor bestimmt ist. Wir k\u00f6nnen also ganz allgemein aus unseren Versuchen folgern, da\u00df man bei Anwendung der Pyrrolprobe kolorimetrisch-quantitativ den Aeetaldehydgehalt bestimmen kann, wobei der mittlere Fehler der Einzelbestimmung etwa 2\u00b0/o der Aldehydmenge betr\u00e4gt.\nIn den F\u00e4llen, wo die Konzentration des zu bestimmenden Aldehydes nicht einmal angen\u00e4hert bekannt ist, mu\u00df der erste Versuch \u00fcber einen weiten Konzentrationsbereich ausgedehnt werden ; die zugef\u00fcgten Aldehydmengen sind in gro\u00dfen Intervallen abzustufen und nur danach kann zur genauen Bestimmung geschritten werden. In diesem Falle bietet auch eine beschleunigte Titration gewisse Vorteile: die Pyrrolprobe wird erw\u00e4rmt und unter st\u00e4ndigem Durchsch\u00fctteln tropfenweise der untersuchte Aldehyd bis zur beginnenden Tr\u00fcbung hinzugef\u00fcgt ; bei dieser Titration wird die Aldehydmenge gew\u00f6hnlich um 3(l\u2014400/\u00ab h\u00f6her gefunden, als bei halbst\u00fcndigem Stehen der Probe, jedoch erh\u00e4lt man dabei relativ schnell den gew\u00fcnschten Aufschlu\u00df \u00fcber die angen\u00e4herte Aldehydkonzentration.\nDie oben empfohlenen Volumina und Konzentrationen sind experimentell als die vorteilhaftesten festgestellt. Betr\u00e4gt das Volumen der Probe weniger als 15 ccm, so ist die Tr\u00fcbung schwerer wahrzunehmen : gr\u00f6\u00dfere Volumina sind auch unbequem, da das Herstellen der Proben mit gr\u00f6\u00dferen technischen Schwierigkeiten verkn\u00fcpft ist. Proportional dem Volumen der Pyrrolprobe \u00e4ndert sich auch das zum Eintreten der Tr\u00fcbung erforderliche Volumen der Aldehydl\u00f6sung. St\u00e4rkere Salzs\u00e4ure und h\u00f6here Pyrrolkonzentrationen sind von einem Gelbwerden der Proben begleitet, die geringe Tr\u00fcbungen nicht so scharf erkennen l\u00e4\u00dft. Mit der Erh\u00f6hung der S\u00e4ure- bezw. Pyrrolkonzentrationen w\u00e4chst, ceteris paribus, die Aldehydkonstante.","page":446},{"file":"p0447.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die quantitative Bestimmung des Acetaldehyds usw. 447\nEine Temperaturerh\u00f6hung, etwa durch kurzes Erw\u00e4rmen der Proben auf dem Wasserbade, beschleunigt im allgemeinen die Tr\u00fcbung, bietet aber keine Vorteile, da gleichzeitig das Auftreten st\u00f6render gelber Farbt\u00f6ne beschleunigt wird.\nDie Aldehydkonstante einer L\u00f6sung \u00e4ndert sich im Laufe der Zeit nur wenig; nach einem Monate wurde z. B. ein Anstieg von 0,62 auf 0,64 beobachtet. \u00dcberhaupt schwankte die Aldehydkonstante einer Probe aus 5 ccm 0,2\u00b0/oiger Pyrrol-l\u00f6sung -f- 10 ccm 2,2 \u00b0/o HCl bei Benutzung verschiedener Pyrrol-pr\u00e4parate zwischen den Grenzwerten 0,60 und 0,65. Bei Gegenwart von Alkohol ist das Auftreten der Tr\u00fcbung weniger scharf lestzustellen ; dabei w\u00e4chst die Aldehydkonstante, so f\u00fcr L\u00f6sungen mit 40\u00b0/o Alkohol von 0,62 auf 0,78. Anwesenheit mineralischer Salze ist von geringem Einflu\u00df und \u00e4u\u00dfert sich im allgemeinen in einer Verminderung der Konstante: beim Hinzuf\u00fcgen von 16,5 g NH4C1 z. B. fiel die Konstante von 0,60 auf 0,575.\nAlle unsere Ausf\u00fchrungen und Angaben beziehen sich auf Aldehydl\u00f6sungen, erhalten durch L\u00f6sen einer genau gewogenen Menge zweimal destillierten Aldehyds in Wasser. Es unterliegt jedoch keinem Zweifel, da\u00df ein solches Produkt nicht als chemisch reiner K\u00f6rper anzusehen ist, schon deshalb, weil er hygroskopisch ist und in w\u00e4sserigen L\u00f6sungen leicht oxydierbar.1) Es ist daher notwendig, in der benutzten Erl\u00f6sung genau den Aldehydgehalt zu bestimmen und daraus den genauen Wert der Aldehydkonstante zu berechnen.\nZu diesem Zwecke wurden Aldehydl\u00f6sungen, deren Verh\u00e4ltnis zur benutzten Pyrroll\u00f6sung genau bestimmt war, mit knapp bemessenen Mengen titrierter K2Cr207-L\u00f6sung oxydiert,* *) die zur vollen Oxydation des gesamten in der L\u00f6sung befindlichen Aldehyds nicht hinreichten; nach dem vollst\u00e4ndigen Verbrauch der Chroms\u00e4ure das nachgebliebene Aldehyd abdestilliert und endlich das Verh\u00e4ltnis des Destillates zur Pyrrol-\n*) Cf. die Abhandlung von Ripper, Monatshefte f. Chem., Bd. XXI, S. 1079.\n*) Vgl. die Arbeiten von R. Bourcart, Zeitschrift f. anal. Chem., Bd. XXIX, S. 608.","page":447},{"file":"p0448.txt","language":"de","ocr_de":"W. Sobolewa und J. Z\u00ee^leski\nprobe bestimmt. Die hierbei erhaltenen Daten gen\u00fcgen zur Berechnung des genauen Wertes der Aldehydkonstante A. Ein Deispiel diene zur Erl\u00e4uterung des Ganges solcher Bestimmungen.\nVon zweimal \u00fcberdestilliertem Acetaldehyd wurden 4,717 g abgewogen und mit Wasser bis auf 11 verd\u00fcnnt; 50 ccm dieser L\u00f6sung wurden wiederum durch Wasserzusatz auf 11 gebracht. Bei Bestimmung des Verh\u00e4ltnisses letzterer L\u00f6sung zur Pyrrol-probe (5 ccm 0,2 \u00b0/o Pyrrol -f- 10 ccm 2,2 \u00b0/o HCl) wurde die\nd\tund 120 ccm K2Cr207-\nL\u00f6sung getan, die im Liter 3,874 g Salz enthielt; durch diese Mengen Kalibichro-\nlr c\nmat werden 138,7 bezw. 173,4 bezw. 208,1 mg Acetaldehyd reduziert. Darauf wurden die K\u00f6lbchen mit Kautschukpfropfen fest verschlossen und bei gew\u00f6hnlicher Temperatur 24 Stunden sich selbst \u00fcberlassen. In dieser Zeit war die gesamte Chroms\u00e4ure reduziert: es wurde \u00fcbrigens gefunden, da\u00df bei Anwesenheit \u00fcbersch\u00fcssiger Chroms\u00e4ure sogar nach 3 X 24 Stunden nicht alle Chroms\u00e4ure reduziert war, obgleich die L\u00f6sung noch geringe Mengen Aldehyd enthielt. Das unzersetzte Aldehyd wird durch einen Luftstrom aus seiner kochenden L\u00f6sung verdr\u00e4ngt: hierzu wurde eine auf der Zeichnung schematisch dargestellte Anordnung benutzt. M \u2014 ist die mit der Aldehydl\u00f6sung beschickte Kochflasche ; a, b, c \u2014 in Eiswasser getauchte Vorlagen : d \u2014 ein Fl\u00e4schchen mit anges\u00e4uerter Pyrroll\u00f6sung","page":448},{"file":"p0449.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die quantitative Bestimmung des Acetaldehyds usw. 449\nzur Pr\u00fcfung, ob durch den Luftstrom Aldehyd aus den Vorlagen mit gerissen wird.\nDurch Kontrollversuche konnten bei solcher Destillation keine Aldehydverluste nachgewiesen werden; gew\u00f6hnlich gen\u00fcgten 10 Minuten (vom Beginn des Siedens), um allen Aldehyd aus dem K\u00f6lbchen zu entfernen. Bei geringen Aldehydmengen wird die Vorlage a zweckm\u00e4\u00dfig ausgeschaltet. Nach beendigter Destillation werden aus allen Vorlagen die Destillate zusammengegossen, das Gesamtvolumen der Fl\u00fcssigkeit, resp. ihr Gesamtgewicht bestimmt und das Verh\u00e4ltnis zur Pyrrolprobe ermittelt. In den erw\u00e4hnten Versuchen haben wir gefunden: in Portion I 450 ccm Fl\u00fcssigkeit, von denen 3,2 ccm mit der Pyrrolprobe die Tr\u00fcbungsreaktion gaben ; in Portion 11 242 ccm und 2,8 ccm, in III 140 ccm und 5,4 ccm. Aus Gleichungen\nvon der Form A \u2014 A = 138,7 usw. berechnen sich\n^2,/\u00f6\t<1,6\nf\u00fcr die Aldehydkonstante A die Werte 0,622; 0,626; 0,616. Die gute \u00dcbereinstimmung dieser Zahlen spricht zugunsten der angewandten Methode. Setzt man A gleich dem arithmetischen Mittel, also = 0,621, so ergibt sich die im Liter L\u00f6sung befindliche Aldehydmenge zu 4,516 g statt der eingewogenon Menge. 4,717 g, oder zu 95,8 \u00b0/o der Einwage.1)\nNat\u00fcrlich liegt bei Bestimmung der Aldehydkonstante durch titrierte Chroms\u00e4urel\u00f6sung kein Grund vor, zweimal destillierten und darauf genau eingewogenen Aldehyd zu benutzen; man kann von beliebigen L\u00f6sungen ausgehen, denen man durch entsprechende Verd\u00fcnnung die gew\u00fcnschte Konzentration gibt. Wie oben erw\u00e4hnt, bleibt die Aldehydkonstante einer Pvrrol-l\u00f6sung l\u00e4ngere Zeit unver\u00e4ndert: zweiw\u00f6chentliche Kontrollpr\u00fcfungen gen\u00fcgen daher vollkommen.\nDa alle Aldehyde und Ketone mit Pyrrol eine Tr\u00fcbung geben, so kann das dargelegte Bestimmungsprinzip auf beliebige Aldehyde und Ketone Anwendung finden. Tats\u00e4chlich f\u00fchrten Versuche mit Formaldehyd zu Resultaten, die den an Acetaldehyd erhaltenen Resultaten vollkommen entsprachen. Die\n\u2019) Diese Differenz ist geringer als diejenigen, die Hipper (I. e i mittels seiner Bisulfitmethode findet.","page":449},{"file":"p0450.txt","language":"de","ocr_de":"450\nW. Sobolewa und J. Zaleski,\nAldehydkonstante wurde f\u00fcr eine Probe aus 5 ccm 0,2 \u00b0/o Pyrrol + 10ccm 2,2\u00b0/o FICI zu 0,482 mg gefunden; der mittlere Fehler der Einzelbestimmung betrug 1,8 \u00b0/o der bestimmten Formaldehydmenge. Da jedoch genaue und verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig einfache Bestimmungsmethoden1) f\u00fcr Formaldehyd bekannt sind, so hat die kolorimetrische Pyrrolmethode in diesem Falle keine praktische Bedeutung.\nDie h\u00f6heren Aldehyde der Fettreihe, sowie die aromatischen Aldehyde sind in Wasser so wenig l\u00f6slich, da\u00df man mit L\u00f6sungen arbeiten mu\u00df, die geringere oder gr\u00f6\u00dfere Mengen Alkohol enthalten; wie jedoch oben erw\u00e4hnt wurde, tritt bei Gegenwart von Alkohol die Tr\u00fcbung nicht so scharf ein und daher wird die Bestimmung weniger genau.\nZum Schlu\u00df noch einige Worte \u00fcber die Bestimmung der Milchs\u00e4ure.\nDer eine von uns (S.) hat bei seinen Versuchen sich der Methode von Jerusalem8) bedient: die Milchs\u00e4ure wird durch KMn0.4 oxydiert, der entstehende Acetaldehyd schnell abdestilliert, mit \u00fcbersch\u00fcssiger titrierter Jodl\u00f6sung behandelt, endlich mit thioschwefelsaurem Natrium zur\u00fccktitriert; dabei wird vorausgesetzt, da\u00df 1 Molek\u00fcl Acetaldehyd 1 Molek\u00fcl Jodoform gibt (a. a. 0. S. 370). Unsere Versuche haben gezeigt, da\u00df bei dieser Titration das Endergebnis in hohem Ma\u00dfe von der Aldehydkonzentration abh\u00e4ngt, soda\u00df die erhaltenen Zahlen nicht genau sind. Wir haben daher bei Bestimmung des Aldehyds im Destillat die Pyrrolmethode benutzt. Gewogene Mengen von getrocknetem Zinklactat wurden mit einer schwachen H2S04-L\u00f6sung versetzt und ins K\u00f6lbchen M gebracht; durch rdas siedende Reaktionsgemisch wurde ein recht starker Luftstrom geleitet und zugleich mittels eines (auf der Zeichnung weggelassenen) Tropftrichters in die Kochflasche solange eine schwache, ca. 1 \u00bbo-n-Permanganatl\u00f6sung getr\u00e4ufelt, bis eine\n\u2019) Siehe K. W\u00e4llnilz, Zeitschr. f. anal. Chem., Bd. XLIII, S. 710.\n*) Biochem. Zeitschr., Bd.^ XII, S. 361. Vgl. Kritik und \u00c4nderung dieser Methode D. v. F\u00fcrth, ibidem, Bd. XXIV, S. 266 und Bd. XXVI. S. 190. Die letzte Abhandlung ist nach Beendigung unserer Experimente erschienen.","page":450},{"file":"p0451.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die quantitative Bestimmung des Acetaldehyds usw. 451\nbleibende F\u00e4rbung eintrat. Versuche, die wir mit unseren Vor-lagegef\u00e4\u00dfen und dem von Jerusalem vorgeschlagenen Apparate angestellt haben, ergaben jedoch insofern unbefriedigende Resultate, als die gefundenen Aldehydmengen etwa 88\u00b0'o (max. 92\u00b0/o, min. 80\u00b0/n) der theoretisch berechneten Menge betrugen. Wir erkl\u00e4ren dieses durch eine stattfindende Oxydierung des Aldehydes, gest\u00fctzt wird diese Annahme durch einige unserer Beobachtungen: wurde zu einem bestimmten Quantum Aldehyd w\u00e4hrend seiner Destillation Permanganat gegeben, so fanden wir in den Vorlageflaschen nie alles angewandte Aldehyd, sondern immer weniger. Trotzdem sind wir der Meinung, da\u00df die Je rusai emsche Methode mit abge\u00e4nderter, nach unserem Vorschl\u00e4ge, Bestimmung des Aldehyds, obwohl man damit zu niedrige Werte erh\u00e4lt, Anwendung finden kann;, sie ist verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig in kurzer Zeit ausf\u00fchrbar und bietet keine gro\u00dfen Schwierigkeiten: zugleich aber sind alle anderen pr\u00e4zisen Methoden der Milchs\u00e4urebestimmung mit ziemlich bedeutenden Fehlern verkn\u00fcpft.\nSt. Petersburg, im September 1910.\n4","page":451}],"identifier":"lit19125","issued":"1910","language":"de","pages":"441-451","startpages":"441","title":"\u00dcber die quantitative Bestimmung des Acetaldehyds mittels Pyrrol und die Anwendung dieser Methode auf die Bestimmung der Milchs\u00e4ure","type":"Journal Article","volume":"69"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:10:14.594616+00:00"}